Graf István Burián, ein ungarischer Diplomat und gemeinsamer ...

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Tamás Goreczky: Graf István Burián, ein ungarischer Diplomat und gemeinsamer Minister im Dienste der Österreichisch–Ungarischen Monarchie mit Fürst Ferdinand als auch mit dem Ministerpräsidenten Stambolow gute Beziehung. Er war vertrauter Berater der beiden, so neben der europäischen außenpolitischen Lage tat auch Buriáns Tätigkeit dazu, dass die Monarchie das Fürstentum Bulgarien unter seinen Einfluss ziehen konnte, das von der Pforte nur noch nominell abhängig war. Wie früher in Moskau, jetzt hier so in Sofia erfüllte er in jeder Hinsicht die in ihn gesetzten Hoffnungen. 46 Damit in diesem außerordentlich wichtigen balkanischen Land wieder ein endgültig ernannter Diplomat die Monarchie vertritt, bat der Außenminister Kálnoky um die Ernennung Buriáns zum Generalkonsul der II. Abteilung. Der Minister äußerte sich in seiner Unterbreitung vom 2. Mai 1887, dass er der einzige von den Konsularbeamten sei, der dieser Funktion angemessen ist, weil „indem ihm an politischem Blicke und Temperament, an glücklicher Kenntnis der bulgarischen Zustände, sowie in Bezug auf Umgangsformen und äußerer Haltung kein Beamter der Consularbranche gleichkommt”. 47 Nebenbei war er der einzige Beamte, der im Gefolge seiner früheren Angestelltheit in Sofia und Moskau auch die Sprache perfekt beherrschte, was nach Kálnoky – „wesentlich zur zufriedenstellenden Erledigung der Geschäfte beitrüge”. 48 Zum Schluss schlug Kálnoky vor, Burián sollte mit einem zum bulgarischen Außenminister geltenden Akkreditiv versehen werden, das seine Position sichert. Franz Joseph genehmigte die Unterbreitung am 4. Mai 1887, so wurde Stefan Burián, der mit dem Titel und Charakter Generalkonsul beamtet war, zum Wirklichen Generalkonsul der II. Abteilung ernannt und wurde mit den Aufgaben eines diplomatischen Geschäftsträgers und eines Generalkonsuls der I. Abteilung beauftragt. Sein Gehalt erhöhte sich auf 3.000 Forint mit einer Zulage von 12.000 Forint. 49 Die Überreichung des Akkreditivs kam am 23. Mai 1887 an die Reihe. 50 Ein Jahre später wurde er mit dem Komturkreuz des Franz‐Joseph‐Ordens ausgezeichnet. In seiner Unterbreitung vom 30. April schrieb Graf Kálnoky: „Es wäre mir schwer, eine Persönlichkeit zu nenne, deren dienstliche Antezedenzen in jeder Hinsicht so ehrenvoll sind, wie jene Herr v. Buriáns, der schon zu Beginn seiner Dienstlaufbahn als subalterner Beamter allenthalben, wo er verwendet war, durch seine tadellose äußere Haltung und nicht gewöhnliche Befähigung die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken wusste und seither den Erwartungen, die man an seine Anlagen zu knüpfen berechtigt war, auch in höheren Stellungen vollends entsprechen hat. Burián ist eben ein Mann geläuterten Auffassungen, dessen ganzes Streben dem Allerhöchsten Dienste gewidmet ist, mit dessen Zielen er sich ganz identifiziert, und diese Eigenschaften, von einem gediegenen, in sich abgeschlossenen Charakter, sowie einem natürlichen Taktgefühl unterstützt, verleihen ihm eine gewisse Superiorität, welche ihn für eine politische Wirksamkeit 46 KRAMER, Hans: Rüdiger Freiherr von Biegeleben. Ein österreichisches Diplomatenleben. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Bd. 63, (1955) 3‐4. Graz‐Köln, 1955. 601. 47 Vortrag von Kálnoky, 2. 5. 1887. HHStA, AR, F4, Kart. 44, Burián. 48 Ebd. 49 Ebd. 50 Burián an das Ministerium, Telegramm, 23. 5. 1887. HHStA, AR, F4, Kart. 44, Burián. 346

ÖT KONTINENS, az Új‐ és Jelenkori Egyetemes Történeti Tanszék közleményei, N o 2010, ELTE, BUDAPEST, 2011. vorzüglich qualifiziert. In der Tat hat Herr v. Burián, wie Eurer Majestät bekannt, als Leiter des General‐Consulats in Moskau, wo er sich hauptsächlich mit Fragen politischer Natur zu beschaffen hatte, auf dem Gebiete der politischen Berichterstattung Vorzügliches geleistet und rechtfertigt den Ruf, den er sich in diesem Wirkungskreise zu begründen wusste auch in Sofia, wo er vor nahezu 2 Jahren zur Leitung der Geschäfte unter schwierigen Conjunkturen dahin entsendet, mit Umsicht und Sachkenntnis wirkt, eine Achtung gebietende Stellung einnimmt und dadurch auch für die Folge die beste Gewähr für die allseits entsprechenden Handhabung des Dienstes darbietet”. 51 Da Burián noch keine Auszeichnung besitzt, bat er um das Komturkreuz des Franz‐Joseph‐Ordens für ihn, beschließt seine Unterbreitung Kálnoky. Worin sich die Verdienste Stefan Buriáns in Bulgarien versteckten, davon bekommen wir ein Bild von einer anderen Unterbreitung des Grafen Kálnoky vom 18. Juni 1889, in der ihn der Außenminister zu einer neueren Beförderung unterbreitete. Nach Kálnoky erfüllte Burián in diesem schwierigen Sofiaer Standort die in ihn gesetzten Hoffnungen in vollem Maße. Die Besonderheiten, die für die politischen Verhältnisse in Bulgarien charakteristisch sind, bewirkten, dass „unser Repräsentant in Sofia sich im Laufe der letzten Jahre mitunter Verhältnissen gegenübergestellt sah, welche von denselben einen nicht gewöhnlichen Grad von Klugheit und Geistesgegenwart, sowie überhaupt alle jene intellektuellen Charakter‐Eigenschaften forderte, welche das Criterium eines tüchtigen politischen Agenten bilden. Burián hat sich in dieser schwierigen Situation den Aufgaben seiner Stellung vollkommen gewachsen gezeigt, das Ansehen und den Einfluß unserer Monarchie in Bulgarien aufrecht zu erhalten und zu befestigen, sich selbst aber durch das Gewicht seiner Persönlichkeit eine Position zu sichern gewußt, welche unseren dortlands sich concentrierenden weitverzweigten Interessen wesentlich zu statten kommt. Seiner umsichtigen Amtsführung ist es weiter zu verdanken, daß unsere Vertretungsbehörde in der bulgarischen Hauptstadt auch auf dem Gebiete der laufenden consularischen Geschäftsgebahrung eine sehr ersprießliche Tätigkeit entwickelt, welche umsomehr Lob und Anerkennung verdient, als der sehr umfangreiche Dienstbetrieb vom Gesichtspunkte der Controlle Invigilierung an die Tatkraft des Amtsvorstandes nicht geringe Anforderungen stellt”. 52 Anhand dieser Begründungen bat Kálnoky um die Beförderung Buriáns zum Generalkonsul der I. Abteilung, was vom Herrscher am 20. Juni 1889 genehmigt wurde. Buriáns Gehalt erhöhte sich damit auf 5.000 Forint, zu der sich eine Lokalzulage von 12.000 Forint und eine Ergänzungszulage von 2.000 Forint gesellten, um die Miete des Konsulatsgebäudes partiell zu finanzieren. 53 Burián heiratete mit 40, am 30. Juni 1891 in Wien die Tochter des Barons Géza Fejérváry, Feldzeugmeister und Charlotte Biedermann, Olga, wer 16 Jahre jünger war als er. 54 Diese Heirat „über seinen Stand” gab einen neuen Schwung für seine 51 Vortrag von Kálnoky, 30. 4. 1888. HHStA, AR, F4, Kart. 44, Burián. 52 Vortrag von Kálnoky, 18. 6. 1889. HHStA, AR, F4, Kart. 44, Burián. 53 Ebd. 54 Kanzleiabschrift des Antrages an das Ministerium vom 7. 6. 1891. HHStA, AR, F4, Kart. 44, Burián. 347

Tamás Goreczky: <strong>Graf</strong> <strong>István</strong> <strong>Burián</strong>, <strong>ein</strong> <strong>ungarischer</strong> <strong>Diplomat</strong> <strong>und</strong> gem<strong>ein</strong>samer Minister im Dienste der<br />

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Damit in diesem außerordentlich wichtigen balkanischen Land wieder <strong>ein</strong><br />

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bulgarischen Zustände, sowie in Bezug auf Umgangsformen <strong>und</strong> äußerer Haltung<br />

k<strong>ein</strong> Beamter der Consularbranche gleichkommt”. 47 Nebenbei war er der <strong>ein</strong>zige<br />

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die Sprache perfekt beherrschte, was nach Kálnoky – „wesentlich zur<br />

zufriedenstellenden Erledigung der Geschäfte beitrüge”. 48<br />

Zum Schluss schlug Kálnoky vor, <strong>Burián</strong> sollte mit <strong>ein</strong>em zum bulgarischen<br />

Außenminister geltenden Akkreditiv versehen werden, das s<strong>ein</strong>e Position sichert.<br />

Franz Joseph genehmigte die Unterbreitung am 4. Mai 1887, so wurde Stefan<br />

<strong>Burián</strong>, der mit dem Titel <strong>und</strong> Charakter Generalkonsul beamtet war, zum<br />

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<strong>ein</strong>es diplomatischen Geschäftsträgers <strong>und</strong> <strong>ein</strong>es Generalkonsuls der I. Abteilung<br />

beauftragt. S<strong>ein</strong> Gehalt erhöhte sich auf 3.000 Forint mit <strong>ein</strong>er Zulage von 12.000<br />

Forint. 49 Die Überreichung des Akkreditivs kam am 23. Mai 1887 an die Reihe. 50<br />

Ein Jahre später wurde er mit dem Komturkreuz des Franz‐Joseph‐Ordens<br />

ausgezeichnet. In s<strong>ein</strong>er Unterbreitung vom 30. April schrieb <strong>Graf</strong> Kálnoky: „Es<br />

wäre mir schwer, <strong>ein</strong>e Persönlichkeit zu nenne, deren dienstliche Antezedenzen in<br />

jeder Hinsicht so ehrenvoll sind, wie jene Herr v. <strong>Burián</strong>s, der schon zu Beginn<br />

s<strong>ein</strong>er Dienstlaufbahn als subalterner Beamter allenthalben, wo er verwendet war,<br />

durch s<strong>ein</strong>e tadellose äußere Haltung <strong>und</strong> nicht gewöhnliche Befähigung die<br />

Aufmerksamkeit auf sich zu lenken wusste <strong>und</strong> seither den Erwartungen, die man<br />

an s<strong>ein</strong>e Anlagen zu knüpfen berechtigt war, auch in höheren Stellungen vollends<br />

entsprechen hat. <strong>Burián</strong> ist eben <strong>ein</strong> Mann geläuterten Auffassungen, dessen<br />

ganzes Streben dem Allerhöchsten Dienste gewidmet ist, mit dessen Zielen er sich<br />

ganz identifiziert, <strong>und</strong> diese Eigenschaften, von <strong>ein</strong>em gediegenen, in sich<br />

abgeschlossenen Charakter, sowie <strong>ein</strong>em natürlichen Taktgefühl unterstützt,<br />

verleihen ihm <strong>ein</strong>e gewisse Superiorität, welche ihn für <strong>ein</strong>e politische Wirksamkeit<br />

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KRAMER, Hans: Rüdiger Freiherr von Biegeleben. Ein österreichisches <strong>Diplomat</strong>enleben. Mitteilungen<br />

des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Bd. 63, (1955) 3‐4. Graz‐Köln, 1955. 601.<br />

47<br />

Vortrag von Kálnoky, 2. 5. 1887. HHStA, AR, F4, Kart. 44, <strong>Burián</strong>.<br />

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<strong>Burián</strong> an das Ministerium, Telegramm, 23. 5. 1887. HHStA, AR, F4, Kart. 44, <strong>Burián</strong>.<br />

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