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Magazin GARCON - Essen, Trinken, Lebensart Nr. 41

Berliner Gastgeberin des Jahres, erste Sardinenbar, Neue Restaurants, Sawade Schokolade, Wüsthof, Rational, Hofpfisterei, Frischdienst Berlin, Popcorn, Toller Hecht, Hechtgerichte, Terra Madre 2016

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GESCHMACKSSACHEN Der Hecht: Fisch des Jahres 2016<br />

Auch Uwe Hosang, Abteilungsleiter Fisch bei der Metro Cash & Carry<br />

in Friedrichshain, kennt die Abneigung vieler Gastronomen und<br />

Köche gegenüber dem Hecht. Zu viele Gräten, zu viel Arbeit.<br />

In einem der Becken neben Hosangs imposanter Fischtheke<br />

schwimmen zwei Exemplare des ungeliebten Hechtes. Kommentar<br />

des 29-jährigen Metro-Mannes: „Die werden garantiert alt hier.“<br />

Es ist der Zander, der dem Hecht im Regional-Ranking den Rang abgelaufen<br />

hat, obwohl dessen relativ geschmacksneutrales Fleisch<br />

dem kernig-aromatischen Hechtfleisch nicht das Wasser reichen<br />

kann. Aber: Der Zander hat eben nur wenige Gräten, die zudem<br />

selbst Hobbyköche mit ein paar Handgriffen entfernen können.<br />

Joachim Gerner, Küchenchef im Sternerestaurant Facil des Mandala-Hotels<br />

am Potsdamer Platz, teilt diese Einschätzung. Auch<br />

der 35-Jährige – Michael Kempf nennt ihn „einen absoluten Fischfachmann“<br />

– hält den Hecht für kulinarisch unterbewertet, ebenso<br />

wie den Karpfen übrigens.<br />

Birnbaums Hecht.<br />

„Der Hecht ist ein wunderbarer Fisch, wenn man mit ihm umgehen<br />

kann“, so Gerner. Der Mann aus dem oberösterreichischen Innviertel,<br />

der seine Berliner Karriere im längst verblichenen Gourmetrestaurant<br />

Quadriga begann und seit elf Jahren als „treuer Wegbegleiter“<br />

an der Seite von Michael Kempf im Facil am Herd steht, sieht<br />

die Sache „des Umgangs mit dem Hecht“ patriotisch: „Die meisten<br />

österreichischen Köche beherrschen den Y-Schnitt, mit dessen Hilfe<br />

man den Fisch von seinen Gräten befreit – und zwar völlig.“<br />

Es ist tatsächlich so: Filetiert ein Küchen-Meister aus dem Alpenland<br />

einen Hecht, müsste eigentlich immer der Kaiserwalzer gespielt<br />

werden (siehe auch Seite 77). Sieht man einem deutschen Koch bei<br />

der gleichen Arbeit zu, sollte es eher ein Trauermarsch sein.<br />

Die Hechte für das Facil kauft Gerner, ebenso wie andere Sterneköche<br />

auch, bei Fischzüchtern im oberbayerischen Epfenhausen.<br />

Der Name des Familienbetriebs: Birnbaum. Und so heißt es dann<br />

auch auf der Speisenkarte des Sternerestaurants schlicht: Birnbaums<br />

Hecht. Filets in Nussbutter gegart, dazu Brunnenkresse<br />

und Hechtsuppe, abgeschmeckt mit schwarzem Pfeffer und Kren.<br />

Übrigens: Sage und schreibe 25.100.000 Treffer meldet Google<br />

zum Stichwort Hecht, darunter immerhin 2.140 Rezepte. Ein besonders<br />

altes und einfaches fanden wir zudem in unserem Archiv.<br />

Es stammt aus den handschriftlichen Aufzeichnungen von Auguste<br />

Wilhelmine Friedérique Charlotte Fontane, Großmutter des<br />

Facil-Küchenchef Joachim Gerner.<br />

berühmten Brandenburg-Wanderers und Romanciers. Die Küchennotizen<br />

entstanden im Jahr 1795 und wurden 1904 unter dem Titel<br />

„Wie man in Berlin zur Zeit der Königin Luise kochte“ gedruckt.<br />

Vor allem gefiel uns jene knappe Bemerkung, die auch im Zeitalter<br />

hochgerüsteter Küchen keinen Deut an Aktualität verloren haben<br />

dürfte: „die qualité der Zuthathen, nicht quantité“.<br />

72 GARÇON

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