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90. Spengler Cup Davos - Jahrbuch 2016 (20-er Jahre)

Das 1. Jahrbuch liefert spannende Fakten und wissenswerte Stories zu den Anfangsjahren des Turniers. Wir lassen ehemalige Sieger und Grössen aus der Sport- und Medienwelt zu Wort kommen und geben einen etwas anderen Einblick in die diesjährigen Spengler Cup Teams und ihrer Herkunft.

Das 1. Jahrbuch liefert spannende Fakten und wissenswerte Stories zu den Anfangsjahren des Turniers. Wir lassen ehemalige Sieger und Grössen aus der Sport- und Medienwelt zu Wort kommen und geben einen etwas anderen Einblick in die diesjährigen Spengler Cup Teams und ihrer Herkunft.

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1923 – 1929: DIE FASZINATION DER ANFANGSJAHRE<br />

17<br />

: Von <strong>Davos</strong> in die Welt hinaus<br />

Im Januar 1924 wurde d<strong>er</strong> <strong>er</strong>ste <strong>Spengl<strong>er</strong></strong> <strong>Cup</strong> üb<strong>er</strong>geben. Spend<strong>er</strong> war Carl<br />

<strong>Spengl<strong>er</strong></strong>. Er hatte den Pokal gespendet, um nach den V<strong>er</strong>w<strong>er</strong>fungen des Ersten<br />

Weltkrieges eine friedensstiftende Idee für <strong>Davos</strong> zu realisi<strong>er</strong>en. Er wollte die<br />

Jugend d<strong>er</strong> durch den Ersten Weltkrieg v<strong>er</strong>feindeten Nationen mit sportlichen<br />

Kontakten wied<strong>er</strong> zusammenführen und gleichzeitig seinen eishockeybegeist<strong>er</strong>ten<br />

Sohn Alexand<strong>er</strong> Carl <strong>Spengl<strong>er</strong></strong> in <strong>Davos</strong> gesellschaftlich bess<strong>er</strong> v<strong>er</strong>ank<strong>er</strong>n.<br />

: D<strong>er</strong> 1923 von Carl <strong>Spengl<strong>er</strong></strong> gespendete Pokal.<br />

Alexand<strong>er</strong> Carl <strong>Spengl<strong>er</strong></strong> spielte in d<strong>er</strong><br />

<strong>er</strong>sten Mannschaft des Hockey Club<br />

<strong>Davos</strong>, die am <strong>er</strong>sten <strong>Spengl<strong>er</strong></strong> <strong>Cup</strong><br />

teilnahm. « Tuggi » war ein Lebemann<br />

und ein ebenso h<strong>er</strong>vorragend<strong>er</strong> wie im<br />

Team beliebt<strong>er</strong> Eishockey-Spiel<strong>er</strong>. Doch<br />

üb<strong>er</strong>all war <strong>er</strong> nicht beliebt. Den familiären<br />

Ansprüchen konnte <strong>er</strong> nur teilweise<br />

g<strong>er</strong>echt w<strong>er</strong>den, denn <strong>er</strong> hatte<br />

zum Leidwesen d<strong>er</strong> Familie wenig für<br />

Wissenschaft und gesellschaftliche<br />

Konventionen übrig. Zudem liessen ihn<br />

Teile d<strong>er</strong> Bevölk<strong>er</strong>ung den familiären<br />

Erfolg spüren, sodass es für ihn zunehmend<br />

eng wurde in <strong>Davos</strong>. Nebst<br />

d<strong>er</strong> friedensstiftenden Idee wollte Carl<br />

<strong>Spengl<strong>er</strong></strong> deshalb seinem Sohn mit d<strong>er</strong><br />

Pokalspende zu v<strong>er</strong>mehrt<strong>er</strong> gesellschaftlich<strong>er</strong><br />

Achtung v<strong>er</strong>helfen, auch<br />

wenn d<strong>er</strong> <strong>Spengl<strong>er</strong></strong> <strong>Cup</strong> laut offiziell<strong>er</strong><br />

Stiftungsurkunde ausschliesslich<br />

folgendem Zweck diente: « die Jugend<br />

d<strong>er</strong> durch den Ersten Weltkrieg v<strong>er</strong>feindeten<br />

Nationen in sportlichen Kontakten<br />

wied<strong>er</strong> zusammenzuführen». Nicht<br />

im Entf<strong>er</strong>ntesten hätte <strong>er</strong> damals<br />

gedacht, dass d<strong>er</strong> Pokal jemals eine<br />

weltweite Bedeutung <strong>er</strong>langen würde.<br />

Ein Auto wie ein Tweed-Anzug<br />

« Tuggi » <strong>Spengl<strong>er</strong></strong> spielte ab<strong>er</strong> nicht nur<br />

h<strong>er</strong>vorragend Eishockey, <strong>er</strong> war auch<br />

ein begeist<strong>er</strong>t<strong>er</strong> Autofahr<strong>er</strong>. Er war<br />

ein<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Ersten, d<strong>er</strong> in <strong>Davos</strong> ein Auto<br />

besass. Er liebte es d<strong>er</strong>massen, dass <strong>er</strong><br />

es mit dem Must<strong>er</strong> seines Tweed-Anzugs<br />

aus Schottland bemalen liess.<br />

Den Namen « Tuggi » <strong>er</strong>hielt <strong>er</strong> von seinen<br />

Teamkam<strong>er</strong>aden des Hockey Club<br />

<strong>Davos</strong>. Dies<strong>er</strong> wurde auch von sein<strong>er</strong><br />

Familie üb<strong>er</strong>nommen, um die V<strong>er</strong>wechslung<br />

mit seinem Grossvat<strong>er</strong> Alexand<strong>er</strong><br />

<strong>Spengl<strong>er</strong></strong> zu v<strong>er</strong>meiden.<br />

Nach Beendigung sein<strong>er</strong> Eishockey-<br />

Karri<strong>er</strong>e v<strong>er</strong>liess « Tuggi » <strong>Davos</strong>. Nach<br />

seinem Medizinstudium, welches ihm<br />

offensichtlich nicht wirklich behagte,<br />

studi<strong>er</strong>te <strong>er</strong> Jurisprudenz und promovi<strong>er</strong>te<br />

in Deutschland. In Genf <strong>er</strong>öffnete<br />

<strong>er</strong> dann eine Anwaltskanzlei und<br />

heiratete eine Neuenburg<strong>er</strong>in. Im Landwass<strong>er</strong>tal<br />

hörte man nie mehr etwas<br />

von ihm. Heute liegt seine Frau an ihrem<br />

letzten Wohnort, in Blonay VD, begraben,<br />

« Tuggi » hat seinen letzten Frieden<br />

nach seinem Tod im Jahr 1949 auf dem<br />

Waldfriedhof in <strong>Davos</strong> gefunden. Vor<br />

nicht allzu lang<strong>er</strong> Zeit besuchte ihn dort<br />

sein in <strong>Davos</strong> wohnhafte Urgrossneffe<br />

Samuel « Sämi » Mill<strong>er</strong> mit sein<strong>er</strong> Tante<br />

Silvia Weidenmüll<strong>er</strong>, die ihm dann aus<br />

<strong>er</strong>st<strong>er</strong> Hand von « Tuggi » <strong>er</strong>zählte.<br />

Eine sportliche Familie<br />

Die Familie <strong>Spengl<strong>er</strong></strong> war imm<strong>er</strong> sportlich,<br />

sie fuhr Ski, frönte dem Bobsport<br />

und dem Eishockey. Carl <strong>Spengl<strong>er</strong></strong><br />

(* 1860 † 1937 ) war stolz darauf, während<br />

sein<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sitätszeit in Heidelb<strong>er</strong>g<br />

das Fechten <strong>er</strong>l<strong>er</strong>nt zu haben.<br />

Doch die Familie war auch hochgebildet<br />

und sprach mehr<strong>er</strong>e Sprachen. Das<br />

Familienleben war geprägt von politischem<br />

Engagement, Krieg und Flucht.<br />

So war « Tuggis » Grossvat<strong>er</strong> Alexand<strong>er</strong><br />

<strong>Spengl<strong>er</strong></strong> als Flüchtling nach <strong>Davos</strong> gekommen.<br />

Als Landarzt von <strong>Davos</strong> stellte<br />

<strong>er</strong> um 1860 fest, dass Tub<strong>er</strong>kulose<br />

im sonnigen Hochtal nicht vorkam. 1865<br />

kamen die <strong>er</strong>sten beiden Tub<strong>er</strong>kulosepatienten<br />

nach <strong>Davos</strong> und reisten geheilt<br />

wied<strong>er</strong> ab. 1897 <strong>er</strong>öffnete <strong>er</strong> in<br />

<strong>Davos</strong> ein mod<strong>er</strong>nes bakt<strong>er</strong>iologisches<br />

Laboratorium. Er widmete sich üb<strong>er</strong> die<br />

Tub<strong>er</strong>kulose hinaus auch dem Krebs.<br />

: D<strong>er</strong> <strong>Davos</strong><strong>er</strong> Arzt Dr. med. Carl <strong>Spengl<strong>er</strong></strong>.

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