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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Eyach hin wurden Haagwasen oder Haaggärten genannt. Oberhalb<br />

dieses Haag befand sich vor den Toren der Oberstadt das<br />

"Haag-gueth" (ue istZwie- nicht Umlaut), ein seitdem 13. Jahrhundert<br />

nachgewiesener Freihof.2<br />

Es umfasste im l6.Jhdt. den Bereich vom Haagtor beim Römerturm<br />

über den Almendweg (der noch nicht dem 1815 angelegten<br />

heutigen Weg durchs Haag entsprach, sondern möglicherweise<br />

vom Oberen Tor über das Haag ins Tal führte) zur Eyach und den<br />

alten Mühlgraben zur Stadtmauer hin wieder bis zum Haagtor.<br />

Gemeint ist also offensichtlich der Bereich des heutigen Haag<br />

und der Haaggärten am Mühlkanal zwischen der Oberstadt und<br />

der heutigen Landesstraße"<br />

Über dieses Haaggut wissen wir ziemlich wenig, Lediglich ein Ölgemälde<br />

um 1700 im Schloss Sigmaringen zeigt ein freistehendes<br />

Gebäude etwa an der Stelle des heutigen Haagschlössles, bei<br />

dem es sich um das Haaggut handeln dürfte.. Eine Verlegung des<br />

Haagguts vom Oberen Tor an die Stelle des heutigen Haags, wie<br />

Hodler sie vermutet, ist durch dieses Bildfreilich widerlegt....."<br />

Diese Beschreibung kommt mir etwas konfus vor, zunächst wird<br />

behauptet das Haaggut habe vor dem Oberen Tor gelegen, dann<br />

wieder wird das Haag und das Haaggut ins heutige Haag verlegt,<br />

Ich möchte im folgenden darauf eingehen.<br />

Die Hochzahl 1 lässt eine Lagebeschreibung oder ein als solche<br />

verwendbares Zitat vermuten. Die Nachprüfung ergab jedoch: bei<br />

der angegebenen Signatur STAS Dep. 39 DS 3, Rubrik 76 Nr. 2 handelt<br />

es sich um den Vertrag über den 1815 erfolgten "Verkauf der<br />

im Haag befindlichen fürstlichen Gebäude an die Judenschaft bzw.<br />

das unter Nr. 40 erwähnte Zitat über den Bau eines "neuen" Weges<br />

durchs Haag. (s. u.) Es findet sich dort jedoch kein Beleg dafür,<br />

dass der "nordöstliche Steilabfall'' (ich vermute, dass der Felshang<br />

gemeint ist auf dem die stadtabwärts gesehen rechte Häuserzeile<br />

der Oberstadt und unteren Pfleghofstraße errichtet ist) als<br />

"Haag" bezeichnet wurde. In den Urkunden vom 15. bis ins 18.<br />

Jahrhundert ist zwar von Häusern die Rede die am "Hagdorn" hegen,<br />

doch darf man diese Bezeichnung nicht einfach mit dem<br />

Stadtviertel Haag vermischen.<br />

Die Gleichsetzung von Haag und Oberstadt bzw. Pfleghofstraße,<br />

bzw. Oberem Tor (beim „Römerturm") und Haagtor stammt aus<br />

F.X. Hodlers "Geschichte des Oberamts Haigerloch", wobei auch<br />

der Zusammenhang aus dem diese Behauptung stammt, berücksichtigt<br />

werden muss. Es geht darin um die Frage, welche der Ansiedlungen<br />

in Haigerloch, Ober- oder Unterstadt die ältere sei.<br />

Hodler entschied sich für die Unterstadt und gibt Belege an, die eigentlich<br />

für das Gegenteil sprechen: sie sei die Marktstadt gewesen,<br />

und hier habe auch der für Haigerloch erstmals genannte Pfarrer<br />

seinen Sitz gehabt. Bezeichnet man aber, um auf Hodler zurückzukommen,<br />

die Unterstadt als ältere Siedlung, so muss eben die<br />

Oberstadt die jüngere sein und hierfür wiederum dient Hodler der<br />

Hinweis im Freibrief für das Haaggut, dieses sei "in der neuen Stadt<br />

in dem Haage" errichtet worden.<br />

Den Widerspruch zwischen dem offensichtlich im eigenthchen<br />

Haag befindlichen ehemaligen Freihof, und später an dessen Stehe<br />

errichteten Haagschlössle, und dem Hinweis als die "neue Stadt im<br />

Haage" sei die Oberstadt, sprich Pfleghofstraße, anzusehen, versucht<br />

"der Hodler" damit zu lösen, es habe eben zwei "Haagschlössle"<br />

gegeben. Dabei wird, wie so oft eine konkrete Zeitangabe,<br />

wann denn dann das Gut im Haag entstanden sein soll, vermieden.<br />

Dem Hinweis Hermanns, das Haagschlössle habe vor dem Oberen<br />

50<br />

Tor gestanden, widerspricht zum einen die Urkunde von 1298, wonach<br />

der Freihof in der Stadt erbaut wurde, zum andern aber die<br />

Nutzung als Witwensitz für die Gräfin Katharina, Ehefrau des Grafen<br />

Christoph von Hohenzollern- Haigerloch und ihre Schwiegertöchter<br />

Anfang des 17ten Jahrhunderts.<br />

Diese Damen dürfen sich wohl kaum mit einem Wohnsitz in der<br />

Nähe des Richtplatzes, der ebenfalls vor dem Oberen Tor lag, abgefunden<br />

haben.<br />

Auch innerhalb der Stadt lässt sich in der Umgebung des Römerturmes<br />

kein einigermaßen repräsentativer Bau erkennen. Wie die<br />

von Hermann erwähnte Stadtansicht aus der ersten Hälfte des 18.<br />

Jahrhunderts zeigt, sind dort um den "Römerturm" nur verhältnismäßig<br />

kleine Gebäude zu sehen, während im "Haag" ein ansehnlicher<br />

Bau steht. Die Angabe bei Hodler, das 1298 errichtete Haaggut<br />

habe beim Römerturm gestanden, muss demnach in Frage gestellt<br />

werden.<br />

Das Haaggut gehörte zu Beginn des 18. Jahrhunderts dem aus Haigerloch<br />

stammenden Pfarrer Johann Balthasar Volkh, gest. 6. April<br />

1721, dessen Grabstein in der Unterstadtkirche erhalten ist.Später<br />

besaß dieses der ebenfalls aus Haigerloch stammende geadelte<br />

Zweig der Familie Lenz. Im Mai 1743 lebten von dieser Familie<br />

noch die vier Waisen Maria Theresia, Augustin, Simon und Fidelis.<br />

Da deren Großmutter Frau von Erathsberg nun ebenfalls verstorben<br />

war, verkaufte im Auftrag des zum Pfleger bestellten Herr von<br />

Josephi in Ulm, der vom Oberamt anstelle des bisher tätigen Jo.<br />

Baptist Garb zum Vermögensverwalter bestellte Christian Henle in<br />

Haigerloch, den gesamten diesen Waisen gehörigen Haigerlocher<br />

Besitz dem Johann Bapist Garb und seinen Erben. Darunter auch<br />

"das Hauß oder Schlössle Scheyren, Stallung, Keller Hofraithin und<br />

waß die Maur allda umfanget".<br />

Mit Vertrag vom 7. Juh 1749 verkaufte Garb die genannten Gebäude<br />

nebst weiteren von ihm aus dem Lenzischen Erbe erworbenen,<br />

im Haag gelegenen Grundstücken, an den regierenden Fürsten<br />

Joseph Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen, Herrn zu<br />

Haigerloch.<br />

Auf diesen Grundstücken lasteten laut Kaufbrief Zehntabgaben und<br />

bürgerliche Beschwerden (= Belastungen); dagegen erhob der<br />

Fürst bzw. das fürstliche Rentamt Einspruch. Tatsächlich war das<br />

Haag-Gut bei seinem Bau im Jahre 1298 vom damaligen Haigerlocher<br />

Stadtherrn Graf Albrecht II von Hohenberg von eben diesen<br />

Lasten für frei erklärt worden.<br />

Wie die in den Haigerlocher Kaufprotokollen enthaltenen Verträge<br />

aussagen, waren die "bürgerlichen Beschwerden" nicht an Personen,<br />

sondern an Grundstücke gebunden, gleichgültig ob der<br />

Besitzer das Bürgerrecht besaß oder nicht (Hintersassen, Schutzjuden).<br />

Anzumerken ist, dass vor 1815 die Juden keinen Grundbesitz<br />

im Haag besessen hatten, vielmehr handelte es sich bei den<br />

dort gelegenen, von Bürgern umgetriebenen Grundstücke zum Teil<br />

um städtische Allmand, deren Vergabe an das Bürgerrecht gebunden<br />

war.<br />

Interessant ist, dass bereits vor den Baumaßnahmen des Fürsten<br />

Josef Friedrich das Wohngebäude im Haag "Schlössle" genannt<br />

wurde, Auch dies ein Hinweis, dass sich der Witwensitz der Haigerlocher<br />

Gräfinnen zu Beginn des 17ten Jahrhunderts im Haag<br />

und nicht beim Römerturm befand.<br />

B) Zufahrt ins Haag.<br />

Wieder zunächst ein Zitat, bzw. dasjenige aus dem Kaufvertrag von<br />

1815, mit dem Hermann belegen will, das Haag sei ursprünglich<br />

nur von Südosten, nicht aber von der Stadt her zugänglich gewesen.

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