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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Botho Walldorf- Gammertingen in alten und neueren Ansichten<br />

Sisyphusarbeit betreibt der Gammertinger Botho Walldorf seit vielen<br />

Jahren, indem er zielstrebig und unbeirrt forscht und fotographiert,<br />

zuhört und aufnimmt, nachfragt und bohrt, sammelt und<br />

aufschreibt, dokumentiert und archiviert: <strong>Heimat</strong>geschichthches<br />

aus zurückliegenden Jahrzehnten und heimatgeschichtlich Aktuelles.<br />

Auch wenn er deswegen manchmal belächelt worden ist und<br />

wird: Seine Leidenschaft ist für die <strong>Heimat</strong>kunde von unschätzbarem<br />

Wert, die Walldorf-Sammlungen dürften für die Nachfahren<br />

aufschlussreiche Geschichtsquellen sein. Bewundernswert ist auch<br />

der finanzielle Aufwand, den Walldorf betreibt, um vieles Erforschte<br />

in reich bebilderte Bücher einfließen zu lassen. So hat er<br />

auch, unterstützt von der Volksbank Hohenzollern, im Selbstverlag<br />

den 322seitigen Bildband „Gammertingen in alten und neueren<br />

Ansichten, Band 4" (Auflage: 500 Stück, ISBN: 3-00-015957-6,<br />

hergestellt in der Gammertinger Druckerei Acker GmbH) herausgegeben.<br />

Er enthält über 200 Schwarz-Weiß-Fotos aus dem Zeit-<br />

HERBERT RÄDLE<br />

Die Sigmaringer Heimsuchungstafel - Einflüsse<br />

Hans Baidung Griens auf das Werk<br />

des Meisters von Meßkirch<br />

Die Sigmaringer Heimsuchungstafel, einstmals Teil eines Flügelaltars,<br />

dessen Schrein verloren ist, befindet sich in der Gemäldegalerie<br />

des Sigmaringer Schlosses, im rechten Seitenkabinett. Sie ist,<br />

ebenso wie ihr Pendant, eine Verkündigung, am blauen Himmel als<br />

Außentafel des besagten - verlorenen - Flügelaltars zu erkennen.<br />

Die entsprechenden Innentafeln mit den Themen Geburt und Anbetung<br />

sind ebenfalls erhalten und im selben Raum ausgestellt. Alle<br />

vier Tafelgemälde sind unstrittig dem Meister von Meßkirch zugewiesen.<br />

Sie werden als Frühwerke auf die Zeit um 1520 bis 1523<br />

datiert. Die Gestalten sind fast lebensgroß und stehen frei in Raum<br />

und Landschaft.<br />

Zum Motiv Mariae Heimsuchung<br />

Das Motiv der Heimsuchung Mariens (lat. visitatio Mariae) hat zum<br />

Thema den Besuch, den die schwangere Maria, die Mutter Jesu, ihrer<br />

Base Elisabeth abstattet, welche ebenfalls, und zwar mit Johannes<br />

dem Täufer, schwanger geht.<br />

In der büdenden Kunst wird die Begegnung der beiden Frauen bereits<br />

seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. in Zyklen des Neuen Testamentes<br />

gestaltet, und zwar besonders gern - wie auch in unserem Fall -<br />

als Pendant zur Verkündigung. Seit dem späten Mittelalter wird die<br />

Szene ein Hauptereignis des Marienlebens, und so hat auch Dürer<br />

sie in sein "Marienleben" übernommen 1 . Zweifellos hat der Meister<br />

von Meßkirch den Dürer-Holzschnitt gekannt und sich im Aufbau<br />

seiner Heimsuchungstafel grob daran orientiert.<br />

An der Zugehörigkeit der genannten Sigmaringer Tafel (n) zum<br />

Werk des Meisters von Meßkirch bestehen keinerlei Zweifel. Dafür<br />

sprechen (abgesehen von stilistischen Merkmalen und Merkmalen<br />

der Farbigkeit) sowohl die geziert-adelige Bewegung der Personen<br />

als auch Requisiten wie im Falle der Heimsuchungstafel der Hermelinbesatz<br />

am Gewand der Elisabeth (vgl. Abb. 1, rechte Figur).<br />

Alles deutet auf einen Meister hin, der im Dienste des Adels stand.<br />

Der Meister von Meßkirch aber stand im Dienste der Freiherren<br />

bzw. später (seit 1538) Grafen von Zimmern in Meßkirch, wo er<br />

15<br />

raum zwischen 1890 und 2003- Sie geben interessante Einblicke in<br />

die Verhältnisse in Gammertingen und der Umgebung. Der Betrachter<br />

sieht alte Stadtansichten, Gebäude im einstigen Urzustand,<br />

Bauten, die längst nicht mehr bestehen, Innenräume und<br />

Raumausstattungen, Landschaftsbilder, Menschen in ihrer Freizeit,<br />

bei Festen und bei der Arbeit. Dazu gibt es kurze Bildtexte, gelegentliche<br />

nähere Erläuterungen, die weiteren Aufschluss geben,<br />

und im Anschluss an die Fotos auf den Seiten 219 bis 290 nochmalige<br />

Ergänzungstexte. Zum Textteil gehören auch Erinnerungen von<br />

Verena Maria Sauter („Das Leben damals") sowie informative<br />

Beiträge zu den Migranten in Gammertingen, zur Eingliederung<br />

der <strong>Heimat</strong>vertriebenen in Gammertingen, zu den <strong>Heimat</strong>vertriebenen<br />

und Heimarbeiterinnen in Neufra sowie zur Geschichte<br />

der türkischen und muslimischen Gemeinde Gammertingen<br />

von 1977 an. Ergänzt wird der letztgenannte Artikel mit der<br />

Skizzierung der Geschichte einer türkischen Familie von 1963 an.<br />

(ba)<br />

den Hochaltar der St. Martinskirche und den Wildensteiner Altar<br />

eigenhändig, anderes unter Mitwirkung seiner "Gesellen", malte.<br />

Einflüsse Hans Baidung Griens auf den Meister von Meßkirch<br />

Nun ist schon oft darauf hingewiesen worden, daß der Meister von<br />

Meßkirch sich sowohl in seinen szenischen Entwürfen als auch in<br />

der Gestaltung seiner Figuren vielfach am druckgraphischen Werk<br />

Dürers orientierte - so wie das übrigens auch unzählige andere<br />

zeitgenössische Maler und Bildhauer taten. Hatte doch Albrecht<br />

Dürer seine Druckgraphik in großen Auflagen unters Volk gebracht.<br />

Weniger bekannt ist hingegen der Einfluß eines zweiten<br />

ganz großen Meisters, nämlich Hans Baidung Griens, auf das Werk<br />

des Meisters von Meßkirch.<br />

Bei einem Besuch der Ausstellung "Fasziantion Meisterwerk", die<br />

im Mai 2005 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg stattfand<br />

und in deren Zentrum neben Werken von Dürer auch solche<br />

von Hans Baidung Grien standen, kam mir beim Betrachten von<br />

Baidungs Gemälde "Ruhe auf der Flucht" vom Jahre 1511 (=hier<br />

Abb. 2) die Hintergrundgestaltung irgendwie bekannt vor. Und es<br />

fiel mir in der Tat später ein, wo ich Derartiges schon gesehen<br />

hatte: Auf der Sigmaringer Heimsuchungstafel! (Vgl. Abb. 1 mit<br />

Abb. 2).<br />

Die zu beobachtende Ähnlichkeit ist für jeden, der die beigefügten<br />

Abb. 1 und 2 miteinander vergleicht, leicht nachvollziehbar. Ganz<br />

neu ist die Erkenntnis von Baldung-Anklängen in Werken des Meisters<br />

von Meßkirch freilich nicht. Auf Kenntnis des Werkes von Baidung<br />

seitens unseres Meisters sowie auf Übernahmen daraus hat<br />

insbesondere Claus Grimm wiederholt hingewiesen. So ist nach<br />

Grimms Beobachtung etwa der Kopf des Josef auf der obenerwähnten<br />

Sigmaringer Geburtstafel ebenfalls dem Baidungwerk entnommen<br />

2 .<br />

Anmerkungen<br />

1 Vgl. A. Dürer, Das gesamte graphische Werk in 2 Bänden,<br />

Band 2, S. 1566, Verlag Rogner und Bernhard (bei Zweitausendeins).<br />

Auch: Panofsky 304, Meder 196, Knappe 234<br />

2 Vgl. Claus Grimm und Bernd Konrad, Die Fürstenberg-Sammlungen<br />

Donaueschingen, Altdeutsche und schweizerische Maleriei<br />

des 15- und 16. Jahrhunderts, München 1990, S. 77, mit Abb.)

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