sessionsheft_2016_2017
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„Codename Rosengarten“ –<br />
Ein ganz besonderer Ausflug<br />
Es war ein ganz besonderer Ausflug, zu dem sich<br />
knapp 30 Mitglieder der KG „Schnüsse Tring“ am<br />
Samstagmorgen, den 17. September <strong>2016</strong> trafen.<br />
Mit einem eigens gecharterten Bus ging es ins<br />
rund 25 Kilometer südlich von Bonn gelegene<br />
Tal der Ahr, zwischen Bad Neuenahr-Ahrweiler<br />
und Dernau in Rheinland-Pfalz. Das eigentliche<br />
Ziel der Reise war jedoch nicht die spätsommerliche<br />
Landschaft des Ahrtals, sondern ein Relikt<br />
aus Zeiten des Kalten Krieges. Hinter dem Tarnnamen<br />
„Rosengarten“ verbirgt sich das teuerste<br />
Bauwerk der Bundesrepublik Deutschland. Es<br />
handelt sich dabei um eine 17,3 Kilometer lange<br />
Bunkeranlage, die als Ausweichsitz der Verfassungsorgane<br />
des Bundes im Krisen- und Verteidigungsfall<br />
in den 60er und 70er Jahren gebaut<br />
wurde. Übriggeblieben von dem einst streng<br />
geheimen und imposanten Bauwerk ist, nach<br />
der Stilllegung Ende der 90er Jahre, nur noch ein<br />
kleines Bunkerstück von 203 Meter Länge, das in<br />
das Museum „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“<br />
umfunktioniert wurde.<br />
Nach knapp einer Stunde Busfahrt, erreichte die<br />
interessierte Reisegruppe das Ziel. Der Eingang<br />
der Bunkeranlage liegt mitten in den Weinbergen.<br />
Erreichbar nur, wenn man einen steilen<br />
Fußmarsch von einigen hundert Metern auf sich<br />
nimmt. Glücklicherweise war unser Vize-Präsident<br />
Frank Joisten mit dem eigenen PKW angereist<br />
und diente als Taxifahrer für die, die nicht<br />
mehr so gut zu Fuß waren. Nachdem diese Hürde<br />
genommen war, tauchte man für 90 Minuten ein,<br />
in die frühe Vergangenheit der Bundesrepublik<br />
Deutschland.<br />
Die Haupteingänge der Bunkeranlage waren mit<br />
rollbaren MAN-Toren aus Stahl und Beton<br />
mit einem Gewicht von jeweils 25<br />
Tonnen innerhalb von wenigen<br />
Sekunden zu verschließen.<br />
Unter anderem wurden<br />
897 Büro- und 936 Schlafräume eingerichtet;<br />
zur Abtrennung dieser Räume gab es in diesem<br />
Komplex insgesamt 25.000 Türen, und selbst an<br />
einen unterirdischen Friseursalon war gedacht<br />
worden. Auch wenn nur ein Bruchteil der Anlage<br />
noch erhalten und zugänglich ist, konnte unsere<br />
Museumsführerin die Funktion und das Leben<br />
im Bunker in dem kleinen erhaltenen Teil des<br />
Bunkers erlebbar machen. Unser Ratsherr Hartmut<br />
Lamping wurde manchmal ganz wehmütig,<br />
weil er zu den Reservesoldaten gehörte, die dort<br />
im Zwei-Jahres-Rhythmus den Ernstfall proben<br />
mußten und für 14 Tage im Bunker lebten.<br />
Nach 203 m blickt man am Ende des Museumsbereichs<br />
in eine noch gut 17 km weiter in den<br />
Berg führende, mittlerweile völlig entkernte,<br />
Bunkerröhre.<br />
Nach so viel jüngster Vergangenheit, wurde es<br />
Zeit sich wieder der Gegenwart zuzuwenden.<br />
Nicht umsonst war man im Ahrtal, einem der<br />
bekanntesten deutschen Weinanbaugebiete. Um<br />
genau diesen Wein gebührend zu genießen, ging<br />
es im Anschluss zum Weingut Kloster Marienthal.<br />
Im Mittelalter fristeten dort ca. 40 Augustinerinnen<br />
ihr gottesfürchtiges Leben. Mehrfach<br />
zerstört und wiederaufgebaut wurde das Kloster<br />
1801 aufgehoben. Mittlerweile wird das Gut<br />
von einem bekannten Winzer geführt und sein<br />
Leben fristen muss dort niemand mehr. Ganz<br />
im Gegenteil, bei frischem Federweiser, diversen<br />
Weinen, Zwiebelkuchen und Flammkuchen in<br />
allen Variationen konnte man es sich richtig gut<br />
gehen lassen. So gestärkt ging es dann am frühen<br />
Samstanachmitttag zurück nach Köln. Pünktlich<br />
um 18 Uhr erreichte der Bus wieder seinen Ausgangspunkt<br />
in der Piusstraße. So viel steht jetzt<br />
schon fest, es war bestimmt nicht unser letzter<br />
Besuch im Ahrtal.<br />
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