Wintermagazin 2016_17

09.12.2016 Aufrufe

INTERVIEW Marc Girardelli mit Johann Lafer „Ein Leben für den guten Geschmack“ Schönes Motto. Aber hinter dem Slogan steckt viel mehr! Marc Girardelli: Du warst ja praktisch der erste Star-Koch, der eine erfolgreiche Koch Show im TV schuf. Wie erklärst du dir den Erfolg dieser mittlerweile inflationären Kochshows im TV? Wird das nicht allmählich zu viel? „Ein Leben für den guten Geschmack!“ Dafür steht Johann Lafer. In Jahrzehnten als „Fernsehkoch“ der deutschen Nation zeigt er Millionen Zuschauern: Mit Fachwissen, Kreativität, Geschick, Spaß und Humor gelingen tolle Gerichte, die große Freude bereiten. Gerichte, die dazu beitragen, sich mit einer lustvollen Lebenseinstellung reich im Geschmack zu ernähren und gesund zu erhalten. Johann Lafer gibt sein Wissen weiter: In mehr als 60 Büchern, erschienen bei 20 renommierten Verlagen, finden Sie seine besten Rezepte, interessante Details aus einem erfolgreichen Leben und viele humorvolle Randgeschichten aus dem Alltag eines Fernsehstarkochs. Marc Girardelli: Lieber Johann, du bist ja in Deutschland unter den Promi- Köchen eine Institution, bist aber eigentlich kein Deutscher. Wo kommst du genau her und wieso bist du genau ans Rhein-Knie gekommen? Johann Lafer: Meine Heimat ist das grüne Herz Österreichs – die Steiermark. Ich komme genau aus St. Stefan im Ro- sental, das in der Nähe von Graz liegt. Nach Guldental bzw. Stromberg bin ich vor ca. 30 Jahren gekommen. Meine heutige Frau hat damals für ihr Restaurant „Le Val d’Or“ in Guldental einen neuen Küchenchef gesucht und – Gott sei Dank – habe ich die Stelle bekommen. Marc Girardelli: Für die letzten Ausgabe habe ich mich mit Eckart Witzigmann getroffen. Erzähle uns mal ein bisschen von deiner Lehrzeit mit dem Meister? Johann Lafer: Anfang der achtziger Jahre war es das Ziel und der Wunsch jeden jungen Kochs einmal gemeinsam mit Eckart Witzigmann am Herd zu stehen. Meine Zeit in der Aubergine hat mich, nicht nur kulinarisch, sondern vor allen Dingen menschlich sehr geprägt. Eckart Witzigmann ist ein absoluter Perfektionist und ich habe seine Leidenschaft für das Kochen immer sehr bewundert. Außerdem verbindet uns die Liebe zum Sport. Häufig haben wir in den Mittagspausen im Englischen Garten mit dem ganzen Team Fußball gespielt. Johann Lafer: Jeder Mensch muss essen, deswegen ist Kochen ein Thema mit dem man relativ leicht ein großes Publikum erreicht. In unserer schnelllebigen Zeit ist die Sehnsucht nach frisch zubereiteten Essen enorm groß. Es gibt viele Single – Haushalte, die Tradition, daß Rezepte innerhalb einer Familie von Generation zu Generation weitergeben werden geht immer mehr verloren, aber die Sehnsucht danach bleibt und diese wird mit Hilfe der Kochshows im Fernsehen befriedigt. Ein Phänomen, das mich auch nach so vielen Jahren im Geschäft auch immer beschäftigt und antreibt. Es ist toll mitzuerleben, daß durch Kochshows gerade junge Menschen wieder viel Spaß am Kochen finden, nachhaltig erzeugte Lebensmittel zu schätzen wissen und sich mit dem Thema „ Ernährung“ bewusst auseinander setzten. Marc Girardelli: Dein Stammgeschäft ist ja die Stromburg, wo du ein außergewöhnliches Hotel mit einem Spitzenrestaurant führst. Ich bin jedes Mal begeistert, wenn ich dich besuchen komme, alleine schon wegen der tollen Location am Rheinknie. Kannst du dich zuhause auch mal entspannen oder musst du da immer selber in die Pedale treten? Johann Lafer: Wenn ich auf der Stromburg in Stromburg, die ja am Rande des Hunsrücks, etwa 10 Kilometer von Bingen entfernt liegt, bin, dann arbeite ich und finde eigentlich wenig Zeit zu entspannen. Aber, wenn ich Freizeit habe, dann unternehme ich gerne etwas 38

in der Natur. Ich weiß das Mittelrheintals mit seinen vielen Burgen genauso zu schätzen wie die Wälder des Hunsrücks. Johann Lafer: Mein absolutes Lieblingsessen ist und bleibt ein klassisches Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Salat, der mit steirischem Kürbiskernöl verfeinert wurde. Genau wie die typischen österreichischen Mehlspeisen liebe ich es, wenn meine Mutter dies‘ für mich zubereitet. Darüber hinaus genieße ich es zu jeder Jahreszeit gemeinsam mit meiner Familie und Freunden zu grillen. Die lockere Atmosphäre, die Ruhe und etwas Gutes zu Essen. Das schätze ich sehr! Marc Girardelli: Erzähle uns mal ein bisschen von der Geschichte der Stromburg? Haben dort schon die Ritter am Grill gestanden mit einem ganzen Ochsen drauf? Johann Lafer: Ob die Ritter schon einmal auf der Stromburg am Grill gestanden haben, da bin ich mir nicht ganz sicher, aber auf jeden Fall war die Burg die Heimat von Elias von Obentraut, besser bekannt als der „Deutsche Michel“. Als verwegener Reiterführer gehörte er bei Beginn des dreißigjährigen Krieges zu den besten Offizieren des pfälzischen Heeres. Marc Girardelli: Was isst du selber am liebsten, wenn du dich mal von anderen verwöhnen lässt? Marc Girardelli: Auf welche kulinarische Erfindung von dir bist du besonders stolz? Johann Lafer: Kulinarische Erfindung ist vielleicht etwas zu viel gesagt, aber ich habe sicherlich in meinen jungen Jahren als Patissier dazu beigetragen, dass das Dessert einen anderen Stellenwert erhält. Die Idee das Dessert nicht mehr in einer Schale, sondern auch auf einem großen Teller anzurichten war zu der damaligen Zeit etwas ganz Neues. Darüber hinaus ist mein Kochstil geprägt von meinen vielen Reisen nach Asien und der ganzen Welt! Ich war immer neugierig und habe versucht, das Beste aus der europäischen Küche mit den Aromen Asiens zu verbinden wie z.B. ein geeistes Melonen – Pflaumenwein – Süppchen mit Zitronengrassorbet. Marc Girardelli: So wie ich hast du eine spezielle Leidenschaft: das Helicopterfliegen. Wie kam es dazu, dass du dich in die Lüfte begeben hast und kannst du es geschäftlich gut nutzen? Johann Lafer: Das Fliegen hat mich schon immer fasziniert. Allerdings hat mich die Tatsache, daß ich an Höhenangst In der Nähe zu Wiesbaden und Mainz, liegt die Stromburg Idyllisch eingebettet ins Grün des Soonwaldes thront sie über dem mittelalterlichen Städtchen Stromberg am Hunsrück. gelitten habe anfangs davon abgehalten. Aber, nachdem mich ein Fluglehrer zum ersten Mal zum Hubschrauberfliegen mitgenommen hatte und mir diese in einer Art „Schocktherapie“ ausgetrieben hat, war mein Ehrgeiz geweckt und ich wollte unbedingt selbst fliegen lernen. Die Entscheidung für das „Heli Gourmet“ Angebot habe ich intuitiv getroffen. Gaumenfreunden und Hubschrauber fliegen, diese beiden Leidenschaften wollte ich einfach miteinander verbinden. Marc Girardelli: Und wie schaut es mit Skifahren aus? Du bist ja beim Sternecup-der-Köche in Ischgl immer einer der schnellsten. Wenn die Strecke etwas flacher wäre, hätte keiner eine Chance gegen dich. Bist du noch öfters auf den Brettern? Johann Lafer: Grundsätzlich macht mir das Skifahren sehr viel Spaß! Leider musste ich mich jedoch vor einigen Wochen einer Knie–OP unterziehen und ich weiß noch nicht genau, ob ich in Zukunft wieder auf die Bretter steigen werde. Wenn alles gut heilt, ich mich fit fühle und das OK der Ärzte bekomme, dann bin ich sicher auch in den nächsten Jahren wieder einmal beim Sternecup der Köche dabei! Marc Girardelli: Lieber Johann, ich danke dir für das Gespräch und hoffe, wir sehen uns bald mal wieder in der Stromburg. www.alpin-aktuell.com 39

INTERVIEW<br />

Marc Girardelli mit Johann Lafer<br />

„Ein Leben für den guten Geschmack“<br />

Schönes Motto.<br />

Aber hinter dem Slogan steckt viel mehr!<br />

Marc Girardelli: Du warst ja praktisch<br />

der erste Star-Koch, der eine erfolgreiche<br />

Koch Show im TV schuf. Wie<br />

erklärst du dir den Erfolg dieser mittlerweile<br />

inflationären Kochshows im<br />

TV? Wird das nicht allmählich zu viel?<br />

„Ein Leben für den guten Geschmack!“ Dafür steht Johann Lafer.<br />

In Jahrzehnten als „Fernsehkoch“ der<br />

deutschen Nation zeigt er Millionen<br />

Zuschauern: Mit Fachwissen,<br />

Kreativität, Geschick, Spaß und<br />

Humor gelingen tolle Gerichte, die<br />

große Freude bereiten. Gerichte, die<br />

dazu beitragen, sich mit einer lustvollen<br />

Lebenseinstellung reich im Geschmack<br />

zu ernähren und gesund zu erhalten.<br />

Johann Lafer gibt sein Wissen weiter:<br />

In mehr als 60 Büchern, erschienen<br />

bei 20 renommierten Verlagen, finden<br />

Sie seine besten Rezepte, interessante<br />

Details aus einem erfolgreichen Leben<br />

und viele humorvolle Randgeschichten<br />

aus dem Alltag eines Fernsehstarkochs.<br />

Marc Girardelli: Lieber Johann, du bist<br />

ja in Deutschland unter den Promi-<br />

Köchen eine Institution, bist aber<br />

eigentlich kein Deutscher. Wo kommst<br />

du genau her und wieso bist du genau<br />

ans Rhein-Knie gekommen?<br />

Johann Lafer: Meine Heimat ist das<br />

grüne Herz Österreichs – die Steiermark.<br />

Ich komme genau aus St. Stefan im Ro-<br />

sental, das in der Nähe von Graz liegt.<br />

Nach Guldental bzw. Stromberg bin ich<br />

vor ca. 30 Jahren gekommen. Meine heutige<br />

Frau hat damals für ihr Restaurant<br />

„Le Val d’Or“ in Guldental einen neuen<br />

Küchenchef gesucht und – Gott sei Dank<br />

– habe ich die Stelle bekommen.<br />

Marc Girardelli: Für die letzten Ausgabe<br />

habe ich mich mit Eckart Witzigmann<br />

getroffen. Erzähle uns mal ein bisschen<br />

von deiner Lehrzeit mit dem Meister?<br />

Johann Lafer: Anfang der achtziger<br />

Jahre war es das Ziel und der Wunsch<br />

jeden jungen Kochs einmal gemeinsam<br />

mit Eckart Witzigmann am Herd zu<br />

stehen. Meine Zeit in der Aubergine hat<br />

mich, nicht nur kulinarisch, sondern vor<br />

allen Dingen menschlich sehr geprägt.<br />

Eckart Witzigmann ist ein absoluter<br />

Perfektionist und ich habe seine Leidenschaft<br />

für das Kochen immer sehr<br />

bewundert. Außerdem verbindet uns die<br />

Liebe zum Sport. Häufig haben wir in den<br />

Mittagspausen im Englischen Garten mit<br />

dem ganzen Team Fußball gespielt.<br />

Johann Lafer: Jeder Mensch muss<br />

essen, deswegen ist Kochen ein Thema<br />

mit dem man relativ leicht ein großes<br />

Publikum erreicht. In unserer schnelllebigen<br />

Zeit ist die Sehnsucht nach frisch<br />

zubereiteten Essen enorm groß. Es gibt<br />

viele Single – Haushalte, die Tradition,<br />

daß Rezepte innerhalb einer Familie von<br />

Generation zu Generation weitergeben<br />

werden geht immer mehr verloren,<br />

aber die Sehnsucht danach bleibt und<br />

diese wird mit Hilfe der Kochshows im<br />

Fernsehen befriedigt. Ein Phänomen,<br />

das mich auch nach so vielen Jahren<br />

im Geschäft auch immer beschäftigt<br />

und antreibt. Es ist toll mitzuerleben,<br />

daß durch Kochshows gerade junge<br />

Menschen wieder viel Spaß am Kochen<br />

finden, nachhaltig erzeugte Lebensmittel<br />

zu schätzen wissen und sich mit dem<br />

Thema „ Ernährung“ bewusst auseinander<br />

setzten.<br />

Marc Girardelli: Dein Stammgeschäft<br />

ist ja die Stromburg, wo du ein außergewöhnliches<br />

Hotel mit einem<br />

Spitzenrestaurant führst. Ich bin jedes<br />

Mal begeistert, wenn ich dich besuchen<br />

komme, alleine schon wegen der tollen<br />

Location am Rheinknie. Kannst du dich<br />

zuhause auch mal entspannen oder<br />

musst du da immer selber in die Pedale<br />

treten?<br />

Johann Lafer: Wenn ich auf der Stromburg<br />

in Stromburg, die ja am Rande<br />

des Hunsrücks, etwa 10 Kilometer von<br />

Bingen entfernt liegt, bin, dann arbeite<br />

ich und finde eigentlich wenig Zeit zu<br />

entspannen. Aber, wenn ich Freizeit<br />

habe, dann unternehme ich gerne etwas<br />

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