Blickpunkt Arbeitsmarkt Situation von Älteren

Aeltere-amArbeitsmarkt-2015 Aeltere-amArbeitsmarkt-2015

08.12.2016 Aufrufe

5.4 Unterbeschäftigung Älterer In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch diejenigen Personen erfasst, die an entlastenden Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik teilnehmen, sich in einem Sonderstatus befinden oder zeitweise arbeitsunfähig erkrankt sind und deshalb nicht als arbeitslos gezählt werden. Damit wird ein umfassendes Bild vom Defizit an regulärer Beschäftigung in einer Volkswirtschaft gegeben. Die realwirtschaftliche Lage und Entwicklung kann dann besser erkannt werden, weil der Einsatz von entlastender Arbeitsmarktpolitik zwar die Arbeitslosigkeit, aber nicht die Unterbeschäftigung verändert. Daneben waren 2015 jahresdurchschnittlich 20.000 der 55- bis unter 65-Jährigen kurzfristig arbeitsunfähig erkrankt und daher nicht als arbeitslos registriert. Beide Personengruppen könnten aber prinzipiell – nach Abschluss der Maßnahme bzw. Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit – in eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Weitere 160.000 Personen fielen 2015 unter die Sonderregelungen für Ältere nach § 53a SGB II (siehe Abschnitt 5.2). Gemeinsam mit den Arbeitslosen bilden diese Personen, die – existierte der jeweilige Status nicht – vermutlich arbeitslos wären, die Unterbeschäftigung im engeren Sinn. Ihre Zahl belief sich 2015 auf 805.000 (Abbildung 16). 2015 gab es 568.000 Arbeitslose im Alter von 55 bis unter 65 Jahren. 57.000 Ältere befanden sich in entlastenden Maßnahmen aktiver Arbeitspolitik, wie zum Beispiel Bildungsund Aktivierungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten. Sie werden nicht zu den registrierten Arbeitslosen gezählt, da sie kurzfristig dem Arbeitsmarkt wegen der Förderung nicht zur Verfügung stehen bzw. in einer geförderten Beschäftigung tätig sind. Abbildung 16 Unterbeschäftigung Älterer im engeren Sinn inklusive der Förderung Selbständigkeit 55 bis unter 65 Jahre Ohne Kurzarbeit und Altersteilzeit Unterbeschäftigung Personen in Sonderregelungen für Ältere Förderung der Selbständigkeit Personen in entlastenden Maßn. u. kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit 976.000 927.000 867.000 861.000 844.000 808.000 303.000 276.000 229.000 200.000 176.000 160.000 11.000 11.000 6.000 2.000 3.000 3.000 130.000 97.000 88.000 88.000 84.000 77.000 Arbeitslose 532.000 543.000 544.000 571.000 580.000 568.000 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 2010 2011 2012 2013 2014 2015 22

Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Ältere am Arbeitsmarkt Ebenfalls zur Unterbeschäftigung zählen Personen, die eine Förderung der Selbständigkeit durch einen Gründungszuschuss oder Einstiegsgeld (Variante Selbständigkeit) erhalten. Es kann davon ausgegangen werden, dass sie ihr Arbeitsmarktproblem durch Aufnahme der selbständigen Tätigkeit weitgehend gelöst haben und aufgrund der Selbständigkeit auch nicht für eine Vermittlung in abhängige Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. 2015 belief sich die Zahl der mit diesen Maßnahmen Geförderten in der Altersgruppe der 55- bis unter 65-Jährigen auf 2.900. Addiert man diese zur Unterbeschäftigung im engeren Sinn ergibt sich die Zahl von 808.000 für die Unterbeschäftigung im engeren Sinn plus Förderung der Selbständigkeit (ohne Kurzarbeit und ohne Altersteilzeit) 11 . Gegenüber dem Vorjahr ist diese Zahl 2015 um 36.000 bzw. 4,3 Prozent gesunken. Im Vergleich zu 2009 errechnet sich ein Rückgang von 19,4 Prozent, da insbesondere die Sonderregelungen, aber auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen in geringerem Umfang zum Tragen kamen als in den Vorjahren. 5.5 Strukturen der Arbeitslosigkeit Hinsichtlich der Strukturmerkmale unterscheiden sich ältere Arbeitslose teilweise deutlich vom Durchschnitt über alle Altersklassen. Die schwierigere Wiedereingliederung in das Erwerbsleben führt zu einer höheren Dauer der Arbeitslosigkeit: Arbeitslose im Alter von 55 bis unter 65 Jahren sind deutlich häufiger langzeitarbeitslos als im Durchschnitt über alle Altersklassen (siehe ausführlicher Abschnitt 5.7). Abbildung 17 Anteile älterer Arbeitsloser nach Strukturmerkmalen in Prozent 15 bis unter 65 Jahre sowie Insgesamt 2015 langzeitarbeitslos 49 37 6 13 schwerbehindert 12 20 Ausländer Frauen 45 46 35 Ohne Berufsausbildung* 47 Rechtskreis SGB III 43 31 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit *Anteile an Merkmalen, für die eine Nennung vorliegt. 11 Für eine Betrachtung der Unterbeschäftigung nach Personengruppen wird nur die Unterbeschäftigung im engeren Sinn plus die Maßnahmen zur Förderung der Selbständigkeit betrachtet. Eine Differenzierung der Unterbeschäftigung inklusive Kurzarbeit und Altersteilzeit nach Personengruppe ist nicht sinnvoll. Kurzarbeit geht in die Unterbeschäftigungsrechnung als Beschäftigtenäquivalent ein und kann nicht sinnvoll bestimmten Personengruppen zugeordnet werden. Das gilt auch für geförderte Personen in der Altersteilzeit, die in der Unterbeschäftigungsrechnung während der Freistellungsphase berücksichtigt werden. Zählte man die Geförderten zur Personengruppe der Älteren, würde man in der Logik der Unterbeschäftigungsrechnung unterstellen, dass diese Personen ohne die Förderung arbeitslos wären. Das trifft aber bei Altersteilzeit nicht zu: Personen die über Altersteilzeit gefördert werden, machen ihren Arbeitsplatz frei, damit Arbeitslose oder Auszubildende übernommen werden und so die Arbeitslosigkeit Jüngerer, die nachrücken, reduzieren. 23

5.4 Unterbeschäftigung Älterer<br />

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten<br />

Arbeitslosen auch diejenigen Personen erfasst,<br />

die an entlastenden Maßnahmen der <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik<br />

teilnehmen, sich in einem Sonderstatus befinden oder zeitweise<br />

arbeitsunfähig erkrankt sind und deshalb nicht als<br />

arbeitslos gezählt werden. Damit wird ein umfassendes Bild<br />

vom Defizit an regulärer Beschäftigung in einer Volkswirtschaft<br />

gegeben. Die realwirtschaftliche Lage und Entwicklung<br />

kann dann besser erkannt werden, weil der Einsatz <strong>von</strong><br />

entlastender <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik zwar die Arbeitslosigkeit,<br />

aber nicht die Unterbeschäftigung verändert.<br />

Daneben waren 2015 jahresdurchschnittlich 20.000 der 55-<br />

bis unter 65-Jährigen kurzfristig arbeitsunfähig erkrankt und<br />

daher nicht als arbeitslos registriert. Beide Personengruppen<br />

könnten aber prinzipiell – nach Abschluss der Maßnahme<br />

bzw. Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit – in eine Beschäftigung<br />

am ersten <strong>Arbeitsmarkt</strong> vermittelt werden. Weitere<br />

160.000 Personen fielen 2015 unter die Sonderregelungen<br />

für Ältere nach § 53a SGB II (siehe Abschnitt 5.2). Gemeinsam<br />

mit den Arbeitslosen bilden diese Personen, die –<br />

existierte der jeweilige Status nicht – vermutlich arbeitslos<br />

wären, die Unterbeschäftigung im engeren Sinn. Ihre Zahl<br />

belief sich 2015 auf 805.000 (Abbildung 16).<br />

2015 gab es 568.000 Arbeitslose im Alter <strong>von</strong> 55 bis unter 65<br />

Jahren. 57.000 Ältere befanden sich in entlastenden Maßnahmen<br />

aktiver Arbeitspolitik, wie zum Beispiel Bildungsund<br />

Aktivierungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten. Sie<br />

werden nicht zu den registrierten Arbeitslosen gezählt, da sie<br />

kurzfristig dem <strong>Arbeitsmarkt</strong> wegen der Förderung nicht zur<br />

Verfügung stehen bzw. in einer geförderten Beschäftigung<br />

tätig sind.<br />

Abbildung 16<br />

Unterbeschäftigung Älterer im engeren Sinn inklusive der Förderung Selbständigkeit<br />

55 bis unter 65 Jahre<br />

Ohne Kurzarbeit und Altersteilzeit<br />

Unterbeschäftigung<br />

Personen in Sonderregelungen<br />

für Ältere<br />

Förderung der Selbständigkeit<br />

Personen in entlastenden Maßn.<br />

u. kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit<br />

976.000<br />

927.000<br />

867.000 861.000 844.000<br />

808.000<br />

303.000<br />

276.000<br />

229.000 200.000 176.000<br />

160.000<br />

11.000 11.000 6.000<br />

2.000 3.000 3.000<br />

130.000 97.000 88.000<br />

88.000 84.000 77.000<br />

Arbeitslose<br />

532.000 543.000 544.000 571.000 580.000 568.000<br />

Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit<br />

2010 2011 2012 2013 2014 2015<br />

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