09.12.2012 Aufrufe

Die Masse macht's im bAVGeschäft - MetallRente

Die Masse macht's im bAVGeschäft - MetallRente

Die Masse macht's im bAVGeschäft - MetallRente

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Bild: stockphoto<br />

<strong>Die</strong> <strong>Masse</strong><br />

macht’s <strong>im</strong><br />

bAV­Geschäft<br />

VORSORGE<br />

Branchenversorgungswerke wie Metallrente, Chemieversorgungswerk<br />

oder Klinikrente bieten gegenüber Einzel- und Kollektivtarifen<br />

einzelner Anbieter große Vorteile, etwa Transparenz, Kostenkontrolle<br />

und echte Portabilität. Wie Firmen und Mitarbeiter profitieren<br />

und Vermittler dabei trotzdem leben können.<br />

Nur 38 Prozent der Erwerbstätigen hierzulande sparen <strong>im</strong> Rahmen<br />

der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) für ihren Ruhestand,<br />

während <strong>im</strong>merhin mit 68 Prozent fast doppelt so viele auf private<br />

Vorsorge setzen. Im Ergebnis trägt die bAV unter dem Strich<br />

durchschnittlich nur vier Prozent zu den gesamten Bezügen eines<br />

Menschen <strong>im</strong> Alter bei. „<strong>Die</strong>se Vernachlässigung muss ein Ende<br />

haben“, sagt Christian Wrede, Chef von Fidelity International<br />

in Deutschland. Wrede hält zum Vergleich Werte von 25 bis 30<br />

Prozent für unumgänglich, wenn der Lebensstandard <strong>im</strong> Alter<br />

akzeptabel bleiben soll.<br />

bAV über Versorgungswerke sind oft kostengünstiger<br />

Zweifelsohne kommt den Tarifpartnern bei der Aufwertung der<br />

zweiten Säule der Altersvorsorge eine entscheidende Rolle zu.<br />

Schon heute nutzt fast jedes zweite aktive Gewerkschaftsmitglied<br />

die bAV, während Nichtmitglieder nur auf 34 Prozent kommen.<br />

<strong>Die</strong>s ergab die Fidelity-Studie „Deutsche verschenken trotz<br />

Vorsorgelücke ihre Rente“. Viele Arbeitnehmer sind zehn Jahre,<br />

nachdem der Rechtsanspruch auf Entgeltumwandlung eingeräumt<br />

wurde, <strong>im</strong>mer noch verunsichert. So schreckt jeder vierte Deutsche<br />

wegen mangelnder Flexibilität bei einem Arbeitsplatzwechsel vor<br />

der bAV zurück (siehe Grafi k auf der folgenden Seite). Und das,<br />

obwohl es nicht st<strong>im</strong>mt, dass die Ansprüche bei einem Jobwechsel<br />

nicht mitgenommen werden können.<br />

Dabei bieten Branchenlösungen erhebliche Vorteile. So muss der<br />

Vertrieb keinerlei Überzeugungsarbeit be<strong>im</strong> Personalchef leisten<br />

In tarifgebundenen Firmen ist die Entgeltumwandlung durch den<br />

Tarifvertrag zur Altersvorsorge geregelt. Zudem ist die bAV über<br />

ein Versorgungswerk mit geringeren Nebenkosten verbunden, weil<br />

die Lebensversicherer Großkunden Rabatte einräumen, nämlich<br />

über Gruppentarife. Solche Gruppentarife können sowohl in der<br />

bAV als auch privaten Altersversorgung genutzt werden, also in<br />

der zweiten und dritten Vorsorgeschicht.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Masse</strong> wirkt sich positiv aus<br />

<strong>Die</strong> klassischen Versorgungswerke gibt es aber nur in der bAV –<br />

mit erheblicher <strong>Masse</strong>nwirkung. So haben die größten Einrichtungen<br />

in solchen Branchen, wie Elektroindustrie, Chemie, Bau,<br />

Einzelhandel, Ernährung, Gesundheitswirtschaft und Verlage,<br />

zusammen rund eine Million Versicherte (siehe Tabelle links auf<br />

der folgenden Seite). Klare Nummer eins ist dort die Metallrente,<br />

die seit dem Jahr 2001 für die Metall- und Elektroindustrie und<br />

seit 2007 auch für Unternehmen aus der Holz- und Kunststoffverarbeitung,<br />

Textil- und Bekleidungsindustrie und Stahlindustrie<br />

Vorsorge anbietet. Allein <strong>im</strong> vergangenen Jahr kamen 57.000<br />

Arbeitnehmer mit neuen Abschlüssen hinzu, so dass jetzt bereits<br />

420.000 Verträge zu Buche stehen.<br />

„Das fußt auf Tarifverträgen, die das Sparen <strong>im</strong> Betrieb nachhaltig<br />

und attraktiv machen“, begründet Metallrente-Geschäftsführer<br />

Heribert Karch den Erfolg. Als Versorgungswerk großer Branchen<br />

sei der Anbieter in der Lage, gute Konditionen auszuhandeln.<br />

„Unsere Größe ist unsere Stärke, und das bringt den Beschäftigten<br />

ganz konkret mehr für ihre Rente“, sagt Karch. Für das Jahr 2012<br />

liegt die Gesamtverzinsung samt Bewertungsreserven und Schlussüberschuss<br />

der Metall-Direktversicherung zwischen 4,25 und 4,35<br />

33<br />

portfolio international_April 2012_Ausgabe 03


34 VOrSOrge<br />

Prozent. Nach Ansicht von Karch wäre eine stärkere Verbreitung<br />

der bAV gesamtwirtschaftlich wichtig, da das die Rücklagen fürs<br />

Alter erhöhe. Im Schnitt würden in einen bAV-Vertrag jährlich<br />

1.200 Euro eingezahlt, in einen Riester-Vertrag inklusive Zulagen<br />

800 Euro.<br />

Angesichts solcher Zahlen sollte die Bundesregierung „verstärkt<br />

auf Existenz und Vorteile der betrieblichen Altersvorsorge hinweisen“,<br />

meint Karch. Dabei leisten die Branchenversorgungswerke<br />

Pionierarbeit, auch für den Vertrieb. „Wir sind institutionell und<br />

in Non-Profit-Struktur organisiert, handeln bessere Konditionen<br />

„Wir sind institutionell,<br />

preisgünstig und erreichen<br />

durch Tarifverträge sehr<br />

viele Arbeitnehmer.“<br />

Heribert Karch, Metallrente<br />

für Arbeitnehmer aus und arbeiten dennoch mit Vertrieben“,<br />

erklärt Karch für das größte industrielle Versorgungswerk. Über<br />

die institutionelle Anbindung sei es für Berater bei 16 Promille Abschlussvergütung<br />

attraktiv, sich für die Metallrente einzusetzen.<br />

Da die Konditionen auch für kleinste Einheiten gelten, lasse sich<br />

das Ganze glaubwürdig und effizient darstellen. Allerdings könne<br />

der Vermittler gegenüber den Versicherungen je nach Geschäftsumfang<br />

auch versuchen, etwas höhere Vergütungen auszuhandeln.<br />

<strong>Die</strong> Kosten bei Einzeltarifen sind üblicherweise höher<br />

Laut Kostenausweis der Metallrente sind 23 Promille der Beitragssumme<br />

als Vergütung für die Gesellschaft einkalkuliert. Hinzu<br />

kommen 1,5 Prozent Verwaltungskosten, während <strong>im</strong> Einzeltarif<br />

5,5 Prozent üblich sind. Effizienz sei auch bei der Kapitalanlage<br />

wichtig. Da entscheiden die <strong>im</strong> Fachjargon Konsorten genannten<br />

Allianz, Generali, Swiss Life, R+V, Ergo und PBV eigenständig<br />

bei den versicherungsförmigen Wegen. „Unsere Partner sind<br />

Warum haben Sie sich gegen eine betriebliche Altersvorsorge entschieden?<br />

27<br />

Weil ich das<br />

Geld lieber<br />

für andere<br />

Zwecke<br />

verwenden<br />

möchte<br />

26<br />

Weil ich kein<br />

Geld dafür<br />

übrig habe<br />

10<br />

Weil man mir<br />

nicht genügend<br />

Informationen<br />

zur Verfügung<br />

gestellt hat<br />

Angaben in Prozent der Befragten; Stand: Mai 2011 Quelle: Fidelity<br />

Ausgabe 03_April 2012_portfolio international<br />

6<br />

Weil mir das<br />

Angebot zu<br />

kompliziert<br />

war<br />

25 Prozent<br />

Weil ich das<br />

Ersparte bei<br />

einem Arbeitsplatzwechsel<br />

nicht mitnehmen<br />

kann<br />

15<br />

Sonstige<br />

Gründe<br />

7<br />

Weiß ich<br />

nicht mehr;<br />

keine Angabe<br />

konventionell auf Sicherheit bedacht und durch aufsichtsrechtliche<br />

Best<strong>im</strong>mungen extrem reguliert. Das von unserer Seite nochmals<br />

opt<strong>im</strong>ieren zu wollen, würde unsinnige Kosten verursachen“, erläutert<br />

der Metallrente-Chef. Insgesamt schaue man sehr auf die<br />

Kosten, damit Arbeitnehmer so viel wie möglich Rente bekämen.<br />

Um die Transparenz zu erhöhen, wird seit Januar 2011 eine Gesamtkostenquote,<br />

die Reduction in Yield, ausgewiesen, in Verbindung<br />

mit der Wertentwicklung vor und nach Kosten.<br />

Ein Mann, der 1.200 Euro Entgelt pro Jahr in eine Direktversicherung<br />

oder Pensionskasse umwandelt, kommt derzeit bei zehn<br />

Jahren Laufzeit auf eine Gesamtkostenquote von lediglich 1,02<br />

Prozent, bei 20 Jahren auf 0,78 Prozent und bei 30 Jahren sogar<br />

nur auf 0,54 Prozent. Ebenfalls für die Kosten wichtig: Bei inzwischen<br />

rund 21.000 Kundenunternehmen wird die Mitnahme der<br />

bAV-Ansprüche bei Jobwechsel <strong>im</strong>mer leichter, da sie innerhalb<br />

der Metallrente kostenlos ist.<br />

Angaben zur Kapitalstruktur gibt es bei der Klinikrente nicht<br />

Versorgungswerke sind Sozialeinrichtungen best<strong>im</strong>mter Branchen<br />

oder sonstiger Gruppen, die den Mitgliedern und teilweise auch<br />

Partnern und Kindern vergünstigte Möglichkeiten zur Absicherung<br />

elementarer Lebensrisiken bieten. Traditionell sind dafür die Lebensversicherer<br />

zuständig, die für betriebliche Versorgungswerke<br />

auch eigene Pensionskassen gegründet haben. Ausfallrisiken werden<br />

dabei durch sichere Kapitalanlage vermieden und die Erträge<br />

durch zumeist sparsame Verwaltung opt<strong>im</strong>iert. Für die Klinikrente,<br />

die <strong>im</strong> Bereich der Kranken-, Pflege- und Reha-Einrichtungen<br />

den Branchenstandard setzt, wurden <strong>im</strong> Vorjahr 320 Unternehmen<br />

der Gesundheitswirtschaft neu gewonnen. Inzwischen bieten über<br />

1.740 Kliniken und Pflegeeinrichtungen Entgeltumwandlung über<br />

dieses Branchenversorgungswerk an.<br />

Klinikrente weist, wie andere große Versorgungswerke auch, eine<br />

besondere Sicherheitsarchitektur auf und verteilt die Anlagemittel<br />

auf mehrere Lebensversicherungen: auf die Allianz, DBV, Deutsche<br />

Ärzteversicherung, Generali und Swiss Life. Zusätzlich haben<br />

alle fünf Gesellschaften eine Stabilitätsabrede getroffen, wonach<br />

schwach gewordene Anbieter ausgeschlossen oder ausgetauscht<br />

werden können. Angaben zur Kapitalanlagestruktur sind nicht<br />

möglich, da „keine eigene Kapitalanlage betrieben wird, sondern<br />

dies bei den Konsorten geschieht“, erklärt der Geschäftsführer<br />

Friedhelm Gieseler. <strong>Die</strong> laufende Gesamtverzinsung für 2012<br />

beziffert er samt Schlussüberschuss und Bewertungsreserven auf<br />

4,3 Prozent.<br />

Branchen mit häufigem Personalwechsel sind gute Zielgruppen<br />

Niedrige Kosten und gute Flexibilität auch bei einem Jobwechsel<br />

sprechen für solche Branchenlösungen. Arbeitnehmer können<br />

ihren Vertrag damit deutlich leichter und vor allem ohne Verlust<br />

zum neuen Arbeitgeber mitnehmen, wenn beide zum selben Versorgungswerk<br />

gehören. <strong>Die</strong>se kostengünstige Übertragbarkeit –<br />

auch Portabilität genannt – ist insbesondere in Branchen mit hoher<br />

Personalfluktuation, wie Gastronomie oder Gesundheitswesen,<br />

„ein starkes Argument für tarifliche Versorgungswerke“, befand<br />

kürzlich die Stiftung Warentest.<br />

Dabei geht es um viel Geld und damit auch um zufriedene oder<br />

streitbare Kunden, die ihrem Arbeitgeber bei schlechten Zahlen<br />

aufs Dach steigen. <strong>Die</strong>ser wiederum wird sich gegebenenfalls<br />

am Berater schadlos halten. Beispiel Ärzte: <strong>Die</strong>se müssen relativ<br />

häufig den Arbeitgeber wechseln und interessieren sich daher in<br />

der Regel für eine einfache, kostenfreie und administrationsarme<br />

Übertragbarkeit. Zwar ist die Mitnahme der Ansprüche für


Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds gesetzlich<br />

geregelt (Paragraf 3 Nr. 63 Einkommensteuergesetz, EStG), doch<br />

klappt dies nur mit Einschränkungen. <strong>Die</strong> Garantieleistung sinkt<br />

nach einem Jobwechsel häufig um 20 Prozent. Der Grund ist,<br />

dass der Arbeitnehmer entsprechend dem aktuell niedrigen Rechnungszins<br />

und der neuesten Sterbetafel neu eingruppiert wird. <strong>Die</strong><br />

künftige Kalkulation von Unisextarifen wird diesen Nachteil noch<br />

verstärken. Da nutzt es überhaupt nichts, dass von Gesetzes wegen<br />

eine wertgleiche Übertragung erfolgen muss (Paragraf 4 Gesetz<br />

zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, BetrAVG).<br />

Der Arbeitgeber kann in Haftungszwänge kommen<br />

Denn praktisch fallen be<strong>im</strong> Firmenwechsel und der Übertragung<br />

von einer Direktversicherung A auf eine Direktversicherung B versteckte<br />

Kosten an, da die Zillmerung über fünf Jahre erlaubt ist.<br />

Neben diesem Abschlag für noch nicht getilgte Abschlusskosten<br />

drohen bei Jobwechsel auch Abschläge für Risikoselektion sowie<br />

für Stornierungs- und Übertragungskosten.<br />

Das bringt vor allem den Arbeitgeber in Haftungszwänge. Das<br />

Bundesarbeitsgericht hat entschieden: Bei der Entgeltumwandlung<br />

verstoßen gezillmerte Verträge nicht automatisch gegen das<br />

Wertgleichheitsgebot. Sie können allerdings eine unangemessene<br />

Benachteiligung des Arbeitnehmers darstellen. Dann muss der<br />

Arbeitgeber bei der Leistung nachbessern (Az.: 3 AZR 17/09).<br />

Abzustellen ist nicht auf den Zeitpunkt der Entgeltumwandlung,<br />

sondern der Rentenleistung. Arbeitgeber haften also <strong>im</strong> Zweifel<br />

für zu geringe Leistung.<br />

Solche Risiken und Kosten entfallen bei tariflichen Versorgungswerken.<br />

Dort wird die Mitnahme durch einfache An- und Abmeldeverfahren<br />

geregelt. Es wird überhaupt kein Deckungskapital<br />

übertragen. Damit erleidet der Arzt mit seiner Klinikrente auch<br />

keinerlei Abschläge für seine Betriebsrente, wenn sein neuer<br />

Arbeitgeber <strong>im</strong> selben Versorgungswerk Mitglied ist. Besonders<br />

vorteilhaft ist die bAV <strong>im</strong> Gesundheitswesen über eine Unterstützungskasse.<br />

Im Gesundheitswesen kann sich eine Unterstützungskasse lohnen<br />

Hintergrund: Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds<br />

eignen sich durch die steuerliche „Kollision“ mit den Beiträgen<br />

an die Zusatzversorgungskassen der öffentlichen und kirchlichen<br />

Träger nur bedingt zur Entgeltumwandlung (Paragraf 3 Nr.<br />

56 und Paragraf 3 Nr. 63 EStG). Bei der Unterstützungskasse oder<br />

U-Kasse „Klinikrente Plus“ entfällt dieses Problem. Außerdem gibt<br />

es bei der U-Kasse keine steuerlichen Höchstgrenzen. Das ist ideal<br />

für Besserverdiener. Obwohl die Übertragbarkeit für U-Kassen<br />

gesetzlich nicht geregelt ist, können bei Klinikrente die Ansprüche<br />

Tarifliche Versorgungswerke und ihre Mitgliederzahlen<br />

Versorgungswerk Anzahl Versicherte<br />

Metallrente 422.500<br />

Chemieversorgungswerk 140.000<br />

Hogarente 130.000<br />

Presseversorgungswerk 120.000 1<br />

Baurente (Soka Bau) 72.000<br />

Klinikrente 50.000<br />

Zukunftsfonds Druck und Medienindustrie 11.600<br />

Pensionskasse Ernährung und Genuss 240.000<br />

1) nur freiwillige betriebliche und private Zusatzversorgung; Stand: Ende 2011<br />

Quelle: Angaben der Versorgungswerke<br />

VOrSOrge<br />

auf Betriebsrente zum neuen Arbeitgeber mitgenommen werden,<br />

wenn dieser Mitglied <strong>im</strong> Versorgungswerk ist oder wird. „Mit der<br />

kostenfreien Übertragung be<strong>im</strong> Jobwechsel besitzt die Klinikrente<br />

in der Gesundheitswirtschaft ein unschlagbares Alleinstellungsmerkmal“,<br />

sagt Gieseler.<br />

Garantien nicht zulasten der Arbeitnehmer ändern<br />

Es ist verbindlich festgelegt, dass vereinbarte Garantien nicht zum<br />

Nachteil der Arbeitnehmer verändert werden dürfen. Das zahlt<br />

sich auch bei Jobwechsel aus. Doch Vermittler müssen sich inhaltlich<br />

wappnen, denn <strong>im</strong> Gesundheitswesen ist die Altersvorsorge<br />

kompliziert geregelt.<br />

Für Ärzte zählt zunächst die Standesversorgung. Darüber hinaus<br />

erfolgt eine Zusatzversorgung, die der Arbeitgeber bezahlt – verpflichtend<br />

über Zusatzversorgungskassen (ZVK) oder die Versorgungsanstalt<br />

des Bundes und der Länder (VBL). Anspruch auf<br />

Entgeltumwandlung besteht eigentlich nicht, da Ärzte nicht in der<br />

„Wer nach einem Jobwechsel <strong>im</strong><br />

selben Versorgungswerk bleibt,<br />

erspart sich 20 Prozent Verlust<br />

der Garantieleistung.“<br />

Friedhelm Gieseler, Klinikrente<br />

gesetzlichen Rentenversicherung, sondern über Versorgungswerke<br />

rentenversichert sind. Ausnahme: Der Anspruch auf Entgeltumwandlung<br />

wird über Tarifverträge (öffentliche und private Kliniken)<br />

oder arbeitsvertragliche Richtlinien (kirchliche Kliniken)<br />

hergestellt. Dann kommt auch die Klinikrente zum Zuge. Davon<br />

profitiert dann der einzelne Makler und Mehrfachvermittler, denn<br />

Klinikrente ist an den Unikliniken für alle Vertriebspartner offen,<br />

die mit den Konsortialgesellschaften geschäftlich verbunden sind.<br />

Ärzte sind eine Kundengruppe für sich<br />

Der Vermittler braucht sich nur noch um den einzelnen Arzt zu<br />

kümmern und nicht mehr die kaufmännische Direktion zu überzeugen.<br />

Trotz des halbierten Arbeitsaufwandes bekommt er die<br />

volle Vergütung, die bei rund 40 Prozent dessen liegt, was ein Einzelvertrag<br />

des Vermittlers mit der jeweiligen Gesellschaft einbringt.<br />

Der Unterschied zwischen VL und AVWL für Arbeitnehmer 1 ; Angaben in Euro<br />

Vergleich VL 2 AVWL 3<br />

Bruttogehalt 2.600,00 2.600,00<br />

- Lohnsteuer/Sozialversicherung - 957,76 - 918,05<br />

+ VL/AVWL + 6,65 + 6,65<br />

+ Arbeitgeberzuschuss 4 + 0,00 + 6,65<br />

- Einzahlung VL/AVWL - 40,00 - 86,36 5<br />

= Nettogehalt 1.608,89 1.608,89<br />

Gewinn durch VL/AVWL 17.785,00 6 44.114,00 6<br />

1) Single, keine Kinder (Steuerklasse 1), 9 % Kirchensteuer, gesetzlich krankenversichert<br />

2) Vermögenswirksame Leistungen (VL) des Arbeitgebers zusätzlich zum Gehalt<br />

3) Altersvorsorgewirksame Leistungen (AVWL) bringen VL in eine Direktversicherung ein<br />

4) nur bei Entgeltumwandlung, nicht bei VL<br />

5) circa 33 Euro Eigenanteil des Arbeitnehmers + VL + Einsparung Steuer/Sozialversicherung<br />

6) 25 Jahren Laufzeit bei 3 % VL-Rendite bzw. aktueller Überschussbeteiligung der Direktversicherung<br />

(vor Steuern und gegebenenfalls Sozialabgaben)<br />

Stand: März 2012 Quelle: Klinikrente<br />

35<br />

portfolio international_April 2012_Ausgabe 03


38 VOrSOrge<br />

Dass sich die Entgeltumwandlung, die staatlich so stark wie keine<br />

andere Vorsorge gefördert wird, lohnt, wird <strong>im</strong>mer wieder infrage<br />

gestellt. Dabei lässt sich mit demselben Nettoaufwand eine bessere<br />

Versorgung erzielen als mit Produkten der dritten Vorsorgeschicht,<br />

zumal Marktmacht gegenüber den Vorsorgeanbietern gebündelt<br />

wird. Wer sich das entgehen lässt, verschenkt schlicht Geld, hat<br />

die Universität Bamberg vorgerechnet.<br />

Den Beweis liefert die Klinikente für zwei typische Fälle: Zum einen<br />

wird die <strong>im</strong> Tarifvertrag spendierte vermögenswirksame Leistung<br />

(VL) des Arbeitgebers, die relativ schnell konsumiert werden darf,<br />

in eine altersvorsorgewirksame Leistung (AVWL) umgewandelt.<br />

Schon bei Durchschnittsverdienern bringt dies bei selbem Nettoaufwand<br />

nach 25 Jahren ein Kapital von voraussichtlich 44.114<br />

Euro und damit fast das Doppelte wie ein VL-Sparplan – auf<br />

VL sind schließlich Steuer und Sozialversicherungsbeitrag fällig<br />

(siehe Tabelle rechts auf Seite 35).<br />

Betriebsrente schlägt Privatrente<br />

Auch der Vergleich von privater Vorsorge, hier eine Privatrente,<br />

fällt bei gleichem Nettoaufwand deutlich zugunsten der Betriebsrente<br />

aus. <strong>Die</strong>s wird etwa am Beispiel eines Oberarztes mit 7.000<br />

Euro Bruttogehalt klar, der ab seinem 47. Geburtstag jeden Monat<br />

500 Euro in eine Betriebsrente ab 67 umwandelt. Durch die<br />

Förderung muss der Arzt tatsächlich nur 260 Euro aus eigener<br />

Tasche investieren. Am Ende steht von der U-Kasse <strong>im</strong> Vergleich<br />

zur Privatrente eine um 50 Prozent höhere Rente nach Steuern zu<br />

Buche (siehe Tabelle unten).<br />

Der Grund ist, dass der Arzt brutto bei Entgeltumwandlung<br />

240 Euro monatlich mehr einsetzt. In beiden Fällen ist auch eine<br />

Kapitalabfindung möglich. Selbst in der ungünstigsten Variante,<br />

dass die Abfindung <strong>im</strong> Jahr der Auszahlung komplett versteuert<br />

würde, ist die U-Kassen-Rente netto über 27 Prozent besser als die<br />

Privatrente. Noch besser werden solche Rechnungen, wenn der Arbeitgeber<br />

als Anreiz Geld dazu gibt. Regelungen in Tarifverträgen<br />

So wirkt sich die Entgeltumwandlung be<strong>im</strong> Gehalt aus; Angaben in Euro 1<br />

Eckpunkte<br />

Ausgabe 03_April 2012_portfolio international<br />

Einzahlungsphase ab 47 Jahre<br />

Auswirkung mit<br />

Privatrente Entgeltumwandlung<br />

Bruttogehalt 7.000 7.000<br />

- Entgeltumwandlung 0 500 2<br />

= neues Brutto 7.000 6.500<br />

- Lohnsteuer + Solidaritätszuschlag - 2.300,29 - 2.059,85<br />

- Sozialabgaben - 932,80 - 932,80<br />

= neues Netto 3.766,91 3.507,35<br />

Steuerersparnis 0 240 (= 48 %)<br />

Nettoaufwand 260 3 260<br />

Auszahlungsphase ab 67 Jahre 4<br />

Guthaben gesamt 92.500 183.410<br />

Rente vor Steuern 356,52 726,20<br />

Rente nach Steuern 338,34 508,34<br />

Vergleich + 50 %<br />

Kapitalabfindung nach Steuern 5 86.210 110.046<br />

Vergleich + 27,5 %<br />

1) Oberarzt (47), ledig, Steuerklasse I/0 + Kirchensteuer, privat krankenversichert<br />

2) 500 Euro Entgeltumwandlung pro Monat ab 47 in U-Kasse „Klinikrente Plus“ bis 67 Jahre<br />

3) Abschluss von Privatrente aus Nettoeinkommen mit 260 Euro Monatsbeitrag ab 47 Jahre bis 67 Jahre<br />

4) angenommener Steuersatz <strong>im</strong> Alter: 30 %<br />

5) 40 % Steuersatz; Chance auf Fünftelungsregelung (gleichmäßige Verteilung der Auszahlung über 5 Jahre<br />

bei Einkommensteuer) noch nicht berücksichtigt; Stand: März 2012 Quelle: Klinikrente<br />

wirken wie ein Katalysator. Als gute Ansätze sehen Marktkenner<br />

Maßnahmen wie einen Altersvorsorgebeitrag des Arbeitgebers,<br />

falls der Arbeitnehmer auf VL-Zugaben verzichtet, einen Arbeitgeberzuschuss<br />

aus ersparten SV-Beiträgen oder die Kombination<br />

aus Altersvorsorgebeitrag und Arbeitgeberzuschuss. Beispielhaft<br />

ist hier der Chemie-Tarifvertrag. <strong>Die</strong> R+V hatte die Ausschreibung<br />

für das <strong>im</strong> Herbst 2008 gegründete Chemie-Versorgungswerk<br />

gewonnen.<br />

Regelungen in Tarifverträgen dienen mitunter als Katalysator<br />

Schon jetzt sorgen fast zwei Drittel der Beschäftigten tariflich fürs<br />

Alter vor und legen dabei <strong>im</strong> Schnitt 906 Euro pro Jahr an. Jeder<br />

Beschäftigte hat einen tariflichen Anspruch auf 613,55 Euro pro<br />

Jahr, die ihm sein Arbeitgeber für die Altersvorsorge zahlt. Der<br />

Tarifvertrag bietet sogar mehrere Möglichkeiten, den seit 2010<br />

geltenden jährlichen Demografiebeitrag der Arbeitgeber von 300<br />

Euro je Beschäftigtem anzulegen.<br />

Andere Versorgungswerke haben ebenfalls kräftig zugelegt.<br />

Beispiel: Hogarente für Hotels und Gaststätten. Dort leistet der<br />

Arbeitgeber eine tariflich vereinbarte Anschubfinanzierung von<br />

150 Euro pro Jahr für jeden Vollzeitbeschäftigten, die in die<br />

HDI-Gerling-Pensionskasse oder die Ergo-Pensionskasse fließen.<br />

Bei Teilzeitbeschäftigten sind es entsprechend geringere Beträge<br />

zwischen 50 und 100 Euro.<br />

Wenn die Beschäftigten zusätzlich freiwillig Entgelt umwandeln,<br />

erhalten sie auf den eigenen Umwandlungsbetrag nochmals 16<br />

Prozent als Zuschuss vom Arbeitgeber. Auch dort „verdient der<br />

Vertrieb pro Abschluss deutlich weniger als üblich, hat aber<br />

erleichterten Firmenzugang“, bestätigt etwa Jürgen Benad, Geschäftsführer<br />

des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. So<br />

wundert es nicht, dass inzwischen mehr als 130.000 Angestellte<br />

mit dabei sind.<br />

Ähnliche Wege geht die Pensionskasse Ernährung und Genuss<br />

(PEG), die als Branchenpensionskasse innerhalb der größeren<br />

Hamburger Pensionskasse von 1905 geführt wird. Neben dem<br />

Anspruch auf einen tariflichen Altersvorsorgebetrag wird die<br />

Entgeltumwandlung belohnt. Dabei zeichnet sich die PEG mit<br />

kontinuierlich niedrigen Verwaltungskosten von 1,2 Prozent der<br />

Beiträge aus.<br />

<strong>Die</strong> EU-Kommission kommt mit strengeren Kapitalvorschriften<br />

Generell ist die bAV „deutlich effizienter“ als Privatrenten, sagt<br />

Metallrente-Chef Karch, der zugleich Chef der Arbeitsgemeinschaft<br />

für betriebliche Altersversorgung ist. Wenn man in einen<br />

Kollektivvertrag, etwa bei der Metallrente, einsteige, betrage die<br />

Provision 1,6 Prozent, verglichen mit häufig genannten vier Prozent<br />

und mehr bei Riester-Policen. <strong>Die</strong> bAV bringt für Karch bei<br />

der Rendite „sicherlich bessere Ergebnisse“.<br />

Mehr Breitenwirkung verspricht sich Karch von zusätzlichen Tarifverträgen<br />

zur bAV und von sogenannten Opting-out-Modellen<br />

auf Basis von Betriebsvereinbarungen. Gefahr droht jedoch aus<br />

Brüssel: <strong>Die</strong> EU-Kommission will deutsche Pensionskassen zwingen,<br />

mehr Eigenkapital vorzuhalten als bisher.<br />

Dabei arbeiten die meisten Kassen gar nicht gewinnorientiert,<br />

sondern haben lediglich den Zweck, Arbeitnehmern der Trägerfirmen<br />

Betriebsrenten zu zahlen. „Am Ende hätte der Arbeitnehmer<br />

wenig davon, wenn Unternehmer Versorgungswerke schließen“,<br />

warnte Karch auf der bAV-Handelsblatt-Fachtagung Mitte März<br />

in Berlin. Als ein möglicher Kompromiss ist zum Beispiel denkbar,<br />

Pensionskassen künftig dem Pensions-Sicherungs-Verein (PSV) zu<br />

unterstellen. Detlef Pohl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!