Regiobote Winter 2016
Regionalmagazin für den Raum Achim, Ahausen, Bassum, Fischerhude, Hellwege, Ottersberg, Oyten, Rotenburg/W., Scheeßel, Sottrum, Stuckenborstel
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2013 bekam das Paar aus Emtinghausen erstmals<br />
Besuch von zwei Schweizer Garde-Offizieren,<br />
die sich in der Kunst des historischen<br />
Fechtens, der Metallverarbeitung und Waffenpflegeweiter<br />
bildeten und Reitunterricht bekamen.<br />
Die Einladung in den Vatikan folgte für das<br />
nächste Jahr: „Die wollten ihr historisches<br />
Wissen auffrischen, insbesondere im Umgang<br />
mit der Hellebarde“, erklärt Michael Thrun,<br />
auch wenn historische Waffen im Vatikan nur<br />
noch rein repräsentativ getragen werden.<br />
Ein Teil der Truppe ist für die Repräsentation<br />
zuständig, der andere Teil für den tatsächlichen<br />
Personenschutz, für den es natürlich moderne<br />
Waffen gibt.<br />
Fünf Tage lebten die Beiden im Vatikan; trainiert<br />
wurde mit hölzernen Attrappen und Original-Waffen.<br />
„Wir durften uns relativ frei bewegen und haben<br />
auf jeden Fall mehr gesehen, als es Touristen<br />
tun. Es gab natürlich Bereiche, wo man<br />
sich nicht bewegen durfte, wie die Privaträume<br />
des Papstes. Im Vatikan ist es entspannter<br />
und menschlicher als man denkt. Man hat immer<br />
das Klischee von dem verfilmten Thriller<br />
Illuminati im Kopf, aber der hat mit der Realität,<br />
wie wir sie erlebt haben überhaupt nichts<br />
zu tun. Die haben ihr Tagesgeschäft, wie alle<br />
anderen auch. Morgens trifft man sich in einer<br />
der Kantinen. Links von einem sitzt dann eine<br />
Nonne, recht sitzt ein Schweizer Gardist. Die<br />
Menschen dort glauben an eine Aufgabe: den<br />
Schutz des Papstes und das Leben für die Kirche.<br />
Also eigentlich sind die da alle unheimlich<br />
relaxed. Dieses Erlebnis ist nicht bezahlbar und<br />
dafür muss man nicht katholisch sein.“<br />
Auch für Frauke Beer war es ein beeindruckendes<br />
Erlebnis:<br />
„Es war etwas ganz Besonderes, weil da normalerweise<br />
von außen niemand so schnell rein<br />
kommt. Wir sind sehr freundlich aufgenommen<br />
worden und somit waren alle Unsicherheiten<br />
beseitigt. Man ist ja entsprechend ehrfürchtig;<br />
durch die imposante Kulisse und die<br />
Umgebung. Wir wurde sofort akzeptiert und respektiert,<br />
auch ich als Frau.<br />
Wir waren in der Kaserne der Gardisten in einer<br />
geräumigen Wohnung untergebracht und<br />
haben den Alltag mehr oder weniger genau mitbekommen.“<br />
Der Alltag der rund 115 Schweizer Gardisten<br />
ist alles andere als entspannt.<br />
Manche von ihnen haben einen 20 Stunden<br />
Tag, schließlich müssen Sie das Oberhaupt der<br />
katholischen Kirche unter anderem auch auf<br />
seinen Reisen begleiten.<br />
Zu der Zeit, als die Schweizer Garde gebildet<br />
wurde, galt diese Nation als besonders treu<br />
und zuverlässig. Im Gegensatz zu vielen anderen<br />
Söldnern sollen sie unbestechlich gewesen<br />
sein. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft in<br />
der Schweizer Garde ist der katholische Glaube<br />
und eine Dienstzeit im Militär.<br />
Die Trainer aus Emtinghausen hatte auch Zugang<br />
zu Waffenkammern der päpstlichen Garde,<br />
in denen außer den Garde-Gewehren,<br />
jahrhundert alte historischen Hieb- und Stichwaffen,<br />
Helme und Rüstungen aufbewahrt werden.<br />
Eigens für den Vatikan hat die Fotografin<br />
Frauke Beer eine Dokumentation der Waffenkammer<br />
als Bildband realisiert.<br />
Der Vatikan ist der kleinste Staat der Welt. Dafür<br />
muss er über eine eigene Armee, Polizei,<br />
eine eigene Verwaltung, Bank, einen Bahnhof<br />
und einen Flugzeug-Landeplatz verfügen.<br />
Auch in Zukunft wird es in regelmäßigem<br />
Wechsel entweder Besuch von Schweizer-Garde<br />
Offizieren in Emtinghausen geben oder das<br />
Paar reist, wie auch in diesem Sommer nach<br />
Rom, um erneut Gast im Vatikan zu sein.<br />
In der Weihnachtsbotschaft wird der Papst<br />
auch in diesem Jahr wieder zu Frieden und Gerechtigkeit<br />
aufrufen und das dieser Aufruf von<br />
vielen Menschen als relevant erachtet wird, ist<br />
aktuell ganz besonders wichtig.<br />
Links:<br />
Frauke Beer und<br />
Michael Thrun<br />
(Mitte) im Vatikan<br />
Foto: Frauke Beer<br />
Daneben:<br />
Der so genannte<br />
Pappenheimer<br />
(Waffenkammer<br />
Vatikan)<br />
Foto: Frauke Beer<br />
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