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BMW_IV

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Wunsch der US-Kundschaft nach<br />

mehr Chrom entsprochen. Die Händler<br />

sammelten ja Eindrücke, die über<br />

den Vertrieb und dessen Wünsche<br />

bei mir landeten. Opas alte <strong>BMW</strong><br />

war tot. Wir mussten Farbe ins Spiel<br />

bringen und dazu Dynamik und<br />

technische Qualität sichtbar machen.<br />

Das Design sollte Modernität<br />

und Dynamik, aber auch die <strong>BMW</strong>-<br />

Traditionen widerspiegeln. Gute<br />

Werbesprüche allein halfen uns<br />

nicht weiter.<br />

Auf Messen<br />

holte sich<br />

Hans A. Muth<br />

Inspirationen von<br />

Rennmaschinen …<br />

Es musste gelingen, den Anschluss<br />

an die Wettbewerber zu erlangen.<br />

Von der Marwitz hatte sicherlich<br />

recht, wenn er betonte, dass für den<br />

durchschnittlichen Motorradfahrer<br />

… und von<br />

Serienmaschinen<br />

wie der<br />

Ducati 750 S.<br />

Der sich in den<br />

frühen 70ern<br />

etablierende Langstreckenrennsport<br />

für hubraumstarke<br />

Serienmaschinen<br />

ließ vereinzelt auch<br />

sportlich umgebaute<br />

<strong>BMW</strong>-Modelle<br />

entstehen.<br />

50 PS ausreichend seien. Jedoch<br />

hatten die Japaner ein Wettrüsten<br />

entfacht, bei dem die Käufer nur<br />

zu gerne mitspielten. Honda hatte<br />

mit der CB 750 einen Maßstab für<br />

Leistung gesetzt, den es zu erreichen<br />

galt.<br />

Auch Lutz, der selber so eine 67 PS<br />

starke Honda gefahren hatte, sah<br />

eine Top-<strong>BMW</strong> mit mindestens gleichen<br />

Fahrleistungen vor sich wenn<br />

er an die Zukunft dachte.“<br />

Entstehung R 90 S 20


Zunächst dachten<br />

die <strong>BMW</strong>-Entwickler<br />

noch an eine<br />

R 75/5 S, die<br />

dann aber zur R 90 S<br />

führen sollte.<br />

Daher wurde aus der zunächst konzipierten<br />

„R 75/5 S“ bald eine 900er.<br />

Die Techniker wie Rüdiger Gutsche<br />

fuhren bereits seit 1971 versuchsweise<br />

mit auf 90 mm aufgebohrten<br />

Zylindern herum. Auf dem Salzburgring<br />

drehte im Frühsommer 1971<br />

eine scheibengebremste, vollverkleidete<br />

<strong>BMW</strong> /5 des <strong>BMW</strong>-Werks ihre<br />

Proberunden. Die Zeitschrift „Das<br />

Motorrad“ schrieb, dass hier ein<br />

Bol d’Or Einsatz einer französischen<br />

Polizeimannschaft vorbereitet wur -<br />

de. Das zeigte, dass in München<br />

über zwei Elemente, nämlich Verkleidung<br />

und Scheibenbremse intensiv<br />

nachgedacht wurde.<br />

Das lenkerfeste<br />

Cockpit der „S“-<br />

Modelle erforderte<br />

keine konstruktiven<br />

Änderungen an Rahmen<br />

und Fahrgestellkomponenten.<br />

Mit einigen Änderungen sollte sich<br />

auch der Hubraum der <strong>BMW</strong>-Palette<br />

nach oben verschieben lassen.<br />

Schließlich deutete sich international<br />

an, dass es nicht bei den 1971<br />

noch tonangebenden 750ern bleiben<br />

würde.<br />

21 Entstehung R 90 S


Zur Lackierung<br />

in daytona-orange<br />

gehörte die<br />

Handlinierung<br />

in rot.<br />

Auch den Titel<br />

des <strong>BMW</strong>-Motorrad-<br />

Gesamtprospektes<br />

zierte eine R 90 S<br />

in „daytona“.<br />

1975 intensiv um Modellpflege ihres<br />

Flaggschiffs. Zur Silberrauch-Lackierung<br />

der R 90 S wurde als zweite<br />

Farbe „daytona-orange“ mit in das<br />

Programm aufgenommen. Hier war<br />

der US-Markt der Auslöser. „More<br />

fruity!“ hatte US-Importeur Peter<br />

Adams ja Hans A. Muth zugerufen.<br />

Deshalb auch der Name der Farbvariante,<br />

die als Referenz an den wichtigen<br />

US-Markt zu verstehen ist.<br />

Eine daytona-orange <strong>BMW</strong> sollte im<br />

Oval von Daytona später noch dazu<br />

einen großen Erfolg feiern können.<br />

Diese frische Farbe sollte populärer<br />

als das konservative TT-silberrauch<br />

werden. Die Verarbeitungstechnik<br />

entsprach der bisherigen. Zunächst<br />

hatte Muth auf einer Farbe für die<br />

R 90 S bestanden; nicht zuletzt um<br />

die Produktionskosten zu senken.<br />

Doch angesichts des guten Absatzes<br />

war aber dann doch eine alternative<br />

Lackierung in der Kalkulation unterzubringen.<br />

Mittlerweile wurden alle<br />

Linierungen mit dem Schlepper -<br />

Modellpflege 52


Ebenfalls zum<br />

Modelljahr 1975<br />

der R 90 S wurde<br />

die Skalierung<br />

der Instrumente<br />

geändert.<br />

Typisch für das<br />

zweite R 90 S<br />

Modelljahr waren die<br />

Blinkergehäuse aus<br />

Plastik, die neuen<br />

Lenkerschalter, …<br />

… die gelochten<br />

Bremsscheiben,<br />

der auf 17 mm vergrößerte<br />

Durchmesser<br />

der vorderen<br />

Steckachse und die<br />

quergerippte Bank.<br />

pinsel ausgeführt. Man hatte einen<br />

Linierlack gefunden, der sich mit<br />

dem Klarlack vertrug und fortan hatten<br />

die Klebestreifen ausgedient.<br />

Das war für das Modelljahr 1975<br />

noch nicht alles. Bei den Touren -<br />

modellen entfielen die Farben polaris<br />

und curry. Das Zubehörangebot<br />

wurde jedoch ausgebaut. Die vom<br />

<strong>BMW</strong> Händler Krauser aus Germering<br />

bei München entwickelten Koffer<br />

aus dem BASF-Kunststoff Hostalen<br />

lösten im erst Laufe des Jahres<br />

die Lederpacktaschen der /5-Modelle<br />

ab. Kleinigkeiten kamen sofort<br />

zum Modelljahr dazu oder waren<br />

bereits länger im Programm. So eine<br />

Warnblinkanlage, ein Gummi-Spritzlappen<br />

am hinteren Kotflügel, ein<br />

abschließbarer Tankdeckel oder die<br />

allseits beliebten – 1975 noch einteiligen<br />

Schutzbügel vor dem Motor.<br />

Auch das Zubehör brachte Geld in<br />

die Kassen. Der Verkauf der R 90 S<br />

lief glänzend. Im Export war zwar<br />

die R 90/6 ein wenig beliebter, aber<br />

53 Modellpflege


teten. 1976 waren wir erfolgsreichstes<br />

deutsches Team im Coupe d’ Endurance,<br />

dabei hatten wir gegenüber<br />

der Serie nur Motor, Getriebe und<br />

die für den Langstreckeneinsatz notwendigen<br />

Komponenten geändert.“<br />

Daytona-orange<br />

passt zu<br />

Rennmaschinen.<br />

Dähnes Rennmotorrad:<br />

Gemischaufbereitung<br />

von der<br />

R 90 S, Getriebegehäuse<br />

aus Magnesiumlegierung,<br />

Rahmen<br />

von der R 75/5.<br />

R 90 S im Sport 90<br />

Helmut Dähnes technisch bedingte Ausfälle:<br />

Datum Veranstaltung Strecke Category Klasse Typ Bemerkungen<br />

20.9.74 Bol d’Or Le Mans Endurance 24 1000 <strong>BMW</strong> R 100 aus. Ventilschaden<br />

Co. = Guillu.<br />

<strong>BMW</strong> France<br />

5.4.75 200 Meilen Imola Road Race 750 <strong>BMW</strong> aus. lockere<br />

Imola R 75 R 2 Schwungscheibe,<br />

Training 24.<br />

11.6.77 TT F1 TT Road Race 1000 <strong>BMW</strong> R 100 aus. 1. Runde,<br />

Prod. Bike Massekabelbruch<br />

22.4.78 Sauerl. Nbgr Production 1000 <strong>BMW</strong> R 100 aus. Konus Kardanwelle<br />

lose<br />

14.4.79 1.000 km Hock Endurance 1000 <strong>BMW</strong> R 100 aus. Pleullager<br />

Hockenheim<br />

schaden, Co-<br />

Pilot: D. Nagel<br />

Die Bilanz sah 1976 wie folgt aus:<br />

Mugello (I) und Barcelona (ES) nicht<br />

teilgenommen, dann Zandvoort (NL)<br />

3. Platz, 1000 km Le Mans (F)<br />

8. Platz, Nürburgring 3. Platz, Mettet<br />

(F) 10. Platz und ein Ausfall in Spa-<br />

Francorchamps (B). Übrigens war<br />

der Ausfall in Spa durch ein bei über<br />

200 km/h blockierendes Getriebe<br />

bedingt. Glücklicherweise stürzte<br />

Peter Dyrda nicht! Das Team fuhr<br />

noch bis 1978 zusammen, dann zog<br />

man sich aus dem internationalen<br />

Rennsport zurück. Dyrda und<br />

Schneider fuhren noch einige Zeit<br />

mit einer Honda weiter. Wüstenhöfer<br />

blieb bis 1985 aktiv, er schwärmt<br />

heute noch: „Ein Vorteil war es auch<br />

für mein Geschäft, für meine Arbeit<br />

im Winter.“<br />

Ab 1977 führte der Dortmunder sein<br />

Geschäft als <strong>BMW</strong>-Vertretung. In<br />

diesem Jahr erhielt die 90 S etwas<br />

breitere Reifen als die trennscheibenschmalen<br />

Serienpneus und umgearbeitete<br />

Zylinderköpfe, bei denen<br />

weniger gebogene Ansaugkanäle für<br />

bessere Leistung sorgten, aber seitlich<br />

ausgestellte Vergaser bedingten.<br />

Kuma-Räder und eine gelbe Lackierung<br />

von Sponsor Textar sorgten für<br />

einen neuen Look. 1978 war die Maschine<br />

dann wieder grün/silber.<br />

<strong>BMW</strong> hatte in der Zeit, in der<br />

Wüstenhöfer international fuhr, ein<br />

britisches Team unterstützt: 1974 begann<br />

der Londoner Motorradhandel<br />

Gus Kuhn eine Liaison mit <strong>BMW</strong>.<br />

Kuhn war seit Vorkriegstagen ein<br />

etabliertes Unternehmen und besaß<br />

eine schlagkräftige Rennabteilung,<br />

die mit ihren Seeley-Nortons in der<br />

Lage war, in der Formel 750 dem<br />

Norton-Werksteam Paroli zu bieten.


Im Juli 1973 starteten Graham Sharp<br />

und Dave Potter mit einer Gus Kuhn<br />

<strong>BMW</strong> beim 24-Stunden-Rennen in<br />

Barcelona. Es handelte sich bereits<br />

um einen R 90 S-Werksprototypen<br />

mit fünf Gängen und Doppelscheibenbremse.<br />

Bis auf den fünften Platz<br />

fuhr das Team, dann ließen Kupplungsprobleme<br />

das Motorrad auf<br />

Platz sieben zurückfallen. Hans-<br />

Günther von der Marwitz, der den<br />

Einsatz mit initiiert hatte, war hochzufrieden.<br />

Gus-Kuhn-Teamchef und<br />

Geschäftsführer Vincent Davy fiel<br />

aber auf, dass die <strong>BMW</strong> – auch mit<br />

Vollverkleidung – unter Auftrieb<br />

litt. 1975 fand Gus Kuhn für den<br />

In den<br />

Stößelführungsrohren<br />

läuft ein<br />

stark modifizierter<br />

Ventiltrieb.<br />

Typisch für Dähne<br />

waren angeschliffene<br />

Ventildeckel mit<br />

Gewinden, um einen<br />

Schleifschutz zu montieren.<br />

Beachte die<br />

einfache Zündanlage.<br />

<strong>BMW</strong>-Einsatz einen ungewöhnlichen<br />

Sponsor. Das „Herren-Magazin“ Penthouse<br />

sponserte den Einsatz der<br />

<strong>BMW</strong>s in zwei <strong>BMW</strong>-typischen Disziplinen:<br />

Zum einen bei Serienmaschinenrennen,<br />

zum anderen beim<br />

„Coupe d’ Endurance“, also dem<br />

französisch dominierten Langstrekkencup<br />

mit seinen vier Läufen. Die<br />

Gus-Kuhn-<strong>BMW</strong> wurden dann in<br />

den Sponsor-Farben rot, schwarz<br />

und gold lackiert.<br />

Die Production TT des Jahres 1975<br />

ging über zehn Runden für zwei Fahrer.<br />

Neben <strong>BMW</strong>-Ikone Dähne mit<br />

dem kurzzeitig aktiven Co-Piloten<br />

Werner Dieringer starteten auch<br />

Martin Sharpe und Abe Alexander<br />

sowie Darryl Pendleburry und Tom<br />

Dickie jeweils auf einer Gus-Kuhn-<br />

<strong>BMW</strong>. Letztere blieben in der fünften<br />

Runde ohne Sprit liegen, während<br />

Erstere den dritten Platz in ihrer<br />

Klasse belegten. Dähnes sicherer<br />

Sieg ging durch einen Defekt verloren.<br />

Der Motor seiner Rennmaschine<br />

verlor durch einen durchgeschliffenen<br />

Ventildeckel so viel Öl, dass er<br />

fraß. Dabei war das Triebwerk aufwändig<br />

nach allen Regeln der Kunst<br />

optimiert worden. Dähne hatte die<br />

94 Millimeter messenden Kolben der<br />

1000er mit einer Verdichtung von<br />

10,5 zu 1 verbaut. Größere Ventile,<br />

40er Dell’Orto Vergaser und Megaphonauspufftöpfe<br />

sorgten im Verein<br />

mit einer Sportnockenwelle von<br />

Schleicher für erhöhten Gasdurchsatz,<br />

während Titan-Pleuel und eine<br />

größere Ölwanne die Standfestigkeit<br />

sicher stellen sollten. Das von <strong>BMW</strong><br />

lieferbare Renngetriebe, bei dem die<br />

ersten drei Gänge länger übersetzt<br />

waren und dadurch mit geringeren<br />

Drehzahlunterschieden operierten,<br />

war ebenfalls eingebaut. Im Ergebnis<br />

erreichte Dähne auf der handli-<br />

91 R 90 S im Sport


Zur Senkung der Fertigungskosten<br />

wurde in diesem Jahr im Spandauer<br />

Motorradwerk das Metall-Aktivgas-<br />

Schweißen (das so genannte Schutzgasschweißen)<br />

anstelle der bisherigen<br />

Wolfram-Wasserstoffschweißung<br />

eingeführt. Die Festigkeit der<br />

Rahmen blieb unverändert, die Kosteneinsparung<br />

aber war spürbar.<br />

Eine kaum sicht-, jedoch spürbare<br />

Änderung war die werksseitige Unterbringung<br />

eines Verbandkastens<br />

unter dem Fahrerplatz bei allen<br />

<strong>BMW</strong>-Motorrädern. Leider raubte<br />

das erste Hilfe-Set so viel Polster,<br />

dass der Pilot schon nach kurzer<br />

Zeit glaubte, auf dem Blechkasten zu<br />

sitzen. Erst 1980 besann man sich<br />

Bis zum<br />

MJ 1981 behielten<br />

alle 1000er die<br />

Instrumente der<br />

späten R 90 S.<br />

Der zunächst<br />

von Krauser<br />

gelieferte Gepäckträger<br />

für<br />

die S-Sitzbank<br />

fand ab dem MJ 79<br />

seinen Weg in<br />

ähnlicher Form als<br />

Serienbestandteil<br />

fast aller <strong>BMW</strong>-<br />

Modelle ab 750 cm 3<br />

bis 1984.<br />

„Mode“ war der<br />

Grund für die Ausrüstung<br />

der R 100 S<br />

mit einer hinteren<br />

Scheibenbremse ab<br />

dem MJ 79.<br />

Die ungewöhnlichen<br />

Pendeslattelbremsen<br />

blieben den <strong>BMW</strong><br />

bis zum MJ 81<br />

erhalten.<br />

Nachfolger 120


Auch bei der<br />

R 100 S war der<br />

Lasurlack „dunkelrotmetallic“<br />

(553)<br />

sehr populär.<br />

bei <strong>BMW</strong> und verstaute den Verbandkasten<br />

im Heck der S-Bank.<br />

Weniger störend war ein kleines<br />

Plastikfach unter der Sitzbank, in<br />

der das Bordbuch Platz fand – und<br />

gern feucht wurde.<br />

Doch zum Modelljahr 1979 brannte<br />

<strong>BMW</strong> ein ganzes Feuerwerk an Neuheiten<br />

ab, wovon die Kunden in erster<br />

Linie die neuen Modelle wie der<br />

R 45, R 65 und den Tourer R 100 RT<br />

wahrnahmen. Die R 100 T hatte als<br />

„nackte Tausender“ mit 65 PS die<br />

60 PS starke R 100/7 abgelöst. Erstere<br />

wurde oft mit Tourenzubehör ausgerüstet<br />

und erhielt schon ab Werk<br />

einen halbhohen Lenker.<br />

Die R 100 S des Jahrgangs 1979 war<br />

rasch zu erkennen, hatte sie doch<br />

die Gussräder samt der hinteren<br />

Scheibenbremse von der R 100 RS<br />

geerbt. Im gleichen Zug erstarkte<br />

der Motor auf 70 PS durch die Übernahme<br />

von leistungsbestimmenden<br />

Bauteilen der RS. Neben den äußerlich<br />

sichtbaren Änderungen zu<br />

denen auch ein größeres Rücklicht<br />

(„Zweikammerrückleuchte“) gehörte,<br />

wurde motorisch beim Jahrgang<br />

1979 vieles verbessert. Unter anderem<br />

setzten O-Ringe am unteren<br />

Zylinderhals einen Schlußpunkt bezüglich<br />

der bisher häufig auftretenden<br />

Ölnebel an den Zylinderfüßen.<br />

Eine Simplex-Steuerkette erleichterte<br />

Reparaturen und sparte Gewicht<br />

und Kosten. Die motorischen Änderungen<br />

dokumentierten sich äußerlich<br />

durch einen vertikal verrippten<br />

Steuerkastendeckel, einen neuen<br />

Lichtmaschinendeckel sowie ein<br />

Getriebegehäuse mit Versteifungsrippen.<br />

121 Nachfolger


Die R 90 S<br />

„re-date“<br />

von 2013.<br />

„Die Leichtigkeit<br />

der Gazelle“<br />

als Gedanke<br />

für die „Flyline“.<br />

<strong>BMW</strong> Motorräder. Die Frage von<br />

Andy Schwietzer, wie Hans A. Muth<br />

wohl seine R 90 S heute gestalten<br />

würde, war ebenso nahe liegend<br />

wie schwierig zu beantworten. Auf<br />

jeden Fall aber eine echte Herausforderung.<br />

Die heutige Technik und<br />

Auffassung zum Motorrad hat sich<br />

nach 40 Jahren entsprechend verändert,<br />

was sich besonders im Aufbau<br />

und den Anforderungen an ein<br />

heutiges Motorrad erkennen lässt.<br />

Statt eines glatten, klar erkennbaren<br />

Boxermotors, präsentiert sich heute<br />

eher eine Black-Box in Form eines<br />

fraktalen Zusammenspiels einzelner<br />

Komponenten aus verschiedensten<br />

Materialien, Strukturen und Farben<br />

Ein ähnliches Bild ergibt sich in den<br />

geschichteten und zerklüfteten Flächenaufbauten<br />

der Karosserieteile.<br />

Die Silhouetten zeigen Analogien zu<br />

angriffslustigen Stieren: Die Front<br />

tief hinabgesenkt, die Vorderhufe<br />

scharrend, aggressiv zum Angriff<br />

bereit! Statt fließend nach vorne<br />

drängend, stemmen sie sich statisch<br />

in den Asphalt.<br />

Müsste da ein „up-date“, so nenne<br />

ich diesen Versuch, zu einer Neu-Interpretation<br />

der R 90 S im Design<br />

diesem Trend folgen? Sollte man<br />

sich dazu entspannt-träumerisch an<br />

westlichen US-Küsten inspirieren<br />

lassen? Zugegeben, die damaligen<br />

engen, zum Teil nüchternen und<br />

wenig attraktiv ausgestalteten Studioräume<br />

im damaligen <strong>BMW</strong> Design-Center<br />

waren nicht gerade inspirierend.<br />

Doch vielleicht war es<br />

gerade das: Die intuitiv und instinktive,<br />

spontane designerische Umsetzung<br />

einer gestellten Aufgabe, ohne<br />

das coole Gehabe von heute.<br />

Innovation durch Emotion hatte man<br />

einfach gefühlsmäßig in sich ohne<br />

es vorab als Absichtserklärung auf<br />

der Lippe zu tragen. Es waren Bestandteile<br />

eigener Kreativität und innerlicher<br />

Überzeugung. Zudem ging<br />

es alles ungemein schnell vonstatten.<br />

Konzeption, Visualisierung des<br />

R 90 S heute 146


Gedankensplitter<br />

auf der Suche<br />

nach der Identität.<br />

Was das Design der R 90 S für mich<br />

repräsentiert und auch in der „redate“<br />

und „up-date“ reflektiert wird:<br />

Die unkomplizierte, fast logische Umsetzung<br />

eines Konzepts, um den autarken,<br />

nachvollziehbar sichtbaren<br />

Boxer Motor, funktional-kompakt als<br />

Antrieb und einer, den ergonomischen<br />

Bedingungen und den ästhetischen<br />

Erwartungen entsprechender<br />

Flyline, war meine Motivation und<br />

Aufgabe. Diese konnte ich intuitiv<br />

mit Einfühlungsvermögen in das<br />

Ganze, sowie mit der eigenen Begeisterung<br />

und Kreativität, ohne manipulierte,<br />

an Styling-Trends ausgerichtete<br />

Vorgaben, und dem absoluten<br />

Vertrauen des Managements<br />

und aller Projekt-Beteiligten erfüllen.<br />

Jeder einzelne, jede Gruppe für<br />

sich, doch gemeinsam im Sinne<br />

des Ziels.<br />

Es entstand ein <strong>BMW</strong> Motorrad,<br />

die R 90 S, welches weitaus mehr<br />

bietet als bloß zu funktionieren;<br />

es beeinflusst bis heute, und<br />

setzt Maßstäbe zum Ur-Begriff<br />

„Motor-Rad“.<br />

Hans A. Muth

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