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Magazinkatalog Sevilla

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Grün-Weiß gegen Rot-Weiß<br />

Die Leidenschaft der <strong>Sevilla</strong>nos zeigt sich nirgendwo so konzentriert,<br />

wie beim Fußball. Wenn es gegen den Stadtrivalen geht, wird <strong>Sevilla</strong><br />

zum Vulkan. Denn die Stadt ist in zwei unversöhnliche Fanlager geteilt:<br />

Die Anhänger des FC <strong>Sevilla</strong> und jene von Real Betis <strong>Sevilla</strong>. Die FC-Fans<br />

– die Sevillistas – gehören traditionell der bürgerlichen und oberen<br />

Mittelschicht an. Die Béticos sind eher die „einfachen Leute“ aus der<br />

Arbeiterschaft.<br />

Die Rivalität der beiden Vereine hat ihren<br />

Ursprung in ihrer Gründungsgeschichte.<br />

Seit 1905 gab es nur<br />

den <strong>Sevilla</strong> Futbol Club. Nur zwei<br />

Jahre später entbrannte aber<br />

ein Streit im Verein. Vielen Mitgliedern<br />

war der Club und sein<br />

Auftreten zu elitär. Als Konsequenz<br />

daraus spaltet sich eine<br />

Gruppe ab und gründete Real<br />

Betis. Betis erinnert übrigens an<br />

den lateinischen Namen<br />

des Flusses Guadalquivir.<br />

Ein weniger bekannter Spitzname für die rot-weißen<br />

Sevillistas lautet „Palanganas“ - Waschschüsseln.<br />

Der Legende nach sollen jene „Abtrünnigen“, die<br />

den Club verließen, um Betis zu gründen, der<br />

Vereinsführung zu Abschied Waschschüsseln<br />

überreicht haben. Darin lagen Zettel, auf denen<br />

das Geschenk erklärt wurde. Die Schüsseln sollten<br />

die vielen Tränen auffangen, die der FC <strong>Sevilla</strong> angesichts<br />

der Erfolge von Betis vergießen würde. Ganz<br />

so kam es in der Realität nicht. Bis heute ist der elitärere<br />

Club deutliche erfolgreicher, als das grün-weiße Betis.<br />

Am 5. Januar 1910 wurde<br />

das erste Derbi sevillano<br />

ausgetragen und endete<br />

mit einem torlosen Unentschieden.<br />

In den vergangenen<br />

107 Jahren gab es<br />

125 Derbi sevillano. Von<br />

denen entschied der FC <strong>Sevilla</strong><br />

58 und Betis 37 für sich. Und<br />

jedes Mal elektrisiert das Aufeinandertreffen<br />

die ganze Stadt.<br />

Das Lokalderby steht etwas zu Unrecht im Schatten des großen spanischen<br />

Duells, dem Classico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona.<br />

Denn auch in <strong>Sevilla</strong> bebt das Stadion, wenn die Stadtmeisterschaft<br />

ausgespielt wird. Mit riesigen Choreografien und leidenschaftlichem<br />

Support aller Fans versucht jede Seite zu zeigen, dass sie der anderen<br />

auf den Rängen überlegen ist. Sportlich sind die Rollen allerdings klar<br />

verteilt. Der FC <strong>Sevilla</strong> war ein Mal spanischer Meister und fünf Mal<br />

Pokalsieger. Für Furore sorgt der Verein in Europa. Fünf Mal<br />

gewannen sie den UEFA-Cup, bzw. die spätere Europa<br />

League – mehr als jeder andere Verein. Alle fünf Titel<br />

holten sie zwischen 2004 und 2016. In der Saison<br />

2013/14 kam es sogar zum ersten Derbi sevillano<br />

im Europapokal.<br />

Damit war <strong>Sevilla</strong> nach Madrid, Barcelona, Mailand,<br />

London und Bukarest die sechste Stadt<br />

überhaupt, in der ein Stadtduell auf europäischer<br />

Bühne ausgetragen wurde. Nach zwei packenden<br />

Spielen setzte sich am Ende der FC hauchdünn im<br />

Elfmeterschießen durch, zog ins Viertelfinale ein und<br />

gewann schließlich den Wettbewerb.<br />

Erstaunlicherweise hat der sportliche Erfolg aber keinen Einfluss auf die Sympathien der Fans. Laut eines Meinungsforschungsinstitutes<br />

hat Betis mehr Anhänger. Und unter ihnen sind auch zwei sehr prominente. Der spanische König Juan Carlos I. und<br />

der Thronfolger Felipe sind Ehrenmitglieder bei den grün-weißen.<br />

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