Magazinkatalog Sevilla

Körpersprache
Die Sevillaner sind ein fröhliches Volk: Freunde
begrüßen sich nicht nur mit Handschlag, sondern
mit großem Hallo, einer Umarmung und
zwei hingehauchten Küsschen auf die Wange.
Beim Reden geht es laut und lebhaft zu, die
Arme schwingen in ausdrucksstarken Gesten
durch die Luft, man klopft sich gegenseitig auf
die Schulter und flirtet auch schon mal gutgelaunt
die nächste Frau an.
Für Fremde gelten in Sevilla allerdings andere
Regeln. Es ist schon unhöflich, sich ungefragt
im Restaurant an einen Tisch zu anderen Gästen
zu setzen. Fallen Sie also lieber nicht gleich
jedem Unbekannten um den Hals. Halten
Sie respektvolle Distanz, bis man auf Sie zukommt
– dann darf geknuddelt werden. Was
Besucher außerdem wissen sollten: Das
Okay-Zeichen, der Ring aus Daumen und Zeigefinger,
wird in Spanien ähnlich wie der „Stinkefinger“
verstanden. Recken Sie lieber den
Daumen hoch, wenn Sie etwas loben wollen.
Spanische Pünktlichkeit
Zeit ist in Spanien relativ, und Pünktlichkeit ist
definitiv keine Tugend. Kein Wunder bei der
Hitze: Da sitzt man gern länger am Mittagstisch,
unterhält sich und genießt das Leben.
Deutsche Besucher tun sich damit schwer und
lassen das eine oder andere Fettnäpfchen
nicht aus. Terminangaben dienen eher als
Anhaltspunkte, Verspätungen und Aufschübe
sind an der Tagesordnung. Handwerker kommen
gern zwei Tage später als angekündigt, zu
Verabredungen erscheint man
mindestens eine halbe
Stunde zu spät – aus Höflichkeit!
Wer da in deutscher
Manier sogar
fünf Minuten zu früh
aufkreuzt, erntet
hochgezogene Augenbrauen
oder
steht vor verschlossener
Tür.
Die einzigen Ausnahmen, zu denen Sevillaner
pünktlich sind: Stierkämpfe, Theateraufführungen
und Fußballspiele.
Fettnäpfchen Restaurant
Bis zu 40° Celsius im Schatten sind in Sevilla im
Sommer ganz normal. Spätestens um 12 Uhr
werden daher die Bürgersteige hochgeklappt
und die Menschen ziehen sich zur Siesta
zurück. Mittagessen bieten Restaurants frühestens
ab 14 Uhr an. Das zieht sich bis in
den Abend: Vor 21 Uhr sollten Sie nicht zum
Abendessen auftauchen. Finden Sie doch
ein Restaurant, das Sie früher bedient,
sind Sie mit großer Sicherheit
in einer Touristenfalle gelandet.
Gute Tapas-Bars erkennen
Sie daran, dass es dort
ab 21 Uhr brechend
voll ist. Machen Sie
es wie die Sevillaner:
Lollis
Alle Eltern fürchten die Bettelauslage an
der Supermarktkasse. Den prominentesten
Platz haben dort die süßen Lollis von „Chupa
Chups“. Auf Spanisch heißt das so viel wie
„Lutsche, schlecke!“ – und tatsächlich stammt
der Erfinder des Bonbons am Stiel aus Spanien.
Enric Bernat, der Enkel des ersten spanischen
Bonbon-Fabrikanten, war es leid, vom Bonbonlutschen
immer klebrige Finger zu haben.
Seine Idee, ein gestreiftes Bonbon an einem
Holzstab, patentierte er 1959 und ließ sich
von Salvador Dalí ein Logo malen. Aus den
Lollis für eine Peseta schuf Bernat ein weltweites
Imperium. Seine beste Marketing-Idee:
Der Lolli als Zigarettenersatz, den er werbeträchtig
dem US-Detektiv Kojak in den Mundwinkel
zauberte. Dass Kinder die wichtigsten
Lolli-Lutscher sind, wusste Bernat genau. Von
ihm stammt die Anweisung, die Lutscher an
der Kasse immer in Reichweite der Kinderhände
aufzustellen. Sehr schlau, Herr Bernat!
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