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Was steckt dahinter? Das Gesicht der Modeindustrie in Mittelamerika

Diese Ausgabe der Zeitschrift presente wendet den Blick einmal ausnahmsweise nicht nach Asien, wenn es um die Modeindustrie geht, sondern nach Mittelamerika. Die Arbeiterin Nora Euceda spricht über ihre Erlebnisse als Arbeiterin und Gewerkschafterin in den Textilfabriken, der Abreitsrechtler Sergio Chavez resümiert über die Entwicklung seit der Jahrtausendwende "Die Ausbeutung hat nur ein neues Kleid" und unsere Arbeitsrechtsexpert*innen Kirsten Clodius und Maik Pflaum stellen die neusten Recherche-Ergebnisse aus Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Honduras vor und die Ansätze, die die Lage in den Maquilas dort von Europa und Deutschland aus verbessern sollen: Das Textilbündnis, das Fairtrade Textilsiegel und die Fair Wear Foundation.

Diese Ausgabe der Zeitschrift presente wendet den Blick einmal ausnahmsweise nicht nach Asien, wenn es um die Modeindustrie geht, sondern nach Mittelamerika. Die Arbeiterin Nora Euceda spricht über ihre Erlebnisse als Arbeiterin und Gewerkschafterin in den Textilfabriken, der Abreitsrechtler Sergio Chavez resümiert über die Entwicklung seit der Jahrtausendwende "Die Ausbeutung hat nur ein neues Kleid" und unsere Arbeitsrechtsexpert*innen Kirsten Clodius und Maik Pflaum stellen die neusten Recherche-Ergebnisse aus Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Honduras vor und die Ansätze, die die Lage in den Maquilas dort von Europa und Deutschland aus verbessern sollen: Das Textilbündnis, das Fairtrade Textilsiegel und die Fair Wear Foundation.

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Thema<br />

<strong>Das</strong> <strong>Gesicht</strong> <strong>der</strong> <strong>Mode<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong><br />

„Lasst uns<br />

kämpfen!<br />

Lasst uns auf<br />

die Straße<br />

gehen!“<br />

Interview mit <strong>der</strong> Näher<strong>in</strong><br />

und Gewerkschafter<strong>in</strong><br />

Nora Euceda Diaz<br />

„Die Gewerkschaft hat<br />

mir die Augen für die<br />

Ungerechtigkeit geöffnet“,<br />

sagt Nora Euceda Diaz.<br />

Nora kommt aus El Progreso, e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>eren Großstadt im Department Yoro <strong>in</strong><br />

Honduras. Sie ist Näher<strong>in</strong>, 34 Jahre alt und arbeitet seit elfe<strong>in</strong>halb Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fabrik Star. Dort hat sie sich vor vier Jahren <strong>der</strong> Gewerkschaft Sitrastar angeschlossen<br />

und kämpft mit voller Leidenschaft für bessere Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen für sich und<br />

ihre Kolleg*<strong>in</strong>nen. INTERVIEW: YADIRA RODRIGUEZ (EMIH), ÜBERSETZUNG: KIRSTEN CLODIUS (CIR)<br />

FOTO: EMIH<br />

Nora, wo arbeitest Du und wie sieht de<strong>in</strong>e<br />

Arbeit aus?<br />

Ich arbeite seit 16 Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Maquila, seit elfe<strong>in</strong>halb bei Star.<br />

Wir produzieren für unterschiedliche<br />

Marken, das meiste ist Sportkleidung.<br />

Nike ist auch dabei.<br />

Wir arbeiten auf Produktionsbasis. <strong>Das</strong><br />

heißt, wir werden <strong>in</strong>divuell nach Leistung bezahlt.<br />

Wenn du nicht lieferst, gibt es auch ke<strong>in</strong><br />

Geld. Der Lohn reicht nicht für e<strong>in</strong> würdiges<br />

Leben. Wir schränken uns ständig e<strong>in</strong>. Fleisch<br />

gibt es selten und auch nur Hühnchen, weil<br />

das am billigsten ist. Wenn wir krank werden,<br />

müssen wir uns Geld für die Arztkosten und<br />

Medikamente leihen.<br />

Du bist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gewerkschaft, warum?<br />

Wir werden hier <strong>in</strong> den Maquilas regelrecht<br />

ausgebeutet. Unseren Wochenlohn bezahlen<br />

sie uns mit dem, was sie beim Verkauf von<br />

e<strong>in</strong>em o<strong>der</strong> zwei T-Shirts verdienen. Jeden Tag<br />

verlangt man von uns die Fertigstellung von<br />

28 Klei<strong>der</strong>bündeln. Jedes Bündel besteht aus<br />

3 Dutzend, das macht 1008 Kleidungsstücke<br />

<strong>in</strong>sgesamt. Me<strong>in</strong>e Gewerkschaft hat mir die<br />

Augen geöffnet für diese Ungerechtigkeit.<br />

Sie heißt Sitrastar. Es gibt sie seit acht o<strong>der</strong><br />

neun Jahren. Ich selbst b<strong>in</strong> seit vier Jahren dabei.<br />

E<strong>in</strong>ige Kolleg*<strong>in</strong>nen wurden während <strong>der</strong><br />

Gewerkschaftsbildung rausgeschmissen. Es<br />

wurden sogar welche vorübergehend festgenommen.<br />

><br />

presente 4/2016 7

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