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Was steckt dahinter? Das Gesicht der Modeindustrie in Mittelamerika

Diese Ausgabe der Zeitschrift presente wendet den Blick einmal ausnahmsweise nicht nach Asien, wenn es um die Modeindustrie geht, sondern nach Mittelamerika. Die Arbeiterin Nora Euceda spricht über ihre Erlebnisse als Arbeiterin und Gewerkschafterin in den Textilfabriken, der Abreitsrechtler Sergio Chavez resümiert über die Entwicklung seit der Jahrtausendwende "Die Ausbeutung hat nur ein neues Kleid" und unsere Arbeitsrechtsexpert*innen Kirsten Clodius und Maik Pflaum stellen die neusten Recherche-Ergebnisse aus Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Honduras vor und die Ansätze, die die Lage in den Maquilas dort von Europa und Deutschland aus verbessern sollen: Das Textilbündnis, das Fairtrade Textilsiegel und die Fair Wear Foundation.

Diese Ausgabe der Zeitschrift presente wendet den Blick einmal ausnahmsweise nicht nach Asien, wenn es um die Modeindustrie geht, sondern nach Mittelamerika. Die Arbeiterin Nora Euceda spricht über ihre Erlebnisse als Arbeiterin und Gewerkschafterin in den Textilfabriken, der Abreitsrechtler Sergio Chavez resümiert über die Entwicklung seit der Jahrtausendwende "Die Ausbeutung hat nur ein neues Kleid" und unsere Arbeitsrechtsexpert*innen Kirsten Clodius und Maik Pflaum stellen die neusten Recherche-Ergebnisse aus Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Honduras vor und die Ansätze, die die Lage in den Maquilas dort von Europa und Deutschland aus verbessern sollen: Das Textilbündnis, das Fairtrade Textilsiegel und die Fair Wear Foundation.

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Thema<br />

<strong>Das</strong> <strong>Gesicht</strong> <strong>der</strong> <strong>Mode<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong><br />

Maquilas* <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong><br />

Wer sich wehrt, riskiert se<strong>in</strong>en Arbeitsplatz<br />

In den 1990er Jahren schlossen die Staaten <strong>in</strong> Zentralamerika und Mexiko<br />

Freihandelsabkommen mit den USA. Darauf folgte e<strong>in</strong> regelrechter Boom für<br />

Freie Produktionszonen mit Steuervergünstigungen für mult<strong>in</strong>ationale Konzerne.<br />

Wie <strong>in</strong> allen Produktionslän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt hofften auch die mittelamerikanischen<br />

Regierungen auf Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze für die Bevölkerung.<br />

E<strong>in</strong> Statusbericht. TEXT: KIRSTEN CLODIUS (CIR)<br />

In <strong>Mittelamerika</strong> arbeiten heute ca. 390.000<br />

Menschen <strong>in</strong> Maquilas, Tendenz steigend.<br />

Kleidung im Wert von 7,6 Millionen US-Dollar<br />

wan<strong>der</strong>te 2015 von <strong>Mittelamerika</strong> <strong>in</strong> die USA.<br />

Auf <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, die Kleidung <strong>in</strong> die<br />

USA exportieren, liegt Honduras auf dem<br />

8. Platz. El Salvador belegt Platz 11, Nicaragua<br />

Platz 13. Umgekehrt macht Bekleidung<br />

für Nicaragua fast e<strong>in</strong> Drittel se<strong>in</strong>er Exportproduktion<br />

aus.<br />

<strong>Das</strong> Problem: Der Lohn reicht<br />

nicht zum Leben<br />

Die Beschäftigten s<strong>in</strong>d überwiegend Frauen<br />

ohne Ausbildung, die den Unterhalt ihrer Familie<br />

verdienen müssen. Durch die ger<strong>in</strong>gen Löhne<br />

tragen diese Arbeitsplätze aber langfristig<br />

kaum zu mehr Wohlstand <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeiterschaft<br />

bei. Viele Näher*<strong>in</strong>nen leben <strong>in</strong> Wellblechhütten<br />

<strong>in</strong> den Brennpunktvierteln rund um die<br />

Hauptstädte. Mit dem Gehalt aus <strong>der</strong> Fabrik<br />

können sie nicht e<strong>in</strong>mal die Grundbedürfnisse<br />

ihrer Familie decken. Die Familien geraten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schuldenfalle, aus <strong>der</strong> es ke<strong>in</strong> Entr<strong>in</strong>nen<br />

gibt, die psychische Belastung ist enorm.<br />

Die Arbeitskosten so tief zu drücken ist für den<br />

Wettbewerb gar nicht nötig, son<strong>der</strong>n ist das<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Unternehmenspolitik.<br />

Der gesetzliche M<strong>in</strong>destlohn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Maquila (Stand: 2016) deckt<br />

nicht e<strong>in</strong>mal den Grundbedarf e<strong>in</strong>er Durchschnittsfamilie 1<br />

HONDURAS<br />

272 US-Dollar<br />

31%<br />

GUATEMALA<br />

331 US-Dollar<br />

42%<br />

GRUNDWARENKORB<br />

EL SALVADOR 38%<br />

42% GUATEMALA<br />

HONDURAS 31%<br />

35% NICARAGUA<br />

1<br />

Nach Informationen unserer Partner*<strong>in</strong>nen Coverco, EIL und EMIH<br />

EL SALVADOR<br />

211 US-Dollar<br />

38%<br />

NICARAGUA<br />

157 US-Dollar<br />

35%<br />

*Als Maquila o<strong>der</strong> Maquiladora werden Bekleidungsfabriken <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong> bezeichnet, die halbfertige Ware für die Export<strong>in</strong>dustrie<br />

zuschneiden, nähen, bügeln und teils auch verkaufsfertig verpacken. Die Fabriken liegen zumeist <strong>in</strong> den sogenannten<br />

Freien Produktionszonen, <strong>in</strong> denen Unternehmen großzügige Steuerbefreiungen und ger<strong>in</strong>ge Umweltauflagen genießen.<br />

4 presente 4/2016

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