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Was steckt dahinter? Das Gesicht der Modeindustrie in Mittelamerika

Diese Ausgabe der Zeitschrift presente wendet den Blick einmal ausnahmsweise nicht nach Asien, wenn es um die Modeindustrie geht, sondern nach Mittelamerika. Die Arbeiterin Nora Euceda spricht über ihre Erlebnisse als Arbeiterin und Gewerkschafterin in den Textilfabriken, der Abreitsrechtler Sergio Chavez resümiert über die Entwicklung seit der Jahrtausendwende "Die Ausbeutung hat nur ein neues Kleid" und unsere Arbeitsrechtsexpert*innen Kirsten Clodius und Maik Pflaum stellen die neusten Recherche-Ergebnisse aus Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Honduras vor und die Ansätze, die die Lage in den Maquilas dort von Europa und Deutschland aus verbessern sollen: Das Textilbündnis, das Fairtrade Textilsiegel und die Fair Wear Foundation.

Diese Ausgabe der Zeitschrift presente wendet den Blick einmal ausnahmsweise nicht nach Asien, wenn es um die Modeindustrie geht, sondern nach Mittelamerika. Die Arbeiterin Nora Euceda spricht über ihre Erlebnisse als Arbeiterin und Gewerkschafterin in den Textilfabriken, der Abreitsrechtler Sergio Chavez resümiert über die Entwicklung seit der Jahrtausendwende "Die Ausbeutung hat nur ein neues Kleid" und unsere Arbeitsrechtsexpert*innen Kirsten Clodius und Maik Pflaum stellen die neusten Recherche-Ergebnisse aus Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Honduras vor und die Ansätze, die die Lage in den Maquilas dort von Europa und Deutschland aus verbessern sollen: Das Textilbündnis, das Fairtrade Textilsiegel und die Fair Wear Foundation.

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Salman Rushdie überlässt<br />

es <strong>der</strong> eigenen<br />

Interpretation, für wen<br />

<strong>der</strong> Jaguar <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Gedicht steht.<br />

historisches Ereignis<br />

seit dem spanischen<br />

Bürgerkrieg hatte die<br />

Aufmerksamkeit so<br />

vieler Intellektueller,<br />

Künstler*<strong>in</strong>nen und<br />

Schriftsteller*<strong>in</strong>nen auf<br />

sich gezogen. Alle wollten ihn mit eigenen Augen<br />

sehen, diesen maßlos ungleichen Kampf<br />

zwischen den USA und Nicaragua, <strong>der</strong> an den<br />

Kampf Goliaths gegen David er<strong>in</strong>nerte.<br />

Nach Nicaragua kamen vier Literatur-<br />

Nobelpreisträger: Günter Grass, Harold<br />

P<strong>in</strong>ter, Gabriel García Márquez und Mario<br />

Vargas Llosa; e<strong>in</strong>ige, die es hätten se<strong>in</strong> sollen,<br />

wie Graham Green, William Styron, Julio<br />

Cortázar und Carlos Fuentes, und an<strong>der</strong>e, die<br />

es werden könnten, wie Salman Rushdie. Sie<br />

kamen, um zu sehen, wie e<strong>in</strong> Modell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Realität funktionieren konnte, die sich nicht so<br />

e<strong>in</strong>fach an die E<strong>in</strong>führung ideologischer Schemata<br />

anpasste. E<strong>in</strong> Modell, das e<strong>in</strong>e Antwort<br />

geben musste, auf die Härte, die uns <strong>der</strong> Krieg<br />

aufzwang, auf den wirtschaftlichen Engpass<br />

und auf die <strong>in</strong>ternationalen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

E<strong>in</strong>e Antwort, die das eigene Überleben<br />

sicherte. Doch für die ausländischen<br />

Beobachter*<strong>in</strong>nen – selbst die scharfs<strong>in</strong>nigsten<br />

mit den ausgeprägtesten Fähigkeiten<br />

– gab es viele Fragen, die zwangsläufig ohne<br />

Antwort blieben. Konzepte und Strategien<br />

wurden unterwegs entworfen und wie<strong>der</strong><br />

verworfen und die große verborgene Debatte<br />

fand dabei zwischen Ideologie und Realität,<br />

das heißt, zwischen dem Gewollten und dem<br />

Möglichen, statt. Und am Ende gewann die<br />

Realität.<br />

Salman Rushdie brachte nach se<strong>in</strong>er Reise<br />

1986 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anonymen Epilog se<strong>in</strong>es<br />

Buches „<strong>Das</strong> Lächeln des Jaguars“ die große<br />

Frage um das Schicksal <strong>der</strong> Revolution zum<br />

Ausdruck:<br />

E<strong>in</strong>e Schöne aus Nicaragua<br />

ritt lächelnd e<strong>in</strong>st auf e<strong>in</strong>em Jaguar.<br />

In den Wald g<strong>in</strong>g´s zu zwei`n,<br />

doch heraus kam e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>,<br />

und wer lächelte war <strong>der</strong> Jaguar.<br />

Die Möglichkeit bestand, dass <strong>der</strong> Jaguar am<br />

Ende das Mädchen auffrisst und dessen Lächeln<br />

behält. <strong>Das</strong> war das große Risiko, die<br />

große Frage.<br />

Carlos Fuentes kam im Januar 1988 e<strong>in</strong><br />

zweites Mal mit William Styron. Wir standen<br />

kurz vor dem Ende des Contra-Kriegs. Der<br />

Journalist Stephen Talbot hielt diesen Besuch<br />

<strong>der</strong> beiden Romanciers <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reportage <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Zeitschrift „Mother Jones“ fest:<br />

„Sie fuhren mit dem Jeep <strong>in</strong>s Gebirge nördlich<br />

von Matagalpa, das von Contras nur so<br />

wimmelte. Sie besuchten kämpfende landwirtschaftliche<br />

Kooperativen und e<strong>in</strong>e still<br />

gelegte Schuhfabrik. Sie unterhielten sich mit<br />

den Verwundeten <strong>in</strong> trostlosen Krankenhaussälen<br />

– und sie sprachen stundenlang mit den<br />

sand<strong>in</strong>istischen Anführern Daniel Ortega, Sergio<br />

Ramírez, Tomás Borge, Ernesto Cardenal<br />

und Jaime Wheelock.“<br />

In e<strong>in</strong>em dieser Gespräche g<strong>in</strong>g es um die<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Contras, die Sand<strong>in</strong>isten<br />

zu besiegen. Da sagte Tomás Borge entschlossen,<br />

dass so etwas unmöglich sei, weil die<br />

Contras <strong>der</strong> Geschichte gegen den Strich g<strong>in</strong>gen.<br />

Fuentes unterbrach ihn, um zu fragen:<br />

„Und wie war es 1945 <strong>in</strong> Guatemala und 1973<br />

<strong>in</strong> Chile? Wurde da nicht nachgewiesen, dass<br />

die L<strong>in</strong>ke besiegt werden kann?“ „Ne<strong>in</strong>“, antwortete<br />

Borge kategorisch, „sie haben das<br />

Volk nicht bewaffnet, deswegen haben sie<br />

verloren.“<br />

22 presente 4/2016

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