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Was steckt dahinter? Das Gesicht der Modeindustrie in Mittelamerika

Diese Ausgabe der Zeitschrift presente wendet den Blick einmal ausnahmsweise nicht nach Asien, wenn es um die Modeindustrie geht, sondern nach Mittelamerika. Die Arbeiterin Nora Euceda spricht über ihre Erlebnisse als Arbeiterin und Gewerkschafterin in den Textilfabriken, der Abreitsrechtler Sergio Chavez resümiert über die Entwicklung seit der Jahrtausendwende "Die Ausbeutung hat nur ein neues Kleid" und unsere Arbeitsrechtsexpert*innen Kirsten Clodius und Maik Pflaum stellen die neusten Recherche-Ergebnisse aus Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Honduras vor und die Ansätze, die die Lage in den Maquilas dort von Europa und Deutschland aus verbessern sollen: Das Textilbündnis, das Fairtrade Textilsiegel und die Fair Wear Foundation.

Diese Ausgabe der Zeitschrift presente wendet den Blick einmal ausnahmsweise nicht nach Asien, wenn es um die Modeindustrie geht, sondern nach Mittelamerika. Die Arbeiterin Nora Euceda spricht über ihre Erlebnisse als Arbeiterin und Gewerkschafterin in den Textilfabriken, der Abreitsrechtler Sergio Chavez resümiert über die Entwicklung seit der Jahrtausendwende "Die Ausbeutung hat nur ein neues Kleid" und unsere Arbeitsrechtsexpert*innen Kirsten Clodius und Maik Pflaum stellen die neusten Recherche-Ergebnisse aus Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Honduras vor und die Ansätze, die die Lage in den Maquilas dort von Europa und Deutschland aus verbessern sollen: Das Textilbündnis, das Fairtrade Textilsiegel und die Fair Wear Foundation.

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Län<strong>der</strong>berichte<br />

Guatemala<br />

Der Glanz des Goldes wirft Schatten<br />

Gewaltfreier Wi<strong>der</strong>stand gegen die<br />

Bergbau<strong>in</strong>dustrie<br />

Gold boomt global. E<strong>in</strong> Drittel des gesamten bisher freigelegten Edelmetalls wurde<br />

<strong>in</strong> den vergangenen 20 Jahren geschürft, im Schnitt 2.600 Tonnen im Jahr. Dafür<br />

wurden weltweit riesige Landstriche zerstört und wichtige <strong>Was</strong>serreservoire mit<br />

Chemikalien vergiftet. <strong>Was</strong> wir dagegen tun können? <strong>Das</strong> zeigt musterhaft die<br />

La Puya Bewegung <strong>in</strong> Guatemala. TEXT: ANDREAS BOUEKE<br />

E<strong>in</strong>e Weggabelung im Wald, ke<strong>in</strong>e Autostunde<br />

von Guatemala-Stadt entfernt.<br />

Vor fünf Jahren hat sich hier e<strong>in</strong>e aufmüpfige<br />

Frau mitten auf die enge Schotterpiste gestellt,<br />

um e<strong>in</strong>en Lastwagen aufzuhalten. Er<br />

hatte Baumaterialien für die Goldm<strong>in</strong>e El<br />

Tambor geladen. Als <strong>der</strong> Fahrer nach e<strong>in</strong>er<br />

Weile beschloss, unverrichteter D<strong>in</strong>ge umzukehren,<br />

war das die Geburtsstunde <strong>der</strong> gewaltfreien<br />

Protestbewegung „La Puya”, benannt<br />

nach dem Waldstück. Schon am ersten<br />

Tag des Protests schlossen sich Dutzende Anwohner<br />

<strong>der</strong> Umgebung dem Protest an. Felicia<br />

Muralles war von Beg<strong>in</strong>n an dabei. Die<br />

Hausfrau mit flotter Zunge und herzlichem<br />

Lachen hat schon an vielen<br />

Demonstrationen teilgenommen,<br />

immer gewaltfrei: „Es ist<br />

uns gelungen, den Bau <strong>der</strong><br />

M<strong>in</strong>e zwei Jahre lang zu verzögern.<br />

Wir haben den E<strong>in</strong>gang<br />

versperrt. Niemand<br />

konnte re<strong>in</strong> und niemand raus.<br />

Die Arbeiter mussten über<br />

Waldpfade gehen, um auf das<br />

Zwei <strong>der</strong> Wortführer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>der</strong> La Puya Bewegung.<br />

Gelände <strong>der</strong> M<strong>in</strong>e zu gelangen.<br />

Benz<strong>in</strong> und Baumaterial<br />

wurde von Hubschraubern gebracht.“<br />

Die Demonstrierenden haben e<strong>in</strong><br />

Protestdorf gebaut, <strong>in</strong> dem man vor allem auf<br />

Frauen trifft, die sich nie zuvor an solchen<br />

Konflikten beteiligt hatten. Felicia Muralles<br />

erklärt: „Ich habe mich dem Wi<strong>der</strong>stand La<br />

Puya angeschlossen, um das Leben zu verteidigen,<br />

das <strong>Was</strong>ser und die Natur. <strong>Das</strong> M<strong>in</strong>enprojekt<br />

hat sich oberhalb unserer Dörfer angesiedelt.<br />

Es verbraucht und verschmutzt<br />

große Mengen Quellwasser. Für uns bleibt immer<br />

weniger sauberes <strong>Was</strong>ser übrig.“<br />

Gewaltfreier Wi<strong>der</strong>stand<br />

Während e<strong>in</strong>er Mahnwache vor dem E<strong>in</strong>gang<br />

<strong>der</strong> M<strong>in</strong>e öffnet sich plötzlich das Tor. Rund<br />

dreißig wütende Arbeiter<br />

kommen aus dem M<strong>in</strong>engelände<br />

und beschimpfen die<br />

Demonstrant*<strong>in</strong>nen: „Wir haben<br />

ke<strong>in</strong>e Angst vor Euch“,<br />

rufen sie. „Wir respektieren<br />

die Menschenrechte, aber<br />

wenn wir auf Abschaum wie<br />

Euch treffen, respektieren wir<br />

nichts mehr!“ Wie so oft ist<br />

Felicia Muralles an vor<strong>der</strong>ster<br />

Front dabei. „Sie wollten unsere<br />

Hütten zerstören. Sie haben<br />

18 presente 4/2016

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