23.11.2016 Aufrufe

Was steckt dahinter? Das Gesicht der Modeindustrie in Mittelamerika

Diese Ausgabe der Zeitschrift presente wendet den Blick einmal ausnahmsweise nicht nach Asien, wenn es um die Modeindustrie geht, sondern nach Mittelamerika. Die Arbeiterin Nora Euceda spricht über ihre Erlebnisse als Arbeiterin und Gewerkschafterin in den Textilfabriken, der Abreitsrechtler Sergio Chavez resümiert über die Entwicklung seit der Jahrtausendwende "Die Ausbeutung hat nur ein neues Kleid" und unsere Arbeitsrechtsexpert*innen Kirsten Clodius und Maik Pflaum stellen die neusten Recherche-Ergebnisse aus Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Honduras vor und die Ansätze, die die Lage in den Maquilas dort von Europa und Deutschland aus verbessern sollen: Das Textilbündnis, das Fairtrade Textilsiegel und die Fair Wear Foundation.

Diese Ausgabe der Zeitschrift presente wendet den Blick einmal ausnahmsweise nicht nach Asien, wenn es um die Modeindustrie geht, sondern nach Mittelamerika. Die Arbeiterin Nora Euceda spricht über ihre Erlebnisse als Arbeiterin und Gewerkschafterin in den Textilfabriken, der Abreitsrechtler Sergio Chavez resümiert über die Entwicklung seit der Jahrtausendwende "Die Ausbeutung hat nur ein neues Kleid" und unsere Arbeitsrechtsexpert*innen Kirsten Clodius und Maik Pflaum stellen die neusten Recherche-Ergebnisse aus Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Honduras vor und die Ansätze, die die Lage in den Maquilas dort von Europa und Deutschland aus verbessern sollen: Das Textilbündnis, das Fairtrade Textilsiegel und die Fair Wear Foundation.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Maik Pflaum (3.v.l.)<br />

sitzt für die CIR im<br />

Steuerungskreis des<br />

Textilbündnisses.<br />

ANSATZ 1:<br />

TEXTILBÜNDNIS<br />

ANSATZ 2:<br />

FAIRTRADE TEXTILSIEGEL<br />

FOTO: UNTOLD CREATIVE, LLC.; MICHAEL GOTTSCHALK (PHOTOTHEK.NET)<br />

Auch Entwicklungsm<strong>in</strong>ister Gerd Müller<br />

erkannte die Zeichen <strong>der</strong> Zeit und gab<br />

2014 den Anstoß zur Gründung des Bündnisses<br />

für Nachhaltige Textilien. Zwei Jahre<br />

nach se<strong>in</strong>er Gründung und nach e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

von Treffen <strong>der</strong> sechs Arbeitsgruppen und des<br />

übergeordneten Steuerungskreises sollen ab<br />

2017 die Arbeitspläne aller 190 Mitglie<strong>der</strong> für<br />

das erste Jahr stehen. Danach soll dann bewertet<br />

werden, wie diese umgesetzt wurden.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage sollen dann wie<strong>der</strong>um die<br />

neuen Arbeitspläne für 2018 erstellt werden.<br />

Ob diese Arbeitspläne anspruchsvoll genug<br />

s<strong>in</strong>d, soll e<strong>in</strong> „unabhängiger Dritter“ prüfen.<br />

Wie die Erfolge bzw. Nicht-Umgesetztes verlässlich<br />

e<strong>in</strong>gestuft werden können, müssen<br />

wir im Steuerungskreis noch aushandeln. Hier<br />

sollen schon existierende Bewertungs- und<br />

Kontrollsysteme e<strong>in</strong>fließen und unterschiedlich<br />

gewichtet werden.<br />

Unser Fazit bisher: Alle gängigen, kommerziellen<br />

Kontroll-Verfahren s<strong>in</strong>d extrem fehleranfällig.<br />

Für e<strong>in</strong> erfolgreiches Textilbündnis<br />

muss also e<strong>in</strong> Standard entwickelt werden,<br />

<strong>der</strong> deutlich über <strong>der</strong> aktuellen Industrienorm<br />

liegt. Ob dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bündnis, das auf<br />

Freiwilligkeit basiert, durchsetzbar ist, muss<br />

sich zeigen.<br />

<strong>Das</strong> Fairtrade Textilsiegel ist <strong>der</strong> Textilstandard<br />

von Fairtrade Deutschland, den<br />

die Fair-Handels-Organisation Mitte 2016<br />

herausgebracht hat. Ziel ist, die Arbeitsrechte<br />

entlang <strong>der</strong> gesamten Produktionskette sicherzustellen.<br />

Es ist e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Produkt-Label.<br />

<strong>Das</strong> bedeutet, es bezieht sich auf e<strong>in</strong>zelne<br />

ausgewählte Lieferketten und nicht auf die<br />

gesamte Geschäftstätigkeit e<strong>in</strong>es Unternehmens.<br />

Damit haben Modemarken die Möglichkeit,<br />

e<strong>in</strong>zelne Produkte herauszugreifen und<br />

als „fairtrade“ zu kennzeichnen, und für alle<br />

restlichen Produkte alles beim Alten zu belassen.<br />

Dies ist e<strong>in</strong>e schwache Basis für strukturell<br />

notwendige Verän<strong>der</strong>ungen und kann leicht<br />

für „Greenwash<strong>in</strong>g“ benutzt werden, also als<br />

Image för<strong>der</strong>ndes Alibi. Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

für die Produktionsfabriken im globalen Süden<br />

s<strong>in</strong>d komplex und können kostspielig se<strong>in</strong>, aber<br />

von <strong>der</strong>en Auftraggeber*<strong>in</strong>nen, den Modemarken,<br />

wird ke<strong>in</strong>e Anpassung <strong>der</strong> Geschäftspraxis<br />

verlangt. Sie müssen we<strong>der</strong> mehr an die Produktionsfabriken<br />

zahlen, noch ihnen längere<br />

Lieferfristen e<strong>in</strong>räumen. All das ist aber nötig,<br />

um würdige Löhne möglich zu machen.<br />

Unser Fazit bisher: Fairtrade hat e<strong>in</strong>en sehr<br />

guten Ruf. Die CIR ist langjähriges Mitglied<br />

und sieht den fairen Handel als wichtigen<br />

Ansatz für gerechtere Handelsbeziehungen.<br />

><br />

presente 4/2016 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!