bonamea_3_2016
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Vitra Schaudepot (D)<br />
RADICAL<br />
DESIGN<br />
KONEN<br />
Ende<br />
Dauerausstellung auch die Fläche für wechselnde,<br />
sammlungsbezogene Ausstellungen<br />
sowie der Eingangsbereich. Ein großes Fenster<br />
öffnet die Haupthalle zum Untergeschoß, von<br />
dem der Besucher in die weiteren Sammlungsdepots<br />
blicken kann. Diese Sichtverbindung<br />
macht die Grundidee des Gebäudes deutlich:<br />
Mit dem Schaudepot wächst die Sammlung<br />
des Museums nach außen und erhält so eine<br />
oberirdische Präsentationsfläche; die bisherigen<br />
Depots im Untergeschoß bleiben jedoch<br />
erhalten und werden erweitert. Dem Schaudepot<br />
vorgelagert ist ein erhöhter, öffentlicher<br />
Vorplatz. Dieser bindet das Gebäude in das Architekturensemble<br />
auf dem Campus ein. Das<br />
neue Möbeldepot bildet einen reizvollen Kontrast<br />
zu der dynamischen Form des gegenüberliegenden<br />
Feuerwehrhauses von Zaha Hadid.<br />
Mit dem Schaudepot entsteht auf dem Vitra<br />
Campus ein zweiter, stadtseitiger Eingang<br />
nach Süden und ein neuer öffentlicher Bereich,<br />
der über die Álvaro Siza Promenade mit<br />
dem nordseitigen Eingang des Campus, dem<br />
VitraHaus und dem Museumsbau von Frank<br />
Gehry verbunden ist.<br />
VON DESIGNKLASSIKERN<br />
BIS ZUR GEGENWART<br />
Im Zentrum des Schaudepots steht eine Dauerausstellung<br />
von über 400 Schlüsselstücken<br />
des modernen Möbeldesigns von 1800 bis<br />
heute. Unter den gezeigten Objekten sind<br />
frühe Bugholzmöbel, Ikonen der klassischen<br />
Moderne von Le Corbusier, Alvar Aalto oder<br />
Gerrit Rietveld, aber auch bunte Kunststoffobjekte<br />
der Pop-Ära oder jüngste Entwürfe<br />
aus dem 3D-Drucker. Ergänzt wird diese Präsentation<br />
um kleinere Wechselausstellungen<br />
zu sammlungsbezogenen Themen, angefangen<br />
mit einem Blick auf die Bewegung des<br />
„Radical Design“ der 1960er-Jahre (s. Kasten).<br />
Im Untergeschoß bietet das Schaudepot Einblick<br />
in weitere Sammlungsschwerpunkte wie<br />
das skandinavische und italienische Design,<br />
die Leuchtensammlung und den Nachlass von<br />
Charles & Ray Eames.<br />
b<br />
der 1960er-Jahre erreichte<br />
die „Radical-Design“-Strömung in<br />
Italien ihren Höhepunkt. Mit ihren<br />
Manifesten, unkonventioneller<br />
Formensprache, transdisziplinärer<br />
Arbeitsweise und utopischen<br />
Gestaltungsideen protestierten<br />
deren Vertreter gegen den Funktionalismus<br />
und den etablierten<br />
Geschmack in Design und Architektur.<br />
So übten beispielsweise<br />
Superstudio mit dem Tisch „Quaderna“<br />
und Gaetano Pesce mit<br />
dem Sessel „La Mamma“ Kritik<br />
an der Konsumgesellschaft und an<br />
der gesellschaftlichen Position der<br />
Frau. In Kooperation mit der Firma<br />
Gufram setzten Designer wie Piero<br />
Gilardi, Studio65 und Drocco/<br />
Mello die neuen Materialien Polyurethanschaum<br />
und Gummilatexbeschichtung<br />
im Möbeldesign ein<br />
und schafften damit einen Durchbruch<br />
in der Gestaltungsfreiheit,<br />
der die Einflüsse von Pop Art in<br />
der Formensprache der Möbel ermöglichte.<br />
Das Verschwinden der<br />
Grenze zwischen Design und anderen<br />
Disziplinen zeigen auch die<br />
Arbeiten von Alessandro Mendini.<br />
Die Ausstellung ist bis 13.11. im<br />
Vitra Design Museum, Charles-<br />
Eames-Str. 2, D-79576 Weil am<br />
Rhein, täglich von 10 – 18 Uhr zu<br />
sehen.<br />
<strong>bonamea</strong> 14 // 15