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bonamea_3_2016

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onamea<br />

Architektur, Immobilien & Urban Life<br />

Nº 4<br />

BLICK IN DIE ZUKUNFT<br />

Virtuelle Wohnungsbesichtigungen<br />

KUNSTVOLL<br />

Die besten Skulpturengärten Europas<br />

FORM FOLLOWS<br />

NATURE<br />

BIOMORPHE ARCHITEKTUR UND BAU-BIONIK<br />

a € 7,90 d € 8,50


AUSDRUCK EINES<br />

NEUEN DENKENS.<br />

DER NEUE VOLVO S90.<br />

SERIENMÄSSIG MIT PILOT ASSIST UND<br />

CITY SAFETY MIT WILDTIER-ERKENNUNG.<br />

Seit es Volvo gibt, bauen wir die sichersten Fahrzeuge der<br />

Welt und setzen dabei neue Maßstäbe. Wie mit dem neuen<br />

Volvo S90. Ausgestattet mit Pilot Assist, dem ersten serienmäßigen<br />

Assistenten für teilautonomes Fahren bis zu 130 km/h.<br />

Damit selbst die besten Fahrer noch besser werden.<br />

DER BEGINN EINER NEUEN ÄRA.<br />

JETZT ENTDECKEN AUF VOLVOCARS.AT/S90<br />

INNOVATION MADE BY SWEDEN.<br />

Kraftstoffverbrauch 4,4 – 7,2 l /100 km; CO 2<br />

-Emission: 116 –165 g / km. Symbolfoto. Irrtümer und Änderungen vorbehalten. Stand: September <strong>2016</strong>.


Es gibt kein Haus, das jedem Anspruch gerecht wird.


Aber einen Raum.<br />

Der Unterschied heißt Gaggenau.<br />

Die Vario Kälte-Serie 400 ist genauso variabel und<br />

flexibel, wie es ihr Name verspricht. Mit ihren individuellen<br />

Kombinationsmöglichkeiten passt sie sich jedem noch<br />

so hohen Anspruch perfekt an. Im Innenraum dominiert<br />

hochwertiger Edelstahl – für einen Qualitäts- und<br />

Hygienestandard wie sonst nur in der Profi-Küche. Dazu<br />

eine dynamische Kühlung mit Multi-Air-Flow und ein<br />

Eisbereiter mit Festwasseranschluss. Kurz gesagt: In<br />

diesem Kühlsystem findet alles seinen Platz – außer<br />

Kompromisse.<br />

www.gaggenau.at


JAEGER-LECOULTRE BOUTIQUE<br />

<strong>bonamea</strong><br />

Graben 28, Wien<br />

Reverso Tribute Calendar<br />

Eduardo Novillo Astrada, Polospieler,<br />

Gewinner der argentinischen Triple Crown.


onamea<br />

DAS BESTE // KOMMT ZUM SCHLUSS NOW.<br />

Hello World!<br />

Jeder, der mich kennt, weiß,<br />

dass ich den technischen Innovationen<br />

nicht nur sehr zugetan bin, sondern<br />

mein Blut förmlich in Wallung gerät,<br />

wenn die Zukunft zum „Begreifen“ wird.<br />

So auch bei unserem aktuellen Thema<br />

in dieser Ausgabe von <strong>bonamea</strong>: „Der<br />

virtuelle Gang durch die Traumwohnung“<br />

(Seite 42).<br />

Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor der<br />

Baulücke in Graz, Burggasse 15, und sind<br />

neugierig, wie sieht dieses neue architektonische<br />

Highlight von Zaha Hadid<br />

„Argos“ fertiggestellt aus?<br />

Kein Problem – die neu entwickelte<br />

App des Grazer Büros CodeFlügel (erhältlich<br />

via AppStore oder GooglePlay)<br />

macht dies mit Ihrem Smartphone möglich.<br />

Sie sehen das fertiggestellte Objekt<br />

in seiner gesamten Größe bis hin zum<br />

einzelnen Serviced Apartment. Durch<br />

den virtuellen Rundgang wird auch das<br />

gesamte Wohnumfeld sichtbar.<br />

Kurzum. Die Realität im Hier und Jetzt<br />

wird zur Zukunft im Hier und Jetzt.<br />

<strong>bonamea</strong>.<br />

Dient uns dieser Blick in die Zukunft?<br />

Ich sage JA.<br />

Am Beispiel der App des Fertigteilhausherstellers<br />

Hartl Haus wurde so die<br />

Nachfrage um 20 Prozent gesteigert.<br />

Der gesamte Prozess von der Vermarktung<br />

bis zum Verkauf kann durch die<br />

Technologien Augmented Reality, Virtual<br />

Reality und 3D-Brillen sichtbar gemacht,<br />

vorstellbar und damit beschleunigt<br />

werden.<br />

Für mich ist klar, dass sich zukünftig ungeahnte<br />

Möglichkeiten auftun und wir<br />

viele Dinge unter einem neuen und anderen<br />

Blickwinkel sehen werden.<br />

Ich bin gespannt, Sie auch?<br />

Wir sind am Anfang der Reise. <strong>bonamea</strong>.<br />

I love future. now. <strong>bonamea</strong>.<br />

Heidi Khadjawi-Nouri<br />

Herausgeberin. <strong>bonamea</strong><br />

<strong>bonamea</strong> 8 // 9


EIGENTUMS- und VORSORGEWOHNUNGEN<br />

SCHÖPFLEUTHNERGASSE 11<br />

1210 WIEN<br />

46 Wohnungen<br />

2 - 5 Zimmer | 50 - 126 m²<br />

Balkone / Terrassen / Eigengärten<br />

familiengerechte Gartenwohnungen<br />

Niedrigenergiebauweise<br />

Fußbodenheizung, Außenbeschattung<br />

Garagenplätze mit E-Tankstelle, uvm.<br />

Nähe Floridsdorfer Wasserpark<br />

U-Bahn Linie U6 (Floridsdorf)<br />

FERTIGSTELLUNG<br />

FRÜHJAHR + SOMMER<br />

2017<br />

NORDMANNGASSE 17<br />

1210 WIEN<br />

16 Wohnungen<br />

2 - 4 Zimmer | 51 - 139 m²<br />

Balkone / Terrassen / Eigengarten<br />

Niedrigenergiebauweise<br />

Fußbodenheizung, Sicherheitstüren,<br />

Video-Gegensprechanlagen, uvm.<br />

Freizeitparadies Alte Donau<br />

Sehr gute Infrastruktur<br />

und Verkehrsanbindung<br />

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<strong>bonamea</strong><br />

EDITORIAL //<br />

LIEBE LESERINNEN,<br />

LIEBE LESER !<br />

Der Immobilienwirtschaft<br />

geht es nach wie vor gut,<br />

vor allem Chinesen mit<br />

Riesen-Investitionshunger,<br />

aber auch Käufer aus dem<br />

arabischen Raum interessieren<br />

sich für Europa. Österreichische<br />

Wohnimmobilien<br />

sind als wertsicheres<br />

Investment auf einem der<br />

stabilsten Märkte Europas<br />

gefragt. All das war auf<br />

der Expo Real in München zu hören, die sich immer mehr zum<br />

wichtigsten Treffpunkt der Immobilienbranche mausert.<br />

Die Messe ist zum Zeitpunkt, an dem ich diese Zeilen verfasse,<br />

gerade zu Ende gegangen. Zu früh, um über die wichtigsten<br />

Trends zu schreiben, da man zu nahe dran ist am Geschehen.<br />

Aber ein unübersehbarer ist der Einsatz von Virtual- und Augmented-Reality<br />

in der Immobilienbranche. Dass sie von vielen<br />

bereits als Marketing-Instrument genutzt wird, war in München<br />

unübersehbar: Besucher mit aufgesetzten 3D-Brillen – früher ein<br />

exotischer Anblick – waren allenthalben anzutreffen. Alexandra<br />

Rotter recherchierte für <strong>bonamea</strong>, was die neue Technik heute<br />

schon kann. Die Ergebnisse sind erstaunlich und lassen erahnen,<br />

dass es in der Zukunft wohl kein Thema sein wird, irgendwo auf<br />

diesem Erdball ein neues Zuhause zu finden. Kulturbegeisterte<br />

Architekturfans werden in dieser Ausgabe ebenso auf ihre Kosten<br />

kommen. Carola Leitner hat sich auf die Suche nach Museumsbauten<br />

gemacht, die nicht nur in ihrem Inneren Spannnendes zu<br />

bieten haben.Vom soeben eröffneten „Tate Modern“ von Herzog<br />

& De Meuron über Coop Himmelb(l)aus „Musée de Confluences“<br />

bis zu Jean Nouvels „Louvre Abu Dhabi“ hat sie spannende<br />

zeitgenössische Baukunstwerke aufgestöbert.<br />

Form Follows Nature – dieser Ansatz des großen Pioniers der<br />

freien architektonischen Form, Frei Otto, ermöglichte erst die im<br />

Trend liegende Biomorphe Architektur. Sonja Tautermann widmete<br />

sich aber nicht nur organischen Formensprachen, sondern<br />

präsentiert auch spannende Ergebnisse der Bau-Bionik. Robert<br />

Prazak recherchierte das spannende Thema Dachausbauten in<br />

Wien und ging der Frage nach, wie sich die anhaltende Niedrigzinsphase<br />

auf Immobilien-Investments auswirkt. Dieses und<br />

andere Themen erörterte ich mit Valentin Winkler von Marlies<br />

Muhr Immobilien, der sich für unser Experten-Interview zur<br />

Verfügung stellte. Besonderen Spaß hat mir der Besuch in der<br />

Wiener Zweigstelle gemacht. Andreas Bamesberger gewährte<br />

mir in einem „Alice-im-Wunderland“-Ambiente spannende<br />

Einblicke in die hohe Kunst der Konzept-Floristik.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen,<br />

Ulrike Springer<br />

Chefredakteurin<br />

www.<strong>bonamea</strong>-mag.com<br />

<strong>bonamea</strong><br />

Architektur, Immobilien und urbanes Leben.<br />

Nº 4<br />

BLICK IN DIE ZUKUNFT<br />

Virtuelle Wohnungsbesichtigungen<br />

KUNSTVOLL<br />

Die besten Skulpturengärten Europas<br />

FORM FOLLOWS<br />

NATURE<br />

BIOMORPHE ARCHITEKTUR UND BAU-BIONIK<br />

FORM FOLLOWS NATURE<br />

OFIS Architects – Football Stadium Arena Borisov, Weißrussland<br />

Wie eine fragile Haut mit transparenten Löchern, die sich über ein Stahlskelett spannt, wirkt die Fassade des Fußballstadions in<br />

Borisov, das von dem in Ljubljana ansässigen Architekturbüro OFIS Architects geplant und von 2009 bis 2014 errichtet wurde. Die<br />

gerundete Form des Stadions schafft im Inneren eine 85 x105 Meter große Fläche, auf 68 x105 Metern wird gespielt. Die Kapazität<br />

reicht für über 13.000 Sitze. www.ofis-a.si<br />

<strong>bonamea</strong> 10 // 11


onamea<br />

// INHALT<br />

ARCHITEKTUR<br />

14 Best Practice: Herzog & De Meuron<br />

EIN HAUS FÜR MÖBEL<br />

Mit dem neuen Schaudepot ist der Vitra Campus um<br />

ein Architekturjuwel aus der Feder des renommierten<br />

Baseler Büros mit archetypischem Giebeldach reicher.<br />

16 ARCHI // NEWS<br />

Aktuelle Meldungen, Auszeichnungen, Ausstellungen,<br />

Buchtipps<br />

22 Architektur Trend<br />

FORM FOLLOWS NATURE<br />

Bauen nach dem Vorbild der Natur: Biomorphe<br />

Architektur macht mit kurvenreichen Formen Furore<br />

während die Bionik Gebäude smarter macht.<br />

30 <strong>bonamea</strong> Design<br />

BIOMORPHE MÖBEL<br />

Auch in der Welt des Möbeldesigns wachsen die<br />

organischen Formen wie die Schwammerl aus dem<br />

Boden vieler Hersteller.<br />

32 Gekonnt geplant<br />

DIE NEUE KOMPAKTKLASSE<br />

Kleine Häuser mit großem Komfort: Vom Bootshaus an<br />

der Gracht bis zur MikroVilla an der Alten Donau.<br />

40 <strong>bonamea</strong> Baukunst<br />

MUSEUMSBAUTEN<br />

Schon allein die kunstvolle Hülle ist einen Museumsbesuch<br />

wert: Internationale Projekte von Calatrava, Jean<br />

Nouvel, Zaha Hadid & Co.<br />

78<br />

IMMOBILIEN-WIRTSCHAFT<br />

46 IMMO // NEWS<br />

Spatenstiche, aufregende Projekte, Auszeichnungen,<br />

Buchtipps<br />

48 3D-Immobilien-Besichtigung<br />

DER VIRTUELLE GANG DURCH DIE<br />

TRAUMWOHNUNG<br />

Die Immobilien-Branche entdeckt 3D und Virtual-<br />

Reality als effektives Marketinginstrument. Ein Blick in<br />

die Zukunft der ortsunabhängigen<br />

Wohnungsbesichtigung.<br />

54 Dachboden Ausbauten<br />

HOCH HINAUS IN WIEN<br />

Aussichtsreich: In ungenutzten Dachgeschoßen können<br />

durch den Ausbau neue Flächen in urbanen Lagen<br />

erschlossen werden.<br />

60 Objekt Reportage<br />

PENTHOUSE GRILLPARZERSTRASSE<br />

Leben unter einem Himmel aus Glas: Richard<br />

Steinböck schuf zusammen mit steininger.designers<br />

einen Dachausbau mit einem stimmigen Raumkonzept.<br />

64 Immobilien Investments<br />

JETZT ODER NIE<br />

Niedrige Zinsen machen ein Investment in Immobilien<br />

derzeit attraktiv, denn die Finanzierung ist günstig und<br />

verspricht stabile Wertentwicklung.<br />

68 <strong>bonamea</strong> Interview<br />

ÖSTERREICHS BETONGOLD<br />

Wir sprachen mit Valentin Winkler, Gebietsleiter der<br />

Wiener Niederlassung von Marlies Muhr Immobilien,<br />

über Trends am österreichischen Immobilienmarkt.<br />

DIGITAL:news<br />

DIE MÄCHTIGSTEN IMMOBILIEN-<br />

GIGANTEN DER WELT<br />

Immobilienbesitz ist in vielen<br />

Portefeuilles von mittleren bis großen<br />

Unternehmen zu finden und<br />

manche haben sich auf den Kauf<br />

und Verkauf sowie die Vermietung<br />

von Immobilien spezialisiert.<br />

<strong>bonamea</strong>-mag.com


STANDARDS<br />

18<br />

9 VORWORT<br />

Von Herausgeberin Heidi Khadjawi-Nouri.<br />

11 EDITORIAL<br />

104 IMPRESSUM<br />

106 EXIT<br />

Karl Prühwasser über Aussteiger und Öko-Nazis.<br />

STADTENTWICKLUNG<br />

74 CITY // NEWS<br />

Aktuelle Nachrichten, Buchtipps und aufstrebende<br />

Stadtviertel in europäischen Metropolen.<br />

76 Zwischen Nutzung<br />

LEERSTÄNDE DRINGEND GESUCHT!<br />

Vom Pop-Up-Store über Eventlocations für einmalige<br />

Projekte bis zum Gemeinschaftsbüro: Pop-Ups sorgen<br />

für die Belebung ganzer Stadtviertel.<br />

28<br />

80 Serviced Offices<br />

BÜRO MIT MEHRWERT<br />

Flexible Bürolösungen vom Arbeitsplatz im Community<br />

Office bis zum Büro mit Assistenzleistungen.<br />

GRÜNRAUMGESTALTUNG<br />

84 GREEN // NEWS<br />

Aktuelles aus allen Bereichen der Grünraumgestaltung,<br />

Gartenmessen, Buchtipps.<br />

86 <strong>bonamea</strong> Reise<br />

GARTEN-KUNST<br />

Die besten Skulpturengärten in Europa.<br />

50<br />

94 Objekt Gestaltungen<br />

FLORALE KUNSTWERKE<br />

Die Wiener Zweigstelle stattet Events, die gehobene<br />

Hotellerie, Shops und Partys kunstvoll aus.<br />

<strong>bonamea</strong> 12 // 13


onamea Architektur<br />

EIN HAUS FÜR<br />

DESIGNI<br />

Auf dem Vitra Campus wurde im Juni ein neues Gebäude eröffnet,<br />

in dem Schlüsselobjekte der umfangreichen Sammlung<br />

des Möbelherstellers der Öffentlichkeit zugänglich gemacht<br />

werden. Entworfen wurde das Schaudepot naheliegenderweise<br />

von den Basler Architekten Herzog & de Meuron.<br />

Ulrike Springer Text<br />

Vitra Design Museum, Mark Niedermann Fotos<br />

Vor nicht allzu langer Zeit war das<br />

Satteldach in der Architekturszene<br />

verpönt. Es wurde nur unter Protest<br />

in moderne Entwürfe gegossen, weil<br />

es die örtlichen Bauvorschriften in ländlichen<br />

Kommunen aufzwangen. Bis plötzlich die archetypische<br />

Hausform, wie von Kinderhand<br />

ohne Absetzen gezeichnet, plötzlich cool war<br />

und die Giebeldächer ihren Siegeszug antraten.<br />

ARCHETYPISCHE HAUSFORM<br />

Herzog & de Meuron gehören zu den Vorreitern<br />

dieses Architekturtrends. Bereits im Jänner<br />

2004 präsentierten sie das „Vitra House“,<br />

in dem die Home Collection des Möbelherstellers<br />

präsentiert wird, auf dem Campus.<br />

Dafür stapelten sie die längliche Variante des<br />

Spielzeughauses, versehen mit gläsernen Vorder-<br />

und Rückseiten, wild aufeinander. Und<br />

noch ein ganz Großer, nämlich Renzo Piano,<br />

hat mit seinem Micro-Home „Diogene“ bereits<br />

eine kleine archetypische Landmark auf<br />

dem Campus hinterlassen.<br />

MÖBEL-HAUS<br />

Das nun errichtete Schaudepot hat allerdings<br />

nichts vom spielerischen Charakter des „Vitra<br />

House“. Mit seiner fensterlosen Fassade,<br />

die aus gespaltenem Klinker gestaltet wurde,<br />

strahlt das Gebäude, in dem die Sammlung des<br />

Designmuseums ausgestellt wird, eine nahezu<br />

monolithische Strenge aus. Einen erfrischend<br />

anderen Eindruck macht die charakteristische<br />

Giebelform im Gebäudeinneren, namentlich<br />

in der mit Leuchtröhren gespickten Haupthalle<br />

im Erdgeschoß, die den Innenraum gleichmäßig<br />

ausleuchten. Hier befinden sich neben der


Vitra Schaudepot (D)<br />

RADICAL<br />

DESIGN<br />

KONEN<br />

Ende<br />

Dauerausstellung auch die Fläche für wechselnde,<br />

sammlungsbezogene Ausstellungen<br />

sowie der Eingangsbereich. Ein großes Fenster<br />

öffnet die Haupthalle zum Untergeschoß, von<br />

dem der Besucher in die weiteren Sammlungsdepots<br />

blicken kann. Diese Sichtverbindung<br />

macht die Grundidee des Gebäudes deutlich:<br />

Mit dem Schaudepot wächst die Sammlung<br />

des Museums nach außen und erhält so eine<br />

oberirdische Präsentationsfläche; die bisherigen<br />

Depots im Untergeschoß bleiben jedoch<br />

erhalten und werden erweitert. Dem Schaudepot<br />

vorgelagert ist ein erhöhter, öffentlicher<br />

Vorplatz. Dieser bindet das Gebäude in das Architekturensemble<br />

auf dem Campus ein. Das<br />

neue Möbeldepot bildet einen reizvollen Kontrast<br />

zu der dynamischen Form des gegenüberliegenden<br />

Feuerwehrhauses von Zaha Hadid.<br />

Mit dem Schaudepot entsteht auf dem Vitra<br />

Campus ein zweiter, stadtseitiger Eingang<br />

nach Süden und ein neuer öffentlicher Bereich,<br />

der über die Álvaro Siza Promenade mit<br />

dem nordseitigen Eingang des Campus, dem<br />

VitraHaus und dem Museumsbau von Frank<br />

Gehry verbunden ist.<br />

VON DESIGNKLASSIKERN<br />

BIS ZUR GEGENWART<br />

Im Zentrum des Schaudepots steht eine Dauerausstellung<br />

von über 400 Schlüsselstücken<br />

des modernen Möbeldesigns von 1800 bis<br />

heute. Unter den gezeigten Objekten sind<br />

frühe Bugholzmöbel, Ikonen der klassischen<br />

Moderne von Le Corbusier, Alvar Aalto oder<br />

Gerrit Rietveld, aber auch bunte Kunststoffobjekte<br />

der Pop-Ära oder jüngste Entwürfe<br />

aus dem 3D-Drucker. Ergänzt wird diese Präsentation<br />

um kleinere Wechselausstellungen<br />

zu sammlungsbezogenen Themen, angefangen<br />

mit einem Blick auf die Bewegung des<br />

„Radical Design“ der 1960er-Jahre (s. Kasten).<br />

Im Untergeschoß bietet das Schaudepot Einblick<br />

in weitere Sammlungsschwerpunkte wie<br />

das skandinavische und italienische Design,<br />

die Leuchtensammlung und den Nachlass von<br />

Charles & Ray Eames.<br />

b<br />

der 1960er-Jahre erreichte<br />

die „Radical-Design“-Strömung in<br />

Italien ihren Höhepunkt. Mit ihren<br />

Manifesten, unkonventioneller<br />

Formensprache, transdisziplinärer<br />

Arbeitsweise und utopischen<br />

Gestaltungsideen protestierten<br />

deren Vertreter gegen den Funktionalismus<br />

und den etablierten<br />

Geschmack in Design und Architektur.<br />

So übten beispielsweise<br />

Superstudio mit dem Tisch „Quaderna“<br />

und Gaetano Pesce mit<br />

dem Sessel „La Mamma“ Kritik<br />

an der Konsumgesellschaft und an<br />

der gesellschaftlichen Position der<br />

Frau. In Kooperation mit der Firma<br />

Gufram setzten Designer wie Piero<br />

Gilardi, Studio65 und Drocco/<br />

Mello die neuen Materialien Polyurethanschaum<br />

und Gummilatexbeschichtung<br />

im Möbeldesign ein<br />

und schafften damit einen Durchbruch<br />

in der Gestaltungsfreiheit,<br />

der die Einflüsse von Pop Art in<br />

der Formensprache der Möbel ermöglichte.<br />

Das Verschwinden der<br />

Grenze zwischen Design und anderen<br />

Disziplinen zeigen auch die<br />

Arbeiten von Alessandro Mendini.<br />

Die Ausstellung ist bis 13.11. im<br />

Vitra Design Museum, Charles-<br />

Eames-Str. 2, D-79576 Weil am<br />

Rhein, täglich von 10 – 18 Uhr zu<br />

sehen.<br />

<strong>bonamea</strong> 14 // 15

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