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Kaleidoskop_2016

Das Königsfelder Kaleidoskop - aus dem bunten Alltag der Zinzendorfschulen: Schuljahr 2015-2016

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Kultur an der Schule<br />

Skurrile Typen in und um Kevin<br />

Aufklärungsunterricht ist langweilig?<br />

Nicht, wenn der hannoversche<br />

Kulturpädagoge Andreas Kroll ihn<br />

in einem Jugend-Theaterstück einbaut. Ein<br />

Literatur- und Theaterkurs der Zinzendorfschulen<br />

hat die ziemlich komische Groteske<br />

»Liebe, Sex und andere Nichtigkeiten«<br />

im gut besetzten Haus des Gastes<br />

inszeniert. Es wird anschaulich und<br />

unverkrampft gezeigt, was für ein<br />

Wettkampf zwischen den Spermien<br />

im Körper eines Mannes ausgetragen<br />

wird, wenn es wieder einmal heißt:<br />

»Koitus-Alarm!«<br />

Dann liefern sich Kevin und Heinzi ein<br />

Rennen, angefeuert von den anderen<br />

Spermien, die aussehen wie weiße<br />

Schlümpfe mit Zipfelmützen. Abgesehen<br />

von diesen – mit zunehmendem<br />

Alter des Körpers, in dem sie wohnen,<br />

immer seltener werdenden Ereignissen –<br />

ist den Spermien ziemlich langweilig.<br />

In der Spermien-Universität stehen täglich<br />

sechs Stunden Sexualkunde-Unterricht<br />

auf dem Stundenplan, danach gibt es eine<br />

Stunde Sport: Wahlweise Sackhüpfen oder<br />

Schwimmen.<br />

Schon nach der ersten Szene ist klar, dass<br />

es nicht unbedingt ein Stück für zartbesaitete<br />

Menschen ist: Oft sehr drastisch,<br />

aber nie vulgär und immer wieder rasend<br />

komisch. Etwa wenn – nachdem das depressive<br />

Spermium Kevin doch tatsächlich<br />

Die Spermien wundern sich nur kurz, als eine Wanderniere (Jasmin Stangl)<br />

vorbeikommt.<br />

das Rennen gemacht hat und zum Mensch<br />

gereift ist – der junge Kevin (Louis Löffler)<br />

seine Mandy (Lorine Herzog) trifft. Mandy<br />

ist nämlich etwas speziell: Wenn sie telefoniert,<br />

dann tut sie nach eigenem Bekunden<br />

nur so als würde sie telefonieren – um Geld<br />

zu sparen. »Von dem Geld kauf ich mir ein<br />

neues Handy. Oder ‘n Mofa. Weiß ich noch<br />

nicht so genau.« Sie schlägt Kevin auch vor,<br />

gemeinsam so zu tun als ob sie ins Kino<br />

gehen und danach so zu tun, als ob sie von<br />

dem gesparten Geld Pizza essen.<br />

Mandys Auftritt finden sogar Kevins<br />

Spermien so bizarr, dass sie alles versuchen,<br />

um einen Koitus zu verhindern.<br />

»Sag mal, hast du eben die Schnitte<br />

gesehen, die ER angegraben hat?«<br />

»Ja, krass. Stell dir vor, die wird deine<br />

Mama.« »Furchtbar. Bei der Geburt tut<br />

sie wahrscheinlich nur so, als ob sie<br />

presst, und man muss alles alleine machen.«<br />

Um das zu verhindern, denken<br />

sie an Knäckebrot, Steuererklärung und<br />

George W. und für den Moment scheint<br />

es sogar zu helfen.<br />

Trotzdem stellt Mandy ihre Eroberung<br />

ihren Eltern vor. Natürlich tun auch die nur<br />

so, als gäbe es Kaffee und Kuchen. Die Szene<br />

ist Slapstick pur und - wie das gesamte<br />

Stück - von den jungen Darstellern auf den<br />

Punkt textsicher und spielfreudig interpretiert.<br />

Kevin ist ein netter, romantischer Typ, wie<br />

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