Kaleidoskop_2016
Das Königsfelder Kaleidoskop - aus dem bunten Alltag der Zinzendorfschulen: Schuljahr 2015-2016
Das Königsfelder Kaleidoskop - aus dem bunten Alltag der Zinzendorfschulen: Schuljahr 2015-2016
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Zu Gast an den Schulen<br />
Robin Staab berichtet vom Freiwilligendienst in Nepal<br />
100<br />
Mit seinem Einserabitur, das er im<br />
vergangenen Jahr am Zinzendorfgymnasium<br />
abgelegt hatte,<br />
steht ihm die Welt offen. Robin Staab<br />
hatte sich jedoch dafür entschieden,<br />
erst einmal für ein halbes Jahr einen<br />
Freiwilligendienst zu leisten – und<br />
zwar in Nepal. »Ich bin ein eher fauler<br />
Mensch«, gestand der Preisträger<br />
mehrerer naturwissenschaftlicher<br />
Preise, darunter des Ferry-Porsche-<br />
Preises für herausragende Leistungen<br />
in Mathematik und Physik.<br />
»Wenn ich es also nicht jetzt gemacht<br />
hätte, dann wahrscheinlich nie.«<br />
Für Nepal habe er sich entschieden,<br />
»weil Asien der einzige Kontinent ist,<br />
auf dem ich noch nie gewesen bin«,<br />
sagte er vor Oberstufenschülern,<br />
denen er neben Fotos und Anekdoten auch<br />
jede Menge Tipps zum Freiwilligendienst<br />
mitgebracht hatte. Er war ohne eine Organisation<br />
in den Himalaya geflogen und<br />
musste die Kosten für seinen Aufenthalt<br />
selbst zahlen, weil Nepal nach dem letzten<br />
Erdbeben nicht mehr als sicherer Ort galt.<br />
Dennoch habe er sich dafür entschieden,<br />
in dem Dorf ganz in der Nähe des Epizentrums<br />
als Lehrer zu unterrichten.<br />
Robin Staab, der im vergangenen Jahr an den Zinzendorfschulen ein Einser-Abitur<br />
abgelegt hatte, berichtet von seinem Freiwilligendienst in Nepal.<br />
»Man sagte mir, ich könne ganz entspannt<br />
erst einmal ein paar Wochen in der letzten<br />
Reihe sitzen und mir den Unterricht ansehen,<br />
bevor ich selbst übernehme«, berichtete<br />
er. Aber dann war er schon nach einer<br />
halben Stunde gefordert und musste 42<br />
Kinder unterrichten. Die Schulbücher waren<br />
in nepalesischem Englisch verfasst oder bestanden<br />
aus englischen Wikipedia-Artikeln.<br />
»Da fing das Problem schon an, denn die<br />
Schüler verstanden schon sprachlich<br />
oft gar nicht, worum es ging.«<br />
54,8 Prozent der Nepalesen seien<br />
Analphabeten, für jeden Menschen<br />
betragen die durchschnittlichen Bildungsausgaben<br />
acht US-Dollar – im<br />
gesamten Leben. Trotzdem werden<br />
die Kinder schon im Alter von<br />
drei Jahren eingeschult und haben<br />
bereits in der ersten Klasse Klausurenwochen.<br />
Seine Schule hatte keine Fenster und<br />
zum Teil fehlten nach dem Erdbeben<br />
auch die Wände. »Die Schüler bringen<br />
heißen Tee mit, um sich aufzuwärmen,<br />
denn die Temperaturen liegen<br />
im Winter um den Gefrierpunkt.<br />
Ebenso abenteuerlich wie seine Tätigkeit<br />
war auch das Leben. Wenige Tage nach seiner<br />
Ankunft in Kathmandu – »die dreckigste<br />
Stadt der Welt« – fuhr er sechs Stunden<br />
lang in einem Bus mit acht Sitzen und<br />
14 Insassen, von denen die meisten das<br />
Busfahren nicht vertrugen und daher regen<br />
Gebrauch von den Spucktüten machten.