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Namibia-Urlaub2016

Lutz Stegemann, Namibia, Reisebericht, 2016, Windhoek, Waterberg, Okakarara, Onguma Bush Camp, Etosha, Okaukuejo, Bull's Party, Swakopmund, Walvis Bay, Barchan Dune, Sossusvlei, Kalahari, Windhoek

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Durch die Weiten <strong>Namibia</strong>s<br />

- September 2016 -


Vorbemerkungen zu diesem Bericht:<br />

Dies ist kein professioneller Reisebericht. Er entstand aus einem<br />

kleinen Tagebuch, in dem ich stichwortartig, oft mit 2 Tagen<br />

Verspätung, das aufschrieb, was mir in Erinnerung geblieben war.<br />

Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich mit unseren beschränkten<br />

zeitlichen, sprachlichen und sozialen Möglichkeiten nicht wirklich guten<br />

Kontakt zu den hier lebenden Menschen habe aufbauen können. Ich<br />

habe mich in meinen Reisenotizen auf die von mir ganz subjektiv<br />

erlebten Geschehnisse konzentriert. Nur, wo es mir sinnvoll und<br />

erfüllbar erschien, habe ich allgemeine Informationen und Andreas<br />

und meine Betrachtungen der Dinge eingeführt. Diese Ausführungen<br />

erheben also weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf die sogenannte<br />

objektive "Wahrheit". Auf Schilderungen von Wanderungen<br />

müssen Leserin und Leser leider verzichten, weil ich auf Grund<br />

körperlicher Probleme leider dazu nicht mehr in der Lage bin.<br />

Im Übrigen soll ein wesentlicher Teil dieses Berichtes aus meinen Fotos<br />

bestehen, die wie ich hoffe, optisch-sinnlich die Schönheit , Faszination<br />

und überwältigende Eindrücklichkeit dieses Landes wiedergeben, ohne<br />

die (zumindest von mir so empfundenen) negativen Seiten zu<br />

verschweigen. Sollte es mir gelingen, den LeserInnen dieses kleinen<br />

"Werkes" Lust auf dieses Land zu machen und, sollten sie dorthin<br />

reisen, sensibel mit seinen Möglichkeiten umzugehen, würde es mich<br />

freuen. Für Kommentare, seien es ergänzende, korrigierende, kritische<br />

und, selbstverständlich auch lobende, bin ich immer dankbar.<br />

Lutz Stegemann, Stuttgart, 2016


Vorwort<br />

Nachdem ich jahrzehntelang keinen besonderen Drang verspürte, in<br />

außereuropäische Länder zu verreisen und diesem Prinzip auch bis auf<br />

3 Ausnahmen - eine Türkeireise mit Freunden in meiner Studienzeit,<br />

einen Städtetripp nach NYC und, vorwiegend aus politischem<br />

Interesse, 2013/14 und 2015 zwei Cubareisen – treu geblieben bin,<br />

äußerte meine Frau Andrea vor einem Jahr den Wunsch, einmal eine<br />

Wüstenlandschaft zu erleben. Ich merkte, dass auch ich sofort davon<br />

begeistert war, und so begannen wir quasi sofort mit der, erst mal<br />

mentalen, Vorbereitung:<br />

Die arabischen Länder kamen für uns aus verschiedenen Gründen nicht<br />

in Frage, und so fiel unsere Wahl sehr rasch auf die älteste Wüste der<br />

Welt, die Namib in <strong>Namibia</strong>. Nun machten wir eine etwas überraschende<br />

Erfahrung: Einige Freunde und Bekannte, die wir daraufhin<br />

ansprachen, erzählten uns, dass sie, z. T. schon mehrfach, nach und<br />

durch <strong>Namibia</strong> gereist waren, und sprachen nur begeistert von ihren<br />

Erfahrungen dort. Dazu kommt, dass Afrika bei allen, die dort waren,<br />

trotz vieler Missstände, die in vielen Ländern dort herrschen, einen<br />

tiefen Eindruck hinterlassen hat und eigentlich alle, wenn sich die<br />

Möglichkeit böte, immer wieder gerne dorthin fahren würden. Das<br />

wiederum verstärkte unsere diesbezügliche Absicht.<br />

Nun ist <strong>Namibia</strong> kein sehr typisches afrikanisches Land, was die internen<br />

Verhältnisse dort angeht - es ist (noch) politisch stabil im Sinne einer<br />

parlamentarischen Demokratie, auch wenn viele Erwartungen der im<br />

alten Südwestafrika massiv unterdrückten schwarzen und farbigen<br />

Bevölkerung bisher noch nicht in erwünschtem Maße umgesetzt<br />

werden konnten - , aber wir wollten auch kein unnötiges persönliches<br />

Risiko eingehen, und so waren wir bald sehr sicher, was unsere<br />

Reisepläne anging.


Wir merkten bald, dass eine Gruppenreise für uns<br />

insofern nicht in Frage kam, als sie uns zu sehr eingeengt<br />

hätte, was Intensität, Reisetempo und persönliche<br />

Interessen angeht. Also sollte es eine Individualreise mit<br />

einem eigenen Leihwagen werden.<br />

So ganz ins Blaue hinein wollten wir aber wegen unserer<br />

mangelnden Erfahrungen auch nicht fahren; durch ein<br />

befreundetes Ehepaar kamen wir in Kontakt mit Iwanowski<br />

und ließen uns dort einen Reiserouten- und Unterkunftsvorschlag<br />

ausarbeiten.<br />

Dieser umfasste zunächst die übliche Rundreise in zwei<br />

Wochen quasi durch ganz <strong>Namibia</strong>: Windhoek, Namib,<br />

Kalahari, der Süden mit dem Fish-River-Canyon und dann<br />

über Swakopmund nach Etosha.<br />

Nach einigen Diskussionen entschieden wir uns für<br />

folgende Route, entgegen der üblichen, da das von uns<br />

primär ins Auge gefasste Reiseziel und Highlight eben die<br />

Namib war (dass wir später sehr schnell von dem<br />

Tierreichtum fasziniert sein würden, war uns da noch nicht<br />

klar). Wir entschieden uns also für:<br />

– Windhoek<br />

– Waterberg<br />

– Onguma im Osten von und Okakueyo direkt im<br />

Etosha-Nationalpark<br />

– Swakopmund<br />

– Die Dünen der Namib<br />

– Kalahari – Windhoek.<br />

Aus früheren Erfahrungen mit Gruppenreisen wollten wir<br />

überall mindestens zwei Nächte bleiben, um an jeweiligen<br />

Orten auch „anzukommen“ und nicht nur aus dem Koffer<br />

zu leben.<br />

Iwanowski änderte daraufhin seinen Reisevorschlag<br />

unseren Wünschen entsprechend, und so flogen wir<br />

Anfang September 2016 unserem Ziel entgegen.


5./6.9.<br />

Frankfurt - Windhoek:<br />

Heute geht’s los: Der Direktflug nach Windhoek mit der Condor 1 – der<br />

Flughafen dort heißt Hosea Kutako 2 - geht abends vom Rhein-Main-<br />

Flughafen kurz nach 20:00 Uhr los. Wir sind 2 h vor der Boarding-Zeit in<br />

Frankfurt/Main am Flughafen. Zeit ohne Ende, wir kommen schnell<br />

durch die Kofferaufgabe - das Check ist schon online erledigt - und<br />

Sicherheitskontrolle, die noch genauer ist, als wir das bisher gewohnt<br />

waren: Der "Nacktscanner" tritt in Aktion. Anschließend finden wir zum<br />

Warten einen schönen Fensterplatz mit Blick auf unsere Maschine und<br />

erhalten so unverhofft die Gelegenheit, Ablauf und Logistik der<br />

Beladung mit unseren Gepäckstücken – sie werden mit<br />

Spezialfahrzeugen mit Hebebühnen in Containern in den Gepäckraum<br />

der Boeing 767 der Condor Airlines eingepasst – zu beobachten.<br />

Zwischenzeitlich klemmt aber augenscheinlich der Mechanismus, so<br />

dass das Ganze deutlich länger als geplant dauert. Wegen der<br />

Verzögerung beim Gepäckverladen fliegen wir mit 20 Min. Verspätung<br />

los. Die 9 Stunden Flug sind nicht wirklich toll, da ich trotz Beinfreiheit<br />

nicht gut sitzen kann und das nicht kostenpflichtige Unterhaltungsprogramm<br />

neben Musik nur sehr alberne Filme anbietet. So lese ich einen<br />

- natürlich in <strong>Namibia</strong> spielenden - Krimi.<br />

Ankunft ist 6:08 Uhr. Gerade geht die Sonne auf. <strong>Namibia</strong>, wir sind da!<br />

Vom Rollfeld geht's in das Empfangsgebäude. Dort erwarten uns<br />

insgesamt 3 h in Warteschlangen:<br />

1: Nach Windhoek fliegt im Direktflug noch die Air <strong>Namibia</strong>, die anderen Airlines wählen<br />

den Weg über Südafrika. Unsere Entscheidung für Condor fiel aus dem Grund, dass hier,<br />

zwar gegen Aufpreis, dafür aber sicher, Plätze mit größerer Beinfreiheit gewählt werden<br />

können.<br />

2: Hosea Kutako war von 1925 bis zu seinem Tod 1970 Führer der namibischen Herero.


1.) Passkontrolle mit Foto und anschließendem PC-Foto-Abgleich<br />

2.) Geldwechselstelle<br />

3.) Leihwagenschalter mit Vertragsprozedur, anschließend die eigentliche<br />

Leihwagenübernahme eines weißen Toyota Hilux 4x4 mit Automatik.<br />

Die hatten wir zwar nicht bestellt, sie erweist sich aber im Laufe<br />

unseres Urlaubs als doch recht hilfreich, da wir uns während der Fahrt<br />

gut auf den Linksverkehr einstellen können, ohne dabei noch mit<br />

einem links positionierten Schalthebel umgehen zu müssen. Die<br />

Organisation der Verleihfirma ist etwas chaotisch, zudem haben wir<br />

natürlich etliche Fragen zur Bedienung des Wagens, aber so gegen<br />

10:30 Uhr haben wir es dann geschafft. Es ist nur etwas schwierig, aus<br />

dem Gelände Richtung Windhoek heraus zu finden, aber schließlich ist<br />

auch das geschafft.<br />

Windhoek, wir kommen! Glücklicherweise ist die Pension Palmquell leicht<br />

zu finden: an der 1. Ampel in Windhoek li. abbiegen, dann die Jan Jonker<br />

Road 1 zur Nr. 60.<br />

1: Jan Jonker Afrikaner war ein Kaptein der Orlaan-Afrikaner, einer Gruppe der Nama.<br />

Diese wiederum sind eine der Volksgruppen <strong>Namibia</strong>s und machen etwa 5% der<br />

Bevölkerung aus .


Das Fahren im Linksverkehr geht wirklich ohne größere Probleme, man<br />

braucht lediglich etwas Konzentration. Nur Blinker und Scheibenwischer<br />

verwechsle ich immer mal wieder, da diese seitenvertauscht<br />

angebracht sind.<br />

Die Pension ist ein verwinkeltes lauschiges Plätzchen, allerdings ohne<br />

Aus- oder gar Fernsicht. Aber hier wird völlig selbstverständlich ein<br />

süddeutsch-österreichisch klingendes Deutsch gesprochen.<br />

Nachdem wir eingecheckt haben, fahren wir erst mal zum Supermarkt,<br />

um Getränke zu kaufen. Nachdem wir uns ein paar Mal auf dessen<br />

Gelände verfahren haben, bekommen wir einen guten Parkplatz;<br />

rückwärts einparken geht mit dem großen Schlitten zum Erstaunen<br />

Andreas dank beider Außenspiegel und einer Weitwinkel-Heckkamera<br />

hervorragend. Im Supermarkt bekommen wir einen Kulturschock:<br />

erstens ist es eine SPAR- Filiale, zweitens sind viele Waren deutsch<br />

benannt, bis hin zu Landjägern und Maultaschen! Nur die Tatsache,<br />

dass die Bedienung durchgehend schwarz ist, macht uns klar, dass wir<br />

nicht in einem großen deutschen SPAR-Supermarkt sind. Wie in<br />

Deutschland gibt es hier auch einen Restaurantbetrieb, allerdings mit<br />

deutlich mehr Personal als bei uns . Wir entscheiden uns für je ein dick<br />

belegtes und auch gut schmeckendes Stück Pizza.<br />

Die „Heimfahrt“ zur Pension Palmquell gestaltet sich schwierig, weil wir<br />

die Jan Jonker Road 2x in der falschen Richtung fahren.<br />

Obwohl wir – vom Nachtflug und den darauffolgenden vielen neuen<br />

Eindrücken – ziemlich kaputt sind, reagieren wir nur diskret genervt,<br />

unsere Beziehung zeigt wieder einmal, was wir für ein Dreamteam<br />

sind!!!!<br />

Anschließend fallen wir in einen ca. 3 h dauernden tiefen und festen<br />

Mittagsschlaf…<br />

Gegen 17:00 Uhr fahren wir dann nochmal raus in die Landschaft, um<br />

etwas <strong>Namibia</strong> zu schnuppern und die ersten Fotos in spätem<br />

Nachmittagslicht zu machen. An Tieren sehen wir in der<br />

Stadtrandlandschaft „nur“ Paviane, die sich an der B6, einer der langen<br />

und gut ausgebauten Hauptstraßen des Landes, eingerichtet haben<br />

und zumindest zum Teil von den Abfällen der menschlichen<br />

Großsiedlung leben<br />

. Kurz nach 18:00 sind wir wieder im Palmquell. Dort gibt es dann nach<br />

etwas Warten unser erstes Abendbrot: wahlweise Oryx-Medaillons<br />

oder ein Sirloin-Steak, wohl vom Rind. Dazu gibt’s einen leckeren<br />

Shiraz* aus Südafrika und zum Nachtisch Palacsinta. Danach fallen wir<br />

– um 9:00 Uhr! – todmüde ins Bett.


7.9.: Waterberg<br />

Etwas unruhig geschlafen, aber fit für und neugierig auf den neuen<br />

Tag! Nach dem Frühstück, einem großzügigen Buffet, und den üblichen<br />

Auscheckformalien fahren wir zunächst wieder zum SuperSPAR,<br />

Adapter für die namibischen 3-Pol-Steckdosen sowie noch Getränke<br />

und einen Becher für unterwegs kaufen. Anschließend geht’s auf die<br />

Piste, die B1, die insgesamt von Vioolsdrift 1 an der südafrikanischen<br />

Oshokango 2 an der angolanischen Grenze das ganze Land von Süd<br />

nach Nord durchquert.<br />

Heute wollen wir zur Waterberg Guest Farm am Fuß des gleichnamigen<br />

Tafelberg, heute ein Naturschutzpark.<br />

Waterberg bezeichnet aber auch ein schwarzes Kapitel der deutschen<br />

Kolonialgeschichte: Hier fand die Schlacht am Waterberg zwischen der<br />

deutschen „Schutzmacht“ und den aufständischen Hereros 3 statt.<br />

1: Grenzort zwischen <strong>Namibia</strong> und der Republik Südafrika am Orange River<br />

2: Grenzort zwischen <strong>Namibia</strong> und Angola<br />

3: südwestafrikanisches ehemaliges Hirtenvolk von heute etwa 120.000 Menschen.


Die eigentliche Grausamkeit der deutschen Truppen lag nicht einmal<br />

im Schlachtgeschehen selbst, sondern darin, dass diese die besiegten<br />

Hereros, die samt ihren Familien in die Wüste geflohen waren,<br />

konsequent daran hinderten, an die in diesem Gebiet liegenden<br />

Wasserzugänge zu kommen, so dass von 60 000 – 80 000 Hereros nur<br />

geschätzte 16 000 überlebten. Der größte Teil verdurstete elend. Hier<br />

muss ich noch ein paar prinzipielle Gedanken einschieben, die uns während<br />

unseres gesamten Aufenthaltes dauerhaft beschäftigten: Wohl<br />

auf Grund unserer, der deutschen, Geschichte habe ich, neben allem<br />

Wohlbefinden, immer wieder irgendwo auch ein wenig schlechtes<br />

Gewissen gehabt, dass wir hier als Weiße fast ausschließlich von<br />

Schwarzafrikanern bedient werden, zumal im Land immer noch die<br />

Reste der Apartheitspolitik Südafrikas deutlich sind; die Wohngebiete<br />

sind nach wie vor deutlich voneinander abgesetzt, wobei das wohl von<br />

den Einkommensverhältnissen bestimmt wird: Nach wie vor verdienen<br />

die reichsten – fast ausschließlich weißen – 10% der Bevölkerung ca.<br />

65% des nationalen Einkommens, während die ärmsten 20% lediglich<br />

über 1,4% verfügen. Anders ausgedrückt: Ein Weißer verdient pro Jahr<br />

ca. 16 500 US-Dollar, ein Schwarzer mit Job ca. 750 US-Dollar, die<br />

Mehrheit der schwarzen Bevölkerung muss aber mit 85 Dollar auskommen!<br />

Andererseits ist aber der Tourismus eine wichtige Einkommensquelle<br />

und schafft viele Arbeitsplätze, was dann auch das eigene<br />

Unbehagen etwas relativiert. Wichtig wäre für Touristen, das Geld, das<br />

ihre Reise kostet, hauptsächlich im Land zu lassen und nur das Nötigste<br />

an die z. T. internationalen Tourismusunternehmen zu zahlen.<br />

Zurück zu unseren persönlichen Reiseerlebnissen und der B1: Der<br />

Verkehr ist für namibische Verhältnisse recht anständig, erst später<br />

wird’s ruhiger. Parallel der Straße haben wir auf lange Zeit eine Baustelle;<br />

hier wird wohl die Straße 4- oder 6-spurig ausgebaut…<br />

Die erste Zwischenstation zum Tanken ist Okahandja 1 .<br />

Glücklicherweise habe ich mir schon beim Autoverleih die Lokalisation<br />

der Abdeckklappe für den Dieselstutzen gemerkt und den Hebel zum<br />

Öffnen derselben – ganz unten rechts unterm Armaturenbrett – zeigen<br />

lassen, so dass ich mich hier nicht blamiere. Okahandja ist bekannt für<br />

seinen großen Markt für Holzschnitzprodukte; da wir aber noch keine<br />

kaufen wollen, besuchen wir ihn auch nicht, weil wir uns nicht dem<br />

Verkaufsdrang der Leute aussetzen wollen.<br />

Das Fahren im namibischen Linksverkehr geht immer noch problemlos;<br />

jetzt übernimmt Andi das Steuer. Ich fühle mich auf dem Beifahrer-<br />

1: traditionelles Zentrum der Herero, 22.500 Einwohner<br />

sitz links ohne Steuer und Pedale überhaupt nicht deplatziert. Auch bei<br />

Andi geht, abgesehen von dem Immer-mal-wieder-Verwechseln von<br />

Blinker- und Scheibenwischerhebel, alles wunderbar. Die Abfahrt auf<br />

die C 22 zur Waterberg Guest Farm verpassen wir zunächst und<br />

müssen also wenden. Bis dahin war die Fahrt eher eintönig, wenn man<br />

mal von der natürlich grandiosen Weite der Landschaft absieht: Die<br />

Straßen sind ständig beiderseits von breiten, eher karg bewachsenen,<br />

Streifen gesäumt, und das Land links und rechts ist überall wegen der<br />

das ganze Land überziehenden Rinderfarmen abgezäunt. Dreieckige<br />

Warnschilder warnen häufiger mal vor Springböcken und Warzenschweinen;<br />

das erste erweist uns dann auch die Ehre. Es gibt diese<br />

Schilder allerdings auch für einige andere Tierarten bis hin zu<br />

Krokodilen und Elefanten, von Perlhühnern bis Giraffen.


Den Eingang zur Guest Farm finden wir problemlos. Wir werden von einer<br />

freundlich-fröhlichen Afrikanerin mit einem Erfrischungsdrink und der<br />

Frage empfangen, ob wir bestimmte Dinge nicht äßen bzw. vertrügen.<br />

Unser „Nein, wir essen alles“ nimmt sie erleichtert zur Kenntnis. Es<br />

kommen wohl auch Vegetarier hierher. Dann werden wir auf dem Weg<br />

zu unserem ca. 150 m abseits versteckten Bungalow begleitet. Auch die<br />

Koffer müssen wir die letzten 30 m vom Auto nicht selbst schleppen. Der<br />

Bungalow besteht aus einem Raum mit einem großen Doppelbett in der<br />

Mitte und einem Ventilator darüber. Die Dusche ist halb abgetrennt, das<br />

WC befindet sich vom eigentlichen Haus getrennt, im Außenbereich, der<br />

auch noch eine zweite Dusche unter freiem Himmel, die einen wirklich<br />

üppigen Strahl hat, aufweist. Nach der Fahrt, die eigentlich gar nicht so<br />

lange gedauert hat, – für die 260 km haben wir knapp 3 h gebraucht –<br />

gönnen wir uns trotzdem einen Mittagsschlaf. Danach merke ich, dass ich<br />

trotz des schönen Ambientes der Farm irgendwie unzufrieden bin: die<br />

direkte Umgebung der Farm und ihr Ambiente bieten keine wirklich tollen<br />

Fotomotive. Ich fange an, rumzunölen, bis wir uns noch mal ins Auto<br />

setzen und zum Großen Waterberg – es gibt auch einen Kleinen, der direkt<br />

hinter unserer Farm anfängt – fahren. Nach dem Abbiegen von der C<br />

22 verlassen wir das erste Mal die asphaltierte Straße, es geht auf einer<br />

Sand-Schotter- Piste weiter, und das über etliche km. Aus unserem Plan,<br />

oben auf den Waterberg zu fahren, wird leider nichts, da das, was wir<br />

vorher nicht wussten, außerhalb geführter Touren nicht gestattet ist. So<br />

vertreiben wir uns an der Station noch die Zeit, indem wir 2 halbzahme<br />

Steinböckchen beobachten und fotografieren. Dann geht’s zurück zur<br />

Guest Farm. Unterwegs sehen wir noch unseren ersten Kudu, und später<br />

gelingt es mir noch, einen Gelbschnabel-Tuku „auf die Platte“ zu bannen.<br />

Der Abend wird bestimmt von einem „Sundowner“ 1 , einer allgemeinen<br />

Sitte zumindest auf den Guest Farms und Lodges, wie wir bald<br />

mitbekommen, und einem anschließendem Abendessen an einem Tisch<br />

mit unseren Gastgebern und den anderen Gästen in einer sehr netten<br />

und angeregten Atmosphäre. Bald danach schlafen wir in unserem schön<br />

abgelegenen und damit sehr ruhigen Bungalow tief und fest.<br />

1: Gemeinsamer Drink bei Sonnenuntergang


8.10.<br />

Nach einer dank Moskitoschutz in den Fenstern mit Frischluft<br />

versorgten und mückenfreien Nacht sind wir wieder voller Neugier,<br />

was der Tag uns bringen wird. Der Himmel ist, wie nicht anders<br />

erwartet, strahlend blau, und in der Sonne ist es auch schon morgens<br />

um 8:00 angenehm warm. Ich nutze die tollen Bedingungen, um die<br />

Outdoor-Dusche auszuprobieren. Keine Angst, outdoor bedeutet<br />

nicht, dass ich völlig im Freien und von allen Seiten sichtbar dusche;<br />

die Räumlichkeit wird nach einer Seite vom sittlich abgeteilten WC<br />

und an den anderen 3 Wänden von Palisaden eingegrenzt. Aber auch<br />

ohne das wäre es kein Problem, da unser Bungalow, wie schon erwähnt,<br />

von allen Seiten von ziemlich undurchdringlichem Buschwerk<br />

umgeben ist. Und dann wartet die Dusche mit noch einer weiteren<br />

Überraschung auf: Es ist die wasserreichste meiner bisherigen Duscherfahrungen,<br />

von wenigen öffentlichen Sauna-Kaltwasserduschen<br />

mal abgesehen; und hier kommt es wirklich auch noch richtig schön<br />

heiß aus der Leitung! Der Waterberg scheint seinen Namen zu Recht<br />

zu tragen, auch wenn die Umgebung nicht gerade vor Grün strotzt.<br />

Nach der üppigen Dusche erwartet uns ein genauso üppiges Frühstück, und<br />

ich darf schon mal verraten, dass das während des gesamten Urlaubs so<br />

bleibt: Brötchen, Brot mit allen möglichen Belägen, Ei in jeder gewünschten<br />

Form und wahrlich ausreichender Menge: Mit Schinken, Zwiebeln oder<br />

ohne, Rühr-, Setz- oder gekochtes Ei, dazu abwechslungsreiches Müsli mit<br />

jeder Menge Obst, der Kaffee schmeckt wie bei Muttern zu Hause,<br />

Kaltgetränke sind selbstverständlich auch da…. kurz und gut, wir gehen<br />

gestärkt in den Tag. Und so kommen wir auf die Idee, den kleinen<br />

Waterberg, an den sich die Farm direkt anlehnt, zu ersteigen. Man hat uns<br />

gesagt, das dauere so ca. eine Stunde, und so gehen wir die Vormittagstour<br />

fröhlich an. Natürlich haben wir uns mit ausreichend Wasser versorgt, wir<br />

nehmen die Warnungen, die wir in fast jedem Reisebericht gelesen haben,<br />

schon ernst!<br />

Am Anfang des Weges erwartet uns noch eine nette Überraschung: Auf der<br />

Farm leben u. a. 3 Rhodesian Ridgebacks 1 und ein Jack-Russel-Terrier;<br />

einer von den Ridgebacks und der Terrier begleiten uns völlig von sich aus,<br />

was wir recht angenehm finden, auch wenn uns ersterer immer wieder<br />

etwas tollpatschig zwischen die Füße läuft. Egal, sie gefallen uns trotzdem!<br />

Allerdings vollenden wir unsere Wanderung doch nicht wie geplant, da der<br />

Weg mit zunehmender Strecke immer steiler und gerölliger wird, so dass<br />

wir nach ungefähr 2/3 der Strecke finden, dass die Aussicht hier schön<br />

genug ist – und das ist sie auch (s. Foto oben vom 7.10.) - und kehren nach<br />

einer kleinen Erholungs- und Aussichtspause wieder um<br />

1: aus dem früheren Rhodesien stammende Hunderasse; Jagd- und Wachhund


Außerdem erwartet uns schon der nächste Programmpunkt: Wir waren<br />

schon erstaunt, dass hier neben dem Gastgeberpaar auch ein weiterer<br />

Weißer herum lief; dieser stellte sich uns bald vor: Florian aus Deutschland,<br />

der schon zum 2. Mal eine, mehrere Monate dauernde, Art<br />

Praktikum absolviert, nachdem er nach Abschluss seiner Mechanikerausbildung<br />

erst mal in Deutschland keinen Job bekommen hat und es<br />

ihm hier ausnehmend gut gefällt. Er ist heute unser Guide und Fahrer<br />

bei einem Jeep-Ausflug zu einem doch etliche km entfernten Cheetah<br />

Conservation Fund, einer Einrichtung für Geparden (Cheetahs), die aus<br />

unterschiedlichsten Gründen nicht (mehr) jagen können und damit in<br />

der freien Wildbahn keine Überlebenschance haben. Es ist eine Art<br />

Gnadenhof, da den Betreibern die Zucht untersagt ist, weil die Raubkatzen<br />

ihren Nachkommen wiederum das Jagen nicht beibringen könnten<br />

und damit eine neue Generation nicht lebenstauglicher Tiere herangezogen<br />

würde. Wir kommen gerade noch rechtzeitig zur Fütterung<br />

einiger in Zoo-ähnlichen, wenn auch etwas größeren, Gehegen<br />

untergebrachten Katzen – und Katern - und werden anschließend noch<br />

von einem weiteren Guide per Jeep durch sehr große Gehege gefahren,<br />

jetzt ohne von den Raubkatzen durch Zäune getrennt zu sein.<br />

Allerdings bleiben wir schön respektvoll im Wagen; doch sind auch diese<br />

Tiere gerade gefüttert worden und völlig ohne Appetit auf Menschenfleisch.


Nach dem Besuch der Geparden geht es in die „kleine Serengeti“, ein<br />

zum Grundbesitz der Waterbergfarm gehörendes Steppengelände.<br />

Und hier bekommen wir jede Menge verschiedener Antilopen zu<br />

Gesicht: Springböcke, Kudus, Kuhantilopen, Oryxe, Steinböcke,<br />

außerdem Riesentrappen und, wenn auch sehr weit weg, Strauße.<br />

Und irgendwann hält Florian plötzlich an und lässt uns nach links<br />

schauen. Und da stehen tatsächlich, keine 10 m entfernt, 3 Giraffen<br />

und schauen uns völlig entspannt an!<br />

Für Andi und mich ist das erst mal der Höhepunkt des Tages.<br />

Anschließend wird es noch etwas unangenehm, weil es mit<br />

schwindender Sonne doch empfindlich kalt wird und der Fahrtwind in<br />

dem offenen Wagen heftig in den Augen brennt. Und so sind wir<br />

froh, dass wir bald die Lodge erreichen und uns am Lagerfeuer zu den<br />

anderen Gästen zum Sundowner gesellen können. Und zu guter Letzt<br />

gibt’s dann auch noch ein deftiges Abendbrot, zusammen mit<br />

unseren Gastgebern, mit Antilopenfleisch. Danach reicht’s uns, wir<br />

sind in jeder Hinsicht gesättigt. Gute Nacht.


Hereros in Okakarara


9.9.:<br />

Der erste Elefant!<br />

Doch erst mal zurück zum Tagesanfang:<br />

Nach angenehmer Nacht und ausgiebigem und Frühstück brechen wir auf:<br />

Zunächst wollen wir nach Okakarara in das Projekt Steps for Children 1 , welches<br />

wir besichtigen wollen, weil wir überlegen, regelmäßig dafür zu spenden. Bei<br />

diesem Besuch werden wir zunächst von Sonja, der dort mitarbeitenden<br />

Waterberg-Wirtin, begrüßt und dann von einer Praktikantin aus Deutschland,<br />

die ungefähr ein Jahr hier bleibt, begleitet und informiert. Ergebnis: Wir werden<br />

uns am Schutzengelprogramm 1 regelmäßig finanziell beteiligen. Nach dem<br />

Abschied schnuppern wir noch – allerdings aus dem Wagen heraus, da wir das<br />

Gefühl haben, hier nicht herzugehören – die Atmosphäre dieser Kleinstadt: jede<br />

Menge Beton- und Wellblechhäuser, alle eingezäunt, und an der Hauptstraße<br />

ein Verkaufsstand nach dem anderen, an dem alle möglichen Waren des<br />

täglichen Bedarfs sowie Nahrungsmittel angeboten werden. Hier sind auch jede<br />

Menge Leute unterwegs, alles Hereros. Sonja hat uns noch einiges über die<br />

Rivalitäten zwischen Hereros und Ovambos 2 erzählt; hier spielt das Stammesund<br />

Clandenken eine immense<br />

Rolle, und die Hereros fühlen<br />

sich – und sind es vielleicht<br />

auch – von der ausschließlich<br />

aus Ovambos bestehenden<br />

Regierung benachteiligt. Dabei<br />

sind sie auch sehr stolz.<br />

Anschließend geht’s für uns auf<br />

die Pad 3 nach Etosha;<br />

1: s. www.stepsforchildren.de<br />

2: Zahlenmäßig größter und<br />

politisch einflussreichster<br />

Volksstamm <strong>Namibia</strong>s, stellte<br />

und stellt immer noch die<br />

überwältigende Mehrzahl der<br />

SWAPO und damit jetzt der<br />

Regierung und der<br />

Regierungspartei, die 2014 80%<br />

der Parlamentssitze erringen<br />

konnte.<br />

3: Straße<br />

4: Stadt im ehem. Herero<br />

Homeland. Zentrum der Herero<br />

nach Okakarara 4 gibt es nur noch ein ganz kurzes Stück<br />

Teerpiste, danach besteht für den allergrößten Teil des Weges,<br />

nämlich fast 200 km bis Grootfontein, die Pad aus Schotter,<br />

Wellblechrillen und Sand, letzterer allerdings nicht sehr tief.<br />

Andi fährt und macht das souverän. Wildtiere sehen wir<br />

allerdings so gut wie gar nicht, nur jede Menge Ziegen und<br />

Rinder, die hier diesseits der Zäune frei herumlaufen.


Die Dörfer bestehen hier zumeist aus etwa<br />

5-20 Häusern, die verstreut im Gelände<br />

stehen, ohne Straßen dazwischen - wozu<br />

sollten die auch gut sein? – und ab und zu<br />

Verkaufsständen an „unserer“ Pad.


Wir fragen uns, wie die Menschen hier ihre Lebenszeit verbringen….<br />

In Grootfontein 1 tanken wir wieder, dann suchen wir den Weg nach Tsumeb 2 , was wegen einer<br />

Riesenbaustelle erst nach einer Weile des Suchens klappt. Ab da ist die Pad super, ich habe das Steuer<br />

wieder übernommen und rausche problemlos mit 120 Sachen durch die weitere Landschaft, die inzwischen<br />

zeitweise wegen Strom-, Funkmasten und anderen industriellen Gerüsten plötzlich nicht mehr so schön,<br />

sondern ein wenig trostlos erscheint, glücklicherweise aber nur kurzfristig, dann gibt es wieder diese<br />

grandiose stille Weite, die uns so stark anrührt.<br />

1: Stadt südöstlich von Etosha,<br />

16 000 Einwohner, relativ niederschlagsreich, drumherum Landwirtschaft mit Rinderzucht und Anbau von Feldfrüchten,<br />

außerdem Kupferabbau.<br />

2: Stadt nördlich von Grootfontein, 19 000 Einwohner, Mine für Abbau von über 250 verschiedenen wertvollen Mineralien.


Kurz vor dem Eingang zum Etosha-<br />

Nationalpark geht’s rechts zum<br />

Onguma Bush Camp. Auch hier ein<br />

verschlossenes Tor mit einem<br />

Wachhabenden, der uns öffnet,<br />

unsere Personalien erfragt und mit<br />

denen vergleicht, die er auf seiner<br />

Liste hat. Dann dürfen wir rein. Es geht<br />

jetzt noch ein paar km am Grenzzaun<br />

von Etosha entlang auf Schotterpiste,<br />

dann sind wir da. Der Officer am Tor<br />

hat unsere Namen wohl schon<br />

durchgegeben, so dass das Personal<br />

an der Reception uns schon erwartet ,<br />

mit süßem kühlen Fruchtdrink und<br />

den üblichen Anmeldungsformalien.<br />

Das Camp ist, wie übrigens auch die<br />

Waterberg Guest Farm, sehr<br />

geschmackvoll und naturangepasst<br />

aufgebaut und hat ein eigenes<br />

Wasserloch, das abends durch die<br />

Restaurantbeleuchtung diskret<br />

indirekt aufgehellt wird. Wir bekommen<br />

den letzten Bungalow der Reihe<br />

mit direktem Blick aufs Wasserloch,<br />

allerdings durch einen hohen und<br />

elektrisch geladenen Zaun hindurch.<br />

Der Blick geht ansonsten frei in die<br />

Landschaft. Es ist mal wieder traumhaft.<br />

Zunächst folgt die Inbesitznahme<br />

des Bungalows , der auch, wie hier<br />

üblich, sehr geschmackvoll, mit einem<br />

großen Doppelbett in der Mitte, Dusche<br />

und WC und Fliegen-gitter vor<br />

den Fenstern sowie Moskitonetz eingerichtet<br />

ist - die Malariaprophylaxe<br />

haben wir am Vortag sicherheitshalber<br />

begonnen, so dass uns eigentlich<br />

nichts mehr passieren sollte.<br />

Jetzt geht’s zum Abendbrot ins<br />

offene, direkt am Wasserloch<br />

liegende, Restaurant, nachdem wir<br />

bis zum Einbruch der Dämmerung<br />

am Pool relaxt haben…<br />

Während wir speisen, wird es<br />

dunkel. Nachdem wir gegessen<br />

haben und noch ein wenig beim<br />

Shiraz verweilen, kommt die<br />

Überraschung: Plötzlich, ohne dass<br />

etwas zu hören war, steht ein<br />

ausgewachsener alter<br />

Elefantenbulle in der Dunkelheit<br />

am Wasserloch und ermöglicht mir<br />

durch seine sehr langsamen<br />

Bewegungen tatsächlich, ihn trotz<br />

der Dunkelheit abzulichten.<br />

Wahnsinn!<br />

Damit ist der Tag voll genug<br />

geworden, wir sind entsprechend<br />

abgefüllt und gehen schlafen.


Der erste und einzige grüne Elefant der Welt!


10.9.:<br />

Heute lassen wir’s geruhsam angehen: Um<br />

7:30 stehen wir trotzdem schon auf, weil wir für<br />

8:00 am Tisch angemeldet sind, duschen (die<br />

Temperatur ist schwer einzustellen) und frühstücken;<br />

schon während des Frühstücks tauchen<br />

die ersten Springböcke auf. Anschließend legen<br />

wir uns am Pool „auf die Lauer“ – und die lieben<br />

Tierchen enttäuschen uns nicht: jede Menge<br />

Springböcke, 2 Warzenschweine – warthogs, wie<br />

sie hier heißen – und mehrere Kudus beehren<br />

uns, und das in ca. 30 m Entfernung! Toll! Den<br />

Tieren zuzuschauen, hat, wieder einmal, was<br />

Meditatives. Aber es ist schon bemerkenswert,<br />

wie die trotz aller äußerlichen Ruhe auf der Lauer<br />

sind und bei jedem Knacken oder Knistern in<br />

Fluchtbereitschaft gehen.<br />

Am frühen Nachmittag machen wir uns langsam<br />

fertig für die (Foto-)Safari. Wir wollen das auf<br />

eigene Faust machen, nicht im Trupp. Die Permits<br />

müssen wir uns in der ersten Station im Etosha-<br />

Gebiet, im Fort Namutoni 1 , besorgen, werden<br />

aber schon am Gate zum Park von einer ziemlich<br />

barschen Lady in Uniform kontrolliert. Auf dem<br />

Weg nach Namutoni begrüßen uns schon 3<br />

Giraffen, die direkt an der Straße stehen und sich<br />

nicht aus der Ruhe bringen lassen. Diese Tiere<br />

bewegen sich trotz – oder wegen? – ihrer<br />

Körpermaße mit einer Grandezza, die zutiefst<br />

beeindruckt.<br />

1: 1897 ursprünglich als Kontrollpunkt gegen BSE-Seuche<br />

erbaut, ab 1902 Polizeibasis der Deutschen und später<br />

Militärstützpunkt der südafrikanischen Armee.


Nach Auffrischen der Wasser- und Keksreserven im<br />

Shop des Forts machen wir zunächst die Tour rund<br />

um die Fishers Pan 1 ; am ersten Wasserloch treiben<br />

sich 2 Warzenschweine herum, am 2. ist Leere<br />

angesagt, aber unterwegs begegnen uns jede<br />

Menge Springböcke, Perlhühner, 1 Gnu und<br />

mehrere Zebras, allerdings recht weit weg. Später<br />

sitzt noch direkt neben der Pad ein Strauß und<br />

chillt, dann zeigt sich jetzt sehr nah noch ein Gnu,<br />

außerdem begleitet uns noch eine Giraffe für ein<br />

kurzes Stück. Die Krönung erleben wir aber am<br />

Wasserloch von Klein-Otavi: Das ist zwar ein<br />

Umweg, lohnt sich aber kolossal: Als wir<br />

ankommen, trinkt eine Giraffe in der für sie<br />

typischen Haltung mit weit gespreizten Beinen, die<br />

für sie natürlich ein gewisses Risiko bedeutet, weil<br />

sie so relativ schutzlos ist.<br />

1: Kleinere Salzpfanne im Osten Etoshas


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Im Hintergrund steht eine Herde von ca. 10 Gnus und<br />

ein Zebra. Dazu kommen noch 2 Warzenschweine, die<br />

trinken und baden; von wegen „Dreckschwein“!<br />

Aber zu guter Letzt taucht völlig geräuschlos eine Herde<br />

Elefanten – 15 Stück, Andi hat sie gezählt - mit Jungtieren<br />

unter der Leitung ihrer Leitkuh – der ältesten,<br />

erkennbar an ihrer Größe; Elefanten wachsen lebenslang<br />

– auf und nimmt das Wasserloch in Beschlag, zum<br />

Trinken (ein erwachsener Elefant braucht 350 l/Tag!),<br />

Baden und Duschen. Total begeistert schauen wir zu.<br />

Seelisch völlig befriedigt fahren wir dann „nach Hause“,<br />

wo uns, während wir uns vor unserem Bungalow<br />

ausruhen, noch eine Überraschung widerfährt: In der<br />

Dämmerung kommt eine Gruppe von 5 Giraffen<br />

langsam und, man kann es nicht anders beschreiben,<br />

majestätisch zu unserem Camp-Wasserloch. Es hört<br />

nicht auf mit den Naturschauspielen!<br />

So, Schluss für heute!<br />

Gute Nacht!


Ich habe gelesen, dass Zebras deshalb gestreift sind<br />

und oft nah zusammenstehen, damit Raubtiere sich<br />

davon verwirren lassen, weil sie die einzelnen Tiere<br />

so nicht gut auseinanderhalten können.<br />

Kann man nachvollziehen, oder? Links oben ist<br />

übrigens ein Muttertier mit Fohlen – wohl im<br />

„Schulalter“ – zu sehen…


11.9.:<br />

Tiefpunkt meinerseits!<br />

Wie das kommt? Aber von Anfang an:<br />

Heute müssen wir Onguma verlassen und quer durch die halbe Etosha-<br />

Ebene nach Okaukuejo 1 umsiedeln. Deshalb stehen wir brav schon um<br />

6:30 auf, frühstücken bereits um 7:00, packen anschließend,<br />

verabschieden uns und fahren los; wir wollen auf dem Weg nach<br />

Okaukuejo natürlich noch viele Wasserlöcher besuchen und uns dabei<br />

ausreichend Zeit lassen, um in Ruhe das genießen zu können, was uns<br />

so tiermäßig passieren wird. Und da passiert reichlich was! Es ist<br />

eigentlich fast alles dabei: Stein- und Springböcke, Impalas, Gnus,<br />

Zebras in Hülle und Fülle, Strauße, Giraffen, Elefanten und last not least<br />

jede Menge grandiose Landschaft! Bereits am ersten Wasserloch –<br />

Bahia – halten sich einige Zebras und Gnus auf.<br />

Später, an 3 dicht nebeneinander liegenden Wasserlöchern –<br />

besonders Salvadora, aber auch Sueda und Charitsaub – ist im<br />

wahrsten Sinne des Wortes tierisch was los: es ist alles da, was Etosha<br />

zu bieten hat. Einfach traumhaft, und es wird eine tolle Fotoausbeute!<br />

Kurz vor Okaukuejo wird die Straße sehr wellblechartig, so dass ich<br />

Schwierigkeiten mit dem Spurhalten habe, zumal man nicht so schnell<br />

fahren darf, um über die Wellen hinwegzufahren.<br />

In Okaukuejo angekommen, sinkt meine Laune augenblicklich: Das<br />

Ganze ist mir viel zu groß und erinnert mit seinen grauen Steinen und<br />

Beton an die alte preußische Kaserne. Auch die Begrüßung ist nicht so<br />

freundlich wie bisher, auch den Weg zum Bungalow müssen wir uns,<br />

im Gegensatz zu unseren bisherigen Erfahrungen, selber suchen; auf<br />

Grund der Größe des Camps sind die Wege natürlich entsprechend<br />

weit….<br />

Allerdings sind die Bungalows am Wasserloch, von denen wir einen<br />

beziehen, mit Reet bedeckt. Trotzdem steigert sich mein Unbehagen,<br />

als wir das Innere betreten: Hier drin ist es sehr dunkel, eng, es gibt<br />

nicht genug Ablage für die beiden Koffer, und das Bett ist noch nicht<br />

gemacht; alles keine großen Sachen, aber es wirkt im Vergleich zu dem,<br />

was wir bisher erleben durften, einfach irgendwie lieblos;<br />

Massenabfertigung eben. Das am Abend beleuchtete Wasserloch, dass<br />

nur ca. 50 m von unserem Bungalow entfernt ist, entschädigt zwar für<br />

einiges, aber beim Abendbrot geht’s weiter: es dauert, bis endlich ein<br />

Tisch für uns gefunden wird, und das Fleisch, das zumindest ich<br />

bekomme, ist z. T. ungenießbar zäh bzw. sehnig. Tiefpunkt eben…..<br />

1: 1901 ursprünglich als Militär- bzw. Polizeiaußenposten der deutschen „Schutzmacht“<br />

gegründet. Heute Camp von <strong>Namibia</strong> Wildlife Resorts, einer rein staatlichen, zum<br />

Ministerium für Umwelt und Tourismus gehörenden Lodge- und Hotelkette, die ihre<br />

Einrichtungen hauptsächlich exklusiv in Naturschutzgebieten hat.


Wächter des Wassers …


In Okaukuejo …<br />

… Menschen<br />

und<br />

Tiere


12.9.:<br />

Nach einer Nacht in hervorragendem Schlaf sieht alles schon wieder ganz anders aus; natürlich bestehen die Mängel nach wie vor, aber meine Rektion<br />

darauf ist viel toleranter geworden, außerdem macht die Aussicht auf neue Tierbeobachtungen und –fotografien glücklich. Nach dem Frühstück, zu<br />

dem wir zudem Besuch von wunderschönen tiefblau schillernden Glanzstaren bekommen, die gerne etwas abhaben möchten, geht’s dann auch<br />

ziemlich rasch los. Zunächst geht es mal „untenrum“ , erst zu „Gemsbokvlakte“, wo es einiges zu sehen gibt, dann zu „Olifantsbad“, allerdings ohne<br />

Elefanten oder anderes Wild, über „Aus“ wieder zum Trio „Salvadora“, „Sueda“ und „Charitsaub“; in „Charitsaub“ ist HalliGalli angesagt: Elefanten,<br />

Giraffen, Zebras, Gnus, Springboks, die ganze Palette. Und so geht der Tag weiter, wobei die Abstecher nach Norden und Süden von Okaukuejo<br />

faunamäßig erst mal nicht viel ergeben; aber die grandiose Weite und Leere auf der Fahrt faszinieren und nehmen uns in den Bann – und schließlich<br />

sind wir ja ursprünglich wegen der landschaftlichen Schönheiten nach <strong>Namibia</strong> gekommen…<br />

Nach Okaukuejo zurückgekehrt, finden wir an „unserem“ Wasserloch, das wir natürlich mit jeder Menge teleobjektivbewaffneter Männer und einigen<br />

mit Kompaktkameras bestückten Leuten teilen, schon mal einen Elefanten und 1, 2 Giraffen vor, die sich aber bald zur Abendmahlzeit wieder in den<br />

Busch verabschieden.


Mittlerweile haben wir übrigens die Erfahrung gemacht, dass gerade Giraffen am Wasserloch lange, manchmal Stunden, brauchen, bevor sie sich ans<br />

Wasser wagen. Auch wir gehen zum Abendbrot, allerdings nicht in den Busch, sondern ganz menschlich ins Camp-Restaurant. Gegen 21:00 geht’s dann<br />

wieder ans Loch. Und es „lohnt sich“: Im Laufe der Zeit besuchen uns 3 Löwen, unsere ersten (und leider auch letzten in diesem Urlaub), ein Elefant, vier<br />

Nashörner, 3 davon übrigens mit abgesägtem Horn 1 , und 5 Giraffen, die sich aber in der Zeit, in der wir da sind, wegen der Nashörner im Hintergrund<br />

halten. Nach ca. 2 bis 2 ½ h kontemplativer Ruhe am Wasserloch, angereichert mit meditativ gefärbter Naturbetrachtung, sind wir seelisch wieder<br />

einmal gesättigt und begeben uns, heute erst um 22:30, zur Ruhe, um am nächsten Tag die weiteste Strecke unseres Urlaubs früh und trotzdem gut<br />

ausgeschlafen in Angriff nehmen zu können. An dieser Stelle möchte ich noch etwas zu dem hier veränderten Tagesablauf und – rhythmus bemerken:<br />

Als wir, seinerzeit noch in Deutschland, erfuhren, dass es in <strong>Namibia</strong> bereits vor 20:00 dunkel sein würde, waren wir einigermaßen entsetzt, zumal es<br />

auch immer mal Infos gab, dass es mit der Stromversorgung manchmal eng werden könnte; wie sollten wir nur die langen dunklen Abende überstehen?<br />

Inzwischen müssen wir über unsere Ängste schmunzeln; bisher haben wir, abgesehen von diesem Abend, eigentlich immer um 21:00 mehr oder<br />

weniger todmüde im Bettchen gelegen; die Frage, was wir abends tun sollten, stellt sich bisher also eigentlich überhaupt nicht. Und so habe ich auch<br />

ohne iPad- Lektüre die Nächte in Okaukuejo überstanden .<br />

1. Ein Versuch, diese Tiere vor Wilderei zu schützen, da sie nur wegen ihres Horns, dem blöde chinesische Männer eine erektionsförderne Wirkung beimessen und dafür<br />

horrende Summen bezahlen, abgeschossen werden. Allerdings reicht leider einigen Wilderern auch das Reststück, das nach dem Absägen am Kopf verbleibt.


13.9.:<br />

Pünktlich um 6:30 singt Miriam Makeba 1 „Pata Pata“ zum Wecken. Da<br />

bin ich aber schon auf den Beinen und frisch geduscht. Das Packen<br />

geht auch ziemlich zügig, es ist vor allem der Klein-, Foto- und<br />

Elektrokram, der jede Menge Zeit und Konzentration erfordert.<br />

Als alles verstaut ist, nehmen wir noch etwas wehmütig Abschied vom<br />

Wasserloch, den Zebras und den Giraffen, die sich gerade dort<br />

aufhalten, und fahren dann zum Abschiedsfrühstück. Anschließend<br />

sind noch Abmelden, Klo und schöne-blaue-Stare-Fotografieren<br />

angesagt, dann heißt es „Adios Okaukuejo!“. Am Ombekaloch kurz vor<br />

der Ausfahrt aus Etosha sehen wir zum Abschied zwar immer noch<br />

keine Löwen, dafür aber noch mal Zebras, Gnus, Giraffen und verschiedene<br />

Böcke. Unsere Gefühle? Natürlich nehmen wir ungern<br />

Abschied von dieser Art der Tierbeobachtung mit einer für uns ganz<br />

neuen Qualität, nämlich mit einer wunderschönen inneren Ruhe, die<br />

durch die äußere Ruhe der Tiere – alles läuft, zumindest an den<br />

Wasserlöchern, ohne jede Hektik und fast ohne Laute ab – noch<br />

unterstützt wird. Andererseits finden wir es ganz spannend, nach einer<br />

knappen Woche Natur-erfahrung mal wieder Stadtluft zu schnuppern.<br />

1: natürlich von meinem Tablet!


Landleben<br />

….<br />

Gibt es<br />

hier auch<br />

Menschen?


Außerhalb von Etosha ist unser erster Stopp zum Tanken in Outjo 1 . Der auch geprüfte Ölstand ist okay. Die Stadt<br />

verursacht bei uns nach der Stille und Entschleunigung in Etosha einen kleinen Kulturschock; es gibt jede Menge<br />

Leben und damit natürlich auch Krach auf der Straße, hier stehen jede Menge Tankstellen, augenscheinlich ist<br />

hier alles auf Etosha-Touristen eingerichtet.<br />

Dann geht es weiter nach Süden über die M 63, eine in jeder Hinsicht – Landschaft, Straßenbelag – tolle, gut zu<br />

fahrende und breite Schotterpisten-“Neben“straße, Richtung Kalkfeld 2 Hier sehen wir den ersten Slum nach<br />

Windhoek. Unglaublich, wie und worin Menschen existieren und dabei noch so normale Tätigkeiten wie z. B.<br />

Wäsche-Aufhängen ausführen können! Dann auf der C 33 über Omaruru 3 nach Karibib 4 . Andi fährt die ganze<br />

Zeit, locker und easy. Die ersten Berge tauchen auf, Dörfer ziehen vorbei, Rindergruppen, z. T. von Hirten<br />

bewacht, stehen am Straßenrand.<br />

Dann habe ich für Andrea noch ein Schmankerl: Ich hab vor kurzem etwas über „Bull’s Party“ gelesen, eine<br />

durch Erosion wegen des im Laufe der Jahrmillionen immer wieder stattgefundenen Wechsels von Hitze- und<br />

Kälteperioden entstandene sehr skurrile Gesteinsformation: da liegen wie Kieselsteine geformte Riesenfelsen in<br />

der Gegend herum, als ob man sie mit einem Finger wegschnippen könnte. Und das ganze liegt fast auf der<br />

Strecke. Beim Frühstück habe ich Andrea davon überzeugen können, trotz der 510 km, die auf dem Weg nach<br />

Swakopmund vor uns liegen, den dahin führenden Abstecher auf die Ameib Farm, auf deren Grund und Boden<br />

diese Sehenswürdigkeit liegt, noch zu machen .<br />

Von Karibib führt dann die asphaltierte B 2 nach Usakos, wo wir nach Norden über die D1935 und D 1937<br />

Richtung Ameib fahren; am Ortsende von Usakos kommen wir an einer Siedlung vorbei, deren Bewohner, was<br />

wir bisher so nicht gesehen haben, wohl ihren Papier- und Plastikmüll wohl einfach in freier Natur entsorgen.<br />

Jedenfalls sieht es hier, und nur hier, saumäßig aus.<br />

1: 1898 von Major Leutwein gegründet, heute Kreisstadt mit ca. 8500 Einwohnern. Touristischer Durchgangs- und Versorgungsort.<br />

Ca. 30.000 Touristen/Monat.<br />

2: Siedlung, die früher einen wichtigen Verladebahnhof für Rinder enthielt. Jetzt insofern interessant, als 30 km südöstlich<br />

Saurierspuren von vor 190 Millionen Jahren zu sehen sind.<br />

3: 1872 von Rheinischer Mission gegründet, von dort viele Hereros missioniert. Hier entschuldigten sich Nachfahren des Generals<br />

von Trotha, der seinerzeit die Vernichtung der Herero befahl, bei diesen und baten um Vergebung. Heute gilt Omaruru als<br />

Künstlerstädtchen.<br />

4: Kariribib ist eine Ortschaft an der B 2 mit etwas über 5000 Einwohnern und beherbergt den Hauptsitz der Namibischen Luftwaffe.<br />

Hier spielt im Übrigen ein recht interessanter Erlebnisbericht von Peter Erichsen, einem Lehrer, der 3 Jahre an einer privaten<br />

deutschen Schule in Karibib unterrichtete: „Hoffnung auf Regen“ .


Aber auch das lassen wir hinter uns und<br />

rattern weiter durch eine Landschaft, die von<br />

vielen Rivieren 1 durchzogen wird und<br />

dadurch einen recht fruchtbaren Eindruck<br />

macht und auch irgendwie recht einladend<br />

wirkt.<br />

Insgesamt dauert es noch ein Weilchen, bis<br />

wir ans Tor der Ameib kommen und dort von<br />

einem Torwächter, mit einem Passierschein<br />

versehen, zur Rezeption der Farm<br />

weitergeleitet werden. Nach geschätzten<br />

weiteren 3 km Sandpiste werden wir dort<br />

von einer perfekt und akzentfrei hochdeutsch<br />

sprechenden jungen Frau empfangen, der<br />

wir unseren Eintritt von 70 N$/<br />

Person bezahlen und von ihr auf unsere<br />

entsprechende Bitte kühle Getränke und ein<br />

richtig gut schmeckendes Sandwich<br />

bekommen. Sie stellt sich als waschechte<br />

Namibin von der Nachbarfarm heraus, die<br />

hier ganz normal arbeitet. Überhaupt ist es<br />

immer wieder erstaunlich, dass die<br />

deutschstämmigen Einwohner, die wir<br />

treffen, völlig akzent- und fehlerfrei Deutsch<br />

sprechen, und wenn sie doch einen Akzent<br />

haben, dann den der Heimat ihrer Vorfahren!<br />

Irgendwie kaum zu begreifen….<br />

Das Farmgelände um die Rezeption herum ist<br />

wie üblich sehr geschmackvoll und<br />

naturangepasst gestaltet; unseren Imbiss<br />

bekommen wir in einer reetüberdachten<br />

offenen Halle, vor der sich 2<br />

Warzenschweine tummeln.<br />

1: Flussläufe, die meist ausgetrocknet sind, sich nur<br />

nach starken Regenfällen füllen – das nennt man in<br />

<strong>Namibia</strong> „abkommen“ - , dann aber zu reißenden,<br />

u. U. lebensgefährlichen Strömen werden können.


Nach Stärkung und Gespräch geht’s aber endlich, über nochmal ca. 2 km Sandpiste, auf der wir – vergeblich – versuchen, den 4-Wheel-Drive zu<br />

aktivieren, es aber dann auch mit dem normalen Antrieb gut schaffen, Richtung Bull’s Party. Was wir hier sehen bzw. erleben, ist mit Worten<br />

eigentlich nicht zu beschreiben: jede Menge riesiger, rundgeschliffener Felsbrocken liegen vereinzelt oder in Verbindung miteinander im Sand oder<br />

auf geraden oder sogar schrägen Felsböden, so als ob man sie wegrollen könnte, in einer absolut kargen Landschaft, in der an verschiedensten<br />

Stellen aber auch immer wieder Bäume oder Sträucher aus Felsspalten wachsen. Dazu – wir sind hier völlig allein – eine nur vom Gezwitscher einiger<br />

Vögel durchbrochene Stille: Eine solche vollkommene Einsamkeit haben wir selbst in <strong>Namibia</strong> noch nicht erfahren. Wir kommen so in eine<br />

meditative Stimmung! Auf dieser Reise erleben wir nun so etwas zum wiederholten Mal! Auch wenn es vielleicht etwas kitschig klingt: Dieses Land<br />

beeindruckt die Sinne und berührt die Seele…..<br />

Auch wenn es uns schwer fällt, uns davon zu lösen, müssen wir zurück in die Welt.


Die asphaltierte B 2, auf die wir in Usakos nach rechts einbiegen, führt von Windhoek nach Swakopmund, bildet somit die die wichtigste West-Ost-<br />

Achse des Landes und ist entsprechend stark befahren, vor allem von Trucks und Bussen, die z. T. augenscheinlich Arbeiter von ihren Arbeitsplätzen –<br />

östlich von Swakopmund liegt übrigens die Rössing-Mine, die größte Uran-Tagebau-Mine der Welt – zu ihren Wohnstätten und umgekehrt bringen. Die<br />

Straße nennt sich übrigens Kalahari-Highway, und die Landschaft, die in ihrem Bewuchs nach Westen zu immer spärlicher wird, macht so diesem Namen<br />

alle Ehre! Hier gibt es lediglich eine Pipeline links und eine kleine Stromtrasse rechts und sonst nur Sand. Kurz vor Swakop 1 , wie es die Einheimischen<br />

nennen, sehen wir noch etwas weiter entfernt auf der linken Seite die sogenannte Mondlandschaft 2 . Irgendwann fahren wir dann in die durch viele<br />

Baustellenlücken relativ hässlich aussehende Gewerbevorstadt in Swakopmund ein.<br />

1: So heißt auch das hier in den Atlantik mündende Rivier.<br />

2: Durch den Swakop vor ca. 450 Mio Jahren geformte zerfurchte Steinwüste


Wir haben dann durch eben diese Baustellen einige Probleme, unser Hotel, das Brigadoon Guesthouse, zu finden, was uns aber irgendwann –<br />

natürlich! – letztendlich doch gelingt. Das Guesthouse ist relativ klein, liegt 2 Straßen vom Strand entfernt, aber recht citynah, in einer ruhigen,<br />

parallel zum Strand liegenden Straße. Parken können wir auf einem vor dem Hotel liegenden hauseigenen Parkplatz, der allerdings offen zugänglich<br />

ist. In unser Zimmer, welches neben 2 anderen ebenerdig, mit Tisch und 2 Stühlen davor, an dem zum Hotelgarten führenden Gang liegt, kommen wir<br />

durch eine konventionell zu verschließende Holztür. Der Garten hat, wie schon unser Guesthouse in Windhoek, leider keine Aussicht nach draußen,<br />

ist aber recht kuschelig und nett eingerichtet, ebenso wie unser Zimmer.<br />

Übrigens können wir hier, wie eigentlich überall bisher, auch unsere Wäsche waschen lassen; so können wir beim nächsten <strong>Namibia</strong>-Besuch noch<br />

weniger Textilien mitbringen und Platz und Gewicht sparen. In diesem Zusammenhang möchte ich doch noch erwähnen, dass es in diesem Land da,<br />

wo wir übernachten, überhaupt keinen Dresscode gibt, man kommt, auch als Frau, wie ich bei der meinigen sehe, gut mit einem Minimum an<br />

verschiedener Kleidung aus. Allerdings ist es, besonders hier am Atlantik, durchaus sinnvoll, auch etwas Warmes dabei zu haben, Pullover oder Vliesjacke<br />

und Windjacke, zumal wenn man wie wir hier auch aufs Wasser will.


Jetzt ist erst mal Ankommen, dann<br />

Entspannen angesagt. Andrea geht in die<br />

hier tatsächlich vorhandene Badewanne<br />

und genießt das mit hörbar wohligem<br />

Seufzen. Aber leider kommt dann für mich<br />

nach kurzem Warmwasserfluss nur noch<br />

fast kaltes aus der Leitung, so dass ich mich<br />

frustriert nur noch kurz abseife und dann<br />

fröstelnd vorläufig im Bett verschwinde. Da<br />

wir schon einmal gelesen haben, dass man<br />

hier in vielen Restaurants vorher<br />

reservieren sollte, surfen wir – hier gibt es<br />

wieder WLAN! - eine Weile im world wide<br />

web, welche Lokale offen und für uns frei<br />

sein könnten, finden aber keine überzeugende<br />

Lösung, so dass wir ins Blaue in die<br />

City laufen; Diese ist um 9:00 wie ausgestorben,<br />

und eigentlich sehen wir nur 2 Lokalitäten,<br />

die annähernd in Frage kommen, den<br />

„Western Saloon“, der aber keinen allzu<br />

einladenden Eindruck macht, und eine Mini-<br />

Pizzeria mit Lieferservice, mit nur 3 Tischen<br />

und einem Gast außer uns, für die wir uns<br />

dann entscheiden.


Die Pizzen, die wir<br />

bestellen, sind dunkel<br />

(nicht schwarz!)<br />

gebacken – wir sind<br />

schließlich in Afrika<br />

;-) – und gut und<br />

wohlschmeckend<br />

belegt, und ich<br />

bekomme auch noch<br />

einen leckeren<br />

südafrikanischen<br />

Rotwein dazu. Auf<br />

dem anschließenden<br />

Heimweg verlaufen<br />

wir uns erst mal,<br />

landen aber doch<br />

schließlich – ich<br />

heute zum 2. Mal –<br />

in unseren Bettchen.<br />

Noch ein paar Bemerkungen<br />

zu unseren<br />

bisherigen Eindrücken<br />

von der Stadt: Bisher<br />

kann ich nicht so ganz<br />

nachvollziehen, dass<br />

Swakopmund auf viele<br />

andere wie ein altdeutsches<br />

gemütliches<br />

Städtchen wirkt; zwar<br />

sind einzelne Häuser,<br />

wie der Alte Bahnhof,<br />

das Alte Amtsgericht,<br />

das Woermannhaus und<br />

das Hohenzollernhaus,<br />

in altem Stil erbaut,<br />

wirken aber durch<br />

neuen Anstrich irgendwie<br />

nachgemacht. Auch<br />

die übrigen Häuser<br />

wirken bis auf wenige<br />

Ausnahmen neu, so<br />

dass das Ganze,<br />

unterstützt durch die sehr breiten Straßen in der Innenstadt, eher wirkt wie eine amerikanische Filmkulisse bzw. ein künstlicher Baukastenort, so wie<br />

sich Amis eine alte deutsche Stadt vorstellen. Und dass jetzt um diese Zeit hier Tote Hose ist, verstärkt diesen Eindruck noch. Na egal! Jetzt geht’s erst<br />

mal in die Falle; mal sehen, wie sich das alles morgen darstellt…


14.9.:<br />

Nach einer mehrfach<br />

unterbrochenen Nacht –<br />

komisch, wir schlafen hier in<br />

diesem Land überall in der<br />

ersten Nacht unruhig, in der<br />

folgenden dann deutlich<br />

besser – freuen wir uns um<br />

8:30 auf das Frühstück, was<br />

uns zwar nicht ans Bett, aber<br />

auf unsere „Veranda“<br />

gebracht wird. Es ist draußen<br />

zwar ziemlich frisch und der<br />

Himmel grau, aber das<br />

Frühstück ist wie hier üblich<br />

üppig und gut: Kaffee,<br />

verschiedene Toasts, Ei in<br />

gewünschter Zubereitung mit<br />

oder ohne Schinken, Käse und<br />

Wurst, Müsli. Dann wollen<br />

wir ins „Städtle“, shoppen: Ich<br />

möchte mir ein Paar von den<br />

hochgelobten Kuduleder-<br />

Schuhen zulegen, außerdem<br />

ein paar Mitbringsel für<br />

meine 4 Enkel besorgen.<br />

Zunächst suchen wir aber das<br />

Partner-Reisebüro von<br />

Iwanowski in der Sam-<br />

Nujoma 1 - Avenue, über das<br />

wir einen Rundflug über der<br />

Namib und einen Katamaran-<br />

Ausflug in die Walvis Bay<br />

buchen wollen, finden es aber<br />

nicht. Später erfahren wir<br />

nach einigem Herumirren,<br />

dass es schon vor längerem<br />

aus der Innenstadt verzogen<br />

ist. So wollen wir jetzt beides<br />

direkt bei den Anbietern in<br />

der Innenstadt buchen.<br />

Zunächst möchte Andrea<br />

aber zu der neuen Adresse laufen,<br />

wohingegen ich mich lieber dem<br />

Dolce far niente hingeben möchte<br />

und dies auf einer sonnenbeschienen<br />

Bank mit Blick zu dem nun wirklich<br />

sehr deutsch aussehenden rotweißen<br />

Leuchtturm, allerdings vis-àvis<br />

einer üppigen Palmenallee, auch<br />

tue. Überhaupt ist diese Ecke der<br />

Stadt in der Nähe des Meeres jetzt<br />

bei Tageslicht doch wesentlich<br />

ansprechender mit hohem<br />

Wohlfühlfaktor. Altdeutsch wirkt es<br />

aber im Großen und Ganzen nach wie<br />

vor nicht auf mich; ich muss das aber<br />

auch nicht haben. Ich wandele dann<br />

weiter zum Strand und entdecke dort<br />

die Jetty, einen langen Steg ins Meer,<br />

der von den Deutschen, zunächst aus<br />

Holz gebaut, einige Jahre später<br />

durch Eisen ersetzt, ursprünglich als<br />

Beginn einer Hafenanlage geplant 2 ,<br />

letztendlich aber nie gebaut wurde.<br />

Da inzwischen die Sonne<br />

herausgekommen ist, brauche ich<br />

meinen Panamahut, den ich heute<br />

Morgen blöderweise zu Hause<br />

gelassen habe. Andi, die<br />

zwischenzeitlich gemerkt hat, dass<br />

die neue Adresse des Reisebüros zu<br />

weit weg ist, um hinzulaufen, kommt<br />

zurück und bringt ihn gleich mit.<br />

1: Angehöriger des Stammes der Ovambo, Führer<br />

der SWAPO (South-West People‘s<br />

Organisation) in den Unabhängigkeitskämpfen<br />

gegen die Südafrikanische Besatzungsmacht,<br />

später erster Präsident des unabhängigen<br />

<strong>Namibia</strong> bis 2005; sein Nachfolger ist<br />

Hifikepunye Pohamba.<br />

2. Swakopmund war kein geeigneter Platz für<br />

einen Hafen, aber Walvis Bay stand unter<br />

britischer Herrschaft. Später verlor<br />

Deutschland dann als Ergebnis des 1.<br />

Weltkriegs auch seine afrikanische Kolonie.


Dann geht’s zunächst zusammen auf die Jetty, wo wir auch den Rundflug über Namib buchen. Dann besuchen wir das erste Mal einige Geschäfte;<br />

irgendwie scheint das mit der Kriminalität doch nicht so ganz ohne zu sein, oder die – wieder fast ausschließlich weißen - Inhaber pflegen eine<br />

gewisse Paranoia: Die Eingangstüren der Boutiken und kleineren Läden oder Büros sind zwar offen, oft aber trotzdem durch ein zusätzliches<br />

brusthohes Gitter verschlossen, das sich nur durch Knopfdruck von innen öffnen lässt, so dass nur optisch für ungefährlich eingestufte Personen die<br />

Räume betreten können. Trotzdem fühlen wir uns in keiner Weise bedroht, obwohl man auch hier, in diesem einen gewissen Wohlstand ausstrahlenden<br />

Stadtteil, die hohe Arbeitslosigkeit dadurch registriert, dass auch hier viele schwarze Männer entweder untätig herumstehen oder uns kleine<br />

verzierte Nüsse am Band zum Verkauf anbieten.<br />

Nach einigem Herumwandern suche ich mir ein Paar von den Kudu-Schuhen aus, außerdem erstehe ich noch ein paar nette mit afrikanischen Tieren<br />

verzierten T-Shirts für alle, außerdem eine bunte Glasperlenkette für Tabea und noch eine Holzkette mit Maske für die Jungs. Ob die das wohl<br />

mögen? Ich werde mich überraschen lassen….


Nach Kaufabschluss treffen wir uns im Anton’s Café, einem jetzt wirklich sehr deutsch geratenem Café – man fühlt sich, zumindest im Innern, im<br />

Außenbereich „trüben“ die Palmen und die breite Straße die Illusion, in ein Café einer süddeutschen Kleinstadt versetzt -, in dem man<br />

hervorragenden Apfelstrudel und zu Andis Begeisterung Schwarzwälder Kirschtorte essen kann! Zum Abschluss geht’s noch zum SuperSPAR,<br />

Getränke, Taschentücher und Käse kaufen; heute wollen wir zum Abendessen zu Hause bleiben und uns nur etwas Käse und Rotwein (ich)<br />

einverleiben. Für heute reicht’s.<br />

15.9.:<br />

Das Frühstück findet heute schon um 8:00 statt. Heute steht als besonderer<br />

Programmpunkt der 2-stündige Flug über den Namib-Naukluft-Park in einer<br />

Cessna auf dem Programm, den wir gestern gebucht haben. Vormittags haben wir<br />

erst mal nichts vor, sodass eigentlich zunächst nur Muße ansteht. Den ursprünglich<br />

geplanten 130 km-Tripp zum Cape Cross zur Riesen-Robbenkolonie sparen wir uns,<br />

aber so gar nichts zu tun, finde ich auch doof und schlage deshalb vor, zum Pelikan<br />

Point in Walvisbay zu fahren und dort die Vögel zu beobachten – und<br />

selbstverständlich auch abzulichten - , die wir dort antreffen werden. Wir gondeln<br />

also über die uns schon von anderer Stelle bekannte B 2 in Richtung Walvis Bay.<br />

Schon faszinierend, dass direkt am Stadtrand links der Straße die Wüste anfängt,<br />

die Sanddünen reichen quasi bis an die Straße. Andererseits scheint hier der<br />

Grundwasserspiegel sehr hoch zu sein; wir sehen über eine gewisse Strecke<br />

Brackwasserbecken.


In Walvisbay fahren wir durch bis zum sogenannten Tourist Bureau; dort sitzt ein einzelner Mann, der mir auf meine Frage nach dem Weg zum Pelican<br />

Point klarmacht, dass er mir das gerne beschreiben könne, wir den aber trotzdem sowieso nicht finden würden. Da wir keinen Navi haben, glaube ich<br />

ihm. Also fahren wir jetzt einfach mal am Hafen vorbei wieder ans Meer, und was sehen wir da? Jede Menge Flamingos, über 1000 sicher! Ein Traum in<br />

Rosa! Wir verbringen eine halbe Stunde bei diesen wunderschönen Vögeln, die uns sogar bis auf wenige Meter heranlassen, und machen uns dann auf<br />

den Rückweg. Erst mal verfahren wir uns wieder mal und landen mitten in einem Wohngebiet für Schwarzafrikaner; und da ist es wieder, dieses<br />

Gefühl, nicht hierherzugehören, nicht willkommen zu sein… Natürlich probieren wir es auch nicht aus, sondern fahren weiter, bis wir auf den Highway<br />

Richtung Swakop kommen. So sind wir dann noch rechtzeitig ins Brigadoon Guesthouse, um uns in Ruhe seelisch auf den Flug vorzubereiten.


Um 15:00 werden wir von einem jungen Schwarzen zum Buchungsbüro abgeholt, um die notwendigen finanziellen und sonstigen Formalien abzuwickeln,<br />

und fahren dann weiter zum Swakopmunder Flughafen, der aus mehreren Hangars für Kleinflugzeuge, einem logischerweise auch nicht allzu großen Tower<br />

und einer Sandpiste, die als Start- und Landebahn dient, besteht. Wir sind 10 Leute, die auf 2 Cessna Oberdecker – Flugzeuge mit oberhalb des Rumpfes<br />

angebrachten Tragflächen – verteilt werden; In unserer sitzen wir zu sechst, wir beide in der 2. Reihe. Sobald wir angeschnallt sind, rattert die Maschine<br />

über die Piste und hebt erstaunlich schnell, wie ich finde, ab.


Als wir in der Luft sind, merke ich,<br />

dass das Fotografieren mit meiner<br />

Teleoptik wegen der Turbulenzen,<br />

die häufig während des Fluges<br />

auftreten, und der Enge in der<br />

Maschine gar nicht so einfach ist:<br />

Die Kamera samt Objektiv ruckt<br />

ständig nach oben oder unten,<br />

wobei es zusätzlich das Problem<br />

gibt, dass man nicht, wie ich<br />

naiverweise angenommen habe,<br />

die Fenster öffnen kann; wir fliegen<br />

immerhin mit 300 km/h! Und so<br />

muss man erstens aufpassen, dass<br />

das Objektiv nicht an die Scheibe<br />

knallt, und hat in der Enge der<br />

kleinen Maschine auch kaum<br />

Bewegungsfreiheit. An einen<br />

Objektivwechsel ist unter diesen<br />

Bedingungen sowieso nicht zu<br />

denken. Aber all diesen Problemen<br />

zum Trotz ist das Flugerlebnis und<br />

die damit verbundene Aussicht auf<br />

die Namib unter uns, mit ihren<br />

roten Dünen und dramatisch<br />

aussehenden kahlen Berghügeln<br />

und den dazwischen liegenden, von<br />

den Rivieren gebildeten<br />

Grünstreifen, wieder einmal etwas,<br />

das die Sinne und die Seele betört.<br />

Man verzeihe mir die etwas<br />

melodramatisch wirkende<br />

Ausdrucksweise, aber: „Hier fliege<br />

ich, ich kann nicht anders!“ Dieses<br />

Wahnsinnserlebnis wird nur<br />

unwesentlich dadurch getrübt, dass<br />

ich mich wegen der Turbulenzen<br />

nicht unbedingt 100%ig wohl fühle;<br />

trotzdem möchte ich dieses<br />

Erlebnis auf keinen Fall missen! Und<br />

die Tüte vor mir brauche ich<br />

glücklicherweise nicht.


Der<br />

Flug<br />

über<br />

die<br />

Namib


Die<br />

roten<br />

Dünen<br />

und<br />

ihre<br />

Salzpfannen


Auf<br />

dem<br />

Rückflug<br />

über<br />

Wüste<br />

und<br />

Meer


Zurück<br />

zur<br />

Zivilisation<br />

……


Zum Abendessen geht es heute in „Erich‘s Restaurant“, eine Gaststätte, in dem man alles auf den Teller bekommen kann, was tagsüber draußen – auf<br />

dem Land natürlich! - so rumläuft; Andrea nimmt Oryx-Steak und ich eine Oryx-Keule mit Gnocchi, dazu 2 Bier, da mir heute nicht nach Rotwein ist.<br />

Außerdem ist das Bier hier in <strong>Namibia</strong> ausgezeichnet und nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebraut, wie auf jeder Dose stolz vermerkt ist, wobei das<br />

Wort „Reinheitsgebot“ in Deutsch dasteht.<br />

Anschließend geht’s durch die wieder mal fast menschenleere City „nach Hause“. Ab ins Bett; Wir müssen morgen früh raus, weil wir schon um 8:00 zu<br />

unserem Katamaran-Ausflug abgeholt werden sollen.<br />

16.9.:<br />

Nach frühem Aufstehen werden wir von einem Shuttle nach Swakopmund gebracht, wo wir um 9:00 von unserem Käpt‘n empfangen werden, der uns<br />

mit einer launig auf Deutsch gehaltenen Rede an Bord begrüßt, und schon nach ein paar Sekunden Fahrt springt eine Robbe an Deck und lässt sich<br />

fotogen füttern; auch 2 Pelikane wissen, was sie hier erwartet, und genießen die allgemeine Aufmerksamkeit und ein paar Fische, die für sie abfallen.<br />

Wir wollen auf der Fahrt Robben, Delfine und, wenn möglich, auch einen Wal sehen.


Das Wetter ist toll, die Sonne scheint, aber es ist<br />

trotzdem, auch wegen des Seewindes, ziemlich frisch, so<br />

dass meine Vliesjacke absolut nicht überflüssig ist.<br />

Fotografisch bin ich erst mal damit beschäftigt zu<br />

versuchen, eine oder auch zwei oder drei der uns<br />

zahlreich begleitenden Möwen fotografisch im Flug zu<br />

erwischen. Ich glaube, die eine oder andere Aufnahme<br />

gelingt ganz gut…<br />

Die weitere Fahrt führt uns am Hafen vorbei, in dem<br />

einige z. T. ziemlich schrottig aussehende Dampfer liegen,<br />

zunächst zu ein paar Schiffen, die aus Kostengründen<br />

draußen auf Reede liegen, und einem von einigen<br />

Ölbohrtürmen, die z. Zt. aber nicht fördern, weil die<br />

Iraner nach langer Zeit des Wirtschaftsembargos nun ihr<br />

Öl so billig auf den Markt werfen, dass es hier nicht mehr<br />

profitabel gefördert werden kann. So holt uns hier nun<br />

doch einmal die Tagespolitik ein.<br />

Dann geht’s weiter zu einer Landzunge – dem Pelican<br />

Point, den wir gestern nicht finden sollten, konnten, wie<br />

auch immer. Hier tummeln sich jetzt eine große Anzahl<br />

Seebären, wohl weit über 1000, an Land und im Wasser;<br />

manche liegen so wohlig-faul im Wasser, als seien sie an<br />

Land. Der Gestank, über den an verschiedenen Stellen<br />

schon berichtet wurde, erweist sich als stark fischlastig<br />

und wird von mir gar nicht so schlimm empfunden.<br />

Andrea ist mittlerweile von der Kommandobrücke, auf<br />

der ich sitze, an die Frontreling gewechselt, wo sich jetzt<br />

1 – 2 Benguela-Delfine 1 tummeln. Da ich immer noch<br />

oben auf der Kommandobrücke sitze und hier auch nicht<br />

wegwill, muss ich aber auf Delfinfotos verzichten; ich<br />

tröste mich damit, dass meiner Erfahrung nach Fotos von<br />

unter Wasser befindlichen Objekten sowieso nicht<br />

besonders spektakulär sind. So mache ich weiter fleißig<br />

Robbenfotos. Zum Abschluss der Fahrt gibt’s noch<br />

Champagner, Austern und kleine Beilagen; Andi schlürft<br />

zu meinem großen Erstaunen tatsächlich eine Auster;<br />

diese Frau überrascht mich doch immer wieder! Mit dem<br />

Geschmack geht’s ihr wie mir: Nett, aber nichts, wofür<br />

ich meine Großmutter umbringen würde.<br />

1. Kleinere Delfinart, die nach dem kalten Benguelastrom, der aus<br />

der Antarktis an der Westküste Afrikas bis zum Äquator fließt,<br />

benannt ist und nur hier vorkommt.


Nach mehr als 3 Stunden ist der<br />

Turn zu Ende, und wir werden<br />

von Walvisbay wieder nach<br />

Hause gebracht; toller Service!<br />

Andrea geht anschließend<br />

shoppen, ich bleibe erst mal zu<br />

Hause. So treffe ich mich dann<br />

nach einer gewissen Zeit, in der<br />

ich einige Fotos vom Flug<br />

durchsehe, mit Andi in der<br />

Stadt, weil ich noch ein paar<br />

Kleinigkeiten für die Kinder<br />

besorgen will; 3 T-Shirts und<br />

eine Kette habe ich ja schon,<br />

jetzt braucht Tabea noch ein T-<br />

Shirt, und 2 Ketten mit<br />

Anhängern in Form von<br />

afrikanischen Masken kommen<br />

für die beiden Jungs von mir<br />

noch hinzu. Andi kauft für die<br />

Kolleginnen ihrer Abteilung 3<br />

witzig auf einer Kante sitzende<br />

geschnitzte Holztiere, eine<br />

Giraffe, einen Elefanten und ein<br />

Zebra. Dann schlendern wir<br />

noch ein Weilchen herum,<br />

landen dann erst mal wieder im<br />

Café Anton zum Apfelstrudel<br />

und Cappuccino und<br />

anschließend in einer Nobelbar<br />

am Strand. Andi trinkt hier einen<br />

Welwetschia-Cocktail 1 , ich,<br />

völlig unpassend, einen meiner<br />

geliebten Mojitos, der übrigens<br />

hervorragend gemixt ist.<br />

Anschließend geht’s langsam<br />

ins Hotel zurück, Andi will sich<br />

noch frisch machen.<br />

Anschließend lassen wir uns von<br />

einem Hotelangestellten nochmal<br />

einen Tisch bei „Erich“ reservieren.<br />

Andi nimmt diesmal Rind, ich Kudu.<br />

Beides sehr lecker. Fleisch ist hier<br />

übrigens überall und immer „Bio“,<br />

weil die Tiere, ob Rind oder Wild,<br />

lebenslang auf absolut<br />

unbehandeltem Boden leben und<br />

fressen.<br />

Anschließend geht’s – wohin sonst?<br />

– ab nach Hause, wo noch ein<br />

übriggebliebenes Rotweinchen, ein<br />

von mir hier in <strong>Namibia</strong> bevorzugter<br />

Shiraz, als Schlummertrunk auf<br />

mich wartet, und dann in<br />

Morpheus‘ Arme.<br />

1: Ungewöhnliche Pflanzenart, die z. T.<br />

mehrere tausend Jahre alt werden<br />

kann und nur 2 große Blätter hat, die<br />

sich aber so aufteilen, dass man<br />

denkt, sie hätte viele. Was in dem<br />

Cocktail drin ist, weiß ich nicht.


17.9.:<br />

Heute müssen und wollen wir uns<br />

von Swakopmund verabschieden.<br />

Bis zum Aufstehen lese ich noch<br />

etwas in dem Roman „Hoffnung auf<br />

Regen“ (s.o.) und hüpfe dann unter<br />

die Dusche. Andi fühlt sich von<br />

gestern Abend noch frisch genug.<br />

Um 7:15 gibt’s, wie gestern,<br />

Frühstück, dann ist restliches Packen<br />

angesagt, etwas später,<br />

nachdem Andi noch etwas Geld<br />

umgetauscht hat, geht’s dann<br />

endgültig auf die Piste.<br />

Wir sind mittlerweile, nach 3 Tagen,<br />

stadtgesättigt und freuen uns<br />

wieder auf Natur, Weite und Stille.


Die Strecke nach Walvis Bay<br />

kennen wir ja schon; kurz nach<br />

dem Stadtrand ist es dann mit<br />

dem Asphaltbelag – Teerpad, wie<br />

man hier sagt – allerdings zu Ende,<br />

die gesamte weitere Strecke ist<br />

Schotterpiste; diese ist zunächst<br />

trotzdem recht komfortabel,<br />

später hat sie aber wellblechartige<br />

Verformungen. Hier fühle ich mich<br />

immer wieder mal unsicher, wenn<br />

ich das Gefühl habe, mein Wagen<br />

schwimme und halte nicht die<br />

Spur. Ansonsten ist die Fahrt aber<br />

wunderschön und durchaus auch<br />

abwechslungsreich, da wir<br />

traumhafte Landschaften<br />

durchqueren: Sandwüste,<br />

Steinwüste in Bergen sowie Grasund<br />

Buschsavanne. Wir sehen<br />

sogar einige Tiere, Zebras, Oryxe,<br />

einen Strauß, und kommen<br />

schließlich gegen 16:30 auf dem<br />

Barchan Dune Retreat an. Hier<br />

möchte ich noch einmal<br />

anmerken, dass ich nicht wirklich<br />

verstehe, dass viele über die elend<br />

langen Fahrten klagen; Okay,<br />

zugegeben, wir haben uns ja im<br />

Wesentlichen auf den Norden<br />

beschränkt und sind bisher als<br />

längste Strecke am Tag ca. 500 km<br />

gefahren, aber bisher sind uns die<br />

Fahrten nie langweilig geworden,<br />

sei es durch den<br />

Abwechslungsreichtum oder auch<br />

die von uns als grandios<br />

empfundene Eintönigkeit bzw.<br />

Weite der Landschaft oder auch<br />

die Unterschiedlichkeit des<br />

Straßenbelags, der oft die ganze<br />

Aufmerksamkeit erfordert….


Egal, jetzt sind wir an unserem neuen Ziel<br />

angekommen.<br />

Die Barchan Dune Lodge ist ein burisches<br />

Familienunternehmen und liegt, wieder<br />

einmal wunderschön gelegen, in einem<br />

weiten Tal. Die Anlage ist ebenfalls toll,<br />

unser Bungalow, die unserer Meinung<br />

nach bisher schönste Unterkunft unserer<br />

bisherigen Reise, ist teilweise in eine<br />

Düne hineingebaut und bietet von<br />

unserer Terrasse und sogar vom Bett aus<br />

einen traumhaften Blick in die Weite des<br />

Tals.<br />

Nach der Ankunft und dem Einrichten in<br />

unserem neuen Domizil haben wir noch<br />

etwas „Freizeit“, dann gibt es Abendbrot,<br />

das erwartungsgemäß hervorragend<br />

schmeckt und auch glücklicherweise<br />

mengenmäßig nicht zu üppig ausfällt,<br />

nämlich als Vorspeise Salat mit<br />

Käsesoufflé, dann Oryx mit Spinat und<br />

Kartoffeln und zum Nachtisch dunklen<br />

Kuchen. Wir klönen dann noch mit den<br />

anderen Gästen, über alles Mögliche, das<br />

mit Reisen und/oder <strong>Namibia</strong> zu tun hat,<br />

und erfahren, dass diese wohl viel Zeit<br />

und auch ausreichend Geld haben, um 8<br />

Wochen hier „unten“ zu bleiben.<br />

Beneidenswert!?<br />

Dann geht’s wie üblich gegen 9:00 in die<br />

Heia; meine Flasche Syrah hat übrigens<br />

den Abend nicht überlebt; mal sehen,<br />

was ich morgen trinke: vielleicht Syrah?….


Ausblick aus Bad …


… und Wohnzimmer


18.9.:<br />

Die Nacht war, um es dezent auszudrücken, durchwachsen: der mittlerweile kräftig aufgefrischte Wind hat einen solchen Krach gemacht und an der<br />

Tür gerüttelt, dass ich nach kurzem Schlaf nicht mehr einschlafen konnte. Erst ab 4:00 bin ich dann immer wieder mal kurz weggetreten. Um 7:00 bin<br />

ich dann glücklicherweise trotzdem ausgeschlafen und bereit zu neuen Taten. Draußen ist’s noch recht frisch, sodass ich erst mal beschließe, zu<br />

duschen und mich anzuziehen. Andi wird jetzt auch wach. Sie hat nichts von dem Krach mitbekommen. Draußen auf dem Tisch der Veranda stehen<br />

Zeichen eines frühen „Besuchs“: Kaffee, Milch, Zucker und 2 Tassen. Nach dem eigentlichen Frühstück – der Kaffee auf der Terrasse war nur eine<br />

Weckhilfe - , das wir diesmal mit holländischen Gästen zusammen einnehmen, beschließen wir, den Berg zu unserer Linken zu besteigen; ich möchte<br />

mir mal die Farm von oben betrachten.


Es geht ein Weg hoch, der aber ziemlich geröllig ist; während Andi diesmal ganz nach oben läuft, bleibe ich nach 2/3 der Strecke sitzen; ich fühle mich<br />

mit dem rutschenden Sand und dem ganzen losen Geröll einfach nicht trittsicher genug, behalte Andi aber im Auge, bis sie oben ist und aus meinem<br />

Blickwinkel verschwindet. Nach einer Weile – ich will gerade doch hinterher – taucht sie aber wieder auf und erzählt mir, dass der Ausblick zu unserer<br />

Seite lohnender ist als der von jenseits des Grats. Nach dem Abstieg, der problemlos vonstattengeht, ist Trinken und Muße angesagt. So verbringen wir<br />

die Zeit bis zur für die Abenddämmerung angesagte Sundowner-Tour in absoluter Aktivitätsabstinenz ;-)


Um 17:00 steigen wir mit Ulf, einem genuinen<br />

„Ossi“, der seit Jahrzehnten hier als Gynäkologe<br />

und Tischler – was für ein Berufsmix! - tätig ist und<br />

Willem, unseren Gastgeber, schon lange kennt, in<br />

dessen Landrover, um durch seine Farm zu fahren<br />

und zum Abschluss an einem Aussichtspunkt mit,<br />

wieder einmal, wunderschönem Weitblick in die<br />

Landschaft den Sonnenuntergang zu genießen und<br />

mithilfe einiger Alkoholika - Andi trinkt, man höre<br />

und staune, einen Gin Tonic und ich ein paar Scotch<br />

Whiskeys – zu zelebrieren. Diese Zeremonie wird in<br />

<strong>Namibia</strong> auf vielen Farmen und Lodges angeboten<br />

und ist immer wieder toll. Hierbei erfahren wir<br />

übrigens einiges über das Leben und Wirtschaften<br />

der Farmer: etliche reduzieren mittlerweile ihren<br />

Viehbestand und versuchen vielmehr, das Wild auf<br />

ihren Farmen zu halten und sich vermehren zu<br />

lassen, während sie es früher als Konkurrenz für ihr<br />

Vieh angesehen haben; die Gründe sind darin zu<br />

sehen, dass Touristen natürlich lieber Wildtiere als<br />

Rindviecher sehen wollen und heutzutage als gute<br />

Einnahmequelle geschätzt werden, zum anderen ist<br />

die Beweidung dieser Riesenflächen ohnehin<br />

ökologisch nicht optimal, da die Rinder die<br />

Grasnarbe zerstören und somit der Verbuschung<br />

Vorschub leisten. Zusätzlich ist Wild, das früher viel<br />

billiger als Rindfleisch war, inzwischen deutlich auch<br />

über seinen Fleischpreis im Wert deutlich gestiegen.<br />

Willem jedenfalls hat seinen Viehbestand deutlich<br />

reduziert und setzt vermehrt auf Tourismus, und<br />

das machen er und seine Frau Hannetje gut: wir<br />

fühlen uns hier sehr aufgehoben und willkommen.<br />

Die beiden sind waschechte Buren und Leute mit<br />

durchaus vernünftigen Ansichten, mit denen man<br />

gut reden kann.<br />

Unser heutiges Abendbrot: Springbock-<br />

Geschnetzeltes mit Reis und Karotten, zum<br />

„Nachtisch“ für mich einen Grappa, und das nach<br />

einem Windhoek Draught! Ab ins Bett!


19.9.:<br />

Diese Nacht war – wieder einmal, es war ja auch die zweite – wesentlich besser als die erste: Kein Wind. Auch heute Morgen steht schon wieder<br />

Kaffee auf unserem Terrassentisch; die Frau muss schon vor unserem Aufwachen hier gewesen sein…<br />

Die Berge im Osten liegen noch in tiefem Schatten,<br />

aber dahinter färbt sich der Morgenhimmel rotorange-lila-blau,<br />

Grund für erste Sunrise-Fotos. Im<br />

Westen ist es dagegen noch Nacht, und der Mond<br />

scheint. Danach geht es aber mit dem hell Werden<br />

ratz-fatz: nach ½ h ist es taghell und das Tal von<br />

der Sonne voll ausgeleuchtet. Andi ist auch schon<br />

wach geworden, so dass wir nach dem<br />

Kofferpacken um 8:00 zum Frühstück aufbrechen.<br />

Mir ist ganz wehmütig wegen des Abschieds; hier<br />

hat’s mir, obwohl die Lodge als solche nicht<br />

außerordentlich spektakulär ist, sehr gut gefallen,<br />

sowohl wegen des grandiosen Ambientes als auch<br />

wegen der schönen zwischenmenschlichen<br />

Stimmung. Aber irgendwann ist es soweit: wir<br />

fahren los.


Erster Zwischenstopp ist an einer absolut geilen Location,<br />

Solitaire, einem Flecken, der aus Tankstelle, Kneipe, Store<br />

und Backstube besteht, wo angeblich der beste Apfelkuchen<br />

Afrikas gebacken wird bzw. wurde, denn der Gründer und<br />

Besitzer ist leider 2014 gestorben und hier begraben.<br />

Außerdem hatte er noch die witzige Idee, hier einen<br />

Autowrackfriedhof zu gestalten.


Einmal scheuchen wir ungewollt einen<br />

Oryx auf, der sich daraufhin leider in<br />

vollem Galopp im Zaun verfängt und<br />

stürzt, sich aber glücklicherweise<br />

gleich wieder aufrappelt und am Zaun<br />

entlang flüchtet.<br />

Die Strecke ist diesmal übrigens recht<br />

kurz, so dass wir trotz häufiger<br />

Fotopausen schon um 15:00 an der<br />

Einfahrt in den Namib-Naukluft-Park<br />

eintreffen. Hier ist natürlich Hully-<br />

Gully angesagt, da man hier die<br />

Permits für den Park kaufen muss.


Bevor wir in die Sossus Dune Lodge einfahren, statten wir noch dem Sesriem-Canyon, der ziemlich voll mit Touristen ist, einen Besuch ab; klein,<br />

aber fein! Dann geht es in die Lodge, die architektonisch aufregend unaufgeregt in die Landschaft gefügt ist: links und rechts von den<br />

Hauptgebäuden gibt es je 1 Reihe von Bungalows, die alle auf hölzernen Stegen stehen und, abgesehen von Teilen des Inventars – z. B. der sanitären<br />

Anlagen - , ausschließlich aus Holz, Reet und Wänden aus Zeltplane bestehen. Ausblick, wie so oft, frei in die Weite der Wüste. Einzige „Schwächen“<br />

in dieser Perfektion, aber so passt es eigentlich auch für diesen Ort: Kein WLAN, keine Handyverbindung, kein Netz für SMS. Während Andi<br />

zusammen mit einem Angestellten unseren Toyota nach dem Ausladen unseres Gepäcks auf den 200 m hangabwärts liegenden Parkplatz fährt und<br />

mit dem Lodge-eigenen Jeep wieder hochgebracht wird, genehmige ich mir in der Lodge-Bar erst mal ein Radler aus Windhoek Draught und Sprite,<br />

zum Durst Löschen. Andi ist schnell wieder da und will in die Hütte, ankommen, so dass wir diese jetzt in Beschlag nehmen. Innen gibt es, da das<br />

Ganze im Prinzip lediglich ein Zelt, wenn auch ein sehr komfortables, ist und im Boden zwischen den Brettern Luft durch lässt – übrigens ist auch das<br />

Klo nur durch Lücken lassende Holzstangen von den übrigen Räumlichkeiten getrennt, so dass es keine Geruchs- und Geräuschbarriere gibt, was aber<br />

im Alltag auf Grund der allgemeinen Luftigkeit des Bungalows nicht störend wirkt - , keine Klimaanlage, und das bei aktuell 38°C, da die Sonne ab dem<br />

späten Nachmittag voll auf unserer Fensterfront steht! Stattdessen gibt es hier einen Ventilator, mit dem Andi aber auf Kriegsfuß steht, so dass wir uns<br />

für die natürliche Belüftung durch offene Fenster trotz der Warnung vor aggressiven Pavianen entscheiden; den dadurch hereinkommenden Moskitos<br />

hoffen wir, durch Moskitonetz und Einreiben mit Anti-Mücken-Spray begegnen zu können. So gehen wir nach dem Abendessen, wieder einmal Kudu,<br />

in unser neues Domizil und begeben uns zur Ruhe, die ich aber wegen der Wärme lange nicht finde, bis ich endlich auf die glorreiche Idee komme,<br />

meine Decke aus dem Bezug zu ziehen und mich nur mit letzterem zuzudecken…


20.9.:<br />

Um 4:40 dudelt der Wecker, weil wir ja<br />

eigentlich in die Dünen wollen, aber nach<br />

dieser kurzen Nacht habe ich überhaupt<br />

keine Lust zum Aufstehen und kann auch<br />

Andi sehr rasch von meiner Sicht auf die<br />

Dinge überzeugen, zumal wir ja hier<br />

klugerweise 3 Nächte gebucht und damit<br />

noch 2 Nächte, die wir sehr früh beenden<br />

können, vor uns haben. So ist mir dann<br />

doch noch, bis 7:15, eine Mütze Schlaf<br />

vergönnt. Wir holen dann um ca. 8:00,<br />

etwas verschämt, unser am Vorabend<br />

bestelltes Lunchpaket ab und verspeisen<br />

es teilweise sofort. Nach einer gewissen<br />

Zeit des Rumpusselns zuckeln wir dann zu<br />

menschenfreundlicher Zeit langsam los in<br />

Richtung Sossusvlei; wir wollen erst mal so<br />

ganz ohne Zeitdruck die Location und die<br />

sich daraus ergebenden fotografischen<br />

Konsequenzen prüfen, um dann am<br />

nächsten Morgen das ursprünglich<br />

geplante Abenteuer in Angriff zu nehmen.<br />

Auch denken wir, dass sich hier auch<br />

tagsüber durchaus attraktive Fotos<br />

machen lassen. Und so genießen wir die<br />

Fahrt auf einer übrigens gut befahrbaren,<br />

da asphaltierten, Pad, machen etliche<br />

Fotos, oft auch mit Tieren im Vorder- oder<br />

Mittelgrund; Oryx, übrigens auch das<br />

Wappentier <strong>Namibia</strong>s, scheint überall gut<br />

durchzukommen, in Rudeln oder auch als<br />

Einzelgänger. Ich habe gelesen, dass er<br />

eine innere Klimaanlage hat: ein<br />

Adergeflecht am Hals kühlt das Blut in<br />

Zusammenarbeit mit der abgekühlten Luft<br />

aus den Nüstern; so können diese Tiere<br />

auch längere Zeit bei großer Hitze<br />

überleben und behalten das, was wir uns<br />

auch öfter wünschen: einen kühlen Kopf<br />

bei heißem Herzen.


Irgendwann unterwegs bleiben<br />

wir an der Düne 45 hängen.<br />

Später, am Endpunkt der Strecke<br />

für Autos mit Zweiradantrieb,<br />

treiben wir uns noch ein wenig<br />

herum, fotografieren etwas und<br />

kehren dann um.<br />

Jetzt ist wieder Pause im Camp<br />

angesagt. Ist nicht so ganz toll,<br />

weil es überall außer am Pool<br />

ziemlich heiß und in der Hütte<br />

recht stickig ist, aber der<br />

Aufenthalt in diesem grandiosen<br />

Ambiente entschädigt für vieles.<br />

Außerdem: wir sind schließlich in<br />

<strong>Namibia</strong>! Wenn uns die Hitze so<br />

stört, sollten wir besser zu Hause<br />

geblieben sein, oder?<br />

Zum Abendbrot: Es gibt<br />

Gemüsesuppe und – etwas zäh -<br />

Kudu. Wie auch schon am<br />

Vorabend klappt’s mit der<br />

Rotwein-Bestellung nicht:<br />

Obwohl die Weinkarte voll ist,<br />

gibt es aktuell angeblich nur den<br />

teuersten, für über 490 N$ pro<br />

Flasche. Das Spielchen, nun<br />

schon zum 2. Mal, mach‘ ich aber<br />

nicht mit; dann gibt’s halt wieder<br />

das gute Windhoek Draught, und<br />

Rotwein wird woanders und<br />

notfalls eben zu Hause<br />

getrunken…<br />

Jetzt ist dann – o wie neu! - eben<br />

Bettruhe dran, weil wir am<br />

nächsten Morgen nun wirklich<br />

vor Sonnenaufgang dem<br />

Sossusvlei und dem Deadvlei<br />

unsere Aufwartung machen<br />

wollen.


21.9.:<br />

Heute geht’s wirklich im<br />

Dunkeln los: Bis zur Hälfte<br />

der Strecke ist es<br />

stockdunkel, später deutet<br />

sich hinter uns – wir fahren<br />

in südwestlicher Richtung –<br />

der Sonnenaufgang an. Als<br />

wir am Shuttleplatz<br />

ankommen – wir haben in<br />

harmonischer Übereinkunft<br />

beschlossen, trotz unseres<br />

Allradantriebs, den uns<br />

Willem dankenswerterweise<br />

endlich einmal richtig erklärt<br />

hat und den wir mittlerweile<br />

beherrschen, die gefürchtete<br />

Sandpiste bis zum Sossusvlei<br />

nicht selbst zu fahren<br />

und stattdessen den angebotenen<br />

Shuttledienst zu<br />

nutzen - , gibt es zwar das<br />

erste tolle Sonnenaufgangsfoto,<br />

aber es ist erst mal<br />

weit und breit leider kein<br />

mit einem Fahrer besetzter<br />

Shuttle zu sehen. Während<br />

wir warten, fahren schon<br />

mal 2 mit mehreren Leuten<br />

besetzte Lodge-Jeeps an uns<br />

vorbei. Mist! Jedoch um<br />

6:45 kommt tatsächlich der<br />

erste Shuttle-Jeep, und los<br />

geht’s! Die Strecke ist dann<br />

wirklich so, dass wir ganz<br />

froh über unsere Entscheidung,<br />

nicht selbst zu fahren,<br />

sind.


Am Sossusvlei angekommen,<br />

sehen wir, dass die beiden<br />

Gruppen vor uns tatsächlich schon<br />

die Dünen hochstiefeln, also<br />

nichts wie hinterher! Aber mit nur<br />

einem Stock in der Linken und der<br />

offenen Kamera in der Rechten<br />

läuft es sich zumindest für mich,<br />

Andi hat da weniger Probleme,<br />

nicht gerade toll, und so kehren<br />

wir nach rund einem Drittel des<br />

Aufstiegs wieder um, um direkt in<br />

die kleine Salzpfanne links von uns<br />

zu gehen, um da unser erlebnishungriges<br />

und fotografisches<br />

Glück zu versuchen. Ich nehme<br />

eine Abkürzung seitlich von der<br />

Düne weg und warte dann auf<br />

Andi unter einem wunderschönen<br />

Baum mit kleinen runden<br />

Blüten und teilweise<br />

trockenen, am Boden<br />

kriechenden, knorrigen Ästen,<br />

auf denen es sich hervorragend<br />

sitzt. Nachdem Andi<br />

auch eingetrudelt ist, wird da<br />

dann auch gefrühstückt, und<br />

wieder genießen wir die Stille<br />

und Grandiosität dieser Landschaft,<br />

zumal alle Anderen<br />

schon weit über alle<br />

(Dünen)Berge sind. Außerdem,<br />

und da unterscheide ich mich<br />

natürlich überhaupt nicht<br />

von der großen Mehrzahl der<br />

anderen Touristen, fotografiere<br />

ich - wie immer<br />

eigentlich - wie blöde.


Dann laufen wir um die hohe Düne herum, um<br />

zu sehen, wie es auf der anderen Seite aussieht,<br />

in der Hoffnung, noch das eigentliche, mir von<br />

vielen im Netz angeschauten Fotos schon<br />

vertraute, Deadvlei zu erblicken. Natürlich<br />

werden wir, was die karge und lebensfeindliche<br />

Majestät der Landschaft angeht, nicht<br />

enttäuscht; und auch hier begegnet uns in<br />

dieser Wüste wieder ein Oryx, wie immer in<br />

seiner Ruhe herrlich anzusehen und in seiner<br />

majestätischen Haltung hervorragend in diese<br />

Umgebung passend, der sich tatsächlich hier<br />

sein Futter sucht!<br />

Auf dem weiteren Weg kommen uns dann mehr<br />

und mehr Menschen entgegen; wir sind mittlerweile<br />

wirklich am Deadvlei angekommen!<br />

Nach den üblichen Fotos und einem kurzen<br />

Plausch mit dem ersten schwarzen Touristenpärchen<br />

kehren wir langsam um, weil es uns,<br />

besonders mir, erstens zu voll wird in der<br />

Wüste und damit die erlebte Kontemplation<br />

verlorengeht, zweitens, weil auch meine<br />

Kondition nicht mehr die Beste ist und dem<br />

Ende zugeht. Also nichts wie ab in den Shuttle!<br />

Der Fahrer ist dick eingemummelt ; er wirkt<br />

auch erkältet, und offensichtlich setzt ihm der<br />

Fahrtwind doch ganz schön zu. Als wir wieder<br />

beim Parkplatz ankommen, sind wir heilfroh, so<br />

früh losgefahren zu sein: Hier ballen sich jetzt<br />

Himmel und Menschen, vor den Shuttels hat<br />

sich eine elend lange, 3-reihige Schlange<br />

aufgebaut: Wäre ich jetzt erst gekommen, ich<br />

bin sicher, ich hätte verzichtet und wäre<br />

stehenden Reifens wieder umgekehrt! Auf dem<br />

Rückweg mit dem Toyota erleben wir dann<br />

endlich wieder Einsamkeit und Stille, vom<br />

Brummen unseres braven Packesels mal<br />

abgesehen. Unterwegs sehen wir auch jetzt<br />

immer wieder mal Oryxe und 2 Strauße ;<br />

gestern waren es hier noch 5.


Die weltberühmten Ansichten<br />

von Sossusvlei und Deadvlei


…<br />

Richtung<br />

und der<br />

Intensität<br />

des Lichts<br />

ihre<br />

Farben<br />

ändern<br />

...<br />

Es ist<br />

einfach<br />

faszinierend,<br />

wie die<br />

Dünen des<br />

Sossusvlei<br />

mit der…


Als wir in der Lodge ankommen, bin ich heilfroh, dass unser lieber Lodgefahrer uns rechtzeitig bemerkt und uns unterwegs vom Parkplatz zur<br />

Rezeption abfängt und einlädt. Mein erster Gang führt zur Bar, während Andi schon mal vor zur Hütte geht, um sich unter der Dusche zu erfrischen.<br />

Als ich nachkomme, erfahre ich, dass das nicht geht, weil es z. Zt. kein Wasser gibt. Also schlüpfe ich in die Badehose, übrigens nach Onguma erst<br />

das zweite Mal, und begebe mich zum Pool, dessen Wasser wirklich sehr erfrischend ist. Nach einer Weile werden die anderen Liegen nach und<br />

nach von Engländern besetzt; Na ja, wo sollen sie denn nach Brexit auch hin? Nach einem zweiten Bad verschwinde ich in die Hütte, wo Andi nach<br />

einem Mittagsschlaf gerade aufgewacht ist. Jetzt setzen wir hier die Siesta gemeinsam fort; der Rest des Tages ist, wieder einmal, dem süßen<br />

Nichtstun gewidmet: Dösen, etwas schreiben, ein bisschen lesen, noch ein paar Fotos auf dem Laptop importieren. Auch später passiert nicht mehr<br />

viel: Wir duschen noch und nehmen dann das Abendessen zu uns, diesmal Impala, geschmacklich super. Anschließend ist, wie immer gegen 21:00,<br />

Bettruhe angesagt.


22.9.:<br />

Die Nacht war diesmal okay. Nach dem<br />

Frühstück, heute ohne Kaffee, da die Maschine<br />

ihren Geist aufgegeben hat und Andi gerade noch<br />

einen Espresso abbekommen hat, bevor auch<br />

diese Technik sich verabschiedet hat, geht sie -<br />

Andi - auschecken, während ich mit Hilfe des<br />

Kofferservices den Gepäcktransport erledige.<br />

Dann geht's, zum vorletzten Mal, auf die Strecke.<br />

Mal sehen, was uns auf der Bagatelle Kalahari<br />

Game Ranch erwartet. Wir merken, mal wieder,<br />

völlig miteinander d’accord, dass wir, bei aller<br />

Melancholie, die uns angesichts des nahenden<br />

Urlaubsendes erfasst hat, andererseits auch voll<br />

sind mit und von Eindrücken und eigentlich kaum<br />

noch Hunger auf weitere Highlights haben.<br />

Zusammengefasst hat uns eine befriedigte<br />

Stimmung erfasst.<br />

Am Tor zum bzw. aus dem Park werden wir<br />

nochmal von einem streng blickenden Posten<br />

kontrolliert- woher, seit wann, Name etc. - , dann<br />

tanken wir, diesmal können wir mit Visa bezahlen<br />

- gut, denn wir haben kaum noch namibisches<br />

Bargeld -, und dann fahren wir unserem letzten<br />

Domizil in diesem Traumland entgegen. Die<br />

Fahrtstrecke ist, wie immer, unter dem Aspekt<br />

der Schönheit der Landschaft wunderschön, das<br />

Fahren, nachdem ich nach Willems Empfehlung<br />

mit 4-Wheel-Drive fahre, problemlos. Trotz<br />

Schotterpiste zeigt der Tacho fast immer<br />

zwischen 80 und 100 km/h an, und es fühlt sich<br />

sicher an. Wenn mir das jemand einige Tage<br />

vorher gesagt hätte, ich hätte ihn ausgelacht.<br />

Trotzdem dauert es bis Maltahöhe, wo wir<br />

eigentlich Rast machen wollen, es aber bleiben<br />

lassen, weil der Ort uns nicht zusagt und wir auch<br />

keine für eine Pause geeignete Location sehen,<br />

über 2 1/2 h, dann geht es bis Mariental , vom<br />

Gründer dieser Stadt zu Ehren seiner Frau so<br />

genannt, über eine super ausgebaute<br />

Asphaltstraße.


Das letzte kurze Stück wird von der B 1 gebildet,<br />

bevor es dann auf die C 20 geht. Von dieser zweigt<br />

dann die eigentliche Straße zur Farm ab; hier geht<br />

es dann nochmal 25 km über Schotter- und<br />

Wellblechpiste, von Sandstücken unterbrochen;<br />

also <strong>Namibia</strong> pur! Ich bin recht froh, als wir<br />

irgendwann rechts dann das Eingangstor zur Ranch<br />

sehen. Die Auffahrt zur Rezeption führt, nachdem<br />

Moses - so heißt der Kontrollposten - uns,<br />

allerdings mit freundlich-lächelnder Miene,<br />

kontrolliert und dann wohl auch angemeldet hat,<br />

durch roten Kalaharisand, der Andi noch einmal<br />

und in den nächsten Tagen in Begeisterung<br />

versetzt, zu einer Lodge, die, was Ausstattung,<br />

Ambiente sowie Logistik des Betriebes betrifft,<br />

zumindest für mich den Höhepunkt des bisher<br />

genossenen darstellt. Und hier gibt es noch etwas,<br />

was ich bisher den ganzen Urlaub lang vermisst<br />

habe: Erdmännchen! Allerdings bekomme ich nur<br />

2 Fotos auf die Schnelle auf die Platte, dann sind<br />

sie weg.


Nach dem Check-In können wir diesmal unseren<br />

Wagen direkt neben unserem Chalet abstellen. Das<br />

Interieur ist perfekt. Draußen stehen dann noch zu<br />

unserer Begrüßung 4 prächtige Elen-Antilopen in ca.,<br />

10 m Entfernung, ich sollte besser "Nähe" sagen, und<br />

lassen sich durch unsere Anwesenheit überhaupt nicht<br />

stören. Nach einiger Zeit legt sich eine von ihnen<br />

sogar, in ca. 25 m Entfernung, zu einer Verdauungspause,<br />

gerade wie ein Haustier, hin. Im Haus finde ich<br />

eine kleine Begrüßungsflasche Rotwein vor und kann<br />

ihr nicht widerstehen, was mich nun nicht gerade<br />

munterer macht. Andi dagegen strotzt vor Aktivität<br />

und bucht noch für den heutigen Abend einen 3-<br />

stündigen Nature Drive inclusive Sundowner und für<br />

den nächsten Morgen - um 7:00! - einen sogenannten<br />

Bushman Walk, auf dem wir einiges über das frühere,<br />

jetzt leider aussterbende, Leben der San erfahren<br />

sollen, was mich zugegebener Weise auch interessiert.<br />

Aber 7:00 Uhr! Und dann will sie noch eine Premiere<br />

absolvieren: sie will morgen Nachmittag zum ersten<br />

Mal im Leben reiten! Sage da einer, meine Frau wäre<br />

nicht für Überraschungen gut!<br />

Die Teilnahme am Nature Drive erweist sich dann als<br />

Super-Idee von ihr: Wieder einmal eine tolle<br />

Landschaft, und wieder einmal ganz anders: Das Land,<br />

durch das wir fahren, wird in regelmäßigen Abständen<br />

von geschätzt 150-200 m von parallel verlaufenden,<br />

ca. 5-10 m hohen, schier unendlichen, allerdings im<br />

Unterschied zu Namib bewachsenen, Dünen aus rotem<br />

Sand durchzogen, dazwischen gibt es immer wieder<br />

Weite, blauen Himmel, roten Kalaharisand, grüne<br />

Bäume und Büsche und gelbes Gras! Und dazwischen<br />

immer wieder massenhaft Springböcke sowie Oryxe,<br />

viele Gnus, ein Pulk Geier, eine Straußenfamilie mit<br />

kleinen Küken und, nach langem Suchen, noch eine 8-<br />

köpfige(!) Giraffenfamilie. Am Schluss müssen wir uns<br />

sputen, damit wir rechtzeitig am Platz für den<br />

Sundowner eintreffen. Dort führen wir bei Gin Tonic<br />

und Knabberzeug, auch Andi greift wieder zu, noch<br />

recht informative Gespräche über <strong>Namibia</strong> allgemein<br />

und die Rolle, die der Tourismus heute hier spielt, und<br />

einiges andere.


Unsere Nachbarn


Nach ungefähr 1/2 h geht's, wieder einmal, " nach Hause", zum Abendessen. Das ist toll, überhaupt ist das alles hier recht luxuriös, wir haben wieder<br />

einmal, wenn auch leise, ein bisschen schlechtes Gewissen: Wir leben hier in Saus und Braus angesichts der Armut eines großen Teils der Bevölkerung,<br />

aber andererseits: bringen wir nicht auch Geld ins Land? Aber das habe ich, glaube ich, an anderer Stelle schon mal thematisiert...<br />

Mit "unserem" Ober kommen wir auch gut klar und versuchen relativ erfolgreich, eine irgendwie geartete, wenn auch notwendigerweise sehr<br />

flüchtige, zwischenmenschliche Beziehung entstehen zu lassen. Dann gibt es noch eine neue „Beziehung": Ein zahmer Springbock kommt direkt an<br />

unseren Tisch und will mitessen.<br />

Mit einer Flasche Rotwein- natürlich Shiraz - geht's dann wieder zur Hütte. Andi fällt ins Bett, ich schreibe noch etwas und arbeite ein wenig an den<br />

letzten Bildern, ehe ich auch ins Bett gehe und in Schlaf versinke.


23.9.:<br />

So toll war die Nacht nun auch wieder nicht: kurz vor 1:00<br />

wache ich auf und fasse zu dieser unbequemen Zeit den<br />

spontanen Entschluss, einen richtigen Reisebericht zu<br />

schreiben, und dieser Gedanke hält mich wach bis kurz nach<br />

4:00. Dann gibt's noch mal knapp 2 h Schlaf, bevor ich<br />

endgültig ausgeschlafen habe. Egal, wir wollen ja sowieso den<br />

Bushman-Walk mitmachen, der um 7:30 anfangen soll. Und<br />

das tun wir dann auch. Unser Guide ist ein, selbstverständlich<br />

"zivilisierter", Herero, der die Erklärungen der Buschmänner<br />

ins Englische übersetzt. Die Herero sind übrigens weitestens<br />

mit den Buschmännern verwandt, und er spricht ihre Sprache<br />

mit den für unsere Ohren eigentümlichen Klicklauten. Um 7:30<br />

geht es los. Wir - 3 deutsche Pärchen - werden auch von dem<br />

Haus-Springbock begleitet, der am Beginn des Walks die für<br />

seine Art so typischen, witzig aussehenden, Sprünge mit allen<br />

4en zugleich hinlegt, was er nach Aussage des Guides jeden<br />

Morgen macht. Nach einer Weile gesellen sich 5 verschieden<br />

alte Männer in ihrer traditionellen Kleidung, einem<br />

asymmetrisch getragenen Umhang und einer Art Badehose,<br />

beides aus Leder, bewaffnet mit einem Stock, Pfeilen und<br />

Bogen, zu uns und zeigen uns an mehreren entsprechenden<br />

Stellen Beispiele, wie sie jagen und das Ergebnis einer<br />

erfolgreichen Jagd- Fleisch, Fell, Knochen, Fett und was sonst<br />

noch zu einem toten Tier gehört - mehr oder weniger<br />

komplett verwerten. Zum Schluss geht's dann noch zu einem<br />

kleinen Kral , der aus 3 Rundhütten, in denen 14 Personen<br />

"wohnen". Dieser Kral ist, wen wundert's, ein Fake, die Leute<br />

wohnen in der hauseigenen Siedlung, und die Erwachsenen<br />

arbeiten nach Abschluss der Show als ganz normale Arbeiter<br />

und Arbeiterinnen auf der Farm. Trotzdem finden wir das<br />

Ganze doch sehr informativ, und es ist einerseits eine<br />

Tragödie, dass diese Lebensweise der Bushmen nicht mehr<br />

gelebt werden kann, und dabei erstaunlich, dass die Akteure<br />

der Vorstellung die Kenntnisse ihrer Vorfahren weiter<br />

beherrschen. Im Übrigen finde ich es ganz gut, dass ich hier<br />

einmal ohne Hemmungen Fotos machen kann, auch wenn das<br />

Ganze eine Illusion ist. Die Gesichter sind im Übrigen sehr<br />

ausdrucksstark. Na, und Kinderbilder sind ja sowieso immer<br />

ein Hit.


Nach der rituellen Verabschiedung, ebenso wie die Begrüßung per Handschlag jeder mit jedem, geht's zurück auf die Farm zum Frühstück, wie<br />

immer sehr reichlich in seinen Möglichkeiten, und dann in unsere Hütte, ein wenig Schlaf nachholen.<br />

Nach wie vor finde ich die Farm sehr perfekt, irgendwie fast zu perfekt: irgendwie habe ich immer noch, wie schon während der ganzen Reise und<br />

am Beginn meines Berichts erwähnt, ein schlechtes Gewissen, aber andererseits ist der Tourismus, wie schon erwähnt, eine nicht zu<br />

unterschätzende Einnahmequelle und schafft eine Menge Arbeitsplätze. Und gerade hier, auf Bagatelle, begegnen uns die meisten Angestellten mit<br />

offensichtlich, oft auch humorvollem, Selbstbewusstsein.


Dieser Tag ist für mich dem Süßen Nichtstun gewidmet, ich bin auch noch müde, und so lasse ich ihn mehr oder weniger passiv in unserer Hütte an mir<br />

vorbeiziehen. Gegen 15:00 geht's rüber zum Kaffee und Kuchen, außerdem gibt's hier in den Hauptgebäuden WLAN, was wir in den letzten Tagen in der<br />

Sossus Dune missen mussten, und so kann ich meinen Lesevorrat auf dem Tablet wieder auffüllen. Um 16:30 geht Andi zum ersten Mal in ihrem Leben<br />

reiten, es gibt hier auch für Anfänger ein 2- stündige gemütliche Tour durch die schöne Landschaft. Leider darf ich nicht mit, die Pferde - es sind<br />

Westernponys - sind nur bis 90 kg "ausgelegt". Ich lasse es mir derweil auf der Hauptveranda bei einem Whisky, später noch einem Windhoek Draught<br />

Beer, gut gehen, meine Gedanken schweifen auch schon mal öfter auf Grund des nahen Abschieds nach Deutschland, und kurz bevor Andi begeistert<br />

zurückkommt, versuche ich mich noch mit letzten Sonnenuntergangsfotos. Dann ist Abendbrot angesagt. Charlie - so habe ich für mich den zahmen<br />

Springbock der Farm genannt - kommt an unseren Tisch und versucht, Brötchen zu klauen, und wird dafür auch noch zur Strafe gefüttert. Dann geht's,<br />

wie immer um diese Zeit müde, ins Bett.


24.9.:<br />

Gegen 5:00 ist die Nacht vorbei, aber ich habe für meine Verhältnisse lange geschlafen. Während Andi noch schläft, schreibe ich noch ein wenig<br />

Tagebuch, und darüber vergeht die Zeit. Der Sonnenaufgang, und damit unser letzter Tag in <strong>Namibia</strong>, kommt. Meine Gefühle? Wehmut natürlich, aber<br />

auch, wie schon in den letzten Tagen, ein Gefühl von gesättigt Sein. Es ist, wie es ist. Und uns ist jetzt schon klar: wenn nichts Blödes dazwischenkommt,<br />

werden wir wiederkommen.<br />

Wir wollen erst mal frühstücken und dann erst richtig packen; kein Stress, alles in optimaler Stimmung angehen. Frühstück ist wie immer reichlich:<br />

Toast, Wurst, Käse, Rührei mit Speck, Müsli, dazu Kaffee, soviel man will. Dann zurück in die Hütte, zum Packen. Da ich erst mal für die Rückfahrt meine<br />

Fotosachen noch griffbereit haben will, können wir erst am Airport 2 schwere Objektive in den Koffer packen.


Dann verabschieden wir uns,<br />

und es geht auf die Piste; ich<br />

fahre, weil Andi nur fahren<br />

würde, weil sie eben auch mal<br />

dran ist, und mir die<br />

Schotterpisten mittlerweile<br />

sogar Spaß machen; wenn sie<br />

nicht gar zu uneben sind, und<br />

das sind sie fast nie, muss man<br />

halt schnell fahren, und das<br />

heißt, mindestens 80, wenn<br />

nicht noch schneller. Immer<br />

wieder erreiche ich sogar 100,<br />

ohne dass es unangenehm<br />

wird. Wir diskutieren die<br />

möglichen Fahrtrouten und<br />

entscheiden uns , nicht die<br />

ganze Zeit auf der B2, die<br />

asphaltiert ist und damit<br />

hervorragend, aber auch<br />

langweilig und somit<br />

ermüdend, zu fahren, sondern<br />

in Rehoboth, der "Hauptstadt"<br />

der gleichnamigen Baster 1 ,<br />

nach dem Tanken nach Osten<br />

abzubiegen, über die D1228<br />

zur C 15 und dann C 23 zu<br />

fahren, damit 1. die Strecke<br />

etwas abwechslungsreicher zu<br />

machen, 2. die Durchfahrt<br />

durch Windhoek zu vermeiden<br />

und 3. noch eine in unserem<br />

Reiseführer erwähnte<br />

Wollweberei zu besuchen.<br />

1: Nachfahren von Kindern<br />

burischer Väter und Nama-<br />

Müttern


Diese stellt sich leider als sehr marode mit einem resignierten Besitzer heraus, so dass wir uns bald wieder verabschieden und jetzt auf direktem<br />

Weg zum Flughafen fahren, um erst mal die Angelegenheit mit den online nicht buchbaren Sitzplätzen (mit Beinfreiheit) zu klären. Die<br />

angesprochene Dame erklärt sich aber nicht kompetent und meint, wir müssten bis zum direkten Einchecken um 16:30 warten. Also müssen wir<br />

bis zu diesem Zeitpunkt warten und die Zeit möglichst angenehm zu verbringen. Der Flughafen scheint uns dafür absolut nicht geeignet zu sein, da<br />

er überhaupt keine auch nur annähernd zum Chillen geeigneten Plätze aufweist. Wir also wieder raus zum Wagen, den wir wohlweislich noch nicht<br />

abgegeben haben, weil wir schauen wollen, ob wir eventuell auf einer der zahlreichen Guest Farms, die es hier in der Gegend gibt, etwas zum<br />

Trinken und Essen bekommen können. Und es kommt auf der B6 nach Windhoek auch sehr schnell eine Einfahrt zu einer Ranch mit einem<br />

Torhüter, der bestätigt, dass wir dort essen und trinken können. Auf dem Gelände verfahren wir uns zwar und kommen an einem weiteren,<br />

verschlossenem, Tor an. Glücklicherweise bemerkt uns ein Arbeiter und zeigt uns den richtigen Weg, den zur Ondekaremba, wo es tatsächlich<br />

gemütlich ist: nette Anlage, 2 Warzenschweine fressen kniend auf dem Rasen, einige Erdhörnchen flitzen herum, und der Toast mit Salat sowie das<br />

Bier ist lecker und erquicket unsere Seele. Anschließend geht's zum Autoverleih, unseren treuen und zuverlässigen Toyota 4x4, der uns auf der<br />

ganzen Strecke nicht einmal auch nur annähernd Kummer gemacht hat, abgeben, was erstaunlich unbürokratisch und schnell geht, und dann zum<br />

Einchecken. Hier erwartet uns das Übliche: eine jetzt schon elend lange 2-reihige Schlange von Wartenden! Also auch anstellen und warten.<br />

Irgendwann ist aber der Schalter für die Business Class unbeschäftigt und fertigt nun auch uns gewöhnliche Economy Class-Sterbliche mit ab, so<br />

dass es nach einer Weile doch überraschend schnell geht. Das Boarding beginnt allerdings 1/2 h verspätet, und im Flugzeug warten wir dann noch<br />

einmal eine 3/4 h, weil ein wichtiges Papier, welches die korrekte Ladung der Maschine bestätigt, noch nicht an Bord ist und auch noch auf sich<br />

warten lässt. Endlich rollt die Boeing 767 in die Startposition und muss da nochmal einige Zeit auf eine landende Maschine warten, bis der Vogel<br />

sich dann mit über 1 h Verspätung in die Luft erhebt..

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