AFAG Mitteilungen 1 2011
Fils und Alb
Fils und Alb
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Aus der Familienforschung:<br />
115 Jahre Genealogie auf der Schwäbischen Alb<br />
Dr. phil. h. c. Johann Georg Thierer, Heimatforscher und erster Genealoge der Alb.<br />
Am 27. Juli 1853 wurde in Gussenstadt Johann Georg Thierer<br />
als siebtes Kind des Wagners Johann Jacob Thierer und seiner<br />
Ehefrau Ursula geb. Hofelich geboren. Seine Kindheit und die<br />
Schulzeit verbrachte er in Gussenstadt. Im Jahre 1867 wurde er<br />
von Pfarrer Georg Steinbeis, dem Bruder des berühmten Ferdinand<br />
Steinbeis, in der Michaelskirche in Gussenstadt konfirmiert.<br />
Sein Berufswunsch war es Arzt zu werden, deshalb ging<br />
er in die Lehre zu den Wundärzten und Geburtshelfern Bieg und<br />
später Burckhardt, welche in Gussenstadt praktizierten um in<br />
den Stand der niederen Ärzte zu gelangen. Nebenbei nahm er<br />
Privatunterricht in Lateinisch und Griechisch bei den örtlichen<br />
Pfarrern Steinbeis und Denk sowie bei Pfarrverweser Resslen.<br />
Württemberg das Institut der niederen Ärzte aufgehoben wird,<br />
musste er sich beruflich neu ausrichten und er begann eine<br />
kaufmännische Ausbildung in der Handelslehranstalt von Waiblinger<br />
und Kötzle in Kirchheim u. Teck. Nebenher erlernte er die<br />
französische Sprache. Nach einjähriger Ausbildung fing er 1874<br />
als Buchhalter im Kolonialwarengeschäft von Karl Walzacker in<br />
Karlsruhe an. Diese Anstellung verließ er 1876, da er an einer<br />
schweren Lungenzündung erkrankte, die er sich auf Grund der<br />
dortigen Wohnverhältnisse zugezogen hat. Eine neue Anstellung<br />
fand er 1876 im Aussteuergeschäft seines Schwagers Louis<br />
Kreiser in Gerstetten und Ulm. Er war für den Vertrieb zuständig,<br />
zuerst auf Rechnung des Schwagers, später auf eigene<br />
Rechnung. Als er 1905 stärkere gesundheitliche Probleme auf<br />
Grund der wohl damals nicht ganz ausgeheilten Lungenentzündung<br />
bekam, begab er sich nach Dresden in die Kur‐ und Heilanstalt<br />
von Dr. Lachmann einem zur damaligen Zeit angesehenen<br />
Spezialisten. Im Jahre 1907 setzte er sich aus gesundheitlichen<br />
Gründen zur Ruhe. Sein bisheriges Hobby die Heimat‐ und Ahnenforschung,<br />
betrieb er von nun an mit seiner ganzen Kraft. Er<br />
war Mitglied in verschiedenen Vereinigungen unter andern<br />
beim 1882 gegr. „Herold in Berlin“, bei der Zentralstelle für<br />
Deutsche Personen‐ und Familiengeschichte in Leipzig, der Heraldischen<br />
Gesellschaft Adler in Wien und im 1920 gegründeten<br />
Verein für Familien‐ und Wappenkunde in Stuttgart. Im Sommer<br />
arbeitete und wohnte er in der mit seinem Bruder Valentin<br />
erbauten Villa in Gussenstadt und im Winter mit Rücksicht auf<br />
seine Gesundheit in der Kernerstraße in Stuttgart.<br />
Villa Thierer 1905 in Gussenstadt.<br />
Geburtshaus in der Ofengasse in Gussenstadt.<br />
Am 16. 2.1871 trat er freiwillig für 2 ½ Jahre in den Militärdienst<br />
ein, zuerst im Militärspital in Stuttgart und nach Beendigung<br />
des Krieges als Heilpersonal beim 6. Regiment in Ulm auf<br />
dem Kienlesberg und später bei der Feldartillerie im Deutschen<br />
Haus. Als 1873 durch die Einführung des Reichsgesetzes in<br />
Am 5. Mai 1917 verlieh ihm die Philosophische Fakultät der<br />
Eberhard‐Karls‐Universität Tübingen auf Antrag des Historikers<br />
Professor Johannes Haller und dem Dialektforscher Hermann<br />
von Fischer, beide tätig an der Universität in Tübingen, die Ehrendoktorwürde<br />
zum Dank für seine vorbildlichen Bemühungen<br />
um die Pflege der Heimat und die Erforschung der Vergangenheit<br />
sowie als Würdigung für seine in zwei Bänden erschienene<br />
Ortsgeschichte von Gussenstadt. Johann Georg Thierer starb<br />
am 24. Juli 1923 in Gussenstadt.<br />
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