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SWOT-Analyse - Regionaler Planungsverband Westmecklenburg

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Entwicklungskonzept<br />

Gesundheitswirtschaft in<br />

<strong>Westmecklenburg</strong><br />

<strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Datum: 20.02.2012<br />

Erstellt für den<br />

Regionalen <strong>Planungsverband</strong> <strong>Westmecklenburg</strong><br />

c/o Amt für Raumordnung und Landesplanung <strong>Westmecklenburg</strong><br />

Wismarsche Straße 159<br />

19053 Schwerin<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

PROJECT M GmbH<br />

KECK Medical GmbH<br />

PROJECT M GmbH<br />

Büro Berlin<br />

Tempelhofer Ufer 23/24<br />

10963 Berlin<br />

berlin@projectm.de<br />

www.projectm.de<br />

Christoph Creutzburg<br />

christoph.creutzburg@projectm.de<br />

Corinna Bergelt<br />

Corinna.bergelt@projectm.de<br />

KECK Medical GmbH<br />

Kurze Mühren 1<br />

20095 Hamburg<br />

info@keck-medical.com<br />

www.keck-medical.de<br />

Dr. Andreas Keck<br />

a.keck@keck-medical.com


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Überblick zum Projekt .......................................................6<br />

1.1 Projektziel..............................................................................6<br />

1.2 Vorgehensweise .....................................................................9<br />

2. Ausgangssituation...........................................................12<br />

2.1 Gesundheitsregionen ...........................................................12<br />

2.2 Rahmenbedingungen <strong>Westmecklenburg</strong>................................14<br />

3. Bestandsanalyse und Bewertung ......................................16<br />

3.1 Methodik der Bestandsanalyse..............................................16<br />

3.2 Produzenten von Gesundheitsprodukten................................21<br />

3.2.1 Marktsituation ..............................................................................21<br />

3.2.2 Ergebnisse der Bestandsanalyse ....................................................24<br />

3.2.3 Benchmarks und Vergleichsregionen .............................................28<br />

3.2.4 <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong> .............................................................................30<br />

3.3 Gesundheitsdienstleister .......................................................31<br />

3.3.1 Marktsituation ..............................................................................31<br />

3.3.2 Ergebnisse der Bestandsanalyse ....................................................34<br />

3.3.3 Benchmarks und Vergleichsregionen .............................................35<br />

3.3.4 <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong> .............................................................................37<br />

3.4 Gesundheitstourismus ..........................................................38<br />

3.4.1 Marktsituation ..............................................................................38<br />

3.4.2 Ergebnisse der Bestandsanalyse ....................................................41<br />

3.4.3 Benchmarks und Vergleichsregionen .............................................53<br />

3.4.4 <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong> .............................................................................58<br />

3.5 Gesundheitsorientierte Forschung und Lehre .........................60<br />

3.5.1 Marktsituation ..............................................................................60<br />

3.5.2 Ergebnisse der Bestandsanalyse ....................................................62<br />

3.5.3 Benchmarks und Vergleichsregionen .............................................63<br />

3.5.4 <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong> .............................................................................65<br />

4. Fazit und Ausblick: Einschätzung der Potenziale für eine<br />

Gesundheitsregion ..........................................................66<br />

© 2012 Arbeitsgemeinschaft PROJECT M GmbH und KECK Medical GmbH 2


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Entwicklung von Bruttowertschöpfung und der Erwerbstätigkeit<br />

bis 2030 ...............................................................................6<br />

Abbildung 2: Exporte aus Deutschland nach Güterabteilungen. .....................7<br />

Abbildung 3: Zweistufige Bearbeitung des Projektes .....................................8<br />

Abbildung 4: Betätigungsbereiche und Erfolgsmerkmale von<br />

Gesundheitsregionen ............................................................13<br />

Abbildung 5: Gestaltungsfelder laut Masterplan Gesundheitswirtschaft<br />

Mecklenburg-Vorpommern 2020...........................................14<br />

Abbildung 6: Masterplan Gesundheitswirtschaft MV 2020: Relevanz der<br />

Querschnitt-Themen für die Gestaltungsfelder ........................15<br />

Abbildung 7: Suchfelder zur Bestandsanalyse .............................................16<br />

Abbildung 8: Vorgehensweise Bestandsanalyse...........................................17<br />

Abbildung 9: Deduktive und induktive Definition von Suchfeldern in der<br />

Gesundheitswirtschaft ...........................................................18<br />

Abbildung 10: Exportchancen und die deutsche Position. ..............................21<br />

Abbildung 11: Medizintechnologie in Deutschland........................................22<br />

Abbildung 12: Produktion der pharmazeutischen Industrie. ...........................23<br />

Abbildung 13: Übersicht der Ergebnisse der Bestandsanalyse für<br />

produzierende Unternehmen der Gesundheitswirtschaft ..........25<br />

Abbildung 14: Beispiele von Unternehmen mit Sensorik im Produktportfolio...28<br />

Abbildung 15: Regionale Verteilung der Bettendichte. ..................................32<br />

Abbildung 16: Übersicht der Ergebnisse der Bestandsanalyse für<br />

Gesundheitsdienstleister ........................................................34<br />

Abbildung 17: Beispiele Gesundheitsdienstleister ..........................................35<br />

Abbildung 18: Gesundheitstourismus mit drei grundsätzlichen Ausrichtungen 41<br />

Abbildung 19: Übersicht der Ergebnisse der Bestandsanalyse zum<br />

Gesundheitstourismus ...........................................................42<br />

Abbildung 20: Angebotsbeispiele für den Bereich Urlaub für gesunde<br />

Personengruppen mit gesundheitlichem Mehrwert ..................51<br />

Abbildung 21: Angebotsbeispiele für den Bereich Urlaub für gesundheitlich<br />

eingeschränkte Personengruppen ..........................................52<br />

© 2012 Arbeitsgemeinschaft PROJECT M GmbH und KECK Medical GmbH 3


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Abbildung 22: Angebotsbeispiele für den bereich primär<br />

gesundheitsorientierte Reiseformen ........................................53<br />

Abbildung 23: Ausrichtung von Gesundheitsregionen ...................................54<br />

Abbildung 24: Medizinische Fakultäten und Universitäten ............................60<br />

Abbildung 25: Übersicht über die recherchierbaren Ressourcen aller<br />

Krankheitsbereiche in den Jahren 2000–2005........................61<br />

Abbildung 26: Übersicht der Ergebnisse der Bestandsanalyse für<br />

gesundheitsorientierte Forschung und Lehre ...........................62<br />

Abbildung 27: Beispiele für Institutionen der Lehre, Forschung und<br />

Ausbildung ..........................................................................63<br />

Abbildung 28: Potenziell zu erwartende Effekte von Handlungsoptionen ........71<br />

Abbildung 29: Drei Hauptaktivitätsebenen von Gesundheitsregionen –<br />

bislang vorliegende Arbeiten ................................................71<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Mitglieder der Lenkungsgruppe......................................................10<br />

Tabelle 2: Veranstaltungen im Rahmen des Projektes......................................10<br />

Tabelle 3: durchgeführte Experteninterviews ...................................................11<br />

Tabelle 4: Kriterien der Bestandsanalyse und verwendete Quellen ...................20<br />

Tabelle 5: Unternehmenskategorien in der Medizintechnik..............................26<br />

Tabelle 6: Überblick Profilierung der Beherbergungsbetriebe in<br />

<strong>Westmecklenburg</strong>..........................................................................48<br />

Tabelle 7: Überblick zu den Angeboten in <strong>Westmecklenburg</strong> im<br />

Gesundheitstourismus....................................................................51<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

1. Überblick zum Projekt<br />

1.1 Projektziel<br />

Gesundheitswirtschaft als Wachstumsmarkt<br />

Die Gesundheitswirtschaft ist ein Wachstumsmarkt mit einem nachhaltigen Wachstum sowohl<br />

der Erwerbstätigen als auch der Bruttowertschöpfung. Haupttreiber dieser Entwicklung<br />

sind der demografische Wandel und der medizinisch/technische Fortschritt.<br />

Abbildung 1: Entwicklung von Bruttowertschöpfung und der Erwerbstätigkeit bis 2030 (Quelle: Prognos AG,<br />

Deutschland-Report 2030)<br />

Auch in der deutschen Außenhandelwirtschaft spielt die Gesundheitswirtschaft eine bedeutende<br />

Rolle. Mit Exporten von rund 73 Milliarden Euro und einem positiven Handelssaldo<br />

von mehr als 12 Milliarden Euro trug sie 2010 zur positiven Handelsbilanz der deutschen<br />

Wirtschaft bei. Zurzeit belegt die deutsche Gesundheitswirtschaft schon den fünften Rang<br />

unter den deutschen Exportbranchen.<br />

© 2012 Arbeitsgemeinschaft PROJECT M GmbH und KECK Medical GmbH 6


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Abbildung 2: Exporte aus Deutschland nach Güterabteilungen. (Quelle: Roland Berger, Weltweite Gesundheitswirtschaft-Chancen<br />

für Deutschland, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, 2011)<br />

Aufgabenstellung: Ermittlung der Potenziale für eine Gesundheitsregion<br />

<strong>Westmecklenburg</strong><br />

Vor dem Hintergrund der Gesundheitsbranche als einer der bedeutendsten Wachstums- und<br />

Beschäftigungsmotoren der Zukunft gilt es, das ökonomische und soziale Potenzial der Gesundheitswirtschaft<br />

auch in <strong>Westmecklenburg</strong> noch stärker zu nutzen. Der Regionale <strong>Planungsverband</strong><br />

<strong>Westmecklenburg</strong> hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, eine Entwicklungsstrategie<br />

zur Etablierung <strong>Westmecklenburg</strong>s als Gesundheitsregion zu erarbeiten. Hierfür<br />

wurden drei strategische Ziele definiert:<br />

• Verbesserung der Rahmenbedingungen und der Wettbewerbsfähigkeit der regionalen<br />

Gesundheitswirtschaft durch Vernetzung der Unternehmen und Akteure sowie<br />

• Verbesserung der Lebensqualität und Gesundheitsversorgung der Bevölkerung bzw. Besucher.<br />

Zunächst war es die Aufgabe zu prüfen, ob genügend Potenziale für die Entwicklung zu einer<br />

Gesundheitsregion vorliegen. Deshalb wird das Gesamtprojekt in zwei Bearbeitungsstufen<br />

geteilt, bei dem folgende Fragen geklärt werden sollen:<br />

© 2012 Arbeitsgemeinschaft PROJECT M GmbH und KECK Medical GmbH 7


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

1. Bearbeitungsstufe (<strong>Analyse</strong>):<br />

• Welche Entwicklungen auf dem Gesundheitsmarkt sind für die Region <strong>Westmecklenburg</strong><br />

von Bedeutung?<br />

• Welche (Vernetzungs-)Potenziale gibt es zwischen Unternehmen und Akteuren der Ge-<br />

sundheitswirtschaft?<br />

2. Bearbeitungsstufe (Strategie und Maßnahmen)<br />

• Wie kann die gesundheitswirtschaftliche Kompetenz nach außen vermittelt werden?<br />

• Welche Merkmale sind entscheidend in der Entwicklung eines Leitbildes für die Gesundheitsregion<br />

<strong>Westmecklenburg</strong>?<br />

• Welche Handlungsempfehlungen ergeben sich? Welche Projekte können als Leuchttürme<br />

dienen?<br />

Erste<br />

Bearbeitungsstufe<br />

Zweite<br />

Bearbeitungs-<br />

Stufe<br />

(Optional)<br />

� Teilleistung 1: Strukturierung und Bedeutung des Themas Gesundheitswirtschaft<br />

für <strong>Westmecklenburg</strong><br />

� Teilleistung 2: Bestandsanalyse zur Gesundheitswirtschaft in <strong>Westmecklenburg</strong><br />

� Teilleistung 3: Durchführung eines regionalen Workshops<br />

� Teilleistung 4: <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong> der Gesundheitswirtschaft in <strong>Westmecklenburg</strong><br />

Ehrliche <strong>Analyse</strong> Aufzeigen von Handlungsoptionen<br />

� (Options-)Teilleistung 5: Gesundheitswirtschaftliches Leitbild und Strategie<br />

� (Options-)Teilleistung 6: Handlungsempfehlungen und<br />

Projekte<br />

Abbildung 3: Zweistufige Bearbeitung des Projektes (Quelle: PROJECT M und KECK Medical 2011)<br />

© 2012 Arbeitsgemeinschaft PROJECT M GmbH und KECK Medical GmbH 8


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

1.2 Vorgehensweise<br />

Das vorliegende Projekt umfasst die Bearbeitungsstufe 1. Hierfür wurde die Arbeitsgemeinschaft<br />

mit den beiden Beratungsunternehmen PROJECT M und KECK Medical beauftragt.<br />

Folgende Teilleistungen wurden erbracht:<br />

• Strukturierung und Klärung der Bedeutung des Themas<br />

• Bestandsanalyse zur Gesundheitswirtschaft in <strong>Westmecklenburg</strong><br />

• Durchführung eines regionalen Workshops<br />

• <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong> mit abschließender Bewertung der Potenziale.<br />

Im Falle einer positiven Bewertung der Ergebnisse der ersten Bearbeitungsstufe, wird in der<br />

zweiten Bearbeitungsstufe ein umsetzungsorientierter Strategie- und Maßnahmenteil erarbeitet.<br />

Die Projektbearbeitung erfolgte in der Zeit von Juni 2011 bis Ende Januar 2012 in enger Abstimmung<br />

mit dem Regionalen <strong>Planungsverband</strong> <strong>Westmecklenburg</strong>. Zur inhaltlichen Begleitung<br />

der Konzepterarbeitung wurde eine Lenkungsgruppe eingerichtet und mit folgenden<br />

Aufgaben betraut:<br />

• Verständigung über Arbeitsziele und konkreten Arbeitsablauf<br />

• Diskussion und Ergänzung der Ergebnisse der Bestandsanalyse.<br />

Folgende Personen waren Mitglieder der Lenkungsgruppe:<br />

Name Institution<br />

Frau Dr. Hoffmann <strong>Regionaler</strong> <strong>Planungsverband</strong> <strong>Westmecklenburg</strong><br />

Herr Wolf <strong>Regionaler</strong> <strong>Planungsverband</strong> <strong>Westmecklenburg</strong><br />

Herr Obst Landkreis Ludwigslust<br />

Herr Boje Landkreis Nordwestmecklenburg<br />

Frau Rohr Landkreis Parchim<br />

Frau Brau Landeshauptstadt Schwerin<br />

Herr Spieß Hansestadt Wismar<br />

Frau Preuß Industrie- und Handelskammer zu Schwerin<br />

Herr Szur BioCon Valley GmbH<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Name Institution<br />

Frau Ohlhöft Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Frau Düsterhöft Bäderverband M-V e. V.<br />

Herr Dr. Marin HELIOS Kliniken Schwerin GmbH<br />

Frau Weuffen Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern e. V.<br />

Frau Rambow / Frau Jasmund AOK Schwerin<br />

Herr Grimm Landesverband der Privatkliniken des Landes Mecklenburg-<br />

Vorpommern e. V.<br />

Herr Nagel / Herr Dr. Grübler Verband der Ersatzkassen e. V., Landesvertretung Mecklen-<br />

burg-Vorpommern<br />

Herr Gagzow / Herr Frahm Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern e. V.<br />

Tabelle 1: Mitglieder der Lenkungsgruppe<br />

Während der Projektlaufzeit wurde ein Kick Off-Meeting, drei Sitzungen der Lenkungsgruppe<br />

sowie ein regionaler Workshop durchgeführt (Inhalte siehe Tabelle 2). Die jeweiligen Präsentationen<br />

und Protokolle wurden den Mitgliedern der Lenkungsgruppe bzw. den Workshopteilnehmern<br />

übermittelt.<br />

Veranstaltung Datum Inhalte<br />

Kick Off 20.06.11 Auftragsklärung: Arbeitsziele, Vorgehen, Zeitplan,<br />

Abstimmung zur Besetzung der Lenkungsgruppe<br />

1. Lenkungsgruppensitzung 12.08.11 Festlegung Vorgehen und Struktur der <strong>Analyse</strong><br />

2. Lenkungsgruppensitzung 01.11.11 Zwischenstand Bestandsanalyse, Erste Einschät-<br />

zung der Potenziale, Ableitung von hypothetischen<br />

Ansätzen/Cluster und Synergiepotenzialen<br />

<strong>Regionaler</strong> Workshop 16.11.11 Workshop mit regionalen Akteuren, Zwischenstand<br />

zur Bestandsanalyse, Bildung von 4 Arbeitsgruppen<br />

entsprechend der definierten Suchfelder (Ermitt-<br />

lung von Stärken, Anbietern, neuer Ansätze, Ablei-<br />

tung von Entwicklungspotenzialen, Synergien)<br />

3. Lenkungsgruppensitzung 11.01.12 Gesamtbewertung der Bestandsanalyse, Festlegung<br />

Tabelle 2: Veranstaltungen im Rahmen des Projektes<br />

weiteres Vorgehen<br />

© 2012 Arbeitsgemeinschaft PROJECT M GmbH und KECK Medical GmbH 10


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Zur weiteren Vertiefung der <strong>Analyse</strong> wurden 26 Experten aus den verschiedenen Erfassungsbereichen<br />

interviewt:<br />

Institution Interviewpartner<br />

Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern e. V. Frau Weuffen<br />

Bäderverband M-V Frau Düsterhöft<br />

BioConValley Herr Szur<br />

DST Diagnostische Systeme & Technologien GmbH Dr. Lars von Olleschick-Elbheim<br />

ELABORO GmbH Herr Schmidt<br />

Hanse-Sana Klinik Wismar Herr Dr. Wiese<br />

Hotel Gutshaus Stellshagen Cordes KG Frau Cordes<br />

Helios-Kliniken Schwerin GmbH Herr Dr. Marin (vor Ort Termin)<br />

Hochschule Wismar, Forschungs-GmbH Wismar Herr Greve<br />

HOFFRICHTER GmbH Herr Hoffrichter<br />

human med GmbH Herr Bode<br />

IHK Frau Preuß<br />

IT Dr. Gambert GmbH Herr Kirsch<br />

Kompetenzzentrum Gesundheitstourismus Schleswig-Holstein<br />

Herr Kulp<br />

Landkreis Ludwigslust Herr Obst<br />

Landkreis Nordwestmecklenburg Herr Boje<br />

Landkreis Parchim Frau Rohr<br />

Microstim GmbH Dr. Klapproth<br />

Philips Medical Systems DMC GmbH Frau Hillner<br />

PRIMACYT Cell Culture Technology GmbH Dr. Runge<br />

Projekt Thermalsole Neustadt-Glewe Stadtverwaltung Neustadt-Glewe<br />

Schlaflabor Schwerin Frau Beneš<br />

Seehotel Großherzog Mecklenburg Herr Schmidt<br />

Technologie- und Gewerbezentrum e. V. Schwerin Herr Klaus Seehase (vor Ort-Termin)<br />

Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin Frau Ohlhöft<br />

Weiße Wiek Boltenhagen Herr van Beuzekom<br />

Tabelle 3: durchgeführte Experteninterviews<br />

Außerdem wurde eine Access-Datenbank zur Gesundheitswirtschaft in <strong>Westmecklenburg</strong><br />

mit Datensätzen von ca. 170 Unternehmen und Ansätzen aufgebaut (siehe Anhang).<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

2. Ausgangssituation<br />

2.1 Gesundheitsregionen<br />

Gesundheitsregionen in Deutschland<br />

In der Regionalplanung und Wirtschaftsförderung gewinnt das Thema Gesundheit kontinuierlich<br />

an Bedeutung. Es existieren deutschlandweit bereits ca. 60 Gesundheitsregionen unterschiedlicher<br />

Größe, Struktur und inhaltlicher Ausrichtung und weitere sind in Gründung.<br />

Angesiedelt sind diese auf Ebene der Wirtschaftsförderungsregionen, Landkreise und teilweise<br />

auf Bundeslandebene, wobei die meisten Gesundheitsregionen sich stark an Verwaltungsgrenzen<br />

orientieren. Mitglieder und Partner sind Einrichtungen der Gesundheitswirtschaft,<br />

angefangen von der Grundlagenforschung über Forschungs- und Entwicklungsinstitute<br />

bis hin zum stationären und ambulanten Versorgungsbereich. Aktuell sind 19 Gesundheitsregionen<br />

im Netzwerk deutscher Gesundheitsregionen organisiert, u. a. auch das Gesundheitsland<br />

Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Gegenwärtig liegt der Fokus von Gesundheitsregionen überwiegend auf den folgenden vier<br />

Handlungsfeldern:<br />

• Versorgung: Hier ist das Ziel, die gesundheitliche Lebensqualität und Versorgung der<br />

Bevölkerung zu verbessern.<br />

• Wirtschaftsförderung: Es geht um die Verbesserung der Rahmenbedingungen für<br />

Bestandsbetriebe der Gesundheitswirtschaft, die Ansiedlung neuer Betriebe und Einrichtungen<br />

sowie die Steigerung der Beschäftigung in gesundheitsbezogenen Einrichtungen<br />

und Unternehmen.<br />

• Innovationsmanagement, Forschung und Entwicklung: Hierzu gehört die Entwicklung<br />

und Vernetzung von besonders innovativen und leistungsfähigen gesundheitsbezogenen<br />

Kompetenzen und Angeboten.<br />

• Gesundheits-/Medizintourismus: Es soll eine Mobilisierung von mehr überregionaler<br />

und internationaler Nachfrage nach gesundheitsbezogenen Angeboten erreicht werden.<br />

© 2012 Arbeitsgemeinschaft PROJECT M GmbH und KECK Medical GmbH 12


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Erfolgsvoraussetzungen und –faktoren für Gesundheitsregionen 1<br />

Als Grundlage für aktive Gesundheitsregionen können benannt werden:<br />

• Aufbereitung und Kenntlichmachung des gesamten Netzwerkes in entsprechenden<br />

binnen- und außengerichteten Plattformen und Medien<br />

• Entwicklung und Pflege des Netzwerkes durch regelmäßige Aktivitäten, u. a. binnengerichtete<br />

Veranstaltungen (z. B. regionale Messen, thematische Veranstaltungen) sowie<br />

binnengerichtete Kommunikation (z. B. Newsletter)<br />

• Bewusstseinsbildung, Entwicklung und Qualifizierung des Netzwerkes im Hinblick<br />

auf die jeweiligen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen<br />

1<br />

Plattform-/Netzwerkbildung<br />

�� Aufbereitung und<br />

Kenntlichmachung des<br />

Netzwerkes in binnenund<br />

außengerichteten<br />

Plattformen und Medien<br />

�� Entwicklung und Pflege<br />

des Netzwerkes durch<br />

regelmäßige Aktivitäten<br />

(binnengerichtete<br />

Veranstaltungen und<br />

Kommunikation)<br />

2<br />

Projektentwicklung<br />

�� Identifizierung und<br />

Verständigung auf<br />

gemeinsame Potenziale<br />

�� Entwicklung von<br />

Impulsen und Initiativen<br />

�� Bündelung zu Projekten<br />

und Maßnahmen, aktive<br />

Projektentwicklung<br />

�� Qualifizierung des<br />

Netzwerkes auf die<br />

jeweiligen<br />

Schwerpunktsetzungen<br />

idealtypische Abgrenzung mit fließenden Übergängen<br />

Profilbildung<br />

�� Herausarbeitung von<br />

verbindenden<br />

Schwerpunkten<br />

�� Ableitung eines<br />

Leistungsversprechens<br />

�� Qualifizierung des<br />

Netzwerkes auf die<br />

Schwerpunkte zur<br />

Umsetzung des<br />

Leistungsversprechens<br />

Abbildung 4: Betätigungsbereiche und Erfolgsmerkmale von Gesundheitsregionen (Quelle: PROJECT M und KECK<br />

Medical)<br />

Erfolgsfaktoren für die Umsetzung sind: feste Netzwerkstrukturen und vorhandener “Kümmerer“,<br />

eine mittel-/langfristig abgesicherte Finanzierung, eine hochgradige Zielgruppenund/oder<br />

Quellmarktspezialisierung mit entsprechender Qualitätsentwicklung und<br />

–sicherung sowie der Aufbau von Vertriebs- und Serviceketten.<br />

........................................................................................................................................................<br />

1 Grundlage: Eigene <strong>Analyse</strong> bestehender Gesundheitsregionen; Erfahrungen aus der Durchführung des DTV-<br />

Projektes „Innovativer Gesundheitstourismus in Deutschland“ 2011<br />

© 2012 Arbeitsgemeinschaft PROJECT M GmbH und KECK Medical GmbH 13<br />

3


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Kernfragen, die sich hierbei immer wieder ergeben, lauten:<br />

• Klarer Fokus; Kernfrage: Was können wir besser als andere Regionen?<br />

• Die Akteure (Unternehmen, Institutionen) definieren ein konkretes Projekt mit konkreten<br />

Meilensteinen; Kernfrage: Welches Projekt hat einen relevanten wirtschaftlichen<br />

Nutzen für die Beteiligten?<br />

• Nicht die unterstützende Struktur, sondern der wirtschaftliche Nutzen für die beteiligten<br />

Unternehmen steht im Vordergrund; Kernfrage: Wie kann ich mit minimalem<br />

Aufwand den maximalen wirtschaftlichen Nutzen generieren?<br />

2.2 Rahmenbedingungen <strong>Westmecklenburg</strong><br />

Masterplan Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern 2020<br />

Der im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-<br />

Vorpommern im Jahr 2011 von der BioCon Valley GmbH erarbeitete „Masterplan Gesundheitswirtschaft<br />

Mecklenburg-Vorpommern 2020“ stellt einen wichtigen Orientierungsrahmen<br />

dar, der auch im Rahmen dieses Projektes berücksichtigt wurde. Für die Gesundheitswirtschaft<br />

entwirft der Masterplan eine langfristige und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete<br />

Entwicklungsstrategie bis zum Jahr 2020. Hierfür wurden fünf Gestaltungsfelder definiert,<br />

welche die Entwicklungsrichtung und Schwerpunkte vorgeben:<br />

� Überregional bedeutsame Leuchtturmprojekte (Biotechnologie, Medizintechnik)<br />

� Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

� Entwicklung von branchenspezifischen Dienstleistungsangeboten<br />

� Prävention und Gesundheitsförderung<br />

� Rehabilitation<br />

� Hochleistungsmedizin<br />

� Vermarktung/Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft<br />

� Stärken und Bündeln der FuE-Aktivitäten<br />

� Vermarktung des Standortes nach innen und außen<br />

� Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen für Generationen<br />

� Nutzung der wirtschaftlichen Potenziale im Pflegebereich<br />

� Identifikation/Positionierung MV als gesundheitstouristische Destination<br />

� Diversifikation der Angebotspalette (prävent. Gesundheitsmaßnahmen, seniorengerecht)<br />

� Erhalt des Fachkräftepotenzials<br />

� Internationaler Medizintourismus<br />

� Fachexpertise Ernährung und Gesundheit<br />

� Produkte mit gesundheitlichem Zusatznutzen<br />

� Netzwerke<br />

Abbildung 5: Gestaltungsfelder laut Masterplan Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern 2020 (gekürzte<br />

Darstellung, Quelle: Masterplan Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern 2020)<br />

© 2012 Arbeitsgemeinschaft PROJECT M GmbH und KECK Medical GmbH 14


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Neben diesen Gestaltungsfeldern wurden im Masterplan wesentliche übergreifende Maßnahmen<br />

(Querschnittsthemen) berücksichtigt, die für die jeweiligen Gestaltungsfelder eine<br />

unterschiedliche Relevanz besitzen.<br />

Querschnittsthemen<br />

Gestaltungsfelder (KERN)<br />

Abbildung 6: Masterplan Gesundheitswirtschaft MV 2020: Relevanz der Querschnitt-Themen für die Gestaltungsfelder<br />

(Quelle: Masterplan Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern 2020)<br />

Berücksichtigung übergreifender Konzepte<br />

Neben dem Masterplan Gesundheitswirtschaft M-V 2020 wurden u. a. die folgenden Programme,<br />

Konzepte und Gutachten im Rahmen des Projektes berücksichtigt:<br />

• Regionales Raumentwicklungsprogramm <strong>Westmecklenburg</strong> 2011 (Hrsg.: <strong>Regionaler</strong> <strong>Planungsverband</strong><br />

<strong>Westmecklenburg</strong>)<br />

• Masterplan Gesundheitswirtschaft 2010 Mecklenburg-Vorpommern (im Auftrag des Kuratoriums<br />

Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern)<br />

• Standortporträt Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern 2008 (Hrsg.: Industrie-<br />

und Handelskammer zu Schwerin)<br />

• Gesundheits- und Wellnessregion <strong>Westmecklenburg</strong> – Strategiekonzept, 2003 (erarbeitet<br />

durch das dwif)<br />

© 2012 Arbeitsgemeinschaft PROJECT M GmbH und KECK Medical GmbH 15


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

3. Bestandsanalyse und Bewertung<br />

3.1 Methodik der Bestandsanalyse<br />

Festlegung der <strong>Analyse</strong>bereiche<br />

Die <strong>Analyse</strong> sowie der Aufbau der Gesundheitswirtschafts-Datenbank für <strong>Westmecklenburg</strong><br />

erfolgten anhand umfassender Suchkriterien innerhalb von vier zentralen Erfassungsbereichen.<br />

Diese wurden in Anlehnung an die Gestaltungsfelder des Masterplans Gesundheitswirtschaft<br />

M-V 2020 definiert und entsprechend erweitert.<br />

1 Gesundheitsdienstleister<br />

� Krankenhaus/Kliniken<br />

� Vorsorge-/Rehabilitationseinrichtung<br />

� Präventions-/Gesundheitszentrum<br />

� Arztpraxis<br />

2 Produzenten von Gesundheitsprodukten<br />

� Medizin- und Gerontotechnik<br />

� Pharmazeutische Industrie<br />

� Bio- und Gentechnologie<br />

3 Gesundheitstourismus<br />

� Beherbergung<br />

� Kurort/Heilbad/Erholungsort<br />

� Therme<br />

4 Gesundheitsorientierte Forschung und Lehre<br />

� (Fach-)Hochschule/Universität<br />

� Forschungsinstitut<br />

� Apotheke<br />

� Freier Gesundheitsberuf<br />

� Pflegeeinrichtung<br />

� Altersgerechtes Wohnen<br />

� Gesundheitshandwerk<br />

� Fitnessprodukte<br />

� Gesundheitsernährungsprodukte<br />

� Aktiv-/Sportinfrastruktur<br />

� Tourismusverband<br />

� Naturräumliches/klimatisches<br />

Potenzial<br />

� Aus- und Weiterbildungsstätte<br />

� Tagungen und Veranstaltungen<br />

Abbildung 7: Suchfelder zur Bestandsanalyse (Quelle: PROJECT M und KECK Medical 2011)<br />

Vorgehensweise innerhalb der Bestandsanalyse<br />

� Krankenkasse<br />

� Service/Beratung<br />

� Netzwerk/Initiative<br />

� Sonstiges<br />

� Gesundheitsbekleidung<br />

� Netzwerk/Initiative<br />

� Sonstiges<br />

� Netzwerk/Initiative<br />

� Sonstiges<br />

� Netzwerk/Initiative<br />

� Sonstiges<br />

Zur Identifizierung der Stärken einer potenziellen Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong><br />

wurde ein gestuftes <strong>Analyse</strong>verfahren angewendet (Abbildung 8). Innerhalb des jeweiligen<br />

Suchfeldes bzw. Erfassungsbereiches wurden in einem ersten Schritt grundlegende Merkmale<br />

und Angebote erfasst. Anschließend wurden über einen Scoring-Ansatz (semiquantitativ)<br />

Stärken und herausragende Angebote identifiziert. In einem zweiten Schritt wurde für<br />

diese eine tiefergehende Beschreibung der Potenziale vorgenommen. Die mit der Lenkungs-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

gruppe abgestimmten Ergebnisse der Bestandsanalyse wurden zudem in einem Workshop<br />

mit regionalen Akteuren durch weitere Impulse von außen ergänzt, es wurden weitere gemeinsame<br />

Stärken und Chancen im Bereich der Gesundheitswirtschaft identifiziert und<br />

Ideen für die weitere Entwicklung generiert. Im Anschluss daran wurden entsprechende<br />

Ableitungen für die Stärken-Schwächen Chancen-Risiken-<strong>Analyse</strong> (<strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong>) getroffen<br />

und Entwicklungschancen aufgezeigt.<br />

1<br />

Desktop-Research, Lenkungsgruppe, Experteninterviews, schriftliche<br />

Erfassung<br />

Aufbau Datenbank Gesundheitswirtschaft<br />

<strong>Westmecklenburg</strong><br />

� Erfassung grundlegender<br />

Merkmale und Angebote<br />

� Identifizierung von Stärken /<br />

herausragenden Angeboten<br />

� Ca. 150 Datensätze<br />

Definierte Handlungs- und Suchfelder<br />

Detailanalyse herausragender<br />

Ansätze<br />

<strong>Analyse</strong> relevanter Trends- und Marktentwicklungen;<br />

Wettbewerb / Benchmarks<br />

2<br />

� Tiefergehende Beschreibung<br />

von Potenzialen<br />

(Produkte, Unternehmen,<br />

Initiativen, Themen etc.)<br />

Abbildung 8: Vorgehensweise Bestandsanalyse (Quelle: PROJECT M und KECK Medical 2011)<br />

Aufbereitung<br />

für Workshop<br />

Ableitung für<br />

<strong>SWOT</strong><br />

Die Grundlage für diese Einschätzungen bildeten einerseits die Ergebnisse aus dem Desktop-<br />

Research, den Experteninterviews, den Lenkungsgruppensitzungen sowie dem regionalen<br />

Workshop, andererseits die <strong>Analyse</strong>ergebnisse relevanter Trends- und Marktentwicklungen<br />

sowie des Wettbewerbers und von Benchmarks.<br />

Die Vorgehensweise zur Bestandsanalyse war von einer deduktiven und einer induktiven<br />

Definition von Suchfeldern in der Gesundheitswirtschaft geprägt. Bei dem deduktiven Ansatz<br />

wurden entsprechende Vorgaben und Rahmenbedingungen berücksichtigt, um aufgrund<br />

dieser Voraussetzungen auf die jeweiligen Potenziale zu schließen. Beim induktiven Ansatz<br />

wurde untersucht, welche Unternehmen ein gemeinsames Innovationsinteresse haben und<br />

welche sonstigen Synergiepotenziale bei den regionalen Unternehmen und Institutionen<br />

identifizierbar waren. Auf dieser Grundlage wurden Stärken und mögliche Alleinstellungsmerkmale<br />

einer Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> herausgearbeitet. Die folgende Abbildung<br />

9 verdeutlicht dieses Vorgehen beispielhaft anhand des Suchfeldes für Produzenten von<br />

Gesundheitsprodukten.<br />

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3


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Deduktiver<br />

Ansatz<br />

Induktiver<br />

Ansatz<br />

� Welche Vorgaben/Rahmenbedingungen sind relevant ?<br />

� Masterplan MV<br />

� Life Sciences<br />

� Gesundheitsdienstleistungen<br />

� Gesundes Altern<br />

� Gesundheitstourismus<br />

� Ernährung für die Gesundheit<br />

� Welche Unternehmen haben ein gemeinsames Innovationsinteresse?<br />

Welche sonstigen Synergiepotenziale sind bei den regionalen<br />

Unternehmen und Institutionen zu identifizieren? Beispiele 2 :<br />

� Humansensorik<br />

� Medizintechnischer<br />

Service<br />

� Medizintechnologische Trends 1<br />

� Bildgebende Verfahren: Quantitative Beurteilung<br />

� Interventionelle Techniken: Modularisierung, Smart<br />

instruments, besseres „user-interface.<br />

� Biomarker: Reproduzierbar und zuverlässig<br />

� Aktive Implantate: Schnittstellen, Kommunikation<br />

� Zell- und Gewebetechnik: Extrazelluläre Matrix,<br />

automatisierte Fertigung<br />

� Informations- und Kommunikationstechnik<br />

Positionierung der Gesundheitsregion<br />

<strong>Westmecklenburg</strong><br />

� Medizinische<br />

Sicherheitssysteme 3<br />

1 Quelle: Dössel, Karlsruher Institut für Medizintechnik, Vortrag auf der Zukunftskonferenz Medizintechnik Berlin 2011 2 Noch ohne<br />

regionalen Bezug 2 Ggf. in Ambient Assisted Living Systemen verwendbar<br />

Abbildung 9: Deduktive und induktive Definition von Suchfeldern in der Gesundheitswirtschaft<br />

Systematik der Darstellung<br />

� Serviceketten für<br />

Endkunden<br />

Die nachfolgenden Kapitel 3.2 bis 3.4 beinhalten die Ergebnisse der Bestandsanalyse jeweils<br />

bezogen auf die vier Erfassungsbereiche:<br />

• Zu Beginn wird die Marktsituation auf Grundlage spezieller Markttrends kurz erläutert.<br />

• Anschließend werden die Ergebnisse der Bestandsanalyse dargestellt. Zu Beginn<br />

steht jeweils ein Überblick zu den Ergebnissen in Relation zu den Handlungsschwerpunkten<br />

laut Masterplan Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern 2020, der Trendkompatibilität<br />

sowie dem Synergiepotenzial. Die Trendkompatibilität gibt an, inwiefern<br />

die Angebote <strong>Westmecklenburg</strong>s den aktuellen und relevanten Trends entsprechen. Das<br />

mögliche Synergiepotenzial zeigt, inwieweit die Kooperation mit anderen Bereichen förderlich<br />

für die Etablierung einer Gesundheitsregion in <strong>Westmecklenburg</strong> wirken kann. Im<br />

Anschluss daran werden die Ergebnisse im Einzelnen dargestellt und beispielhaft herausragende<br />

Ansätze bzw. Anbieter genannt.<br />

• Zur Einordnung der Ergebnisse in den Wettbewerb wurde darauf folgend ein Benchmarking<br />

mit relevanten Gesundheitsregionen, selektiert nach der jeweiligen Relevanz<br />

für den Erfassungsbereich, vorgenommen.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

• Schließlich wurden die Ergebnisse in einer <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong> zusammengeführt und auf<br />

die Stärken fokussierte Entwicklungschancen dargestellt.<br />

Tabelle 4 zeigt die im Rahmen der Bestandsanalyse zugrunde gelegten Kriterien der Erfassung<br />

in den vier Erfassungsbereichen sowie die zusätzlich zu den bereits in Kapitel 1.2 erwähnten<br />

wichtigsten Quellen:<br />

Erfassungsbereich<br />

Produzenten von<br />

Gesundheitsprodukten <br />

Gesundheits-<br />

dienstleister <br />

Gesundheitstou-<br />

rismus<br />

Kriterien der Bestandserfassung<br />

• Produkte, die im Rahmen<br />

des Produktionsprozesses<br />

einen messbaren gesund-<br />

heitlichen Mehrwert ge-<br />

winnen: u. a. Medizin-<br />

technik, pharmazeutische<br />

Produkte, Functional<br />

Food<br />

• Akutkliniken, Rehaklini-<br />

ken, Zulieferer. Weitere<br />

Unternehmen nur bei<br />

eindeutigen Alleinstel-<br />

lungsmerkmalen<br />

• Erfassung gesundheits-<br />

touristisch relevanter<br />

Infra- und Angebotsstruk-<br />

tur, Identifizierung rele-<br />

vanter Angebote v. a. an-<br />

hand der 3 gesundheits-<br />

touristischen Bereiche<br />

Verwendete Quellen (u. a.)<br />

• Standortporträt Gesundheits-<br />

wirtschaft Mecklenburg-<br />

Schwerin<br />

• Gesundheitsführer Schwerin,<br />

Landkreis Parchim, Landkreis<br />

Ludwigslust<br />

• Homepage der Unternehmen<br />

• Offene Internetrecherche<br />

• <strong>Regionaler</strong> <strong>Planungsverband</strong><br />

<strong>Westmecklenburg</strong><br />

• Standortporträt Gesundheits-<br />

wirtschaft Mecklenburg-<br />

Schwerin<br />

• Gesundheitsführer Schwerin,<br />

Landkreis Parchim, Landkreis<br />

Ludwigslust<br />

• Homepage der Unternehmen<br />

• Offene Internetrecherche<br />

• <strong>Regionaler</strong> <strong>Planungsverband</strong><br />

<strong>Westmecklenburg</strong><br />

• Gastgeberverzeichnis<br />

• RelaxGuide<br />

• Homepage der Betriebe<br />

• Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin<br />

• Bäderverband Mecklenburg-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Erfassungsbe-<br />

reich <br />

Gesundheitsorien-<br />

tierte Forschung<br />

und Lehre<br />

Kriterien der Bestands-<br />

erfassung<br />

i.w.S., u. a.:<br />

• Beherbergungsbetriebe,<br />

die z. B. über mind. ein<br />

Schwitzangebot (Sau-<br />

na/Dampfbad) verfügen,<br />

(gesundheitstouristisch)<br />

zertifiziert sind, Hinweise<br />

auf Wellness- und Präven-<br />

tionsangebote, Angebote<br />

mit (medizin.-therap.)<br />

qualifiziertem Personal,<br />

Selbstzahlerangebote von<br />

Reha-Kliniken<br />

• Netzwerke/Initiativen,<br />

Strukturen, Prozesse und<br />

Marketinginitiativen mit<br />

gesundheitstouristischer<br />

Relevanz (z. B. Gastrono-<br />

mie/Ernährung,Nachhal- tigkeit, Barrierefreiheit)<br />

• Sonstige ergänzende relevante<br />

Angebote<br />

• Hochschulen, Fachhochschulen,<br />

sonstige Ausbil-<br />

dungsinstitutionen,For- schungsinstitutionen<br />

Tabelle 4: Kriterien der Bestandsanalyse und verwendete Quellen<br />

Verwendete Quellen (u. a.)<br />

Vorpommern<br />

• Portal des Landes MV<br />

• <strong>Regionaler</strong> <strong>Planungsverband</strong><br />

<strong>Westmecklenburg</strong><br />

• Investorenportal des Landes<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

• Offene Internetrecherche für<br />

alle Bereiche<br />

• Standortporträt Gesundheitswirtschaft<br />

Mecklenburg-<br />

Schwerin<br />

• Gesundheitsführer Schwerin,<br />

Landkreis Parchim, Landkreis<br />

Ludwigslust<br />

• Homepage der Unternehmen<br />

• Offene Internetrecherche<br />

• <strong>Regionaler</strong> <strong>Planungsverband</strong><br />

<strong>Westmecklenburg</strong><br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

3.2 Produzenten von Gesundheitsprodukten<br />

3.2.1 Marktsituation<br />

Der Markt für Medizinprodukte ist in nahezu allen Segmenten ein internationaler Markt.<br />

Daher sind die Exportchancen ein entscheidender Maßstab für den zukünftigen Erfolg. Eine<br />

<strong>Analyse</strong> der Unternehmensberatung Roland Berger weist in diesem Kontext 9 Produktkategorien<br />

der Gesundheitswirtschaft eine mittlere bis hohe Marktattraktivität zu. Sieht man von<br />

den Produktkategorien ab, die primär Dienstleistungen darstellen, findet man folgendes<br />

Ergebnis: Eine hohe Marktattraktivität wird bei Generika, Medizintechnik (kostengünstig<br />

und High-End), patentgeschützten Arzneimitteln und Verbrauchsmaterial gesehen. Eine<br />

mittlere Marktattraktivität wird den Bereichen 2. Gesundheitsmarkt, E-Health und dem<br />

Komplex des Versorgungsmanagements zugeordnet.<br />

Abbildung 10: Exportchancen und die deutsche Position. (Quelle: Roland Berger , Weltweite Gesundheitswirtschaft-<br />

Chancen für Deutschland, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, 2011)<br />

Da die Medizintechnik und die pharmazeutische Industrie die beiden bedeutendsten Segmente<br />

im Bereich der Medizinprodukte darstellen, werden diese im Folgenden gesondert<br />

betrachtet.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Medizintechnik: Deutschland ist einer der 3 führenden Medizintechnikstandorte der Welt.<br />

Rund 1/3 ihrer Umsätze erzielen deutsche Medizintechnikhersteller mit Produkten, die nicht<br />

älter als 3 Jahre sind. Durchschnittlich investieren die Unternehmen der Medizintechnik-<br />

Industrie rund 9 % ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Der wichtigste Wachstumstreiber<br />

der Branche ist der Export: Im Schnitt liegt die Exportquote zwischen 2005 und<br />

2010 bei 66 %; in den fünf Jahren zuvor war sie noch 10 Prozentpunkte niedriger. Die Auslandsabhängigkeit<br />

ist bei den elektromedizinischen Erzeugnissen dabei mit einer Exportquote<br />

von 77 % noch höher als bei der Medizinmechanik (58 %). (Quelle: Going Public, Kapitalmarktmagazin<br />

11/2010)<br />

Abbildung 11: Medizintechnologie in Deutschland (Quelle: Going Public, Kapitalmarktmagazin 11/2010, Spectaris,<br />

BVMed, Statistisches Bundesamt)<br />

Eine Umfrage (2010) des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed), an der sich 94<br />

Unternehmen beteiligt haben, zeigt: 94% der medizintechnischen Unternehmen gaben an,<br />

die Berufsaussichten für Ingenieure seien gut bis sehr gut. Bei Fachkräften lag der Wert sogar<br />

bei 98 %. Offene Stellen gibt es vor allem im Vertrieb (66 der 94 Unternehmen), in Marketing<br />

und Kommunikation (35), Key Account Management (27) und Forschung & Entwicklung<br />

(24). Nur 4 % der Unternehmen gaben an, derzeit keine offenen Stellen zu haben.<br />

(Quelle: Going Public, Kapitalmarktmagazin 11/2010).<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Die Wachstumsperspektiven der Medizintechnik werden in den kommenden Jahren und<br />

Jahrzehnten sehr günstig bleiben. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt<br />

wird in den OECD-Ländern in Zukunft weiter steigen. Bis 2020 ist in den USA mit<br />

einem Anstieg von derzeit rund 16% auf über 20% und in den übrigen OECD-Ländern von<br />

durchschnittlich rund 9 % auf ca. 15 % zu rechnen. Steigende Einkommen und steigende<br />

Ausgabenanteile sorgen also für einen doppelten expansiven Effekt bei der Gesundheitsnachfrage.<br />

Damit sind die Wachstumsperspektiven der Medizintechnik sowohl von der Nachfrage-,<br />

als auch von der Angebotsseite günstig. Insgesamt dürften die Umsätze bis 2020 in<br />

Deutschland jahresdurchschnittlich um 8 % zunehmen. (Quelle: Medizintechnik in Deutschland,<br />

Studie im Auftrag der HSH Nordbank 2008)<br />

Pharmazeutische Industrie: Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2010 pharmazeutische<br />

Erzeugnisse im Wert von 26,9 Milliarden Euro produziert. Das sind 1,6 Prozent<br />

mehr als im Jahr 2009 mit 26,5 Milliarden Euro. Über die Hälfte der pharmazeutischen Erzeugnisse<br />

stammte aus den Betrieben der forschenden Pharma - Unternehmen. Diese stellten<br />

2010 Arzneimittel im Wert von 14,6 Milliarden Euro her und steigerten damit ihre Produktion<br />

um 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. (Quelle: Die pharmazeutische Industrie in<br />

Deutschland, vfa 2011)<br />

Abbildung 12: Produktion der pharmazeutischen Industrie. (Quelle: Die pharmazeutische Industrie in Deutschland,<br />

vfa Verband Forschender Arzneimittelhersteller e. V. 2011)<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Deutschland galt deshalb lange Zeit als die „Apotheke der Welt“. Doch die weltweite Spitzenposition<br />

muss sich Deutschland mittlerweile mit anderen Ländern wie den USA, Frankreich<br />

oder der Schweiz teilen. Weitere Wettbewerber drängen auf den Markt. Gleichwohl weist<br />

Deutschland eine Reihe von Stärken auf, die es für die pharmazeutische Industrie qualifiziert<br />

und bei der Standortwahl regelmäßig hervorgehoben werden. Dazu gehören eine günstige<br />

Infrastruktur, leistungsstarke Cluster und der große nationale Gesundheitsmarkt.<br />

Im Jahr 2009 waren fast drei Viertel der Unternehmen der pharmazeutischen Industrie sogenannte<br />

Innovatoren. Diese Unternehmen haben in den letzten drei Jahren mindestens<br />

eine Produkt- oder Prozessinnovation eingeführt. Gleichzeitig haben die Unternehmen der<br />

pharmazeutischen Industrie aber nur knapp 15 Prozent des Branchenumsatzes mit Produktneuheiten<br />

erwirtschaftet. (Quelle: Die pharmazeutische Industrie in Deutschland, vfa Verband<br />

Forschender Arzneimittelhersteller e. V. 2011)<br />

Die pharmazeutische Industrie befindet sich weltweit in einer Umbruchsituation. Ein wesentliches<br />

Kennzeichen der Situation ist die Tatsache, dass trotz wesentlich höherer Investitionen<br />

in Forschung und Entwicklung die Anzahl der neuen wirksamen Substanzen sinkt.<br />

(Quelle: Pharma 2020: The vision, which path will you take?, PricewaterhouseCoopers 2007)<br />

3.2.2 Ergebnisse der Bestandsanalyse<br />

Die Nähe zu der Metropole Hamburg sowie insbesondere die internationale Verkehrsanbindungen<br />

durch den Hamburger Flughafen stellen für die produzierenden Unternehmen der<br />

Gesundheitswirtschaft <strong>Westmecklenburg</strong>s einen wertvollen Standortvorteil dar. So haben<br />

sich in <strong>Westmecklenburg</strong> auch international tätige Unternehmen angesiedelt. Eine nähere<br />

Betrachtung zeigt, dass dies jedoch vor allem in der Medizintechnik stattgefunden hat, während<br />

in Bereichen wie Biotechnologie, pharmazeutische Industrie etc. keine relevanten bzw.<br />

nur geringe Ausprägungen vorhanden sind. Als regionalspezifischer Nachteil wird von Unternehmen<br />

die geringe Verfügbarkeit an Fachkräften und die niedrige Dichte an Forschungseinrichtungen<br />

genannt.<br />

Insgesamt wurden 33 Unternehmen identifiziert, die entweder ausschließlich oder im Teilportfolio<br />

gesundheitsorientierte Produkte herstellen. 25 dieser Unternehmen stellen medizintechnische<br />

Produkte her (s. auch Absatz Medizintechnik), 5 sind im Bereich der Biotechnologie,<br />

pharmazeutischer Erzeugnisse oder diagnostischer Substanzen aktiv, 3 stellen Ernährungsprodukte<br />

her.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Konformität mit den Themen des Masterplans<br />

MV<br />

Life Sciences<br />

Biotechnologie<br />

Medizintechnik<br />

Pharmazeutik<br />

Keine relevante Ausprägung<br />

Breites Spektrum, von<br />

Existenzgründern bis zu<br />

international aktiven<br />

Unternehmen, kaum<br />

Vernetzung<br />

Geringe Ausprägung, wenige<br />

Kleinbetriebe<br />

Trendkompatibilität Potenzielle Synergien 1<br />

Wachstumsmarkt: Prognosen<br />

beziffern den CAGR auf 3-4.5<br />

% (Industrieländer) und 9-16<br />

% (Schwellenländer) 2<br />

Keine relevante<br />

Ausprägung<br />

Bedarf bei<br />

Fachkräftesicherung,<br />

Forschung und<br />

Entwicklung<br />

Geringe Ausprägung<br />

Sonstiges Keine relevante Ausprägung Keine relevante<br />

Ausprägung<br />

Gesundes Altern<br />

Produkte für die ältere<br />

Generation<br />

Ernährung, gesund<br />

Produkte mit<br />

Gesundheitsnutzen<br />

Keine relevante Ausprägung Keine relevante<br />

Ausprägung<br />

Keine relevante Ausprägung,<br />

jedoch breit aufgestellte<br />

Ernährungswirtschaft<br />

Aktuell keine relevante<br />

Ausprägung<br />

1 Einschätzung eines möglichen Nutzens im Rahmen der Zusammenarbeit der Unternehmen in einer<br />

Gesundheitsregion 2 Legende: Synergiepotenzial Sehr gering Hoch<br />

Quelle: Globale Absatzmärkte Medizintechnik, Studie im Auftrag der HSH Nordbank<br />

2009<br />

Abbildung 13: Übersicht der Ergebnisse der Bestandsanalyse für produzierende Unternehmen der Gesundheitswirtschaft<br />

Medizintechnik: Breites Spektrum an Unternehmen, Schwerpunkt im Bereich<br />

der Sensorik<br />

In der Medizintechnik <strong>Westmecklenburg</strong>s ist ein breites Spektrum an innovativen Existenzgründern<br />

bis hin zu international aktiven Unternehmen zu finden.<br />

Grundsätzlich sind Unternehmen in drei Unternehmenskategorien und ein thematischer<br />

Schwerpunkt identifizierbar.<br />

Unternehmenskategorien Eigenschaften Beispiel<br />

1 Forschungsintensive Unter-<br />

nehmen in der Aufbauphase<br />

• Produkt noch nicht marktfähig<br />

oder in der Markt-<br />

etablierungsphase<br />

2 Nischen-Anbieter • Diese Unternehmen pro-<br />

duzieren spezielle Teile für<br />

Komplettsystemanbieter<br />

• Microstim GmbH<br />

• Bluepoint Medical<br />

GmbH<br />

• HNP Mikrosysteme<br />

GmbH<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Unternehmenskategorien Eigenschaften Beispiel<br />

3 Anbieter von Komplettsys-<br />

temen<br />

Tabelle 5: Unternehmenskategorien in der Medizintechnik<br />

• Produktion anwendungs-<br />

bereiter Medizintechnik<br />

• Sensatronic GmbH<br />

• Hoffrichter<br />

• Webeco Hygiene in<br />

Medizin und Labor<br />

GmbH & Co. KG<br />

Eine Darstellung auf Einzelbetriebsebene zeigt beispielhaft, dass sich in allen drei Unternehmenskategorien<br />

Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen befinden:<br />

Unternehmenskategorie 1:<br />

Microstim verfolgt das Ziel, einen Muskelstimulator<br />

zu entwickeln, der die mechanischen Eigenschaften<br />

eines Muskels durch Erhalt seiner schnellen und kräftigen<br />

Muskelfaser unterstützt. Dies wird erreicht, indem<br />

die Stimulationshäufigkeit auf einen Wert begrenzt<br />

wird, der eine vollständige Anpassung des Muskelgewebes<br />

hin zu einem langsam und schwach kontrahierenden<br />

Muskel verhindert. Mit dem neuen Microstim<br />

Muskelstimulator lassen sich ca. 50% der schnellen und<br />

kräftigen Muskelfasern erhalten.<br />

Im Oktober 2011 investierten Technologiefonds 1.5 Mio<br />

€ in das Unternehmen.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Unternehmenskategorie 2:<br />

HNP Mikrosysteme stellt Mikrozahnringpumpen her.<br />

Dies sind miniaturisierte Rotationsverdrängerpumpen<br />

für die Dosierung und Förderung niedrig- bis hochviskoser<br />

Flüssigkeiten. Einsatzgebiete der Mikrozahnringpumpe<br />

liegen breit gestreut in der Chemie- und Verfahrenstechnik,<br />

dem Maschinen- und Anlagenbau, der<br />

<strong>Analyse</strong>technik, der Medizin- und Biotechnik sowie in<br />

den Bereichen Pharma oder Brennstoffzellentechnik.<br />

Sie kommen überall dort zum Einsatz, wo kleine Flüssigkeitsmengen<br />

und -ströme präzise dosiert werden<br />

müssen<br />

Unternehmenskategorie 3:<br />

Hoffrichter produziert mit 128 Mitarbeitern Geräte für<br />

die Atemtherapie, für die druck- und volumengesteuerte<br />

Heimbeatmung und Drucksensoren. Der Exportanteil<br />

liegt bei 50%.<br />

Eine Betrachtung der Produktfelder zeigt einen Schwerpunkt in einem speziellen medizintechnischen<br />

Bereich: Der Sensorik. 6 Unternehmen produzieren Sensoren, die ausschließlich<br />

oder teilweise gesundheitsorientiert verwendet werden.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Sensorik<br />

Unternehmensbeispiele Produkte u. a.<br />

Envitec<br />

IT Dr. Gambert Gassensoren<br />

Pulsoximetrie-, Atemgas-, Atemalkohol-, Industrie- und<br />

Tauchsensoren und Überwachungsgeräte<br />

Airsense Analytics Geräteentwicklung und Geräteherstellung für die Sensorik u. a.<br />

im Rahmen medizinischer Fragestellungen<br />

Bluepoint Medical Sensoren für die Anwendung an Patientenmonitoren der meisten<br />

weltweit führenden Hersteller<br />

Sensatronic Temperatur- und Flußsensoren<br />

Hoffrichter Atemtherapie- und Beatmungsgeräte, Drucksensoren<br />

Weitere Unternehmen aus Bereichen wie Dentaltechnik, diagnostische Schnellteste, Edelstahlrohrsysteme, in vitro-Diagnostik,<br />

Mikrozahnringpumpen, Titan-Implantate.<br />

Abbildung 14: Beispiele von Unternehmen mit Sensorik im Produktportfolio<br />

Die Bandbreite umfasst Sensoren für die Atemgasanalytik, Temperatur- und Flußsensoren<br />

sowie Drucksensoren.<br />

Der Bereich Medizintechnik/Sensorik ist ein Segment des im Masterplan genannten<br />

Schwerpunktes „Life Sciences“.<br />

Kein Schwerpunkt bei nicht-medizintechnischen Unternehmen<br />

Die verbleibenden 8 nicht-medizintechnischen Unternehmen sind divers aufgestellt, von<br />

Schnelldiagnostika, speziellen Zellkulturen bis hin zu gesunden Ernährungsprodukten. Ein<br />

Schwerpunkt ist jedoch nicht identifizierbar.<br />

3.2.3 Benchmarks und Vergleichsregionen<br />

In Anbetracht des medizintechnischen Schwerpunktes <strong>Westmecklenburg</strong>s wurden als Vergleichsregionen<br />

auch Gesundheitsregionen mit medizintechnischem Schwerpunkt ausgewählt.<br />

Medizintechnisch orientierte regionale Netzwerke sind in der Regel entweder eine<br />

Austauschplattform für die regionalen Medizintechnikunternehmen oder sie fokussieren ein<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

spezielles Segment der Medizintechnik. Regionen mit speziellem Fokus zeigen eine stärkere<br />

Verflechtung der beteiligten Akteure, z. B. in gemeinsamen Forschungsprojekten.<br />

Die im Folgenden vorgestellten Benchmark-Netzwerke sollten aus Vergleichsgründen zusätzlich<br />

jeweils ländlich geprägt und zugleich in Metropolennähe liegen.<br />

1<br />

� Sensorik Bayern GmbH<br />

Die Strategische Partnerschaft Sensorik e.V. (SPS) soll die Unternehmensvernetzung,<br />

Innovationsförderung und Kompetenzbildung vorantreiben, u. a. durch<br />

gemeinschaftliche Projekte, Fachkräftepool, Kompetenzpool, Fort- und Weiterbildung,<br />

Firmendatenbank. Die Tochtergesellschaft Sensorik-Bayern GmbH bietet u. a.<br />

Dienstleistungen in der Forschung & Entwicklung, im Innovationsmanagement und in<br />

der Unternehmensberatung an.<br />

Die Strategische Partnerschaft Sensorik e. V. (SPS) bildet für den Bereich Sensorik im Rahmen<br />

der Cluster-Offensive des Freistaats Bayern das Netzwerk und die Plattform zur Sensorforschung<br />

und -entwicklung. Dem Verein gehören bereits mehr als 50 Mitgliedsfirmen und -<br />

institute aus Wirtschaft und Wissenschaft an sowie über 150 Partner. Dabei soll das Sensorik-Netzwerk<br />

mit seinen Akteuren aus der Industrie und Wissenschaft die Unternehmensvernetzung,<br />

Innovationsförderung und Kompetenzbildung vorantreiben. In gemeinschaftlichen<br />

Projekten – sowohl bei den Grundlagen, als auch bei den Applikationen – werden die in<br />

Bayern verteilten Ressourcen optimal genutzt.<br />

2<br />

� Arbeitsgemeinschaft Medizintechnik e.V. in Schleswig-Holstein<br />

Innovationsnetz für die regionalen medizintechnischen Akteure von Hochschulen,<br />

Kliniken und Unternehmen. Veranstaltungen überwiegend zu Innovationsthemen. Ca.<br />

59 Mitglieder. In Kooperation mit Life Science Nord.<br />

Die AGMT ist eine 1989 gegründete Vereinigung, ihre Mitglieder sind in Schleswig-Holstein<br />

sowie den angrenzenden Ländern Hansestadt Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

angesiedelt. Dazu gehören ebenfalls die medizintechnik-relevanten Hochschulinstitute und<br />

Forschungseinrichtungen des Landes in Verbindung mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.<br />

Grundlagenwissenschaften, klinische und vorklinische Forschung, klinische<br />

Anwendung und Ingenieur- bzw. Naturwissenschaften sind ebenso einbezogen, wie Informatik<br />

und Managementtechniken. Die AGMT arbeitet ihrerseits mit den Ministerien des Landes,<br />

den Industrie- und Handelskammern, Verbänden und Fachvereinigungen, den Versorgungs-<br />

bzw. Kostenträgern des Gesundheitssystems sowie Akteuren der Technologie- und<br />

Wirtschaftsförderung zusammen.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

3<br />

� Medical Mountains – medizintechnisches Netzwerk<br />

Tuttlingen/Neckar-Alb<br />

U. a. Unterstützung bei der Suche nach Innovationspartnern im In- und Ausland und<br />

bei der Erschließung neuer Märkte (z. B. Argentinien, Brasilien). Information über<br />

aktuelle Fördermaßnahmen und zu neuen Technologien und Trends. Patent- und<br />

Erfindersprechtag.<br />

Das MedicalMountains Clustermanagement bietet ein Netzwerk, das über die Grenzen der<br />

Clusterstruktur der Region Tuttlingen/Neckar-Alb hinausgeht und die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

heimischer Unternehmen aus dem Bereich der Medizintechnik stärkt.<br />

MedicalMountains ist eine gemeinsame Gesellschaft der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg,<br />

der BIOPRO Baden-Württemberg GmbH und des Landkreises Tuttlingen. Die Gesellschaft<br />

ist Preisträger im Clusterwettbewerb des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Baden-<br />

Württemberg und wird durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)<br />

und das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden Württemberg gefördert.<br />

3.2.4 <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Stärken<br />

� Zahlreiche medizintechnische Unternehmen, z. T.<br />

mit internationalen Vertriebsaktivitäten mit einem<br />

Schwerpunkt im Bereich Sensorik<br />

� Unmittelbare Nähe zur Metropole Hamburg<br />

Chancen<br />

� Vernetzung der medizintechnischen Unternehmen<br />

mit den Zielen<br />

o Fachkräfterekrutierung<br />

o Innovationsprojekte<br />

o Vernetzung mit HH Unternehmen<br />

o Unternehmensansiedlungen (u. a.<br />

Zulieferer)<br />

o Zusammenarbeit im Vertrieb (z. B.<br />

gemeinsame Messeauftritte)<br />

Schwächen<br />

� Erschwerte Fachkräfterekrutierung, u. a. durch<br />

den Wettbewerb der Metropole Hamburg<br />

� Sehr niedrige Dichte an Universitäten und an<br />

Forschungseinrichtungen<br />

� In Gegenüberstellung zu vergleichbaren<br />

Regionen deutlicher Mangel an Vernetzung<br />

Risiken<br />

� Verschärfung des Fachkräftemangels durch den<br />

demographischen Wandel und Abwanderung<br />

� Abwanderung von Unternehmen infolge des<br />

Fachkräftemangels<br />

<strong>Westmecklenburg</strong> besitzt eine beachtliche Bandbreite an medizintechnischen Unternehmen,<br />

vom forschungsorientierten Start-up bis hin zu Unternehmen mit mehr als 100<br />

Mitarbeitern und mehr als 50 % Exportanteil. Ein Produktschwerpunkt liegt im Bereich der<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

medizinischen Sensorik. Vorteilhaft insbesondere für die international agierenden Unternehmen<br />

ist die Nähe zur Metropole Hamburg mit ihrem Flughafen.<br />

Andererseits bedingt die Nähe der Metropolregion auch eine zusätzliche Erschwerung der<br />

Fachkräfterekrutierung. Eine zusätzliche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die<br />

niedrige Dichte an Universitäten und an Forschungseinrichtungen. In der Gegenüberstellung<br />

zu vergleichbaren Regionen zeigt sich ebenfalls ein deutlicher Mangel an Vernetzung.<br />

Die relative Homogenität der produzierenden Unternehmen der Gesundheitswirtschaft<br />

(überwiegend Medizintechnik) eröffnet jedoch Chancen für die positiven Effekte einer Vernetzung.<br />

Die medizintechnischen Unternehmen können durch Zusammenarbeit u. a. in<br />

den Bereichen Fachkräfterekrutierung, Innovation, Vernetzung mit Hamburger<br />

Unternehmen, Unternehmensansiedlungen (u. a. Zulieferer) und Zusammenarbeit<br />

im Vertrieb (z. B. gemeinsame Messeauftritte) Synergien realisieren.<br />

In diesem Rahmen kann ebenfalls das erhebliche Risiko einer zukünftigen Abwanderung<br />

der Fachkräfte kompensiert werden.<br />

3.3 Gesundheitsdienstleister<br />

3.3.1 Marktsituation<br />

Die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen wird durch die Alterung der Bevölkerung<br />

in den nächsten Jahren steigen, alterstypische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Die<br />

Zuwachsraten (Prävalenz-Erkrankte oder Inzidenz-Neuerkrankungen in Deutschland) 2030<br />

gegenüber 2007 lassen sich bei den folgenden häufigen Erkrankungen bereits jetzt beziffern:<br />

Apoplex (Schlaganfall) +37%, COPD (chronische Lungenerkrankung) +23%, Demenz(z. B.<br />

Alzheimer) +51%, Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit) +20 bis 22%, Herzinfarkt +42%,<br />

Krebserkrankungen+26%, Oberschenkelhalsfraktur (Oberschenkelhalsbruch) + 42 %,<br />

Rheumatoide Arthritis(entzündliche Erkrankung der Gelenke) + 18 %. (Quelle: Beske, Public<br />

Health Forum 18 Heft 66 2010)<br />

Grundsätzlich wird in Deutschland die Versorgung der Bevölkerung mit Akutkliniken durch<br />

das Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) geregelt. Es verpflichtet die Bundesländer, eine<br />

bedarfsgerechte Versorgung mit leistungsfähigen und eigenverantwortlich wirtschaftenden<br />

Krankenhäusern sicherzustellen.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Im Jahr 2009 entfielen rund 100 Mrd. Euro von insgesamt 278 Mrd. Euro Gesundheitsausgaben<br />

auf stationäre und teilstationäre Einrichtungen, davon wiederum allein 70 Mrd. Euro<br />

auf Krankenhäuser. Fast 40% der Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen fließen an die<br />

Krankenhäuser (vgl. Statistisches Bundesamt 2010).<br />

Insgesamt weist Deutschland im internationalen Vergleich eine hohe Bettendichte auf (vgl.<br />

OECD 2010). Dabei gibt es aber große regionale Unterschiede in Deutschland. Vor allem<br />

strukturschwache und ländliche Regionen haben im Vergleich zu Ballungszentren eine geringere<br />

Bettendichte.<br />

Abbildung 15: Regionale Verteilung der Bettendichte. (Quelle: Statistisches Bundesamt 2010. Darstellung HWWI.)<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Die Dringlichkeit von Veränderungen und Anpassungen im Krankenhaussektor wird insbesondere<br />

vor dem Hintergrund deutlich, dass derzeit rund 10% der deutschen Akutkliniken<br />

von Insolvenz bedroht sind (vgl. Augurzky et al. 2011). Diese Situation tritt überwiegend in<br />

strukturschwachen Regionen auf. (Quelle: Zukunft von Akutkliniken, Trägerschaft, Finanzierung<br />

und Versorgung, 2011, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut gGmbH, HSH Nordbank<br />

AG). Eine Reaktion auf diese Situation ist ein seit Jahren anhaltender Konzentrationsprozess.<br />

Stand zunächst die Übernahme kommunaler Einrichtungen durch private Träger im<br />

Vordergrund, zeichnen sich aktuell vermehrt Übernahmen zwischen den privaten Trägern<br />

ab.<br />

Auch der Rehabilitationsmarkt steht bundesweit vor schwersten Herausforderungen: Die<br />

Kosten der Leistungserbringer steigen kontinuierlich, u. a. durch frühere Verlegung aus den<br />

Akutkrankenhäusern und steigende Kosten für Personal und Energie. Dem stehen jedoch<br />

nur wenige Kompensationsmöglichkeiten gegenüber. Das Kostensenkungspotenzial ist in<br />

den letzten Jahren bereits weitgehend ausgereizt worden. Die Erlöse sind im Rahmen der<br />

Rehabilitation kaum optimierbar: Rabattverträge erhöhen den finanziellen Druck weiter und<br />

häufig wird bereits über das ganze Jahr mit sehr hoher Auslastung gearbeitet.<br />

Der Rehabilitationsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern sieht sich zusätzlichen Herausforderungen<br />

gegenüber: Das Land hat die höchste Bettendicht für Rehabilitationseinrichtungen<br />

bezogen auf die Einwohnerzahl und ist somit besonders stark auf Patienten aus anderen<br />

Bundesländern angewiesen. Diese Abhängigkeit verstärkt sich kontinuierlich, da mittel- und<br />

langfristig eine weitere Abnahme der Bevölkerung prognostiziert wird. (Quelle: Vermarktung<br />

stationärer Rehabilitationsleistungen in Mecklenburg-Vorpommern, Leitfaden, 2011, Landesverband<br />

der Privatkliniken des Landes Mecklenburg-Vorpommern e. V., Bäderverband<br />

Mecklenburg-Vorpommern e. V., Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern e. V.)<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

3.3.2 Ergebnisse der Bestandsanalyse<br />

Die klinische Versorgungssituation in <strong>Westmecklenburg</strong> ist gut. Neben einem Krankenhaus<br />

der Maximalversorgung existieren 8 Krankenhäuser der Regel- und Grundversorgung.<br />

Konformität mit den Themen des Masterplans<br />

MV<br />

Akutklinken<br />

Eine Klinik der Maximalversorgung und Kliniken<br />

der Regelversorgung<br />

Internationaler Patiententourismus ist, im Wesentlichen<br />

aufgrund der Lage, nicht in größerem Maßstab<br />

realisierbar.<br />

Rehakliniken<br />

Breites Angebot sowohl im Inland als auch an der<br />

Küste.<br />

Die Klinikendecken alle wesentlichen Bereiche der<br />

Rehabilitation ab. Schwerpunkt im Suchtbereich.<br />

Sonstige Dienstleister<br />

Trendkompatibilität<br />

Bedarf im Rahmen der<br />

Versorgung der regionalen<br />

Bevölkerung weitestgehend<br />

vorhanden.<br />

Das Portfolio der Reha-<br />

Kliniken entspricht<br />

überwiegend dem Bedarf im<br />

Rahmen der demografischen<br />

Entwicklung.<br />

Potenzielle Synergien<br />

1<br />

Bedarf bei<br />

Fachkräftesicherung<br />

und Forschung<br />

Bedarf bei<br />

Fachkräftesicherung<br />

und Forschung<br />

Kaum extraklinische Spezialdienstleister Wie Reha-Kliniken Bedarf bei<br />

Fachkräftesicherung<br />

und Forschung<br />

1 Erste Einschätzung eines möglichen Nutzens im Rahmen der Zusammenarbeit in einer<br />

Gesundheitsregion<br />

Abbildung 16: Übersicht der Ergebnisse der Bestandsanalyse für Gesundheitsdienstleister<br />

Legende: Synergiepotenzial Sehr gering Hoch<br />

Ebenso stehen 15 Kliniken aus den Bereichen Rehabilitation, Psychosomatik bzw. Suchttherapie<br />

mit einem breiten Indikationsspektrum zur Verfügung. Die Rehakliniken sind baulich<br />

in einem guten Zustand und apparativ ebenfalls gut ausgestattet.<br />

Die ambulante Versorgungssituation wird in Expertengesprächen jedoch als teilweise insuffizient<br />

beschrieben.<br />

Sowohl Akut- als auch Rehakliniken fallen in das Gestaltungsfeld Gesundheitsdienstleistungen<br />

des Masterplans.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Akutkliniken<br />

Rehakliniken<br />

Unternehmensbeispiele Leistungsbereiche u. a.<br />

Helios<br />

Asklepios Klinik Parchim,<br />

Hanse-Sana Klinik Wismar,<br />

Median Klinik Wismar<br />

Maximalversorgung<br />

Grund-, Regel- und Schwerpunktversorgung<br />

<strong>Westmecklenburg</strong> Klinikum Krankenhausholding <strong>Westmecklenburg</strong>, Einheiten sind u. a.:<br />

Kreiskrankenhaus Hagenow (Grund und Regelversorgung), Ev.<br />

Krankenhaus Stift Bethlehem (Krhs. Ludwigslust, Lehrkrankenhaus),<br />

Facharztzentrum, Mobile Pflege<br />

Fuest Strandklinik<br />

Boltenhagen<br />

Rehabilitation: Kardiologie, Angiologie, Onkologie, Hämatologie<br />

AHG Klinik Schweriner See Rehabilitation: Psychosomatik und Sucht<br />

Zahlreiche Rehabilitationskliniken, diese decken nahezu alle großen Indikationsbereiche ab. Einen besonderer Schwerpunkt<br />

stellt Psychosomatik bzw. Suchttherapie dar. Die Kliniken sind in der Regel in einem sehr guten baulichen Zustand.<br />

Abbildung 17: Beispiele Gesundheitsdienstleister<br />

3.3.3 Benchmarks und Vergleichsregionen<br />

Als Benchmark-Regionen wurden überwiegend ländliche Regionen mit maximal einer Großstadt<br />

ausgewählt.<br />

1<br />

� Gesundheitsregion Bayreuth<br />

Auf Universitätsmedizinniveau garantieren das Klinikum Bayreuth und die Klinik Hohe<br />

Warte im Verbund die höchste medizinische Versorgungsstufe. Zusätzlich existieren<br />

ergänzende Akutkliniken für die Grund- und Regelversorgung sowie, überwiegend im<br />

Umland Bayreuths, zahlreiche Rehakliniken. Zur Erreichung gemeinsamer Qualitätsund<br />

Effizienzsteigerungen arbeiten in der Gesundheitsregion wichtige Partner der<br />

Gesundheitswirtschaft, der Logistik, der Wissenschaft sowie der Stadt und des<br />

Landkreises in funktionierenden Netzwerken zusammen.<br />

Das Netzwerk von Akteuren der Gesundheitswirtschaft in Bayreuth und Umgebung, die Bayreuther<br />

Gesundheitslogistik, besteht aus vier Bausteinen: 1. Einrichtung eines regionalen<br />

Gesundheitslogistikzentrums (GLog). Einrichtung eines Forschungs- und Transferzentrums<br />

„Vernetzte Gesundheitslogistik“. 3. Entwicklung eines regionalen Logistikparks (LogPark<br />

Bayreuth). 4. Implementierung eines Netzwerkmanagements. Eines der Projekte hat zum<br />

Ziel, mit Hilfe vernetzter Echtzeitinformationsverarbeitung eine sektorenübergreifende Logistiksteuerung<br />

im Gesundheitswesen zu entwickeln. Dazu bedarf es einer neuartigen Software,<br />

um die fallbezogene Materialversorgung im Rahmen der patientenbezogenen Indivi-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

duallogistik zu planen und durchzuführen, sowie Hardware und Kommunikationstechnologie,<br />

um den für die Planung notwendigen Informationsfluss zu ermöglichen. Das Projekt<br />

wurde von 13 Unternehmen und Organisationen initiiert.<br />

2<br />

� Gesundland Vulkaneifel<br />

Ziel des Projekts ist die erfolgreiche Etablierung der Region als Reiseziel im<br />

Gesundheitstourismus. Darin wird die Verbindung zwischen Naturerleben und<br />

Gesundheitsförderung ausgestaltet und wissenschaftlich unterlegt. Auch Kliniken<br />

entwickeln in diesem Rahmen spezielle Angebote.<br />

Die Akteure des GesundLand Vulkaneifel streben die Kompetenzführerschaft für therapeutische<br />

Landschaften an. Auf diesem Weg soll das GesundLand Vulkaneifel in fünf Jahren<br />

überprüfbare Zwischenetappen einnehmen:<br />

• Darstellung des profiliertesten und qualifiziertesten Kompetenzcluster für Gesundheitsurlaub<br />

in der Eifel.<br />

• Präsentation eines herausragenden und einzigartigen Angebots über die „Therapeutischen<br />

Landschaften“ im Rahmen der „IchZeit“ Rheinland-Pfalz.<br />

Fokussiert werden die Quellgebiete NRW (insbes. Rhein und Ruhr), Hessen/Rheinland-Pfalz<br />

(insbes. Rhein-Main) sowie die Beneluxstaaten.<br />

3<br />

� Gesundheitregion Göttingen<br />

Ziel des Vereins ist es, Versorgungsstrukturen in der Gesundheitsregion zu fördern und<br />

gemeinsam zukunftsorientierte Strukturen zu entwickeln, die eine optimale medizinische<br />

Versorgung der Bevölkerung, auch in Hinsicht auf den demografischen Wandel und die<br />

Bevölkerungszahlen im ländlichen Raum, gewährleisten. Darüber hinaus sollen die<br />

Einwohner der Region zum Thema Gesundheit informiert und unterstützt werden. Der<br />

Verein hat als erste Schwerpunktthemen seiner Arbeit die Bereiche Prävention sowie<br />

60plus definiert.<br />

Den Kernraum der Gesundheitsregion Göttingen e. V. bilden die Stadt Göttingen sowie die<br />

drei Landkreise Göttingen, Northeim und Osterode am Harz. Da Versorgungsstrukturen in<br />

der Gesundheitswirtschaft jedoch nicht an administrativen Grenzen einer Region halt machen,<br />

sind auch Mitglieder aus angrenzenden Regionen, wie z. B. aus Nordhessen und Nordthüringen<br />

im Verein engagiert. Der Verein betrachtet sich als Plattform für Institutionen,<br />

Kommunen und Betriebe sowie der Beschäftigten der Gesundheitswirtschaft. Bereits heute<br />

sind viele Kliniken, Ärzte, Verbände, Sanitätshäuser sowie Forschungs- und Fortbildungseinrichtungen<br />

Mitglieder des Vereins. Aber auch die Aus- und Weiterbildung in der Gesundheitsbranche<br />

soll gestärkt werden, um dem drohenden Fachkräftemangel entgegen zu wirken<br />

und gleichzeitig sinnvolle sowie nachhaltige Beschäftigungsperspektiven für Berufseinsteiger<br />

und Umschüler aufzuzeigen.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

3.3.4 <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Stärken<br />

� Gute Akutversorgung, Kliniken von der Grundund<br />

Regelversorgung bis hin zur<br />

Maximalversorgung<br />

� Zahlreiche Rehakliniken mit breitem<br />

Indikationsspektrum, Schwerpunkt im Bereich<br />

Psychosomatik/Sucht. Sehr gute bauliche und<br />

apparative Voraussetzungen<br />

Chancen<br />

� Vernetzung mit weiteren Bereichen der<br />

Gesundheitswirtschaft<br />

o Versorgung im Alter<br />

o Telemedizin/Sensorik<br />

o Homecare<br />

� Überregionale Akquise für die Rehakliniken<br />

Schwächen<br />

� Erschwerte Fachkräfterekrutierung, u. a. durch<br />

den Wettbewerb der Metropole Hamburg<br />

� In Gegenüberstellung zu vergleichbaren<br />

Regionen deutlicher Mangel an Vernetzung<br />

� Kaum herausragende, überregional relevante<br />

Angebote<br />

Risiken<br />

� Verschärfung des Fachkräftemangels durch den<br />

demographischen Wandel und Abwanderung<br />

� Nachfrageminderung insbesondere bei den<br />

Rehakliniken durch Abnahme der regionalen<br />

Bevölkerung<br />

Die Akutversorgung <strong>Westmecklenburg</strong>s ist als gut zu bezeichnen. Es existieren 8<br />

Kliniken der Grund- und Regelversorgung und eine Klinik der Maximalversorgung.<br />

Zusätzlich sind 15 Kliniken aus den Bereichen Rehabilitation, Psychosomatik und<br />

Suchttherapie angesiedelt. Die Kliniken sind in einem guten baulichen Zustand und<br />

sind apparativ suffizient ausgestattet.<br />

Überregional relevante medizinische Angebote, die beispielsweise für den Patiententourismus<br />

geeignet wären, sind nicht vorhanden. Eine wesentliche Herausforderung besteht<br />

in der erschwerten Fachkräfterekrutierung, in dem ohnehin angespannten medizinischen<br />

Fachkräftemarkt. In Gegenüberstellung zu vergleichbaren Regionen ist eine geringere<br />

systematische Vernetzung mit der regionalen Gesundheitswirtschaft zu<br />

verzeichnen.<br />

Es bestehen ungenutzte Chancen in der Vernetzung der Gesundheitsdienstleister untereinander<br />

sowie mit weiteren Bereichen der Gesundheitswirtschaft. In Anbetracht des demografischen<br />

Wandels sowie der Stärken der Region im Bereich Medizintechnik sollten insbesondere<br />

die Bereiche „Versorgung im Alter“, „Telemedizin/Sensorik“ und „Homecare“<br />

,auch jeweils unter dem Aspekt der ambulanten Versorgung, geprüft werden.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Während der Fachkräftemangel ein Risiko für alle Gesundheitsdienstleister darstellt, gilt für<br />

die Rehakliniken eine zusätzliche Herausforderung. Da weiterhin mit einer Abnahme<br />

der regionalen Bevölkerung im Rahmen des demografischen Wandels zu rechnen ist,<br />

wird die Akquise überregionaler Patienten zunehmend notwendig.<br />

3.4 Gesundheitstourismus<br />

3.4.1 Marktsituation<br />

Zukunftsmarkt Gesundheitstourismus<br />

Markt- und Trendforscher bescheinigen dem Gesundheitstourismus in den nächsten Jahren<br />

einen Bedeutungszuwachs2 . Immer mehr Menschen sind bereit, auch im Urlaub etwas für<br />

ihre Gesundheit zu tun. Der demographische Wandel, wachsendes Gesundheitsbewusstsein<br />

und Wertewandel, neue Altersanforderungen, Lebensstile, Bedürfnislagen und Indikationen<br />

aber auch der Einsatz neuer Technologien - für Anbieter aus Tourismus und Gesundheitswirtschaft<br />

ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten der Angebotsgestaltung und Spezialisierung.<br />

Es können vier wesentliche Treiberbereiche genannt werden, welche die Entwicklung<br />

des Gesundheitstourismus begünstigen.<br />

1 Neue Zielgruppen und neue Bedürfnisse durch den demographischen Wandel<br />

Barrierefreiheit und eine medizinisch-therapeutische Grundsicherung am Urlaubs-<br />

ort sind nur einige Beispiele, um sich auf die älter werdende Zielgruppe einzustellen. Aufgrund<br />

von Mobilitätseinschränkungen oder chronischen Krankheiten will man in Zukunft nicht auf<br />

den Urlaub verzichten müssen. Das heißt spezielle Service- und Komfortleistungen stellen be-<br />

sondere Ansprüche der älteren Zielgruppe dar, die sich in der gesamten Dienstleistungskette<br />

widerspiegeln sollten. Aber auch zielgerichtete Präventionsangebote für „Better Ageing“ und<br />

Programme, die die besonderen Bedürfnislagen bei alterstypischen Erkrankungen in einem<br />

urlaubstypischen Ambiente berücksichtigen, haben gute Chancen. Neue Nachfrage entsteht mit<br />

großer Dynamik auch durch jüngere, mitten im Arbeitsleben stehende Menschen mit hohen<br />

Anforderungen im privaten und beruflichen Lebensumfeld. Stressprävention wird<br />

gerade für wertschöpfungsstarke und jüngere Nachfragesegmente immer bedeutsamer.<br />

........................................................................................................................................................<br />

2 z. B.: FUR „Reiseanalyse Urlaub und Reisen“ 2011, Institut für Freizeitwirtschaft „Der Gesundheitstourismus der<br />

Deutschen bis 2020“, GFK „Wellness Sensor 2011“, BAT Freizeit-Forschungsinstitut 2010, Deutsche Zentrale für<br />

Tourismus „Expertenbefragung“ 2012 etc.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

2 Gesundheit wird zum Lifestyle<br />

Die Deutschen sind sich zunehmend bewusst, dass sie selbst für ihre Gesundheit verantwort-<br />

lich sind und eine Eigenvorsorge persönlich lohnend ist. Mehr Eigenverantwortung für die<br />

Gesundheit ergibt sich dabei nicht nur aus dem stetigen Rückzug der Sozialversicherungsträger.<br />

Immer mehr Menschen fördern aktiv eine gesunde Lebensweise – auch im Urlaub. „Soft<br />

Health“, die Durchdringung gesundheitlicher Aspekte in fast allen Wirtschafts- und Lebens-<br />

bereichen, hält Einzug in den Tourismus. Der Wunsch zum Erhalt der physischen und psy-<br />

chischen Leistungsfähigkeit äußert sich auch in neuen konkreten Produkten, die sich bspw. um<br />

mentale Gesundheit, Selfness und innere Balance oder Ernährungsurlaube drehen. Die bedeu-<br />

tende Zielgruppe der LOHAS 3 ist hierbei insbesondere zu nennen. Klassische Erholungsfor-<br />

men wie Wandern und Radfahren werden zudem mit nachweislich gesundheitlichen Mehrwer-<br />

ten aufgeladen.<br />

3 Öffnung der Marktstrukturen<br />

In der Vergangenheit war der Gesundheitstourismus in Deutschland vor allem von kurativen<br />

Aufenthalten in prädikatisierten Kurorten und Heilbädern geprägt. Im Zuge der Verände-<br />

rungen im Gesundheitswesen haben sich die Rahmenbedingungen inzwischen aber grund-<br />

legend geändert. Durch den Rückzug der Sozialversicherungsträger werden die einstmals<br />

marktprägenden, kurfokussierten Anbieter zur Neuausrichtung angeregt. Gleichzeitig wird der<br />

Weg frei für neue Anbieter. Neben selbstzahlerorientierten Angeboten ist vor dem Hinter-<br />

grund des demographischen Wandels und Fachkräftemangels auch das betriebliche Gesund-<br />

heitsmanagement im Gesundheitstourismus angekommen.<br />

........................................................................................................................................................<br />

3 LOHAS=„Lifestyles of Health and Sustainability“ = "Ausrichtung der Lebensweise auf Gesundheit und Nachhaltigkeit".<br />

In erster Linie Konsumentenzielgruppe, die in einem gewissen Umfang für ethische und ökologische Imageaspekte<br />

sensibel ist und für die gesundheitlichen Aspekte eine große Rolle spielen. Die Ziele der LOHAS bestehen<br />

in der Balance aus Genießen und gutem Gewissen. Die Marktforschung geht von einem Anteil von 5 -15% der dt.<br />

Bevölkerung aus. LOHAS-Marketing beruht auf drei Inszenierungsprinzipien: Einklang mit der Natur, Vertrauen<br />

auf das Regionale, Heimatliche und Traditionelle, Appelle an die gemeinsame Verantwortung von Konsument<br />

und Produzent/Händler. (Quellen: HTW Berlin, Wirtschaftspsychologie 2010, Zukunftsinstitut.de, Sinus Sociovision:<br />

Sinus Mileus etc.)<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

4 Innovationen und neue Kooperationen<br />

Neue Möglichkeiten können sich zudem durch den Einsatz neuer Technologien im Gesund-<br />

heitstourismus ergeben: Präventivdiagnostik mittels Hightech Check-ups, Einsatz von Tele-<br />

medizin, Nachbetreuung gesundheitstouristischer Aufenthalte am Wohnort. Angetrieben von<br />

der medizinischen und technologischen Entwicklung entstehen innovative Angebotsformen.<br />

Neue, einfache und preisgünstige Diagnose- und Behandlungsformen (z. B. mit Einsatz von<br />

Sensoren) ermöglichen massentaugliche Produkte im Präventionsmarkt. Die Möglichkeiten<br />

zum unterstützenden Einsatz von Telekommunikation bei Präventionsangeboten in den Berei-<br />

chen Stressmanagement, Ernährung oder Bewegung sind noch längst nicht ausgeschöpft.<br />

Markt steht noch am Anfang – mit vielfältigen Möglichkeiten für Angebote<br />

Günstige Rahmenbedingungen und neue Nachfragepotenziale bedeuten jedoch nicht automatisches<br />

Wachstum. Der Markt steht derzeit an der Schwelle zu einem „Neuen Gesundheitstourismus“,<br />

der zunehmend an Fahrt gewinnt. 4 Anzumerken ist aber auch, dass sich der<br />

Gesundheitstourismus insgesamt noch in einer frühen Marktphase befindet. Tourismus und<br />

Gesundheitswirtschaft fangen erst an, Synergien systematisch zu nutzen.<br />

Angebote lassen sich grob zusammengefasst in drei verschiedenen Ausrichtungen platzieren<br />

(vgl. Abb. 18). Neben klassischen Erholungsreisen, die mit gesundheitstouristischen Elementen<br />

aufgeladen sind und sich an gesunde Personen richten (1), zählen auch Urlaubsangebote<br />

für gesundheitlich eingeschränkte Personengruppen (2) zum Gesundheitsurlaub im weiteren<br />

Sinne. Beide Formen versprechen gesundheitliche Mehrwerte für den Gast ohne vorrangig<br />

auf Gesundheitsförderung bzw. Gesundheitserhaltung ausgerichtet zu sein. Den Kernbereich<br />

des Gesundheitstourismus stellen die primär gesundheitsorientierten Reiseformen bzw. Angebotssparten<br />

(3) dar. Ihnen liegen klar definierte medizinisch-therapeutische Ziele zu<br />

Grunde.<br />

........................................................................................................................................................<br />

4 Vgl. auch Darstellungen im von PROJECT M und KECK Medical geleiteten Projekt „Innovativer Gesundheitstourismus<br />

in Deutschland“; Hrsg: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2011 www.innovativergesundheitstourismus.de<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

1<br />

2<br />

Gesundheitstourismus<br />

i. w. S.<br />

Urlaub für gesunde<br />

Personengruppen mit<br />

gesundheitlichen<br />

Mehrwerten<br />

Urlaub für<br />

gesundheitlich<br />

eingeschränkte<br />

Personengruppen<br />

3<br />

Primär<br />

gesundheitsorientierte<br />

Reiseformen<br />

Abbildung 18: Gesundheitstourismus mit drei grundsätzlichen Ausrichtungen (Quelle: PROJECT M & KECK Medical<br />

2011)<br />

Am Markt für Gesundheitstourismus gewinnt der medizinische Aspekt zusehends an Bedeutung<br />

– die Nachfrage wird vielfältiger und differenzierter, eine stärkere Indikations-, Bedürfnis-<br />

und Nutzenorientierung der Kunden ist zu beobachten. Für Anbieter ergeben sich hieraus<br />

gute Chancen zur Spezialisierung, insbesondere für den Gesundheitstourismus im engeren<br />

Sinne, der mit primär gesundheitsorientierten Reiseformen (3) beschrieben werden<br />

kann.<br />

3.4.2 Ergebnisse der Bestandsanalyse<br />

Beispiele Motivation & Ziel<br />

�� Familienurlaub an der See<br />

(Abhärtung, Reizklima)<br />

�� Wellness- und Genussurlaub<br />

�� Aktiv- und Sporturlaub<br />

�� barrierefreier Urlaub für<br />

Personen mit Mobilitätseinschränkungen<br />

�� betreuter Urlaub für chronisch<br />

Kranke und Angehörige<br />

Ohne Indikation:<br />

�� Primärprävention<br />

�� Leistungsfähigkeit<br />

�� Attraktivität<br />

Indikationsbezogen:<br />

�� Sekundär- und Tertiärprävention<br />

�� Rehabilitation<br />

�� Heilung & Linderung<br />

�� klassische Urlaubsmotivationen<br />

�� keine primäre gesundheitliche<br />

Zielsetzung<br />

�� Gesundheit als mehr oder<br />

weniger wichtiger Mehrwert<br />

�� klassische Urlaubsmotivationen<br />

�� spezialisierte gesundheitliche<br />

Versorgung am Urlaubsort<br />

entsprechend Einschränkung<br />

�� klar definierte medizinischtherapeutisch<br />

geprägte<br />

Motivation und Zielsetzung<br />

Der Masterplan Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern 2020 definiert für den<br />

Gesundheitstourismus vier Handlungsschwerpunkte: Identifikation Mecklenburg-<br />

Vorpommerns als gesundheitstouristische Destination, die Diversifizierung der Angebotspalette,<br />

den Erhalt des Fachkräftepotenzials sowie den internationalen Medizintourismus. Die<br />

folgende Abbildung gibt einen Überblick zu den Ergebnissen der Bestandsanalyse und deren<br />

Zuordnung zu den im Masterplan festgelegten Handlungsschwerpunkten im Gesundheitstourismus:<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Konformität mit den Themen des<br />

Masterplans MV<br />

Identifikation/Positionierung als<br />

gesundheitstouristische Destination<br />

Gesundheitstourist.<br />

Profilierung<br />

Einzelne Ansätze vorhanden,<br />

Kein Schwerpunktthema bei TV,<br />

eher im weiteren Sinne: wohlfühlen<br />

und erholen,<br />

kaum Profilierung der prädik. Orte<br />

Diversifikation der Angebotspalette<br />

Präventive Gesundheitsmaßnahmen<br />

Seniorengerechter Gesundheitstourismus<br />

Fachkräftesicherung<br />

durch Aus- und<br />

Weiterbildung<br />

Erholungsurlaub mit gesundheitl.<br />

Mehrwert<br />

Einzelne Präventionsangebote<br />

Ansätze v.a. bei höherwertiger<br />

Hotellerie<br />

Erhalt des Fachkräftepotenzials<br />

Abbildung 19: Übersicht der Ergebnisse der Bestandsanalyse zum Gesundheitstourismus (Quelle: PROJECT M und<br />

KECK Medical 2011)<br />

Identifikation/Positionierung als gesundheitstouristische Destination<br />

Eine Identifikation und klare Positionierung <strong>Westmecklenburg</strong>s als gesundheitstouristische<br />

Destination ist derzeit noch nicht erkennbar. Eine gemeinsame Außendarstellung unter Einbeziehung<br />

der Kompetenzen aus weiteren Bereichen der Gesundheitswirtschaft (Gesundheitsdienstleister,<br />

Gesundheitsprodukte oder gesundheitsorientierte Lehre und Forschung)<br />

stellt ein Synergiepotenzial dar.<br />

Diversifikation der Angebotspalette<br />

Trendkompatibilität Potenzielle Synergien<br />

Geringe Ausprägung 1<br />

(Kompetenzdarstellung)<br />

Mittlere Ausprägung<br />

(Gesundheitsdienstleister,Gesundheitsprodukte)<br />

Studiengang Baltic College Entspricht den Anforderungen Mittlere Ausprägung<br />

aufgrund demogr. Wandels (Gesundheitsdienstleister)<br />

Internationaler Medizintourismus<br />

Angebote für Internat.<br />

Medizintourismus<br />

Barrierefreiheit teilweise thematisiert<br />

(AURA-Hotel; Schwerin)<br />

Keine relevante Ausprägung<br />

Wertewandel, mentale Gesundheit,<br />

Entschleunigung, LOHAS,<br />

Demogr. Wandel, Wandel auf<br />

Anbieterseite und der Rahmenbedingungen<br />

Demographischer Wandel<br />

1 Wird aufgrund der bedeutenden Relevanz als<br />

Unterstützungsprozess aufgegriffen<br />

Legende: Synergiepotenzial<br />

Mittlere Ausprägung<br />

(Kliniken, Gesundheitsdienstleister)<br />

Keine relevante<br />

Ausprägung<br />

Sehr gering<br />

Laut Masterplan wird eine Diversifizierung der Angebotspalette empfohlen, um die Potenziale<br />

im gesundheitstouristischen Bereich zu nutzen. Mecklenburg-Vorpommern soll sich als<br />

gesundheitstouristische Destination positionieren, welche für alle Gästesegmente Angebote<br />

auf qualitativ hohem Niveau – v. a. auch in der mittleren Preiskategorie - anbietet. Außerdem<br />

sind die beiden Themenbereiche präventive Gesundheitsmaßnahmen und seniorengerechter<br />

Gesundheitstourismus von Bedeutung. Diese besitzen eine hohe Trendkompatibilität,<br />

da die Entwicklung entsprechender gesundheitstouristischer Angebote durch die bereits<br />

beschriebenen Trends wie Wertewandel, mentale Gesundheit, Entschleunigung, demogra-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

phischer Wandel, dem Wandel auf Anbieterseite sowie der Rahmenbedingungen und Zielgruppen<br />

wie den LOHAS befördert wird. In <strong>Westmecklenburg</strong> dominieren Angebote zum<br />

Erholungsurlaub mit gesundheitlichem Mehrwert. Einzelne Präventionsangebote sowie Ansätze<br />

v. a. im Bereich der höherwertigen Hotellerie sind vorhanden und bieten weiteres Potenzial.<br />

Angebote für einen seniorengerechten Gesundheitstourismus sind in <strong>Westmecklenburg</strong><br />

nur in geringem Umfang vertreten. Teilweise wird das Thema Barrierefreiheit berücksichtigt,<br />

wie z. B. in der Stadt Schwerin. Synergiepotenziale bestehen zwischen (Gesundheits-)Tourismus<br />

und Gesundheitsdienstleistern (z. B. Angebotsbausteine von Physiotherapeuten),<br />

Gesundheitsprodukten (z. B. Anwendung neuer Technologien im Rahmen von Urlaubsangeboten)<br />

oder Kliniken (z. B. Entwicklung von Selbstzahlerangeboten).<br />

Erhalt des Fachkräftepotenzials<br />

Ein weiterer im Masterplan definierter Handlungsschwerpunkt ist der Erhalt und die Erweiterung<br />

des Fachkräftepotenzials im Rahmen von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in<br />

Gesundheits- und Tourismusberufen. Dies entspricht auch den zukünftigen Anforderungen<br />

aufgrund des demographischen Wandels, da ein Rückgang an Auszubildenden und qualifizierten<br />

Fachkräften insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern zu beobachten ist und gerade<br />

für die hohen Qualitätsstandards im Gesundheitstourismus ausgebildete Fachkräfte benötigt<br />

werden. In <strong>Westmecklenburg</strong> ist insbesondere der Studiengang Management im Gesundheitstourismus<br />

am Baltic College in Schwerin in diesem Zusammenhang erwähnenswert.<br />

Potenzielle Synergien gibt es beispielsweise durch Kooperation von Dienstleistern aus<br />

dem Gesundheits- und Tourismusbereich mit Universitäten, Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen.<br />

Internationaler Medizintourismus<br />

In <strong>Westmecklenburg</strong> gibt es für den internationalen Medizintourismus keine relevante Ausprägung<br />

an Angeboten.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Nach der Darstellung der <strong>Analyse</strong>ergebnisse für den Gesundheitstourismus im Überblick<br />

werden diese im Folgenden noch einmal für die relevanten Themenbereiche ausführlicher<br />

dargestellt:<br />

Keine klare gesundheitstouristische Profilierung auf Regions- und Ortsebene<br />

erkennbar<br />

Derzeit ist eine eindeutige Positionierung von <strong>Westmecklenburg</strong> als gesundheitstouristische<br />

Destination nicht erkennbar. Gesundheitstourismus im engeren Sinne ist beim Tourismusverband<br />

Mecklenburg-Schwerin kein Schwerpunktthema, sondern wird eher im<br />

weiteren Sinne mit wohlfühlen und erholen verbunden (Wellness, Aktiv- und Naturtourismus,<br />

Wassertourismus).<br />

In <strong>Westmecklenburg</strong> befinden sich 4 der 31 mecklenburgischen Kur- und Erholungsorte<br />

sowie Heilbäder (Seeheilbad Boltenhagen, Ostseebad Insel Poel, Luftkurort Plau am See und<br />

der Erholungsort Sternberg), die aufgrund der vorhandenen Heilmittel und gesundheitstouristischen<br />

Infrastruktur ein bedeutendes Potenzial für die Entwicklung des Gesundheitstourismus<br />

darstellen. Bisher lässt sich in den prädikatisierten Orten aber noch kein eindeutiges<br />

gesundheitstouristisches Profil erkennen und laut der ETI-Studie „Vergleichende Qualitätsbewertung<br />

von Heilbädern und Kurorten“ aus dem Jahr 2007/20085 nehmen diese noch<br />

keine herausragende Stellung im Wettbewerb ein. Einzig das Seeheilbad Boltenhagen verfügt<br />

über eine gut ausgebaute gesundheitstouristische Infrastruktur, die sich jedoch kaum in der<br />

Angebotsgestaltung wiederfindet. Die restlichen 3 prädikatisierten Orte weisen nur geringe<br />

gesundheitstouristische Marktaktivitäten auf.<br />

Für den Gesundheitstourismus unterstützende Angebotsfaktoren vorhanden<br />

<strong>Westmecklenburg</strong> liegt im Westen des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern und ist von<br />

Hamburg aus innerhalb von 1 bis 2 Stunden gut zu erreichen. Aufgrund der ländlichen Prägung<br />

der Region bietet <strong>Westmecklenburg</strong> einen interessanten Gegensatz zur Metropolregion<br />

Hamburg. Die Region verfügt über einen hohen Erholungswert aufgrund der geringen<br />

Verbauung, der guten Luft- und Wasserqualität sowie der attraktiven Landschaft, v. a. entlang<br />

der Ostseeküste. Neben den beiden UNESCO Biosphärenreservaten Schaalsee und<br />

Flusslandschaft Elbe befinden sich in <strong>Westmecklenburg</strong> 3 Naturparke. Örtliche Heilmittel<br />

ermöglichen Thalasso- und Kneipp-Anwendungen sowie die Klimatherapie an Ostseeküste<br />

und Stränden (Reizklima mit wichtiger Heilwirkung). Die Region bietet damit eine hervorragende<br />

Grundlage zur gesunden Erholung und Entschleunigung vom Alltag.<br />

........................................................................................................................................................<br />

5 Quelle: Europäisches Tourismusinstitut 2007/2008: „Vergleichende Qualitätsbewertung von Heilbädern und<br />

Kurorten“ (VQB)<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

In <strong>Westmecklenburg</strong> ist zudem eine gesundheitstouristisch nutzbare Aktiv- und<br />

Sportinfrastruktur vorhanden, welche bisher jedoch kaum gesundheitstouristisch wirklich<br />

in Wert gesetzt wird:<br />

Radwege: Der Regionale <strong>Planungsverband</strong> <strong>Westmecklenburg</strong> verfügt als einzige Planungsregion<br />

in Mecklenburg-Vorpommern über ein landkreisübergreifend abgestimmtes Radwegekonzept.<br />

Es beinhaltet die regionale Strategie zum künftigen Ausbau der Radwanderwege<br />

und ist Grundlage für den Einsatz von Fördermitteln. Die im Regionalen Radwegekonzept<br />

enthaltenen Empfehlungen und Maßnahmen werden in enger Kooperation mit den Landkreisen,<br />

Städten und Gemeinden kontinuierlich umgesetzt. So wurden eine große Anzahl von<br />

sowohl touristischen Radwanderwegen als auch straßenbegleitenden Radwegen in den letzten<br />

Jahren ausgebaut, das regionale Netz einheitlich und durchgängig beschildert sowie die<br />

Radwege begleitende Infrastruktur mit Informationstafeln und Rastplätzen qualitativ aufgewertet.<br />

Darüber hinaus offerieren auch viele Gemeinden und Verbände kleinere thematische<br />

Touren für verschiedene Zielgruppen. Geplant ist auch der (landesweite) Ausbau des E-Bike-<br />

Segmentes, wofür der Klützer Winkel als eine Modellregion vorgesehen ist. ADFCzertifizierte<br />

Radwege sind in <strong>Westmecklenburg</strong> noch nicht vorhanden.<br />

Wanderwege: In <strong>Westmecklenburg</strong> gibt es zahlreiche Fernwanderwege, regionale Wanderwege<br />

und auch Rundwanderwege unterschiedlicher Länge (Tages- und Mehrtagestouren).<br />

„Gesundheitswandern“, bei welchem während der Wanderungen ausgewählte Übungen<br />

zur Gesunderhaltung und Fitness gemacht werden, wird bisher noch nicht thematisiert. Die<br />

Wanderwege sind nicht zertifiziert nach dem Deutschen Wanderinstitut bzw. dem Deutschen<br />

Wanderverband (Wanderbares Deutschland).<br />

Nordic Walking: Schwerpunktmäßig befinden sich speziell gekennzeichnete Nordic Walking-Wege<br />

entlang der Ostseeküste, zum Teil gibt es auch Wald- und Feldwege im Binnenland.<br />

Eine eigene Nordic-Walking-Strecke gibt es beispielsweise für den Schweriner 5-Seen-<br />

Lauf und der Nature.Fitness.Park Dömitz-Malliss bietet verschiedene Nordic Walking Routen<br />

mit Übungsschildern an, wobei auch Trainer gebucht werden können. Im Vergleich zu<br />

anderen Wettbewerbern wie z. B. der ostsee*laufküste ist das Streckennetz und Angebot als<br />

gering einzuschätzen.<br />

Reiten: Reitwege sind in <strong>Westmecklenburg</strong> vorhanden. Das aus gesundheitstouristischer<br />

Sicht interessante Thema therapeutisches Reiten spielt jedoch noch keine Rolle.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Touristische Basisqualität im Beherbergungsbereich vorhanden, Wellnessqualität<br />

insgesamt eher durchschnittlich<br />

Das qualitative Profil der Hotellerie in<br />

<strong>Westmecklenburg</strong> ist mit ca. 30 % der nach<br />

DEHOGA-Standards klassifizierten Hotelbetriebe<br />

im deutschlandweiten Vergleich niedrig.<br />

6 Damit liegt <strong>Westmecklenburg</strong> landesweit<br />

im Mittelfeld. Unter den klassifizierten Betrieben<br />

dominiert das 3-Sterne (20 Betriebe)<br />

und 4-Sterne-Segment (20 Betriebe). In der<br />

Region gibt es nur einen Premium-Betrieb im<br />

5-Sterne-Bereich. 7<br />

Sterne Anzahl der Be-<br />

triebe in West-<br />

mecklenburg<br />

Anzahl der<br />

Betriebe in<br />

In <strong>Westmecklenburg</strong> sind 8 Betriebe mit ServiceQ ausgezeichnet. Im Vergleich zu Mecklenburg-Vorpommern<br />

(101 Betriebe) ist dieser Anteil gering.<br />

Die thematisch-zielgruppenorientierte Qualität der Beherbergungsbetriebe in<br />

<strong>Westmecklenburg</strong> ist gering ausgeprägt. Der überwiegende Teil der Betriebe hat keinen<br />

Schwerpunkt im engeren gesundheitstouristischen Bereich. Hauptsächlich gibt es Erholungsangebote<br />

(z. B. Wellness, Sport) mit gesundheitlichem Mehrwert. In der Wellness- und<br />

Gesundheitshotellerie finden sich aber auch einzelne herausragende Angebote, oftmals wird<br />

der gesundheitliche Mehrwert aber nicht thematisiert. Im Rahmen der Auszeichnung durch<br />

den Wellnessführer Relax Guide wurden insgesamt 9 Betriebe aus <strong>Westmecklenburg</strong> berücksichtigt<br />

(z. Vgl. 130 in Mecklenburg-Vorpommern), wobei nur das Seehotel Neuklostersee als<br />

außergewöhnlich bewertet wurde. Durch den Deutschen Wellnessverband wurde lediglich<br />

ein Betrieb, ebenfalls das Seehotel Neuklostersee, ausgezeichnet (z. Vgl.: in ganz Mecklenburg-Vorpommern<br />

gibt es insgesamt 36 ausgezeichnete Betriebe). Generell sind in <strong>Westmecklenburg</strong><br />

47 Beherbergungsbetriebe von gesundheitstouristischer Relevanz, was in etwa<br />

12 % der gesamten Beherbergungsbetriebe in <strong>Westmecklenburg</strong> entspricht: 8<br />

• Erholungsurlaub mit gesundheitlichem Mehrwert:<br />

• für 14 Betriebe mit gesundheitstouristischer Relevanz ist Wellness eine Kernkompetenz<br />

• 36 Betriebe verfügen über Aktiv- und Sportangebote, oft als Ergänzungsangebot<br />

........................................................................................................................................................<br />

6 Quelle: Landestourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommern<br />

7 Quelle: DEHOGA Mecklenburg-Vorpommern e.V.<br />

8 Die Auflistung bezieht sich nur auf die im Rahmen des Projektes untersuchten Projekte.<br />

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M-V<br />

***** 1 10<br />

**** 20 151<br />

*** 20 136<br />

** 2 7<br />

* 1 2


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

• ein Großteil der Anbieter verfügt über sehr gute Lagekompetenz für Entschleunigung<br />

und naturnahe aktive Erholung (ruhige, solitäre Lage in schöner und weitgehend zerschneidungsfreier<br />

Landschaft, frei von Verkehrslärm und anderen Lärmquellen, ohne<br />

Sicht- und Geruchsbeeinträchtigungen durch Gewerbe- und Industriebetriebe)<br />

• Urlaub für gesundheitlich eingeschränkte Personen<br />

• Das Thema Barrierefreiheit ist derzeit noch von untergeordneter Bedeutung. 36 % der<br />

untersuchten Beherbergungsbetriebe geben auf ihrer Homepage an, über mindestens<br />

ein behindertengerechtes Zimmer zu verfügen<br />

• 2 spezialisierte Betriebe für chronische Erkrankungen/Assistenzangebote<br />

• Primär gesundheitsorientierte Reiseformen:<br />

• Prävention/Medical Wellness: ca. 7 Betriebe<br />

• ein Kurhotel<br />

• Kneippanwendungen in lediglich zwei der Betriebe (im Ferienpark Metow ab Herbst<br />

2012 geplant)<br />

• indikationsorientiertes Selbstzahlerangebot in Klinik<br />

Themenspezifische Zertifi-<br />

zierungen/Qualitätsein- schätzung<br />

Wellness, Medical Wellness, Prävention<br />

Anzahl der Betriebe in West-<br />

mecklenburg<br />

Relax Guide 9 9 Betriebe gelistet:<br />

Deutscher Wellnessver-<br />

band<br />

Deutscher Medical Well-<br />

nessverband<br />

15 Punkte: Seehotel Neuklostersee (+<br />

2 Lilien)<br />

12 Punkte: Schloss Basthorst, Iberotel<br />

Boltenhagen<br />

11 Punkte: Best Western Seehotel<br />

Frankenhorst, Gutshaus Redewisch<br />

10 Punkte: Arcadia Schloss Neustadt<br />

Glewe, Ferienpark Heidenholz, Groß-<br />

herzog von Mecklenburg Seehotel,<br />

Dorfhotel Boltenhagen<br />

1 (Seehotel Neuklostersee: Basic Qua-<br />

lity)<br />

Keine -<br />

Anzahl der<br />

Betriebe<br />

in M-V<br />

130, über-<br />

wiegend auf<br />

Rügen und<br />

Usedom<br />

........................................................................................................................................................<br />

9 Bewertung laut RelaxGuide: 20 Punkte + 4 Lilien = Höchstnote, 19 Punkte + 4 Lilien = Spitzenbetrieb, 18 und 17<br />

Punkte + 3 Lilien = hervorragend, 16 und 15 Punkte + 2 Lilien = außergewöhnlich, 14 und 13 Punkte + 1 Lilie =<br />

sehr gute Leistungen, 12 = guter Durchschnitt, 11 = durchschnittlich, 10 = unterdurchschnittlich, 9 = unangenehm<br />

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36


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Themenspezifische Zertifi-<br />

zierungen/Qualitätsein- schätzung<br />

Aktiv<br />

Wellness-Hotels Deutsch-<br />

land<br />

Anzahl der Betriebe in West-<br />

mecklenburg<br />

keine 8<br />

Prävention im Kurort Keine -<br />

Wellness im Kurort Keine -<br />

EUROPESPA Keine 2<br />

Bett & Bike-Betriebe 62 (z. Vgl.: 172 im Münsterland) 240<br />

Qualitätsbetriebe Wan-<br />

derbares Deutschland<br />

keine -<br />

Tabelle 6: Überblick Profilierung der Beherbergungsbetriebe in <strong>Westmecklenburg</strong><br />

Anzahl der<br />

Betriebe<br />

in M-V<br />

Gastronomische Initiativen mit touristisch interessantem Angebot, aber wenig<br />

Bezug zur Gesundheitswirtschaft<br />

In der Region <strong>Westmecklenburg</strong> sind touristisch relevante gastronomische Initiativen vorhanden,<br />

wobei diese im Sinne der Gesundheitswirtschaft aber kein Kernangebot darstellen.<br />

Der Fokus der Initiativen liegt auf der Verwendung regionaler, z. T. biologisch produzierter,<br />

frischer sowie saisonaler Produkte. Besonders zu erwähnen sind folgende Initiativen:<br />

• Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern e. V.: größtes Netzwerk Mecklenburg-Vorpommerns<br />

für die Agrar- und Ernährungswirtschaft, Ziel: nachhaltige Förderung<br />

des Absatzes regionaler konventionell und ökologisch hergestellter Produkte aus<br />

Mecklenburg-Vorpommern bei Steigerung der Wertschöpfung im Lande zur Sicherung<br />

und zum Ausbau von Arbeitsplätzen, Mitglieder sind Erzeuger, Veredler und Hersteller<br />

von Nahrungs- und Genussmitteln aus der Ernährungswirtschaft und dem Ernährungshandwerk<br />

Mecklenburg-Vorpommern, branchennahe Dienstleister, Zertifizierer, Caterer,<br />

Logistiker, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Sektion MV, wissenschaftliche Einrichtungen,<br />

Verbände des Landes etc.<br />

• Verein „Ländlich fein“: Ziel: Förderung qualitativ hochwertiger, ökologischer, regionaler<br />

Produkte aus Mecklenburg-Vorpommern, Ehrlichkeit und Transparenz über Herkunft<br />

und Qualität dem Gast gegenüber, Mitglieder: Gastronomen (Hotels, Restaurants,<br />

Cafés) und Produzenten (Gemüse/Kräuter, Wurst- und Fleischwaren, Milchprodukte, Getränke)<br />

• Regionalmarke des Biosphärenreservates Schaalsee „Für Leib und Seele“: die<br />

Regionalmarke steht für Qualität, Ökologie und Regionalität, Ziel: Förderung einer nachhaltigen<br />

Wirtschaftsentwicklung im ländlichen Raum, Schaffung und Sicherung von Ar-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

beitsplätzen sowie Qualitätszertifizierung für Direktvermarktung und Tourismus gewährleisten,<br />

Regionalmarkeninhaber aus folgenden Bereichen: Gastronomie/Beherbergung<br />

(38% der Partnerbetriebe), Landwirtschaft, Logistik, Lebensmittelverarbeitung, Urlaub,<br />

Freizeit, Gesundheit und Soziales, Kunst und Handwerk<br />

• Initiative „Plau kocht“: Zusammenschluss von 7 Hotels in Plau am See, Ziel: Region<br />

über den kreativen Umgang mit heimischen Produkten überregional bekannt zu machen<br />

sowie die Vielfältigkeit der mecklenburgischen Küche aufzuzeigen, verschiedene Kochevents<br />

• Gentechnikfreie Gastronomie: Verein mit 19 Mitgliedern (z. B. Gaststätten, Hotels),<br />

Ziel: gentechnikfreie, auf regionalen Rohstoffen aufbauende Lebens- und Futtermittelherstellung,<br />

Schaffung neuer Perspektiven für die Landwirtschaft, Belebung regionaler<br />

Kreisläufe<br />

• Gentechnikfreie Regionen: vom BUND betriebenes Informationsportal zu gentechnikfreien<br />

Regionen und Initiativen in Deutschland, 4 gentechnikfreie Regionen in <strong>Westmecklenburg</strong><br />

(Schweriner Land, Parchim/Prignitz, BR Schaalsee, Nebel/Krakow am See);<br />

insgesamt 49 beteiligte Landwirte, Ziel: qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zur Verfügung<br />

stellen und Aktivitäten für Gentechnikfreie Regionen sichtbar machen<br />

• Mecklenburgweit: „GenussReich“ MV: Gemeinschaftsprojekt des Tourismusverbandes<br />

Mecklenburg-Vorpommern e. V. und des Agrarmarketing Mecklenburg-<br />

Vorpommern e. V., Vorstellung kulinarischer Spezialitäten des Landes (z. B. Fisch, Wild,<br />

Sanddorn)<br />

Der Verein Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern (AMV) hat 2011 eine Studie zur Versorgungssituation<br />

und Möglichkeiten für regionale Produkte im Gesundheitsmarkt in MV<br />

durchführen lassen. Befragt wurden Einkäufer und Küchenleiter in Krankenhäusern, Reha-<br />

Kliniken, Alten- und Pflegeheimen sowie Wellnesshotels. Das Ergebnis zeigt, dass bei den<br />

Befragten eine große Bereitschaft besteht, den derzeitigen Anteil regionaler Produkte am<br />

Gesamteinkauf von durchschnittlich gut zwei Dritteln weiter zu erhöhen. Zudem bekunden<br />

ca. 70 % der Einrichtungen Informationsbedarf zu regionalen Produkten. 10 Die starke Affinität<br />

zu regionalen Lebensmitteln in der Gesundheitswirtschaft und im Gesundheitstourismus<br />

des Landes Mecklenburg-Vorpommern stellt für die Gastronomiebetriebe in <strong>Westmecklenburg</strong>,<br />

gerade auch in Zusammenhang mit dem Angebot einer ausgewogenen Ernährung, eine<br />

Chance und wichtigen unterstützenden Faktor zur Entwicklung des Gesundheitstourismus<br />

(insbesondere für die Zielgruppe der LOHAS) dar.<br />

........................................................................................................................................................<br />

10 Quelle: Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern e. V., www.mv-ernaehrung.de<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Ergänzend ist zu erwähnen, dass ebenfalls vom AMV das erfolgreiche Projekt „VitalMenü in<br />

der Schulverpflegung in MV“ unter Einsatz von regionalen Produkten durchgeführt wird.<br />

Bisher findet dieses fast ausschließlich in <strong>Westmecklenburg</strong> Anwendung zur Mittagsversorgung<br />

von Schulen, Kitas und in der Erwachsenenverpflegung.<br />

Im Bereich der Ernährung mit gesundheitlichem Zusatznutzen/Prävention sind nur wenig<br />

konkrete Angebote vorhanden. Erwähnenswert ist beispielsweise das Angebot an gluten- und<br />

lactosefreien Speisen des Hotels Gutshaus Stellshagen in Verbindung mit der hohen Transparenz<br />

bezüglich der verwendeten Zutaten, insbesondere für Personen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten.<br />

Außerdem gibt es im Tarnewitzer Hof eine Spezialabteilung für gesunde<br />

Ernährung. Neben einer Ernährungsberatung werden spezielle Speisen angeboten, die für<br />

Menschen mit chronischen Erkrankungen, Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck oder zur<br />

Vorbeugung dieser Erkrankungen geeignet sind.<br />

Schwerpunkt der Angebote liegt auf Erholungsurlaub mit gesundheitlichem<br />

Mehrwert<br />

Der Gesundheitstourismus im weiteren Sinne kann in drei grundsätzlich abgrenzbare Bereiche,<br />

je nach Motivation und Ziel unterteilt werden (siehe Abb. 18 auf Seite 41). Die folgende<br />

Tabelle gibt einen Überblick über die in <strong>Westmecklenburg</strong> vorhandenen Angebote.<br />

Gesundheitstou-<br />

rismus i. w. S.<br />

1) Urlaub für ge-<br />

sundePersonen- gruppen mit ge-<br />

sundheitlichem<br />

Mehrwert<br />

2) Urlaub für ge-<br />

sundheitlicheinge- schränktePerso- nengruppen<br />

Einschätzung der Angebote in<br />

<strong>Westmecklenburg</strong><br />

• Hauptfokus der Angebote in West-<br />

mecklenburg auf Wohlfühlen und<br />

Erholen, Aktivitäten in der Natur<br />

• Stimmige Rahmenbedingungen<br />

vorhanden (z. B. Radwege, Was-<br />

sersport)<br />

• Barrierefreiheit teilweise thematisiert<br />

• E-Bikes (insb. Wismar, Modellre-<br />

gion Klützer Winkel)<br />

• Vereinzelt spezielle Angebote für<br />

chronische Kranke<br />

Beispiele 11<br />

(Auswahl)<br />

• Seehotel am Neukloster-<br />

see, Nakenstorf<br />

• Iberotel Boltenhagen<br />

• Gutshaus Stellshagen/<br />

Gutshaus Parin<br />

• AURA-Hotel „Ostseeperlen“,<br />

Boltenhagen<br />

• Stadt Schwerin (Barrierefreiheit)<br />

• Tarnewitzer Hof<br />

• Angebot der Median-<br />

........................................................................................................................................................<br />

11 Bei der Auswahl der Beispiele wurden v. a. herausragende Angebote berücksichtigt. Da für den Punkt 2 nur wenige<br />

Angebote in <strong>Westmecklenburg</strong> vorhanden sind, wurde hier eine Auswahl anhand der entsprechenden bestehenden<br />

Angebote getroffen.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Gesundheitstou-<br />

rismus i. w. S.<br />

3) Primär gesund-<br />

heitsorientierte<br />

Reiseformen<br />

Einschätzung der Angebote in<br />

<strong>Westmecklenburg</strong><br />

• Einzelne Präventionsangebote und<br />

indikationsorientierte Angebote,<br />

u. a. Thema alternative Heilme-<br />

thoden<br />

• Schwerpunktregionen: Klützer<br />

Winkel, Boltenhagen<br />

• Keine Ansätze für Medizintourismus<br />

Tabelle 7: Überblick zu den Angeboten in <strong>Westmecklenburg</strong> im Gesundheitstourismus<br />

Beispiele 11<br />

(Auswahl)<br />

Klinik für Stomaträger<br />

• Gutshaus Stellshagen/<br />

TAO Gesundheitszent-<br />

rum<br />

• Ostseetherme Boltenhagen<br />

• Gesundheitsbad im<br />

Wonnemar Wismar<br />

1) Urlaub für gesunde Personengruppen mit gesundheitlichem Mehrwert<br />

Der überwiegende Teil der Angebote im Bereich Gesundheitstourismus in der Region <strong>Westmecklenburg</strong><br />

ist der ersten Kategorie, und damit dem Erholungsurlaub mit gesundheitlichem<br />

Mehrwert zuzuordnen. Die Angebote sind in erster Linie auf Wellness (passive Angebote)<br />

ausgerichtet und weniger stark gesundheitsorientiert. Insbesondere für die Zielgruppe<br />

der LOHAS gibt es einige interessante Angebote, z. B. durch die Verwendung regionaler Produkte<br />

oder Berücksichtigung von Umweltaspekten. Positiv wirken auch die guten Rahmenbedingungen<br />

(Natur, gute Luft, Infrastruktur etc.), die zahlreiche Aktivitäten in der Natur<br />

ermöglichen, wobei derzeit der gesundheitliche Mehrwert noch nicht ausreichend herausgestellt<br />

wird. Beispiele sind:<br />

Unternehmensbeispiele Produkte u. a.<br />

Erholungsurlaub mit gesundheitlichem Mehrwert<br />

Seehotel Großherzog von<br />

Mecklenburg<br />

Seehotel am Neuklostersee<br />

Iberotel Boltenhagen (Weiße<br />

Wiek)<br />

Wellnessarrangements, Fokus auf regionale, gesunde Küche und<br />

Regionalität<br />

Wellnesshotel, mehrfach ausgezeichnet; gesunde/regionale Küche;<br />

Allergiker und Schwangere spezifisch angesprochen<br />

Urlaub mit gesundheitlichem Mehrwert, z.B. Pauschalangebot<br />

„Boltenhagener Luft schnuppern“; Wellnessangebote<br />

Gutshaus Parin/Stellshagen Bio- und Gesundheitshotel; Verwendung regionaler Produkte,<br />

Umweltbewusstsein, Wellness<br />

Abbildung 20: Angebotsbeispiele für den Bereich Urlaub für gesunde Personengruppen mit gesundheitlichem<br />

Mehrwert<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

2) Urlaub für gesundheitlich eingeschränkte Personengruppen<br />

Für gesundheitlich eingeschränkte Personengruppen werden in <strong>Westmecklenburg</strong> nur eine<br />

gering spezialisierte gesundheitliche Versorgung am Urlaubsort und nur wenige Produkte<br />

angeboten. Das Thema Barrierefreiheit wird derzeit erst vereinzelt berücksichtigt, u. a. durch<br />

die Stadt Schwerin oder das AURA-Hotel Ostseeperlen in Boltenhagen, mit seinem auf Blinde<br />

und Sehbehinderte ausgerichtetem Angebot, welches auch Wellnessanwendungen wie<br />

Massagen beinhaltet. Die Berücksichtigung des Themas Barrierefreiheit bei der Angebotsgestaltung,<br />

v. a. auch zur Entwicklung eines seniorengerechten Gesundheitstourismus, bietet<br />

weiteres Entwicklungspotenzial. Auch für chronisch Kranke gibt es nur vereinzelt Angebote,<br />

wie z. B. Anwendungen für verschiedene Indikationen in der Ostseetherme Boltenhagen<br />

(medizinische Wannenbäder), die Betreuung und Pflege von Demenzerkrankten im Tarnewitzer<br />

Hof oder Angebote zur Feriendialyse in verschiedenen Dialysezentren der Region.<br />

Unternehmensbeispiele Produkte u. a.<br />

Urlaub für gesundheitlich eingeschränkte Personen<br />

AURA Hotel Ostseeperlen<br />

Hotelanlage Tarnewitzer Hof<br />

Median Klinik Wismar<br />

Urlaub für Blinde + Sehbehinderte sowie Angehörige; barrierefreie<br />

Zimmereinrichtung, Veranst.+ Seminare für Blinde u. Sehbehinderte<br />

Urlaub für chronisch Kranke, Demenzkranke (z. B. Spezialabteilung<br />

für gesunde Ernährung bei Diabetes, Übergewicht etc.)<br />

Gesundheitstouristische Selbstzahlerangebote, z. B. Pauschalangebot<br />

für Stomaträger<br />

Stadt Wismar<br />

Stadtmarketing mit Berücksichtigung des barrierefreien Tourismus,<br />

z. B. Stadtführungen für Mobilitäts-, Hör- und Sehbehinderte<br />

Abbildung 21: Angebotsbeispiele für den Bereich Urlaub für gesundheitlich eingeschränkte Personengruppen<br />

3) Primär gesundheitsorientierte Reiseformen<br />

Für primär gesundheitsorientierte Reiseformen ist eine klar definierte, medizinischtherapeutisch<br />

geprägte Motivation und Zielsetzung die Grundlage. Hierfür sind in <strong>Westmecklenburg</strong><br />

einzelne Präventions- und indikationsorientierte Angebote vorhanden. Reha-<br />

Kliniken bieten – bis auf die MEDIAN Klinik – keine Selbstzahlerangebote an. In der Ostseetherme<br />

Boltenhagen werden medizinische Wannenbäder, Massagen, physiotherapeutische<br />

Anwendungen und Therapien auf ärztliche Verordnung angeboten und im Wonnemar-<br />

Wismar neben einem Gesundheitsbad (u. a. Soleinhalationsstollen, Thalasso-Becken,<br />

Kneipp-Bereich) auch verschiedene Wellness- und Spaanwendungen.<br />

Ein Thema mit weiterem Entwicklungspotenzial ist alternative Heilmethode. Das Gutshaus<br />

Stellshagen bietet beispielsweise mit dem TAO Gesundheitszentrum eine hoteleigene Naturheilpraxis.<br />

Außerdem bestehen Planungen für ein „Zentrum für Naturheilkunde, Kunst und<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Kommunikation“ im Landkreis Nordwestmecklenburg, mit sowohl Ausbildungs- und Therapiemöglichkeiten<br />

als auch einem Zentrum der kreativen Begegnung.<br />

Unternehmensbeispiele Produkte u. a.<br />

Primär gesundheitsorientierte Reiseformen<br />

Gutshaus Stellshagen/Parin<br />

Bio- und Gesundheitshotel; alternative Heilmethoden;<br />

Gesundheitscoaching; TAO Gesundheitszentrum<br />

Ostseetherme Boltenhagen medizin. Wannenbäder, Massagen, Kosmetik, Sauna, physiotherapeutische<br />

Anwendungen, Therapien auf ärztl. Verordnung<br />

Wonnemar Wismar medizin. Wannenbäder, Massagen, Kosmetik, Sauna, physiotherapeutische<br />

Anwendungen, Therapien auf ärztl. Verordnung<br />

Abbildung 22: Angebotsbeispiele für den bereich primär gesundheitsorientierte Reiseformen<br />

3.4.3 Benchmarks und Vergleichsregionen<br />

Gesundheitstourismus in Gesundheitsregionen<br />

In ganz Deutschland entstanden und entstehen Gesundheitsregionen und Gesundheitsinitiativen.<br />

Ein Handlungsfeld von vielen ist auch der Gesundheits-/Medizintourismus, das vor<br />

allem auf eine Mobilisierung von zusätzlicher überregionaler, z. T. auch internationaler<br />

Nachfrage nach gesundheitsbezogenen Angeboten abzielt. Gesundheits-/Medizintourismus<br />

ist in Gesundheitsregionen oft nur ein Baustein der Gesamtinitiative. Für die Entstehung<br />

und Umsetzung von Gesundheitsregionen sind die Einbindung von Medizin und Gesundheitswirtschaft<br />

und eine starke Legitimierung im Sinne eines öffentlichen Interesses erforderlich.<br />

Gerade in nicht stark touristisch geprägten Regionen benötigt eine Gesundheitsregion<br />

oftmals eine über den Tourismus hinaus gehende Legitimierung.<br />

Von den etwa 60 Gesundheitsregionen gibt es relativ wenige, die sich explizit dem Teilbereich<br />

Gesundheitstourismus widmen. Die Entwicklungsstände sind dabei ebenfalls sehr<br />

unterschiedlich. Oft ist zu beobachten: die touristischen Akteure und Anbieter sind eher<br />

wenig präsent, wenn ja, dann überwiegend in Städtedestinationen. Dies liegt daran, dass<br />

Gesundheitswirtschaft und Medizin gegenwärtig noch der Zugang zum Gesundheits-/<br />

Medizintourismus fehlt. Dem Tourismus mangelt es hingegen oftmals am Zugang in Gesundheitsregionen,<br />

was zum Teil an der mangelnden Bedeutungszuschreibung, jedoch oftmals<br />

auch an mangelnden Kenntnissen und Initiativen aus dem Tourismus liegt.<br />

Drei Ansätze von gesundheits-/medizintouristischen Gesundheitsregionen<br />

Gesundheits- und Medizintourismus wird in Deutschland mit drei unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten und Ansätzen betrieben: Patienten-/ Medizintourismus (oft in Städtedestinationen),<br />

gesundheitliche Entwicklung von Aktivthemen (oft in Flächendestinationen) so-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

wie gesundheitstouristische Erschließung indikationsbezogener Cluster (oft in einzelnen<br />

(Kur-) Orten).<br />

Schwerpunkt Lokalisierung<br />

Patienten-/<br />

Medizintourismus<br />

Gesundheitliche<br />

Entwicklung<br />

von Aktivthemen<br />

Entwicklung<br />

indikationsbezogener<br />

Cluster<br />

Städtedestinationen<br />

(ggf.<br />

unter Einbindung<br />

des<br />

regionalen<br />

Umfelds)<br />

Flächendestinationen<br />

oft Kurorte<br />

und Heilbäder,<br />

selten<br />

Flächendestinationen<br />

Ansatz Strukturen Beispiele<br />

Gewinnung und<br />

Betreuung internationalermedizintouristischer<br />

Gäste<br />

gesundheitliche<br />

Aufladung von<br />

Aktivthemen,<br />

v. a. Wandern,<br />

(Nordic) Walking,<br />

Radfahren<br />

Entwicklung<br />

von indikationsbezogenen<br />

spezialisierten<br />

Dienstleistungsketten<br />

für<br />

Chroniker und<br />

Mobilitätseingeschränkte<br />

Netzwerkbildung<br />

unter Einbindung<br />

von Kliniken, Hotellerie,Dienstleistern<br />

und Rahmenangeboten<br />

Bearbeitung in<br />

etablierten touristischenDestinationsstrukturen<br />

Bearbeitung in<br />

bestehenden<br />

und/oder spezifisch<br />

entwickelten<br />

Netzwerken auf<br />

der lokalen Ebene<br />

Abbildung 23: Ausrichtung von Gesundheitsregionen, (Quelle: PROJECT M & KECK MEDICAL 2012)<br />

Benchmarks für <strong>Westmecklenburg</strong>: Metropolregionen im Fokus<br />

Medical City Cologne,<br />

Bonn Medical<br />

Partners, InternationalPatient<br />

Service,<br />

München<br />

TEUTO Vital<br />

Wanderwelt, E-<br />

Bike-Region Sauerland,GesundheitspfadeWanderherzOsnabrücker<br />

Land,<br />

“Xundheitswelt“<br />

im Waldviertel /<br />

Niederösterreich<br />

Glutenfreies<br />

Scheidegg, Atemort<br />

/ Atemkompetenzzentrum<br />

Bad<br />

Reichenhall, Urlaub<br />

für Allergiker<br />

in Bad Hindelang,<br />

Netzwerk Hohe<br />

Tauern Health<br />

Speziell auf die Rahmenbedingungen in <strong>Westmecklenburg</strong> zugeschnitten wurden bei der<br />

Auswahl von Gesundheitsregionen, die gesundheitstouristisch aktiv sind, die folgenden<br />

grundlegenden Kriterien berücksichtigt:<br />

• Regionen mit beispielhafter gesundheitstouristischer Profilierung und/oder Nähe zu einer<br />

Metropolregion<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

• wesentliche Merkmalen des Gesundheitstourismus sind vorhanden: attraktives touristisches<br />

Angebot, ein Mindestbesatz an Kur- und Erholungsorten als Kompetenzzentren,<br />

therapeutisch-medizinische Dienstleister<br />

• Strukturen/Prozesse i. S. v. Gesundheitsregionen sind erkennbar<br />

Folgende drei Gesundheitsregionen Regionen sollen beispielhaft vorgestellt werden:<br />

1<br />

� Gesundheitsinsel Rügen<br />

Herausragend im Gesundheitstourismus sind neben der umfangreichen touristischen<br />

Infrastruktur indikationsbasierte Pauschalangebote. Weitere Facetten: allergikerfreundliche<br />

Gemeinde, Gesundheitsakademie (Kurs- und Bildungsangebot),<br />

jährliche Gesundheitsmesse, Broschüre „Wellness- und Gesundheitsinsel Rügen“.<br />

Verein „Gesundheitsinsel e. V.“ mit Mitgliedern aus Tourismus und<br />

Gesundheitswirtschaft; Umsetzung: eigene Geschäftsstelle.<br />

Die Gesundheitsinsel Rügen e. V. stellt eine inselweite Vernetzung von Anbietern aus Gesundheitswirtschaft<br />

(z. B. Kliniken, Krankenkassen, Ärzte, Apotheken, Physiotherapeuten,<br />

Fitnesstrainer) und Tourismus (z. B. Hotellerie, Tourismusorganisationen, Freizeitanbieter)<br />

dar. Ziel ist es, individuellen Erholungsurlaub mit professionellem, medizinischen Service zu<br />

verknüpfen und so die Insel Rügen im Segment des Gesundheitstourismus stärker zu profilieren.<br />

Dafür haben sich mittlerweile mehr als 70 Mitglieder in einem Verein zusammengefunden.<br />

Es geht darum sowohl die gesundheitliche Versorgung der Inselbevölkerung mit<br />

attraktiven Angeboten zu verbessern als auch den Gesundheitstourismus der Destination<br />

weiterzuentwickeln. Das Netzwerkmanagement übernimmt eine eigens eingerichtete Geschäftsstelle,<br />

die vielfältige Projekte und PR-Aufgaben umsetzt sowie die Produktentwicklung<br />

koordiniert. Die im Netzwerk entwickelten gesundheitlichen Programme ergänzen die<br />

auf der Insel schon zahlreich vorhandenen Wellnessangebote um stärker medizinisch orientierte<br />

Urlaubsangebote. Beispiele hierfür sind Familienurlaub mit pflegebedürftigen Kindern,<br />

Gesundheitswochen für Diabetiker und deren Angehörige, Ferien-Dialyse, betreuter<br />

Urlaub für Demenzerkrankte und deren Angehörige sowie Asthmaschulungen für Familien.<br />

Abgerundet wird das Angebot durch Gesundheitschecks, die sich vor allem an Manager richten<br />

und in spezialisierter Gesundheitshotellerie direkt oder in Kooperation mit Kliniken<br />

durchgeführt werden. In Zukunft soll der Fokus noch stärker auf Vermarktung und Vertrieb<br />

gelegt werden. Hierbei wird die Verknüpfung mit der Tourismuszentrale Rügen als Schaltstelle<br />

des gesamten touristischen Inselmarketings weiter ausgebaut.<br />

2<br />

� Cuxland Vital mit Fokus Metropolregion HH<br />

Initiative als Gesundheitsregion. Umsetzung: Verein „Cuxland Vital“. Ausrichtung:<br />

Mischung aus Ruhe, Erholung und Aktivitäten, Nennenswert v. a. eigens für Gesundheitsregion<br />

entwickelte Radroute, „Cuxland Vital“. Konkrete Projekte: z.B.<br />

Entwicklung von Qualitätskriterien für Wellness-Angebote im Cuxland. Weitere<br />

Facetten: Physio-Akademie (deutschlandweites Qualifikationsangebot), 4 Heilbäder,<br />

Thalassozentrum, Broschüre. Noch in Startphase.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Der gemeinnützige Verein "Cuxland Vital" e. V. wurde 2010 gegründet um die Gesundheitsförderung<br />

im Landkreis Cuxhaven zu unterstützen. Eine der Hauptaufgaben ist es, den Informations-<br />

und Erfahrungsaustausch zwischen den Akteuren der Gesundheitswirtschaft,<br />

des Gesundheitstourismus und anderen relevanten Branchen zu fördern. Der Verein mit<br />

derzeit 18 Mitgliedern ist regelmäßig auf regionalen und überregionalen Tagungen präsent.<br />

Auch durch eigene Veranstaltungen und Seminare soll der fachliche Austausch verstärkt<br />

werden. Die Schaffung gesunder Lebensbedingungen ist ein weiteres Ziel des „Cuxland Vital“<br />

e. V. Der Verein engagiert sich besonders, Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft<br />

für genau dieses Ziel zu gewinnen. Dabei wird er von der Initiative „Cuxland Vital“<br />

unterstützt. Die Initiative will vor allem die Potenziale des Gesundheitstourismus und der<br />

Gesundheitswirtschaft im Landkreis Cuxhaven steigern, Kompetenzen bündeln und unter<br />

der Dachmarke „Cuxland Vital – Die Gesundheitsregion“ einheitlich kommunizieren. Möglichst<br />

viele Anbieter medizinischer und -touristischer Dienstleistungen sowie Händler und<br />

Hersteller von Medizin-, Gesundheits- und Wellnessprodukten (Kliniken, medizinische Praxen<br />

und Apotheken, Hoteliers und Wellness-Anbieter) sollen sich mit Hilfe der Initiative<br />

vernetzen und stärker kooperieren. „Cuxland Vital“ ist außerdem in verschiedene Netzwerke<br />

des Landkreises Cuxhaven, des Landes Niedersachsen und der Metropolregionen Hamburg<br />

und Bremen/Oldenburg eingebunden.<br />

3<br />

� Gesundheitsregion Osnabrücker Land<br />

Besonders ist die gemeinsame Vermarktung der Heilbäder auf einer Website<br />

(Vitalbäder) sowie die Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft<br />

e. V. Dieses entwickelt konkrete Projekte, wie z.B. die Gesundheitspfade<br />

Wanderherz, die das Thema Gesundheit und Wandern verknüpfen. Touristische<br />

Infrastruktur für Urlaub mit gesundheitlichem Mehrwert (z.B. 2500km Radwegenetz,<br />

ca. 100 markierte Wanderwege, 18 markierte Nordic-Walking-Routen). Marketing.<br />

Die Gesundheitsregion Osnabrücker Land ist ein Zusammenschluss von Kliniken, Unternehmen<br />

und öffentlichen Einrichtungen. Via Internet informiert die Initiative des Landkreises<br />

Osnabrück auf einem Internetportal über die regionalen Angebote im Gesundheitswesen.<br />

Die Homepage liefert Auskünfte über Akut- und Rehakliniken sowie Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

und hält Informationen zur Branche (News) aber auch für Endverbraucher<br />

vor. Ein Bereich stellt der Gesundheitstourismus dar, bei dem die Vermarktung und<br />

Kommunikation der Angebote der vier Kurorte (Vitalbäder) in der Gesundheitsregion im<br />

Mittelpunkt steht. Aus den Orten selbst wird ebenso auf das Informationsangebot der Gesamtregion<br />

verwiesen. Eingebettet in das übergeordnete Gesundheitsnetzwerk Weser-Ems<br />

erfolgt die Organisation über ein Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft, angesiedelt<br />

beim Landkreis Osnabrück. Die Aufgaben bestehen in Innovationsförderung und –beratung,<br />

Projektplanung und –management, Informationen aus der regionalen Gesundheitswirtschaft,<br />

Kontakt-Anbahnung zwischen Unternehmen, themenspezifische Fachtage und Lob-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

byarbeit. Für die Region sieht man die besondere Chance in der Kombination von Gesundheitsdienstleistungen,<br />

-produkten und -tourismus. Dies wurde auch in konkreten Projekten<br />

und Angeboten wie beispielsweise den „Gesundheitspfaden Wanderherz“ als geeigneten<br />

Wanderwegen für Risikopatienten umgesetzt.<br />

Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung<br />

Was kennzeichnet Gesundheitsregionen, die sich intensiv mit dem Gesundheitstourismus<br />

beschäftigen? Als Erfolgsvoraussetzungen und -faktoren zur Umsetzung (von Gesundheitstourismus)<br />

in Gesundheitsregionen gelten:<br />

• feste Netzwerkstrukturen und vorhandener Kümmerer<br />

• mittel-/langfristig abgesicherte Finanzierung<br />

• hochgradige Zielgruppen- und/oder Quellmarktspezialisierung<br />

• entsprechende Qualitätsentwicklung und -sicherung<br />

• Aufbau von Vertriebs- und Serviceketten<br />

• konsequente Inwertsetzung der Infrastruktur<br />

• Beteiligung von Partnern, die wettbewerbsfähige Angebots-Profilspitzen einbringen<br />

An der Schnittstelle zu Medizin und Gesundheitswirtschaft entstehen oftmals die erforderlichen<br />

innovativen, zielgruppenscharfen Produkte, die eine echte Alleinstellung mit sich bringen<br />

können. In der Zusammenarbeit in Gesundheitsregionen liegen für Medizin, Gesundheitswirtschaft<br />

und Tourismus noch große Chancen und Potenziale. Erfolgskritisch ist daher<br />

insbesondere die Beteiligung von Partnern vorwiegend aus dem medizinischen / Gesundheitssektor,<br />

die wettbewerbsfähige Angebots-Profilspitzen einbringen. Zudem ist bei allen<br />

Praxisbeispielen ersichtlich, dass ein langer Atem notwendig ist. Erfolge sowohl nach innen<br />

(mehr beteiligte Akteure, Nutzen) als auch außen (neue Nachfrage, Image) zeigen sich in der<br />

Regel erst nach mehrjähriger Arbeit.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

3.4.4 <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Stärken<br />

� Erholungsangebote mit gesundheitlichem<br />

Mehrwert (Naturraum, Klima, touristische<br />

Infrastruktur, überwiegender Teil der Angebote)<br />

� Einzelne Leitbetriebe mit vielversprechenden<br />

Ansätzen (v. a. bei höherwertiger Hotellerie)<br />

� gute Lage (Nähe zu Hamburg und Berlin)<br />

� gastronom. Angebot mit touristisch interessanten<br />

Initiativen und potenziellen Schnittstellen zum<br />

Gesundheitstourismus<br />

Chancen<br />

� Megatrend Gesundheitstourismus<br />

� Nähe zu Hamburg, LOHAS als Zielgruppe<br />

� Thema Nachhaltigkeit/Ganzheitlichkeit<br />

� Barrierefreiheit/Demographische Entwicklung<br />

� Synergiepotenzial/Kooperation mit anderen<br />

Bereichen wie Forschung/Lehre, Medizin<br />

� Technologie (z. B. E-Bike, Medizintechnik)<br />

Schwächen<br />

� Profilierung, Image, Bekanntheit (Region +<br />

prädikatisierte Orte)<br />

� gesundheitstourist. (i. e. S.) eher schwach<br />

aufgestellt (wenig Angebote für primär gesundheitsorientierte<br />

Reiseformen, keine Angebots-<br />

Bündelung, Infrastruktur)<br />

� Qualität (wenig markante Zertifizierungen, in<br />

Breite durchschnittliche Wellnessqualität, Defizite<br />

in Servicequalität)<br />

� Kooperation zw. Tourismus + Medizin<br />

Risiken<br />

� hohe Wettbewerbsintensität im<br />

Gesundheitstourismus<br />

� Fachkräftemangel<br />

� fehlende Identifikation und Marktwissen<br />

potenzieller Leistungsträger<br />

Gesundheitstourismus als Erholungsurlaub mit gesundheitlichem Mehrwert<br />

mit größtem Potenzial<br />

Im Wettbewerbsvergleich von gesundheitstouristischen Destinationen steht <strong>Westmecklenburg</strong><br />

erst am Anfang der Entwicklung. Dies belegen die derzeitige Bestückung mit konkret<br />

gesundheitsbezogenen Angeboten und die geringe Profilierung zum Thema. Aufgrund<br />

der bedeutenden Marktchancen, einzelner herausragender Angebote in der Region und<br />

der guten Rahmenbedingungen (Natur, Klima, touristische Infrastruktur) kann der Gesundheitstourismus<br />

aber im Rahmen einer Gesundheitsregion zu einem bedeutenderen Angebotsbereich<br />

entwickelt werden. Insbesondere die Verbindung der Themen Natur (regionale<br />

Stärke) und Gesundheit unter dem Schwerpunkt Erholungsurlaub mit gesundheitlichem<br />

Mehrwert (Wellness, Entschleunigung, Mentale Wellness, Aktivurlaub etc.) deuten<br />

auf eine Profilierungsmöglichkeit hin.<br />

Treiber für eine zunehmende Nachfrage nach solchen Angeboten ist auch die an Bedeutung<br />

gewinnende (Querschnitts-)Zielgruppe der LOHAS (Lifestyle of health and sustainability).<br />

Die urbanen Räume Berlin und insbesondere die Metropolregion Hamburg „vor der<br />

Haustür“ der Region können als bedeutende Quellmärkte nicht nur für diese Zielgruppe<br />

identifiziert und stärker angesprochen werden. Ebenfalls von hoher Relevanz ist das Thema<br />

Nachhaltigkeit und Regionalität, welches in der Region bereits im Rahmen von gastronomi-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

schen Initiativen aufgegriffen wird - für den Gesundheitstourismus ein passendes Ergänzungsangebot.<br />

Die demographische Entwicklung ist ebenso wesentlicher Treiber für Angebote, die sich<br />

an den Bedürfnissen einer älteren und älter werdenden Zielgruppe orientierten. Neben den<br />

in der Region vorhandenen einzelnen indikationsorientierten (z. B. chronische Krankheiten)<br />

und auf Betreuung (z. B. Demenz) ausgerichteten Angeboten gibt es hier noch weiteres gesundheitstouristisches<br />

Entwicklungspotenzial. Die Verknüpfung mit Forschungsthemen,<br />

z. B. der Einsatz von Licht im Beherbergungsgewerbe mit Zielgruppe Ältere und Hochbetagte<br />

(Hochschule Wismar) bieten im Einzelnen Chancen zur Entwicklung von Alleinstellungsmerkmalen.<br />

Um die Chancen für die gesundheitstouristische Weiterentwicklung der Region zu nutzen,<br />

wird den Handlungsfeldern Qualitätssicherung und -ausbau, Marketing und Netzwerkmanagement,<br />

Fachkräftesicherung/Qualifizierung sowie Spezialisierung eine tragende Rolle zukommen.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

3.5 Gesundheitsorientierte Forschung und Lehre<br />

3.5.1 Marktsituation<br />

In Deutschland existieren 36 medizinische Fakultäten bzw. Universitäten. Insbesondere in<br />

Küstennähe ist die Dichte gering: Lediglich in 5 küstennahen Städten wird Medizin gelehrt.<br />

Abbildung 24: Medizinische Fakultäten und Universitäten<br />

(Quelle: ttp://www.thieme.de/viamedici/studienort/karte.html)<br />

Medizinische Fakultäten sind grundsätzlich auch Orte der medizinischen Forschung und<br />

nehmen für die Industrie somit die Rolle eines Innovationspartner ein. An medizinischen<br />

Fakultäten können beispielsweise neue medizintechnische Entwicklungen getestet werden.<br />

Die räumliche Nähe zu den medizinischen Fakultäten wird häufig von Unternehmen auch im<br />

Kontext von Gesundheitsregionen genutzt (s. beispielsweise e.Health Braunschweig, Kap.<br />

3.5.3).<br />

Ein Studium der Bereiche Pflege/Gesundheit und Sport ist an Hochschulen und Fachhochschulen<br />

möglich. In Deutschland sind für diesen thematischen Rahmen zur Zeit 304 Stu-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

diengänge registriert. Davon ermöglichen 173 den Bachelorabschluss und 76 den Masterabschluss.<br />

Gelehrt werden so unterschiedliche Themenbereiche wie Management im Gesundheitswesen,<br />

Gesundheitsökonomie aber auch therapeutische Kompetenzen wie Ergotherapie<br />

und Logopädie. 55 weitere Studiengänge ermöglichen andere Abschlüsse als Bachelor oder<br />

Master. Diese Studiengänge behandeln Themen wie z. B. Entspannungspädagogik oder Ernährungsberatung.<br />

(Quelle: http://www.fachhochschule.de/FH/Lehrgang/FH/Pflege_<br />

Gesundheit_Sport/FH.htm)<br />

Ausbildungen für gesundheitsorientierte Helfer-/Anlerntätigkeiten (z. B. Gesundheits- und<br />

Krankenpflegehelfer/in), fachlich ausgerichtete Tätigkeiten (z. B. Gesundheits- und Krankenpfleger/in)<br />

oder komplexe Spezialistentätigkeiten (z. B. Fachkrankenschwester/-pfleger)<br />

werden bundesweit in zahlreichen Institutionen angeboten und sind quantitativ nicht erfasst.<br />

Gesundheitsforschung wird bundesweit in Universitäten, Forschungsinstitutionen und Unternehmen<br />

durchgeführt. In der folgenden Abbildung ist die Gewichtung der Projektförderung<br />

für die 6 zentralen Krankheitsbereiche der Roadmap für das Gesundheitsforschungsprogramm<br />

der Bundesregierung (2000-2005) als Maßstab für die finanzielle Ressourcenverfügbarkeit<br />

dargestellt.<br />

Abbildung 25: Übersicht über die recherchierbaren Ressourcen aller Krankheitsbereiche in den Jahren 2000–2005<br />

(Quelle: Roadmap für das Gesundheitsforschungsprogramm der Bundesregierung 2007)<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

3.5.2 Ergebnisse der Bestandsanalyse<br />

Die Situation in den drei Bereichen gesundheitsorientierte nicht-akademische Ausbildung,<br />

akademische Lehre und Forschung stellt sich sehr unterschiedlich dar. Im Bereich der gesundheitsorientierten<br />

nicht-akademischen Lehre weist das Ausbildungsportfolio ein sehr<br />

breites Spektrum auf. 12 Institutionen bieten Ausbildungen in gesundheitsorientierten Helfer-/Anlerntätigkeiten,<br />

fachlich ausgerichteten Tätigkeiten oder komplexen Spezialistentätigkeiten<br />

an. Weitere spezifische gesundheitsorientierte Angebote gibt es nicht.<br />

Entgegengesetzt ist das Angebot im Bereich der akademischen Lehre. Es wird lediglich ein<br />

duales Studium mit Bachelor Gesundheitstourismus und dem IHK-Abschluss "Kaufmann/frau<br />

im Gesundheitswesen" angeboten. Im Studiengang „Architectural Light Design“ werden<br />

zudem physiologische Aspekte des Lichtes berücksichtigt. Weitere akademische Angebote<br />

gibt es nicht.<br />

Konformität mit den Themen des Masterplans<br />

MV<br />

Hochschulen/Forschung<br />

Hochschulen sind vorhanden, bieten jedoch nur<br />

sehr spezielle Ausbildungsschwerpunkte. Kaum<br />

unabhängige Forschungseinrichtungen, jedoch<br />

unternehmensinterne Forschungsabteilungen<br />

(v. a. in der Medizintechnik).<br />

Schulen<br />

Schulen bieten zahlreiche Ausbildungen u. a. für<br />

Pflege, Logopädie, Physiotherapie, Wellness an.<br />

1 Erste Einschätzung eines möglichen Nutzens im Rahmen der Zusammenarbeit in einer<br />

Gesundheitsregion<br />

Trendkompatibilität<br />

Ggf. bei Ausrichtung der<br />

Bereiche „Architectural Light<br />

Design“ und „Gesundheitstourismus“<br />

auf den Bedarf<br />

regionaler Unternehmen<br />

Das Portfolio entspricht<br />

überwiegend dem<br />

zunehmenden Bedarf im<br />

Rahmen der<br />

demografischen<br />

Entwicklung.<br />

Potenzielle Synergien<br />

1<br />

Forschung und<br />

Entwicklung,<br />

Fachkräftesicherung<br />

und<br />

Qualifikation<br />

Fachkräftesicherung<br />

und<br />

Qualifikation<br />

Legende: Synergiepotenzial Sehr gering Hoch<br />

Abbildung 26: Übersicht der Ergebnisse der Bestandsanalyse für gesundheitsorientierte Forschung und Lehre (Darstellung:<br />

PROJECT M und KECK Medical 2011)<br />

Unternehmensunabhängige Forschungsinstitutionen gibt es kaum. Ein Institut bietet klinische<br />

Studien im Bereich Schlafdiagnostik an, ein zweites Institut Forschung im Bereich der<br />

Pharmaökonomie und Arzneimittellogistik.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Eigenauskünfte (u. a. auf Unternehmens-Websites) insbesondere der medizintechnischen<br />

Unternehmen weisen jedoch darauf hin, dass innerhalb der Unternehmen regelhaft Forschung<br />

im Rahmen des Innovationsprozesses betrieben wird.<br />

Forschung und Lehre sind mit dem Querschnittsfeld Fachkräftesicherung und Qualifizierung<br />

des Masterplans kompatibel.<br />

Akad. Ausbildung/<br />

Forschung<br />

Schulen<br />

Unternehmensbeispiele Leistungsbereiche u.a.<br />

Hochschule Wismar<br />

Masterstudiengang Architectural Light Design. Basierend auf<br />

wahrnehmungs-psychologischen Grundlagen erhalten die<br />

Studierenden eine gestalterisch-planerische Kompetenz unter<br />

Einbeziehung elektro- und lichttechnischer Kenntnisse.<br />

Baltic College Bachelorstudiengang „Management im Gesundheitstourismus“ mit<br />

einem Modul Gesundheitstourismus. Parallel zum Bachelor-Studium<br />

Abschluss Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen.<br />

IPAM-Institut Gesundheitsökonomische Forschung für die Bereiche<br />

Pharmaökonomie und Arzneimittellogistik<br />

SWS Gruppe Ausbildungsangebot u. a. Altenpflege, Ergotherapie, Logopädie,<br />

Masseur, Physiotherapie, Wellnesstherapeut<br />

Ecolea Ausbildungsangebot u.a. Physiotherapie, Ergotherapie,<br />

Diätassistenz, Altenpflegehilfe, Masseur, Wellness-Kosmetik<br />

Insbesondere medizintechnische Unternehmen unterhalten eigene Forschungsabteilungen<br />

Abbildung 27: Beispiele für Institutionen der Lehre, Forschung und Ausbildung (Darstellung: PROJECT M und<br />

KECK Medical 2011)<br />

3.5.3 Benchmarks und Vergleichsregionen<br />

Als Benchmark-Regionen wurden überwiegend ländliche Regionen mit maximal einer Großstadt<br />

ausgewählt. Die Gesundheitsregionen organisieren je nach Schwerpunkt Ausbildung,<br />

Forschung und Produktinnovationen.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

1<br />

� Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe<br />

Der Region ist es gelungen, sich als Zentrum der Aus-, Fort- und Weiterbildung für die<br />

Gesundheitsberufe zu etablieren. Hochschulen und Bildungsträger bieten<br />

hervorragende Studien- und Forschungsschwerpunkte an, die explizit auf das<br />

Gesundheitswesen und die Gesundheitswirtschaft ausgerichtet sind. Neben einer<br />

traditionell auf die Versorgung chronisch Erkrankter spezialisierten<br />

Gesundheitsversorgung gehören Wellness, Fitness und Lifestyle zum regionalen Profil.<br />

Das Leitbild des ZIG für die Weiterentwicklung der regionalen Gesundheitswirtschaft ist<br />

geprägt von der Idee, Synergieeffekte in der Gesundheitswirtschaft zu fördern, indem die<br />

Zusammenarbeit mit Unternehmen aus den Nachbarbranchen des Gesundheitswesens intensiviert<br />

wird. Aus-, Fort- und Weiterbildung sind zentrale Handlungsfelder. Seit Beginn<br />

des Jahres 2008 ist das ZIG vom Land NRW mit dem Aufbau des „Clustermanagement Gesundheitswirtschaft.NRW“<br />

beauftragt.<br />

2<br />

� Gesundland Vulkaneifel<br />

Ziel des Projekts ist die erfolgreiche Etablierung der Region als Reiseziel im<br />

Gesundheitstourismus. Konkret ist die Entwicklung der Region zu einer therapeutischen<br />

Landschaft angestrebt. Darin wird die Verbindung zwischen Naturerleben und<br />

Gesundheitsförderung ausgestaltet und wissenschaftlich unterlegt. Es wird ein auf die<br />

Region zugeschnittenes Ausbildungskonzept für Landschaftstherapeuten entwickelt.<br />

Im Rahmen des GesundLand Vulkaneifel wird ein spezielles Ausbildungskonzept für Landschaftstherapeuten<br />

realisiert. Dazu gehören Basisqualifizierungen – für alle Anbieter von<br />

Leistungen (Therapeutische Landschaft und stressreduzierende Kommunikation) sowie<br />

Fachausbildungen – für diejenigen, die sich im Gesundheitstourismus weiterbilden möchten:<br />

Entspannungscoach, Landschaftsmentor, Gastronomieseminar regionale gesundheitsfördernde<br />

Küche, Gesundheitsorientierte Gastronomie II (indikationsgerechte Gastronomie),<br />

Führer „Gesundheitsorientierte Wege“, Themenzentrierte Interaktion.#<br />

3<br />

� Gesundheitsregion e.health Braunschweig<br />

Das Ziel des Projektes ist es, sich der Herausforderung zwischen IT, Versorgung und<br />

Gesundheitswirtschaft zu stellen. Über eine Förderlaufzeit von drei Jahren werden die<br />

Themenfelder intelligentes Wohnen/ altersgerechte Assistenzsysteme, optimiertes<br />

Einweisungs- und Entlassmanagement, elektronische Pflegeüberleitung, MRSA-<br />

Register sowie Dokumentation in der Pflege bearbeitet.<br />

Mit dem Gesundheitsnetzwerk Braunschweig werden folgende Inhalte fokussiert: Identifikation,<br />

Konzeptionalisierung und prototypische Umsetzung neuer vernetzter Versorgungsdienste<br />

sowie von IuK-Werkzeugen12 zur Unterstützung der Zusammenarbeit in einem regi-<br />

........................................................................................................................................................<br />

12 Informations- und kommunikationstechnologische Werkzeuge<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

onalen Gesundheitsnetzwerk, Herstellung der Interoperabilität medizinischer Informationssysteme<br />

zur Unterstützung der patientenzentrierten Versorgung, Überprüfung der neuen<br />

IuK-basierten Dienste im Gesundheitsnetzwerk auf ihren Beitrag zur Versorgungsqualität<br />

und -effizienz und Schaffung einer Organisationsstruktur zur Unterstützung des systematischen<br />

Aufbaus und der systematischen Weiterentwicklung des Gesundheitsnetzwerks.<br />

3.5.4 <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Stärken<br />

� Gute Ausbildungsvoraussetzungen bei nichtakademischen<br />

gesundheitsorientierten Berufen<br />

� Unternehmensinterne Forschung v. a. im<br />

medizintechnischen Bereich<br />

Chancen<br />

� Kooperationen zwischen den Anbietern nichtakademischer<br />

Gesundheitsberufe und<br />

gesundheitsorientierten Unternehmen<br />

� Weiterentwicklung der akademischen Ansätze<br />

(Bachelormodul Gesundheitstourismus)<br />

� Forschungskooperationen zwischen<br />

forschungsintensiven Unternehmen<br />

Schwächen<br />

� Unzureichende Angebote im Bereich<br />

akademischer gesundheitsorientierter<br />

Bildungsangebote<br />

� Nur sehr wenige unternehmensunabhängige<br />

Forschung<br />

Risiken<br />

� Abwanderung der Ausgebildeten<br />

� Ablehnung der Forschungskooperationen aus<br />

Gründen des Wettbewerbs<br />

Im Bereich nicht-akademischer gesundheitsorientierte Berufe bietet <strong>Westmecklenburg</strong><br />

gute Voraussetzungen. Die unternehmensinterne Forschung ist eine wichtige<br />

Basis für Produktinnovationen in den regionalen Unternehmen der Medizintechnik. Limitierend<br />

auch auf die Rekrutierung von Fachkräften wirkt sich allerdings das nahezu nicht<br />

vorhandene Angebot akademischer gesundheitsorientierter Bildung. Auch auf<br />

unternehmensunabhängige Forschungsinstitutionen kann die regionale Gesundheitswirtschaft<br />

nicht zurückgreifen.<br />

Kooperationen zwischen den verschiedenen Anbietern nicht-akademischer Gesundheitsberufe<br />

und gesundheitsorientierten Anbietern sowie insbesondere Forschungskooperationen<br />

zwischen forschungsintensiven Unternehmen können die Nutzung der bestehenden<br />

Ressourcen optimieren. Insbesondere zu überwinden sind potenzielle Befürchtungen<br />

im Rahmen des Wettbewerbs.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

4. Fazit und Ausblick: Einschätzung der Potenziale<br />

für eine Gesundheitsregion<br />

Gesamtfazit<br />

Aufgabenstellung war es, mit einer Bestandsanalyse und Bewertung der Gesundheitswirtschaft<br />

in <strong>Westmecklenburg</strong> zu prüfen, wo die Region mit Blick auf den Markt steht und welche<br />

Potenziale vorhanden sind, um sich zu einer Gesundheitsregion zu entwickeln. In diesem<br />

Zusammenhang galt es zu klären, welche marktgerechten Perspektiven abgeleitet werden<br />

können und welche Handlungsoptionen sich grundlegend anbieten.<br />

Dazu wurde das breite Feld der Gesundheitswirtschaft für die Region <strong>Westmecklenburg</strong> mit<br />

vier <strong>Analyse</strong>bereichen „Produzenten von Gesundheitsprodukten“, „Gesundheitsdienstleister“,<br />

„Gesundheitstourismus“ sowie „Gesundheitsorientierte Forschung und Lehre“<br />

differenziert betrachtet.<br />

Folgende zusammenfassenden Aussagen können getroffen werden:<br />

Entwicklungsbereich Gesundheitsproduzenten: Kooperation in der Medizintechnik,<br />

mit einem Schwerpunkt Sensorik<br />

• 33 Unternehmen in <strong>Westmecklenburg</strong> produzieren gesundheitsorientierte Produkte,<br />

entweder ausschließlich oder im Teilportfolio. 25 dieser Unternehmen stellen medizintechnische<br />

Produkte her. Es finden sich Unternehmen in Start-up Größe und auch international<br />

agierende Unternehmen mit einem Exportanteil von 50 %. Die Unternehmenskategorien<br />

umfassen Hersteller von Apparatursegmenten bis hin zu Anbietern von<br />

einsatzbereiten Komplettsystemen.<br />

• Ein Schwerpunkt ist im Bereich der Sensorik zu identifizieren. 6 Unternehmen produzieren<br />

Sensoren u. a. für die Atemgasanalytik, Atemalkohol sowie Fluß- und Temperatursensoren.<br />

• Die Wachstumsperspektiven der Medizintechnik werden in den kommenden Jahren und<br />

Jahrzehnten sowohl von der Nachfrage-, als auch von der Angebotsseite sehr günstig<br />

bleiben. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt wird in den<br />

OECD-Ländern in Zukunft weiter steigen. Bis 2020 ist in den USA mit einem Anstieg von<br />

derzeit rund 16% auf über 20% und in den übrigen OECD-Ländern von durchschnittlich<br />

rund 9% auf ca. 15% zu rechnen. Steigende Einkommen und steigende Ausgabenanteile<br />

sorgen also für einen doppelten expansiven Effekt bei der Gesundheitsnachfrage. Insge-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

samt dürften die Umsätze bis 2020 in Deutschland jahresdurchschnittlich um 8% zunehmen.<br />

• Vor diesem Hintergrund bieten sich gute Entwicklungschancen in einer Zusammenarbeit<br />

der medizintechnischen Unternehmen in ausgewählten Bereichen. Als Handlungsfelder<br />

eignen sich besonders die Bereiche Fachkräfterekrutierung, Innovation, Vernetzung mit<br />

Hamburger Unternehmen, Unternehmensansiedlungen (u. a. Zulieferer) und Zusammenarbeit<br />

im Vertrieb.<br />

Entwicklungsbereich Gesundheitsdienstleister: Versorgung im Alter, Telemedizin/Sensorik,<br />

Homecare<br />

• Die Akutversorgung <strong>Westmecklenburg</strong>s ist als gut zu bezeichnen. Es existieren 8 Kliniken<br />

der Grund- und Regelversorgung und eine Klinik der Maximalversorgung. Zusätzlich sind<br />

15 Kliniken aus den Bereichen Rehabilitation, Psychosomatik und Suchttherapie angesiedelt.<br />

Die Kliniken sind in einem guten baulichen Zustand und sind apparativ suffizient<br />

ausgestattet. Angebote von überregionaler Bedeutung, die einen relevanten Patiententourismus<br />

induzieren könnten, existieren nicht.<br />

• Die zunehmende Alterung der Bevölkerung generiert einerseits die Notwendigkeit der<br />

Versorgung, andererseits auch die Chance der Entwicklung neuer Versorgungsformen. So<br />

sind die Bereiche Versorgung im Alter, Telemedizin/Sensorik und Homecare als zukunftsträchtige<br />

Handlungsfelder anzusehen.<br />

Entwicklungsbereich Gesundheitstourismus: Erholungsurlaub mit gesundheitlichen<br />

Mehrwerten<br />

• Der Hauptfokus der heute vorliegenden Angebote richtet sich vor allem auf die Gästemotive<br />

Wohlfühlen und Erholen. Es gibt verglichen im Wettbewerb zwar einige herausragende,<br />

aber insgesamt eher wenig spezielle Angebote mit klarer gesundheitlicher Motivation,<br />

die sich zum Beispiel auch nach Indikationen ausrichten. Hier sind andere Regionen<br />

in ihrer Entwicklung, Ausrichtung und Profilierung teilweise deutlich weiter. Das betrifft<br />

auch Prozesse zur Netzwerkbildung, z. B. innerhalb einer Gesundheitsregion, oder im Bereich<br />

Angebotsentwicklung bzw. Marketing im Arbeitsfeld von touristischen Organisationen.<br />

• Aufgrund der bedeutenden Marktchancen (demografischer Wandel, Gesundheit hält Einzug<br />

in den Lebensstil), einzelner herausragender Angebote und Initiativen sowie guter<br />

Rahmenbedingungen und Basisfaktoren bietet der Entwicklungsbereich Gesundheitstourismus<br />

gute Perspektiven für <strong>Westmecklenburg</strong>. Größte Entwicklungschancen werden im<br />

Bereich „Erholungsurlaub mit gesundheitlichen Mehrwerten“ gesehen (Wellness,<br />

Entschleunigung, Mentale Gesundheit, Aktivurlaub etc.), der sich vor allem auf die wach-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

sende Zielgruppe der LOHAS ausrichtet (stark an Nachhaltigkeit, Natur, Gesundheit und<br />

Regionalität interessiert). Dieser Bereich bietet sich vor allem unter Gesichtspunkten der<br />

Profilbildung an, da die Themen „Natur“ und „Gesundheit“ durch Angebote der Region<br />

glaubhaft untersetzt werden können. Vor den Toren einer Metropoloregion (Hamburg)<br />

bieten Beherbergungsanbieter mit Kompetenzen in Wellness und Naturheilkunde, Aktivangebote<br />

(Wandern, insbesondere Radfahren) in weitgehend unberührter Natur, und<br />

gastronomische Initiativen als Ergänzungsangebot gute Voraussetzungen und Entwicklungspotenziale<br />

für gesunden Erholungsurlaub. Spezialisierte Angebote, die bestimmte<br />

Indikationen im Blick haben oder sich auf Gäste mit Mobilitätseinschränkungen ausrichten<br />

bieten ergänzendes Entwicklungspotenzial.<br />

• Synergiepotenziale bietet der Entwicklungsbereich Gesundheitstourismus auch in der<br />

Verknüpfung der Angebote sowohl für Gäste als auch die eigene Bevölkerung. Im Zuge<br />

des demografischen Wandels kann ein mögliches Ziel der Gesundheitsregion auch die<br />

Verbesserung der gesundheitlichen Lebensqualität und Versorgung der Bevölkerung darstellen.<br />

Entsprechende Angebote gibt es schon heute in der Region. Innovationspotenzial<br />

bietet auch der Ansatz der Hochschule Wismar (Lichtdesign für Zielgruppe Hochbetagte).<br />

• Sich daraus ableitende zentrale Handlungsfelder sind in erster Linie:<br />

• Profilbildung über Produktbündelung und Förderung des Standortimages. Bündelung<br />

der Aktivitäten, insbesondere im Marketing (Wellness, mentale Wellness, „Zurück<br />

zur Natur“ + Gesundheit), hierbei insbesondere Nutzung der Chancen des<br />

Quellmarktes Metropolregion Hamburg<br />

• Realisierung von Unterstützungsprozessen zur Entwicklung des Gesundheitstourismus:<br />

Klärung von Kooperations- und Organisationsstrukturen, Förderung der notwendigen<br />

Netzwerkbildung<br />

• Fachkräfterekrutierung: Sicherung der notwendigen Fachkräfte im touristischen als<br />

auch medizinisch-therapeutischen Bereich.<br />

Entwicklungsbereich Forschung und Lehre: Forschungskooperationen zwischen<br />

Unternehmen, Kooperationen zwischen Ausbildungsinstitutionen und<br />

Dienstleistern<br />

• Im Bereich nicht-akademischer gesundheitsorientierter Berufe bietet <strong>Westmecklenburg</strong><br />

gute Voraussetzungen. Die unternehmensinterne Forschung ist eine wichtige Basis für<br />

Produktinnovationen in den regionalen Unternehmen der Medizintechnik. Limitierend<br />

auch auf die Rekrutierung von Fachkräften wirkt sich allerdings das nahezu nicht vorhandene<br />

Angebot akademischer gesundheitsorientierter Bildung.<br />

• Die Medizintechnik ist eine sehr forschungsintensive Branche und die regionalen Unternehmen<br />

sind ebenfalls von ihren Produktneuentwicklungen bzw. Produktoptimierungen<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

abhängig. In der gesamten Gesundheitswirtschaft sind Fachkräfte zunehmend schwer zu<br />

rekrutieren. In diesem Kontext sind als zentrale Handlungsfelder Forschungskooperationen<br />

und Kooperationen zwischen ausbildenden und dienstleistenden Unternehmen zu<br />

fokussieren.<br />

Gesamtfazit der <strong>Analyse</strong> unterstreicht Potenzial zur Entwicklung einer Gesundheitsregion<br />

„<strong>Westmecklenburg</strong>“<br />

Die <strong>Analyse</strong> bescheinigt <strong>Westmecklenburg</strong> das Potenzial zur Entwicklung einer aktiven Gesundheitsregion.<br />

In allen <strong>Analyse</strong>feldern bieten sich Entwicklungschancen. Mit Blick auf das<br />

Erreichen einer Alleinstellung stellt sich die Situation in den Teilbereichen des breiten Feldes<br />

der Gesundheitswirtschaft allerdings unterschiedlich dar.<br />

Zu den vor allem aus Marktsicht größten Entwicklungspotenzialen und zu erwartenden Effekten<br />

können aus Gutachtersicht genannt werden:<br />

• Medizintechnik: Insgesamt wurden 33 Unternehmen identifiziert, die entweder ausschließlich<br />

oder im Teilportfolio gesundheitsorientierte Produkte herstellen. 25 dieser<br />

Unternehmen stellen medizintechnische Produkte her. Die Wachstumsperspektiven der<br />

Medizintechnik werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sehr günstig bleiben.<br />

Insgesamt dürften die Umsätze in der Medizintechnik bis 2020 in Deutschland jahresdurchschnittlich<br />

um 8% zunehmen.<br />

• Ergänzend der Gesundheitstourismus: Nicht nur die demografische Entwicklung auch die<br />

zunehmend fließenden Grenzen zwischen Erholungs- und Gesundheitsmotiven werden<br />

die Nachfrage unterstützen. In Zukunft wird es nur noch wenige Destinationen geben, die<br />

sich diesem eigenständigen Themenfeld nicht widmen werden.<br />

Das heißt nicht, dass die anderen <strong>Analyse</strong>bereiche für sich betrachtet keine Chancen hätten<br />

(es gibt immer Nischen) und nicht weiter bearbeitet werden sollten. Aber aus Sicht der Zielstellung<br />

und Betätigungsfelder einer aktiven Gesundheitsregion (mit Blick auf Stärken, Potenziale<br />

für echte Alleinstellungen, Wirtschaftsförderung (Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

für Bestandsbetriebe der Gesundheitswirtschaft und Ansiedlung neuer Betriebe und<br />

Einrichtungen) sowie Innovationsmanagement, Forschung und Entwicklung (Entwicklung<br />

und Vernetzung von besonders innovativen und leistungsfähigen gesundheitsbezogenen<br />

Kompetenzen und Angeboten) bieten diese Bereiche das größte Potenzial. Dies betrifft vor<br />

allem die Chance auf echte Alleinstellung im intensiven Wettbewerb der einzelnen Branchen<br />

und zwischen den über 60 Gesundheitsregionen in Deutschland. Ein gutes Beispiel für ein<br />

nicht genanntes, jedoch potenziell relevantes Feld ist die Ernährungswirtschaft. Es finden<br />

sich zahlreiche verarbeitende Betriebe der Ernährungswirtschaft ohne explizite Gesund-<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

heitsausrichtung in <strong>Westmecklenburg</strong>. Ein langfristig angelegter Ausbau einer gesundheitsorientierten<br />

Ernährungswirtschaft ist somit grundsätzlich möglich, zum jetzigen Zeitpunkt<br />

ist dieser Bereich jedoch noch nicht gesundheitsspezifisch strukturiert.<br />

Zielstellung der ersten Bearbeitungsphase war es eine „ehrliche <strong>Analyse</strong>“ vorzunehmen und<br />

marktgerechte Handlungsoptionen aufzuzeigen. Die Frage „Hat <strong>Westmecklenburg</strong> das Potenzial,<br />

sich zur aktiven Gesundheitsregion zu entwickeln, die strategische Ziele definiert und<br />

konkrete Projekte anvisiert?“ kann aus Sicht der Gutachter mit ja beantwortet werden.<br />

Unterschiedlich zu erwartende Effekte für die Region<br />

Mit Blick auf kurz-, mittel- und langfristige zu erwartende Effekte für die Region und seine<br />

Akteure sind die Handlungsoptionen unterschiedlich zu bewerten.<br />

Für alle 4 untersuchten Bereiche können durch geeignete Maßnahmen vergleichsweise kurzfristig<br />

Erfolge im Bezug auf die Fachkräfteattraktion und die Optimierung des Standortimages<br />

erreicht werden. Kooperationen im Bereich der Medizintechnik können für Gesundheitsproduzenten,<br />

Gesundheitsdienstleister als auch im Bereich Forschung und Lehre mittelfristig<br />

positive Effekte bewirken. Im Gesundheitstourismus werden Maßnahmen in den Bereichen<br />

überregionales Marketing, Profilbildung, stärkere Ausrichtung auf Quellmärkte und<br />

optimierte Kooperation und Organisation mittelfristig die Situation verbessern. Dagegen<br />

werden grundlegende Verbesserungen in den Segmenten Gesunde Ernährung und akademische<br />

Ausbildung nur langfristig erreicht werden können.<br />

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Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Gesundheitsprodukte<br />

Gesundheitsdienstleister<br />

Gesundheitstourismus<br />

Forschung und Lehre<br />

kurzfristig<br />

� Fachkräfteattraktion<br />

� Förderung<br />

Standortimage<br />

� Hinweis: keine vollständige Auflistung sämtlicher<br />

Handlungsfelder und potenzieller Maßnahmen.<br />

Zu erwartende Effekte für die Region<br />

mittelfristig langfristig<br />

� Gesunde Ernährung<br />

� Kooperation Medizintechnik: Insbesondere Sensorik<br />

� Überregionales Marketing (Reha)<br />

� Profilbildung:Produktbündelung<br />

/Marketing als GT-Destination<br />

� Stärkere Ausrichtung auf<br />

Quellmarkt HH (LOHAS etc.)<br />

� Kooperation und Organisation:<br />

Prozess und Kümmerer<br />

� Kooperation Medizintechnik: Insbesondere Sensorik<br />

� Legende: Eignung als potenzielles<br />

überregional bedeutendes USP<br />

Abbildung 28: Potenziell zu erwartende Effekte von Handlungsoptionen<br />

(Quelle: PROJECT M & KECK Medical 2011)<br />

Ausblick<br />

�1 �1 �1 �1<br />

�Plattform-/Netzwerkbildung<br />

�Plattform-/Netzwerkbildung<br />

�� Aufbereitung und<br />

Kenntlichmachung des<br />

Netzwerkes in binnenund<br />

außengerichteten<br />

Plattformen und Medien<br />

�� Entwicklung und Pflege<br />

des Netzwerkes durch<br />

regelmäßige Aktivitäten<br />

(binnengerichtete<br />

Veranstaltungen und<br />

Kommunikation)<br />

�2 �2 �2 �2<br />

�Projektentwicklung<br />

�Projektentwicklung<br />

�� Identifizierung und<br />

Verständigung auf<br />

gemeinsame Potenziale<br />

�� Entwicklung von<br />

Impulsen und Initiativen<br />

�� Bündelung zu Projekten<br />

und Maßnahmen, aktive<br />

Projektentwicklung<br />

�� Qualifizierung des<br />

Netzwerkes auf die<br />

jeweiligen<br />

Schwerpunktsetzungen<br />

� Akademische Ausbildung<br />

(Bachelor)<br />

�Profilbildung<br />

�Profilbildung<br />

�� Herausarbeitung von<br />

verbindenden<br />

Schwerpunkten<br />

�� Ableitung eines<br />

Leistungsversprechens<br />

�� Qualifizierung des<br />

Netzwerkes auf die<br />

Schwerpunkte zur<br />

Umsetzung des<br />

Leistungsversprechens<br />

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�3 �3 �3 �3<br />

�idealtypische Abgrenzung mit fließenden Übergängen<br />

Abbildung 29: Drei Hauptaktivitätsebenen von Gesundheitsregionen – bislang vorliegende Arbeiten<br />

(Quelle: PROJECT M & KECK Medical 2011)


Gesundheitsregion <strong>Westmecklenburg</strong> – <strong>SWOT</strong>-<strong>Analyse</strong><br />

Die vorliegende <strong>Analyse</strong> hat wesentliche Potenziale <strong>Westmecklenburg</strong>s für die Entwicklung<br />

zu einer Gesundheitsregion aufgezeigt. Zur Vervollständigung eines umfassenden Entwicklungskonzepts<br />

sind nun weitere Arbeitsschritte notwendig, die die Basis für konkrete<br />

Aktivitäten, Projekte und Maßnahmen in einer Gesundheitsregion darstellen.<br />

1. Erarbeitung Gesundheitswirtschaftliches Leitbild und Strategie, Priorisierung von Entwicklungsschwerpunkten<br />

• Festlegung grundlegende Positionierung; inhaltlich und thematisch<br />

• Schwerpunktsetzung für Entwicklungsbereiche; Definition der Themen und der An-<br />

spruchsgruppen<br />

• Ableitung von Zielen und Schlüsselstrategien für Infrastrukturentwicklung, Produkte,<br />

Qualitätssicherung sowie Marketing und Vertrieb<br />

• Strategien zur optimalen Vernetzung und Kooperation aller Beteiligten, Perspektive<br />

für Management- und Organisationsstrukturen<br />

2. regionaler Masterplan: Verabschiedung eines „Drehbuchs“ für die Gesundheitswirtschaft<br />

<strong>Westmecklenburg</strong><br />

• Handlungsempfehlungen & Projekte, Fahrplan<br />

• Handlungsfelder mit konkreten Maßnahmenempfehlungen<br />

• Definition und zielgruppengenaue Beschreibung der Leitprojekte<br />

• Konzeptionelle Entwicklung von wettbewerbsfähigen gesundheitswirtschaftlichen und<br />

gesundheitstouristischen Angeboten und Produkten<br />

• Anreizinstrumente, Übergreifende Projekt- und Maßnahmenplanung<br />

Berlin & Hamburg, den 20.02.2012<br />

Christoph Creutzburg (PROJECT M)<br />

Dr. med. Andreas Keck (KECK MEDICAL)<br />

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