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Titous wundersame Reise Leseprobe

„Titous wundersame Reise“ ist eine spannende, poetische Geschichte durch die 5 großen Weltreligionen und deren Vorstellungen von dem Leben nach dem Tod. Die sehr neugierige Titou begibt sich auf ein außerordentlich verrücktes Abenteuer und begegnet so manchen seltsamen, lustigen und unheimlichen Gestalten. Dieses Buch kann dein Wegbegleiter sein, um mit anderen ins Gespräch zu kommen und dir selbst Fragen zu stellen, „wer möchte ich sein“, „wo gehe ich hin“, „was ist mit mir, wenn ich nicht mehr bin...“. Es kann dir bei der Suche nach Mut zur Vergebung helfen, dir selbst und deinem Gegenüber. Und es möchte dir Mut machen, dein Leben selbst zu gestalten und Erfahrungen zu machen. Den erwachsenen Leser kann es unterstützen, seinem Schutzbefohlenen behutsam auf der Suche nach sich selbst zur Seite zu stehen. Also los, taucht ein!

„Titous wundersame Reise“ ist eine spannende, poetische Geschichte
durch die 5 großen Weltreligionen und deren Vorstellungen von dem
Leben nach dem Tod. Die sehr neugierige Titou begibt sich auf ein
außerordentlich verrücktes Abenteuer und begegnet so manchen
seltsamen, lustigen und unheimlichen Gestalten. Dieses Buch kann dein
Wegbegleiter sein, um mit anderen ins Gespräch zu kommen und
dir selbst Fragen zu stellen, „wer möchte ich sein“, „wo gehe ich hin“,
„was ist mit mir, wenn ich nicht mehr bin...“.
Es kann dir bei der Suche nach Mut zur Vergebung helfen,
dir selbst und deinem Gegenüber. Und es möchte dir Mut machen,
dein Leben selbst zu gestalten und Erfahrungen zu machen.
Den erwachsenen Leser kann es unterstützen, seinem Schutzbefohlenen
behutsam auf der Suche nach sich selbst zur Seite zu stehen.
Also los, taucht ein!

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Regina Maria Kuzior<br />

Bilder von Rebekka Gutsfeld


<strong>Titous</strong> <strong>wundersame</strong> <strong>Reise</strong><br />

Regina Maria Kuzior<br />

Mit Bildern von Rebekka Gutsfeld<br />

Wir widmen dieses Buch<br />

unseren Kindern<br />

Hanna Klara und Greta Aurora<br />

Frieda und Emil<br />

1


1. Auflage 2016<br />

© 2016 Regina Maria Kuzior, Hamburg<br />

© Text<br />

Regina Maria Kuzior<br />

© Gestaltung und Illustration<br />

Rebekka Gutsfeld<br />

Herausgeberin<br />

Regina Maria Kuzior, Hamburg<br />

Druck<br />

Druckerei Kettler, 59199 Bönen, Deutschland<br />

ISBN 978 3 00 054548 1<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Reproduktionen und Speicherungen<br />

jeglicher Art nur mit der Genehmigung der Autorin,<br />

Zitate nur mit Quellenangabe.


Lorum Ipsum<br />

Liebe kleine und große Kinder,<br />

habt ihr schon mal einen<br />

toten Maulwurf im Garten gefunden?<br />

Und komischerweise am gleichen Tag<br />

einen roten Faden auf der Straße<br />

gesehen, dem ihr folgen wolltet?<br />

Meiner Tochter Titou ist das passiert.<br />

Und das war erst der<br />

Anfang von einem großen Abenteuer,<br />

in dem sie mit Blumen geflogen ist,<br />

mit einem Wal tauchte und<br />

mit einer Krabbe um die Wette schrie.<br />

Klingt das nicht spannend?<br />

Weil sie so viel erlebt hat,<br />

möchte ich euch von ihr erzählen.<br />

Sie hat gesagt, dass sie sich sehr darüber freut<br />

und ihre Geschichte gerne mit euch teilt.<br />

Am Ende ihrer abenteuerlichen <strong>Reise</strong> hat<br />

sie erkannt, dass sie ein Teil des kosmischen<br />

Ganzen ist und nicht vergehen wird.<br />

Doch bevor ich jetzt das Ende schon verrate,<br />

fangen wir gemeinsam vorne an!<br />

3


Inhalt<br />

Tod und Freundschaft<br />

6<br />

Felix<br />

Christentum<br />

14<br />

Christoffer<br />

Islam<br />

24<br />

Bilal und Ali<br />

Judentum<br />

33<br />

Sidonie<br />

Welle im Wasser<br />

48<br />

Leonore von Morgentau<br />

Buddhismus<br />

52<br />

Geshe<br />

Vom Loslassen<br />

64<br />

Chenpo<br />

Hinduismus<br />

69<br />

Arundhati<br />

Mantel aus Liebe<br />

84<br />

Mama<br />

5


Tod und Freundschaft<br />

KAPITEL EINS<br />

Die Sonne schickte durch die weißen Gardinen die ersten<br />

Strahlen des Tages ins Zimmer hinein und zeichnete Lichtbilder<br />

an die Wand. Eine Uhr tickte leise im Raum. Noch<br />

schlief die Welt.<br />

Draußen im Gebüsch raschelte es kaum hörbar. Kleine Füße tippelten<br />

über die Platten aus Stein, die durch den Innenhof führten.<br />

Titou schlug die Augen auf. Ihre Sinne öffneten sich langsam für<br />

diese Welt. Kleine Staubkörnchen tanzten durch die Luft, als sie<br />

ihre Füße aus dem Bett schwang und mit einem Ruck die Gardinen<br />

zur Seite zog.<br />

6


Felix<br />

Sie öffnete das Fenster und hielt zunächst ihre Stupsnase in die<br />

frische, klare Morgenluft.<br />

„Ahhh, herrlich“, seufzte sie zufrieden, setzte sich auf das Fensterbrett<br />

und ließ die Beine rausbaumeln. Einige Haarsträhnen ihrer an<br />

den Seiten gezwirbelten Haarschnecken hatten sich gelöst und fielen<br />

ihr ins Gesicht und in den Nacken.<br />

Titou war zehn Jahre alt und sie liebte die Zeit am Morgen, bevor<br />

das alte Wohnhaus zum Leben erwachte.<br />

Sie ließ den Blick durch den von Häusern umrahmten Garten<br />

schweifen. Das saftige Gras lud zum Rennen ein. Gesäumt wurde der<br />

wunderschöne Ort von Büschen und Bäumen, zwischen die Wäscheleinen<br />

gespannt waren. Blumen streckten langsam ihre Köpfe zum<br />

Himmel und entrollten ihre Blätter, als würden sie nach etwas greifen<br />

wollen. Hier und da hing eine feuchte Hose oder ein T-Shirt<br />

zwischen den Bäumen; eine Socke war von der Leine gefallen und<br />

lag im Gebüsch.<br />

Titou sprang aus dem Fenster im Erdgeschoss und hielt abrupt<br />

inne. Was war das?<br />

Etwas Weißes blitzte hinter den Johannisbeersträuchern hervor.<br />

Langsam ging sie darauf zu, schob die Zweige beiseite und sah eine<br />

kleine weiße Badewanne auf dem Boden stehen. Sie war gefüllt mit<br />

schwarzer Erde, in der eine leicht bläulich schimmernde Glasflasche<br />

steckte. Etwas Dunkles lag in ihr. Vorsichtig zog sie die Flasche<br />

heraus und hielt sie vor ihr Gesicht.<br />

Ein kleiner Maulwurf lag darin, umgeben von einem Nest aus<br />

Blättern. Doch er atmete nicht mehr.<br />

Der kleine Maulwurf war tot.<br />

7


Judentum<br />

Sie reckte ihr Gesicht mit geschlossenen Augen in die Sonne und<br />

atmete tief ein.<br />

„Setz dich, meine Liebe“, sagte Sidonie und führte sie auf das obere<br />

Deck des Luftschiffes, auf dem ein Tisch mit zwei Stühlen stand.<br />

Der Tisch war hübsch mit Blumen und kleinen Schüsseln gedeckt,<br />

in denen Titou lauter leckere Köstlichkeiten entdeckte.<br />

An gutem Essen mangelte es ihr auf ihrer <strong>Reise</strong> nicht.<br />

Sie sah warm dampfendes Brot, Linsen, Feigen, Nüsse, mit Fleisch<br />

gefüllte Teigtaschen … mhhh.<br />

„Bedien dich, meine Liebe!“, sagte ihre Gastgeberin und wies auf<br />

die Speisen.<br />

Das ließ Titou sich nicht zweimal sagen und probierte genussvoll<br />

von allem. Nach dem Essen lehnte sie sich zufrieden zurück und sah,<br />

dass sie aufmerksam von Sidonie beobachtet wurde.<br />

„Liebe Titou, schön, dass du mich hier auf meinem Schiff besuchen<br />

kommst. Aber ich denke, es gibt einen guten Grund, warum<br />

du hier bist.“<br />

„Ja, das glaube ich auch. Ich bin auf einer <strong>Reise</strong> und alles begann<br />

damit, dass ich gestern Morgen einen kleinen, toten Maulwurf in<br />

unserem Garten entdeckte und jetzt bin ich auf der Suche nach Antworten.<br />

Ich fand einen roten Faden auf der Straße vor unserer Wohnung<br />

und nun folge ich ihm. Er führte mich bereits zu den Christen<br />

und ich sprach mit zwei Muezzinen aus der Religion des Islam. In<br />

beiden Religionen hörte ich von Wissen und Liebe. Das hat mir sehr<br />

geholfen. Trotzdem führt mich mein roter Faden weiter. Also scheine<br />

ich noch mehr lernen zu sollen. Wie ist denn deine Vorstellung von<br />

einem Leben nach dem Tod, Sidonie?“<br />

38


Sidonie<br />

„Ich bin Jüdin, Titou. Wir warten noch auf den Erlöser. Für uns ist<br />

die Hoffnung ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Wir glauben<br />

an den einen Gott, der der Schöpfer des Universums ist. Der Erlöser<br />

wird der Welt verkünden, dass die Herrschaft Gottes anbrechen<br />

wird. Dann entsteht ‚ Schalom‘, also Frieden, für alle Völker. Soviel<br />

zur Hoffnung und nun zum Leben: Das Leben vereint den Körper<br />

mit unserer Seele. Jeder Moment unseres Lebens ist heilig. Bevor<br />

ich dir also etwas vom Tod erzähle, sollten wir uns über das Leben<br />

unterhalten.“<br />

„Okay, das verstehe ich“, sagte Titou und blickte Sidonie neugierig<br />

an. Und so begann Sidonie zu erzählen:<br />

„Dein Körper ist der Behälter für deine Seele, Titou. Deswegen<br />

ist es wichtig, dass du ihn gut behandelst. Du solltest ihn pflegen,<br />

gesund ernähren und dich regelmäßig bewegen. Denn dein Körper<br />

ist unverzichtbar. Der Tod ist ein Zustand des Lebens, aber nicht<br />

das Ziel. Denn wir glauben an die Auferstehung. Es ist wichtig, im<br />

Hier und Jetzt zu leben. Ich versuche zum Beispiel, mir nicht ständig<br />

Sorgen zu machen. Ich konzentriere mich lieber auf den Moment<br />

und versuche, diesen intensiv zu leben. So konzentriere ich mich zum<br />

Beispiel jetzt voll und ganz auf unser Gespräch.“<br />

„Ja, das tue ich auch“, erwiderte Titou. „Aber manchmal ist das<br />

ganz schön schwer. Man muss zum Beispiel Hausaufgaben machen,<br />

hatte Streit in der Schule oder mit den Eltern, und dann ist man<br />

auch noch traurig … dann ist ein Riesenkuddelmuddel in meinem<br />

Kopf! Dann schaffe ich es irgendwie nicht, mich auf nur eine Sache<br />

zu konzentrieren!“<br />

Sie stöhnte laut auf und warf die Hände in die Luft.<br />

39


Judentum<br />

„Ja, das glaube ich dir sofort. Aber der Mensch lebt um zu lernen.<br />

Niemand ist perfekt! Auch mir gelingt es nicht immer, im Hier und<br />

Jetzt zu leben. Wichtig ist, dass du dir klar machst, dass du immer<br />

eine Wahlmöglichkeit hast! Du besitzt einen freien Willen! Du entscheidest,<br />

wie du dein Leben gestalten möchtest.“<br />

„Na ja!“, rief Titou. „Also ich finde, es gibt viele Leute, die über<br />

mich entscheiden! Meine Lehrer bestimmen, was ich lernen soll.<br />

Meine Eltern möchten, dass ich meine Hausaufgaben mache, wir<br />

müssen uns ständig einigen, was wir spielen wollen …“<br />

Sie spürte sofort einen Kloß im Magen und eine Gereiztheit, die<br />

in ihr Herz kroch.<br />

„Genau! Und das ist das Leben! Kompromisse finden! Das ist gar<br />

nicht so einfach, auch für uns Erwachsene nicht! Glaube mir! Von<br />

deiner Familie lernst du die Basis für das Leben. Sie gibt dir Halt<br />

und bringt dir die Werte bei, die wichtig sind, damit du dich in der<br />

Gemeinschaft wohl fühlst. Sie sollte immer für dich da sein, egal,<br />

ob es dir gut oder schlecht geht. Deine Lehrer bringen dir einige der<br />

Dinge bei, die dein Gehirn braucht, um sich gut zu entwickeln. Die<br />

Schule bietet dir die für dein Leben wichtigen Möglichkeiten an, um<br />

später einen Beruf zu wählen, den du auch erlernen möchtest. Und<br />

in deiner schulfreien Zeit kannst du alles lernen und tun, was dich<br />

sonst noch interessiert. Je älter du wirst, umso mehr Dinge wirst<br />

du selber entscheiden. Du entscheidest dich doch jetzt auch, ob du<br />

deine Hausaufgaben machst oder dich auflehnst. Du hast die Wahl<br />

und kannst dann lernen, mit den Folgen umzugehen. Wichtig ist,<br />

dass du Verantwortung übernimmst. Und zwar erst mal für dich!<br />

Und in jedem Moment deines Lebens. Auch jetzt.“<br />

40


Sidonie<br />

„Mhhhhh … Vielleicht hast du ein bisschen Recht, Sidonie. Auf<br />

jeden Fall entscheide ich!“<br />

Titou schmollte. Eine kleine Lust der Herausforderung bemächtigte<br />

sich urplötzlich ihrer Gedankenwelt:<br />

„Aber was ist, wenn ich in Situationen komme, die ich mir nicht<br />

so ausgesucht habe? Zum Beispiel schreibe ich eine schlechte Note<br />

in der Klassenarbeit oder werde auf dem Schulhof geärgert.“<br />

„Dann entscheidest du selber, wie du damit umgehst, meine Liebe“,<br />

entgegnete Sidonie sanft. „Bist du verzweifelt und gibst auf,<br />

oder versuchst du, etwas an deiner Situation zu ändern? Kannst du<br />

dir Hilfe holen? Welche Möglichkeiten hast du? Du entscheidest!“<br />

„Ja genau! Ich entscheide! Das fühlt sich gut an! Aber was ist denn<br />

dann mit dem Tod? Über den kann ich nicht selbst entscheiden.“<br />

„Nein, das kannst du nicht, aber der Tod ist meiner Meinung<br />

nach nicht das Ziel, wie ich bereits sagte. Er ist nicht das Ende.<br />

Zwar werden Seele und Körper zunächst getrennt, aber auch für<br />

den Körper ist der Tod nicht das Ende. Wir Juden glauben an die<br />

Auferstehung der Toten. Erinnerst du dich, was ich dir zu Beginn<br />

unserer Unterhaltung vom Erlöser erzählt habe? Wir glauben, dass<br />

er kommen wird, um zu verkünden, dass Gott über alle Bereiche<br />

des Lebens herrschen wird. Wir hoffen. Das ist ganz wichtig, Titou.<br />

Wir hoffen. Und wir glauben an das ewige Leben bei Gott. Es gibt<br />

bei uns einen Feiertag. Man nennt ihn ‚ Jom Kippur‘, oder auch<br />

‚Versöhnungstag‘. An diesem Tag gehen wir in uns und überlegen,<br />

ob wir nach dem Tod in das Buch des Lebens oder in das Buch<br />

des Todes eingeschrieben werden. Dies ist davon abhängig, wie wir<br />

gelebt haben. Es gibt diese Bücher natürlich nicht in echt, also sie<br />

41


Judentum<br />

liegen nicht irgendwo herum. Vielmehr beschreiben sie, wie wichtig<br />

es ist, zur Herzensgüte zurückzukehren, seine Bindung zu Gott zu<br />

verstärken und barmherzig zu sein.“<br />

„Ach so. Wir denken an diesem Feiertag darüber nach, wie wir<br />

uns in unserem Leben verhalten und ob wir so sein möchten … Das<br />

habe ich verstanden. Aber was mache ich jetzt mit dem Kummer in<br />

meinem Herzen, Sidonie?“<br />

„Der Kummer in deinem Herzen ist nichts Schlechtes“, antwortete<br />

sie und strich Titou zärtlich über das Haar. „Nach dem Tod empfängt<br />

die Seele deines Maulwurfs weiterhin all deine Liebe. Deine<br />

Trauer ist auch eine Art, dem Maulwurf gegenüber deinen Respekt<br />

zum Ausdruck zu bringen. Wenn dir und allen anderen Lebewesen<br />

sein Tod total egal wäre, dann wäre es für den Verstorbenen vielleicht<br />

auch nicht so schön. Er hätte nichts hinterlassen. Mit deiner<br />

Trauer zeigst du, dass er dir wichtig war. Auch wenn du ihn nicht<br />

kennenlernen konntest. Trotzdem war er wichtig, besonders für<br />

euren Garten. Er hatte eine Aufgabe. Aber ich glaube nicht, dass<br />

sich ein verstorbenes Lebewesen wünscht, dass dich der Kummer<br />

lähmt. Es ist wichtig, der Trauer einen Rahmen zu geben, aber auch,<br />

wieder zurück in ein glückliches Leben zu finden.“<br />

Titou überlegte:<br />

„Ja, aber das ist so schwierig! Ich verstehe, dass jeder Mensch<br />

anders trauert, und dass Trauer auch seine Zeit braucht. Und ja,<br />

irgendwann muss man wieder ins Leben zurück. Aber manchmal<br />

steckt man so in sich selber fest! Und wenn man dann einfach nicht<br />

ins Leben zurückfinden kann, dann kann der Verstorbene ja auch<br />

keine glücklichen Gefühle mehr in einem auslösen. Ich meine, so wie<br />

42


Sidonie<br />

vor dem Tod des Verstorbenen. Und dann ist die ganze Erinnerung<br />

ja auch irgendwie total traurig …“<br />

„Ja, das denke ich auch. Aber manchmal braucht es eben eine lange<br />

Zeit, bis man wieder an die schönen Augenblicke denken kann und<br />

dabei Glück empfindet. Besonders in so einer Zeit tut es gut, wenn<br />

man seine Familie oder Freunde um sich herum hat, die versuchen,<br />

mit Zuversicht und Verständnis zu reagieren.“<br />

Titou dachte einige Zeit nach und beschloss dann, alle Maulwurfshügel<br />

im Garten zu suchen. Sie wusste, dass sich ihre Mama<br />

manchmal über die Hügel geärgert hatte, weil sie den Rasen kaputt<br />

machten. Aber sie beschloss, sich darüber zu freuen und sich dabei<br />

vorzustellen, wie sich der kleine Maulwurf durch die Erde gebuddelt<br />

hatte. Felix würde sie bestimmt dabei begleiten.<br />

„Ich verstehe jetzt, warum mein roter Faden noch nicht zu Ende<br />

ist“, sagte Titou. „Es gibt so viel zu lernen. Vermutlich wird er nie<br />

zu Ende sein!“<br />

„Warte einfach ab und nun schau mal da!“, rief Sidonie und wies<br />

nach oben.<br />

43

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