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Betriebsbuchhaltung BEBU Kostenrechnung KORE betriebliches ...

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<strong>Betriebsbuchhaltung</strong> <strong>BEBU</strong><br />

<strong>Kostenrechnung</strong> <strong>KORE</strong><br />

<strong>betriebliches</strong> Rechnungswesen<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 1/124<br />

<strong>Kostenrechnung</strong><br />

Betriebliches Rechnungswesen<br />

© Creaktiv Design GmbH<br />

<strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 2/124<br />

1. Grundlagen Rechnungswesen .............................................................................................................................................................. 4<br />

1.1 Aufgaben des Rechnungswesens .................................................................................................................................................. 4<br />

1.2 Finanzbuchhaltung / <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> ..................................................................................................................................... 5<br />

1.3 Rechnungswesen in der Organisation............................................................................................................................................ 6<br />

1.4 Umfeld eines Unternehmens .......................................................................................................................................................... 6<br />

1.5 Organisation und Funktion des Rechnungswesens ....................................................................................................................... 7<br />

1.6 Gesetze und Standards .................................................................................................................................................................. 8<br />

1.7 Wertesysteme der Finanzbuchhaltung ........................................................................................................................................... 9<br />

2. Aufbau der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> .................................................................................................................................................... 10<br />

2.1 Systeme der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> ............................................................................................................................................... 10<br />

2.2 Aufbau der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> .................................................................................................................................................. 11<br />

2.2.1 Datenverarbeitungsprozess .................................................................................................................................................. 12<br />

2.2.2 Datenverarbeitungsprozess Detail ........................................................................................................................................ 13<br />

2.2.3 Sachliche Abgrenzungen ...................................................................................................................................................... 15<br />

2.3 Kostenstellenrechnung ................................................................................................................................................................. 16<br />

2.4 Kostenträgerrechnung / Kalkulation / Erfolgsrechnungen ........................................................................................................... 17<br />

3. Formen der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> ................................................................................................................................................... 19<br />

3.1 Betriebsabrechnungsbogen BAB ................................................................................................................................................. 20<br />

3.2. Kontoform .................................................................................................................................................................................... 25<br />

3.2.1 Integrierte Führung der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> Basis .............................................................................................................. 26<br />

3.2.2 Integrierte Führung der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> ....................................................................................................................... 29<br />

3.3 Darstellung mittels Formular ........................................................................................................................................................ 32<br />

4. Die Erfolgsrechnungen der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> ......................................................................................................................... 33<br />

4.1 Die Absatz-Erfolgsrechnung (Umsatzkostenverfahren) ............................................................................................................... 34<br />

4.2 Die Produktions-Erfolgsrechnung (Gesamtkostenverfahren) ....................................................................................................... 36<br />

5. Ertrags- und Kostenartenrechnung ................................................................................................................................................ 40<br />

5.1 Sachliche Abgrenzungen ............................................................................................................................................................. 40<br />

5.2 Ertragsrechnung ........................................................................................................................................................................... 41<br />

5.3 Materialkosten .............................................................................................................................................................................. 42<br />

5.3.1 Verbuchungsmethoden ......................................................................................................................................................... 42<br />

5.3.2 Festlegung des Materialverbrauchs ...................................................................................................................................... 43<br />

5.3.3 Inventarvergleich: Bewertung Materialverbrauch .................................................................................................................. 44<br />

5.3.4 Feste Marge: Bewertung Materialverbrauch ......................................................................................................................... 45<br />

5.3.5 IST-Werte: Bewertung bei permanenter Lagerführung ......................................................................................................... 46<br />

5.4 Personalkosten ............................................................................................................................................................................. 48<br />

5.4.1 Entlöhnungsarten .................................................................................................................................................................. 49<br />

5.4.2 Lohnkosten ........................................................................................................................................................................... 49<br />

5.4.3 Sozialkosten ......................................................................................................................................................................... 50<br />

5.4.4 Absenzlöhne ......................................................................................................................................................................... 51<br />

5.5 Abschreibungskosten ................................................................................................................................................................... 52<br />

5.5.1 Grundsatz der Kontinuität / Stetigkeit ................................................................................................................................... 52<br />

5.5.2 Grundsatz der Objektivität / Wahrheit ................................................................................................................................... 53<br />

5.5.3 Abschreibungsbetrag ............................................................................................................................................................ 53<br />

5.5.4 Art der Abschreibung ............................................................................................................................................................ 53<br />

5.6 Leasing ......................................................................................................................................................................................... 54<br />

5.7 Zinskosten .................................................................................................................................................................................... 55<br />

5.7.1 Verzinsung des betriebsnotwendigen Kapitals ..................................................................................................................... 56<br />

6. Kostenstellenrechnung .................................................................................................................................................................... 59<br />

6.1 Bildungskriterien ........................................................................................................................................................................... 59<br />

6.2 Kostenstellenplan ......................................................................................................................................................................... 60<br />

6.3 Schlüsselverfahren ....................................................................................................................................................................... 61<br />

7. Kostenträgerrechnung ..................................................................................................................................................................... 62<br />

7.1 Kriterien für die Kostenträgerbildung ............................................................................................................................................ 62<br />

7.2 Struktur Kostenträgerrechnung .................................................................................................................................................... 63<br />

7.2.1 Halbfabrikate ......................................................................................................................................................................... 64<br />

7.2.2 Fertigfabrikate ....................................................................................................................................................................... 65<br />

7.2.3 Verkaufte Fabrikate .............................................................................................................................................................. 65<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 3/124<br />

8. Kalkulation ......................................................................................................................................................................................... 66<br />

8.1. Einfache Divisionskalkulation ...................................................................................................................................................... 66<br />

8.1.1 Differenzierte Divisionskalkulation ........................................................................................................................................ 67<br />

8.2. Zuschlagskalkulation ................................................................................................................................................................... 68<br />

8.2.1 Vor- und Nachkalkulation ...................................................................................................................................................... 69<br />

8.2.2 Stücklistenkalkulation ........................................................................................................................................................... 70<br />

8.3 Kalkulationsarten nach der Zeit .................................................................................................................................................... 71<br />

9. Spezialthemen ................................................................................................................................................................................... 71<br />

9.1 Materialkostenträger ..................................................................................................................................................................... 72<br />

9.2 Mehrstufige Fertigung .................................................................................................................................................................. 73<br />

9.3 Eigenverbrauch ............................................................................................................................................................................ 74<br />

9.4 Aktivierungsfähige Eigenleistungen ............................................................................................................................................. 74<br />

10. Normalkostenrechnung .................................................................................................................................................................. 75<br />

10.1 Ermittlung der Normalkostensätze ............................................................................................................................................. 75<br />

10.2 BAB – Aufbau der Normalkostenrechnung ................................................................................................................................. 76<br />

10.3 Kontoform – Aufbau der Normalkostenrechnung ....................................................................................................................... 77<br />

10.4 Analyse der Deckungsdifferenzen .............................................................................................................................................. 79<br />

10.5 Kostenträger ............................................................................................................................................................................... 80<br />

10.6 Analyse Kostenträger ................................................................................................................................................................. 81<br />

10.7 Absatzerfolgsrechnung (Umsatzkostenverfahren) ..................................................................................................................... 82<br />

10.8 Produktionserfolgsrechnung (Gesamtkostenverfahren) ............................................................................................................. 83<br />

11. Teilkostenrechnung ........................................................................................................................................................................ 87<br />

11.1 Begriffe der Kosten ..................................................................................................................................................................... 88<br />

11.2 Kostenauflösungsmethoden ....................................................................................................................................................... 92<br />

11.3 Deckungsbeitragsrechnung ........................................................................................................................................................ 94<br />

11.4 Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung .................................................................................................................................... 95<br />

11.5 Nutzschwelle rechnerisch ........................................................................................................................................................... 98<br />

11.6 Einsatzgebiete Teilkostenrechnung.......................................................................................................................................... 100<br />

11.7 Nutzschwelle grafisch ............................................................................................................................................................... 102<br />

11.8 Nutzschwelle grafisch ohne Mengeneinheiten ......................................................................................................................... 103<br />

11.9 ISO-Deckungsbeitragskurve .................................................................................................................................................... 104<br />

11.10 Kalkulation zu Teilkosten ........................................................................................................................................................ 105<br />

11.10.1 Vergleich Teilkosten zu Vollkosten ................................................................................................................................. 105<br />

11.10.2 Teil-Kosten-Kalkulation mit Aufrechnung der Fixkosten ................................................................................................. 106<br />

11.10.3 Stückkostenkalkulation ................................................................................................................................................... 107<br />

11.11 BAB – IST-Grenzkostenrechnung .......................................................................................................................................... 108<br />

11.12 BAB – NORMAL-Grenzkostenrechnung ................................................................................................................................ 110<br />

12. Weitere <strong>Kostenrechnung</strong>ssysteme ............................................................................................................................................. 112<br />

12.1 EINFÜHRUNG Standardkostenrechnung (Plankostenrechnung) ............................................................................................ 112<br />

12.2 EINFÜHRUNG Prozesskostenrechnung (Vorgangskostenrechnung) ...................................................................................... 113<br />

13. <strong>Kostenrechnung</strong> in der Dienstleistungsbranche ....................................................................................................................... 114<br />

13.1 Dienstleistungs-Sektor ............................................................................................................................................................. 114<br />

13.2 Bank ......................................................................................................................................................................................... 115<br />

13.3 Versicherung ............................................................................................................................................................................ 115<br />

13.4 Behörde / Verwaltung ............................................................................................................................................................... 116<br />

13.5 Schule ...................................................................................................................................................................................... 116<br />

13.6 Krankenhaus ............................................................................................................................................................................ 116<br />

13.7 Handel / Laden ......................................................................................................................................................................... 117<br />

13.8 Treuhand / Vermögensverwaltung ........................................................................................................................................... 118<br />

13.9 Sport- / Unterhaltungszentrum ................................................................................................................................................. 118<br />

Anhang ................................................................................................................................................................................................. 119<br />

1) Anlagekartei ................................................................................................................................................................................. 119<br />

2) Materialbuchhaltung ..................................................................................................................................................................... 121<br />

3) Betriebsdatenerfassung ............................................................................................................................................................... 122<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 4/124<br />

1. Grundlagen Rechnungswesen<br />

1.1 Aufgaben des Rechnungswesens<br />

• Führen der Buchhaltungen (Finanzbuchhaltung)<br />

Alle Unternehmensformen müssen gemäss OR und/oder Steuerrecht eine Buchhaltung führen. Sie bildet einerseits die<br />

Grundlage für die Berechnung der Steuerschuld, andererseits führt sie Beweismittel bei rechtlichen Auseinandersetzungen<br />

(Lieferanten, Personal etc.). Nicht zuletzt wird die Buchhaltung geführt, um den Erfolg (Gewinn/Verlust) des<br />

Unternehmens in Zahlen auszudrücken.<br />

• Rechenschaftsablegung (Finanzbuchhaltung)<br />

Die Rechenschaftsablegung wird ebenfalls durch Gesetze geprägt. Es geht um die Darstellung von VERMÖGEN (Aktiven)<br />

und KAPITAL (Passiven) für das Steueramt, Kapitalgeber (Aktionäre, Banken, etc.), Lieferanten, Kunden und die<br />

interessierte Öffentlichkeit. Das Vermögen sind beispielsweise die Bankkontobestände, die Warenvorräte, die Maschinen und<br />

die Liegenschaft. Unter dem Fachbegriff Kapital wird aufgezeigt, wie das Unternehmen finanziert ist. EIGENKAPITAL wird<br />

von einem oder mehreren Personen zur Verfügung gestellt, um Anschaffungen zu tätigen bzw. den Start zu ermöglichen.<br />

FREMDKAPITAL ist beispielsweise ein Darlehen einer Bank oder einer Privatperson, welche die finanzielle Unterstützung für<br />

den Start oder die Weiterführung des Unternehmens leisten.<br />

• Gläubigerschutz (Finanzbuchhaltung)<br />

Durch die im Gesetz vorgeschriebenen Bewertungs- und Buchführungsvorschriften erhalten die Gläubiger (z.B. Lieferanten<br />

und Kapitalgeber) einen gewissen Schutz aufgrund der Dokumentation des Geschäftsganges (Gewinn, Verlust) und der<br />

Bewertung des vorhandenen Vermögens (Kasse, Postcheckkonto, Bankkonto, Warenlager etc.).<br />

• Entscheidungsgrundlage (Finanz- und <strong>Betriebsbuchhaltung</strong>)<br />

Das Rechnungswesen soll Entscheidungsgrundlagen für die Weiterentwicklung des Unternehmens bereitstellen. Die<br />

Buchhaltungen weisen beispielsweise die Zahlungsfähigkeit (Finanzbuchhaltung) aus, bilden Unterstützung für die<br />

Preisberechnung von Produkten oder Dienstleistungen (<strong>Betriebsbuchhaltung</strong>) oder zeigen die Zahlungsmoral der<br />

Kundschaft (Finanzbuchhaltung – Debitorenbuchhaltung) auf. Die Finanz- und speziell die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> liefern sehr<br />

viele Daten, um das Unternehmen zu führen, bzw. um Entscheidungen zu treffen.<br />

• Planung (Planungsrechnung)<br />

Das Rechnungswesen soll eine mittel- bis langfristige Planung unterstützen. Es geht beispielsweise um die Planung der<br />

Bilanz und Erfolgsrechnung, der Liquidität, des Absatzes, der Materialbeschaffung und der Personal-Beschäftigung etc. Die<br />

Mittelfluss- und die Planungsrechnung vervollständigen die Führung einer reinen Finanzbuchhaltung.<br />

• Kontrolle / Überwachung (Finanz- und <strong>Betriebsbuchhaltung</strong>)<br />

Das Rechnungswesen soll auch als Kontroll- und Überwachungsorgan dienen. Die Organisation bzw. das Ausmass des<br />

Rechnungswesens muss dementsprechend aufgebaut sein. Sowohl die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> als auch die Bilanz- und<br />

Erfolgsanalyse überwachen die Entwicklung des Unternehmens und machen auf Stärken und Schwächen aufmerksam.<br />

• Kalkulation (<strong>Betriebsbuchhaltung</strong>)<br />

Das Rechnungswesen soll Grundlagen für die Produkt- oder Dienstleistungskalkulation bzw. die Preisbestimmung<br />

liefern. Die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> liefert die Daten, um die Selbstkosten eines Produktes oder einer Dienstleistung zu<br />

berechnen. Aufgrund dieser Werte kann ein Unternehmen beispielsweise entscheiden, ob es ein Produkt am Markt anbieten<br />

will, dessen Preis vom Markt bestimmt wird.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 5/124<br />

1.2 Finanzbuchhaltung / <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

Die Finanzbuchhaltung / Das Finanzielle Rechnungswesen<br />

Die Finanzbuchhaltung führt die täglichen Geschäfte eines Unternehmens unter Berücksichtigung des Obligationen- und<br />

Steuerrechts. In der Finanzbuchhaltung geht es schlussendlich darum, folgende Aufgaben zu erfüllen:<br />

• Darstellung von Vermögen und Schulden<br />

• Ausweis des Erfolgs (Gewinn / Verlust)<br />

• Rechenschaftsablegung gegenüber den Eigentümern und den Gläubigern<br />

• Informationsquelle für Aussenstehende (Gläubiger, Mitarbeiter, Staat, Öffentlichkeit)<br />

• Beweismittel bei rechtlichen Auseinandersetzungen<br />

• Grundlage für die Steuerveranlagung<br />

• Basis für die anderen Bereiche des Rechnungswesens<br />

Die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> / Das betriebliche Rechnungswesen / Die <strong>Kostenrechnung</strong><br />

Das Rechnungswesen ist ein komplexes Gebilde unterschiedlicher Zahlenansammlungen. Die verschiedenen Systeme<br />

verfolgen unterschiedliche Ziele. Die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> wird auch <strong>betriebliches</strong> Rechnungswesen oder <strong>Kostenrechnung</strong><br />

genannt. Folgende Aussagen haben für die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> Gültigkeit:<br />

• Controlling-Bestandteil<br />

Das betriebliche Rechnungswesen ist ein wesentlicher Bestandteil des Controlling. Wichtige Unternehmensentscheide<br />

basieren auf Daten aus dem betrieblichen Rechnungswesen.<br />

• Die Unterschiede zur Finanzbuchhaltung<br />

Der grosse Unterschied zur Finanzbuchhaltung besteht darin, dass die Basisdaten aufgrund betriebswirtschaftlicher<br />

Beurteilungen korrigiert und anschliessend weiterverarbeitet werden.<br />

• Basis für die Entscheidungsgrundlage<br />

Jedes Unternehmen sollte in einem angepassten Umfang eine <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> führen, um Entscheide aufgrund<br />

dokumentierter Berechnungen fällen zu können. Zukunftsrelevante Entscheidungen, die "aus dem Bauch" heraus getroffen<br />

werden, sind gefährlich und könnten die Zukunft eines Unternehmens und dessen Belegschaft gefährden.<br />

• Einführung einer <strong>Kostenrechnung</strong><br />

Die Kosten, welche ein <strong>betriebliches</strong> Rechnungswesen mit sich bringen, sind in der Regel tiefer als angenommen und<br />

bringen den ersten Return on Investment spätestens nach den ersten Auswertungszahlen. Sobald eine <strong>Kostenrechnung</strong> im<br />

Unternehmen eingeführt ist, reduzieren sich die Mehrkosten beinahe auf Null. Auf das Konzept und die Einführung sollte<br />

jedoch grosser Wert gelegt werden, ist doch dieses System mittelfristig möglichst unverändert anzuwenden.<br />

• Grundlage für weitere Systeme<br />

Die Daten aus der <strong>Kostenrechnung</strong> werden zudem für verschiedene andere Systeme genutzt. Beispielsweise die Ermittlung<br />

von Kennzahlen basiert auf betriebswirtschaftlich korrekten Daten, welche mit Hilfe der <strong>Kostenrechnung</strong> (z.B. Eliminierung<br />

Stiller Reserven) bereitgestellt werden. Auch das Controlling, das Reporting, die Statistiken und die Investitionsrechnungen<br />

profitieren weitgehend vom Vorhandensein eines betrieblichen Rechnungswesens.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 6/124<br />

1.3 Rechnungswesen in der Organisation<br />

Das Rechnungswesen nimmt einen wichtigen Bestandteil der Organisation eines Unternehmens ein. Die Eingliederung des<br />

Rechnungswesens in die Organisationsstruktur eines Unternehmens hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Grösse, die<br />

Geschäftspolitik und die fachliche Kompetenz des Stelleninhabers bilden die Basis für die Positionierung dieses Bereichs.<br />

Meist ist das Rechnungswesen in der obersten Hierarchie des Unternehmens eingegliedert und der Leiter Rechnungswesen<br />

ist Mitglied der Geschäftsleitung. Die Abteilung "Rechnungswesen" wird je nach Unternehmensgrösse in die Bereiche<br />

Finanzbuchhaltung, Debitorenbuchhaltung, Kreditorenbuchhaltung, Lohnbuchhaltung und <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> gegliedert.<br />

Zusätzliche Bereiche, welche mit der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> verbunden sind, stellen die Betriebsdatenerfassung, die<br />

Materialbuchhaltung und die Anlagenbuchhaltung dar.<br />

Forschung<br />

Dr. Thomas Suter<br />

Produktion<br />

Materialien<br />

1.4 Umfeld eines Unternehmens<br />

Produktion<br />

Silvan Meli<br />

Manuell<br />

Maschinell<br />

Geschäftsleitung<br />

Dr. Peter Müller<br />

Informatik<br />

Hans Bulgari<br />

Jedes Unternehmen hat sein ganz persönliches Umfeld. Global betrachtet handelt es sich jedoch immer um die selben<br />

Marktteilnehmer:<br />

• Personal<br />

• Lieferanten<br />

• Kunden<br />

• Banken<br />

• Versicherungen<br />

• Staat<br />

Sämtliche AUSSENBEZIEHUNGEN zur Umwelt, mit Ausnahme derjenigen zur Konkurrenz, werden im Rechnungswesen<br />

dargestellt. Dafür ist die Finanzbuchhaltung zuständig.<br />

� Die FIBU stellt die EXTERNEN Beziehungen wertmässig dar.<br />

Rechnungswesen<br />

Roman Steubli<br />

Finanzbuchhaltung<br />

<strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

Auch die INNENBEZIEHUNGEN eines Unternehmens können im Rechnungswesen dargestellt werden.<br />

Materialwirtschaft<br />

Peter Zbinden<br />

� Die BETRIEBSBUCHHALTUNG beinhaltet zusätzlich zu den EXTERNEN Beziehungen die INTERNEN<br />

Beziehungen (Materialbewirtschaftung, Produktion, Dienstleistung, Spedition etc.) eines Unternehmens.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 7/124<br />

1.5 Organisation und Funktion des Rechnungswesens<br />

Finanzbuchhaltung – Aussenbeziehungen – für Aussenstehende<br />

Lieferanten – Kreditorenbuchhaltung Kunden – Debitorenbuchhaltung Banken – Hauptbuch<br />

Güter für Geld Geld für Güter/Dienstleistung Dienstleistungen für Geld<br />

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<strong>Betriebsbuchhaltung</strong> – Innenbeziehungen – für GL (Innen)<br />

Hilfsbuchhaltungen:<br />

Material-<br />

buchhaltung<br />

Erfolgsrechnung der FIBU +/- sachliche Abgrenzungen = Kostenartenrechnung WELCHE<br />

Betriebs-<br />

daten-<br />

erfassung<br />

WO Kostenstellenrechnung<br />

Anlage-<br />

kartei<br />

WOFÜR Kostenträgerrechnung<br />

Produktionsablauf: Rohmaterial � Halbfabrikat � Fertigfabrikat � verkauftes Fabrikat<br />

Dienstleistungsablauf: angefangene Arbeiten � Fertige und verkaufte Arbeit<br />

Staat – Kreditorenbuchhaltung Versicherungen – Kreditorenbuchhaltung Personal - Lohnbuchhaltung<br />

Dienstleistungen für Geld Dienstleistungen für Geld Arbeitsleistungen für Geld<br />

Konkurrenz


<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 8/124<br />

1.6 Gesetze und Standards<br />

Das Rechnungswesen hat heute einerseits Gesetze und Standards zu berücksichtigen und andererseits sollen aussagekräftige<br />

Führungsinstrumente geliefert werden. Nachfolgend erklären wir diese Gebiete und deren Zusammenhänge.<br />

Datenerfassung /-übernahme<br />

Die primäre Datenerfassung findet in der Finanzbuchhaltung statt, soll aber auch für andere Systeme zur Verfügung stehen.<br />

Zusätzlich zur Verbuchung im Basissystem (Finanzbuchhaltung) werden für die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> Objekte integriert, welche<br />

eine entsprechende Zuordnung in der <strong>Kostenrechnung</strong> sicherstellen.<br />

Buchführung<br />

Folgende Gesetze und Standards definieren das Rechnungswesen:<br />

• Buchführungsvorschriften des Obligationenrechts OR<br />

• Steuerliche Anforderungen / Steuerrecht<br />

• Rechnungslegungsstandards � Swiss GAAP FER, IFRS, US GAAP<br />

• Interne Vorgaben für das Rechnungswesen-Controlling<br />

Die Rechnungslegung nach „True and Fair View“ stellt das in der Schweiz führende Rechnungslegungsverfahren dar.<br />

Für die Buchhaltung nach steuerlichen oder obligationenrechtlichen Gesichtspunkten stehen zusätzliche Buchungskreise<br />

zur Verfügung sodass aufgrund der Basisdaten eine entsprechende Darstellung aufbereitet werden kann.<br />

Die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> basiert auf dem im Unternehmen führenden Rechnungslegungsverfahren und wird mit diesem<br />

abgestimmt.<br />

KMU<br />

Bei KMU stellt meist die Finanzbuchhaltung nach Steuerabschluss (Handelsbilanz HB1) das Basis-System (erster<br />

Buchungskreis) dar.<br />

Als zweiter Buchungskreis wird dann die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> ins Rechnungswesen integriert.<br />

Basis-System<br />

Finanzbuchhaltung<br />

• Artenrechnung<br />

o Nach Arten gebucht<br />

<strong>BEBU</strong>-relevante<br />

Daten<br />

Zweiter Buchungskreis<br />

<strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

• Objektrechnung<br />

o Auf Objekte gebucht<br />

Erfolg FIBU +/- sachliche Abgrenzungen Erfolg IST<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 9/124<br />

grössere Unternehmen<br />

Je grösser das Unternehmen, desto vielfältiger sind die Ansprüche an das Rechnungswesen. Die Rechnungslegung nach „True<br />

and Fair View“ (auch „Fair Presentation“ genannt) stellt das führende Rechnungslegungsverfahren dar. Börsenkotierte Unternehmen<br />

sind beispielsweise verpflichtet, die Buchhaltung nach nationalen oder internationalen Standards auszuweisen. Hier<br />

werden 3 Buchungskreise benötigt (Basis-System ist „True and Fair View“).<br />

Steuerabschluss öffentlicher Abschluss<br />

True True and and Fair Fair View<br />

<strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

Steuerlich relevante<br />

Buchungen<br />

HB 1<br />

Daten-<br />

übernahme<br />

nach (IFRS, „True Swiss and GAAP Fair View“ FER)<br />

(IFRS, Basis-System<br />

Swiss GAAP FER)<br />

HB HB 2 2<br />

<strong>BEBU</strong>-<br />

relevante relevant<br />

Arten<br />

auf Objekte gebucht<br />

Steuerabschluss<br />

� HB 1<br />

Unterschiedliche Bilanz und Erfolgsrechnung unterschiedlicher Erfolg � sachliche Abgrenzungen<br />

1.7 Wertesysteme der Finanzbuchhaltung<br />

Abschluss nach „True and Fair View“<br />

� HB 2<br />

Abschluss<br />

<strong>BEBU</strong><br />

(HB = Handelsbilanz)<br />

Die Finanzbuchhaltung wird, wie bereits erwähnt, für EXTERNE erarbeitet. Bis anhin wurde der Grundsatz „Vorsicht“ als<br />

wichtigste Beurteilungsmethode gewertet. Dies hatte zur Folge, dass die Ergebnisse aufgrund von Bildung und Auflösung von<br />

Stillen Reserven beeinflusst wurden. Basis hierfür waren die Steuerpolitik, die Dividendenpolitik und die Finanzierungspolitik.<br />

Die Steuerbehörden lassen nach wie vor eine Unterbewertung des Vermögens (z.B Warenvorräte), bzw. eine Überbewertung<br />

von Verpflichtungen (z.B. Rückstellungen) zu. Dieser Abschluss wurde zuvor als Handelsbilanz 1 (Steuerabschluss)<br />

bezeichnet.<br />

Das führende Rechnungslegungsverfahren verlangt aufgrund der Aussage „True and Fair View“ Korrekturbuchungen in<br />

einem anderen Buchungskreis, was die Handelsbilanz 2 ergibt. Dieser Grundsatz basiert darauf, dass der Betrachter eine<br />

objektive Wertung eines Jahresabschlusses vornehmen kann. Die zunehmende Globalisierung der Märkte erfordert somit<br />

neben der Berücksichtigung des Obligationenrechts die Einhaltung von Rechnungslegungsstandards wie Swiss GAAP FER,<br />

IFRS und US GAAP.<br />

Noch bildet bei den meisten Unternehmen der Steuerabschluss (Handelsbilanz 1) die Basis der Finanzbuchhaltung und mittels<br />

Zusatzbuchungen werden die Rechnungslegungsstandards (Handelsbilanz 2) integriert. Die Tatsache, dass der Steuerabschluss<br />

nur 1 mal pro Jahr erarbeitet werden muss und die Finanzbuchhaltung auch eine Basis für Unternehmensentscheide<br />

darstellen soll, lässt immer mehr Unternehmen einen Wechsel vornehmen. Die Handelsbilanz 2 wird vermehrt zur führenden<br />

Buchhaltung und Ende Jahr werden die steuerlichen Anpassungen für die Handelsbilanz 1 vorgenommen.<br />

Da die führende Buchhaltung auch die Basis für die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> darstellt, sind entsprechend unterschiedliche<br />

Korrekturen vorzunehmen (je nach Entscheid, ob HB 1 oder HB 2 das Basissystem darstellt).<br />

Die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> wird oft als „freiwillig“ definiert. Die Praxis unter Anwendung des Kotierungsreglements der Schweizer<br />

Börse SIX , bzw. der Swiss GAAP FER oder IFRS-Richtlinien zeigt nun aber, dass unter gewissen Umständen die Führung<br />

einer <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> für die „Ordnungsmässigkeit“ notwendig ist. Revisionsstellen haben in der Praxis bereits auf das<br />

Fehlen einer funktionierenden <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> hingewiesen. Auch das Obligationenrecht verlangt auf eine gewisse Weise<br />

die Führung einer <strong>Betriebsbuchhaltung</strong>, denn wie sollen sonst die Erzeugnisse (Halb- und Fertigfabrikate) nach dem Grundsatz<br />

„höchstens zu Herstellkosten“ bewertet werden?<br />

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2. Aufbau der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

Die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> basiert auf der Finanzbuchhaltung. "Ohne Finanzbuchhaltung keine <strong>Betriebsbuchhaltung</strong>"!<br />

Die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> beinhaltet die Bereiche:<br />

• KostenARTENrechnung � WELCHE Kosten sind angefallen<br />

• KostenSTELLENrechnung � WO sind die Kosten angefallen<br />

• KostenTRÄGERrechnung � WOFÜR sind die Kosten angefallen<br />

In der Kostenartenrechnung werden die betrieblichen Erfolgspositionen aus der Finanzbuchhaltung nach betriebswirtschaftlichen<br />

Grundsätzen beurteilt und eventuell korrigiert. Sofern sich eine Differenz zwischen dem Aufwand der Finanzbuchhaltung<br />

und den Kosten der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> ergibt, stellen die sachlichen Abgrenzungen die Verbindung her.<br />

In der Kostenstellenrechnung wird ein Teil der korrigierten Aufwände (neu: Kosten!) den Kostenstellen (Wo sind die Kosten<br />

angefallen?) zugewiesen.<br />

In der Kostenträgerrechnung werden schlussendlich pro Kostenträger (z.B. Produkt oder Dienstleistung) sämtliche Kosten und<br />

Erlöse gegenübergestellt, was als Resultat die Wirtschaftlichkeit jedes einzelnen Kostenträgers ergibt.<br />

2.1 Systeme der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

VOLL-Kosten TEIL-Kosten<br />

IST-Kosten X X<br />

Normal-Kosten X X<br />

Standard-Kosten (Plan-Kosten) X X<br />

Prozess-Kosten (Vorgangs-Kosten) X X<br />

Es gibt verschiedene <strong>Kostenrechnung</strong>ssysteme, welche auch verschiedene Ziele verfolgen. Die obere Darstellung zeigt die<br />

verschiedenen Möglichkeiten, eine <strong>Kostenrechnung</strong> zu führen.<br />

• Die IST-Vollkostenrechnung beinhaltet lediglich die effektiven (IST-!) Kosten einer bestimmten Periode<br />

(betrieblich-objektiv).<br />

• Die NORMAL-Vollkostenrechnung beinhaltet ebenfalls die IST-Kosten. Diese werden jedoch in der Kostenstellenrechnung<br />

den NORMALEN „kalkulierten Kosten“ gegenübergestellt. Mehr dazu bei der Normalkostenrechnung.<br />

• Die IST-Teilkostenrechnung basiert wieder lediglich auf den IST-Kosten. Diese Kosten werden jedoch in variable Kosten<br />

(auftragsabhängige Kosten) und Fixkosten (auftragsunabhängige Kosten, die das Unternehmen auch OHNE Aufträge hat)<br />

unterteilt. Mehr dazu bei der Teilkostenrechnung.<br />

• Die NORMAL-Teilkostenrechnung beinhaltet wiederum die IST-Kosten, welche in der Kostenstellenrechnung den<br />

NORMALEN „kalkulierten Kosten“ gegenübergestellt werden. Zusätzlich wird die Unterteilung in variable und fixe Kosten<br />

vorgenommen. Mehr dazu bei der Teilkostenrechnung.<br />

Auf die Standard- und die Prozesskostenrechnung gehen wir in diesem Lehrmittel nur sehr kurz ein.<br />

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2.2 Aufbau der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

Die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> basiert auf der Finanzbuchhaltung � ohne Finanzbuchhaltung KEINE <strong>Betriebsbuchhaltung</strong>.<br />

Kostenartenrechnung<br />

WELCHE Kosten sind angefallen?<br />

In der Kostenartenrechnung werden die betrieblichen Erfolgspositionen aus der Finanzbuchhaltung nach betriebswirtschaftlichen<br />

Grundsätzen beurteilt und eventuell korrigiert. Sofern sich eine Differenz zwischen dem Aufwand der Finanzbuchhaltung und<br />

den Kosten der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> ergibt, stellen die sachlichen Abgrenzungen die Verbindung her.<br />

Kostenstellenrechnung<br />

WO sind die Kosten angefallen?<br />

In der Kostenstellenrechnung wird ein Teil dieser Aufwände, bzw. der korrigierten Aufwände (Kosten) den Kostenstellen<br />

zugewiesen.<br />

Kostenträgerrechnung<br />

WOFÜR sind die Kosten angefallen?<br />

In der Kostenträgerrechnung werden schlussendlich pro Kostenträger (z.B. Produkt oder Dienstleistung) sämtliche Kosten den<br />

Erlösen gegenübergestellt, was als Resultat die Wirtschaftlichkeit jedes einzelnen Kostenträgers ergibt.<br />

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2.2.1 Datenverarbeitungsprozess<br />

Die IST-VOLLkostenrechnung<br />

Erfolgsrechnung der Finanzbuchhaltung<br />

zeitlich abgegrenzte Finanzbuchhaltung<br />

sachliche Abgrenzungen<br />

Kosten Aufwand<br />

Kostenstellenrechnung<br />

Kostenträgerrechnung<br />

Erlös<br />

Ausgangslage jeder <strong>Kostenrechnung</strong> ist die Erfolgsrechnung<br />

FIBU einer bestimmten Periode.<br />

Für diese Periode sind die zeitlichen Abgrenzungen<br />

vorzunehmen, was grundsätzlich Aufgabe der<br />

Finanzbuchhaltung ist. Wenn ein Unternehmen<br />

jedoch eine <strong>Kostenrechnung</strong> führt, macht ein<br />

Zwischenabschluss in der FIBU wenig Sinn, was<br />

dazu führt, dass die zeitlichen Abgrenzungen in der<br />

<strong>Kostenrechnung</strong> vorgenommen werden müssen.<br />

Jede Aufwand- und Ertragsposition wird durch-<br />

leuchtet, ob diese mit der betrieblichen Leistungserstellung<br />

einen direkten Zusammenhang hat und<br />

ob die Bewertung betriebswirtschaftlich betrachtet,<br />

richtig ist.<br />

- Wird eine Korrektur vorgenommen, spricht man<br />

von „sachlichen Abgrenzungen“.<br />

Sie erhalten eine INTERNE Erfolgsrechnung,<br />

welche Kostenartenrechnung (Welche Kosten<br />

sind angefallen) genannt wird.<br />

Die (unkorrigierten) Aufwände, bzw. die sachlich<br />

abgegrenzten Aufwände, welche nun Kosten<br />

heissen, werden den einzelnen Kostenstellen<br />

zugewiesen.<br />

Die Kostenstellenrechnung beantwortet die Frage,<br />

WO die Kosten angefallen sind.<br />

Es ist jedoch auch eine direkte Zuweisung der<br />

Aufwände oder der Kosten auf die Kostenträger<br />

möglich (Einzelkosten). Zudem wird der Erlös<br />

der Finanzbuchhaltung den entsprechenden<br />

Kostenträgern zugeordnet.<br />

Die Kosten der Kostenstellen werden aufgrund<br />

eines definierten Abrechnungsverfahrens<br />

(Zuschlagssatz oder Kostensatz) auf die<br />

Kostenträger übertragen.<br />

Wir erhalten die Kostenträgerrechnung<br />

(Erlös ./.Kosten = Erfolg).<br />

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2.2.2 Datenverarbeitungsprozess Detail<br />

Erfolgskonti<br />

Ausgangslage für jede <strong>Kostenrechnung</strong> ist die Erfolgsrechnung bzw.<br />

sind die Erfolgskonti der Finanzbuchhaltung. Die neutralen und<br />

ausserordentlichen Erfolge werden in der Regel nicht in die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

übernommen, weshalb nur die KMU-Kontoklassen 3 - 6<br />

relevant sind.<br />

betrieblich?<br />

Sämtliche Buchungen der KMU-Klassen 3 - 6 sind in die Betriebsbuch-<br />

haltung zu übernehmen.<br />

Bei der Buchung muss für die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> jedoch folgende<br />

Frage gestellt werden:<br />

Hat der Aufwand, bzw. der Erlös mit der betrieblichen Leistungs-<br />

erstellung, mit der das Unternehmen am Markt auftritt, einen direkten<br />

Zusammenhang? ...ist der Aufwand "betrieblich"?<br />

objektiv?<br />

Nachdem die Fragestellung nach "betrieblich" mit ja beantwortet<br />

wurde, ist nun die "Objektivität" abzuklären.<br />

"objektiv?" ist die Fragestellung, ob die Bewertung dieser Sache<br />

betriebswirtschaftlich betrachtet, korrekt ist.<br />

Sachliche Abgrenzungen NEIN<br />

Die Korrekturen, welche aufgrund der Fragestellung<br />

"ist es betrieblich-objektiv?" vorgenommen<br />

werden, laufen unter dem Begriff "sachliche<br />

Abgrenzungen".<br />

Beispiel betrieblich? NEIN!<br />

Eine solche Korrektur ist beispielsweise der<br />

Lohnanteil einer Sekretärin, welche während der<br />

Arbeitszeit für die politische Vereinigung Ihres<br />

Chefs arbeitet.<br />

Beispiel objektiv? NEIN!<br />

Abschreibungen sind beispielsweise betrieblich,<br />

jedoch in der Finanzbuchhaltung aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht, nicht korrekt berechnet.<br />

Spezielles:<br />

Unter Umständen werden hier auch zeitliche<br />

Abgrenzungen vorgenommen, sofern das nicht in<br />

der Finanzbuchhaltung geschehen ist. Speziell<br />

bei Perioden wie "Monat" oder "Quartal" werden<br />

diese zeitlichen Abgrenzungen in der Finanzbuchhaltung<br />

nicht vorgenommen und werden<br />

somit als sachliche Abgrenzungen geführt.<br />

Aufwand +/- sachliche Abgrenzung = Kosten<br />

Kosten<br />

Die Korrekturen, welche aufgrund der Fragestellung<br />

"ist es betrieblich-objektiv?" vorgenommen<br />

werden, laufen unter dem Begriff<br />

"sachliche Abgrenzungen".<br />

Eine solche Korrektur ist beispielsweise der<br />

Lohnanteil einer Sekretärin, welche während der<br />

Arbeitszeit für die politische Vereinigung Ihres<br />

Chefs arbeitet.<br />

Aufwand +/- sachliche Abgrenzung = Kosten<br />

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Kostenstellen<br />

Auf der linken Seite der Darstellung sehen Sie die direkte Verbuchung<br />

des AUFWANDS auf die Kostenstellen. Das bedeutet, dass bei der<br />

Verbuchung der Finanzbuchhaltung der Aufwand direkt einer Kostenstelle<br />

zugewiesen wird.<br />

Beispiel:<br />

Briefpapier � Kostenstelle Verwaltung<br />

Auf der rechten Seite der Darstellung sehen Sie die Zuweisung der<br />

KOSTEN auf die Kostenstellen. Das bedeutet, dass ein Anteil des<br />

Aufwandes sachlich abgegrenzt wurde.<br />

Beispiel:<br />

Abschreibung Geräte Verwaltung � SA � Kostenstelle Verwaltung<br />

Jene Kosten, welche den Kostenstellen zugewiesen werden, werden<br />

GEMEINKOSTEN (indirekte Kosten) genannt.<br />

Die Kostenstellen beantworten die Frage:<br />

WO sind die Kostenangefallen.<br />

Umlage<br />

In den Kostenstellen (WO sind die Kosten angefallen) wurden nun<br />

sämtliche Aufwände und Kosten gesammelt.<br />

Das Total jeder einzelnen Kostenstelle wird nun weiterverrechnet.<br />

Vorkostenstellen:<br />

Die Vorkostenstellen werden aufgrund eines<br />

Schlüssels (z.B. aufgrund der m2) auf die<br />

anderen Kostenstellen verrechnet.<br />

Hilfskostenstellen:<br />

Die Hilfskostenstellen werden aufgrund einer<br />

rapportierten Leistung (z.B. Stunden) auf die<br />

anderen Kostenstellen verrechnet.<br />

Hauptkostenstellen:<br />

Die Hauptkostenstellen werden mittels<br />

Zuschlagssatz (in % einer Basis) oder<br />

Kostensatz (CHF/Einheit) auf die Kostenträger<br />

verrechnet.<br />

Beispiel Zuschlagssatz:<br />

Lagergemeinkosten in % des Rohmaterials<br />

(Einzelmaterial)<br />

Beispiel Kostensatz:<br />

Fertigungsgemeinkosten CHF 60 / pro für den<br />

Kostenträger rapportierte Std.<br />

Kostenträger<br />

Auf der linken Seite der Darstellung sehen Sie<br />

die direkte Verbuchung des AUFWANDS auf die<br />

Kostenträger. Das bedeutet, dass bei der Ver-<br />

buchung der Finanzbuchhaltung der Aufwand<br />

direkt einem Kostenträger zugewiesen wird.<br />

Beispiel:<br />

Einkauf Rohmaterial �Kostenträger Produkt A<br />

Auf der rechten Seite der Darstellung sehen Sie<br />

die Zuweisung der KOSTEN auf die Kostenstellen.<br />

Das bedeutet, dass ein Anteil des Aufwandes<br />

sachlich abgegrenzt wurde.<br />

Beispiel:<br />

Lohnanteil Produkt A � SA � Kostenträger<br />

Produkt A<br />

Jene Kosten, welche den Kostenträger direkt<br />

zugewiesen werden, werden EINZELKOSTEN<br />

(direkte Kosten) genannt.<br />

Die Kostenträger beantworten die Frage:<br />

WOFÜR sind die Kosten angefallen.<br />

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2.2.3 Sachliche Abgrenzungen<br />

„Sachliche Abgrenzungen“ ergeben sich, wenn der Aufwand der<br />

Finanzbuchhaltung nicht mit den Kosten der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

übereinstimmt (= Anderskosten). Der Aufwand der Finanzbuchhaltung<br />

wird mit folgender Frage überprüft:<br />

Ist es „betrieblich-objektiv“ ?<br />

betrieblich: hat der Aufwand/Erlös mit der betrieblichen Leistungserstellung,<br />

mit der wir auf dem Markt auftreten, einen<br />

direkten Zusammenhang?<br />

objektiv: wurde die Bewertung dieser Sache betriebswirtschaftlich<br />

betrachtet richtig vorgenommen?<br />

Beispiele FIBU <strong>BEBU</strong><br />

Abschreibungen meist degressiv<br />

vom Buchwert<br />

Zinsen meist nur vom<br />

Fremdkapital<br />

Lohn Es wird meist die<br />

reine Auszahlung<br />

berücksichtigt<br />

Unternehmerlohn wie ausbezahlt<br />

oder<br />

gutgeschrieben<br />

linear zeit-/leistungsproportional<br />

das gesamte Kapital<br />

wird verzinst<br />

Es gilt der Lohn für die<br />

erbrachte Leistung<br />

Korrektur aufgrund der<br />

erbrachten Leistung<br />

Speziallöhne wie ausbezahlt Korrektur auf die er-<br />

brachte Leistung<br />

Sozialaufwand wie abgerechnet<br />

und bezahlt<br />

zeitliche Korrektur<br />

aufgrund der<br />

korrigierten<br />

Löhne<br />

Diverse gemäss Rechnung betriebswirtschaftliche<br />

Korrekturen<br />

Der erste Schritt von der Finanzbuchhaltung in<br />

die <strong>Kostenrechnung</strong> geschieht in der Kosten-<br />

artenrechnung, wo der Unterschied zwischen den<br />

Aufwendungen und Erlösen der Finanzbuchhaltung<br />

und den Kosten und Erlösen der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

ausgewiesen wird. Diese Differenz<br />

nennt man "sachliche Abgrenzungen".<br />

Die Abschreibungen der FIBU werden meist<br />

nach dem Steuergesetz vorgenommen. In der<br />

<strong>BEBU</strong> ist jedoch eine möglichst kontinuierliche<br />

oder leistungsabhängige Abschreibung vorzu-<br />

nehmen.<br />

Bei den meisten Gesellschaftsformen (AG,<br />

GmbH etc.) wird nur das Fremdkapital verzinst.<br />

Betriebswirtschaftlich gesehen soll jedoch auch<br />

das Eigenkapital Zins bringen, was absolut<br />

legitim ist, denn eine andere "Investition" würde<br />

voraussichtlich ebenfalls eine Rendite einbringen.<br />

Die Überstundenguthaben und -schulden<br />

werden in der <strong>BEBU</strong> "wie ausbezahlt" korrigiert,<br />

um die Harmonie zur erbrachten Leistung (Erlös)<br />

herzustellen. Dasselbe gilt für die bezogenen<br />

Ferien und sonstigen Abwesenheiten.<br />

Jeder Unternehmer (Einzelaktionär) kann sich<br />

selbst den Lohn auszahlen oder gutschreiben,<br />

den er möchte. Für die <strong>BEBU</strong> wird der Lohn<br />

aufgrund der Lohnsumme oder des Umsatzes<br />

berechnet. Auch der Lohn für einen Dritten kann<br />

als Vergleichsbasis beigezogen werden.<br />

Der Seniorchef beispielsweise erhält trotz ein-<br />

fachster Arbeit einen sehr hohen Lohn (absolut<br />

legitim!), welcher in der <strong>BEBU</strong> korrigiert wird (die<br />

Differenz wird als Gewinnausschüttung beurteilt).<br />

Die Sozialleistungen werden in der Finanzbuch-<br />

haltung nicht termingerecht (z.B. monatlich) ver-<br />

bucht, weshalb die Korrektur in der <strong>BEBU</strong> vorge-<br />

nommen wird.<br />

Korrekturen aufgrund verschiedener Bewer-<br />

tungsdifferenzen.<br />

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2.3 Kostenstellenrechnung<br />

Kosten und Erlöse der <strong>BEBU</strong><br />

Einzelkosten<br />

Gemeinkosten<br />

VOR-Kostenstelle<br />

HILFS-Kostenstelle<br />

HAUPT-Kostenstelle<br />

HAUPT-Kostenstelle<br />

HAUPT-Kostenstelle<br />

Kostenträger<br />

Die Aufwände der Finanzbuchhaltung wurden "betrieblich-objektiv"<br />

beurteilt und werden nun den Kostenstellen, bzw. den Kostenträgern<br />

zugeordnet:<br />

� Die Kosten werden in Einzelkosten, welche direkt der Kostenträgerrechnung<br />

belastet werden, und Gemeinkosten (NICHT<br />

direkt dem Kostenträger zuweisbar) aufgeteilt.<br />

� Die Kostenstellen sind Stellen "WO" Kosten anfallen, wie z.B. im<br />

Lager, in der Fertigung, in der Montage, in der Verwaltung oder im<br />

Vertrieb.<br />

Sämtliche GEMEINKOSTEN werden nun mittels Verteilungsschlüssel<br />

auf die Kostenstellen verteilt.<br />

Vorkostenstellen sind Kostenstellen, in welchen Kosten gesammelt<br />

und gesamthaft mit einem Schlüssel verteilt werden. Vorkostenstellen<br />

werden auch gebildet, wenn rein informativ Kosten gesammelt werden<br />

sollen.<br />

Hilfskostenstellen sind innerbetriebliche Hilfsstellen, welche NUR<br />

INNERBETRIEBLICHE Leistungen erbringen, wie z.B. eine Werkstatt.<br />

Die Kosten der Vor- und Hilfskostenstellen<br />

werden nun auf die anderen KOSTENSTELLEN<br />

verteilt. NIEMALS werden Kosten einer Vor- oder<br />

Hilfskostenstelle auf einen Kostenträger verteilt.<br />

Nach der Zuweisung befinden sich sämtliche<br />

Gemeinkosten in den Hauptkostenstellen, denn<br />

die Vor- und Hilfskostenstellen wurden vollumfänglich<br />

auf die Hauptkostenstellen verteilt.<br />

Übrigens, die HAUPTkostenstellen finden wir alle<br />

im Kalkulationsschema des Unternehmens<br />

wieder (die Vor- und Hilfskostenstellen NICHT!).<br />

Die Hauptkostenstellen werden aufgrund eines<br />

Zuschlags- oder Kostensatzes auf die Kosten-<br />

träger verrechnet.<br />

Zuschlagssatz: in % eines Basiswertes<br />

Beispiel: Die Gemeinkosten der Kostenstelle<br />

Lager (Lagergemeinkosten) werden im Verhältnis<br />

der Einzelmaterialkosten (direkt von der Kosten-<br />

artenrechnung auf die Kostenträger verbucht) auf<br />

die Kostenträger verteilt.<br />

Kostensatz: CHF / Einheit<br />

Beispiel: Aufgrund der Betriebsdatenerfassung<br />

werden Stunden auf die verschiedenen Kosten-<br />

träger rapportiert. Die Gemeinkosten der Kosten-<br />

stelle Fertigung werden durch das Total der<br />

rapportierten Stunden aller Kostenträger geteilt,<br />

was den Kostensatz ergibt. Nun werden die<br />

Stunden der einzelnen Kostenträger mit dem<br />

Kostensatz multipliziert, was die Belastung pro<br />

Kostenträger ergibt.<br />

Beispiel: Beispiel:<br />

CHF / Personen-Std. CHF / Fahrzeug-Std.<br />

oder<br />

CHF / km<br />

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2.4 Kostenträgerrechnung / Kalkulation / Erfolgsrechnungen<br />

Kosten und Erlöse der <strong>BEBU</strong><br />

Halbfabrikate oder<br />

Fabrikate in Arbeit<br />

Herstellkosten der Produktion<br />

Einzelkosten<br />

Gemeinkosten<br />

Herstellkosten der Fertigfabrikate<br />

VOR-Kostenstelle<br />

Kostenträger<br />

Fertigfabrikate<br />

Herstellkosten der Fertigfabrikate<br />

HILFS-Kostenstelle<br />

HAUPT-Kostenstelle<br />

Herstellkosten der<br />

verkauften Fabrikate<br />

Saldo = Saldo =<br />

Bestandesänderung Bestandesänderung<br />

HAUPT-Kostenstelle<br />

HAUPT-Kostenstelle<br />

Herstellkosten der<br />

verkauften Fabrikate<br />

Verwaltungs-<br />

Gemeinkosten<br />

verkaufte<br />

Fabrikate<br />

Verkaufserlös<br />

Kostenträger<br />

Saldo = Erfolg<br />

Die Kostenträgerrechnung beinhaltet die Artikel<br />

oder die Dienstleistungen, welche vom Unter-<br />

nehmen auf dem Markt angeboten werden.<br />

Sämtliche Einzelkosten (direkt von der Kosten-<br />

artenrechnung) und sämtliche Gemeinkosten<br />

(Übernahme von der Kostenstellenrechnung)<br />

werden nun dem Erlös gegenübergestellt.<br />

Jeder Kostenträger (Artikel, Dienstleistung etc.)<br />

wird in 3 "Unter-"Kostenträger aufgeteilt. Sämtliche<br />

Einzel- und Gemeinkosten der bestimmten Periode<br />

werden dem Objekt „Fabrikate in Arbeit“ oder<br />

„1/2-Fabrikate“ oder „Angefangene Arbeiten“<br />

(alle Bezeichnungen sagen dasselbe aus) belastet.<br />

Zum Abschlusszeitpunkt dieser Periode wird ein<br />

Inventar über die Fertigfabrikate erstellt, was den<br />

Wert der Entlastung dieses Objekts und die Belastung<br />

des Objekts "Fertigfabrikate" darstellt.<br />

Daraus ergibt sich eine Bestandesänderung der<br />

„Fabrikate in Arbeit“. Sofern die Entlastung grösser<br />

ist, handelt es sich um eine Bestandesabnahme,<br />

umgekehrt um eine Bestandeszunahme.<br />

Die Fertiglagerbuchhaltung liefert auch den Wert,<br />

wieviel aus dem Fertiglager heraus den Kunden<br />

verkauft wurde. Dieser Wert ist die Entlastung<br />

des Objekts „Fertigfabrikate“ und die Belastung<br />

des Objekts „Verkaufte Fabrikate“.<br />

Daraus ergibt sich eine Bestandesänderung der<br />

Fertigfabrikate. Sofern die Entlastung grösser ist,<br />

handelt es sich um eine Bestandesabnahme, umgekehrt<br />

um eine Bestandeszunahme.<br />

Zu den Herstellkosten der verkauften Fabrikate<br />

hinzu kommen nun noch die Verwaltungs- und<br />

Vertriebsgemeinkosten, welche als einzige Kosten<br />

nicht zu den Herstellkosten der 1/2- Fabrikate<br />

gehören. Diese werden als Zuschlagssatz (im<br />

Verhältnis zu den Herstellkosten der verkauften<br />

Fabrikate) hinzugerechnet.<br />

Das Resultat sind die Selbstkosten (Herstellkosten<br />

plus Verwaltungs-GK), welche nun dem Ver-<br />

kaufserlös gegenübergestellt werden. Der Saldo<br />

weist den Betriebserfolg des Kostenträgers aus.<br />

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Leistung der Produktion<br />

Absatz-ERLÖS Absatz-ERLÖS<br />

+ Bestandeszunahme<br />

Halb- und Fertigfabrikate<br />

- Bestandesabnahme<br />

Halb- und Fertigfabrikate<br />

+ Eigenleistungen<br />

= Produktions-ERTRAG<br />

- Kosten der produzierten - Kosten der verkauften<br />

Produkte Produkte<br />

= Erfolg (Gewinn/Verlust) = Erfolg (Gewinn/Verlust)<br />

Kalkulation<br />

Kostenarten Hauptkostenstellen Kostenträger<br />

Material Fertigung Verwaltung<br />

Einzelmaterial Einzelmaterial<br />

Einzellöhne Einzellöhne<br />

Gemein-<br />

kosten<br />

Material-GK<br />

Kalkulationsschema:<br />

Fertigungs-GK<br />

Einzelmaterial<br />

+ Material-GK = Materialkosten<br />

(Einzellöhne)<br />

+ Fertigungs-GK = Fertigungskosten<br />

Herstellkosten<br />

+ Verwaltungs-GK<br />

= Selbstkosten<br />

Verwaltungs-GK<br />

Material-GK<br />

Fertigungs-GK<br />

Verwalt.-GK<br />

Aufgrund der Kostenträgerrechnung kann auch<br />

die Leistung der Produktion dargestellt werden.<br />

Der Unterschied der Leistung der Produktion<br />

zur Leistung des Verkaufs schlägt sich in der<br />

Bestandesänderung der Halb- und Fertigfabrikate<br />

und den Eigenleistungen nieder.<br />

• Ausgangsbasis ist wiederum der Absatzerlös.<br />

• Nimmt das Lager zu, wurde in der Produktion<br />

MEHR geleistet, als vom Vertrieb verkauft!<br />

• Nimmt das Lager ab, hat der Vertrieb mehr<br />

verkauft, als von der Produktion erarbeitet<br />

wurde!<br />

• sofern das Unternehmen eine Eigenleistung er-<br />

bracht hat und diese noch nicht im Erlös ver-<br />

bucht wurde, ist diese Leistung hinzuzurechnen.<br />

• Aus dem Absatzerlös (Leistung des Verkaufs)<br />

wird der Produktionsertrag (Leistung der Pro-<br />

duktion). ERLÖS steht für den Verkauf/Absatz,<br />

und ERTRAG steht für die Produktionsleistung.<br />

• Vom Produktionsertrag werden nun die Kosten<br />

für die produzierten Produkte abgerechnet,<br />

was wiederum den Erfolg ergibt.<br />

Die <strong>Kostenrechnung</strong> und die Kalkulation widerspiegeln<br />

sich gegenseitig. Sämtliche Positionen<br />

der <strong>Kostenrechnung</strong> finden sich im Kalkulationsschema<br />

einer Zuschlagskalkulation wieder.<br />

Bei der Kalkulation finden wir die Einzelkosten, in<br />

diesem Beispiel das Einzelmaterial, wieder.<br />

Zum Einzelmaterial hinzu kommen mit einem Zu-<br />

schlagssatz die Materialgemeinkosten (z.B. 20%<br />

Materialgemeinkosten zum Einzelmaterial).<br />

Falls vorhanden, beinhaltet die nächste Position<br />

die Einzellöhne (direkt einem Auftrag zuweisbarer<br />

Lohnanteil). Diese direkte Zuweisung verliert an<br />

Gewicht, da die Löhne mehrheitlich auf die<br />

entsprechenden Stamm-KST gebucht werden.<br />

Hinzu kommen die Fertigungsgemeinkosten, die<br />

absolut (CHT/Std.) oder relativ (in % von…) verrechnet<br />

werden (z.B. absolut: 25 Stunden à CHF<br />

60).<br />

Nachdem man die Herstellkosten berechnet hat,<br />

kommen die Verwaltungs- (und Vertriebs-) Gemeinkosten<br />

per Zuschlagssatz hinzu. Bis hierher<br />

wurden die Selbstkosten (was kostet dieses Produkt<br />

bzw. der Auftrag das Unternehmen selbst)<br />

berechnet.<br />

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3. Formen der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine <strong>Kostenrechnung</strong> zu führen bzw. darzustellen:<br />

Der Betriebsabrechnungsbogen<br />

...wird unter folgenden Umständen erarbeitet:<br />

o Wir erstellen rückwirkend für ein Geschäftsjahr eine <strong>Kostenrechnung</strong><br />

o Wir erstellen eine <strong>Kostenrechnung</strong> aufgrund eines Budgets (Zukunftsrechnung)<br />

o Wir erstellen als Grundlage für eine Betriebsanalyse rückwirkend eine <strong>Kostenrechnung</strong><br />

� Der BAB wird eingesetzt, wenn noch keine EDV-unterstützte <strong>Kostenrechnung</strong> vorhanden ist.<br />

� Der BAB stellt eine separierte Führung der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> dar (Übernahme ab FIBU-ER)<br />

Die Kontoform<br />

...wird eingesetzt<br />

o bei der EDV-unterstützten <strong>Kostenrechnung</strong><br />

(die Software arbeitet im Hintergrund mit Konti / erstellt Soll-Haben-Buchungen)<br />

� Die Kontoform wird in der Praxis NIE manuell geführt. Sie müssen diese Art der Darstellung jedoch kennen, um<br />

die Logik einer Software zu erkennen und um die entsprechenden Auswertungen analysieren zu können.<br />

� man unterscheidet die integrierte und die separierte Führung (Erklärung bei der Kontoform).<br />

Darstellung mittels Formular<br />

…entsteht aus dem integrierten Abrechnungssystem (wird bei der Kontoform beschrieben).<br />

o Entsteht aufgrund einer Software-Maske, welche am Bildschirm angezeigt oder auf Papier gedruckt werden<br />

kann.<br />

o Jedes Objekt wird einzeln angezeigt (Objekt: sachliche Abgrenzungen, Kostenstellen, Kostenträger<br />

� Die Darstellung mittels Formularen basiert auf einer EDV-geführten <strong>Kostenrechnung</strong>.<br />

� Die Formulare basieren auf der integrieren Führung (Erklärung bei der Kontoform).<br />

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3.1 Betriebsabrechnungsbogen BAB<br />

Bilanz Erfolgsrechnung<br />

100 Liquide Mittel 200 Verbindlichkeiten aus L+L 4000 Materialaufwand 3000 Absatzerlös<br />

110 Forderungen 210 Finanzverbindlichkeiten 4200 Handelswarenaufwand 3080 Bestandesänderungen<br />

120 Vorräte/Angef.Arbeiten 220 andere Verbindlichkeiten 4400 Dienstleistungen 3200 Handelsertrag<br />

130 Aktive Rechnungsabgr. 230 Passive Rechnungsabgr. 5000 Lohnaufwand 3400 Dienstleistungsertrag<br />

140 Finanzanlagen 240 langfr. Finanzverbindl. 5070 Sozialaufwand<br />

150 Mobile Sachanlagen 250 langfr. andere Verbindl. 5080 übr. Personalaufwand 7000 Betriebliche Nebenerträge<br />

160 Immobile Sachanlagen 260 langfr. Rückstellungen 6000 Raumaufwand 7400 Finanzerträge<br />

170 Immaterielle Anlagen 270 betriebsfremde Verbindl. 6100 Unterhalt, Reparaturen 7500 Liegenschaftserträge<br />

180 Aktivierter Aufwand 280 Kapitel, Privat 6200 Fahrzeugaufwand 7900 Veräusserungserträge<br />

190 Betriebsfr. Vermögen 290 Zuwachskapital 6300 Sachversicherungen<br />

6400 Energie, Entsorgung 8000 ausserordentlicher Ertrag<br />

6500 Verwaltung, Informatik<br />

6600 Werbeaufwand<br />

6700 übriger Betriebsaufw.<br />

6800 Zinsaufwand<br />

6900 Abschreibungen<br />

1) Verbuchter Aufwand +/- zeitliche Abgrenzung = zeitlich korrigierter Aufwand<br />

� periodengerechte Erfolgsrechnung der Finanzbuchhaltung<br />

2) Eliminierung der betriebsfremden Aufwände und Erträge<br />

Ausgangslage für jede <strong>Kostenrechnung</strong> ist die Bilanz und Erfolgsrechnung der Finanzbuchhaltung, wobei uns als Basisdaten<br />

natürlich nur die Aufwendungen und Erträge interessieren.<br />

Nachfolgend werden die Arbeiten in der zeitlichen Reihenfolge beschrieben. Die im Text integrierten Nummern basieren auf der<br />

Darstellung am Schluss dieses Kapitels „Zusammenfassung BAB, Bestandesänderung in der Spalte“.<br />

Obwohl die zeitlichen Abgrenzungen Auftrag der Finanzbuchhaltung sind, werden diese oft in der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

vorgenommen, da in der Finanzbuchhaltung meistens während des Jahres keine Zwischenabschlüsse erstellt werden.<br />

Die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> interessiert sich nur für die "betrieblichen" Geschäftsfälle. Neutrale und ausserbetriebliche Aufwände<br />

und Erträge werden nicht berücksichtigt.<br />

Die Aufwände 1 und Erlöse � der Finanzbuchhaltung werden nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten überprüft. Sind<br />

die Aufwände und Erlöse betrieblich-objektiv? Allfällige Korrekturen werden unter dem Begriff "sachliche Abgrenzungen" 2�<br />

vorgenommen.<br />

Das Resultat daraus ist die Kostenartenrechnung, welche die interne, betriebswirtschaftlich richtige Erfolgsrechnung darstellt.<br />

Aus Aufwand wurden Kosten 3. Zusätzlich wird bereits zwischen Einzel- (direkt dem Produkt/Auftrag zuweisbar) und<br />

Gemeinkosten unterschieden.<br />

Die Einzelkosten 4, welche direkt einem Kostenträger zugewiesen werden können, werden diesem zugewiesen.<br />

Nun werden die Gemeinkosten 4, welche NICHT direkt einem Kostenträger zugewiesen werden konnten, den Kostenstellen<br />

4 zugewiesen (WO sind die Kosten angefallen?). Der Unterschied zwischen vorgelagerten Kostenstellen und<br />

Hauptkostenstellen wurde im Kapitel "Kostenstellenrechnung" bereits behandelt.<br />

Anschliessend werden die vorgelagerten Kostenstellen auf die anderen Kostenstellen verrechnet 5. NIEMALS werden Kosten<br />

einer vorgelagerten Kostenstelle einem Kostenträger zugewiesen! Dies hätte eine Lücke bei den Kalkulationswerten zur Folge.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 21/124<br />

Nach der Umlage sämtlicher Gemeinkosten der Vor- und Hilfskostenstellen auf die Hauptkostenstellen befinden sich nun<br />

SÄMTLICHE Gemeinkosten in den Hauptkostenstellen. Mit Hilfe der vorhandenen Daten werden nun die Zuschlagssätze (in %<br />

von einem Basisbetrag) und Kostensätze (CHF-Betrag je Einheit) berechnet. Mittels dieser Kalkulationssätze werden nun die<br />

Gemeinkosten der Hauptkostenstellen auf den ersten Kostenträger verrechnet 6 (mit Ausnahme von Verwaltung und Vertrieb).<br />

Die Materialstelle wird beispielsweise in % vom Einzelmaterial (bereits auf die 1/2-Fabrikate verbucht) verrechnet. Basis bildet<br />

das Gesamttotal des Einzelmaterials, und die Zuteilung wird aufgrund des jeweiligen Einzelmaterialanteils des Kostenträgers<br />

vorgenommen.<br />

Der Kostensatz wird mit Hilfe der Daten der Betriebsdatenerfassung ermittelt. Aufgrund des Rapportwesens ist beispielsweise<br />

bekannt, dass in der Fertigungsstelle 1'000 Std. für das Produkt A und 1'500 Std. für das Produkt B aufgewendet wurden. Somit<br />

werden die Fertigungsgemeinkosten durch die Total-Stundenzahl von 2'500 dividiert, was den Kostensatz ergibt. Die Zuweisung<br />

ans Produkt A berechnet sich somit 1'000 Std. x Kostensatz und fürs Produkt B 1'500 Std. x Kostensatz. Als Folge<br />

befinden sich ALLE Produktionskosten im Kostenträger, was als Total die Herstellkosten der Produktion 7 ergibt. Einzig<br />

die Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten werden vorläufig NICHT auf den Kostenträger gebucht.<br />

Es befinden sich nun sämtliche Herstellkosten der Produktion im Kostenträger. Mit anderen Worten befinden sich nun sämtliche<br />

Kosten, welche mit der Produktion dieses Produkts oder der Erbringung der Dienstleistung entstanden sind, in diesem "Konto".<br />

Weiter kann der BAB in zwei Versionen dargestellt werden, welche hier separat beschrieben werden. Die Nummern sind der<br />

entsprechenden Darstellung am Ende dieses Kapitels zu entnehmen.<br />

Version Bestandesänderung in der Spalte:<br />

Aus der Administration des Fertigwarenlagers erhalten wir nun die Mitteilung, für wieviel Herstellkosten Produkte ins Lager<br />

eingegangen sind 8. Dieser Wert wird als Herstellkosten der Fertigfabrikate bezeichnet.<br />

Der Saldo, welcher sich aus diesen beiden Werten ergibt, ist die Bestandesänderung der Halbfabrikate �. Ist ein höherer Wert<br />

im Fertigfabrikatelager eingegangen als während dieser bestimmten Periode produziert wurde, ergibt dies eine Bestandesabnahme.<br />

Sind die Herstellkosten der Produktion höher als die Herstellkosten der eingegangenen Fertigfabrikate, sprechen wir<br />

von einer Bestandeszunahme der Halbfabrikate.<br />

Das Fertigfabrikatelager meldet die Höhe des Fertigprodukteausgangs, was gleichbedeutend mit den Herstellkosten der<br />

verkauften Produkte 9 ist. Die Differenz ist wiederum die Bestandesänderung �, doch dieses mal an Fertigfabrikaten.<br />

Wir befinden uns nun bei den Herstellkosten der verkauften Produkte 9. Zu dieser Position kommen nun die Verwaltungs- und<br />

Vertriebsgemeinkosten � hinzu. Diese werden in der Regel in % der Herstellkosten der verkauften Produkte auf die<br />

verschiedenen Kostenträger verteilt.<br />

Der Saldo dieses Kontos stellt die Selbstkosten X dieses Kostenträgers dar. Diese Selbstkosten werden dem betriebswirtschaftlich<br />

bereinigten Betriebserlös � dieses Kostenträgers gegenübergestellt, was den Betriebserfolg � dieses Kostenträgers<br />

ergibt. Da die Kosten im BAB als Pluspositionen geführt werden und der Erlös als Minusposition integriert wird, ist ein<br />

Minussaldo als Gewinn und ein Plussaldo als Verlust zu bezeichnen. Auch die Spalten Finanzbuchhaltung, Sachliche<br />

Abgrenzungen und <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> werden totalisiert. Wir erhalten den Betriebserfolg FIBU �, das Total der sachlichen<br />

Abgrenzungen � und den gesamten IST Betriebserfolg �.<br />

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Version Bestandesänderung in der Zeile:<br />

Aus der Administration des Fertigwarenlagers erhalten wir nun die Mitteilung, für wieviel Herstellkosten Produkte ins Lager<br />

eingegangen sind 8. Dieser Wert wird als Herstellkosten der Fertigfabrikate bezeichnet.<br />

Die Differenz ist die Bestandesänderung der Halbfabrikate �, die hier als Zeile integriert wird. Selbstverständlich wird diese<br />

Beständesänderung auch in den Spalten <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> �(100%-bewertet), SA � und Finanzbuchhaltung �<br />

(Unterbewertung, z.B. 2/3) eingetragen.<br />

Das Fertigfabrikatelager meldet die Höhe des Fertigprodukteausgangs, was gleichbedeutend mit den Herstellkosten der<br />

verkauften Produkte 9 ist. Die Differenz ist wiederum die Bestandesänderung �, doch dieses mal an Fertigfabrikaten.<br />

Wir befinden uns nun bei den Herstellkosten der verkauften Produkte 9. Zu dieser Position kommen nun die Verwaltungs- und<br />

Vertriebsgemeinkosten � hinzu. Diese werden in der Regel in % der Herstellkosten der verkauften Produkte auf die<br />

verschiedenen Kostenträger verteilt.<br />

Der Saldo dieses Kontos stellt die Selbstkosten X dieses Kostenträgers dar. Diese Selbstkosten werden dem betriebswirtschaftlich<br />

bereinigten Betriebserlös � dieses Kostenträgers gegenübergestellt, was den Betriebserfolg � dieses Kostenträgers<br />

ergibt. Da die Kosten im BAB als Pluspositionen geführt werden und der Erlös als Minusposition integriert wird, ist ein<br />

Minussaldo als Gewinn und ein Plussaldo als Verlust zu bezeichnen. Auch die Spalten Finanzbuchhaltung, Sachliche<br />

Abgrenzungen und <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> werden totalisiert. Wir erhalten den Betriebserfolg FIBU �, das Total der sachlichen<br />

Abgrenzungen � und den gesamten IST Betriebserfolg �.<br />

Kontrolle:<br />

Wenn man am Schluss dieses BAB angekommen ist, ist es unumgänglich, Kontrollrechnungen vorzunehmen. Sämtliche Werte<br />

sind aufgrund des Spaltentotals zu ermitteln. Anschliessend sind die Querkontrollen durchzuführen.<br />

1. Kontrolle: Erfolg Fibu �<br />

+/- Saldo Sachliche Abgrenzung �<br />

= Erfolg IST �<br />

2. Kontrolle: Erfolge sämtlicher Kostenträger � addiert<br />

= Erfolg IST �<br />

Wir empfehlen Ihnen, während der Lösung eines BAB stark auf die Querrechnungen zu achten. Jede Zeile muss für sich genau<br />

aufgehen. Sofern dies nicht der Fall ist, wird der Fehler spätestens am Schluss bei diesen zwei Kontrollen entdeckt, doch WO<br />

sich der Fehler befindet - ist Detektivarbeit!<br />

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Zusammenfassung BAB<br />

(Bestandesänderung in der Spalte)<br />

Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung<br />

Aufwand/ Sachliche Kosten/ vorgelagerte Material- Fertigungs- Verwaltungs- Halb- Fertig- verkaufte<br />

Ertrag Abgrenzung Ertrag Kostenstellen stelle stelle stelle fabrikate fabrikate Fabrikate<br />

Einzelkosten 1 2 3 4<br />

Gemeinkosten 1 2 3 4 4 4 4<br />

Total X X X X X X X X<br />

Uml. Vorg. Stellen 5 5 5 5<br />

Umlage Mat.stelle 6 6<br />

Umlage Fert.stelle 6 6<br />

Herstellk. Halbf. 7<br />

Herstellk. Fertigf. 8 8<br />

Herstellk. Verk. F. 9 9<br />

Uml. Verw.stelle � �<br />

Selbstkosten X<br />

Erlös � � � �<br />

Best.änd. Erzeug. � � � � �<br />

Erfolg � � � �<br />

1 Übernahme des zeitlich abgegrenzten Aufwandes der Finanzbuchhaltung<br />

2 Korrektur des zeitlich abgegrenzten Aufwandes nach betrieblich-objektiven Grundsätzen<br />

3 Kosten – aufgeteilt in Einzelkosten und Gemeinkosten<br />

4 Einzelkosten werden direkt dem Kostenträger belastet, die Gemeinkosten den Kostenstellen<br />

5 Umlage der vorgelagerten Kostenstellen auf die Hauptkostenstellen<br />

6 Verrechnung der Hauptkostenstellen auf den 1. Kostenträger mittels Zuschlags- oder Kostensatz<br />

7 Zwischenresultat: Herstellkosten der Produktion = alle Kosten, die für die Herstellung angefallen sind<br />

8 Mitteilung des Fertiglagers, wie viele Produkte ins Fertiglager eingegangen sind = HK der Fertigfabrikate<br />

9 Mitteilung des Fertiglagers, wie viele Produkte aus dem Fertiglager ausgeliefert wurden = HK der verkauften Fabrikate<br />

� Verrechnung der Verwaltungsgemeinkosten auf die verkauften Produkte<br />

� Übernahme des zeitlich abgegrenzten Erlöses der Finanzbuchhaltung<br />

� Korrektur des zeitlich abgegrenzten Erlöses nach betrieblich-objektiven Grundsätzen<br />

� Der betriebswirtschaftlich korrekte Erlös wird dem Kostenträger „verkaufte Fabrikate“ zugewiesen<br />

� Bestandesänderungen der angefangenen Arbeiten (Halbfabrikate) und der Fertigfabrikate<br />

Die Bestandesänderung wird mit einem Vorzeichenwechsel in der Spalte Kosten/Ertrag eingetragen, da es sich um einen<br />

Buchungssatz handelt: z.B. Vorräte (KTR) – Bestandesänderung Vorräte (Kart)<br />

� 1) Veränderung der Stillen Reserven auf diese Bestandesänderung (Sachliche Abgrenzung), z.B. 1/3<br />

� 1) Bestandesänderung der Finanzbuchhaltung, z.B. 2/3<br />

� IST-Betriebserfolg dieses Kostenträgers<br />

� IST-Betriebserfolg aller Kostenträger, bzw. des gesamten Betriebes<br />

� definitiver Betriebserfolg FIBU (nach Verbuchung der Bestandesänderung Halb- und Fertigfabrikate)<br />

� Total der sachlichen Abgrenzung (Verbindung Erfolg IST zu Erfolg FIBU)<br />

X Spaltentotal<br />

1) Die unterschiedliche Bewertung fällt weg, wenn es sich beim Basis-System um „True and Fair View“ handelt.<br />

Dann wären die Punkte � und � identisch. � wäre Null.<br />

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Zusammenfassung BAB<br />

(Bestandesänderung in der Zeile)<br />

Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung<br />

Aufwand/ Sachliche Kosten/ Vorgelagerte Material- Fertigungs- Verwaltungs-<br />

Fabrikat<br />

Ertrag Abgrenzung Ertrag Kostenstellen stelle stelle stelle<br />

Einzelkosten 1 2 3 4<br />

Gemeinkosten 1 2 3 4 4 4 4<br />

Total X X X X X X X X<br />

Uml. Vorg. Stellen 5 5 5 5<br />

Umlage Mat.stelle 6 6<br />

Umlage Fert.stelle 6 6<br />

Herstellk. Halbf. 7<br />

Best.änderung 1/2 � � � �<br />

Herstellk. Fertigf. 8<br />

Best.änderung 1/1 � � � �<br />

Herstellk. Verk. F. 9<br />

Uml. Verw.stelle � �<br />

Selbstkosten X<br />

Erlös � � � �<br />

Erfolg � � � �<br />

1 Übernahme des zeitlich abgegrenzten Aufwandes der Finanzbuchhaltung<br />

2 Korrektur des zeitlich abgegrenzten Aufwandes nach betrieblich-objektiven Grundsätzen<br />

3 Kosten – aufgeteilt in Einzelkosten und Gemeinkosten<br />

4 Einzelkosten werden direkt dem Kostenträger belastet, die Gemeinkosten den Kostenstellen<br />

5 Umlage der vorgelagerten Kostenstellen auf die Hauptkostenstellen<br />

6 Verrechnung der Hauptkostenstellen auf den 1. Kostenträger mittels Zuschlags- oder Kostensatz<br />

7 Zwischenresultat: Herstellkosten der Produktion = alle Kosten, die für die Herstellung angefallen sind<br />

� Bestandesänderung der Halbfabrikate (angefangene Arbeiten). Diese Bestandesänderung wird beim entsprechenden<br />

Kostenträger �, in die Spalte Kosten/Ertrag �, in die Spalte Aufwand/Ertrag � (Unterbewertung, z.B. 2/3) und in die<br />

Spalte SA � (Bewertungsdifferenz FIBU-<strong>BEBU</strong>, z. B. 1/3) eingetragen� ACHTUNG 1).<br />

8 Mitteilung des Fertiglagers, wie viele Produkte ins Fertiglager eingegangen sind<br />

� Bestandesänderung der Fertigfabrikate. Diese Bestandesänderung wird beim entsprechenden Kostenträger �, in die<br />

Spalte Kosten/Ertrag �, in die Spalte Aufwand/Ertrag � (Unterbewertung, z.B. 2/3) und in die Spalte SA �<br />

(Bewertungsdifferenz FIBU-<strong>BEBU</strong>, z.B. 1/3) eingetragen� ACHTUNG 1).<br />

9 Mitteilung des Fertiglagers, wie viele Produkte aus dem Fertiglager ausgeliefert wurden (zu HK)<br />

� Verrechnung der Verwaltungsgemeinkosten auf die verkauften Produkte<br />

� Übernahme des zeitlich abgegrenzten Erlöses der Finanzbuchhaltung<br />

� Korrektur des zeitlich abgegrenzten Erlöses nach betrieblich-objektiven Grundsätzen<br />

� Der betriebswirtschaftlich korrekte Erlös wird dem Kostenträger zugewiesen<br />

� IST-Betriebserfolg dieses Kostenträgers<br />

� IST-Betriebserfolg aller Kostenträger, bzw. des gesamten Betriebes<br />

� definitiver Betriebserfolg FIBU (nach Verbuchung der Bestandesänderung Halb- und Fertigfabrikate)<br />

� Total der sachlichen Abgrenzung (Verbindung Erfolg IST zu Erfolg FIBU)<br />

X Spaltentotal<br />

1) Die unterschiedliche Bewertung fällt weg, wenn es sich beim Basis-System um „True and Fair View“ handelt.<br />

Dann wären die Punkte � und � identisch. � wäre Null.<br />

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3.2. Kontoform<br />

Grundlage der Kontoform sind Konti mit Soll und Haben. Die Kontoform in der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> verfolgt, wie die<br />

Finanzbuchhaltung, das Gesetz der Doppik (wo ein SOLL, da auch ein HABEN!). Sämtliche Konti sind auch in der<br />

<strong>Betriebsbuchhaltung</strong> abzuschliessen.<br />

Wir unterscheiden in der <strong>BEBU</strong> zwischen folgenden Varianten:<br />

o Integrierte Führung der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> (zweiter Buchungskreis im selben System)<br />

Die Primärdaten werden in EINEM Arbeitsgang sowohl für die Finanz- als auch für die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

verarbeitet. Zusätzlich zum Buchungskreis der Finanzbuchhaltung werden die Informationen für die<br />

<strong>Betriebsbuchhaltung</strong> „mitgegeben“ und in einem separaten Buchungskreis verarbeitet .<br />

� ein System, aber zwei Buchungskreise.<br />

Buchhaltung (integriertes System)<br />

Erster Buchungskreis: Finanzbuchhaltung<br />

Zweiter Buchungskreis: <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

� synchrone Datenverarbeitung (Artenrechnung)<br />

Dieses System wird bei der Kontoform verwendet.<br />

(Software: die <strong>Kostenrechnung</strong> ist mit der Finanzbuchhaltung verbunden � Option <strong>Kostenrechnung</strong>)<br />

o Separierte Führung der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

Die Finanz- und die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> sind in zwei absolut getrennte Verarbeitungskreise unterteilt. Die<br />

Finanzbuchhaltung wird im Basissystem und die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> im Zusatzsystem verarbeitet. Es besteht<br />

zwischen diesen beiden Systemen KEINE Verbindung.<br />

� Die Informationen aus dem Basissystem (Finanzbuchhaltung) werden komprimiert manuell in das Zusatzsystem<br />

(<strong>Betriebsbuchhaltung</strong>) übernommen und weiterverarbeitet.<br />

� Die separierte Führung kommt dann zur Anwendung, wenn das Basissystem (Finanzbuchhaltung) keinen<br />

Anschluss an ein Zusatzsystem (<strong>Betriebsbuchhaltung</strong>) zulässt, bzw. anbietet.<br />

Finanzbuchhaltung (Basissystem)<br />

Führung der Klassen 1 – 8 KMU<br />

Dieses System wird für den Betriebsabrechnungsbogen verwendet.<br />

<strong>Betriebsbuchhaltung</strong> (Zusatzsystem)<br />

Separierter Übertrag der FIBU-Daten.<br />

�betriebliche Artenrechnung (Klassen 3 – 6)<br />

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3.2.1 Integrierte Führung der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> Basis<br />

Bei der Kontoform sprechen wir zum einen vom Konto (Fibu) und zum anderen vom Objekt (Bebu). Die nachfolgende<br />

Darstellung zeigt Ihnen das System der integrierten Führung auf:<br />

Sachverhalt: Rechnung für Couverts über CHF 520 netto.<br />

� Buchungsinformationen:<br />

SOLL HABEN Text Betrag CHF<br />

Konto Objekt Konto Objekt<br />

6500 50 2000 - Geiger AG: Couverts 520.00<br />

� integriertes Basissystem:<br />

1. Buchungskreis: Finanzbuchhaltung (Konto) 2. Buchungskreis: <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> (Objekt)<br />

2000 Verbindlichkeiten aus L+L<br />

6500 Verwaltungsaufwand<br />

Geiger AG: Couverts 520.00<br />

520.00 Geiger AG: Couverts<br />

50 KST Verwaltung/Vertrieb (950)<br />

Konto 6500 520.00<br />

Die Darstellung zeigt auf, dass das „Konto“ für die Finanzbuchhaltung und das „Objekt“ für die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

bestimmt sind.<br />

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Sofern der Aufwand nicht 1:1 in die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> übernommen wird, gilt folgende Darstellung:<br />

Sachverhalt: Abschreibungen für die FIBU von CHF 4500 und kalkulatorisch für die <strong>BEBU</strong> von CHF 6000.<br />

Aufwand-Konto Objekt SA Sekundär-Art Kalkulatorische Art<br />

Abschreibungen: 6900 91 991 891<br />

� Buchungsinformationen:<br />

SOLL HABEN Text Betrag CHF<br />

Konto Objekt Konto Objekt<br />

6900<br />

891<br />

91<br />

70<br />

� integriertes Basissystem:<br />

1500<br />

891<br />

-<br />

91<br />

Abschreibungen<br />

kalkulatorische Abschreibungen<br />

4500.00<br />

6000.00<br />

1. Buchungskreis: Finanzbuchhaltung (Konto) 2. Buchungskreis: <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> (Objekt)<br />

1500 Maschinen, Prod.anlagen<br />

4500.00 Abschreibungen<br />

6900 Abschreibungen 91 SA Abschreibungen (991)<br />

Abschreibungen 4500.00 6900 Abschr. 4500.00 6000.00 kalk. Abschr. (891)<br />

Saldo 1500.00<br />

70 KST Fertigung<br />

891 kalk. Abschr. 6000.00<br />

Die Darstellung zeigt auf, dass das „Konto“ für die Finanzbuchhaltung und das „Objekt“ für die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

bestimmt sind.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 28/124<br />

Welche Konto-Nr. wird wo benötigt?<br />

Beispiel:<br />

Primär-Kostenart Fibu<br />

Konto<br />

Materialaufwand 4000<br />

Lohnaufwand 5000<br />

Objekt<br />

Gebäude 10<br />

Materialstelle 20<br />

SA Rohmaterial 90<br />

SA Zinsen 97<br />

SA Abschreibungen 98<br />

Konto-Nr. der Finanz-<br />

buchhaltung.<br />

� für den Übertrag<br />

von der FIBU in die<br />

<strong>BEBU</strong><br />

Nummerierung der<br />

Objekt-Konti in der<br />

<strong>BEBU</strong>.<br />

Erfolgsrechnungen:<br />

Diese Zahl wird<br />

verwendet, wenn die<br />

Erfolgsrechnung (oder<br />

Verbindung FIBU zu<br />

<strong>BEBU</strong>) als reine Kopie<br />

der Zahlen in den<br />

Objekt-Konti<br />

verstanden wird.<br />

Sekundär-Kostenart<br />

910<br />

Gebäude-GK<br />

920<br />

Material-GK<br />

990<br />

Rohmaterialkosten<br />

997<br />

Zinskosten<br />

998<br />

Abschreibungskosten<br />

Die Sekundär-Kostenart<br />

wird bei den SA-<br />

Objekten, welche<br />

kalkulatorisch<br />

berechnet werden, nie<br />

verwendet.<br />

�Einzige Ausnahme<br />

ist bei den Erfolgsrechnungen…<br />

Erfolgsrechnungen:<br />

Diese Zahl wird<br />

verwendet, wenn die<br />

Übernahme der<br />

Zahlen in die<br />

Erfolgsrechnung als<br />

„Buchung“ verstanden<br />

wird.<br />

Primär-Kostenart Bebu<br />

kalk. Kosten<br />

897<br />

kalk. Zinsen<br />

898<br />

kalk. Abschreibungen<br />

Diese Zahl wird bei<br />

den kalkulatorischen<br />

Kosten verwendet<br />

(anstatt die Sekundär-<br />

Kostenart).<br />

Die Erklärung dieser „Zahlen“ ist von der theoretischen Seite her schwierig. Lösen Sie einige Aufgaben mit der Kontoform und<br />

der Unterschied wird Ihnen bald klar sein.<br />

�Lernen Sie KEINE Nummern auswendig - dies sind reine Beispiele.<br />

Die Fibu-Konti entsprechen natürlich dem Kontorahmen KMU.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 29/124<br />

3.2.2 Integrierte Führung der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

2 3<br />

3<br />

2 3<br />

2 3<br />

3<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

3<br />

3<br />

1 3<br />

1<br />

3<br />

3<br />

1 3<br />

1<br />

3<br />

3<br />

1 3<br />

1<br />

1<br />

3<br />

3<br />

Wie bereits im vorangehenden Kapitel erwähnt, werden die Primärdaten in EINEM Arbeitsgang sowohl für die Finanz- als auch<br />

für die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> verarbeitet. Zusätzlich zum Buchungskreis der Finanzbuchhaltung werden die Informationen für die<br />

<strong>Betriebsbuchhaltung</strong> „mitgegeben“.<br />

Diese Version der Kontoführung stellt zur Zeit die modernste Variante der Softwarelösungen dar. Oben sind nun mögliche<br />

Objekte für diese Art der <strong>Kostenrechnung</strong>sführung dargestellt.<br />

Die im vorangehenden Kapitel gezeigte Übernahme der Primärdaten in die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> sieht folgendermassen aus:<br />

- die direkt den Kostenstellen bzw. Kostenträger zuweisbaren Werte werden entsprechend zugewiesen 1.<br />

- Aufwände, welche nicht einer KST oder einem KTR zugewiesen werden können bzw. welche sachliche Abgrenzungen<br />

zur Folge haben, werden auf einem entsprechenden SA-Objekt abgefangen2.<br />

Die unter SA abgefangenen Aufwände werden nach betrieblich-objektiven Gesichtspunkten berechnet und entsprechend auf<br />

die Kostenstellen und Kostenträger verteilt 3.<br />

Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass direkt zugewiesene Aufwände korrigiert werden müssen, wie es in diesem Beispiel<br />

für „Löhne“ und „übr. Betr.aufw.“ der Fall ist 3. Entsprechend werden die Korrekturen vorgenommen.<br />

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3<br />

3<br />

1<br />

1


<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 30/124<br />

2 3<br />

4<br />

3<br />

4<br />

2 3<br />

4<br />

2 3<br />

4<br />

3<br />

4<br />

1 5<br />

1<br />

1 6<br />

1<br />

1<br />

3<br />

3<br />

5<br />

1 3<br />

1 6<br />

3<br />

3<br />

5<br />

1 3<br />

1 6<br />

3<br />

3<br />

5<br />

1 3<br />

1<br />

1<br />

3<br />

3<br />

5<br />

Die Saldi der Erfolgsobjekte stellen sachliche Abgrenzungen dar (Unterschied FIBU - <strong>BEBU</strong>) und sind entsprechend zu<br />

bezeichnen4.<br />

Als nächstes werden nun die vorgelagerten Kostenstellen (Beispiel Vorkostenstelle Gebäude) auf die anderen Kostenstellen<br />

verrechnet. Die Vorkostenstelle Gebäude ist somit ausgeglichen5.<br />

Sämtliche Kostenstellen, welche mit der Produktion in direktem Zusammenhang stehen, werden auf die Kostenträger 1/2-<br />

Fabrikate verrechnet6, welche nun gesamthaft auf der Sollseite die "Herstellkosten der Produktion" beinhalten.<br />

Produkt A: Produkt B:<br />

Einzelmaterial (Rohmaterial) 1‘500 700<br />

Lager-GK 270 126<br />

Fertigungs-GK I 127 780<br />

Fertigungs-GK II 200 560<br />

HK der Produktion 2‘097 2‘166<br />

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3<br />

6<br />

6<br />

6<br />

3<br />

6<br />

6<br />

6<br />

1<br />

1


<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 31/124<br />

2 3<br />

4<br />

3<br />

4<br />

2 3<br />

4<br />

2 3<br />

4<br />

3<br />

4<br />

8 8<br />

9<br />

9 �<br />

�<br />

1 5<br />

1<br />

1 6<br />

1<br />

1<br />

3<br />

3<br />

5<br />

1 3<br />

1 6<br />

3<br />

3<br />

5<br />

1 3<br />

1 6<br />

3<br />

3<br />

5<br />

1 3<br />

1 �<br />

1<br />

3<br />

3<br />

5<br />

3 7<br />

6<br />

6<br />

6 8<br />

3 7<br />

6<br />

6<br />

6<br />

8<br />

7 9<br />

9<br />

7 9<br />

9<br />

9 1<br />

�<br />

�<br />

9 1<br />

�<br />

�<br />

Das Fertiglager teilt den Wert der eingegangenen Fabrikate mit. Dieser Wert wird im Objekt 1/1-Fabrikate im Soll eingebucht.<br />

Aufgrund des Produktionsablaufs werden diesen Herstellkosten der 1/1-Fabrikate den Herstellkosten der Produktion gegenübergestellt<br />

7. Die Differenz des Objektes 1/2-Fabrikate stellt die Bestandesänderung der 1/2- Fabrikate dar, welche als<br />

Saldo ermittelt und bezeichnet wird 8. Dieser Saldo ist aber gleichzeitig eine halbe Buchung. Das Gegenobjekt ist<br />

SA BÄ 1/2-/1/1-Fabr. und somit ergibt sich eine vollständige Soll-Haben-Buchung 8.<br />

Aufgrund der Mitteilung, wieviel das Fertigwarenlager verlassen hat 9, oder wieviel "verkauft" wurde, erhalten Sie die<br />

Bestandesänderungen der Fertigfabrikate 9. Dieser Saldo ist wiederum der Bestandteil einer Soll-Haben-Buchung. Das<br />

Gegenobjekt ist wieder SA BÄ 1/2-/1/1-Fabrikate9.<br />

Die Werte im Konto SA BÄ 1/2-/1/1-Fabrikate stellen jetzt die betriebswirtschaftlich korrekten Werte dar. Da dieses Objekt<br />

jedoch lediglich die sachliche Abgrenzung der Bestandesänderung ausweisen soll, ist der FIBU-Wert diesen Werten gegenüber<br />

zu stellen: Effektiv: 840 � FIBU-Bewertung: 75% (Beispiel) � FIBU-Wert: 630 � � SA BÄ 210 �<br />

Nachdem die Herstellkosten der verkauften Fabrikate verbucht wurden, werden die Verwaltungsgemeinkosten von der<br />

Kostenstelle auf die Kostenträger "verkaufte Fabrikate" verrechnet �. Als Ergebnis der Konti "verkaufte Fabrikate"<br />

präsentieren sich die effektiven Erfolge der beiden Kostenträger: IST-Verlust A 197 �, IST-Gewinn B 237 �<br />

Achtung: Das gezeigte Beispiel basiert darauf, dass das Basis-System die FIBU nach Steuerabschluss darstellt. Wäre das<br />

Basis-System nach „True and Fair Fiew“, würden zumindest die SA Rohmaterial und SA BÄ wegfallen (keine Unterbewertung).<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 32/124<br />

3.3 Darstellung mittels Formular<br />

Die Formularform basiert auf dem integrierten Abrechnungssystem.<br />

Für jedes Objekt wird ein Formular kreiert, welches als ausgedrucktes Blatt, als Bildschirmmaske oder als Excel-Datei<br />

abgebildet wird. Je nach Wunsch wird die Periode einzeln oder auch kumuliert dargestellt.<br />

Um diese Darstellungsform zu erklären, zeigen wir Ihnen die Ausschnitte aus dem BAB und der Kontoform auf:<br />

Darstellungsform Formular (inkl. Plandaten):<br />

Test Kore AG KST 20 Lager<br />

Umlage: in % des Einzelmaterials Leiter: Marcel Bebu<br />

Für das Beispiel gehen wir davon aus, dass es sich um die Kosten-<br />

rechnung per 31.03. handelt.<br />

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31.03.<br />

Sekundärkostenart: 920 März kumuliert Jan. - März<br />

Konto Text IST Plan Abw. IST Plan Abw.<br />

5000 Löhne 7 8 -1 20 23 -3<br />

4300 Gemeinkostenmaterial 110 107 +3 350 320 +30<br />

893 Kalk. Abschreibungen 3 3 - 8 10 -2<br />

894 Kalk. Zinsen 5 5 - 14 14 -<br />

6700 übriger Betriebsaufwand 1 -1 1 4 -3<br />

Primärkosten 125 124 +1 393 371 +22<br />

910 Umlage Gebäude 1 1 - 3 4 -1<br />

Total Kosten 126 125 +1 396 375 +21<br />

920 Umlage Lager -126 -125 -396 -375<br />

Saldo 0 0 0<br />

Der schwarz hinterlegte Bereich zeigt den entsprechenden Teil auf Basis des BAB bzw. der Kontoform.


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4. Die Erfolgsrechnungen der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong><br />

Identisch zur Finanzbuchhaltung gibt es auch bei der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> die beiden Darstellungsformen<br />

• Staffelform, Berichtsform (Darstellung in einer Spalte mit Plus- und Minusbeträgen)<br />

• Kontoform (Darstellung mit einer Soll/Haben- bzw. Kosten/Ertragsseite)<br />

Wie bei der Finanzbuchhaltung wird zwischen der Absatz- und Produktionsleistung unterschieden.<br />

Währenddem bei der Finanzbuchhaltung zusätzlich zum Betriebserfolg auch der Unternehmenserfolg ausgewiesen wird,<br />

präsentiert die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> schlussendlich nur den Betriebserfolg.<br />

Die ABSATZ-ERFOLGSRECHNUNG oder<br />

ER nach dem UMSATZKOSTENVERFAHREN<br />

Die Absatzerfolgsrechnung stellt den Verkauf in<br />

den Vordergrund, was bedeutet, dass die Absatzleistung<br />

(Absatz = Verkauf) den Absatzkosten gegenübergestellt<br />

wird.<br />

Die Absatzleistung wird als ERLÖS bezeichnet.<br />

Was ist der Unterschied zwischen Absatzleistung und Produktionsleistung ?<br />

Die PRODUKTIONS-ERFOLGSRECHNUNG oder<br />

ER nach dem GESAMTKOSTENVERFAHREN<br />

Die Produktionserfolgsrechnung stellt die Produktion in den<br />

Vordergrund, was bedeutet, dass die Produktionsleistung<br />

den Produktionskosten gegenübergestellt wird.<br />

Die Produktionsleistung wird als ERTRAG bezeichnet.<br />

Es gibt 3 verschiedene Varianten der<br />

Produktionserfolgsrechnung, welche jedoch nur in einem<br />

vordefinierten Teilbereich unterschiedlich sind.<br />

Der Leistungsunterschied stellt lediglich die Bestandesänderungen an 1/2- und 1/1-Fabrikaten dar:<br />

• Betragen die Herstellkosten (der Produktion) der betreffenden Periode weniger als die Herstellkosten der fertigerstellten<br />

Fabrikate (Fertigfabrikate) � Bestandesabnahme Halbfabrikate (angefangene Arbeiten / Fabrikate in Arbeit)<br />

• Betragen die Herstellkosten (der Produktion) der betreffenden Periode mehr als die Herstellkosten der fertigerstellten<br />

Fabrikate (Fertigfabrikate) � Bestandeszunahme Halbfabrikate (angefangene Arbeiten / Fabrikate in Arbeit)<br />

• Betragen die Herstellkosten der Fertigfabrikate der betreffenden Periode weniger als die Herstellkosten der verkauften<br />

Fabrikate � Bestandesabnahme Fertigfabrikate<br />

• Betragen die Herstellkosten der Fertigfabrikate der betreffenden Periode mehr als die Herstellkosten der verkauften<br />

Fabrikate � Bestandeszunahme Fertigfabrikate<br />

• Eigenleistung: sofern ein Unternehmen für sich selbst etwas herstellt (z.B. Maschine), wurde eine Produktionsleistung<br />

erbracht, aber kein Erlös realisiert � gleiche Behandlung wie eine Bestandeszunahme (zu Herstellkosten bewertet).<br />

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4.1 Die Absatz-Erfolgsrechnung (Umsatzkostenverfahren)<br />

Berichtsform (Staffelform)<br />

A B Total<br />

Nettoerlös 2‘050 1‘850 3‘900<br />

./. Herstellkosten der verkauften Produkte -1‘993 -1‘430 -3‘423<br />

Ergebnis nach Herstellkosten (Bruttogewinn) 57 420 477<br />

./. Verwaltungsgemeinkosten -254 -183 -437<br />

IST Betriebserfolg V -197 G 237 G 40<br />

+/- sachl. Abgrenzungen: Rohmaterial 100<br />

Löhne -60<br />

Abschreibungen -20<br />

Zinsen 10<br />

übr. Betr. Kosten -10<br />

Bildung Stille Res. 1/2- / 1/1-Fabr. -210<br />

Betriebsverlust FIBU -150<br />

Achtung:<br />

Das Beispiel basiert darauf, dass beim Basis-System die Finanzbuchhaltung<br />

nach Steuerabschluss gewählt wurde. Sofern das Basis-<br />

System die Finanzbuchhaltung nach „True and Fair View“ wäre,<br />

würden die sachlichen Abgrenzungen Rohmaterial (ist im Beispiel wohl<br />

eine Auflösung von Stillen Reserven auf dem Rohmaterialbestand)<br />

und die Bildung von Stillen Reserven auf 1/2- und 1/1-Fabrikate<br />

wegfallen � Der Fibu-Erfolg wäre ein Betriebsverlust von -40.<br />

Die Absatzerfolgsrechnung hat die Aufgabe,<br />

die Absatz- bzw. Verkaufsleistung darzustellen.<br />

Als Ausgangslage dient der Nettoerlös,<br />

welcher aufgrund der Verkäufe erreicht wurde.<br />

Diesem Nettoerlös stellen wir die Herstellkosten<br />

(ohne Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten)<br />

dieser verkauften Produkte gegenüber. Wir erhalten<br />

das Zwischentotal "Ergebnis nach Herstellkosten".<br />

Damit schlussendlich sämtliche Kosten dem<br />

Nettoerlös gegenüberstehen, werden nun noch<br />

die Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten<br />

vom Ergebnis nach Herstellkosten in Abzug<br />

gebracht. Wir erhalten den IST-Betriebserfolg<br />

(IST = betriebswirtschaftlich korrigiert).<br />

BIS ZU DIESEM RESULTAT WERDEN SÄMTLI-<br />

CHE BETRÄGE NACH KOSTENTRÄGER<br />

(PRODUKT, DIENSTLEISTUNG, LAND ETC.)<br />

AUSGEWIESEN. DIE WERTE SIND NICHT<br />

ZUSAMMENGEFASST DARZUSTELLEN, DA<br />

DIE DIFFERENZIERTE DARSTELLUNG<br />

NATÜRLICH SEHR VIEL MEHR AUSSAGT.<br />

Selbstverständlich soll auch die Verbindung zur<br />

Finanzbuchhaltung dargestellt werden, weshalb<br />

die sachlichen Abgrenzungen auszuweisen<br />

sind. Wir beginnen mit den "normalen" sachlichen<br />

Abgrenzungen, welche wir in der Kostenartenrechnung<br />

vorgenommen haben (Unterschied<br />

FIBU-Aufwand zu <strong>BEBU</strong>-Kosten).<br />

Natürlich werden auch die "besonderen" sachlichen<br />

Abgrenzungen dargestellt, nämlich die<br />

Bildung (Zunahme) bzw. Auflösung (Abnahme)<br />

der stillen Reserven (Bewertungsdifferenz FIBU -<br />

<strong>BEBU</strong> z.B. Bewertung zu 2/3).<br />

Als Endresultat erhalten wir den definitiven Be-<br />

triebserfolg der Finanzbuchhaltung.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 35/124<br />

Beispiel Absatz-Erfolgsrechnung<br />

FIBU SA <strong>BEBU</strong> Gebäude Lager Fertigung Fertigung Ver- Halb- Halb- Fertig- Fertig- verk. verk.<br />

I<br />

II waltung Fabr. A Fabr. B Fabr. A Fabr. B Fabr. A Fabr. B<br />

Rohmaterial 2100 +100 2200 1500 700<br />

Löhne 1400 -60 1340 10 20 665 575 70<br />

GK-Material 400 400 350 50<br />

Abschreibung 180 -20 160 8 72 56 24<br />

Zinsen 60 +10 70 14 21 21 14<br />

übr. Betr.aufw. 540 -10 530 20 1 140 99 270<br />

Zwischentotal 4680 +20 4700 30 393 898 751 428 1500 700<br />

Uml. Gebäude -30 3 9 9 9<br />

Uml. Lager -396 270 126<br />

Uml. Fert. I -907 127 780<br />

Uml. Fert. II -760 200 560<br />

HK Produktion 2097 2166<br />

HK Fertigfabr. -2077 -2210 2077 2210<br />

HK verk. Fabr. -1993 -1430 1993 1430<br />

Uml. Verwalt. -437 254 183<br />

Selbstkosten 2247 1613<br />

Erlös -3900 -3900 -2050 -1850<br />

Best.änderung -630 -210 -840 20 -44 84 780<br />

Erfolg V 150 -190 G -40 0 0 0 0 0 V 197 G -237<br />

Bei diesem Beispiel bewertet die Finanzbuchhaltung die Halb- und Fertigfabrikate zu 75% (Basis-System Steuerabschluss).<br />

A B Total<br />

Nettoerlös 2‘050 1‘850 3‘900<br />

-Herstellkosten der verkauften Produkte -1‘993 -1‘430 -3‘423<br />

= Ergebnis nach Herstellkosten (Bruttogewinn) 57 420 477<br />

- Verwaltungsgemeinkosten -254 -183 -437<br />

= IST – Betriebserfolg V -197 G 237 G 40<br />

+ SA Rohmaterial +100<br />

- SA Löhne -60<br />

- SA Abschreibungen -20<br />

+ SA Zinsen +10<br />

- SA übriger Betriebsaufwand -10<br />

- Bildung SR Halb- und Fertigfabrikate -210<br />

= Betriebsverlust FIBU -150<br />

Integration der Handelsware in die Absatzerfolgsrechnung:<br />

Nettoerlös Fabrikate Handelserlös<br />

./. HK der verkauften Fabrikate ./. Einstandspreis verkaufte Ware<br />

= Ergebnis nach HK Fabrikate Bruttogewinn Handelsware<br />

./. Verwaltungs-GK Fabrikate ./. Lager-GK Handelsware<br />

./. Verw.-GK Handelsware<br />

= Ergebnis nach HK Fabrikate Nettogewinn Handelsware<br />

Bei der Handelsware sind Lagerungskosten<br />

wie Verwaltungsgemeinkosten zu behandeln.<br />

Der Einstandswert der verkauften Ware<br />

entspricht den KOSTEN (nicht dem Aufwand)!<br />

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4.2 Die Produktions-Erfolgsrechnung (Gesamtkostenverfahren)<br />

Berichtsform (Staffelform) A B Total<br />

Absatzerlös 2‘050 1‘850 3‘900<br />

./. Bestandesänderung 1/2-Fabrikate BZ 20 BA -44 BA -24<br />

+ Bestandeszunahme 1/1-Fabrikate BZ 84 BZ 780 BZ 864<br />

= Produktionsertrag 2‘154 2‘586 4‘740<br />

Produktionserfolgsrechnung „nach Kostenarten“<br />

Berichtsform (Staffelform) A B Total<br />

Absatzerlös 2‘050 1‘850 3‘900<br />

./. Bestandesänderung 1/2-Fabrikate BZ 20 BA -44 BA -24<br />

+ Bestandeszunahme 1/1-Fabrikate BZ 84 BZ 780 BZ 864<br />

= Produktionsertrag 2‘154 2‘586 4‘740<br />

Rohmaterialkosten -2200<br />

Lohnkosten -1340<br />

Gemeinkostenmaterial -400<br />

Abschreibungskosten -160<br />

Zinskosten -70<br />

Übrige Betriebskosten -530<br />

IST Betriebsgewinn 40<br />

Es gibt 3 Varianten der Produktionserfolgs-<br />

rechnung:<br />

- nach Kostenarten<br />

- nach Kostenstellen<br />

- nach Kostenträger<br />

welche sich jedoch nur in einem Teilbereich<br />

unterscheiden.<br />

Das Grundschema präsentiert sich wiefolgt:<br />

Der Absatzleistung (Absatzerlös) werden die<br />

Bestandesänderungen an 1/2- und 1/1-Fabrikaten<br />

gegenübergestellt, was den PRODUKTIONS-<br />

ERTRAG ergibt.<br />

Diesem Produktionsertrag werden nun auf 3<br />

verschiedene Varianten Kosten gegenübergestellt.<br />

Bei jeder dieser 3 Varianten treffen wir ein<br />

Resultat der Absatzerfolgsrechnung. 2 mal ist<br />

dieses das Zwischenresultat "Ergebnis nach<br />

Herstellkosten" und 1 mal ist es der "IST-Betriebserfolg".<br />

Die Produktionserfolgsrechnung nach<br />

Kostenarten zeigt die Kosten in der Kostenartenstruktur.<br />

Wir ziehen die verschiedenen Kostenarten der<br />

Kostenartenrechnung vom Produktionsertrag ab<br />

und erhalten den IST-Betriebserfolg. Achten Sie<br />

darauf, dass Sie nicht versehentlich die Aufwände<br />

abziehen!<br />

Der IST-Betriebsgewinn ist selbstverständlich<br />

gleich hoch, wie dieser bei der Absatz-Erfolgs-<br />

rechnung ausgewiesen wird.<br />

Es ist wiederum die Verbindung zum Erfolg der<br />

Finanzbuchhaltung darzustellen (siehe "Die Absatzerfolgsrechnung").<br />

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Produktionserfolgsrechnung „nach Kostenstellen“<br />

Berichtsform (Staffelform) A B Total<br />

Absatzerlös 2‘050 1‘850 3‘900<br />

./. Bestandesänderung 1/2-Fabrikate BZ 20 BA -44 BA -24<br />

+ Bestandeszunahme 1/1-Fabrikate BZ 84 BZ 780 BZ 864<br />

= Produktionsertrag 2‘154 2‘586 4‘740<br />

Einzelmaterial -1‘500 -700 -2‘200<br />

Materialgemeinkosten -270 -126 -396<br />

Fertigungs-GK I -127 -780 -907<br />

Fertigungs-GK II -200 -560 -760<br />

Ergebnis nach HK 57 420 477<br />

� weiter siehe Absatz-ER<br />

Produktionserfolgsrechnung „nach Kostenträger“<br />

Berichtsform (Staffelform)<br />

A B Total<br />

Absatzerlös 2‘050 1‘850 3‘900<br />

./. Bestandesänderung 1/2-Fabrikate BZ 20 BA -44 BA -24<br />

+ Bestandeszunahme 1/1-Fabrikate BZ 84 BZ 780 BZ 864<br />

= Produktionsertrag 2‘154 2‘586 4‘740<br />

Herstellkosten der Produktion -2‘097 -2‘166 -4‘263<br />

Ergebnis nach HK 57 420 477<br />

� weiter siehe Absatz-ER<br />

Die Produktionserfolgsrechnung nach<br />

Kostenstellen zeigt die Kosten in der Kostenstellenstruktur.<br />

Diese Darstellungsform der<br />

Produktionserfolgsrechnung ist die Aussage-<br />

kräftigste.<br />

Als erstes werden die Einzelkosten vom Produktionsertrag<br />

abgerechnet, da diese in den Kostenstellen<br />

nicht enthalten sind !! Anschliessend werden<br />

diejenigen Kostenstellen dem Produktionsertrag<br />

gegenübergestellt, welche mit der Herstellung<br />

(ohne Verwaltung und Vertrieb) in direktem<br />

Zusammenhang stehen.<br />

Da ALLE Erfolgsrechnungen die verschiedenen<br />

Kostenträger unterteilt darstellen<br />

(z.B. Produkt A, B und C) werden die anteilmässigen<br />

Einzel- und Gemeinkosten pro<br />

Kostenträger dargestellt !!!<br />

Das „Ergebnis nach Herstellkosten“ ist selbstverständlich<br />

gleich hoch, wie dieses bei der<br />

Absatz-Erfolgsrechnung ausgewiesen wird.<br />

Es ist wiederum die Verbindung zum Erfolg der<br />

Finanzbuchhaltung darzustellen (siehe "Die<br />

Absatzerfolgsrechnung").<br />

Die Produktionserfolgsrechnung nach<br />

Kostenträger zeigt die Kosten in der<br />

Kostenträgerstruktur.<br />

Dem Produktionsertrag werden die Herstell-<br />

kosten der Produktion (Herstellkosten der 1/2-<br />

Fabrikate) gegenübergestellt, was das Resultat<br />

"Ergebnis nach Herstellkosten" ergibt.<br />

Das „Ergebnis nach Herstellkosten“ ist selbstverständlich<br />

gleich hoch, wie dieses bei der<br />

Absatz-Erfolgsrechnung ausgewiesen wird.<br />

Es ist wiederum die Verbindung zum Erfolg der<br />

Finanzbuchhaltung darzustellen (siehe "Die<br />

Absatzerfolgsrechnung").<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 38/124<br />

Beispiel Produktions-Erfolgsrechnung<br />

90 SA Rohmaterial (990) 10 Gebäude (910) 60 1/2-Fabrikate A (960)<br />

4000 2'100 1'500 990 5000 10 3 910 990 1'500 2'077 960<br />

700 990 6700 20 9 910 920 270<br />

SA 100 9 910 930 127<br />

9 910 931 200 20 960<br />

91 SA Löhne (991) 20 Lager (920) 61 1/2-Fabrikate B (961)<br />

991 20 5000 20 270 920 990 700 2'210 961<br />

991 40 60 SA 4050 350 126 920 920 126<br />

6700 1 930 780<br />

92 SA Abschreib. (992) 892 8 931 560<br />

6900 180 8 892 893 14 961 44<br />

72 892 910 3<br />

56 892 70 1/1-Fabrikate A (970)<br />

24 892 30 Fertigung I (930) 960 2'077 1'993 970<br />

20 SA 5000 685 20 991 84 970<br />

6700 140 127 930<br />

93 SA Zinsen (993) 892 72 780 930 71 1/1-Fabrikate B (971)<br />

6800 60 14 893 893 21 961 2'210 1'430 971<br />

21 893 910 9 780 971<br />

21 893<br />

SA 10 14 893 31 Fertigung II (931) 80 verkaufte Fabr. A (980)<br />

5000 615 40 991 970 1'993 2'050 3010<br />

94 SA übr. Betr.aufw. (994) 6700 99 200 931 940 254<br />

994 10 892 56 560 931 197 IST V.<br />

10 SA 893 21<br />

910 9 81 verkaufte Fabr. B (981)<br />

95 SA BÄ 1/2-/1/1-F. (995) 971 1'430 1'850 3020<br />

960 20 44 961 40 Verwaltung (940) 940 183<br />

970 84 5000 70 10 994 IST G. 237<br />

971 780 4050 50 254 940<br />

630 3080 6700 280 183 940<br />

210 SA 892 24<br />

893 14<br />

910 9<br />

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Produktionserfolgsrechnung „nach Kostenstellen“<br />

A B Total<br />

Absatzerlös 2‘050 1‘850 3‘900<br />

./. Bestandesänderung 1/2-Fabrikate BZ 20 BA -44 BA -24<br />

+ Bestandeszunahme 1/1-Fabrikate BZ 84 BZ 780 BZ 864<br />

= Produktionsertrag 2‘154 2‘586 4‘740<br />

Einzelmaterial -1‘500 -700 -2‘200<br />

Materialgemeinkosten -270 -126 -396<br />

Fertigungs-GK I -127 -780 -907<br />

Fertigungs-GK II -200 -560 -760<br />

Ergebnis nach HK 57 420 477<br />

Verwaltungs-GK -254 -183 -437<br />

IST Betriebsgewinn V -197 G 237 G 40<br />

SA Rohmaterial 100<br />

SA Löhne -60<br />

SA Abschreibungen -20<br />

SA Zinsen 10<br />

SA übriger Betriebsaufwand -10<br />

Bildung Stille Reserven 1/2-/1/1-Fabrikate -210<br />

FIBU Betriebsverlust -150<br />

Produktionserfolgsrechnung „nach Kostenarten“<br />

Beginn siehe oben<br />

Produktionsertrag 2‘154 2‘586 4‘740<br />

Rohmaterialkosten -2‘200<br />

Lohnkosten -1‘340<br />

Gemeinkostenmaterial -400<br />

Abschreibungskosten -160<br />

Zinskosten -70<br />

Übrige Betriebskosten -530<br />

IST Betriebsgewinn 40 weiter siehe oben<br />

Produktionserfolgsrechnung „nach Kostenträger“<br />

Beginn siehe oben<br />

Produktionsertrag 2‘154 2‘586 4‘740<br />

Herstellkosten der Produktion -2‘097 -2‘166 -4‘263<br />

Ergebnis nach HK 57 420 477 weiter siehe oben


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Erfolgsrechnungen der IST-Vollkostenrechnung<br />

Absatz-Erfolgsrechnung<br />

Produktionserfolgsrechnung<br />

nach Kostenarten nach Kostenstellen nach Kostenträger<br />

Nettoerlös Nettoerlös Nettoerlös Nettoerlös<br />

- HK der verkauften Produkte + Bestandeszunahme Erzeugnisse + Bestandeszunahme Erzeugnisse + Bestandeszunahme Erzeugnisse<br />

- Bestandesabnahme Erzeugnisse - Bestandesabnahme Erzeugnisse - Bestandesabnahme Erzeugnisse<br />

+ Eigenleistungen + Eigenleistungen + Eigenleistungen<br />

Produktionsertrag Produktionsertrag Produktionsertrag<br />

- Rohmaterialkosten - Einzelkosten - Herstellkosten der Produktion<br />

- Lohnkosten - Material-GK<br />

- übrige Betriebskosten - Fertigungs-GK<br />

Ergebnis nach Herstellkosten / Bruttogewinn Ergebnis nach Herstellkosten / Bruttogewinn Ergebnis nach Herstellkosten / Bruttogewinn<br />

- Verwaltungs-GK - Verwaltungs-GK - Verwaltungs-GK<br />

Betriebserfolg IST Betriebsgewinn IST Betriebsgewinn IST Betriebsgewinn IST<br />

- Sachliche Abgrenzung (Aufwand > Kosten) - Sachliche Abgrenzung (Aufwand > Kosten) - Sachliche Abgrenzung (Aufwand > Kosten) - Sachliche Abgrenzung (Aufwand > Kosten)<br />

+ Sachliche Abgrenzung (Aufwand < Kosten) + Sachliche Abgrenzung (Aufwand < Kosten) + Sachliche Abgrenzung (Aufwand < Kosten) + Sachliche Abgrenzung (Aufwand < Kosten)<br />

- Bildung Stille Reserven Erzeugnisse - Bildung Stille Reserven Erzeugnisse - Bildung Stille Reserven Erzeugnisse - Bildung Stille Reserven Erzeugnisse<br />

+ Auflösung Stille Reserven Erzeugnisse + Auflösung Stille Reserven Erzeugnisse + Auflösung Stille Reserven Erzeugnisse + Auflösung Stille Reserven Erzeugnisse<br />

Betriebserfolg FIBU Betriebsgewinn FIBU Betriebsgewinn FIBU Betriebsgewinn FIBU<br />

Erzeugnisse = Halb- und Fertigfabrikate<br />

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5. Ertrags- und Kostenartenrechnung<br />

Die Ertrags- und Kostenartenrechnung bildet die Basis jeder <strong>Kostenrechnung</strong>. Hier werden die finanzbuchhalterischen Werte<br />

betrieblich-objektiv analysiert und eventuell entsprechend korrigiert.<br />

In dieser Rechnung wird die Gegenüberstellung der offiziellen Erfolgsrechnung der Finanzbuchhaltung zur internen<br />

Erfolgsrechnung der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> präsentiert. Die Differenz wird "sachliche Abgrenzungen" genannt.<br />

Jede Ertrags- oder Kostenart hat ihre Eigenheiten. Hier eine kleine Auswahl:<br />

• Der Rohstoffverbrauch beinhaltet Bestandesänderungen, welche in der FIBU und <strong>BEBU</strong> unterschiedlich bewertet werden.<br />

• Die Löhne beinhalten die Problematik der Überstunden und Ferien.<br />

• Die Abschreibungen werden in der Finanzbuchhaltung meist aufgrund steuertechnischer, dividenden- oder<br />

finanzierungspolitischer Aspekte vorgenommen.<br />

• Der Zinsaufwand der Finanzbuchhaltung enthält (meist) nur den Fremdkapitalzins, für die <strong>BEBU</strong> muss jedoch das<br />

Eigenkapital ebenfalls verzinst werden.<br />

Die Korrektur der Erfolgsrechnung der Finanzbuchhaltung zur betriebswirtschaftlich korrekten Erfolgsrechnung wird in der<br />

Ertrags- und Kostenartenrechnung vorgenommen.<br />

5.1 Sachliche Abgrenzungen<br />

Sachliche Abgrenzungen beinhalten die Differenz zwischen dem Aufwand/Erlös der Finanzbuchhaltung und den Kosten/Erlös<br />

der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong>. Als Ausgangslage dient der Aufwand und Erlös der FIBU-Erfolgsrechnung, deren Positionen unter<br />

dem Gesichtspunkt "Ist es betrieblich-objektiv?" analysiert werden.<br />

betrieblich: Hat diese Position mit der betrieblichen Leistungserstellung (Marktauftritt) einen direkten Zusammenhang?<br />

objektiv: Ist diese Position betriebswirtschaftlich richtig bewertet?<br />

Sofern eine oder beide Fragen mit Nein beantwortet werden, ist eine sachliche Abgrenzung notwendig. Ist die Position nicht<br />

betrieblich, wird diese vollumfänglich "sachlich abgegrenzt". Ist die Bewertung betriebswirtschaftlich betrachtet nicht korrekt,<br />

wird eine Korrektur des Betrages vorgenommen.<br />

Beispiel: Sachliche Abgrenzungen aufgrund von Materialvorräten<br />

Sämtliche Vorräte (Rohmaterial / Halbfabrikate / Fertigfabrikate) eines Unternehmens beinhalten in der Finanzbuchhaltung<br />

Stille Reserven. Die Veränderung der Stillen Reserven einer definierten Periode sind ebenfalls sachliche Abgrenzungen.<br />

Beispiel: Rohmaterialeinkauf: 5’000<br />

Rohmaterialvorräte FIBU (extern) <strong>BEBU</strong> (intern) Stille Reserven<br />

Beginn Periode 1’000 1’500 500<br />

Ende Periode 1‘800 2‘700 900<br />

Veränderung +/- +800 +1‘200 +400<br />

Erklärung Bestandeszunahme FIBU Bestandeszunahme effektiv Bildung Stille Reserven<br />

Buchungssatz der Finanzbuchhaltung: Rohmaterialvorräte - Rohmaterialaufwand 800<br />

Rohmaterialaufwand = 4'200 (5'000 – 800 oder 5‘000 +1‘000 – 1‘800)<br />

Rohmaterialkosten = 3'800 (5'000 – 1'200 oder 5'000 +1‘500 – 2‘700)<br />

Sachliche Abgrenzungen = - 400 (Veränderung der Stillen Reserven)<br />

Darstellung im BAB: Aufwand SA Kosten<br />

Rohmaterial 4'200 - 400 3'800<br />

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5.2 Ertragsrechnung<br />

Nicht nur die Aufwände müssen betrieblich-objektiv beurteilt werden, sondern auch die Erlöskonti.<br />

Bruttoerlös: steht für die abgesetzten Waren oder Dienstleistungen.<br />

Bargeschäft: Bareinnahmen<br />

Kreditgeschäft: Fakturierte Leistungen<br />

Erlösminderungen<br />

...im engeren Sinn: Skonti, Rabatte, Rückvergütungen, Verluste aus Debitoren.<br />

...im weiteren Sinn: Ausgangsfrachten, Umsatzprovisionen, spezifisches Verpackungsmaterial,<br />

Transport zum Kunden etc.<br />

Diese Erlösminderungen wurden im Käfer-Kontoplan zum Teil unter den Aufwänden geführt, was jedoch beim KMU-Kontoplan<br />

korrigiert wurde. Die Behandlung als Erlösminderung ist notwendig, damit Nettoerlöse unter den gleichen Voraussetzungen<br />

verglichen werden können. Beispielsweise kann so der Nettoerlös des Vertriebslandes USA mit dem Vertriebsland Schweiz<br />

(unterschiedliche Verpackungs- und Transportkosten) verglichen werden.<br />

Die Klassifizierung der Erlösminderungen hängt aber auch vom gewählten Rechnungslegungsverfahren (Swiss GAAP FER,<br />

IFRS, US GAAP) ab. IFRS erlaubt beispielsweise keine Darstellung der Erlösminderungen und verlagt die Aufwandsver-<br />

rechnung mit dem Bruttoerlös. Mittels dieser Weisung wird die Aufblähung des Umsatzes vermieden (rein kennzahlenoptimierte<br />

Aufrechnung und Abzug der Erlösminderung).<br />

In der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> werden die Erlösminderungen meist kalkulatorisch ermittelt. Dafür wird ein vorbestimmter<br />

Prozentsatz definiert. Grund hierfür ist die zeitliche Verschiebung der Erlösminderungen. Da eine <strong>Kostenrechnung</strong> meist sehr<br />

rasch nach der definierten Periode abschlossen wird, kann nicht darauf gewartet werden, ob die Skonti abgezogen werden oder<br />

Rückvergütungen zu vergüten sind. Es handelt sich quasi um eine zeitliche Abgrenzung, welche jedoch unter den sachlichen<br />

Abgrenzungen vollzogen wird.<br />

Zusätzlich wird in der Ertragsrechnung der Produktionsertrag ermittelt. Dieser präsentiert die Leistung der Produktion, während<br />

der Absatzerlös die Leistung des Verkaufs darstellt. Die Differenz stellt die Bestandesänderungen der Erzeugnisse dar.<br />

+ BruttoERLÖS (Absatzleistung bzw. Leistung des Verkaufs)<br />

./. Erlösminderungen (Skonti und Rabatte)<br />

= NettoERLÖS (Absatzleistung bzw. Leistung des Verkaufs)<br />

+ Bestandeszunahme Erzeugnisse (1/2- und 1/1-Fabrikate)<br />

./. Bestandesabnahme Erzeugnisse (1/2- und 1/1-Fabrikate)<br />

+ Aktivierungsfähige Eigenleistungen<br />

= ProduktionsERTRAG (Produktionsleistung bzw. Leistung der Produktion)<br />

Achtung: IFRS erlaubt keinen Abzug von Erlösminderungen vom Bruttoerlös. Es ist die direkte Verbuchung mit dem Erlös<br />

vorzunehmen. So wird ein Aufblähen des Erlöses vermieden.<br />

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5.3 Materialkosten<br />

Wir unterscheiden in der <strong>Kostenrechnung</strong> zwischen verschiedenen Arten von Materialkosten:<br />

Einzelkostenmaterial ...<br />

geht physisch in das Endprodukt ein und ist somit auch direkt dem Produkt (Kostenträger) zuweisbar (Einzelkosten). Typisches<br />

Einzelkostenmaterial ist Rohmaterial, Zukaufteile, Handelsware, produktespezifisches Verpackungsmaterial (Dosen, Tuben,<br />

Schachteln etc.).<br />

Hilfsmaterial ...<br />

geht ebenfalls physisch in das Endprodukt ein, doch die produkte- bzw. leistungsspezifische Erfassung dieser kleinen und<br />

günstigen Materialien wäre ein Verhältnisblödsinn. Unter Hilfsmaterial verstehen wir beispielsweise Nägel und Leim bei einem<br />

Schreinereibetrieb oder Kabel, Dübel und Schrauben bei einem Elektriker. Diese Kosten werden in der Regel einer Kostenstelle<br />

(Lager) belastet.<br />

Gemeinkostenmaterial ...<br />

wird den Kostenstellen belastet. Beispiele hierfür …<br />

• Betriebsmaterial<br />

beinhaltet Schmiermittel, Öle, Putzlappen etc., welche im "Betrieb" benötigt werden. Die Belastung erfolgt auf die<br />

entsprechende Kostenstelle (meist Produktionsbereich).<br />

• Büromaterial<br />

beinhaltet Büroklammern, Papier, Post-it etc. Achtung: Diese Kosten sind nicht nur der Kostenstelle Verwaltung zu<br />

belasten, die anderen Kostenstellen benötigen ebenfalls Büromaterial!<br />

• Verpackungsmaterial<br />

beinhaltet ALLGEMEINE Verpackungsmaterialien wie beispielsweise Packpapiere und Schnüre, welche weder produkte-<br />

noch kundenspezifisch anfallen. Die Belastung erfolgt meist auf eine vorhandene Kostenstelle für den Versand oder die<br />

Spedition.<br />

• Energiestoffe<br />

werden ebenfalls unter dem Übertitel Gemeinkostenmaterial geführt. Die Energiestoffe wie Benzin, Gas, Öl etc. werden<br />

den entsprechenden Kostenstellen belastet.<br />

5.3.1 Verbuchungsmethoden<br />

Für die Verbuchung des Materials gibt es zwei Methoden:<br />

Methode Einkauf wird als Aufwand verbucht. Einkauf wird im Lager aktiviert.<br />

Buchung Rohmaterialaufwand – Verbindlichkeiten aus LL Rohmaterial – Verbindlichkeiten aus LL<br />

Das Rohmaterial wird laufend im Aufwand verbucht Das Rohmaterial wird als Vorräte eingebucht und<br />

und sobald ein Abschluss zu erstellen ist, wird die bei jedem Rohmaterial-Bezug wird<br />

Bestandesänderung gebucht.<br />

Rohmaterialaufwand – Rohmaterial gebucht.<br />

Bewertung 5.3.3 Inventarvergleich<br />

5.3.5 permanente Lagerbuchhaltung:<br />

(ab 5.3.3) 5.3.4 Feste Marge<br />

- Durchschnittswert (gewichteter DS)<br />

- First in First out (FIFO)<br />

- Last in First out (LIFO)<br />

- Highest in First out (HIFO)<br />

- Verrechnungspreis<br />

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5.3.2 Festlegung des Materialverbrauchs<br />

Inventarvergleich<br />

Materialeingang (mengenmässiger Materialeinkauf)<br />

+ mengenmässige Bestandesabnahme<br />

- mengenmässige Bestandeszunahme<br />

= mengenmässiger Materialverbrauch<br />

Rückrechnung<br />

Stückliste Stk. Stk.<br />

Seitenwand 2 570<br />

Rückwand 1 285<br />

Tischplatte 1 285<br />

Bodenplatte 1 285<br />

Schwenktür links 1 285<br />

Schwenktür rechts 1 285<br />

Schublade 3 855<br />

Schrauben 15 mm 12 3420<br />

Schrauben 30 mm 6 1710<br />

Lagerbuchhaltung<br />

Die permanente Lagerbuchhaltung<br />

garantiert eine aktuelle Übersicht<br />

auf die verbrauchte Menge und die<br />

Lagervorratsmengen.<br />

im März wurden<br />

285 Tische fertiggestellt:<br />

Der "mengenmässige" Materialverbrauch kann<br />

mittels drei verschiedener Varianten ermittelt<br />

werden:<br />

- Inventarvergleich<br />

- Rückrechnung<br />

- Lagerbuchhaltung<br />

Inventarvergleich<br />

Die Variante Inventarvergleich fügt die Bestandesänderung<br />

des Materials dem Eingang<br />

hinzu, was den Verbrauch ergibt.<br />

Sofern kein durchdachtes Materialbezugskonzept<br />

des Materiallagers besteht, ist diese<br />

Variante für die <strong>Kostenrechnung</strong> eher ungeeignet,<br />

da die Bestandesänderung nur summarisch<br />

vorhanden ist und somit keinem Kostenträger<br />

zugeordnet werden kann.<br />

Rückrechnung<br />

Die Variante der Rückrechnung basiert auf den<br />

erstellten Produkten. Diese Variante ist nur in der<br />

Massenproduktion anwendbar, bei welcher die<br />

Stücklisten oder Rezepturen der Produkte genau<br />

bekannt sind.<br />

Stückliste:<br />

genaue Zusammenstellung, welche Teile in<br />

einem Endprodukt enthalten sind.<br />

� Beispiel: Stuhl, Tisch, Schrank<br />

Rezeptur:<br />

genaue Zusammenstellung, welche Zutaten<br />

in einem Endprodukt enthalten sind.<br />

� Beispiel: Brot, Kuchen, Medikament<br />

Aufgrund der produzierten Menge kann Rückschluss<br />

auf die verbrauchten Teilartikel gezogen<br />

werden.<br />

Lagerbuchhaltung<br />

Eine permanente Lagerbuchhaltung erfasst die<br />

laufenden Lagerbewegungen und ist somit immer<br />

aktuell.<br />

Die Lagereingänge und -ausgänge werden<br />

laufend im System eingegeben, was die<br />

Wissenssicherung der tatsächlichen Verbrauchsmengen<br />

garantiert.<br />

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5.3.3 Inventarvergleich: Bewertung Materialverbrauch<br />

Materialeinkauf:<br />

Reiner Wert des EINKAUFS während der bestimmten Periode.<br />

Denken Sie daran:<br />

� Einkauf bedeutet nicht Verbrauch !<br />

Materialaufwand:<br />

Zum Einkauf hinzu wird die Bestandesänderung der<br />

Finanzbuchhaltung gerechnet.<br />

� Einkauf +/- Bestandesänderung FIBU = Aufwand<br />

Materialkosten:<br />

Zum Einkauf hinzu wird die tatsächliche Bestandesänderung<br />

gerechnet.<br />

� Einkauf +/- effektive Bestandesänderung = Kosten<br />

Beispiel: Materialeinkauf während 12 Monaten: 1'000<br />

effektiver Anfangsbestand Lager: 300<br />

effektiver Endbestand Lager: 600<br />

Die Finanzbuchhaltung bewertet das Lager zu 2/3<br />

FIBU <strong>BEBU</strong> SR<br />

2/3 3/3 1/3<br />

01.01. 200 300 100<br />

31.12. 400 600 200<br />

+/- +200 +300 +100<br />

BZ FIBU BZ effektiv Bild. SR<br />

MaterialEINKAUF 1’000<br />

Bestandeszunahme FIBU (2/3) - 200<br />

MaterialAUFWAND 1'000 – 200 = 800 - 300 eff. BZ (3/3)<br />

SA Bildung Stille Reserven (1/3) - 100<br />

MaterialKOSTEN 1'000 – 300 = 700<br />

Die Bewertung des MATERIALVERBRAUCHS<br />

kann aufgrund des<br />

INVENTARVERGLEICHS<br />

erfolgen.<br />

Es wird zwischen den drei Begriffen<br />

• Materialeinkauf<br />

• Materialaufwand<br />

• Materialkosten<br />

unterschieden, wobei alle drei einen anderen<br />

Wert darstellen - sofern ein Materiallager geführt<br />

wird.<br />

Es ist von Vorteil eine solche Darstellung zu<br />

erarbeiten, um die richtige Lösung zu erhalten.<br />

Mit Hilfe der Tabelle können nun die Werte<br />

berechnet werden.<br />

Der Unterschied zwischen Materialaufwand<br />

und Materialkosten sind die sachlichen<br />

Abgrenzungen, bzw. in diesem Fall die<br />

Bildung Stiller Reserven auf dem<br />

Materiallager.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 45/124<br />

5.3.4 Feste Marge: Bewertung Materialverbrauch<br />

Einkauf � Verkauf<br />

VP = Verkaufspreis<br />

Rechenbeispiel:<br />

Erlös Juni Marge Kosten Juni Bruttogewinn<br />

Gruppe 1 150'000 35% 97'500 52’500<br />

Gruppe 2 320'000 30% 224'000 96’000<br />

Gruppe 3 360'000 23% 277'200 82’800<br />

Verbuchung:<br />

Erlös Juni Marge Kosten Juni Einkauf Juni<br />

Gruppe 1 150'000 35% 97'500 105’000<br />

Gruppe 2 320'000 30% 224'000 240’000<br />

Gruppe 3 360'000 23% 277'200 285’000<br />

830'000 598'700 630’000<br />

Die Finanzbuchhaltung bewertet die Bestände zu 2/3.<br />

� effektive Bestandeszunahme von 31‘300<br />

Buchungssystem <strong>BEBU</strong><br />

90 SA Warenkosten (990) 72 Verkauf Handel<br />

4200 630‘000 20‘867 4200 990 598‘700 830‘000 3100<br />

598‘700 990<br />

10‘433 SA<br />

Buchungssystem FIBU<br />

Erlös, bzw. Verkaufspreis<br />

Marge in %<br />

(Basis=Erlös,<br />

bzw. VP)<br />

Einstandspreis Marge =<br />

Kosten Bruttogewinn<br />

Bruttogewinnzuschlag<br />

in %<br />

(Basis=Kosten)<br />

Warenbestand Warenaufwand Warenverkauf<br />

250'000 630'000 830’000<br />

20'867 20’867<br />

Die Bewertung des MATERIALVERBRAUCHS<br />

erfolgt aufgrund<br />

• einer Rückrechnung (Marge)<br />

• einer gleitenden Rückrechnung (Marge)<br />

• einer permanenten Lagerbuchhaltung<br />

Rückrechnung mit fester Marge<br />

Beim Handel fehlt oft die Übersicht über die eingekauften<br />

und verkauften Artikel. Sofern die<br />

Homogenität und der Marktpreis keinen starken<br />

Schwankungen unterliegen, ist die Methode der<br />

Rückrechnung mit einer festen Marge möglich.<br />

Diese Methode wird nötig, wenn der Lieferant<br />

Sammelrechnungen erstellt und somit die<br />

Bewertung des Materialverbrauchs für eine<br />

bestimmte Periode mit Hilfe der Rechnungen<br />

unmöglich ist. Aufgrund der Marge können die<br />

Kosten der definierten Periode berechnet<br />

werden.<br />

Der Bruttogewinnzuschlag würde in diesem<br />

Beispiel betragen:<br />

Gruppe 1 53,85% (52'500 x 100 / 97'500)<br />

Gruppe 2 42,86% (96'000 x 100 / 224'000)<br />

Gruppe 3 29,87% (82'800 x 100 / 277'200)<br />

Der Sinn und Zweck dieser Rückrechnung mit<br />

fester Marge ist die Berechnung der MATERIAL-<br />

KOSTEN. Dafür benötigen wir die Angabe der<br />

Materialeinkäufe.<br />

Für die Verbuchung dieser Rückrechnung mit<br />

fester Marge benötigen wir die Totalbeträge und<br />

die Angabe, wie die Finanzbuchhaltung die Vorräte<br />

bewertet.<br />

Wir haben nun in die Konti die bisher verbuchten<br />

Beträge eingetragen.<br />

Durch die Rückrechnung erhalten wir die<br />

WARENKOSTEN (598'700), welche somit als<br />

Saldo im Konto Warenkosten stehen müssen.<br />

Daraus ergibt sich die tatsächliche Bestandes-<br />

änderung. Diese wird in die Teilbereiche "Bestandesänderung<br />

FIBU" (2/3) und "Sachliche<br />

Abgrenzungen" (1/3) aufgeteilt.<br />

Die 2/3 der Bestandesänderung werden natürlich<br />

auch in der Finanzbuchhaltung noch verbucht.<br />

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5.3.5 IST-Werte: Bewertung bei permanenter Lagerführung<br />

Die Bewertung zu IST-Werten bei permanenter Lagerführung lässt die folgenden 5 Möglichkeiten offen:<br />

Durchschnittswertmethode (gewichteter Durchschnitt)<br />

Datum Menge Preis Total Berechnung Entscheidungsgrundlage<br />

01.01.<br />

14.01.<br />

23.01.<br />

27.01.<br />

31.01.<br />

Anfangsbestand<br />

Materialeingang<br />

Materialeingang<br />

Materialbezug<br />

Schlussbestand<br />

1'200<br />

600<br />

400<br />

1'900<br />

300<br />

4.00<br />

4.80<br />

4.60<br />

4.327<br />

4.327<br />

4'800<br />

2'880<br />

1'840<br />

8'221<br />

1'299<br />

FIFO-Methode (first in – first out / das Älteste zuerst)<br />

Totalmenge = 2'200<br />

Totalpreis = 9'520<br />

= Einheitspreis 4.327<br />

Datum Menge Preis Total Berechnung<br />

1) 2) 3) = Reihenfolge<br />

01.01. Anfangsbestand 1'200 4.00 4'800 1) 1'200 x 4.00 = 4'800<br />

14.01. Materialeingang 600 4.80 2'880 2) 600 x 4.80 = 2'880<br />

23.01. Materialeingang 400 4.60 1'840 3) 100 x 4.60 = 460<br />

27.01. Materialbezug 1'900<br />

8'140 1‘900 8'140<br />

31.01. Schlussbestand 300 4.60 1'380<br />

LIFO-Methode (last in – first out / das Neueste zuerst)<br />

Datum Menge Preis Total Berechnung<br />

1) 2) 3) = Reihenfolge<br />

01.01. Anfangsbestand 1'200 4.00 4'800 3) 900 x 4.00 = 3'600<br />

14.01. Materialeingang 600 4.80 2'880 2) 600 x 4.80 = 2'880<br />

23.01. Materialeingang 400 4.60 1'840 1) 400 x 4.60 = 1'840<br />

27.01. Materialbezug 1'900<br />

8'320 1‘900 8'320<br />

31.01. Schlussbestand 300 4.00 1'200<br />

HIFO – Methode (highest in – first out / das Teuerste zuerst)<br />

Datum Menge Preis Total Berechnung<br />

1) 2) 3) = Reihenfolge<br />

01.01. Anfangsbestand 1'200 4.00 4'800 3) 900 x 4.00 = 3'600<br />

14.01. Materialeingang 600 4.80 2'880 1) 600 x 4.80 = 2'880<br />

23.01. Materialeingang 400 4.60 1'840 2) 400 x 4.60 = 1'840<br />

27.01. Materialbezug 1'900<br />

8'320 1‘900 8'320<br />

31.01. Schlussbestand 300<br />

1'200<br />

• dies ist die einfachste Methode<br />

• verspricht geringe Schwankungen bei den<br />

Kosten und der Kalkulation<br />

• wird in der Praxis oft angewendet<br />

• steigen die Preise, ist die Bewertung zu tief,<br />

sinken die Preise, ist die Bewertung zu hoch<br />

Entscheidungsgrundlage<br />

• entspricht der Tatsache, da meist der älteste<br />

Artikel zuerst entnommen wird<br />

• wird in der Praxis oft angewendet<br />

• zeigt der Markt keine extremen Preisschwan-<br />

kungen, kann von einer gesetzeskonformen<br />

Bewertung gesprochen werden<br />

Entscheidungsgrundlage<br />

• der Bezug entspricht dem aktuellen Markt-<br />

preis � Kosten � Kalkulation<br />

• seltene Anwendung in der Praxis, da die<br />

ältesten Werte theoretisch ewig im System<br />

verbleiben<br />

• sinken die Marktpreise, ist das Lager über-<br />

bewertet, da die Bewertung höher als der<br />

Marktwert ist<br />

Entscheidungsgrundlage<br />

• schlechter Einkauf � rasche Verrechnung<br />

• drückt kurzfristig die Kalkulation in die Höhe<br />

• Methode basiert auf dem Vorsichtsprinzip, da<br />

der höchstbewertete Eingang zuerst ausge-<br />

bucht wird<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 47/124<br />

Verrechnungspreis – Methode (Stammpreis-Methode) Beispiel: Stammpreis: 4.40<br />

Datum Menge Preis Total Berechnung Entscheidungsgrundlage<br />

01.01.<br />

14.01.<br />

23.01.<br />

27.01.<br />

31.01.<br />

Anfangsbestand<br />

Materialeingang<br />

Materialeingang<br />

Materialbezug<br />

Schlussbestand<br />

1'200<br />

600<br />

400<br />

1'900<br />

300<br />

4.40<br />

4.40<br />

4.40<br />

4.40<br />

4.40<br />

5‘280<br />

2‘640<br />

1‘760<br />

8'360<br />

1'320<br />

Die Rechnung für den Materialeingang vom 14.01. beträgt CHF 2‘700 und geht am 20.01. ein.<br />

Die Rechnung für den Materialeingang vom 23.01. beträgt CHF 1‘730 und geht am 26.01. ein.<br />

Die Verrechnungspreis-Methode sieht in der Finanzbuchhaltung folgendermassen aus:<br />

14.01. Materialeingang Materialvorrat - Kreditoren CHF 2‘640<br />

20.01. Preisdiff. Materialeingang Preisdifferenzen - Kreditoren CHF 60<br />

23.01. Materialeingang Materialvorrat - Kreditoren CHF 1‘760<br />

26.01. Preisdiff. Materialeingang Kreditoren - Preisdifferenzen CHF 30<br />

• sofortige Einbuchung bei Lieferung<br />

• absolut aktuelle Lagerbestände<br />

• Analyse-System der Preisdifferenzen<br />

Die Preisdifferenzen werden bei der Übernahme in die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> sachlich abgegrenzt oder einer Kostenstelle oder<br />

einem Kostenträger zugeordnet.<br />

Methoden - Entscheid<br />

Der Entscheid, welche Variante gewählt wird, ist zum Teil softwareabhängig. Dieser Entscheid muss mit allen<br />

Entscheidungsträgern besprochen werden, da sich die Varianten in der Kalkulation z.T. erheblich niederschlagen.<br />

IFRS: Gemäss IFRS gelten nur die Methoden "Durchschnittswert" oder "FIFO" für die Bewertung der Materialvorräte. Die<br />

Methode nach "Verrechnungspeis" wird akzeptiert, sofern eine regelmässige Überprüfung mit der Durchschnittswertmethode<br />

stattfindet. LIFO und HIFO ist nach IFRS nicht zulässig.<br />

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5.4 Personalkosten<br />

Die Personalkosten nehmen in den meisten Unternehmen den grössten oder zweitgrössten Kostenblock ein. Aus diesem<br />

Grund müssen diese Kosten gut bewirtschaftet und für die <strong>Kostenrechnung</strong> ausreichend erfasst werden. Auf folgende Bereiche<br />

ist bei den Personalkosten speziell zu achten:<br />

• Die Personalkosten müssen mit der erbrachten Leistung einer bestimmten Periode übereinstimmen.<br />

o Die Überzeit der Periode ist wie ausbezahlt in die <strong>Kostenrechnung</strong> zu integrieren (Leistung = Lohn)<br />

o Die anfallenden Absenzen (speziell Ferien) sind kostenrechnerisch anzupassen, denn die Absenzen fallen meist<br />

aperiodisch an, werden jedoch periodisch ausbezahlt (Beispiel: Juli - ganzer Lohn - kaum Leistung = Korrektur)<br />

• Die Sozialkosten werden in der <strong>Kostenrechnung</strong> einerseits aufgrund der aperiodischen Zahlung und andererseits aufgrund<br />

der Überstundenveränderungen (welche bei den Lohnkosten angepasst werden) kalkulatorisch ermittelt.<br />

• Verdiente Löhne sind z.T. ihrer Arbeitsleistung anzupassen<br />

o Unternehmerlohn (der Unternehmer kann in bestimmen Situationen seinen Lohn selbst bestimmen)<br />

o Anpassung der Löhne an den Leistungswert, da diese aufgrund historischer oder familiärer Gegebenheiten oft zu hoch<br />

sind (z.B. Seniorchef, Ehefrau)<br />

• Leistungen, welche nicht für betriebliche Aufgaben erbracht werden (z.B. Arbeiten der Sekretärin für die Partei des<br />

Unternehmers) sind abzugrenzen.<br />

Dies sind nur einige Beispiele, worauf bei den Löhnen geachtet werden muss. Bei den Personalkosten gibt es einige<br />

Positionen, welche in der Finanzbuchhaltung aus steuerlichen Gründen nicht betriebswirtschaftlich beurteilt werden. Denken<br />

Sie bei diesen Positionen an die Frage: "Ist es betrieblich-objektiv"? Zusätzlich ist ein Augenmerk auf die zeitliche Abgrenzung<br />

zu richten. Diese Korrekturen, welche normalerweise in der Finanzbuchhaltung vorgenommen werden müssten (wird oft nicht<br />

gemacht, da die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> monatlich abschlossen wird, nicht aber die Finanzbuchhaltung), nimmt die<br />

<strong>Betriebsbuchhaltung</strong> vor.<br />

Es gilt der Grundsatz: LEISTUNG = KOSTEN (wenn eine Leistung erbracht wird, müssen Kosten berücksichtigt werden und<br />

zwar auch in der richtigen Periode, z.B. bei Überzeit, welche nicht ausbezahlt wird).<br />

Zuweisung der Lohnkosten:<br />

Einzellohnkosten (Einzellöhne, direkte Löhne) � Kostenträger (aufgrund der direkt zuweisbaren Stunden)<br />

Gemeinkostenlöhne (indirekte Löhne) � Kostenstelle (aufgrund NICHT direkt zuweisbare Stunden)<br />

Die vorangehende Unterscheidung der Lohnkosten ist zwar eine Zielsetzung der <strong>Kostenrechnung</strong> (Kosten möglichst direkt dem<br />

Produkt zuzuweisen), doch die heutige Situation lässt diese Zuweisung meist nicht mehr zu. Die Lohnkostenzuweisung<br />

auf das Produkt, bzw. den Kostenträger ist kaum mehr möglich, weshalb die Lohnkosten meist einer Kostenstelle (Stamm-<br />

kostenstelle in der Lohnbuchhaltung) zugewiesen werden.<br />

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5.4.1 Entlöhnungsarten<br />

Der Lohn zum Mitarbeiter stellt eine Aussenbeziehung dar: Leistung �� Entgelt. Es gibt verschiedene Arten, die Entlöhnung<br />

zu berechnen:<br />

• Zeitlohn: Der Monats- und der Stundenlohn basieren auf einer Soll-Beschäftigungszeit und einem dafür fix vereinbarten<br />

Lohn. Diese Soll-Beschäftigung beinhaltet die Präsenz- und die Absenzzeiten (Ferien, Militär, Zivilschutz, Krankheit, Unfall<br />

etc.).<br />

• Akkordlohn: Der Akkordlohn basiert auf einer vereinbarten Leistung, welche mengenmässig definiert ist. Die gearbeitete<br />

Menge ergibt das Guthaben des Akkordlohns. Folgende Akkordlöhne werden unterschieden:<br />

o Geldakkord: pro Leistungseinheit (m2, Stk., Laufmeter etc.) wird ein bestimmter Geldbetrag ausbezahlt.<br />

o Zeitakkord: pro Leistungseinheit (m2, Stk., Laufmeter etc.) wird eine vorgängig definierte Vorgabezeit ausbezahlt.<br />

• Prämienlohn: Der Prämienlohn setzt sich aus einem Grundlohn (Zeitlohn) und einer Prämie für ein bestimmtes<br />

Leistungsmerkmal zusammen. Leistungsmerkmale sind beispielsweise Umsatz, Erfolg, Ausschussquote<br />

• Zulagen: Zusätzlich zum Lohn werden oft Zulagen wie Überzeitzulagen, Schichtzulagen oder Schmutzzulagen ausbezahlt.<br />

Diese verschiedenen Zulagen werden in der Buchhaltung meist separat geführt.<br />

5.4.2 Lohnkosten<br />

Bei den Lohnkosten ist es sehr wichtig, dass folgende Harmonie hergestellt wird: Leistung �� Kosten<br />

Der grosse Teil der Arbeitnehmer erhält einen Zeitlohn und zwar überwiegend einen Monatslohn. In der Regel wird jeden Monat<br />

derselbe Betrag ausbezahlt, egal, ob beispielsweise Überstunden geleistet oder kompensiert wurden. Die Kosten sollten<br />

verursachungsgerecht der einzelnen Periode zugewiesen werden, was bedeutet, dass die gearbeitete Zeit für die Kosten<br />

relevant ist. Diese Tatsache hat zur Folge, dass in der <strong>Kostenrechnung</strong> die Überzeit und die Kompensation der Überzeit wie<br />

ausbezahlt, bzw. abgezogen integriert werden sollte. Folgendes Zahlenbeispiel soll als Beispiel dienen:<br />

Mts.lohn Std.lohn Überzeit Std. März Kosten März<br />

Meier Techniker 5'200 30.95 +10 5'510<br />

Grob Abt.leiter Fertigung 4'900 29.17 +8 5'133<br />

Lutz Angest. Fertigung 4'000 23.81 +6 4'143<br />

Hiltebrand Angest. Fertigung 3'850 22.92 -4 3'758<br />

Schmidt Angest. Fertigung 3'450 20.54 +12 3'696<br />

Schläpfer Angest. Fertigung 3'350 19.94 +16 3'669<br />

Keel Angest. Fertigung 3'200 19.05 +2 3'238<br />

Müller 1 Lehrling Fertigung 500 2.98 - 500<br />

Müller 2 AVOR 4'200 25.00 -4 4'100<br />

Die korrigierten Lohnkosten werden in die <strong>Kostenrechnung</strong> übernommen und so ist die Harmonie zwischen der erbrachten<br />

Leistung und den Kosten hergestellt. Diese Lohnkosten bilden dann auch die Basis für die kalk. Sozialkosten.<br />

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5.4.3 Sozialkosten<br />

kalkulatorische Sozialkosten:<br />

Total aller Sozialkostenarten x 100<br />

Total der Lohnsumme = Prozentsatz<br />

FIBU-Konti:<br />

5000 Löhne 40 Kostenstellen<br />

24‘000 5000 24‘000<br />

5070 AHV-Beiträge 95 SA Sozialkosten (995)<br />

5080 Ktgvers.<br />

5090 Unfallvers.<br />

3‘840 5070 3‘840 25%<br />

1‘420 5080 1‘420 6‘000 895 895 6‘000<br />

2‘500 5090 2‘500<br />

1‘760 SA<br />

Die Sozialkosten werden in der <strong>Kostenrechnung</strong><br />

kalkulatorisch belastet (kalk. Kostenart: 895).<br />

Hauptgründe hierfür sind der unregel-mässige<br />

Eingang der Rechnungen der Sozialpartner und<br />

die zeitliche Abgrenzung der Löhne<br />

(Überzeitkorrekturen).<br />

Anfangs Geschäftsjahr wird aufgrund der<br />

Erkenntnisse des Vorjahres und der künftigen<br />

Sozialabzüge ein Zuschlagssatz definiert,<br />

welcher das ganze Geschäftsjahr hindurch<br />

verwendet wird. Je nach Buchungsmethode<br />

(Brutto- oder Nettomethode) präsentiert sich<br />

der Prozentsatz tiefer oder höher.<br />

Hier wird ein Beispiel des Verbuchungssystems<br />

dargestellt. Wir haben einige Sozialkostenarten<br />

dargestellt, eine Kostenstelle und das zusätzlich<br />

benötigte Konto "SA Sozialkosten".<br />

Die Löhne werden den Kostenstellen (oder<br />

Kostenträgern) belastet. Alle Sozialaufwände<br />

werden im Konto "SA Sozialkosten" gesammelt.<br />

Der vordefinierte Zuschlagssatz kommt jetzt zur<br />

Anwendung. Die kalkulatorischen Sozialkosten<br />

werden nun aufgrund der verbuchten Löhne<br />

verrechnet (Beispiel: 25%). Der bestehende<br />

vorläufige Saldo sollte sich per Ende Jahr<br />

beinahe auflösen, da die Ermittlung des<br />

Zuschlagssatzes sehr genau vorgenommen<br />

werden kann.<br />

Es besteht auch die Möglichkeit, die Sozialkosten<br />

anstatt aufgrund des Bruttolohns aufgrund der<br />

Präsenzlöhne zu verteilen.<br />

� siehe „ Absenzlöhne“<br />

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5.4.4 Absenzlöhne<br />

Sollzeit<br />

Präsenzzeit Absenzzeit<br />

kalkulatorische Absenzen:<br />

in %<br />

Total Absenzlöhne x 100<br />

Total Präsenzlöhne = Prozentsatz<br />

Beispiel:<br />

Monatslohn Mitarbeiter X CHF 6000 Fibu: Kto. 5000<br />

Soll-Stunden Monat August Std. 168<br />

IST-Absenzen Monat August Std. 40<br />

Kalkulatorischer Absenzzuschlag % 19<br />

Berechnung:<br />

Monatslohn CHF 6000 �<br />

./. IST-Absenzen CHF - 1'429 �<br />

= Präsenzlohn CHF 4’571<br />

+ kalkulatorische Absenzen 19% CHF + 868 �<br />

= Total Kosten CHF 5’439<br />

95 SA Absenzen (995) 40 Kostenstelle (940)<br />

� 5000 6’000<br />

995 1’429 � 1'429 995<br />

868 895 � 895 868<br />

�<br />

Die Absenzen spielen in der <strong>Kostenrechnung</strong><br />

eine sehr wichtige Rolle. Grundsätzlich gilt der<br />

Grundsatz: "die Absenzen werden mit der<br />

Präsenz verdient", was bedeutet, dass die<br />

Absenz löhne im Verhältnis zu den Präsenzen zu<br />

belasten sind.<br />

Wurden beispielsweise im Juli nur 2 Wochen<br />

gearbeitet, darf diesem Monat nicht der<br />

vollständige Lohn belastet werden, da ja auch<br />

keine Leistung erbracht wurde:<br />

Leistung �� Kosten<br />

Aufgrund der Erfahrungswerte der vergangenen<br />

Jahre wird ein Prozentsatz definiert, welcher<br />

sowohl die vertraglich vereinbarten Absenzen<br />

(Ferien und Feiertage) als auch die nicht<br />

unvorhersehbaren Absenzen (Krankheit, Unfall,<br />

Militär, Zivilschutz, Niederkunft, etc.) beinhaltet.<br />

Wir benötigen vom entsprechenden Mitarbeiter<br />

die IST-Absenzen der zu verbuchenden Periode.<br />

Der Lohn wird normal auf die Kostenstelle (oder<br />

Kostenträger) gebucht.<br />

Nun werden die IST-Absenzen "herausgebucht",<br />

was dazu führt, dass sich in der Kostenstelle<br />

nur noch der PRÄSENZLOHN befindet.<br />

Aufgrund des Präsenzlohns werden nun die<br />

kalkulatorischen Absenzen (kalkulatorische<br />

Kostenart: 895) hinzugebucht.<br />

In der KST befinden sich nun diejenigen Kosten,<br />

welche aufgrund der Präsenzzeit und der<br />

erbrachten Leistung in diese Periode gehören.<br />

Der Saldo des Kontos "Abgrenzung Absenzen"<br />

wird sich gegen Ende Jahr Richtung Null<br />

bewegen, je nachdem, wie gut die Schätzung<br />

des kalkulatorischen Zuschlagssatzes war.<br />

Der Saldo des Beispiels sagt aus, dass der Mit-<br />

arbeiter im Monat August für die Anwesenheit<br />

verhältnismässig zuviel Absenzen hatte.<br />

Sofern die vertraglich kompensierbaren Absenzen (Ferien, Feiertage, Umzug etc.) bereits in der<br />

Finanzbuchhaltung transitorisch abgegrenzt werden (monatlich), reduziert sich der kalkulatorische<br />

Absenzzuschlag erheblich (z.B. 10%).<br />

In diesem Fall werden als IST-Absenzen lediglich die "nicht kompensierbaren Absenzen" wie Unfall,<br />

Krankheit, etc. abgezogen und im Gegenzug wird auch nur der reduzierte Zuschlagssatz für die<br />

kalkulatorischen Absenzen verwendet.<br />

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5.5 Abschreibungskosten<br />

Grund für Abschreibungen: • Durch den Gebrauch wird der Wert der Anlage reduziert (z.B. Fahrzeug)<br />

• Durch den technischen Fortschritt wird der Wert der Anlage reduziert (z.B. Computer)<br />

Zweck der Abschreibungen<br />

in der <strong>Betriebsbuchhaltung</strong>:<br />

5.5.1 Grundsatz der Kontinuität / Stetigkeit<br />

Zielsetzung: Vergleichbarkeit über Jahre hinweg<br />

• Die kalkulatorischen Abschreibungen, welche in die <strong>Kostenrechnung</strong> aufgenommen<br />

werden, verfolgen zudem den Zweck, Kostenbestandteile in die Kalkulation zu<br />

integrieren, welche sicherstellen, dass die Substanzerhaltung (Liquiditäts-<br />

gewinnung) für den Ersatz der Anlage sichergestellt ist.<br />

• Die Berechnung der kalkulatorischen Abschreibungen verfolgt das Ziel der betriebswirtschaftlichen<br />

Berichtigung. Im Gegensatz dazu wird in der Finanzbuchhaltung<br />

aufgrund unternehmenspolitischer Beschlüsse (Steuerpolitik, Dividendenpolitik,<br />

Finanzierungspolitik) abgeschrieben.<br />

• Die Abschreibungen sind so vorzunehmen, dass die Vergleichbarkeit zu vergangenen Perioden gewährleistet ist.<br />

• Die Grundüberlegung basiert auf der Vergleichsmöglichkeit zu den Vorjahren. Würde die Abschreibung für die gleiche<br />

Maschine plötzlich geändert, hätte das natürlich eine Auswirkung auf den Betriebserfolg, was im Vergleich zu den<br />

Vorjahren das Bild des Erfolgs verfälscht.<br />

• Die Abschreibungsdauer bzw. die Abschreibungsleistung wird bei der Anschaffung definiert und nicht mehr geändert.<br />

• Sobald die Anlage abgeschrieben ist, jedoch immer noch benützt wird, wird die Abschreibung trotzdem zum gleichen<br />

Wert weitergeführt. Die Anlage hat den Wert 0.<br />

• Es ist das Vorsichtsprinzip anzuwenden (angenommene Lebensdauer abzgl. 1-2 Jahre), welches jedoch nicht<br />

übertrieben werden sollte, ansonsten werden in der Kalkulation quasi stille Reserven gebildet, welche eigentlich einen<br />

Betriebsgewinn darstellen.<br />

Beispiel Abschreibungen nach dem Grundsatz der Kontinuität / Stetigkeit<br />

Maschine Anschaffungspreis: CHF 100'000<br />

Definierte Abschreibungsdauer: 4 Jahre<br />

Die Maschine wird Ende des 5. Jahres verschrottet<br />

Abschreibung Restabschreibung Wert 31.12.<br />

Jahr 1 25'000 75'000 75'000<br />

Jahr 2 25'000 50'000 50'000<br />

Jahr 3 25'000 25'000 25'000<br />

Jahr 4 25'000 0 0<br />

Jahr 5 25'000 0 0<br />

Total 125’000 � mehr abgeschrieben als bezahlt - in der <strong>BEBU</strong> kein Problem!<br />

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5.5.2 Grundsatz der Objektivität / Wahrheit<br />

Zielsetzung: Betriebsanalyse (Stärken/Schwächen)<br />

• Die Abschreibungen sind so vorzunehmen, dass die objektive Bewertung gewährleistet ist.<br />

• Die Grundüberlegung basiert auf der Tatsache, dass die ermittelten Kosten "für diese Periode" den effektiven<br />

Tatsachen entsprechen und die Vorjahre dabei keine Rolle spielen.<br />

• Die Abschreibungsdauer bzw. die Abschreibungsleistung wird jedes Jahr überprüft und gegebenenfalls korrigiert.<br />

• Für die Berechnung der Abschreibung und die Bestimmung des Restwerts wird das aktuelle Wissen verwendet und<br />

bei der Berechnung des Restwerts die in der <strong>BEBU</strong> vorgenommene Abschreibung der Vorperioden nicht<br />

berücksichtigt. Die Restabschreibung wird somit durch den Blick in die Zukunft (wieviel können wir noch abschreiben?)<br />

berechnet, was ebenfalls für den Anlagenwert gilt.<br />

• Achtung: Sofern die Anlagekartei auch die Grundlage für die Abschreibung der Finanzbuchhaltung nach IFRS bildet,<br />

muss bei einer zu lang geschätzten Nutzungsdauer eine sofortige Zusatzabschreibung auf den objektiven Wert<br />

erfolgen (Prinzip „True and Fair View“), damit keine Überbewertung der Aktiven ausgewiesen wird!<br />

Beispiel Abschreibungen nach dem Grundsatz der Objektivität / Wahrheit<br />

Maschine Anschaffungspreis: CHF 100'000<br />

Definierte Abschreibungsdauer: 4 Jahre<br />

Anfangs des 3. Jahres wird die Abschreibungsdauer auf 5 Jahre korrigiert<br />

Abschreibung Restabschreibung Wert 31.12.<br />

Jahr 1 25'000 75'000 (3 x 25'000) 75'000<br />

Jahr 2 25'000 50'000 (2 x 25'000) 50'000<br />

Jahr 3 20'000 40'000 (2 x 20'000) 40'000<br />

Jahr 4 20'000 20'000 (1 x 20'000) 20'000<br />

Jahr 5 20'000 0 0<br />

Total 110’000 � mehr abgeschrieben als bezahlt - in der <strong>BEBU</strong> kein Problem!<br />

5.5.3 Abschreibungsbetrag<br />

Investition inkl. Beschaffungskosten<br />

+ Installationskosten inkl. Eigenleistungen<br />

= Anschaffungswert<br />

- Allfälliger Restwert (Schrottwert)<br />

+ Allfälliger Minuswert (Abbruch-, Entsorgungskosten)<br />

= IST-Abschreibungswert<br />

+ Differenz zur Wiederbeschaffung *<br />

= SOLL-Abschreibungswert *<br />

5.5.4 Art der Abschreibung<br />

• Nach der Nutzungsdauer<br />

o nach Stunden, Tagen, Monaten oder Jahren<br />

• Nach einer geschätzten Leistung<br />

o nach km, kg, hl, Stk. etc.<br />

• Mischung nach Nutzungsdauer und nach Leistung<br />

o z.B. Fahrzeug 50% vom Ansch.preis nach Jahren<br />

50% vom Ansch.preis nach km<br />

* Grundsätzlich ist der IST-Abschreibungswert für die Berechnung der Abschreibung zu verwenden. Unter Umständen kann<br />

auch der SOLL-Abschreibungswert für die Berechnung beigezogen werden, sodass für die NEU-Anschaffung die Liquidität<br />

(theoretisch) zur Verfügung steht. Die Wahl des SOLL-Abschreibungswerts ist insofern kritisch, als dass Kosten integriert<br />

werden, welche vorläufig noch nicht vorhanden sind. Sofern die Anlage mit einem speziellen Rabatt eingekauft wurde, welcher<br />

inskünftig nicht mehr angeboten wird, sollte der Bruttoeinkaufspreis in die Berechnung einbezogen werden.<br />

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5.6 Leasing<br />

Leasing ist eine Finanzierungsmöglichkeit für Sachanlagen. Es stellt die dritte Variante zum Kauf und der Aufnahme eines<br />

Kredites dar, obwohl eine gewisse Verwandtschaft zum Kredit gegeben ist. Nachfolgend werden die beiden Leasing-Varianten<br />

anhand eines Zahlenbeispiels erklärt.<br />

Berechnungsbeispiel Finanzierungsleasing (Barkaufpreis: CHF 755‘000 / 36 Leasingraten à CHF 24‘000):<br />

Periode Anschaffungswert Leasingrate Zinsanteil Amortisation Abschreibung FIBU<br />

True and Fair View<br />

Kalk. Abschreibung<br />

Anschaffung 755‘<br />

Jahr 1 288‘ 58‘ 229‘ 189‘ 189‘<br />

Jahr 2 288‘ 37‘ 251‘ 189‘ 189‘<br />

Jahr 3 288‘ 14‘ 275‘ 189‘ 189‘<br />

Jahr 4 188‘ 188‘<br />

Total 864‘ 109‘ 755‘ 755‘ 755‘<br />

Bezeichnung Operating Leasing / Operatives Leasing Financial Leasing / Finanzierungsleasing<br />

Fristigkeit Eher kurzfristig<br />

Eher Mittelfristig<br />

- Kündigung gemäss Kündigungsfrist<br />

- feste Grundmietzeit<br />

Praxisbeispiel Entspricht praktisch einer Miete Leasing als Abzahlungsgeschäft / Kauf<br />

Ablauf Das Leasinggut wird dem Leasinggeber<br />

Grundsätzlich geht das Leasinggut in das Eigentum<br />

zurückgegeben.<br />

des Leasingnehmers über.<br />

Bilanz KEINE Aktivierung Aktivierung des Gesamtkaufpreises (ohne Zinsanteil)<br />

mittels Passivkonto „Leasingverbindlichkeit“:<br />

FIBU Jahr 1<br />

<strong>BEBU</strong> Jahr 1<br />

FIBU Jahr 1<br />

FIBU Jahr 2<br />

<strong>BEBU</strong> Jahr 2<br />

FIBU Jahr 2<br />

FIBU Jahr 3<br />

<strong>BEBU</strong> Jahr 3<br />

FIBU Jahr 3<br />

FIBU Abschr.1<br />

<strong>BEBU</strong> Abschr.1<br />

FIBU Abschr.2<br />

<strong>BEBU</strong> Abschr.2<br />

FIBU Abschr.3<br />

<strong>BEBU</strong> Abschr.3<br />

FIBU Abschr.4<br />

<strong>BEBU</strong> Abschr.4<br />

<strong>BEBU</strong><br />

Abschreibung<br />

(Jahre 1 – 4)<br />

<strong>BEBU</strong><br />

Kapitalzinsen<br />

(Jahre 1 – 4)<br />

<strong>BEBU</strong><br />

Leasingaufwand – übr. Verbindlichkeit TCHF 288<br />

Kostenstelle<br />

Leasingaufwand – übr. Verbindlichkeit TCHF 288<br />

Kostenstelle<br />

Leasingaufwand – übr. Verbindlichkeit TCHF 288<br />

Kostenstelle<br />

keine Abschreibung<br />

keine<br />

keine<br />

Der Leasingaufwand wird direkt als Leasingkosten<br />

in die <strong>Betriebsbuchhaltung</strong> übernommen.<br />

Sachanlage – Leasingverbindlichkeit TCHF 755<br />

Zinsaufwand – Bank<br />

SA Kapitalzinsen (Leasingzins)<br />

TCHF 58<br />

Leasingverbindlichkeit – Bank TCHF 229<br />

Zinsaufwand – Bank<br />

SA Kapitalzinsen (Leasingzins)<br />

TCHF 37<br />

Leasingverbindlichkeit – Bank TCHF 251<br />

Zinsaufwand – Bank<br />

SA Kapitalzinsen (Leasingzins)<br />

TCHF 14<br />

Leasingverbindlichkeit – Bank TCHF 275<br />

Abschreibungen – Sachanlagen<br />

SA Abschreibungen<br />

TCHF 189<br />

Abschreibungen – Sachanlagen<br />

SA Abschreibungen<br />

TCHF 189<br />

Abschreibungen – Sachanlagen<br />

SA Abschreibungen<br />

TCHF 189<br />

Abschreibungen – Sachanlagen<br />

SA Abschreibungen<br />

TCHF 188<br />

Kostenstelle – SA Abschreibungen TCHF 189<br />

Kostenstelle – SA Abschreibungen TCHF 189<br />

Kostenstelle – SA Abschreibungen TCHF 189<br />

Kostenstelle – SA Abschreibungen TCHF 188<br />

Kostenstelle – SA Kapitalzinsen* TCHF 23<br />

Kostenstelle – SA Kapitalzinsen* TCHF 23<br />

Kostenstelle – SA Kapitalzinsen* TCHF 23<br />

Kostenstelle – SA Kapitalzinsen* TCHF 23<br />

* Beispiel Zinssatz: 6,1% (vom hälftigen Ansch.wert)<br />

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5.7 Zinskosten<br />

Aufgrund der internationalen Orientierung am EBIT (Earnings before Interest and Taxes � Gewinn vor Steuern und Zinsen)<br />

haben die Zinskosten an Bedeutung verloren. Nichts desto trotz wird eine gewisse Kapitalrendite erwartet, welche<br />

entsprechend in die Kalkulation einzubeziehen ist. Folgende Berechnungsvarianten der Zinskosten stehen zur Verfügung:<br />

Eigenkapitalzins als<br />

Opportunitätskosten<br />

Zusätzlich zum in der Finanzbuchhaltung<br />

verbuchten Fremdkapitalzins<br />

wird das effektive Eigenkapital (inkl.<br />

Stiller Reserven) verzinst.<br />

(Opportunitätskosten = entgangener<br />

Zins für Investitionsalternativen)<br />

Berechnungsbasis:*<br />

Durchschnitt des effektiven<br />

Eigenkapitals (inkl. Stiller Reserven)<br />

Anfangs und Ende der Periode.<br />

Hier besteht die Problematik der<br />

Zuweisung der Zinskosten auf die<br />

Kostenstellen.<br />

* Zinssatz:<br />

Verzinsung des betriebsnotwendigen<br />

Vermögens oder Kapitals<br />

Die im Betrieb eingesetzten Substanzwerte<br />

sind zu verzinsen, egal ob diese<br />

mittels Fremd- oder Eigenkapital<br />

beschafft wurden.<br />

- Verzinsung des<br />

betriebsnotwendigen VERMÖGENS<br />

� INTERNE Aktivseite als Basis<br />

- Verzinsung des<br />

betriebsnotwendigen KAPITALS<br />

� INTERNE Aktivseite abzgl.<br />

Abzugskapital (zinsfreies FK)<br />

Berechnungsbasis:*<br />

Erstellen Sie für Anfang und Ende der<br />

Periode INTERNE Bilanzen (Ausweis<br />

der Stillen Reserven auf der Passivseite).<br />

Der Durchschnitt der einzelnen<br />

Positionen wird verzinst und<br />

entsprechend der Kostenstelle<br />

zugewiesen.<br />

Diese Berechnung ist kompliziert und<br />

umständlich. Die Zuweisung auf die<br />

Kostenstellen funktioniert problemlos.<br />

Diese Berechnungsmethode<br />

wird auf der folgenden Seite im Detail erklärt.<br />

Verzinsung grosser Aktivposten<br />

Diese Berechnungsvariante beschränkt<br />

sich auf die grossen Positionen des<br />

Vermögens, funktioniert aber grundsätzlich<br />

gleich wie die Verzinsung des<br />

betriebsnotwendigen Vermögens (links).<br />

Berechnungsbasis:*<br />

Ermitteln Sie für die ausgewählten<br />

Positionen die effektiven Durchschnittswerte<br />

der entsprechenden Periode.<br />

Der Durchschnitt der einzelnen<br />

Positionen wird verzinst und<br />

entsprechend der Kostenstelle<br />

zugewiesen.<br />

Diese Berechnung ist weniger<br />

kompliziert und auch die Zuweisung auf<br />

die Kostenstellen ist gegeben.<br />

Der Zinssatz entspricht einer risikoangeglichenen Investitionsalternative (welche Rendite würde ich anderswo erhalten?).<br />

Der Zinssatz kann auch entsprechend des WACC (Weighted Average Cost of Capital) berechnet werden:<br />

Beispiel Anteil Erwarteter Zins Gewichteter Zins<br />

Eigenkapital CHF 270‘000 � 45% 12% 5.4%<br />

Fremdkapital CHF 330‘000 � 55% 4% 2.2%<br />

Gesamtkapital / Zinssatz CHF 600‘000 � 100% 7.6%<br />

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5.7.1 Verzinsung des betriebsnotwendigen Kapitals<br />

Zinsaufwand der Finanzbuchhaltung:<br />

�Zinsaufwand aufgrund der Finanzierungsstruktur<br />

• hoher Fremdkapitalanteil � grosser Zinsaufwand<br />

• tiefer Fremdkapitalanteil � tiefer Zinsaufwand<br />

Aktiven (bereinigt) Passiven (bereinigt)<br />

Umlaufvermögen<br />

Anlagevermögen<br />

Fremdkapital<br />

Eigenkapital<br />

(inkl. Stille Reserven)<br />

Der Zinsaufwand der Finanzbuchhaltung ist<br />

betriebswirtschaftlich betrachtet nicht vollständig<br />

und gibt zudem das Problem der Zuweisung auf<br />

die Kostenstellen auf.<br />

Aus diesem Grund werden die Kapitalzinsen in<br />

der <strong>Kostenrechnung</strong> "kalkulatorisch" ermittelt.<br />

Ausgangslage für die Berechnung der<br />

kalkulatorischen Kapitalzinsen ist die Bilanz<br />

der Finanzbuchhaltung, welche nebenan mit<br />

ihren Gruppen dargestellt wird.<br />

Was gilt es in einem Unternehmen zu verzinsen?<br />

Während bei einer AG oder GmbH in der Finanzbuchhaltung<br />

das Eigenkapital auf keinen Fall verzinst<br />

werden darf, gilt in der <strong>Kostenrechnung</strong> der<br />

Grundsatz: "Auch das Eigenkapital soll Zinsen<br />

einbringen, ansonsten ist eine solche Investition<br />

unsinnig."<br />

Da das Fremdkapital bereits mit einem Fremd-<br />

kapitalzins verbucht wurde, gilt es nun, das<br />

Eigenkapital zu verzinsen. Um das Eigenkapital<br />

zu bestimmen, müssen wir die stillen Reserven<br />

auflösen, damit auch wirklich das gesamte<br />

Eigenkapital (Stille Reserven = Eigenkapital)<br />

verzinst wird.<br />

Um die stillen Reserven auflösen zu können,<br />

benötigen wir hauptsächlich die Aktivseite, da<br />

sich dort der grösste Teil der Stillen Reserven<br />

befindet.<br />

Wir erhalten eine bereinigte, interne Bilanz,<br />

welche die effektiven Werte darstellt.<br />

Theoretisch könnten wir nun einfach das bereinigte<br />

Eigenkapital verzinsen. Doch welcher<br />

Kostenstelle belasten wir den Fremdkapitalzins<br />

und welcher den Eigenkapitalzins?<br />

Um eine Zuweisung des Kapitalzinses vor-<br />

nehmen zu können, wechseln wir auf die Aktivenseite,<br />

denn diese ist ja bekanntlich gleich gross.<br />

Dort finden wir Angaben für die Zuweisung der<br />

kalkulatorischen Kapitalzinsen.<br />

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Beginn Periode<br />

./. Abzugskapital<br />

Umlauf-<br />

Vermögen<br />

Anlage-<br />

vermögen<br />

Ende Periode Durchschnitt<br />

./. Abzugskapital<br />

Umlauf-<br />

Vermögen<br />

Anlage-<br />

vermögen<br />

Abzugskapital / zinsfreies Fremdkapital:<br />

• Verbindlichkeiten (aus LL / andere)<br />

• Passive Rechnungsabgrenzung<br />

• Anzahlung von Kunden<br />

• Rückstellungen<br />

• zinsfreies Darlehen<br />

Umlauf-<br />

Vermögen<br />

Anlage-<br />

vermögen<br />

Durchschnitt: Durch-<br />

schnitt Zins Zuweisung<br />

Kasse 580 40.60 KST Verwaltung<br />

Bank, Post 8'730 611.10 KST Verwaltung<br />

Forderungen 12'000 840.00 KST Vertrieb<br />

./. Wertb. Forderungen -1'200 -84.00 KST Vertrieb<br />

Vorräte 4'500 315.00 KST Lager<br />

Maschinen 34'000 2'380.00 1)<br />

Fahrzeuge 23'000 1'610.00 1)<br />

Abzugskapital:<br />

Verbindlichkeiten 8'740 -611.80 KST Verwaltung<br />

Betriebsnotwendiges<br />

Kapital 72'870 5'100.90 Zins für 1 Jahr<br />

�<br />

Egal welche beiden Bilanzen Sie verwenden<br />

(z.B. 1.1. und 31.03. für ein Quartal)<br />

� der berechnete Zins ist IMMER für 1 Jahr!<br />

./. Abzugskapital<br />

1) Zuweisung gemäss Standort der Anlage � Anlagekartei<br />

(z.B. Fertigung, Vertrieb, etc.)<br />

1) Verzinsung des<br />

betriebsnotwendigen Vermögens:<br />

Die gesamte Aktivseite wird mit einem vordefinierten<br />

Zinssatz verzinst. Dieser Zins wird pro<br />

Jahr berechnet und ist der entsprechenden<br />

Periode anzupassen.<br />

2) Verzinsung des<br />

betriebsnotwendigen Kapitals:<br />

= Verzinsung des betriebsnotwendigen<br />

Vermögens abzüglich zinsfreies Fremdkapital:<br />

Das zinsfreie Fremdkapital (Fachausdruck: Ab-<br />

zugskapital), welches wir selbst "gratis" zur<br />

Verfügung gestellt erhalten, ziehen wir von<br />

unserer Aktivseite ab.<br />

Welche dieser beiden Varianten gewählt wird,<br />

hängt von der Meinung des Rechnungswesen-<br />

verantwortlichen ab (Verzinsung des betriebs-<br />

notwendigen Vermögens inkl. oder abzüglich<br />

Abzugskapital). Der Autor dieses Werks vertritt<br />

die Meinung der Basis "betriebsnotwendiges<br />

Kapital“.<br />

Da die Bilanz stichtagsbezogene Werte bein-<br />

haltet, wird die Berechnung der Kapitalzinsen<br />

natürlich nicht aufgrund einer einzelnen<br />

Bilanz berechnet.<br />

Wir bereinigen die Bilanz zu Beginn und zum<br />

Schluss der Periode (Eliminierung des<br />

neutralen Vermögens / Auflösung der Stillen<br />

Reserven) und erhalten den massgebenden<br />

Durchschnittswert.<br />

Im Beispiel zeigen wir die Inhalte dieser Bereiche<br />

an. Diese bereinigten Durchschnittswerte beinhalten<br />

weder betriebsfremde Bereiche, noch sind<br />

Stille Reserven versteckt.<br />

Für das Beispiel nehmen wir einen Zinssatz von<br />

7% (Ermittlung siehe vorangehende<br />

Informationen).<br />

Diese kalkulatorischen Kapitalzinsen werden nun<br />

aufgrund der Basis auf die Kostenstellen verteilt.<br />

Die Zuweisung der Kapitalzinsen der Anlagen<br />

richtet sich nach dem Standort der Maschinen,<br />

welcher in der Anlagekartei ersichtlich ist.<br />

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Effektive Verzinsung des Anlagevermögens:<br />

Durch-<br />

schnitt Zins Bemerkung<br />

Maschinen 34'000 2'380 Der Durchschnittswert wider-<br />

Fahrzeuge 23'000 1'610 spiegelt den effektiven Durch-<br />

schnittswert der Anlage<br />

Total 57'000 3’990 (z.B. 01.01. und 31.03.)<br />

Durchschnittliche Verzinsung des Anlagevermögens:<br />

Anlagen<br />

Maschine 1<br />

Maschine 2<br />

Maschine 3<br />

Fahrzeug 1<br />

Fahrzeug 2<br />

Total<br />

Anlagen<br />

Maschine 1<br />

Maschine 2<br />

Maschine 3<br />

Fahrzeug 1<br />

Fahrzeug 2<br />

Total<br />

Anschaffungswert voraussichtl.<br />

Endwert<br />

50'000<br />

10'000<br />

5'000<br />

15'000<br />

17'000<br />

97’000<br />

Durchschnitts-<br />

wert<br />

27’000<br />

5’000<br />

2’500<br />

7’500<br />

8’500<br />

50’500<br />

4’000<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

4’000<br />

Zins<br />

7%<br />

1’890<br />

350<br />

175<br />

525<br />

595<br />

3’535<br />

�<br />

Egal welche beiden Bilanzen Sie verwenden<br />

(z.B. 1.1. und 31.03. für ein Quartal)<br />

� der berechnete Zins ist IMMER für 1 Jahr!<br />

Durchschnitts-<br />

wert<br />

27’000<br />

5’000<br />

2’500<br />

7’500<br />

8’500<br />

50’500<br />

Zuweisung<br />

Fertigung 1<br />

Fertigung 2<br />

Fertigung 1<br />

Vertrieb<br />

Lager<br />

effektiver Gesamt-<br />

Durchschnitt Zins Durchschnitt Zins<br />

Maschinen 34'000 2'380 34'500 2’415<br />

Fahrzeuge 23'000 1'610 16'000 1’120<br />

Total 57'000 3’990 50'500 3’535<br />

Die bisher gezeigte Berechnung widerspiegelt die<br />

"effektive" Verzinsung des Anlagevermögens,<br />

welche zwar nicht grundsätzlich falsch, jedoch<br />

nicht zu empfehlen ist.<br />

Da der Wert einer Anlage stetig abnimmt, hätte<br />

das zur Folge, dass die kalkulatorischen Zinsen,<br />

welche sich auf die Anlage beziehen, laufend<br />

abnehmen. Die Folge daraus ist, dass die<br />

Selbstkosten eines Produktes mit dem Alter der<br />

Anlagen abnehmen, obwohl das Endprodukt<br />

nicht schlechter wird.<br />

Es ist eine GLEICHMÄSSIGE Verteilung der<br />

kalk. Kapitalzinsen des Anlagevermögens<br />

anzustreben!<br />

Aufgrund der Anlagekartei kennen wir die<br />

Anschaffungswerte der Anlagen. Verzinst wird<br />

nun der Durchschnittswert der Anlagen<br />

während der gesamten Lebensdauer<br />

(z.B. Maschine 3: CHF 5'000 plus 0 / 2 = 2'500).<br />

Diese Durchschnittswerte werden in diesem<br />

Beispiel wiederum mit 7 % verzinst. Die<br />

Zuweisung der kalkulatorischen Zinsen basiert<br />

aufgrund der in der Anlagekartei notierten<br />

Kostenstelle pro Anlage.<br />

Wie Sie diesem Beispiel entnehmen können,<br />

spielt es durchaus eine Rolle, für welche<br />

Berechnungsvariante man sich entscheidet.<br />

Grundsätzlich ist die durchschnittliche<br />

Verzinsung des Anlagevermögens der<br />

effektiven Verzinsung vorzuziehen. Im<br />

Einzelfall (z.B. bei einer Betriebsanalyse)<br />

hat die effektive Verzinsung des Anlage-<br />

vermögens jedoch durchaus seine<br />

Berechtigung!<br />

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6. Kostenstellenrechnung<br />

Die Kostenstellenrechnung sagt, WO die Kosten angefallen sind.<br />

Der Kostenstellenrechnung kommt bei der Voll-Ist-<strong>Kostenrechnung</strong> lediglich eine untergeordnete Rolle zu. Sie wird dazu<br />

benötigt, die Kosten von der Kostenartenrechnung mittels Zuschlagssatz und Kostensatz auf die Kostenträgerrechnung zu<br />

übertragen. Die Kostentransparenz ist in der Kostenstellenrechnung sehr detailliert gegeben, werden doch die verschiedenen<br />

Kostenarten (WELCHE Kosten) pro Kostenstelle aufgeführt. Im Gegensatz zu anderen <strong>Kostenrechnung</strong>ssystemen (Normalkostenrechnung,<br />

Standardkostenrechnung) werden jedoch nur die Ist-Kosten geführt, was tiefgründige Analysen kaum zulässt.<br />

Die ermittelten Kostensätze (CHF / Einheit) und Zuschlagssätze (%-Satz) werden hauptsächlich für das Kalkulationssystem des<br />

Unternehmens benötigt. Zusätzlich werden Vergleiche zu Vorjahren vorgenommen. Gegenüberstellungen zu anderen<br />

Unternehmen werden ebenfalls vorgenommen, sofern dies im Rahmen eines Betriebsvergleichs oder einer ERFA-Gruppe<br />

(Erfahrungsaustausch-Gruppe) möglich ist.<br />

6.1 Bildungskriterien<br />

Die Bildung von Kostenstellen basiert auf verschiedenen Kriterien:<br />

• Verantwortlichkeit<br />

Jede Kostenstelle verlangt die Bezeichnung eines Verantwortlichen, welcher für die Kosten dieser Kostenstelle<br />

verantwortlich ist, und zusammen mit dem Rechnungswesenverantwortlichen die Kostenumlage (der Kostenarten) auf seine<br />

Kostenstelle definiert.<br />

• Kalkulation (Kalkulationsschema)<br />

Jede Hauptkostenstelle hat eine Position im Kalkulationsschema zur Folge. Diese Übereinstimmung muss absolut gegeben<br />

sein. "Die <strong>Kostenrechnung</strong> bestimmt, wie kalkuliert wird, und das Kalkulationsschema bestimmt, wie die Kostenstellenrechnung<br />

aufgebaut ist." Sobald die Kostenstellen definiert sind, muss überprüft werden, ob das entsprechende<br />

Kalkulationsschema anwendbar ist und den Bedürfnissen einer Kalkulation entspricht.<br />

• Logistik<br />

Kostenstellen zu definieren ist grundsätzlich einfach, doch es gilt auch zu überprüfen, ob die Logistik dieser Definition<br />

standhält. Organisatorische Gegebenheiten müssen vorhanden sein oder problemlos angepasst werden. Die<br />

Kostenstellenrechnung widerspiegelt den Produktionsablauf (Organisation) in einem Unternehmen und muss demnach<br />

harmonisch dazu gestaltet werden.<br />

• Räumlichkeiten (keine MUSS-Anforderung)<br />

Sofern möglich, ist es sinnvoll, wenn die Kostenstellen räumlich abgegrenzt werden können. Verschiedene Kostenarten<br />

(Reinigung, Heizung etc.) werden oft aufgrund der m2-Struktur verteilt, weshalb die Möglichkeit einer Raumaufteilung von<br />

Vorteil ist.<br />

• Weitere Kriterien<br />

o Abrechnungstechnisch (Möglichkeit der Ent- und Belastung der Kostenstelle)<br />

o Administrative Gesichtspunkte (Übersichtlichkeit / Organisatorische Mehrbelastung)<br />

o Informationsbedarf (Was soll die <strong>Kostenrechnung</strong> an Informationen liefern?)<br />

o Diskretionswahrung (Vorsicht bei "personenspezifischen" Kostenstellen: Lohnkosten!)<br />

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6.2 Kostenstellenplan<br />

Es gibt drei verschiedene Arten von Kostenstellen:<br />

• Vorkostenstellen<br />

Die Vorkostenstellen werden gebildet, um<br />

� Kosten in einer Kostenstelle zu sammeln, welche mit demselben Schlüssel auf die anderen<br />

Kostenstellen verteilt werden (Beispiel Vorkostenstelle Gebäude)<br />

� Kosten für eine Gegebenheit oder eine Sache zu sammeln, welche für die Analyse interessant sind,<br />

doch nicht als Hauptkostenstelle ins Kalkulationsschema einfliessen sollen (Beispiel Fahrzeug)<br />

Die Vorkostenstellen erscheinen NICHT im Kalkulationsschema. Die Kosten dieser Kostenstellen sind auf die anderen<br />

Kostenstellen zu verteilen und dürfen NIEMALS direkt auf die Kostenträgerrechnung übertragen werden.<br />

• Hilfskostenstellen<br />

Die Hilfskostenstellen beinhalten INTERNE Hilfsbetriebe, welche lediglich interne Leistungen erbringen (niemals Leistungen<br />

gegen aussen) und dementsprechend ebenfalls nur auf die anderen Kostenstellen verrechnet (gemäss Rapportierung)<br />

werden. Auch die Hilfskostenstellen erscheinen NICHT im Kalkulationsschema.<br />

• Hauptkostenstellen<br />

Die Hauptkostenstellen finden sich im Kalkulationsschema wieder und werden mittels Kostensatz (CHF/Einheit) oder<br />

Zuschlagssatz (%-Zuschlag) auf die Kostenträger verrechnet. Die Hauptkostenstellen können in Gruppen dargestellt werden:<br />

Materialkostenstellen, Fertigungskostenstellen (Dienstleistungskostenstellen), Vertriebsstellen, Forschungs- und<br />

Entwicklungsstellen (nur bei grossen Unternehmen) und Verwaltungsstellen.<br />

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6.3 Schlüsselverfahren<br />

Bei der Definition von Verteilungsschlüsseln (Kostenarten auf Kostenstellen) geht es in erster Linie darum, dass die Kosten<br />

verursachungsgerecht auf die Kostenstellen verteilt werden.<br />

Folgende Anforderungen sollten beachtet werden:<br />

• Zusammenhang (direkter Zusammenhang zwischen dem Schlüssel und der<br />

Kostenverursachung)<br />

• Kontinuität (der Schlüssel sollte möglichst langfristig anwendbar sein)<br />

• Flexibilität (Anpassungen an neue Gegebenheiten sollen problemlos machbar sein)<br />

• Administration (das Kosten-Nutzen-Verhältnis sollte bei der Verwaltung des Schlüssels<br />

im Rahmen bleiben)<br />

• Akzeptanz (die Kostenstellenverantwortlichen sollten hinter dem definierten Schlüssel<br />

stehen)<br />

Beispiel:<br />

Stromkosten aufgrund der<br />

verbrauchten kwh<br />

Ein definierter Verteilungsschlüssel kann zusätzlich mit einer Gewichtung „Äquivalenzziffer“ versehen werden, damit die<br />

Verursachungsgerechtigkeit gegeben ist. Beispielsweise ist bei der Verteilung der Miete der m2-Schlüssel relevant. Doch da<br />

diese Verteilung nicht unbedingt verursachungsgerecht ist, sollte die Raum-Qualität (Raumbeschaffenheit, Heizung, Wasser,<br />

Raumhöhe etc.) zusätzlich berücksichtigt werden, was eine Gewichtung der m2-Fläche zur Folge hat. Die Basis für die<br />

Verteilung der Miete bilden somit schlussendlich die gewichteten Quadratmeter.<br />

Beispiel: Verteilung der Mietkosten von CHF 40'000<br />

m2 Aequivalenzziffer gewichtete m2 Kosten*<br />

Garage 16 1 16 1'303<br />

Lager 40 2 80 6'517<br />

Fertigung 100 2 200 16'294<br />

Techn. Bearbeitung 20 3 60 4'888<br />

Verwaltung 45 3 135 10’998<br />

Total 221 - 491 40'000<br />

* Kosten: CHF 40‘000 : 491 Total gewichtete m2 x entsprechende gewichtete m2<br />

m2-Flächenplan<br />

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7. Kostenträgerrechnung<br />

Die Kostenträgerrechnung präsentiert die Ergebnisse der einzelnen Kostenträger, welche am Markt angeboten wurden. Aufgrund<br />

dieser Ergebnisse kann die Strategie des Unternehmens definiert werden. Sowohl die Unternehmensführung als auch<br />

die Marketing/PR-Abteilung interessieren sich stark für die Ergebnisse der einzelnen Angebote. Die Kostenträgerrechnung wird<br />

oft als das Kernelement der <strong>Kostenrechnung</strong> bezeichnet, da hier die betriebswirtschaftlich korrekten Resultate präsentiert<br />

werden. Die Kostenträgerrechnung stellt die verschiedenen Stufen des Produktionsprozesses bis zum Verkauf dar:<br />

Herstellkosten der Produktion<br />

� Herstellkosten der Fertigfabrikate<br />

� Herstellkosten der verkauften Fabrikate<br />

plus Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten =<br />

� Selbstkosten der verkauften Fabrikate<br />

� Gegenüberstellung zum Absatzerlös<br />

Zudem werden in der Kostenträgerrechnung die Bestandesänderungen der Halbfabrikate (angefangenen Arbeiten) und der<br />

Fertigfabrikate ermittelt, welche auch für die Verbuchung in der Finanzbuchhaltung (Bewertungsdifferenz FIBU-<strong>BEBU</strong>) benötigt<br />

werden.<br />

7.1 Kriterien für die Kostenträgerbildung<br />

Die Kostenträger präsentieren die Ergebnisse derjenigen Produkte oder Dienstleistungen, welche wir am Markt anbieten.<br />

Folgende Gliederung der Kostenträgerrechnung ist möglich:<br />

• nach Produkten / Produktegruppen (Dienstleistung / Dienstleistungsgruppe)<br />

Das Produktesortiment bestimmt die Kostenträgerdefinition. Dieses Unternehmen interessiert<br />

sich hauptsächlich für die Ergebnisse der angebotenen Produkte/Dienstleistungen.<br />

• nach Kunden / Kundengruppen<br />

Das Unternehmen beliefert verschiedene grosse Kunden oder Holdings. Die Marketingabteilung<br />

und die Geschäftsleitung interessieren sich hauptsächlich für die Erfolge der<br />

Beispiel "Produktegruppe"<br />

einzelnen Kunden/Kundengruppe<br />

• nach geografischer Aufteilung<br />

Das Marketing ist hauptsächlich auf die geografischen Unterschiede aufgebaut, weshalb sich dieses Unternehmen<br />

hauptsächlich für die Erfolge pro Kanton, Land, Kontinent, Sprachregion etc. interessiert .<br />

• nach Branchen<br />

Dieses Unternehmen hat beispielsweise ein technisches Problem gelöst, welches in verschiedenen Branchen angewendet<br />

wird. Somit ist von grossem Interesse, welche Branche welchen Erfolg einspielt.<br />

• nach Vertriebskanälen<br />

Heute gibt es viele Möglichkeiten, ein Produkt an den Endverbraucher zu bringen. Dieses Unternehmen interessiert sich<br />

dafür, welche Erfolge mit dem Verkauf über Detaillisten, Grossisten, per Fax, per Internet, per SMS etc. erzielt werden.<br />

• Kombination<br />

Die heutigen Softwaresysteme ermöglichen aufgrund der Auftrags-Nummerierung auch eine Kombination aus den oben<br />

aufgezeigten Gliederungsmöglichkeiten.<br />

Die Entscheidung, wie die Kostenträgerrechnung aufzubauen ist, muss die Geschäftsleitung in Zusammenarbeit mit dem<br />

Verkauf/Marketing und dem Rechnungswesen treffen.<br />

Zusätzlich muss darauf geachtet werden, dass<br />

• jeder Kostenträger eine verantwortliche Person benötigt<br />

• der administrative Aufwand und die Umsetzungsmachbarkeit für die Datenerfassung abgeklärt werden muss<br />

• der Informationsbedarf aus der Kostenträgerrechnung genau zu definieren ist<br />

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7.2 Struktur Kostenträgerrechnung<br />

Kostenartenrechnung<br />

Kostenstellenrechnung<br />

Halb-<br />

fabrikate<br />

8’500<br />

1’250<br />

870<br />

240<br />

185<br />

11’045<br />

Herstell-<br />

kosten der<br />

Produktion<br />

10’400<br />

10’400<br />

Herstell-<br />

kosten der<br />

Fertigfabrikate<br />

645<br />

Bestandes-<br />

Zunahme<br />

Fertig-<br />

fabrikate<br />

10’400<br />

10’400<br />

Herstell-<br />

kosten der<br />

Fertigfabrikate<br />

700<br />

Bestandes-<br />

Abnahme<br />

11’100<br />

11’100<br />

Herstell-<br />

kosten der<br />

verkauften<br />

Fabrikate<br />

Verkaufte<br />

Fabrikate<br />

11’100<br />

14’120<br />

2’050<br />

Verwaltungs-GK<br />

13’150<br />

Selbst-<br />

kosten<br />

970<br />

Betriebs-<br />

Gewinn IST<br />

14’120<br />

Erlös<br />

Nachdem die Kostenträger gebildet wurden (Produkte, Vertriebskanäle,<br />

Branchen etc.), wird die Struktur dieser einzelnen Kostenträger<br />

definiert. Es gilt abzuklären, wie weit diese Struktur dargestellt werden<br />

muss.<br />

• Bei einer Massenproduktion, bei welcher die Produktion des<br />

Produkts nur sehr kurze Zeit dauert, kann auf die "Halbfabrikate"<br />

verzichtet werden.<br />

• Bei Auftragsarbeiten kann wiederum auf die Fertigfabrikate verzichtet<br />

werden, da das fertige Produkt automatisch verkauft ist.<br />

Wir stellen bei der Präsentation die ausführlichste Variante vor,<br />

nämlich die Struktur mit den drei Bereichen 1/2-Fabrikate, 1/1-<br />

Fabrikate und verkaufte Fabrikate.<br />

Auf der Sollseite der Halbfabrikate werden sämtliche Kosten, welche<br />

mit der Produktion (ohne Verwaltung und Vertrieb) in Verbindung<br />

stehen, gesammelt. Dies sind Einzelkosten (z.B. Rohmaterial) und alle<br />

Gemeinkosten, mit Ausnahme derjenigen der Verwaltung und des<br />

Vertriebs, denn diese haben nichts direkt mit der Produktion zu tun.<br />

Das Fertiglager meldet während der mass-<br />

gebenden Periode Lagereingänge von Fertig-<br />

produkten zu Herstellkosten (ohne Verwaltung<br />

und Vertrieb). Diese wurden während dieser<br />

Periode fertiggestellt und werden deshalb aus<br />

den Halbfabrikaten ausgebucht.<br />

Die Herstellkosten der Produktion werden<br />

somit den Herstellkosten der Fertigfabrikate<br />

gegenübergestellt. Im dargestellten Beispiel<br />

ergibt dies eine Differenz von 645, was hier eine<br />

Bestandeszunahme der Halbfabrikate ergibt.<br />

Die ausgebuchten Stückzahlen des Fertiglagerausgangs<br />

definieren die Herstellkosten der<br />

verkauften Fabrikate. Was aus dem Fertiglager<br />

herausgeht, wurde verkauft.<br />

Der Unterschied zwischen den Lagereingängen<br />

und den Lagerausgängen aus dem Fertigfabri-<br />

katelager ist in diesem Fall eine Bestandesab-<br />

nahme.<br />

Schlussendlich werden noch die Verwaltungs-<br />

und Vertriebsgemeinkosten aus den entsprechenden<br />

Kostenstellen den verkauften<br />

Fabrikaten zugewiesen. Das Total dieser<br />

Sollseite entspricht den SELBSTKOSTEN,<br />

welche dem Erlös gegenübergestellt werden.<br />

Der Saldo weist den effektiven Betriebserfolg<br />

dieses Kostenträgers aus.<br />

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7.2.1 Halbfabrikate<br />

Sammlung sämtlicher<br />

Produktionskosten der<br />

definierten Periode:<br />

- Einzelmaterial<br />

- Materialgemeinkosten<br />

- Fertigungsgemeinkosten<br />

- etc.<br />

= Herstellkosten der<br />

Produktion<br />

Saldo Sollseite:<br />

HK der Fertigfabrikate<br />

> HK der Produktion<br />

= BestandesABNAHME<br />

der Halbfabrikate<br />

Halbfabrikate<br />

Meldung des Fertig-<br />

fabrikatelagers „wie viele<br />

Produkte, zu Herstellkosten<br />

bewertet, eingegangen<br />

sind“:<br />

= Herstellkosten der<br />

Fertigfabrikate<br />

Saldo Habenseite:<br />

HK der Fertigfabrikate<br />

< HK der Produktion<br />

= BestandesZUNAHME<br />

der Halbfabrikate<br />

Der erste Kostenträger wird "Halbfabrikate"<br />

genannt. Andere Bezeichnungen dafür sind<br />

"Fabrikate in Arbeit" oder "Angefangene<br />

Arbeiten".<br />

Der Begriff "Halbfabrikate" wird oft missver-<br />

standen. Es ist nicht etwa so, dass es ein Lager<br />

von "halbfertigen" Produkten gibt - nein, dieses<br />

Konto ist dazu bestimmt, sämtliche Kosten,<br />

welche mit der Herstellung (ohne Verwaltungs-<br />

und Vertriebsgemeinkosten) des Produkts in<br />

Zusammenhang stehen, zu sammeln.<br />

Aus dem Fertiglager kommt die Meldung, wie-<br />

viele Produkte zu Herstellkosten fertiggestellt<br />

wurden und während dieser Periode ins Lager<br />

eingegangen sind.<br />

Wenn der Eingang der Fertigfabrikate ins<br />

Fertigfabrikate-Lager in dieser Periode grösser ist<br />

als die Herstellkosten der Produktion dieser<br />

Periode, ergibt sich eine Bestandesabnahme an<br />

Halbfabrikaten. Mit anderen Worten - die ange-<br />

fangenen Arbeiten waren am Ende der vorange-<br />

henden Periode grösser als am Ende dieser<br />

Periode!<br />

Wenn die Fertigfabrikatezugänge ins Lager<br />

kleiner sind, als die Herstellkosten der Produktion,<br />

bedeutet dies, dass die angefangenen<br />

Arbeiten gegenüber dem Beginn dieser Periode<br />

zugenommen haben. Mit anderen Worten - am<br />

Ende dieser Periode haben wir im Gegensatz zu<br />

Beginn dieser Periode mehr angefangene<br />

Arbeiten.<br />

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7.2.2 Fertigfabrikate<br />

Meldung des Fertig-<br />

fabrikatelagers „wie viele<br />

Produkte, zu Herstellkosten<br />

bewertet, eingegangen sind“:<br />

= Herstellkosten der<br />

Fertigfabrikate<br />

Saldo Sollseite:<br />

HK verkaufte Fabrikate<br />

> HK der Fertigfabrikate<br />

= BestandesABNAHME<br />

der Fertigfabrikate<br />

7.2.3 Verkaufte Fabrikate<br />

Meldung des Fertigfabrikatelagers<br />

„wie viele Produkte, zu<br />

Herstellkosten bewertet, für<br />

den Verkauf bezogen wurden“:<br />

= Herstellkosten der<br />

Fertigfabrikate<br />

+ Verwaltungs-GK<br />

= SELBSTKOSTEN<br />

Saldo Sollseite:<br />

Absatzerlös<br />

> Selbstkosten<br />

Fertigfabrikate<br />

verkaufte Fabrikate<br />

Meldung des Fertigfabrikatelagers<br />

„wie viele Produkte, zu<br />

Herstellkosten bewertet, für<br />

den Verkauf bezogen<br />

wurden“:<br />

= Herstellkosten der<br />

verkauften Fabrikate<br />

Saldo Habenseite:<br />

HK verkaufte Fabrikate<br />

< HK der Fertigfabrikate<br />

= BestandesZUNAHME<br />

der Fertigfabrikate<br />

ABSATZERLÖS<br />

Saldo Habenseite:<br />

Absatzerlös<br />

< Selbstkosten<br />

= Betriebsgewinn IST = Betriebsverlust IST<br />

Das Fertigfabrikatekonto kann optisch im<br />

Unternehmen betrachtet werden. Es ist ein<br />

Konto, welches Ein- und Ausgänge aufzeigt und<br />

dessen Saldo eine Bestandesänderung darstellt.<br />

Der Verantwortliche notiert die Lagereingänge ins<br />

Fertigfabrikatelager und kann so beurteilen, wieviele<br />

Fertigprodukte, zu Herstellkosten bewertet,<br />

während der definierten Periode eingegangen<br />

sind. Der Verkauf entnimmt die verkauften Produkte<br />

dem Lager. Diese Belege gewährleisten<br />

das Wissen über die Herstellkosten der verkauften<br />

Produkte.<br />

Wenn der Eingang der Fertigfabrikate ins Fertigfabrikate-Lager<br />

in dieser Periode kleiner ist, als<br />

die Herstellkosten der verkauften Produkte dieser<br />

Periode, ergibt sich eine Bestandesabnahme an<br />

Fertigfabrikaten. Mit anderen Worten - mehr verkauft,<br />

als in dieser Periode fertiggestellt, gleich<br />

Bestandesabnahme.<br />

Wenn die Fertigfabrikateabgänge aus dem Lager<br />

kleiner sind, als die Herstellkosten der Fertigfabrikate,<br />

bedeutet dies, dass der Fertigfabrikatebestand<br />

gegenüber dem Beginn dieser Periode<br />

zugenommen hat. Mit anderen Worten - weniger<br />

verkauft, als in dieser Periode fertiggestellt,<br />

gleich Bestandeszunahme.<br />

Das Konto Verkaufte Fabrikate stellt die Selbstkosten<br />

dem erwirtschafteten Erlös dieses Kostenträgers<br />

gegenüber. Es wird der betriebswirtschaftlich<br />

korrekte Erfolg ausgewiesen.<br />

Aus dem Konto "Fertigfabrikate" erhalten wir die<br />

Herstellkosten der verkauften Produkte. Da dies<br />

aber lediglich die Herstellkosten sind, werden<br />

noch die Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten<br />

von den Kostenstellen auf diesen Kostenträger<br />

übertragen. Diesen SELBSTKOSTEN wird<br />

nun der Absatzerlös (Erlös der verkauften Produkte)<br />

dieses Kostenträgers gegenübergestellt.<br />

Der Saldo auf der Sollseite zeigt auf, dass der<br />

Absatzerlös grösser ist, als die entsprechenden<br />

Selbstkosten - dies ist ein IST-Betriebsgewinn<br />

(IST = tatsächlich).<br />

Der Saldo, welcher auf der Habenseite ausge-<br />

wiesen wird, weist auf einen effektiven Betriebs-<br />

verlust dieses Kostenträgers hin.<br />

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8. Kalkulation<br />

Eine der Hauptaufgaben des betrieblichen Rechnungswesens ist die Bereitstellung von Kalkulationsgrundlagen. Mit der<br />

Erarbeitung interner Kalkulationssätze erhalten Sie die Gewissheit, mit Ihren echten Daten einen Preis zu berechnen.<br />

Grundsätzlich gibt es drei Arten von Kalkulationsberechnungen:<br />

• einfache Divisionskalkulation<br />

Diese einfachste Art der Kalkulation ist nur anwendbar, wenn ein einziges Produkt hergestellt wird.<br />

• differenzierte Divisionskalkulation<br />

Die differenzierte Divisionskalkulation ist dort anwendbar, wo eine Gruppe von ähnlichen Produkten hergestellt wird.<br />

• Zuschlagskalkulation<br />

Dies ist die meistbenützte Kalkulationsart, die auf Kosten- und Zuschlagssätzen basiert.<br />

Zusätzlich können die Kalkulationsarten in drei verschiedene "zeitlich betrachtete" Kalkulationen unterteilt werden:<br />

• Vorkalkulation<br />

Bestimmung eines Offertpreises / Hilfsmittel bei der Berechnung des Verkaufpreises eines Produktes<br />

• Zwischenkalkulation<br />

Erstellung einer Zwischenrechnung innerhalb eines grösseren Projekts<br />

• Nachkalkulation<br />

Kontrollrechnung über den Erfolg oder Misserfolg eines Auftrages<br />

8.1. Einfache Divisionskalkulation<br />

Es gibt kein einfacheres Kalkulationssystem, als die einfache Divisionskalkulation. Das Unternehmen stellt EIN einziges<br />

Produkt her oder bietet EINE einzige Dienstleistung an. Die Berechnung präsentiert sich folgendermassen:<br />

Gesamtkosten des Unternehmens = Kosten pro Produkt<br />

Anzahl produzierte Produkte<br />

Diese Art der Kalkulation ist beispielsweise bei folgenden Branchen anzutreffen:<br />

Gaswerk / Kraftwerk / Bananenplantage / Kohlebergwerk / Weingut (Produktion einer einzigen Marke)<br />

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8.1.1 Differenzierte Divisionskalkulation<br />

Aequivalenzziffer Hut 1 Hut 2 Hut 3<br />

Materialkosten 1.0 0.9 1.2<br />

Fertigungs-GK 1.3 1.0 1.4<br />

Angaben zur definierten Periode:<br />

Produzierte Menge: 22'000 12'000 8’000<br />

Materialkosten: CHF 400’000<br />

Fertigungs-GK: CHF 250’000<br />

Verwaltungs-GK: CHF 117’000<br />

TOTAL CHF 767‘000<br />

gewichtete Stückzahlen:<br />

Materialkosten 22'000 10'800 9’600 = Total 42‘400<br />

Fertigungs-GK 28'600 12'000 11'200 = Total 51‘800<br />

Verteilung der Kosten:<br />

Materialkosten 207'548 101'887 90'565 = Total 400‘000<br />

Fertigungs-GK 138'031 57'915 54'054 = Total 250‘000<br />

= Herstellkosten = Total 650‘000<br />

Verwaltungs-GK 18% 62'204 28'764 26'032 = Total 117‘000<br />

= Selbstkosten 407'783 188'566 170'651 = Total 767‘000<br />

= Selbstkosten/Stk. 18.54 15.71 21.33<br />

Die differenzierte Divisionskalkulation wird dort<br />

angewendet, wo ein gleiches Produkt in unter-<br />

schiedlichen Ausführungen hergestellt wird.<br />

Bedingung für diese Kalkulationsvariante ist,<br />

dass der Produktionsablauf aller Produkte<br />

nahezu identisch ist.<br />

Bei diesem Kalkulationssystem werden die Teil-<br />

bereiche der Herstellkosten in seine Bestand-<br />

teile (Kostenstellen) zerlegt. Für jede Kostenstelle<br />

wird nun eine Aequivalenzziffer definiert,<br />

welche die Gewichtung der Verteilung dieser<br />

Gemeinkosten bestimmt.<br />

Mit anderen Worten: Der Hut 3 hat 20% mehr<br />

und der Hut 2 10% weniger Materialkosten zu<br />

tragen als der Hut 1. Zudem ist der Hut 1 bei den<br />

Fertigungsgemeinkosten 30% und der Hut 3 40%<br />

anspruchsvoller als der Hut 2.<br />

Die IST-Werte für die definierte Periode<br />

beinhalten die produzierten Stückzahlen und die<br />

verschiedenen Kosten. Es stellt sich nun die<br />

Frage: "Wieviel Selbstkosten verursacht 1 Hut?"<br />

Es werden die Basiswerte für die Verteilung der<br />

verschiedenen Kosten definiert. Aus den produ-<br />

zierten Stückzahlen werden die gewichteten<br />

Stückzahlen ermittelt, welche für die Verteilung<br />

der Gemeinkosten beigezogen werden.<br />

Aufgrund der gewichteten Stückzahlen werden<br />

nun die Gemeinkosten auf die 3 Produkte verteilt.<br />

Die Herstellkosten wurden nun aufgrund der<br />

produzierten Produkte und der entsprechenden<br />

Gewichtung verteilt. Zum Schluss werden noch<br />

die Verwaltungsgemeinkosten im Verhältnis zu<br />

den Herstellkosten verteilt.<br />

Nachdem die Verwaltungsgemeinkosten im<br />

Verhältnis zu den Herstellkosten verteilt wurden,<br />

erhalten Sie die Selbstkosten für die definierte<br />

Periode. Dieser Wert wird nun durch die<br />

produzierte Menge dividiert, und Sie erhalten die<br />

Selbstkosten pro Hut.<br />

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8.2. Zuschlagskalkulation<br />

Zuschlagskalkulation<br />

Zeitachse<br />

Vorkalkulation<br />

Zwischenkalkulation<br />

Nachkalkulation<br />

Beispiele Basiswerte:<br />

• Rohmaterialkosten<br />

• Arbeitsstunden<br />

Beispiele Zuschlagssatz:<br />

• Lagergemeinkostenzuschlag<br />

o Lagergemeinkosten in % des Einzelmaterials<br />

• Verwaltungsgemeinkostenzuschlag<br />

o Verwaltungsgemeinkosten in % der HK der verkauften Produkte<br />

Beispiele Kostensatz:<br />

• Kostensatz Fertigung<br />

o CHF je (dem Produkt/Auftrag) zuweisbare Fertigungsstunde<br />

• Kostensatz Montage<br />

o CHF je (dem Produkt/Auftrag) zuweisbare Montagestunde<br />

Die Zuschlagskalkulation ist die meistbenützte<br />

Kalkulationsart. Die Berechnung basiert auf<br />

Basisbeträgen, Zuschlagssätzen und Kosten-<br />

sätzen. Die Kalkulation jedes einzelnen Produkts<br />

oder Auftrags hat unternehmensspezifische<br />

Bestandteile.<br />

Es gibt zeitlich drei verschiedene Kalkulationen:<br />

• Die Vorkalkulation bestimmt den Offertpreis<br />

eines Auftrags oder eines Produkts. Sämtliche<br />

Werte basieren auf Annahmen und stellen<br />

somit nur einen groben Rahmen der effektiven<br />

Kosten dar.<br />

• Die Zwischenkalkulation wird bei Grossaufträgen<br />

erstellt und beinhaltet nur einen Teil des<br />

gesamten Auftrags. Diese Kalkulation wird benützt,<br />

um Teilrechnungen für Grossprojekte zu<br />

erstellen.<br />

• Die Nachkalkulation ermittelt den Erfolg eines<br />

Auftrags. Ist-Werte (Rohmaterialkosten, benötigte<br />

Arbeitsstunden) werden mit kalkulierten<br />

Werten (Zuschlagssatz, Kostensatz) vermischt.<br />

Diese Kalkulation ist nach Beendigung des<br />

Auftrags vorzunehmen.<br />

Alle Kalkulationen basieren auf Basiswerten,<br />

Zuschlagssätzen und Kostensätzen. Neben-<br />

stehend sind einige Beispiele dargestellt.<br />

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8.2.1 Vor- und Nachkalkulation<br />

Nachfolgend sind jeweils eine Vorkalkulation und eine Nachkalkulation dargestellt. Das Mengengerüst ist bei der Vorkalkulation<br />

eine reine Annahme, währenddem es bei der Nachkalkulation aufgrund der Rapporte zustande kommt. Zur Vergleichbarkeit<br />

wird das selbe Mengengerüst verwendet:<br />

Mengengerüst:<br />

- Materialkosten 3'800.00<br />

- AVOR-Stunden Tobler 5.00<br />

- Montage-Stunden Kälin 37.00<br />

- Klein-Maschinen-Stunden 13.00<br />

- Gross-Maschinen-Stunden 4.25<br />

- Reise- und Verpflegungsspesen 25.50<br />

Vorkalkulation<br />

Es gilt, den Offertpreis für diesen Auftrag zu ermitteln. Dem<br />

Kunden wird 2% Skonto gewährt, und die Geschäftsleitung<br />

verlangt von uns einen Nettogewinn von 10% der<br />

Selbstkosten.<br />

Wie hoch ist der Offertbetrag?<br />

Materialkosten 3'800.00<br />

Materialgemeinkostenzuschlag 16% 608.00<br />

Materialkosten 4'408.00<br />

Avor-Stunden Tobler 5.00 x 32.65 163.25<br />

GK-Zuschlag AVOR 5.00 x 9.50 47.50<br />

Montage-Stunden Kälin 37.00 x 28.34 1'048.58<br />

GK-Zuschlag Montage 37.00 x 11.50 425.50<br />

Personalkosten 1'684.83<br />

Klein-Maschinen-Leistung 13.00 x 32.50 422.50<br />

Gross-Maschinen-Leistung 4.25 x 46.50 197.63<br />

Maschinenkosten 620.13<br />

Herstellkosten 6'712.96<br />

Verwaltungsgemeinkosten 21% 1'409.72<br />

Reise- und Verpflegungsspesen 25.50<br />

Selbstkosten 8'148.18<br />

Nettogewinn 10% 814.82<br />

Nettoerlös exkl. MwSt 110% 100% 8'963.00<br />

MwSt 8% 717.04<br />

Nettoerlös inkl. MwSt 98% 108% 9‘680.04<br />

Skonto 2% 197.55<br />

Bruttoerlös inkl. MwSt / Offertbetrag 100% 9‘877.59<br />

Kosten- und Zuschlagssätze:<br />

- Materialgemeinkostenzuschlag % 16.00<br />

- Stundenlohn Tobler 32.65<br />

- Stundenlohn Kälin 28.34<br />

- Gemeinkostenzuschlag AVOR 9.50<br />

- Gemeinkostenzuschlag Montage 11.50<br />

- Kostensatz Klein-Maschinen 32.50<br />

- Kostensatz Gross-Maschinen 46.50<br />

- Verwaltungsgemeinkostenzuschlag % 21.00<br />

Nachkalkulation<br />

Der Unterschied zur Vorkalkulation liegt darin, dass der<br />

Materialverbrauch und die Arbeitsstunden bei der Nachkalkulation<br />

aufgrund der Belege tatsächlich bestimmt sind<br />

und diese bei der Vorkalkulation geschätzt wurden.<br />

Die Schreinerei Muster AG hat einen Auftrag beendet und<br />

dafür pauschal CHF 10'500 inkl. Mwst vereinbart. Wie ist<br />

der Auftrag zu beurteilen, wenn der Kunde 2% Skonto<br />

abgezogen hat?<br />

Materialkosten 3'800.00<br />

Materialgemeinkostenzuschlag 16% 608.00<br />

Materialkosten 4'408.00<br />

Avor-Stunden Tobler 5.00 x 32.65 163.25<br />

GK-Zuschlag AVOR 5.00 x 9.50 47.50<br />

Montage-Stunden Kälin 37.00 x 28.34 1'048.58<br />

GK-Zuschlag Montage 37.00 x 11.50 425.50<br />

Personalkosten 1'684.83<br />

Klein-Maschinen-Leistung 13.00 x 32.50 422.50<br />

Gross-Maschinen-Leistung 4.25 x 46.50 197.63<br />

Maschinenkosten 620.13<br />

Herstellkosten 6'712.96<br />

Verwaltungsgemeinkosten 21% 1'409.72<br />

Reise- und Verpflegungsspesen 25.50<br />

Selbstkosten 8'148.18<br />

Bruttoerlös inkl. MwSt 100% 10'500.00<br />

./. Skonto 2% - 210.10<br />

Nettoerlös inkl. MwSt 108% 98% 10'290.00<br />

./. MwSt 8% - 762.22<br />

Nettoerlös exkl. MwSt 100% 9‘527.78<br />

Der Auftrag brachte einen Gewinn von CHF 1‘379.60<br />

(9‘527.78 ./. 8‘148.18) ein und darf somit als erfolgreich<br />

bezeichnet werden.<br />

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8.2.2 Stücklistenkalkulation<br />

Die Stücklistenkalkulation basiert auf der Stückliste, bzw. Rezeptur eines Produktes. In der Massenproduktion gibt es für jedes<br />

Produkt die erwähnte Stückliste, bzw. Rezeptur. Nachfolgend wird ein Beispiel dargestellt.<br />

Stückliste Stuhl: Operationsplan Stuhl:<br />

Teile-Nr. Bezeichnung Anzahl KST Zeit/Min.<br />

1286-9 Stuhlbein A 2 Montage 12<br />

1286-7 Stuhlbein B 2 Verpackung 3<br />

1286-5 Seitenstreben 2<br />

1286-1 Sitzplatte 1<br />

1286-2 Rückenlehne 1<br />

1100-1 Schrauben 16<br />

Im System hinterlegt Materialkosten: Kalkulationssätze:<br />

Teile-Nr. Bezeichnung CHF/Stk. KST<br />

1286-9 Stuhlbein A 5.20 Montage CHF 64.00 pro Montage-Std.<br />

1286-7 Stuhlbein B 3.10 Verpackung CHF 58.00 pro Verpackungs-Std.<br />

1286-5 Seitenstreben 1.40 Material 24% des Einzelmaterials<br />

1286-1 Sitzplatte 8.40 Verwaltung/Vertrieb 25% der Herstellkosten<br />

1286-2 Rückenlehne 9.10<br />

1100-1 Schrauben 0.10<br />

Stücklistenkalkulation:<br />

Stuhlbein A 2 x 5.20 CHF 10.40<br />

Stuhlbein B 2 x 3.10 CHF 6.20<br />

Seitenstreben 2 x 1.40 CHF 2.80<br />

Sitzplatte 1 x 8.40 CHF 8.40<br />

Rückenlehne 1 x 9.10 CHF 9.10<br />

Schrauben 16 x 0.10 CHF 1.60<br />

Einzelmaterial CHF 38.50<br />

Material-GK 24% CHF 9.24<br />

Materialkosten CHF 47.74<br />

Montage 12 x 64 : 60 CHF 12.80<br />

Verpackung 3 x 58 : 60 CHF 2.90<br />

Fertigungskosten CHF 15.70<br />

Herstellkosten CHF 63.44<br />

VV-GK 25% CHF 15.86<br />

Selbstkosten CHF 79.30<br />

Bei der Stücklistenkalkulation ist noch darauf zu achten,<br />

dass es bei verschiedenen Postionen zur sogenannten<br />

Stückkostendegression kommen kann.<br />

Stückkostendegression bedeutet, dass bei der Zunahme<br />

der Stückzahl gewisse Kosten eventuell sinken. Diese<br />

Tatsache basiert auf der Unterteilung von fixen zu<br />

variablen Kosten, welche in der Teilkostenrechnung<br />

beschrieben wird.<br />

Nachfolgend ist ein Zahlenbeispiel dargestellt:<br />

Stk. Kosten/Stk.<br />

bis 200 CHF 5.50<br />

201 bis 500 CHF 5.40<br />

501 bis 1000 CHF 5.30<br />

1001 bis 1500 CHF 5.25<br />

ab 1501 CHF 5.20<br />

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8.3 Kalkulationsarten nach der Zeit<br />

Vorkalkulation<br />

Zweck: Offerte für einen Auftrag / Hilfsmittel zur Bestimmung eines Produkte-Verkaufspreises<br />

Berechnungsgrundlagen: • Mengengerüst: SOLL-Stunden / SOLL-Rohmaterial<br />

• Kostensätze und Zuschlagssätze (SOLL)<br />

Hauptmerkmal: Ungenau, da die Berechnung ausschliesslich aus Annahmen besteht (alles SOLL)<br />

Zwischenkalkulation (Mitkalkulation)<br />

Zweck: Zwischenstand bei Grossprojekten mit Teilprojekten / Basis für Teilrechnungen<br />

Berechnungsgrundlagen: • Mengengerüst: IST-Stunden / IST-Rohmaterial<br />

• Kostensätze und Zuschlagssätze (SOLL)<br />

Hauptmerkmal: Teil einer "laufenden" Kalkulation<br />

Nachkalkulation<br />

Zweck: - Daten für den Rechnungspreis bei "nach Aufwand"<br />

- Beurteilung eines Auftrages bei "Fixpreis"<br />

- Kontrollorgan, damit Zusatzleistungen verrechnet werden<br />

(Vergleich Vor-/Nachkalkulation und Fixpreis/Nachkalkulation)<br />

- Vorgabe für weitere Aufträge / Vorkalkulationen<br />

Berechnungsgrundlagen: • Mengengerüst: IST-Stunden / IST-Rohmaterial<br />

• Kostensätze und Zuschlagssätze (SOLL)<br />

Hauptmerkmal: - Kontrollrechnung über den Erfolg oder Misserfolg eines Auftrages<br />

- Teil der Kostenträgerrechnung<br />

9. Spezialthemen<br />

Jede Branche und jedes Unternehmen hat aufgrund seines Produktionsablaufs Spezialprobleme, was die <strong>Kostenrechnung</strong><br />

angeht. In diesem Kapitel werden die häufigsten Spezialprobleme und deren Lösung behandelt.<br />

Wir bitten um Verständnis, dass wir nicht alle Themen der Praxis aufgreifen können und uns nur auf die häufigsten<br />

Problemstellungen beschränkt haben.<br />

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9.1 Materialkostenträger<br />

Lager Lager-Entnahme<br />

�<br />

Einfüllung<br />

ins Silo<br />

Produkt A Produkt B Produkt C Produkt D<br />

(Brot) (Weggli) (Gipfeli) (Brezel)<br />

Beispiel: Weggli, 350 Stk.<br />

Mehl<br />

Brot, 155 Stk. in<br />

Gipfeli, 630 Stk.<br />

Rezeptur<br />

Arbeit<br />

Brezel, 50 Stk.<br />

Beispiel: Ein Bäcker produziert 155 Stk. Brot zu 500 g. Die Rezeptur<br />

besagt, dass in 1 kg Brot 600 g Mehl benötigt. 1 kg Mehl kostet CHF<br />

1.70. Die Materialgemeinkosten betragen 15%. Es wurden 70 kg Mehl<br />

aus dem Lager entnommen und ins Silo eingefüllt. Die Fertigungsgemeinkosten<br />

belaufen sich auf 2 Std. à CHF 60.--.<br />

71 Mehl in Arbeit (971) 76 Fertigfabrikat Brot<br />

direkt aus FIBU 4000 119 79 971 971 79<br />

40 Materialstelle (940)<br />

Material-<br />

KTR<br />

�<br />

18 940 940 18 12 971 971 12<br />

51 Fertigung Brot (951) 46 Saldo<br />

120 951 951 120<br />

Das Spezialthema des Materialkostenträgers<br />

kommt dort ins Spiel, wo eine Massenproduktion<br />

mit dem gleichen Rohmaterial stattfindet. Verschiedene<br />

Produkte beziehen aus dem gleichen<br />

"Rohmaterialsilo" das Rohmaterial. Dieses "Silo"<br />

wird als Materialkostenträger bezeichnet. Der<br />

Materialkostenträger positioniert sich direkt vor<br />

Halb-Fabrikate.<br />

Aufgrund der produzierten Endprodukte kann<br />

nun per Rückrechnung mit Hilfe der Rezeptur<br />

der Rohmaterialbezug (zum Beispiel Mehl)<br />

definiert werden.<br />

Dieses "Silo", welches das Rohmaterial beinhaltet,<br />

wird als "Rohmaterial in Arbeit" bezeichnet.<br />

In diesem Konto wird das Rohmaterial inkl.<br />

Materialgemeinkosten (OHNE Fertigungsgemeinkosten)<br />

geführt.<br />

Materialeinsatz: Wir verbuchen den Mehleinsatz<br />

von 70 kg à CHF 1.70. Automatisch werden die<br />

15% Materialgemeinkosten ebenfalls dem Konto<br />

"Mehl in Arbeit" belastet.<br />

Materialzuweisung: Aufgrund der Rückrechnung<br />

der fertigerstellten Produkte (Brote) erhalten wir<br />

den Materialverbrauch, welcher dem Konto "Mehl<br />

in Arbeit" gutgeschrieben wird (155 Stk. Brot x<br />

300g Mehl pro Brot x CHF 1.70). Zusätzlich<br />

werden wiederum die 15% "mitverbucht". Die<br />

Fertigungsgemeinkosten werden direkt dem<br />

Fertigfabrikat belastet.<br />

Der Saldo des Kontos "Mehl in Arbeit" zeigt den<br />

Rohmaterialwert (inkl. Materialgemeinkosten) des<br />

Silos an.<br />

Die Kontrollrechnung präsentiert sich wie folgt:<br />

Mehleinsatz 70.0 kg<br />

Mehlverbrauch Brot - 46.5 kg<br />

Mehl im Silo = 23.5 kg<br />

(à CHF 1.70/kg) �<br />

Mehl im Silo in CHF CHF 40<br />

15 % Materialgemeinkosten + CHF 6<br />

Saldo Mehl in Arbeit = CHF 46<br />

Diese CHF 40 müssten zum Rohmaterialbestand<br />

hinzugerechnet werden, denn dieses Rohmaterial<br />

wurde noch nicht verbraucht.<br />

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9.2 Mehrstufige Fertigung<br />

Die mehrstufige Fertigung basiert auf der Herstellung von<br />

Produkten, welche nach erfolgter Fertigstellung noch zu einem<br />

weiteren Produkt weiterverarbeitet werden.<br />

Nachfolgend einige Beispiele zu dieser Problematik:<br />

1/2-<br />

Fabrikat<br />

Produkt 1 Produkt 2 � Produkt 3<br />

1/1-<br />

Fabrikat<br />

1/2-<br />

Fabrikat<br />

1/1-<br />

Fabrikat<br />

KST<br />

1/2-<br />

Fabrikat<br />

1/1-<br />

Fabrikat<br />

Beschreibung KST<br />

Reifen Reifen Felge Felge Montage<br />

Der Reifen wird in der Montage-<br />

Komplettrad Komplettrad<br />

stelle auf die Felge aufgezogen.<br />

Computer Computer CD-Brenner CD-Brenner Service PC PC<br />

Der CD-Brenner wird in den PC<br />

montiert.<br />

Motor Motor<br />

MotorradrahmenMotorradrahmen<br />

Montage Motorrad Motorrad<br />

Der Motor wird in den Rahmen<br />

eingesetzt.<br />

Ski Ski Skibindung Skibindung Service<br />

Die Bindung wird auf den Ski<br />

Komplettski Komplettski<br />

montiert.<br />

CD CD CD-Hülle CD-Hülle Hilfsstelle CD-Set CD-Set<br />

Die CD wird in die Hülle<br />

verpackt.<br />

Ordner-<br />

Karton<br />

Ordner-<br />

Karton<br />

Metallring Metallring Montage Ordner Ordner<br />

Der Metallring wird in den<br />

Ordner montiert.<br />

Bettrahmen Bettrahmen Lattenrost Lattenrost Montage Bett Bett<br />

Der Lattenrost wird ins Bett<br />

eingesetzt.<br />

Je nach Verkaufsstrategie werden nun alle 3 Produkte am Markt angeboten oder nur das Produkt 3. Alle Kostenträger<br />

beinhalten die Kosten, welche wir bisher schon kennen; ebenso wird die Bestandesänderung ermittelt und verbucht. Die<br />

Produkte 1 und 2 können auch Einzelteile sein, die NICHT als solche verkauft werden können, doch als Einzelteile fertiggestellt<br />

sind. Die Entlastung der Konti Produkt 1 und Produkt 2 beinhaltet (evtl.) Verkäufe dieses Produkts und den Bezug für das<br />

Produkt 3. Diejenige Kostenstelle, welche die Produkte in das Endprodukt zusammenführt, wird direkt diesem Endprodukt<br />

(Beispiel Produkt 3) belastet.<br />

Für die Kostenverteilung werden die Herstellkosten der Fertigfabrikate durch die entsprechende Stückzahl geteilt, was<br />

die Herstellkosten pro Stück ergibt. Anschliessend wird dieser Wert mit der entsprechenden Stückzahl multipliziert.<br />

Selbstverständlich funktioniert das System auch bei einer grösseren Anzahl von Teilprodukten, welche in ein anderes "End"-<br />

Produkt eingebaut werden.<br />

�<br />

Die Darstellung eines Produktionsablaufs (speziell auch für die mehrstufige Fertigung) sieht meistens so aus:<br />

Rohmaterial Fertigung Produkt A<br />

Das Rohmaterial (Einzelmaterial) wird selbstverständlich nicht der Kostenstelle FERTIGUNG belastet, sondern direkt<br />

dem Produkt A. Das Rohmaterial wird lediglich in der Kostenstelle bearbeitet, ist aber natürlich, wie es sich für<br />

EINZELKOSTEN gehört, direkt dem Kostenträger zu belasten.<br />

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9.3 Eigenverbrauch<br />

Der Eigenverbrauch stellt die <strong>Kostenrechnung</strong> vor keine grossen Probleme. Die für den Eigenverbrauch verwendeten Produkte<br />

werden zu Herstellkosten aus dem Fertigfabrikatelager heraus der entsprechenden Kostenstelle belastet.<br />

Nachfolgend einige Beispiele:<br />

Belastung auf die Kostenstelle<br />

� SOLL-Buchung<br />

Gutschrift auf den Kostenträger<br />

� HABEN-Buchung<br />

Bemerkung<br />

Verwaltung Fertigfabrikat Kugelschreiber Es werden Kugelschreiber für die Verwaltung bezogen<br />

Marketing Fertigfabrikat Tafelschokolade Es werden Schokoladen als Muster verschenkt<br />

Kantine Fertigfabrikat Konserven Eigenverbrauch für die betriebseigene Kantine<br />

Geschäftsleitung Fertigfabrikat Reifen Die Wagen der Geschäftsleitung erhalten neue Reifen<br />

Marketing Fertigfabrikat Hemden Das Verkaufspersonal erhält neue Hemden<br />

Die Belastung auf die Kostenstellen geschieht zu Herstellkosten und darf somit selbstverständlich keine VVGK enthalten.<br />

9.4 Aktivierungsfähige Eigenleistungen<br />

Die aktivierungsfähigen Eigenleistungen werden in der <strong>Kostenrechnung</strong> auf einem vordefinierten Kostenträger gesammelt.<br />

Sämtliche Kosten (interne und externe Kosten), welche für diese Eigenleistung anfallen, werden anschliessend auf ein<br />

Aktivierungskonto übertragen. Selbstverständlich werden NUR DIE HERSTELLKOSTEN gesammelt, also geschieht die<br />

Aktivierung exklusive Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten. Der Kostenträger Eigenleistung ist somit ausgeglichen!<br />

Diese Aktivierung wird nun natürlich auch in der Anlagekartei vorgenommen. Die Bewertung der Aktivierung in der<br />

Finanzbuchhaltung ist Sache des Rechnungswesenverantwortlichen, wobei darauf zu achten ist, dass die Anlage nicht<br />

überbewertet wird. Die Differenz der Bewertung in der <strong>Kostenrechnung</strong> und der Finanzbuchhaltung wird im Aktivierungskonto<br />

als "sachliche Abgrenzungen" ausgewiesen (Saldo). Nachfolgend ein Beispiel der Verbuchung:<br />

89 KTR Eigenleistung (989) 95 SA Aktivierungskonto (995)<br />

4000 50’000<br />

950 26’000<br />

76'000 989 989 76’000 50'000 3100 (Eigenleistungen in der FIBU)<br />

26'000 SA<br />

Die Eigenleistung wird bei diesem Beispiel mit CHF 50'000 in der Finanzbuchhaltung aktiviert (Handelsbilanz 1 – Steuerbilanz).<br />

Basisbuchhaltung: Handelsbilanz 1 (Steuerbilanz)<br />

Maschinen (Aktiv-Bilanzkonto) - Eigenleistung (Ertragskonto, KMU-Klasse 3) CHF 50'000<br />

Basisbuchhaltung: Handelsbilanz 2 (IFRS, Swiss GAAP FER)<br />

Maschinen (Aktiv-Bilanzkonto) - Eigenleistung (Ertragskonto, KMU-Klasse 3) CHF 76'000<br />

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10. Normalkostenrechnung<br />

Bisher haben wir die IST-Vollkostenrechnung behandelt. Der Unterschied von der IST-Vollkostenrechnung zur NORMAL-<br />

Vollkostenrechnung besteht darin, dass "normale" Kosten in die Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung integriert<br />

werden. Während die IST-Vollkostenrechnung die Kostenstellen 1:1 auf die Kostenträger verrechnet, werden in der NORMAL-<br />

Vollkostenrechnung die Kostenabweichungen zwischen den IST-Kosten und den kalkulierten Kosten (budgetierte Kosten,<br />

Normalkosten) in der Kostenstellenrechnung "abgefangen". Die Kostenstellen erhalten somit auch einen Erfolg, welcher<br />

Deckungsdifferenz (Unterdeckung und Überdeckung) genannt wird.<br />

Jede Kostenstelle erhält einen Zuschlags- oder Kostensatz, welcher die Verrechnung der Kostenstelle übernimmt. Diese<br />

Zuschlags- und Kostensätze werden selbstverständlich auch für die Kalkulationen verwendet.<br />

Die Normalkostenrechnung bietet somit eine verbesserte Analyse-Möglichkeit, können doch nun auch die Kostenstellen<br />

beurteilt werden, was bei der IST-Vollkostenrechnung nur bedingt möglich ist. Für die Aufdeckung von innerbetrieblichen<br />

Schwachstellen wurde somit eine entscheidende Grundlage geschaffen.<br />

Der Erfolg der Kostenträger<br />

...beinhaltet somit die IST-Einzelkosten und die KALKULIERTEN (NORMAL-) Gemeinkosten.<br />

Somit basiert der Erfolg der verschiedenen Kostenträger auf "normalen" Gemeinkosten und die Kostenträger (bzw. die<br />

Verkaufsabteilung) werden nicht mit unvorhersehbaren Gemeinkostenveränderungen belastet. Die Einzelkosten, die<br />

Verkaufszahlen und die Marktpreise sind für das Ergebnis pro Kostenträger verantwortlich.<br />

Die Deckungsdifferenz der Kostenstelle<br />

...lässt einen Vergleich von IST- zu SOLL-Kosten zu.<br />

Hier kommt der Auftrag des Kostenstellenverantwortlichen ins Spiel, seine budgetierten Kosten möglichst einzuhalten. Die<br />

Kostenstelle kann am Ende einer Periode analysiert werden, und Kostenabweichungen werden vom Verantwortlichen erklärt.<br />

10.1 Ermittlung der Normalkostensätze<br />

Für die Normalkostenrechnung und die Kalkulation werden Zuschlags- und Kostensätze benötigt. Wie kommen diese Werte<br />

zustande? Es gibt verschiedene Möglichkeiten:<br />

• Erfahrungswerte (Vergangenheit)<br />

Die IST-Zuschlagssätze und IST-Kostensätze der vergangenen Periode dienen als Ausgangslage. Diese Kostensätze werden<br />

nun mit Zukunftsaussichten kombiniert und ergeben somit die Kalkulationsgrundlagen für die nächste Periode.<br />

• Planungswerte (Budget)<br />

Sie erstellen ein Budget für die Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung. Hierfür ist der BAB perfekt geeignet.<br />

Aufgrund dieses Budget-BAB ermitteln Sie die Zuschlags- und Kostensätze für die nächste Periode.<br />

• übrige Grundlagen<br />

Branchenempfehlungen, ERFA-Gruppen-Erkenntnisse (ERFA = Erfahrungsaustauschgruppe) und Unternehmensstrategien<br />

werden in die Kalkulationsgrundlagen eingebettet und ergeben die Kalkulationsgrundlagen für die nächste Periode.<br />

Es ist stark darauf zu achten, dass die NORMAL-<strong>Kostenrechnung</strong> auch nur "normale" betriebliche Gegebenheiten beinhalten<br />

soll. Unterbeschäftigungen und andere ausserordentliche Tatbestände dürfen NICHT in die Kalkulationsgrundlagen<br />

einfliessen. Diese würden die Zuschlags- und Kostensätze zusätzlich belasten und die Kalkulationswerte in die Höhe treiben,<br />

was ein "Eigentor" ergibt.<br />

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10.2 BAB – Aufbau der Normalkostenrechnung<br />

Nachfolgend werden die Arbeiten in der zeitlichen Reihenfolge beschrieben. Die im Text integrierten Nummern basieren auf der<br />

Darstellung am Schluss dieses Kapitels.<br />

Ab der Abrechnung der Kostenstellen beginnt der Unterschied zur IST-Vollkostenrechnung. Die Erklärungen bis dahin<br />

entnehmen Sie bitte dem Kapitel 3. Es gibt zwei Möglichkeiten, die vorgelagerten Kostenstellen zu verrechnen:<br />

1) Die Verantwortlichen entscheiden, dass die vorgelagerten Kostenstellen zu IST-Kosten auf die übrigen Kostenstellen<br />

verrechnet werden.<br />

2) 5DD Die Verantwortlichen entscheiden, auch für die vorgelagerten Kostenstellen einen Zuschlagssatz oder Kostensatz<br />

zu verwenden. Diese Methode hat zur Folge, dass auch die vorgelagerten Kostenstellen einen Saldo (Deckungsdifferenz =<br />

DD) erhalten. Die Bezeichnung und deren Aussage wird nachfolgend bei den Hauptkostenstellen erklärt.<br />

Nach der Umlage sämtlicher Gemeinkosten der Vor- und Hilfskostenstellen auf die Hauptkostenstellen befinden sich nun<br />

SÄMTLICHE Gemeinkosten in den Hauptkostenstellen. 6Die Hauptkostenstellen werden nun mit "normalisierten" Kosten<br />

abgerechnet. Wir arbeiten mit denjenigen Zuschlags- und Kostensätzen, welche wir auch in den Kalkulationen (Vor-, Zwischen-<br />

und Nachkalkulation) verwenden.<br />

Neu erhalten Sie in den Kostenstellen einen Saldo:<br />

1) DD Ein PLUS-Saldo bedeutet, dass die IST-Kosten grösser sind als die kalkulierten (normalen) Kosten. Wir schreiben eine<br />

sogenannte UNTER-Deckung (UD). Mit anderen Worten, die angefallenen Kosten sind grösser, als vor der Periode<br />

angenommen wurde.<br />

2) DD Ein MINUS-Saldo bedeutet, dass die IST-Kosten unter den kalkulierten (normalen) Kosten geblieben sind. Wir<br />

schreiben eine ÜBER-Deckung (UeD).<br />

DD Alle Deckungsdifferenzen werden durch die Kostenstellenverantwortlichen erklärt. Hohe Deckungsdifferenzen sind immer<br />

schlecht, denn eine grosse Unterdeckung deutet auf eine erhöhte Kostenbelastung hin. Eine grosse Überdeckung deutet darauf<br />

hin, dass die Kalkulationen (speziell die VOR-Kalkulationen) zu hohe Werte beinhalten und so evtl. der eine oder andere<br />

Auftrag aufgrund dieser Tatsache verloren ging.<br />

7 Als Folge befinden sich ALLE Produktionskosten im Kostenträger "1/2-Fabrikate", was als Total die „(kalkulierten) Herstellkosten<br />

der Produktion“ ergibt (ohne Verwaltungs-GK). Mit anderen Worten befinden sich nun sämtliche Kosten, welche mit der<br />

Produktion dieses Produkts oder dieser Dienstleistung entstanden sind, in diesem "Konto".<br />

8Von der Administration des Fertigwarenlagers erhalten wir nun die Mitteilung, für wie viel Herstellkosten Produkte ins Lager<br />

eingegangen sind (IST-Menge x vorkalkulierte Herstell-Stückkosten). Dieser Wert wird als (kalkulierte) Herstellkosten der<br />

Fertigfabrikate bezeichnet.<br />

�Der Saldo, welcher sich aus diesen beiden Werten ergibt, ist die Bestandesänderung der Halbfabrikate (Vermischung<br />

Mengenabweichung SOLL-IST und Bestandesänderung). Ist ein höherer Wert im Fertigfabrikatelager eingegangen als während<br />

dieser bestimmten Periode produziert wurde, ergibt dies eine Bestandesabnahme. Sind die Herstellkosten der Produktion höher<br />

als die Herstellkosten der eingegangenen Fertigfabrikate, sprechen wir von einer Bestandeszunahme der Halbfabrikate.<br />

9Das Fertigfabrikatelager meldet die Höhe des Fertigprodukteausgangs (IST-Menge x vorkalkulierte Herstell-Stückkosten),<br />

was gleichbedeutend mit den (kalkulierten) Herstellkosten der verkauften Produkte ist. �Der Saldo ergibt die Bestandesänderung<br />

an Fertigfabrikaten. Ist der Ausgang höher als der Eingang, erhalten wir eine Bestandesabnahme, ansonsten eine<br />

Bestandeszunahme. Wir befinden uns nun bei den Herstellkosten der verkauften Produkte. �Zu dieser Position kommen nun<br />

die (kalkulierten) Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten hinzu. Diese werden in der Regel in % der Herstellkosten der<br />

verkauften Produkte auf die verschiedenen Kostenträger verteilt. Sie erhalten wieder eine Deckungsdifferenz (Beispiel:<br />

Überdeckung!).<br />

�Das Total des Kontos „verkaufte Fabrikate“ stellt nun die Selbstkosten dar. Diese Selbstkosten werden nun dem �betriebswirtschaftlich<br />

bereinigten Betriebserlös gegenübergestellt, was den kalkulierten Betriebserfolg ergibt. Da die Kosten im BAB<br />

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als Pluspositionen geführt werden und der Erlös als Minusposition integriert wird, ist ein Minussaldo als kalkulierter Gewinn und<br />

ein Plussaldo als kalkulierter Verlust zu bezeichnen.<br />

�Die ermittelten Bestandesänderungen werden natürlich auch in der internen Erfolgsrechnung und in der Erfolgsrechnung der<br />

Finanzbuchhaltung berücksichtigt. Dieser Wert wird vom Kostenträger in die Kostenartenrechnung übertragen, und zwar mit<br />

einem Vorzeichenwechsel, da die Reihenfolge der Zahlen dazu führt. Die Rückbuchung in die Finanzbuchhaltung wird natürlich<br />

durch den Bewertungsentscheid (z.B. zu 2/3 bewertet) beeinflusst�. �Dieser Wert wird nun noch in der Finanzbuchhaltung<br />

verbucht!<br />

Nach der Rückbuchung der Bestandesänderung in die interne Erfolgsrechnung und die Erfolgsrechnung der Finanzbuchhaltung<br />

erhalten wir einerseits den betriebswirtschaftlich richtigen Betriebserfolg � (IST-Betriebserfolg) und andererseits den definitiven<br />

Betriebserfolg der Finanzbuchhaltung�. Wenn man am Schluss dies BAB angekommen ist, ist es unumgänglich, Kontrollrechnungen<br />

vorzunehmen. Sämtliche Werte sind aufgrund des Spaltentotals zu ermitteln. Anschliessend sind folgende<br />

Querkontrollen durchzuführen:<br />

1. Kontrolle: �Erfolg Fibu<br />

� +/- Saldo Sachliche Abgrenzung<br />

�= IST-Erfolg<br />

2. Kontrolle: �Erfolge sämtlicher Kostenträger (kalk. Betriebserfolge)<br />

+/- Unter- und Überdeckungen (DD)<br />

�= IST-Erfolg<br />

Wir empfehlen Ihnen, während des Lösens eines BAB stark auf die Querrechnungen zu achten. Jede Zeile muss für sich genau<br />

aufgehen. Sofern dies nicht der Fall ist, wird der Fehler spätestens am Schluss bei diesen zwei Kontrollen entdeckt, doch WO<br />

sich der Fehler befindet - ist Detektivarbeit!<br />

Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung<br />

Aufwand/<br />

Ertrag<br />

Sachliche<br />

Abgrenzung<br />

Kosten/<br />

Ertrag<br />

Vorgelagerte<br />

Kostenstellen<br />

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Material-<br />

stelle<br />

Fertigungs-<br />

stelle<br />

Verwaltungs-<br />

stelle<br />

Halb-<br />

fabrikate<br />

Fertig-<br />

fabrikate<br />

Einzelkosten 1 2 3 4<br />

Gemeinkosten 1 2 3 4 4 4 4<br />

Total X X X X X X X X<br />

Uml. Vorg. Stellen 5 5 5 5<br />

Umlage Mat.stelle 6 6<br />

Umlage Fert.stelle 6 6<br />

Herstellk. Halbf. 7<br />

Herstellk. Fertigf. 8 8<br />

Herstellk. Verk. F. 9 9<br />

Uml. Verw.stelle � �<br />

Selbstkosten X<br />

Erlös � � � �<br />

Best.änd. Erzeug. � � � � �<br />

Erfolg � � � DD DD DD DD �<br />

1 Übernahme des zeitlich abgegrenzten Aufwandes der Finanzbuchhaltung<br />

2 Korrektur des zeitlich abgegrenzten Aufwandes nach betrieblich-objektiven Grundsätzen<br />

3 Kosten – aufgeteilt in Einzelkosten und Gemeinkosten<br />

4 Einzelkosten werden direkt dem Kostenträger belastet, die Gemeinkosten den Kostenstellen<br />

5 Umlage der vorgelagerten Kostenstellen auf die Hauptkostenstellen (meist zu IST-Kosten)<br />

6 Verrechnung der Hauptkostenstellen auf den 1. Kostenträger mittels PLAN-Zuschlags- oder Kostensatz<br />

DD Der Saldo der Kostenstelle ergibt die Deckungsdifferenz<br />

IST-Kosten > SOLL-Kosten � Unterdeckung / IST-Kosten < SOLL-Kosten � Überdeckung<br />

7 Zwischenresultat: Herstellkosten der Produktion = alle Kosten, die für die Herstellung angefallen sind<br />

8 Mitteilung des Fertiglagers, wie viele Produkte ins Fertiglager eingegangen sind<br />

9 Mitteilung des Fertiglagers, wie viele Produkte aus dem Fertiglager ausgeliefert wurden<br />

� Verrechnung der Verwaltungsgemeinkosten auf die verkauften Produkte<br />

� Übernahme des zeitlich abgegrenzten Erlöses der Finanzbuchhaltung<br />

� Korrektur des zeitlich abgegrenzten Erlöses nach betrieblich-objektiven Grundsätzen<br />

� Der betriebswirtschaftlich korrekte Erlös wird dem Kostenträger „verkaufte Fabrikate“ zugewiesen<br />

� Bestandesänderungen der angefangenen Arbeiten (Halbfabrikate) und der Fertigfabrikate<br />

Die Bestandesänderung wird mit einem Vorzeichenwechsel in der Spalte Kosten/Ertrag eingetragen.<br />

� Veränderung der Stillen Reserven auf diese Bestandesänderung (Sachliche Abgrenzung), z.B. 1/3<br />

� Bestandesänderung der Finanzbuchhaltung, z.B. 2/3<br />

� kalkulierter Betriebserfolg dieses Kostenträgers (Normalerfolg)<br />

� IST-Betriebserfolg des gesamten Betriebes<br />

� definitiver Betriebserfolg FIBU (nach Verbuchung der Bestandesänderung Halb- und Fertigfabrikate)<br />

� Total der sachlichen Abgrenzung (Verbindung Erfolg IST zu Erfolg FIBU)<br />

X Spaltentotal<br />

verkaufte<br />

Fabrikate


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10.3 Kontoform – Aufbau der Normalkostenrechnung<br />

Wir verzichten darauf, die Normalkostenrechnung nochmals zu beschreiben. Stattdessen stellen wir eine Normal-<strong>Kostenrechnung</strong><br />

als BAB und als Kontoform dar, damit Sie die Zahlen miteinander vergleichen können.<br />

FIBU SA <strong>BEBU</strong> Gebäude Lager Fert.1 Fert.2 Verw. 1/2-F. A 1/2-F. B 1/1-F. A 1/1-F. B Verk.F.A verk.F.B<br />

10 40 51 52 60 70 80 71 81 72 82<br />

4000 Rohm. 2100 100 2200 1500 700<br />

5000 Löhne 1400 -60 1340 10 20 665 575 70<br />

4050 GK-Mat. 400 400 350 50<br />

6900 Absch. 180 -20 160 8 72 56 24<br />

6800 Zinsen 60 +10 70 14 21 21 14<br />

6700 Übr. B. 540 -10 530 20 1 140 99 270<br />

Zwischentotal 4680 20 4700 30 393 898 751 428 1500 700<br />

Uml.Gebäude -30 3 9 9 9<br />

Uml.Lager -462 315 147<br />

Uml.Fert. 1 -882 1) 126 756<br />

Uml.Fert. 2 -763 2) 201 562<br />

HK Prod. 2142 2165<br />

HK 1/1-F. -2077 -2210 2077 2210<br />

HK verk.Fabr. -1993 -1430 1993 1430<br />

Uml.Verw. -479 279 200<br />

Selbstkosten 2272 1630<br />

Erlös -3900 -3900 -2050 -1850<br />

Best.änd. -663 -221 -884 65 -45 84 780<br />

Erfolg V 117 -201 G -84 BZ BA BZ BZ V 222 G -220<br />

Deckungsdiff. 0 -66 UED +25 UD -3 UED -42 UED<br />

90 SA Rohmaterial (990) 95 SA BÄ 1/2-/1/1-Fabr. (995) 52 Fertigung II (952) 71 1/1-Fabrikate A (971)<br />

4000 2'100 1'500 990 970 65 45 980 5000 615 40 991 970 2'077 1'993 971<br />

700 990 971 84 6700 99 201 952 2) 84 971<br />

SA 100 981 780 892 56 562 952 2)<br />

663 3080 893 21 81 1/1-Fabrikate B (981)<br />

221 SA 910 9 980 2'210 1'430 981<br />

91 SA Löhne (991) UED 3 780 981<br />

991 20 10 Gebäude (910)<br />

991 40 60 SA 5000 10 3 910 60 Verwaltung (960) 72 verkaufte Fabr. A<br />

6700 20 9 910 5000 70 10 994 971 1'993 2'050 3010<br />

92 SA Abschreibungen (992) 9 910 4050 50 279 960 960 279<br />

6900 180 8 892 9 910 6700 280 200 960 222 kalk.V.<br />

72 892 892 24<br />

56 892 40 Lager (940) 893 14 82 verkaufte Fabr. B<br />

24 892 5000 20 315 940 910 9 981 1'430 1'850 3020<br />

20 SA 4050 350 147 940 UED 42 960 200<br />

6700 1 kalk.G. 220<br />

93 SA Zinsen (993) 892 8 70 1/2-Fabrikate A (970)<br />

6800 60 14 893 893 14 990 1'500 2'077 970<br />

21 893 910 3 940 315<br />

21 893 UED 66 951 126<br />

SA 10 14 893 952 201 65 970<br />

51 Fertigung I (951)<br />

94 SA übr. Betr.aufw. (994) 5000 685 20 991 80 1/2-Fabrikate B (980) 1) 9‘800 Std.<br />

994 10 6700 140 126 951 1) 990 700 2'210 980 2) 7‘826 Std.<br />

10 SA 892 72 756 951 1) 940 147<br />

893 21 951 756<br />

910 9 25 UD 952 562<br />

980 45<br />

UD = Unterdeckung UED = Überdeckung<br />

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10.4 Analyse der Deckungsdifferenzen<br />

Die Kalkulationssätze (Kostensätze und Zuschlagssatze) welche für die Abrechnung der Kostenstellen verwendet werden,<br />

entsprechen in der Regel den Kalkulationssätzen für die Kalkulationen (Vor-, Zwischen- und Nachkalkulationen). Aufgrund der<br />

Tatsache, dass die Kostenstellen mit den Kalkulationssätzen entlastet werden, werden so Differenzen zum Kostenstellen-<br />

Budget aufgedeckt. Diese Differenz wird, wie bereits erwähnt, Deckungsdifferenz (Unter- und Überdeckung) genannt. Es gilt<br />

nun, diese Differenz zu analysieren, damit die Schwachstellen im Unternehmen eleminiert werden können.<br />

Für das Beispiel werden die vorangehenden Daten des BAB, bzw. der Kontoform verwendet. Für die Analyse werden zudem<br />

die Plandaten (Budget) der Kostenstellen benötigt, welche folgendermassen aussehen:<br />

Plandaten Jahr<br />

Einzelkosten Gemeinkosten Berechnungsbasis<br />

Rohmaterial 2‘400<br />

Lager 504 in % des Einzelmaterials<br />

Fertigung 1 900 Personen-Stunden (10‘000 Std. = Beschäftigungsgrad 100%)<br />

Fertigung 2 780 Maschinen-Stunden (8‘000 Std. = Beschäftigungsgrad 100%)<br />

Verwaltung 642 HK der verkauften Produkte<br />

Die Deckungsdifferenz wird in folgende Bereiche aufgeteilt:<br />

KST Lager KST Fert.1 KST Fert.2 KST Verwaltung<br />

Verbrauchsabweichung:<br />

IST-Kosten 396 907 760 437<br />

./. Plan-Kosten -504 -900 -780 -642<br />

Verbrauchs-Abweichung -108 +7 -20 -205<br />

Volumenabweichung (oder Beschäftigungsabweichung):<br />

Plan-Kosten 504 900 (10‘000 Std.) 780 (8‘000 Std.) 642<br />

./. kalkulierte Kosten -462 -882 ( 9‘800 Std.) -763 (7‘826 Std.) -479<br />

Volumen-Abweichung +42 +18 +17 +163<br />

Deckungsdifferenz UED -66 UD +25 UED -3 UED -42<br />

Nachfolgend sehen Sie eine andere Darstellungsform:<br />

Kostenstelle Lager IST Plan Abweichung Bezeichnung<br />

Kostenbelastung Soll 396 504 -108 Verbrauchsabweichung<br />

Kostenentlastung Haben -462 -504 +42 Volumenabweichung<br />

Total Abweichung -66 0 -66<br />

Analyse Kostenstelle Lager: Die Verbrauchs-Abweichung präsentiert deutlich tiefere IST-Kosten als budgetiert. Die<br />

Volumen-Abweichung zeigt, dass bei der Kostenstelle Lager weniger Einzelmaterial<br />

bearbeitet wurde. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass die Rohmaterialpreise<br />

gefallen sind und so diese Volumen-Abweichung zu erklären ist.<br />

Analyse Kostenstelle Verwaltung: Die Verbrauchs-Abweichung präsentiert wiederum deutlich tiefere IST-Kosten als<br />

budgetiert. Die deutliche Volumen-Abweichung bei der Verwaltung ist zum grössten Teil auf<br />

die massive Bestandeszunahme zurückzuführen. Ohne diese massive Bestandeszunahme<br />

ergeben sich kalkulierte Kosten von 603, was nur noch eine Volumen-Abweichung von 39<br />

ergibt.<br />

Analyse Fertigung 1 und 2: Beide Kostenstellen weisen eine leichte Unterbeschäftigung (rapp. Stunden) aus.<br />

(Beschäftigungsgrad: Fertigung 1: 98% Fertigung 2: 97,8%)<br />

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10.5 Kostenträger<br />

95 SA BA 1/2-/1/1-F. (995) 70 1/2-Fabrikate (970) 71 1/1-Fabrikate (971) 72 verkaufte Fabrikate (971)<br />

971 130 56 970 990 800 4'250 970 970 4'250 4'120 971 971 4'120 5'074 3000<br />

49 3080 940 144 130 971 960 865<br />

25 SA 950 2'750<br />

951 500 kalk. Gew. 89<br />

970 56<br />

Der Wechsel von IST- zu Normalgemeinkosten schlägt sich natürlich auch in der Kostenträgerrechnung nieder.<br />

Nachfolgend werden die Werte der drei Kostenträger erklärt:<br />

Die Einzelkosten, welche in den ersten Kostenträger gebucht werden, sind IST-Kosten, also tatsächlich angefallen. In unserem<br />

Beispiel nehmen wir Einzelmaterial (990) von 800 an.<br />

Die Materialstelle (40) wird mit 18% des Einzelmaterials abgerechnet (=144). Die Fertigungsstelle (50) wird mit einem<br />

Kostensatz von CHF 125/Std. abgerechnet. Während der definierten Periode wurden 22'000 Std. rapportiert (= 2'750). Die<br />

Montagestelle (51) wird mit dem Kostensatz von CHF 100/Std. verrechnet. Es wurden 5'000 Std. rapportiert (=500).<br />

Der Fertiglagereingang basiert auf den gefertigten Stückzahlen und dem vorkalkulierten Herstellkostenwert eines Stücks. In<br />

diesem Herstellkostenwert sind natürlich Sollwerte enthalten. Beispielsweise das Einzelmaterial oder die benötigten<br />

Arbeitsstunden in der Fertigung und der Montage sind geschätzt!<br />

Im Normalfall wäre der Saldo von 56 eine Bestandesabnahme an Fabrikaten in Arbeit. Die extrem kurze Produktionsdauer<br />

unseres Beispiels lässt jedoch keine Bestände an Fabrikaten in Arbeit zu. Somit bedeutet dieser Saldo keine Bestandesabnahme,<br />

sondern eine Mengenabweichung von IST zu SOLL (kalkuliert).<br />

Der ausgewiesene Saldo des Kostenträgers "Fabrikate in Arbeit" oder "Halbfabrikate" beinhaltet somit immer eine<br />

Mischung von Bestandesänderungen und Abweichungen des Mengengerüsts (IST-Menge zu SOLL-Menge).<br />

Die Verkaufsabteilung meldet die Stückzahl der verkauften Artikel. Diese Stückzahl wird mit dem vorkalkulierten Wert (SOLL-<br />

Mengen, Zuschlags- und Kostensätze) multipliziert und ergibt somit den zu verbuchenden Wert zu Herstellkosten.<br />

Der ausgewiesene Saldo beinhaltet die Bestandesänderung der Fertigfabrikate. In unserem Beispiel ist dies eine Bestandeszunahme<br />

(...zu kalkulierten Werten). Hier findet nun keine Vermischung von Mengen statt, denn sowohl der Eingang (Sollseite)<br />

wie auch der Ausgang (Habenseite) beinhalten die Stückzahlen multipliziert mit den vorkalkulierten Herstellkosten.<br />

Zu den Herstellkosten der verkauften Fabrikate kommen die Verwaltungsgemeinkosten (960) hinzu, welche in unserem Beispiel<br />

mit einem Zuschlagssatz von 21% berechnet werden. Das Ergebnis zum Absatzerlös wird als "kalkulierter" Betriebserfolg<br />

(Normalerfolg) bezeichnet.<br />

Nun gilt es noch das Konto SA BÄ 1/2-/1/1-Fabrikate abzuschliessen. Der Saldo weist die effektive Bestandesänderung aus. In<br />

diesem Beispiel entspricht dies einer Bestandeszunahme von 74. In unserem Bespiel bewertet die Finanzbuchhaltung die<br />

Bestände zu 2/3, was zur Folge hat, dass in der Finanzbuchhaltung die Bestandeszunahme mit 49 (Erfolgskonto: 3080)<br />

gebucht wird. Der Endsaldo weist die Veränderung (Beispiel: Bildung von 25) der Stillen Reserven aus.<br />

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10.6 Analyse Kostenträger<br />

Die Saldi der Kostenträger Halb- und Fertigfabrikate wurden immer mit Bestandeszu- oder Bestandesabnahme bezeichnet. Das<br />

ist bei der Normalkostenrechnung so nicht ganz richtig!<br />

Die ausgewiesene Bestandesänderung der Halbfabrikate ist eine Mischung aus Bestandesänderung und Mengenabweichung.<br />

Die Belastung des Kostenträgers Halbfabrikate basiert auf den IST-Einzelkosten und den kalkulierten Gemeinkosten (mit zum<br />

Teil rapportieren, bzw. zugewiesenen Stunden). Die Entlastung basiert hingegen auf den vorkalkulierten werden, welche<br />

geschätzte Einzelkosten und geschätzte Arbeitsstunden beinhalten.<br />

Folgendes Beispiel soll dieses Problem verdeutlichen:<br />

Vorkalkulation Produkt XY (10 Stk.): Informationen Produktion/Fertigwarenlager:<br />

Einzelmaterial 12 kg à CHF 3.20 CHF 38.40 produzierte und fertige Stückzahl: 900<br />

Fertigung I 2 Std. à CHF 75.00 CHF 150.00 � keine Bestandesänderung Halbfabrikate<br />

Fertigung II 30 % von Fertigung I CHF 45.00 verkaufte Stückzahl: 980<br />

Herstellkosten pro 10 Stk. CHF 233.40<br />

Herstellkosten pro Stk. CHF 23.34<br />

Betriebsabrechnungsbogen:<br />

Halbfabrikate XY Fertigfabrikate XY Verkaufte Fabrikate XY<br />

Einzelmaterial 3‘562<br />

Umlage Fertigung I 13‘875<br />

Umlage Fertigung II 4‘163<br />

HK der Produktion 21‘600<br />

HK der Fertigfabrikate -21‘006 21‘006<br />

HK verkaufte Fabrikate -22‘873 22873<br />

Bestandesänderung 594 -1‘867<br />

Währenddem die Bestandesabnahme der Fertigfabrikate eine REINE Bestandesabnahme ist (sowohl Belastung als auch<br />

Entlastung mit CHF 23.34/Stk.) ergibt sich bei der Bestandesänderung der Halbfabrikate grundsätzlich eine Mischrechnung.<br />

Da in diesem Beispiel keine angefangenen Arbeiten vorhanden sind, handelt es sich hier um eine reine Kostenabweichung.<br />

Hier die Analyse der Kostenbelastung:<br />

effektiv/Stk. geplant/Stk. Abweichung<br />

Einzelmaterial 3.958 3.840 106 Preis- oder/und Mengenabweichung<br />

Fertigung I 15.417 15.000 375 Mengenabweichung in Stunden<br />

Fertigung II 4.625 4.500 113 Mengenabweichung in Stunden Fertigung I<br />

Herstellkosten 24.000 23.340 594<br />

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10.7 Absatzerfolgsrechnung (Umsatzkostenverfahren)<br />

Staffelform / Berichtsform A B C<br />

Nettoerlös 3'000 4'000 2’000<br />

- (kalkulierte) HK der verkauften Produkte - 2'200 - 3'420 - 1’250<br />

(kalkuliertes) Ergebnis nach Herstellkosten 800 580 1’250<br />

- (kalkulierte) Verwaltungsgemeinkosten - 550 - 855 - 750<br />

kalkulierter Betriebserfolg (Normalerfolg) G 250 V -275 G 437<br />

kalkulierter Betriebsgewinn 412<br />

+ Überdeckung Materialstelle + 9<br />

- Unterdeckung Fertigungsstelle - 99<br />

- Unterdeckung Verwaltungsstelle - 222<br />

IST Betriebsgewinn 100<br />

+/- sachl. Abgrenzungen Rohmaterial 100<br />

Gemeinkosten - 60<br />

Auflösung SR 1/2-/1/1-Fabr. 20<br />

Betriebsgewinn FIBU 160<br />

Die Absatzerfolgsrechnung hat die Aufgabe, die Absatz- bzw. Verkaufsleistung<br />

darzustellen. Als Ausgangslage dient der Nettoerlös,<br />

welcher aufgrund der Verkäufe erreicht wurde.<br />

Diesem Nettoerlös stellen wir die KALKULIERTEN Herstellkosten<br />

(ohne kalkulierte Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten) dieser<br />

verkauften Produkte gegenüber. Wir erhalten das Zwischentotal<br />

"kalkuliertes Ergebnis nach Herstellkosten".<br />

Damit schlussendlich sämtliche Kosten dem Nettoerlös gegenüberstehen,<br />

werden nun noch die kalkulierten Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten<br />

vom kalkulierten Ergebnis nach Herstellkosten in Abzug<br />

gebracht. Wir erhalten den kalkulierten Betriebserfolg.<br />

BIS ZU DIESEM RESULTAT WERDEN SÄMTLICHE BETRÄGE<br />

NACH KOSTENTRÄGER (PRODUKT, DIENSTLEISTUNG, LAND<br />

ETC.) AUSGEWIESEN. DIE WERTE SIND NICHT ZUSAMMENGE-<br />

FASST DARZUSTELLEN, DA DIE DIFFERENZIERTE DAR-<br />

STELLUNG NATÜRLICH SEHR VIEL MEHR AUSSAGT.<br />

Da die Deckungsdifferenzen der Kostenstellen<br />

nicht einem Kostenträger zugewiesen werden,<br />

sondern ein "Analyseresultat" der Kostenstelle<br />

darstellen, wird die Erfolgsrechnung mit einem<br />

zusammengefassten kalkulierten Betriebserfolg<br />

fortgesetzt. Wir erhalten nach der Integration der<br />

Deckungsdifferenzen den effektiven Betriebserfolg.<br />

Selbstverständlich soll auch die Verbindung zur<br />

Finanzbuchhaltung dargestellt werden, weshalb<br />

die sachlichen Abgrenzungen ausgewiesen<br />

werden. Wir beginnen mit den "normalen"<br />

sachlichen Abgrenzungen, welche wir in der<br />

Kostenartenrechnung vorgenommen haben<br />

(Unterschied FIBU-Aufwand zu <strong>BEBU</strong>-Kosten).<br />

Natürlich werden auch die "besonderen" sachlichen<br />

Abgrenzungen dargestellt, nämlich die<br />

Bildung (Zunahme) bzw. Auflösung (Abnahme)<br />

der stillen Reserven (Bewertungsdifferenz FIBU -<br />

<strong>BEBU</strong> z.B. Bewertung zu 2/3) der 1/2-/1/1-Fabr..<br />

Als Endresultat erhalten wir den definitiven Be-<br />

triebserfolg der Finanzbuchhaltung.<br />

Diese Erfolgsrechnung beinhaltet die genauen<br />

Bezeichnungen der einzelnen Positionen.<br />

Da das Ergebnis "kalkulierter Betriebserfolg"<br />

ausgewiesen wird, ist klar, dass es sich um eine<br />

Erfolgsrechnung der Normalkostenrechnung<br />

handelt und somit wird bei den vorangehenden<br />

Positionen auf diesen Zusatz verzichtet.<br />

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10.8 Produktionserfolgsrechnung (Gesamtkostenverfahren)<br />

Staffelform / Berichtsform A B C<br />

Nettoerlös 3'000 4'000 2’000<br />

+ Bestandeszunahme 1/2-/1/1-Fabrikate + 30 + 20 + 40<br />

- Bestandesabnahme 1/2-/1/1-Fabrikate - 50 - 70 - 30<br />

(kalkulierter) Produktionsertrag 2’980 3'950 2’010<br />

Produktionserfolgsrechnung nach Kostenarten<br />

Staffelform / Berichtsform A B C<br />

Nettoerlös 3'000 4'000 2’000<br />

+ Bestandeszunahme 1/2-/1/1-Fabrikate + 30 + 20 + 40<br />

- Bestandesabnahme 1/2-/1/1-Fabrikate - 50 - 70 - 30<br />

(kalkulierter) Produktionsertrag 2’980 3'950 2’010<br />

(kalkulierter) Produktionsertrag 8’940<br />

- Rohmaterialkosten - 2’100<br />

- Personalkosten - 4’200<br />

- übrige Betriebskosten - 2’540<br />

IST-Betriebserfolg (Gewinn) 100<br />

+/- sachl. Abgrenzungen Rohmaterial 100<br />

Gemeinkosten - 60<br />

Auflösung SR 1/2-/1/1-Fabr. 20<br />

FIBU-Betriebserfolg (Gewinn) 160<br />

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-<br />

Es gibt 3 Varianten der Produktionserfolgs-<br />

rechnung:<br />

• nach Kostenarten<br />

• nach Kostenstellen<br />

• nach Kostenträger<br />

...welche sich jedoch nur in einem Teilbereich<br />

unterscheiden.<br />

Das Grundschema präsentiert sich wiefolgt:<br />

Der Absatzleistung (Absatzerlös) werden die<br />

kalkulierten Bestandesänderungen an 1/2- und<br />

1/1-Fabrikaten gegenübergestellt, was den<br />

kalkulierten PRODUKTIONSERTRAG ergibt.<br />

Diesem kalkulierten Produktionsertrag werden<br />

nun auf 3 verschiedene Varianten Kosten<br />

gegenübergestellt.<br />

Bei jeder dieser 3 Varianten treffen wir ein Resultat<br />

der Absatzerfolgsrechnung. 2 mal ist dieses<br />

das Zwischenresultat "kalk. Ergebnis nach Herstellkosten"<br />

und 1 mal ist es der "IST-Betriebserfolg".<br />

Die Produktionserfolgsrechnung nach Kostenarten<br />

zeigt die Kosten in der Kostenartenstruktur.<br />

Wir ziehen die verschiedenen Kostenarten der<br />

Kostenartenrechnung vom kalkulierten Produktionsertrag<br />

ab und erhalten den IST-Betriebserfolg.<br />

Achten Sie darauf, dass Sie nicht versehentlich<br />

die Aufwände abziehen!<br />

Der IST-Betriebsgewinn ist selbstverständlich<br />

gleich hoch, wie dieser bei der Absatz-Erfolgs-<br />

rechnung ausgewiesen wird.<br />

Es ist wiederum die Verbindung zum Erfolg der<br />

Finanzbuchhaltung darzustellen.<br />

Da bei dieser Art der Produktionserfolgsrechnung<br />

kein "kalkulierter Betriebserfolg" ausgewiesen<br />

wird, ist diese Variante der Produktionserfolgsrechnung<br />

bei einer Normalkostenrechnung<br />

NICHT sehr sinnvoll.


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Produktionserfolgsrechnung nach Kostenstellen<br />

Staffelform / Berichtsform A B C<br />

Nettoerlös 3'000 4'000 2’000<br />

+ Bestandeszunahme 1/2-/1/1-Fabrikate + 30 + 20 + 40<br />

- Bestandesabnahme 1/2-/1/1-Fabrikate - 50 - 70 - 30<br />

(kalkulierter) Produktionsertrag 2’980 3'950 2’010<br />

- Einzelkosten - 650 - 1'040 - 410<br />

- (kalkulierte) Materialgemeinkosten - 80 - 128 - 51<br />

- (kalkulierte) Fertigungsgemeinkosten - 1'450 - 2'202 - 799<br />

(kalkuliertes) Ergebnis nach Herstellkosten 800 580 750<br />

- (kalkulierte) Verwaltungsgemeinkosten - 550 - 85 - 313<br />

kalkulierter Betriebserfolg G 250 V -275 G 437<br />

kalkulierter Betriebsgewinn 412<br />

+ Überdeckung Materialstelle + 9<br />

- Unterdeckung Fertigungsstelle - 99<br />

- Unterdeckung Verwaltungsstelle - 222<br />

IST-Betriebserfolg (Gewinn) 100<br />

+/- sachl. Abgrenzungen Rohmaterial 100<br />

Gemeinkosten - 60<br />

Auflösung SR 1/2-/1/1-Fabr. 20<br />

FIBU-Betriebserfolg (Gewinn) 160<br />

Die Produktionserfolgsrechnung nach Kostenstellen zeigt die Kosten<br />

in der Kostenstellenstruktur. Diese Darstellungsform der Produktionserfolgsrechnung<br />

ist die Aussagekräftigste.<br />

Als erstes werden die Einzelkosten vom kalk. Produktionsertrag abgerechnet,<br />

da diese in den Kostenstellen nicht enthalten sind. Anschliessend<br />

werden diejenigen Kostenstellen dem Produktionsertrag gegenübergestellt,<br />

welche mit der Herstellung (ohne Verwaltung und Vertrieb)<br />

in direktem Zusammenhang stehen.<br />

Da ALLE Erfolgsrechnungen die verschiedenen Kostenträger unterteilt<br />

darstellen (z.B. Produkt A, B und C), werden die anteilmässigen<br />

Einzel- und Gemeinkosten pro Kostenträger dargestellt (z.B. Mat.GK<br />

A: 80 / B: 128 / C: 51).<br />

Das kalk. Ergebnis nach Herstellkosten ist<br />

selbstverständlich gleich hoch, wie dieses bei der<br />

Absatz-Erfolgsrechnung ausgewiesen wird.<br />

Identisch zur Absatzerfolgsrechnung werden die<br />

kalkulierten Verwaltungsgemeinkosten<br />

abgerechnet, was den kalkulierten Betriebserfolg<br />

ergibt.<br />

BIS ZU DIESEM RESULTAT WERDEN<br />

SÄMTLICHE BETRÄGE NACH KOSTEN-<br />

TRÄGER (PRODUKT, DIENSTLEISTUNG,<br />

LAND ETC.) AUSGEWIESEN. DIE WERTE<br />

SIND NICHT ZUSAMMENGEFASST DARZU-<br />

STELLEN, DA DIE DIFFERENZIERTE DAR-<br />

STELLUNG NATÜRLICH SEHR VIEL MEHR<br />

AUSSAGT.<br />

Da die Deckungsdifferenzen der Kostenstellen<br />

nicht einem Kostenträger zugewiesen werden,<br />

sondern ein "Analyseresultat" der Kostenstelle<br />

darstellen, wird die Erfolgsrechnung mit einem<br />

zusammengefassten kalkulierten Betriebserfolg<br />

fortgesetzt. Wir erhalten nach der Integration der<br />

Deckungsdifferenzen den effektiven Betriebserfolg.<br />

Selbstverständlich soll auch die Verbindung zur<br />

Finanzbuchhaltung dargestellt werden, weshalb<br />

die sachlichen Abgrenzungen ausgewiesen<br />

werden. Wir beginnen mit den "normalen"<br />

sachlichen Abgrenzungen, welche wir in der<br />

Kostenartenrechnung vorgenommen haben<br />

(Unterschied FIBU-Aufwand zu <strong>BEBU</strong>-Kosten).<br />

Natürlich werden auch die "besonderen" sachlichen<br />

Abgrenzungen dargestellt, nämlich die<br />

Bildung (Zunahme) bzw. Auflösung (Abnahme)<br />

der stillen Reserven (Bewertungsdifferenz FIBU -<br />

<strong>BEBU</strong> z.B. Bewertung zu 2/3) der 1/2-/1/1-Fabr..<br />

Als Endresultat erhalten wir den definitiven<br />

Betriebserfolg der Finanzbuchhaltung.<br />

Diese Erfolgsrechnung beinhaltet die genauen<br />

Bezeichnungen der einzelnen Positionen.<br />

Da das Ergebnis "kalkulierter Betriebserfolg"<br />

ausgewiesen wird, ist klar, dass es sich um eine<br />

Erfolgsrechnung der Normalkostenrechnung<br />

handelt und somit wird bei den vorangehenden<br />

Positionen auf diesen Zusatz verzichtet.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 85/124<br />

Produktionserfolgsrechnung nach Kostenträger<br />

Staffelform / Berichtsform A B C<br />

Nettoerlös 3'000 4'000 2’000<br />

+ Bestandeszunahme 1/2-/1/1-Fabrikate + 30 + 20 + 40<br />

- Bestandesabnahme 1/2-/1/1-Fabrikate - 50 - 70 - 30<br />

(kalkulierter) Produktionsertrag 2’980 3'950 2’010<br />

- (kalkulierte) Herstellkosten der Produktion - 2'180 - 3'370 -1’260<br />

(kalkuliertes) Ergebnis nach Herstellkosten 800 580 750<br />

- (kalkulierte) Verwaltungsgemeinkosten - 550 - 85 - 313<br />

kalkulierter Betriebserfolg G 250 V -275 G 437<br />

kalkulierter Betriebsgewinn 412<br />

+ Überdeckung Materialstelle + 9<br />

- Unterdeckung Fertigungsstelle - 99<br />

- Unterdeckung Verwaltungsstelle - 222<br />

IST Betriebsgewinn 100<br />

+/- sachl. Abgrenzungen Rohmaterial 100<br />

Gemeinkosten - 60<br />

Auflösung SR 1/2-/1/1-Fabr. 20<br />

Betriebsgewinn FIBU 160<br />

Die Produktionserfolgsrechnung nach Kostenträger zeigt die<br />

Kosten in der Kostenträgerstruktur.<br />

Dem kalkulierten Produktionsertrag werden die kalkulierten<br />

Herstellkosten der Produktion (Herstellkosten der 1/2-Fabrikate)<br />

gegenübergestellt, was das Resultat "kalk. Ergebnis nach<br />

Herstellkosten" ergibt.<br />

Das kalk. Ergebnis nach Herstellkosten ist selbstverständlich gleich<br />

hoch, wie dieses bei der Absatz-Erfolgsrechnung ausgewiesen wird.<br />

Identisch zur Absatzerfolgsrechnung werden die kalkulierten<br />

Verwaltungsgemeinkosten abgerechnet, was den kalkulierten<br />

Betriebserfolg ergibt.<br />

BIS ZU DIESEM RESULTAT WERDEN<br />

SÄMTLICHE BETRÄGE NACH<br />

KOSTENTRÄGER (PRODUKT,<br />

DIENSTLEISTUNG, LAND ETC.)<br />

AUSGEWIESEN. DIE WERTE SIND NICHT<br />

ZUSAMMENGEFASST DARZUSTELLEN, DA<br />

DIE DIFFERENZIERTE DARSTELLUNG<br />

NATÜRLICH SEHR VIEL MEHR AUSSAGT.<br />

Da die Deckungsdifferenzen der Kostenstellen<br />

nicht einem Kostenträger zugewiesen werden,<br />

sondern ein "Analyseresultat" der Kostenstelle<br />

darstellen, wird die Erfolgsrechnung mit einem<br />

zusammengefassten kalkulierten Betriebserfolg<br />

fortgesetzt. Wir erhalten nach der Integration der<br />

Deckungsdifferenzen den effektiven<br />

Betriebserfolg.<br />

Selbstverständlich soll auch die Verbindung zur<br />

Finanzbuchhaltung dargestellt werden, weshalb<br />

die sachlichen Abgrenzungen ausgewiesen werden.<br />

Wir beginnen mit den "normalen" sachlichen<br />

Abgrenzungen, welche wir in der Kostenartenrechnung<br />

vorgenommen haben (Unterschied<br />

FIBU-Aufwand zu <strong>BEBU</strong>-Kosten).<br />

Natürlich werden auch die "besonderen" sachlichen<br />

Abgrenzungen dargestellt, nämlich die<br />

Bildung (Zunahme) bzw. Auflösung (Abnahme)<br />

der stillen Reserven (Bewertungsdifferenz FIBU -<br />

<strong>BEBU</strong> z.B. Bewertung zu 2/3) der 1/2-/1/1-Fabr..<br />

Als Endresultat erhalten wir den definitiven Be-<br />

triebserfolg der Finanzbuchhaltung.<br />

Diese Erfolgsrechnung beinhaltet die genauen<br />

Bezeichnungen der einzelnen Positionen.<br />

Da das Ergebnis "kalkulierter Betriebserfolg"<br />

ausgewiesen wird, ist klar, dass es sich um eine<br />

Erfolgsrechnung der Normalkostenrechnung<br />

handelt, und somit wird bei den vorangehenden<br />

Positionen auf diesen Zusatz verzichtet.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 86/124<br />

Erfolgsrechnungen der NORMAL-Vollkostenrechnung<br />

Absatz-Erfolgsrechnung<br />

Produktionserfolgsrechnung<br />

nach Kostenarten nach Kostenstellen nach Kostenträger<br />

Nettoerlös Nettoerlös Nettoerlös Nettoerlös<br />

- HK der verkauften Produkte + Bestandeszunahme Erzeugnisse + Bestandeszunahme Erzeugnisse + Bestandeszunahme Erzeugnisse<br />

- Bestandesabnahme Erzeugnisse - Bestandesabnahme Erzeugnisse - Bestandesabnahme Erzeugnisse<br />

+ Eigenleistungen + Eigenleistungen + Eigenleistungen<br />

Produktionsertrag Produktionsertrag Produktionsertrag<br />

- Rohmaterialkosten - Einzelkosten - Herstellkosten der Produktion<br />

- Lohnkosten - Material-GK<br />

- übrige Betriebskosten - Fertigungs-GK<br />

Ergebnis nach Herstellkosten Ergebnis nach Herstellkosten Ergebnis nach Herstellkosten<br />

- Verwaltungs-GK - Verwaltungs-GK - Verwaltungs-GK<br />

Kalk. Betriebsgewinn Kalk. Betriebsgewinn Kalk. Betriebsgewinn<br />

- Unterdeckungen - Unterdeckungen - Unterdeckungen<br />

+ Überdeckungen + Überdeckungen + Überdeckungen<br />

Betriebsgewinn IST Betriebsgewinn IST Betriebsgewinn IST Betriebsgewinn IST<br />

- Sachliche Abgrenzung (Aufwand > Kosten) - Sachliche Abgrenzung (Aufwand > Kosten) - Sachliche Abgrenzung (Aufwand > Kosten) - Sachliche Abgrenzung (Aufwand > Kosten)<br />

+ Sachliche Abgrenzung (Aufwand < Kosten) + Sachliche Abgrenzung (Aufwand < Kosten) + Sachliche Abgrenzung (Aufwand < Kosten) + Sachliche Abgrenzung (Aufwand < Kosten)<br />

- Bildung Stille Reserven Erzeugnisse - Bildung Stille Reserven Erzeugnisse - Bildung Stille Reserven Erzeugnisse - Bildung Stille Reserven Erzeugnisse<br />

+ Auflösung Stille Reserven Erzeugnisse + Auflösung Stille Reserven Erzeugnisse + Auflösung Stille Reserven Erzeugnisse + Auflösung Stille Reserven Erzeugnisse<br />

Betriebsgewinn FIBU Betriebsgewinn FIBU Betriebsgewinn FIBU Betriebsgewinn FIBU<br />

Erzeugnisse = Halb- und Fertigfabrikate<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 87/124<br />

11. Teilkostenrechnung<br />

Dieses Lehrmittel beinhaltet nur die wichtigsten Fachbereiche der Teilkostenrechnung!<br />

Arten von Teilkostenrechnungen<br />

Es gibt drei Arten von Teilkostenrechnungen, welche jedoch nur in kleinen Bereichen unterschiedlich sind:<br />

• Grenzkostenrechnung<br />

o ...rechnet dem Kostenträger nur die variablen Kosten zu. Das Resultat ergibt den Deckungsbeitrag pro Kostenträger.<br />

Vom Deckungsbeitrag werden nun noch die Fixkosten abgezogen.<br />

• Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung<br />

o ...rechnet dem Kostenträger ebenfalls nur die variablen Kosten zu. Von den entsprechenden Deckungsbeiträgen werden<br />

die Fixkosten in verschiedenen Stufen (gruppiert) abgezogen. Es ergeben sich mehrere Deckungsbeiträge.<br />

• Relative Einzelkostenrechnung<br />

o ...definiert den Einzelkostenbegriff neu. Ziel dieser Rechnung ist, dass alle Kostenarten ohne Schlüsselung direkt (einzel)<br />

den verschiedenen Kostenstellen und Kostenträgern zugerechnet werden können. Eigentlich ist es ein eigenes<br />

<strong>Kostenrechnung</strong>ssystem, ist aber mit der Teilkostenrechnung verwandt. Wir treten auf dieses System nicht näher ein.<br />

Kostensplittung<br />

Die Teilkostenrechnung unterteilt die Vollkosten in sogenannte VARIABLE und FIXE Kosten.<br />

variable Kosten: Kosten, welche nur dann anfallen, wenn ein Auftrag bzw. die Produktion eines Produkts zustande kommt.<br />

• beispielsweise Rohmaterial wird nur benötigt, wenn eine Auftrag bzw. eine Produktion bearbeitet wird<br />

• beispielsweise produktionsabhängige Stromkosten, welche nur anfallen, wenn "produktiv" gearbeitet wird<br />

fixe Kosten: Kosten, welche wir im Unternehmen haben, egal, ob Aufträge oder Produktionen vorhanden sind.<br />

• beispielsweise Mietkosten, welche im Unternehmen FIX anfallen, egal ob Aufträge vorhanden sind oder nicht<br />

• beispielsweise Versicherungskosten, welche im Unternehmen ebenfalls FIX anfallen<br />

Die Aufsplittung der Kosten führt zu einer deutlich verbesserten Kostentransparenz und präsentiert so die<br />

Deckungsbeiträge.<br />

Entscheidungsgrundlage<br />

Die Teilkostenrechnung bietet die absolute Kostentransparenz und unterstützt die folgenden Entscheidungsprozesse:<br />

• Verkaufspreisbestimmung (absolute Preisuntergrenze)<br />

• Sortimentsbeurteilung (Breite und Tiefe)<br />

• Entscheid über Fremdbezug oder Eigenproduktion<br />

• innerbetriebliche Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 88/124<br />

11.1 Begriffe der Kosten<br />

Vollkosten<br />

Alle Kosten, welche im Betrieb anfallen (fixe und variable Kosten).<br />

variable Kosten<br />

Variable Kosten sind beschäftigungsabhängige Kosten. Die variablen Kosten werden von der Kostenartenrechnung<br />

(Einzelkosten) und Kostenstellenrechnung (Gemeinkosten) her über eine Bezugsgrösse (Beschäftigung) festgelegt.<br />

Einzelkostenart: Mengenabhängig? Nein = Fixkosten Ja = variable Kosten<br />

Gemeinkostenart: Beschäftigungsabhängig? Nein = Fixkosten Ja = variable Kosten<br />

Selbstverständlich kann eine Kostenart auch teilweise FIX und VARIABEL sein. Hier muss die Aufteilung in einen fixen und<br />

einen variablen Teil vorgenommen werden. Der variable Teil kann auch mit dem sogenannten Variator definiert werden.<br />

Variator 8 heisst, dass 80% der Vollkosten als variabel zu betrachten sind (weitere Beispiele: Variator 1 = 10% variabel<br />

/ Variator 10 = 100% variabel).<br />

Bei den variablen Kosten wird meist zwischen LINEAREN, PROPORTIONALEN Kosten, DEGRESSIVEN, UNTERPRO-<br />

PORTIONALEN Kosten und PROGRESSIVEN, ÜBERPROPORTIONALEN Kosten unterschieden. Währendem die linear<br />

proportionalen Kosten gleichmässig ansteigen (10 Stück verursachen 10x mehr Kosten) reduzieren sich die degressiv<br />

unterproportionalen Kosten (die Kosten pro Einheit sinken mit steigender Menge).<br />

CHF KOSTEN<br />

Grenzkosten<br />

variable Kosten = Grenzkosten (nur betragsmässig gleich)<br />

Grenzkosten sind die zusätzlichen Kosten pro zusätzliche Kostenträgereinheit. Grenzkosten sind somit<br />

mengenabhängige (von der Kostenträgerseite her) Kosten. Die Grenzkosten werden vom Empfänger der Kosten -<br />

Kostenträgerrechnung - bestimmt.<br />

richtig: Grenzkosten pro Stk: CHF 30.64 falsch: variable Kosten pro Stk: CHF 30.64<br />

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Fixkosten<br />

Kosten, welche fix im Betrieb anfallen, egal ob Aufträge vorhanden sind oder nicht.<br />

Beispiel: Miete, Versicherung<br />

Fixkosten sind beschäftigungsUNABHÄNGIGE Kosten.<br />

sprungfixe Kosten<br />

Sprungfixe Kosten basieren auf dem Anstieg oder dem Abfall ab einem bestimmten<br />

Beschäftigungsgrad. Ab diesem "Sprung" verhalten sie sich wieder absolut fix.<br />

Muss beispielsweise ab einer produzierten Stück-Zahl von 31, bzw. 61 Stk. eine neue Maschine<br />

angeschafft werden, steigen diese Kosten ab dem 31. und 61. Stück sprunghaft an.<br />

Produktefixkosten, Produktegruppenfixkosten, Bereichsfixkosten, Unternehmensfixkosten:<br />

Der Fixkostenblock kann (bei der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung) in verschiedene Bereiche aufgeteilt werden. Die<br />

Produktefixkosten können beispielsweise einem Produkt (Auftragsfixkosten einem Auftrag) direkt zugewiesen werden.<br />

Beispiele:<br />

Artikelfixkosten: Patentkosten, fixe Abschreibungen etc.<br />

Artikelgruppenfixkosten: Forschung und Entwicklung<br />

Bereichsfixkosten: Kapitalkosten dieses Bereichs<br />

Unternehmensfixkosten: Controlling, Geschäftsleitung<br />

Kapazitäts-, Bereitschaftsfixkosten<br />

• Kapazitätskosten sind Fixkosten, welche auf der Bereitstellung einer Infrastruktur basieren. Diese Kosten fallen auch an,<br />

wenn der Betrieb stillsteht und werden deshalb auch oft Stillstandkosten genannt. Kapitalzinsen sind typische<br />

Kapazitätskosten.<br />

• Bereitschaftskosten sind Fixkosten, um eine Bereitschaft sicherzustellen. Dies sind beispielsweise Löhne von Service-<br />

Personal in einem Gastrounternehmen, sofern diese Kosten nicht als variable Kosten geführt werden.<br />

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Deckungsbeitrag<br />

Der Deckungsbeitrag ist der BEITRAG zur DECKUNG der fixen Kosten. Jedes Produkt oder jeder Auftrag trägt zur<br />

Deckung der fixen Kosten bei.<br />

Formel für den Deckungsbeitrag: Verkaufspreis/Stk. Erlös<br />

./. Grenzkosten/Stk. ./. variable Kosten<br />

= Deckungsbeitrag/Stk. Deckungsbeitrag<br />

Deckungsgrad<br />

Der Deckungsgrad weist den Deckungsbetrag im Verhältnis zum Erlös, bzw. Verkaufspreis aus:<br />

Deckungsbeitrag x 100 = x % Deckungsgrad<br />

Erlös<br />

Der Zieldeckungsgrad wird folgendermassen berechnet:<br />

Fixkosten x 100 = x % Soll-Deckungsgrad<br />

Zielerlös für Nutzschwelle<br />

Grenzpreis<br />

Der Grenzpreis stellt jenen Wert dar, welcher im Vergleich zu einem anderen Produkt den selben<br />

Deckungsbeitrag je Zeiteinheit einbringt. Mittels Grenzpreisberechnung können zwei Produkte mit-<br />

einander verglichen werden.<br />

Opportunitätskosten<br />

Entgehender, bzw. entgangener Deckungsbeitrag einer Alternative. Opportunitätskosten entstehen,<br />

wenn ein Produkt ein anderes verdrängt.<br />

Engpass – Beispiel-Daten:<br />

Produkt 1 Produkt 2<br />

Verkaufspreis: 16.00 15.00<br />

Grenzkosten: 9.00 8.50<br />

DB: 7.00 6.50<br />

Zeit: 45 Sek. 40 Sek.<br />

Grenzkosten Produkt 1: CHF 9.00 Opportunitätskosten: CHF 6.50 x 45 Sek.<br />

Opportunitätskosten: CHF 7.31 40 Sek. = CHF 7.31<br />

Grenzpreis Produkt 1: CHF 16.31<br />

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Stückkostendegression<br />

Je höher die Fixkosten im Verhältnis zu den variablen Kosten sind, desto höher ist die Stückkostendegression bei steigender<br />

Produktions-, bzw. Absatzmenge.<br />

� je mehr produziert wird, desto kleiner ist der Fixkostenanteil pro Stück. Da sich die Grenzkosten pro Stück nicht verändern,<br />

sinken somit bei steigender Produktion die Stückkosten<br />

� Stückkostendegression.<br />

Kostenzurechnungsprinzipien<br />

Verursacherprinzip (Kausalitätsprinzip)<br />

Es gibt zwischen den Kosten und der Ursache einen Zusammenhang:<br />

Ursachen - Wirkung - Beziehung<br />

Proportionalitätsprinzip<br />

Die Kosten entwickeln sich in Abhängigkeit zu einer Bezugsgrösse, z.B. zur Menge.<br />

Durchschnittsprinzip<br />

Das Durchschnittsprinzip wird hauptsächlich bei der Kostenschlüsselung verwendet<br />

> Kostensatz je Einheit beispielsweise bei einer Kalkulation -> CHF 23.60/Std.<br />

Tragfähigkeitsprinzip<br />

Schlüsselung der Kosten aufgrund bestimmter Grössenverhältnisse (z.B. Verwaltungsgemeinkosten<br />

aufgrund der Herstellkosten der verkauften Produkte).<br />

Hier besteht kein Zusammenhang zwischen der Kostenentstehung und der Kostenzuweisung.<br />

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11.2 Kostenauflösungsmethoden<br />

Vielfach können einzelne Kostenarten nicht als eindeutig variabel oder fix eingestuft werden, sondern es sind Mischkosten. Für<br />

die Ermittlung der variablen und fixen Kostenanteile stehen folgende Methoden zur Verfügung:<br />

• Schätzverfahren<br />

• Schichthöhenverfahren (Mini-Max-Methode)<br />

• Streupunktdiagramm<br />

Schätzverfahren<br />

Steht kein gesichertes, statistisch auswertbares Datenmaterial zur Verfügung oder ist die Grössenordnung unbedeutend, so ist<br />

das Schätzverfahren äusserst einfach und zweckmässig.<br />

Beispiel: In einer Fertigungsstelle wird die Kostenart Betriebsmaterial zu 50% variabel und zu 50% fix geschätzt bzw.<br />

festgelegt.<br />

In der betrieblichen Praxis werden solche Prozentsätze mit folgender Frage an die entsprechenden Fachleute ermittelt: Um<br />

wieviel Prozent verändert sich die Kostenart z.B. Betriebsmaterial, wenn 100% mehr produziert wird? Die Antwort ist zugleich<br />

die Lösung, z.B. um 50% Mehrkosten entsprechen 50% variablen Kostenanteile.<br />

Schichthöhenverfahren (Mini-Max-Methode)<br />

Zwischen zwei Schichthöhen (minimale und maximale Höhe) wird die Kostendifferenz und Schichthöhendifferenz<br />

(Mengendifferenz) festgestellt. Die Kostendifferenz wir durch die Schichthöhendifferenz dividiert, woraus sich die Variabilität pro<br />

Schichteinheit (Bezugseinheit) ableiten lässt.<br />

Beispiel:<br />

Die zwei gleichen Autos A und B der Kostenstelle "Autobetrieb" zeigen in einem Jahr die untenstehend gefahrenen Kilometer<br />

und entsprechend angefallenen Unterhaltskosten. Aufgrund dieser Angaben sind die variablen und fixen Kosten zu ermitteln.<br />

Kilometer Unterhalt CHF<br />

Auto A 8'000 2'000 CHF 600 Kostendifferenz<br />

Auto B 12'000 2'600 4'000 km Schichthöhendifferenz = CHF -.15 variable Kosten/km<br />

Differenz 4'000 600<br />

� Berechnung Fixkosten:<br />

Kostendifferenz<br />

Schichthöhendifferenz = variable Kosten pro Einheit<br />

Auto A 8'000 km Auto B 12'000 km<br />

Gesamtkosten 2'000 2’600<br />

variable Kosten -.15/km 1'200 1’800<br />

Fixkosten 800 800<br />

Der Begriff Mini-Maxi kommt daher, dass beispielsweise bei 6 Fahrzeugen der KLEINSTE und der GRÖSSTE<br />

�Leistungswert (km) für den Vergleich verwendet werden. Es ist auch denkbar, den Durchschnitt der 3 kleinsten mit<br />

dem Durchschnitt der drei grössten Werte zu vergleichen. Das Ergebnis würde mit Sicherheit von der ersten<br />

Variante abweichen. Diese Methoden ergeben lediglich Annäherungswerte und sind nicht als „absolut<br />

richtig“ zu verstehen.<br />

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Streupunktdiagramm<br />

Der Einbezug von nur zwei Beobachtungen (Elemente, Einheiten) für die Bestimmung der Variabilität kann zu zufälligen<br />

Ergebnissen führen (siehe Schichthöhenverfahren). Deshalb sollte das statistische Datenmaterial auf mehrere Beobachtungen<br />

(IST) oder einer fundierten Planungsgrundlage abgestützt sein. Für die Darstellung von mehreren Beobachtungen eignet sich<br />

das Streupunktdiagramm sehr gut, indem die einzelnen Bezugspunkte (Kosten und gefahrene km pro Auto) entsprechend<br />

eingetragen werden.<br />

Die Regressionsgerade wird gezogen, und zwar so, dass etwa die gleichen Anteile Punkte ober- und unterhalb der Linie zu<br />

liegen kommen. "Ausreisser" sind NICHT zu berücksichtigen. Diese gezogene Linie ergibt den Fixkostenbetrag auf der CHF-<br />

Linie. In unserem Beispiel ist das ca. CHF 800 Fixkosten.<br />

Das nachstehende Streupunktdiagramm zeigt die Schnittpunkte Kosten/Kilometer von 13 Autos:<br />

Ordinate (y-Achse)<br />

CHF<br />

3’500<br />

3’000<br />

2’500<br />

2’000<br />

1’500<br />

1’000<br />

500<br />

Ausreisser<br />

Regressionsgerade - Vollkosten<br />

0<br />

0 1’000 2’000 3’000 4’000 5’000 6’000 7’000 8’000 9’000 10’000 km<br />

Fixkosten<br />

Abszisse (x-Achse)<br />

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11.3 Deckungsbeitragsrechnung<br />

Vollkostenrechnung Deckungsbeitragsrechnung<br />

Vollkosten<br />

Kostenträger Deckungsbeitragsrechnung<br />

Nettoerlös<br />

Unternehmen Deckungsbeitragsrechnung<br />

FIXKOSTEN<br />

Deckungsbeitrag<br />

Fixe Kosten<br />

Variable Kosten<br />

Betriebsgewinn<br />

Fixe Kosten<br />

Variable Kosten<br />

Betriebsgewinn<br />

Deckungsbeitrag<br />

Produkt 1<br />

Deckungsbeitrag<br />

Produkt 2<br />

Deckungsbeitrag<br />

Produkt 3<br />

Deckungsbeitrag<br />

Produkt 4<br />

Deckungsbeitrag<br />

Produkt 5<br />

Die Deckungsbeitragsrechnung nimmt die<br />

Splittung der Vollkosten in variable und fixe<br />

Kosten vor.<br />

Neben dem Begriff Deckungsbeitragsrechnung<br />

werden auch die Begriffe "Direct-Costing" und<br />

"Grenzkostenrechnung" verwendet. Der Begriff<br />

"Grenzkosten" beinhaltet "die zusätzlichen<br />

Kosten pro zusätzliche Kostenträgereinheit".<br />

Jeder Kostenträger beansprucht Kapazitäten –<br />

d.h. er beeinflusst die Beschäftigung. In der Grenzkostenrechnung<br />

trägt er somit nur diejenigen<br />

Kosten, die sich effektiv mit seiner Erstellung<br />

ergeben. Die sich mit der Beschäftigung<br />

verändernden Kosten werden "beschäftigungsabhängige"<br />

oder VARIABLE Kosten genannt.<br />

Der Kostenträgerrechnung werden somit nur die<br />

variablen Kosten zugeführt. Die Gegenüberstellung<br />

des Nettoerlöses zu den variablen Kosten<br />

ergibt den Deckungsbeitrag.<br />

Allen Deckungsbeiträgen der verschiedenen<br />

Kostenträger (zusammengerechnet) werden nun<br />

die Fixkosten gegenübergestellt, was den<br />

Betriebserfolg (Beispiel = Betriebsgewinn) ergibt.<br />

Es geht schlussendlich darum, dass das Total<br />

der Deckungsbeiträge der verschiedenen<br />

Kostenträger möglichst grösser ist, als die<br />

Fixkosten des Unternehmens, was wir im<br />

Beispiel präsentieren wollen.<br />

Jeder einzelne Deckungsbeitrag trägt zur<br />

Deckung der Fixkosten bei.<br />

Unser Beispiel weist einen Betriebsgewinn aus,<br />

da das Total der Deckungsbeiträge grösser ist,<br />

als die Fixkosten.<br />

Das Wort "Deckungsbeitrag" erklärt sich<br />

selbst! Ein BEITRAG zur DECKUNG der<br />

Fixkosten.<br />

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11.4 Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung<br />

Vollkostenrechnung mehrstufige<br />

Deckungsbeitragsrechnung<br />

Vollkosten<br />

Kostenträger mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung<br />

Nettoerlös<br />

Deckungsbeitrag<br />

Artikelfixkosten<br />

Artikelgruppenfixkosten<br />

Bereichsfixkosten<br />

Unternehmensfixkosten<br />

Variable Kosten<br />

Betriebsgewinn<br />

Artikelfixkosten<br />

Artikelgruppenfixkosten<br />

Bereichsfixkosten<br />

Unternehmensfixkosten<br />

variable Kosten<br />

Die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung<br />

nimmt einerseits die Splittung der Vollkosten in<br />

variable und fixe Kosten und andererseits die<br />

Aufteilung der Fixkosten in vordefinierte Bestandteile<br />

vor.<br />

Identisch zur Grenzkostenrechnung:<br />

Jeder Kostenträger beansprucht Kapazitäten -<br />

d.h. er beeinflusst die Beschäftigung. In der<br />

Grenzkostenrechnung trägt er somit nur diejenigen<br />

Kosten, die sich effektiv mit seiner<br />

Erstellung ergeben. Die sich mit der Beschäftigung<br />

verändernden Kosten werden "beschäftigungsabhängige"<br />

oder VARIABLE Kosten<br />

genannt.<br />

Der Kostenträgerrechnung werden somit nur die<br />

variablen Kosten zugeführt. Die Gegenüberstellung<br />

des Nettoerlöses zu den variablen Kosten<br />

ergibt den Deckungsbeitrag.<br />

Allen Deckungsbeiträgen der verschiedenen<br />

Kostenträger (zusammengerechnet) werden nun<br />

die differenzierten Fixkosten gegenübergestellt,<br />

was verschiedene Deckungsbeiträge bis zum<br />

Betriebserfolg ergibt.<br />

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Unternehmen mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung<br />

Aufsplittung Erlös:<br />

Nettoerlös Produkt 1<br />

Nettoerlös Produkt 2<br />

Nettoerlös Produkt 3<br />

Nettoerlös Produkt 4<br />

Nettoerlös Produkt 5<br />

Nettoerlös Produkt 6<br />

Nettoerlös Produkt 7<br />

Aufsplittung Kosten:<br />

variable Kosten pro Produkt<br />

Artikelfixkosten pro Produkt<br />

Artikelgruppenfixkosten pro Artikelgruppe<br />

Bereichsfixkosten pro Bereich<br />

Unternehmensfixkosten<br />

Zum besseren Verständnis ist auf der nächsten<br />

Seite ein Zahlenbeispiel dargestellt.<br />

Die nebenstehende Darstellungen soll die<br />

Aufsplittung bzw. die Zuweisung der Kosten<br />

etwas genauer darstellen.<br />

Unser Beispiel basiert auf 7 Kostenträgern, für<br />

welche jeweils der Nettoerlös dargestellt wurde.<br />

Die Kosten unterteilen sich einerseits in variable<br />

Kosten und andererseits in fixe Kosten, welche<br />

wiederum in die Bestandteile zerlegt wurden.<br />

Die variablen Kosten werden (wie bei der<br />

Grenzkostenrechnung) den entsprechenden<br />

Kostenträgern zugewiesen. Die restlichen grauen<br />

Bestandteile der Kostenträger weisen den<br />

Deckungsbeitrag 1 aus.<br />

Die Artikelfixkosten (dem Kostenträger direkt<br />

zuweisbar, aber FIX) werden den einzelnen<br />

Kostenträgern belastet, was den Deckungsbeitrag<br />

2 je Kostenträger ergibt.<br />

Im nächsten Schritt werden die Artikel in Artikelgruppen<br />

zusammengefasst. Von diesen zusammengefassten<br />

Deckungsbeiträgen 2 werden<br />

die Artikelgruppenfixkosten abgezogen, was<br />

die Deckungsbeiträge 3 ergibt.<br />

Die Deckungsbeiträge 3 werden aufgrund der<br />

Unternehmensbereiche zusammengefasst.<br />

Diesen beiden zusammengefassten Deckungs-<br />

beiträgen 3 werden nun die Bereichsfixkosten<br />

gegenübergestellt, was die beiden Deckungs-<br />

beiträge 4 ergibt.<br />

Alle Deckungsbeiträge 4 werden zum gesamten<br />

Unternehmen zusammengefasst und den Unternehmensfixkosten<br />

gegenübergestellt. Das Resultat<br />

ergibt den Betriebserfolg des<br />

Unternehmens.<br />

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Beispiel einer mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung<br />

OHNE Schlüsselung<br />

1 2 3<br />

Produkt<br />

4 5 6 7 8<br />

Nettoerlös 200 420 320 720 840 520 620 380<br />

Variable Selbstkosten 160 280 220 460 620 410 260 160<br />

Deckungsbeitrag 1 40 140 100 260 220 110 360 220<br />

Artikelfixkosten 60 20 80 40 140 80<br />

Deckungsbeitrag 2 40 80 80 180 180 110 220 140<br />

Artikelgruppenfixkosten 100 50 40 130<br />

Deckungsbeitrag 3 20 210 140 200 140<br />

Bereichsfixkosten 110 180<br />

Deckungsbeitrag 4 120 300<br />

Unternehmensfixkosten 260<br />

Betriebserfolg 160<br />

MIT Schlüsselung *<br />

Produkt<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Nettoerlös 200 420 320 720 840 520 620 380<br />

Variable Selbstkosten 160 280 220 460 620 410 260 160<br />

Deckungsbeitrag 1 40 140 100 260 220 110 360 220<br />

Artikelfixkosten 60 20 80 40 140 80<br />

Deckungsbeitrag 2 40 80 80 180 180 110 220 140<br />

Artikelgruppenfixkosten 33 67 15 35 40 43 87<br />

Deckungsbeitrag 3 7 13 65 145 140 67 133 140<br />

Bereichsfixkosten 3 6 31 70 53 25 50 52<br />

Deckungsbeitrag 4 4 7 34 75 87 42 83 88<br />

Unternehmensfixkosten 2 4 21 46 55 26 51 55<br />

Betriebserfolg 2 3 13 29 32 16 32 33<br />

* MIT Schlüsselung:<br />

Grundlage für die Aufschlüsselung der Fixkosten können der Erlös, die Grenzkosten, die verschiedenen<br />

Deckungsbeiträge oder auch Mengeneinheiten sein. Das Verursachungsprinzip ist ausschlaggebend! Bei diesem<br />

Zahlenbeispiel wurden die Fixkostengruppen aufgrund des jeweils letzten Deckungsbeitrags aufgeschlüsselt<br />

(Beispiel: Bereichsfixkosten aufgrund des Deckungsbeitrags 3).<br />

Beispiele dieser Kostengruppen:<br />

Variable Kosten (Grenzkosten): z.B. Rohmaterial, Löhne, etc.<br />

Artikelfixkosten: z.B. Patentkosten, fixe Abschreibungen etc.<br />

Artikelgruppenfixkosten: z.B. Forschung und Entwicklung<br />

Bereichsfixkosten: z.B. Kapitalkosten dieses Bereichs<br />

Unternehmensfixkosten: z.B. Controlling, Geschäftsleitung, etc.<br />

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11.5 Nutzschwelle rechnerisch<br />

Sofern der Verkaufserlös, die Fixkosten und die Grenzkosten pro Stk. bekannt sind, ist es einfach, die Nutzschwelle mengen-<br />

oder betragsmässig (Erlös und Stückzahl) zu bestimmen. Zudem können für jeden Absatz der Deckungsbeitrag, der Verlust<br />

oder Gewinn ermittelt werden.<br />

Zahlenbeispiel:<br />

Vollkosten bei 5'000 Stk. = CHF 7'500<br />

Vollkosten bei 10'000 Stk. = CHF 9'000<br />

Der Verkaufspreis liegt bei CHF 0.70 /Stk.<br />

1) Kostenauflösungsverfahren (Schichthöhenverfahren / Mini-Max-Methode):<br />

Vollkosten CHF Stück<br />

Jahr 1 7’500 5’000<br />

Jahr 2 9'000 10’000<br />

Differenz: 1’500 5'000 = Grenzkosten von CHF -.30/Stk. (CHF 1'500 : 5'000 Stk.)<br />

2) Kontrollrechnung / Berechnung der Fixkosten:<br />

Jahr 1 Jahr 2<br />

5’000 Stk. 10'000 Stk.<br />

7'500 9'000 Gesamtkosten<br />

- 1'500 - 3'000 variable Kosten (Grenzkosten: CHF -.30/Stk.)<br />

6'000 6'000 Fixkosten<br />

3) Berechnung des Deckungsbeitrags / Deckungsgrads:<br />

Deckungsbeitrag: Deckungsgrad:<br />

CHF -.70 Verkaufserlös pro Stk. -.40 x 100<br />

CHF -.30 Grenzkosten pro Stk. -.70 = 57.14% Deckungsgrad<br />

CHF -.40 Deckungsbeitrag pro Stk.<br />

4) NUTZSCHWELLE<br />

Fixkosten dividiert durch den Deckungsbeitrag/Stk. = mengenmässige Nutzschwelle<br />

CHF 6'000<br />

CHF -.40/Stk. = 15'000 Stk. mengenmässige Nutzschwelle (ACHTUNG: IMMER aufrunden!)<br />

mengenmässige Nutzschwelle x Verkaufspreis = betragsmässige Nutzschwelle<br />

CHF 15'000 Stk. x CHF -.70 = CHF 10'500 wertmässige Nutzschwelle<br />

oder Fixkosten durch Deckungsgrad<br />

CHF 6‘000 x 100<br />

57.14 = CHF 10‘500 wertmässige Nutzschwelle<br />

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5) Erfolg nach Absatzerlös<br />

Es interessiert uns beispielsweise, wie hoch der Erfolg bei einem Absatzerlös von CHF 11'000 ist.<br />

Erlös entspricht einem Absatz von 15'714 Stk. (CHF 11‘000 : CHF -.70) CHF 11'000<br />

Vollkosten: Fixkosten von CHF 6'000 + variable Kosten von CHF -.30 x 15'714 Stk. = CHF 10'714<br />

CHF 11'000 - CHF 10'714 = Gewinn CHF 286<br />

oder<br />

714 Stk. über der Nutzschwelle x Deckungsbeitrag/Stk. von CHF -.40 = Gewinn CHF 286<br />

6) Erfolg nach verkaufter Stückzahl<br />

Es interessiert uns beispielsweise, wie hoch der Erfolg bei 8'000 verkauften Stk. ist.<br />

Erlös (8'000 Stk. à CHF -.70/Stk.) CHF 5‘600<br />

./ variable Kosten (CHF -.30 x 8'000 Stk.) CHF 2'400<br />

= Deckungsbeitrag CHF 3‘200<br />

./. Fixkosten CHF 6‘000<br />

Verlust CHF 2'800<br />

oder<br />

7'000 Stk. unter der Nutzschwelle x Deckungsbeitrag/Stk. von CHF -.40 = Verlust CHF 2'800<br />

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11.6 Einsatzgebiete Teilkostenrechnung<br />

• Preis / Preisuntergrenze<br />

Der Preis eines Produktes oder einer Dienstleistung sollte normalerweise über den Selbstkosten liegen. Wirtschaftlich<br />

schwierige Situationen verlangen jedoch Ausnahmen, deren Begründung in der Tatsache liegt, dass „die Fixkosten ja<br />

sowieso da sind“. Die ABSOLUTE Preisuntergrenze liegt somit bei den variablen Kosten, denn jeder Verkaufspreis/Erlös<br />

welcher über den variablen Kosten liegt, baut einen Teil der Fixkosten ab.<br />

Vorsicht<br />

Ein Preis unter den eigenen Selbstkosten macht rein rechnerisch Sinn, doch die Gefahren sollten dabei berücksichtigt<br />

werden:<br />

• Der Kunde, bzw. der Markt gewöhnt sich an einen tiefen Preis – eine Erhöhung ist sehr schwierig durchzusetzen.<br />

• Offerieren mehrere Unternehmen einer Branche unter den Selbstkosten, kann die ganze Branche in Leidenschaft<br />

�<br />

gezogen werden.<br />

• Auch die Rechnungen der Fixkosten müssen bezahlt werden. Der Verkauf unter den Selbstkosten kann nur bei<br />

einem sehr gesunden Liquiditätsbestand funktionieren.<br />

• Der Verkauf, bzw. das Angebot unter den Selbstkosten ist nur kurzfristig und in Ausnahmesituationen<br />

(Gewinnung neuer Grosskunde, Einführung eines neuen Produktes, Druck gegen Konkurrenz etc.)<br />

durchzuführen!<br />

• Nutzschwelle / Verkaufsziel<br />

Mit Hilfe der Teilkostenrechnung kann die Nutzschwelle für ein Produkt, bzw. das Verkaufsziel berechnet werden.<br />

• Die Formel Fixkosten : Deckungsbeitrag/Stk. ergibt die mengenmässige Nutzschwelle.<br />

• Die mengenmässige Nutzschwelle x Verkaufspreis/Stk. ergibt die wertmässige Nutzschwelle.<br />

• „Fixkosten : Deckungsgrad in %“ ergibt ebenfalls die wertmässige Nutzschwelle.<br />

Diese Formel funktioniert auch bei einem Gewinnziel. Der Gewinn als Fixbetrag ist wie Fixkosten zu behandeln. Ein<br />

Gewinn/Stk. ist wie variablen Kosten zu behandeln, also vom Deckungsbeitrag/Stk. abzuziehen.<br />

• Make or buy<br />

„Selbst produzieren oder einkaufen“ steht hinter dieser Bezeichnung. Sofern Kapazitäten freistehen, gilt es abzuklären, ob<br />

bestimmte Teile, welche im Normalfall eingekauft werden, selbst produziert werden können. Sofern das der Fall ist und die<br />

variablen Kosten unter dem Einkaufspreis liegen, ist eine Eigenfertigung sinnvoll – aber nur, sofern tatsächlich<br />

„KAPAZITÄTEN freistehen“ und kein anderes Produkt dadurch verdrängt wird.<br />

• Produkt-Entscheid (bei einem Engpass)<br />

Welches Produkt ist das Attraktivste? Grundsätzlich gilt folgender Entscheid:<br />

Unterbeschäftigung (keine Zeitprobleme)<br />

Grundsätzlich ist jenes Produkt am interessantesten, welches den höchsten Deckungsbeitrag pro Stück einbringt.<br />

Überbeschäftigung (zeitlicher Engpass)<br />

Grundsätzlich ist jenes Produkt vorzuziehen, welches den höchsten Deckungsbeitrag pro Engpasseinheit einbringt.<br />

� Produktentscheid bei einem Engpass<br />

Wenn beispielsweise mehrere Produkte auf einer Maschine produziert werden, wird jenes Produkt bevorzugt, welches den<br />

grössten Deckungsbeitrag je Engpass-Einheit (z.B. pro Maschinen-Stunde) einbringt. Zusätzlich sind selbstverständlich die<br />

Einrichtzeit der Maschine und die zu produzierende Menge zu berücksichtigen.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 101/124<br />

• Grenzpreis bei Engpass<br />

Wenn beispielsweise das Produkt 1 auf einer Maschine produziert wird und ein anderes Produkt ebenfalls auf dieser Maschine<br />

produziert werden soll gilt folgende Aussage: Das Produkt 2 muss mindestens die eigenen variablen Kosten plus den<br />

verdrängten Deckungsbeitrag des Produktes 1 tragen. Das heisst, der Deckungsbeitrag des Produktes 1 wird mit der<br />

Produktionszeit auf das Produkt 2 umgerechnet und so erhält man die Preisuntergrenze, zu welcher das Produkt 2 das<br />

Produkt 1ersetzen darf (Einrichtzeit der Maschine und Produktionsmenge in diesem Fall nicht berücksichtigt).<br />

Der verdrängte Deckungsbeitrag wird bei der Preisbestimmung des "Konkurrenzproduktes" auch Opportunitätskosten genannt.<br />

Somit ergibt sich die Gleichung: Grenzkosten + Opportunitätskosten = Grenzpreis<br />

Was bedeutet Grenzpreis? Der Grenzpreis zeigt jenen Wert auf, bei dessen Verkaufspreis beide Produkte gleichwertig sind (was<br />

den DB/Zeiteinheit angeht). Werden bei 2 Produkten beide Grenzpreise berechnet, zeigen die Resultate ein deutliches Bild.<br />

Beispiel: Produkt 1 Produkt 2 Formel für die Berechnung des Grenzpreises:<br />

Erlös CHF 19'500 16'000<br />

Menge Auftrag Stk. 1'300 800<br />

Verkaufspreis pro Stück CHF 15 20<br />

Grenzkosten pro Stück CHF 11 13<br />

Deckungsbeitrag pro Stück CHF 4 7<br />

Produktionszeit pro Stk. in Min. 8 10<br />

Opportunitätskosten: bei den Opportunitätskosten geht es darum, den<br />

Deckungsbeitrag des anderen Produktes auf die Zeit dieses<br />

Produktes umzurechnen. Dabei ergibt sich folgende Formel:<br />

1) DB Prod. 2 x Zeit Prod. 1 2) DB Prod. 1 x Zeit Prod. 2<br />

Zeit Prod. 2 Zeit Prod. 1<br />

1) 7.00 = 0.70 DB/Min. x 8 Min. 2) 4.00 = 0.50 DB/Min. x 10 Min.<br />

10 Min. 8 Min.<br />

wertmässige Nutzschwelle<br />

mengenmässige Nutzschwelle x Verkaufspreis/Stk.<br />

oder<br />

gesamter Fixkostenblock x 100<br />

Deckungsgrad<br />

Deckungsgrad (Deckungsbeitrags-Marge) in %<br />

Deckungsbeitrag x 100 DB / Stk. x 100<br />

Erlös Verkaufspreis / Stk.<br />

Grenzkosten Produkt 1 CHF 11.00<br />

Opportunitätskosten 1) CHF 5.60<br />

Grenzpreis Produkt 1 CHF 16.60<br />

Grenzkosten Produkt 2 CHF 13.00<br />

Opportunitätskosten 2) CHF 5.00<br />

Grenzpreis Produkt 2 CHF 18.00<br />

� Der Preis für das Produkt 1 liegt unter dem<br />

Grenzpreis.<br />

� Der Preis für das Produkt 2 liegt über dem<br />

Grenzpreis.<br />

� Produkt 2 ist zu bevorzugen!<br />

Die folgenden Formeln decken praktisch sämtliche Berechnungen der Teilkostenrechnung ab:<br />

�<br />

Deckungsbeitrag / Erfolg<br />

Zielverkaufsmenge: Gewinn als fixer Betrag<br />

Erlös Verkaufspreis / Stk.<br />

Fixkosten plus „Gewinn als fixer Betrag“<br />

./. variable Kosten ./. Grenzkosten / Stk. Deckungsbeitrag / Stk. = Zielverkaufsmenge<br />

= Deckungsbeitrag Deckungsbeitrag / Stk.<br />

(immer aufrunden!)<br />

./. Fixkosten<br />

= Erfolg<br />

Zielverkaufsmenge:<br />

Gewinn als Betrag/Stk. oder in % des Verkaufspreises<br />

mengenmässige Nutzschwelle (immer aufrunden!)<br />

gesamter Fixkostenblock<br />

Fixkosten (gesamter Fixkostenblock)<br />

DB / Stk. minus Gewinn / Stk. = Zielverkaufsmenge<br />

Deckungsbeitrag / Stk.<br />

(immer aufrunden!)<br />

Produktionsentscheid bei einem Engpass / Grenzpreis<br />

Grenzkosten Produkt 1/Stk.<br />

+ Opportunitätskosten/Stk.<br />

= Grenzpreis für Produkt 1/Stk.<br />

Opportunitätskosten (verdrängter DB):<br />

DB Produkt 2/Stk. x Zeit Produkt 1/Stk.<br />

Zeit Produkt 2/Stk.<br />

ACHTUNG:<br />

Erfolg: Deckungsbeitrag ./. Fixkosten<br />

Nutzschwelle: Deckungsbeitrag = Fixkosten<br />

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11.7 Nutzschwelle grafisch<br />

TCHF<br />

16<br />

15<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Nutzschwelle<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

TStk.<br />

An einem Beispiel soll aufgezeigt werden, wie geeignet die grafische<br />

Darstellung der Teilkostenrechnung ist. Die Nutzschwelle (Break-even-<br />

point) kann mengen- und betragsmässig abgelesen werden. Zusätzlich<br />

können der Verlust und der Gewinn mengen- und betragsmässig zu<br />

jedem einzelnen Erlös (Menge oder Betrag) ermittelt werden.<br />

Die Grafik basiert auf einem Gitternetz mit der CHF- (Ordinate, y-<br />

Achse) und der Einheitslinie (Abszisse, x-Achse). In unserem Beispiel<br />

geht es bei der Einheitslinie um Tausend Stück.<br />

Wir tragen die beiden Vollkostenpunkte in die Grafik ein und verbinden<br />

diese. Die Linie wird einerseits bis zur CHF-Linie und andererseits<br />

auch rechts weitergeführt.<br />

Der Schnittpunkt auf der y-Achse (CHF) ergibt die Fixkosten<br />

(Beispiel = CHF 6'000).<br />

Von den Vollkosten werden die Fixkosten abgezogen, was bedeutet,<br />

dass wir die Vollkostenlinie parallel auf den Nullpunkt herunterziehen.<br />

Das Resultat ist die Linie für die variablen Kosten. Von dieser<br />

Linie können wir ablesen, dass die variablen Kosten CHF -.30<br />

pro Stk. betragen (auf der ganzen Linie möglich, Beispiel:<br />

10'000 Stk. = CHF 3'000).<br />

Für die Erlöslinie nehmen wir irgendeine Stückzahl an und<br />

multiplizieren diese mit dem Verkaufspreis. Wir erhalten in<br />

unserem Beispiel bei 10'000 Stk. einen Erlös von CHF 7'000.<br />

Diesen Punkt verbinden wir mit dem Nullpunkt.<br />

Beispiel:<br />

- Vollkosten bei 5'000 Stk.: CHF 7'500<br />

- Vollkosten bei 10'000 Stk.: CHF 9'000<br />

- Verkaufspreis: CHF 0.70/Stk.<br />

• Wo liegt die Nutzschwelle ?<br />

• Wie hoch ist der Erfolg bei einem Umsatz von<br />

CHF 11'000 ?<br />

• Wie hoch ist der Erfolg bei 8'000<br />

verkauften Stück ?<br />

Der Schnittpunkt des Erlöses und der Vollkostenlinie<br />

stellt die Nutzschwelle (Break-even-point)<br />

dar. Diese Nutzschwelle kann mengenmässig<br />

(Stück) oder betragsmässig (Erlös) ermittelt<br />

werden:<br />

mengenmässig: 15'000 Stk.<br />

betragsmässig: CHF 10'500<br />

Der Bereich zwischen dem Erlös und den<br />

variablen Kosten stellt den Deckungsbeitrag dar,<br />

welcher bei jeder Stückzahl oder bei jedem<br />

Absatzerlös abgelesen werden kann.<br />

Der Bereich zwischen dem Erlös und den Vollkosten<br />

stellt bis zur Nutzschwelle die Verlustzone<br />

bzw. den Verlust bei jeder Stückzahl oder bei<br />

jedem Absatzerlös dar.<br />

Der Bereich zwischen dem Erlös und den Vollkosten<br />

stellt ab der Nutzschwelle die Gewinnzone<br />

bzw. den Gewinn bei jeder Stückzahl oder<br />

bei jedem Absatzerlös dar.<br />

Es sind noch die Fragen betreffend Erfolg zu<br />

beantworten:<br />

Wir messen die Höhe beim Umsatz von CHF<br />

11'000 ab und schauen auf der y-Achse, wieviel<br />

das ergibt: ca. CHF 300 Gewinn<br />

Wir messen die Höhe bei der Absatzstückzahl<br />

von 8'000 ab und schauen auf der y-Achse,<br />

wieviel das ergibt: ca. CHF 2'800 Verlust<br />

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Erlös<br />

Voll-<br />

Kosten<br />

Fixkosten<br />

variable<br />

Kosten


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11.8 Nutzschwelle grafisch ohne Mengeneinheiten<br />

Die grafische Darstellung der Teilkostenrechnung kann auch OHNE Mengeneinheiten erstellt werden.<br />

Dazu wird beim Erlös (senkrechte Linie) jeweils der entsprechende Wert markiert und mit dem Nullpunkt<br />

(Ausnahme: Fixkosten) verbunden.<br />

Zusätzlich zur bekannten grafischen Darstellung wird der Deckungsbeitrag ebenfalls als Linie dargestellt.<br />

Sowohl der Schnittpunkt "Erlös zu Vollkosten" als auch der Schnittpunkt "Fixkosten zu Deckungsbeitrag" weist<br />

die wertmässige Nutzschwelle aus.<br />

TCHF 5)<br />

18<br />

17<br />

16<br />

15<br />

14<br />

13 2)<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8 3)<br />

7<br />

6 4)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 TCHF<br />

1) Erlös:<br />

2) variable Kosten:<br />

3) Deckungsbeitrag:<br />

4) Fixkosten:<br />

Verlust:<br />

5) Vollkosten - Linie<br />

14'000<br />

-9'000<br />

5'000<br />

-6'000<br />

-1'000<br />

> Nutzschwelle: 16'800<br />

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1)


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11.9 ISO-Deckungsbeitragskurve<br />

Die ISO-Deckungsbeitragskurve zeigt auf, dass bei einer Preissenkung die mengenmässige Nutzschwelle progressiv ansteigt.<br />

Das nachfolgende Beispiel zeigt die Werte bei einem Fixkostenblock von CHF 45'000 und Grenzkosten von CHF 3.50 / Stk.<br />

Verkaufspreis<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 105/124<br />

11.10 Kalkulation zu Teilkosten<br />

11.10.1 Vergleich Teilkosten zu Vollkosten<br />

Die Teilkosten-Kalkulation ein wichtiges Entscheidungsinstrument, wenn es um die Preisgestaltung eines Produkts oder<br />

Auftrags geht. Grundsätzlich muss jedes Produkt oder jeder Auftrag die Vollkosten decken. Es gibt jedoch Situationen, in<br />

welchen man von diesen Regeln abweichen kann oder sogar sollte. Diese Thematik soll an einem Beispiel aufgezeigt werden:<br />

Kalkulation von 13 Stk. XY Vollkosten Teilkosten (variabel) CHF Vollkosten CHF variabel<br />

Einzelmaterial (EM) 100% 100% 1'300.00 1'300.00<br />

Material-Gemeinkosten / Zuschlag auf EM 15 % 10 % 195.00 130.00<br />

150 Personen-Std. Fertigung / Kostensatz 28.50 15.00 4'275.00 2'250.00<br />

25 Personen-Std. Montage / Kostensatz 40.50 27.00 1'012.50 675.00<br />

Herstellkosten 6'782.50 4'355.00<br />

Verwaltungsgemeinkostenzuschlag 18 % - 1'220.85<br />

Selbstkosten 8'003.35 4'355.00<br />

(langfristige) (kurzfristige)<br />

absolute<br />

Preisuntergrenze Preisuntergrenze<br />

Der dargestellte Auftrag weist die Selbstkosten zu Vollkosten und zu variablen Kosten aus. Langfristig muss jedes Unternehmen<br />

zumindest die Voll-Selbstkosten mit jedem Produkt oder Auftrag abdecken. Dieser Wert wird "Preisuntergrenze"<br />

genannt. Die "absolute Preisuntergrenze" liegt jedoch bei den Selbstkosten zu variablen Kosten. Diese Grenze wird<br />

niemals unterschritten und ist ausserdem nur kurzfristig bzw. nur in Ausnahmefällen anzuwenden.<br />

Die variablen Kosten fallen nur an, wenn das Produkt produziert oder ein Auftrag angenommen wird. Der Differenzbetrag zu<br />

den Vollkosten stellt die Fixkosten dar. Jeder Betrag, welcher ÜBER den variablen Kosten bezahlt wird, baut somit einen Teil<br />

des Fixkostenblocks ab und verändert somit das Gesamt-Ergebnis positiv. Trotzdem muss der Preis unter den Vollkosten<br />

die Ausnahme bleiben!<br />

Folgende Tatbestände rechtfertigen einen Preis unter der Preisuntergrenze:<br />

• Die Wirtschafts- bzw. die Auftragslage ist so schlecht, dass das Unternehmen froh sein kann, überhaupt Aufträge zu<br />

erhalten. Ein Preis unterhalb der Voll-Selbstkosten deckt zwar nicht sämtliche Fixkosten, dafür aber wenigstens einen<br />

Teil davon!<br />

• Das Unternehmen ist neu im Markt und muss sich zuerst einen Namen schaffen.<br />

• Aus Marketinggründen kann ein Produkt sehr günstig angeboten werden, um Konkurrenten "auszustechen".<br />

• Ein Auftrag wird zu einem sehr niedrigen Preis ausgeführt, um beim Kunden "hineinzukommen".<br />

Vorsicht, die Produkte/Aufträge unter den VOLL-Selbstkosten anzubieten birgt folgende Gefahren in sich:<br />

�<br />

• Preis-Dumping kann einer ganzen Branche schaden.<br />

• Diese Preisstruktur ist nur kurzfristig anwendbar<br />

� auch Fixkostenrechnungen müssen bezahlt werden � Liquidität!<br />

• Der Kunde könnte sich an diese Preise gewöhnen<br />

� es ist schwierig, wieder auf ein normales Preisniveau zu kommen.<br />

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11.10.2 Teil-Kosten-Kalkulation mit Aufrechnung der Fixkosten<br />

Sofern nur mit den variablen Kosten kalkuliert wird, kann für die fixen Kosten bzw. das Gewinnziel mit sogenannten Soll-<br />

Deckungsbeiträgen gearbeitet werden. Hier einige Beispiele, wie die Fixkosten, bzw. Soll-Deckungsbeiträge zu den<br />

variablen Kosten hinzugerechnet werden können. Als Basis dient die Kalkulations-Struktur auf der vorangehenden Seite.<br />

Beispiel 1 - variable Kosten als Bezugsgrösse:<br />

Mat.GK: 5 x 100 = 50% Fert.GK: 13.50 x 100 = 90% Mont.GK: 13.50 x 100 = 50%<br />

10 15.00 27.00<br />

Beispiel 2 - Mengeneinheit, bzw. Kapazitätseinheit als Bezugsgrösse:<br />

Mat.GK: CHF 65 = CHF 5.00/Stk. Fert.GK: CHF 2‘025 = CHF 13.50/Std. Mont.GK: CHF 337.50 =13.50/Std.<br />

13 Stk. 150 Std. 25 Std.<br />

Kalkulation Vollkosten var. Kosten Beispiel 1 Aufrechnung Fixkosten Beispiel 2 Aufrechnung Fixkosten<br />

Einzelmaterial 1‘300.00 1‘300.00<br />

Material-GK 195.00 130.00 + 50% � + 65.00 + 13 x 5.00 � 65.00<br />

Fertigungs-GK 4‘275.00 2‘250.00 + 90% � + 2‘025.00 + 150 Std. x 13.50 � 2‘025.00<br />

Montage-GK 1‘012.50 675.00 + 50% � + 337.50 + 25 Std. x 13.50 � 337.50<br />

Herstellkosten 6‘782.50 4‘355.00 6‘782.50 6‘782.50<br />

Verwaltungs-GK 18% HK 1‘220.85 + 18% � 1‘220.85 + 18% � 1‘220.85<br />

Selbstkosten 8‘003.35 4‘355.00 8‘003.35 8‘003.35<br />

Gewinnziel 10% SK 800.34 800.34 800.34<br />

Nettoerlös inkl. Gewinnziel 8‘803.69 8‘803.69 8‘803.69<br />

Mit dieser Kalkulationsmethode erhalten Sie drei Werte in der selben Kalkulation.<br />

Sie erhalten die<br />

• variablen Kosten als absolute Preisuntergrenze (CHF 4‘355.00),<br />

• die Preisuntergrenze (CHF 8‘003.35)<br />

• und den Preis inkl. Gewinnziel von 10% der Selbstkosten (CHF 8‘803.69).<br />

Je nach Reaktion des Kunden auf die Offerte (CHF 8‘803.69) können Sie entsprechend kennen sämtliche Werte in der<br />

Kalkulation.<br />

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11.10.3 Stückkostenkalkulation<br />

Die Stückkostenkalkulation zeigt die Entwicklung der Kosten pro Stück aufgrund der Unterscheidung von fixen und variablen<br />

Kosten. Je mehr Stück produziert werden, desto tiefer werden die Stückkosten (Degression). Für eine Produktion müssen<br />

zunächst Pläne gezeichnet, Berechnungen erstellt und Maschinen eingestellt werden (unvollständige Beispiele). Diese Arbeiten<br />

fallen an, egal ob 1 oder mehrere Stück produziert werden.<br />

Diese vorangehende Erklärung wird nachfolgend anhand eines einfachen Berechnungsbeispiels verdeutlicht:<br />

Kosten Produktion 1 Stk. Produktion 10 Stk. Produktion 20 Stk. Produktion 30 Stk.<br />

Rohmaterial 80.00 800.00 1‘600.00 2‘400.00<br />

Material-GK 16.00 160.00 320.00 480.00<br />

Materialkosten 96.00 960.00 1‘920.00 2‘880.00<br />

Einrichtkosten Maschine 150.00 150.00 150.00 150.00<br />

Produktion Maschine 25.00 250.00 500.00 750.00<br />

Fertigungskosten 175.00 400.00 650.00 900.00<br />

Herstellkosten 271.00 1‘360.00 2‘570.00 3‘780.00<br />

Herstellkosten 1 Stk. 271.00 136.00 128.50 126.00<br />

Aufgrund dieser Kostenstruktur kann<br />

die Stückkostendegression<br />

grafisch dargestellt werden:<br />

CHF<br />

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Stk.


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11.11 BAB – IST-Grenzkostenrechnung<br />

Nachfolgend werden die Arbeiten in der zeitlichen Reihenfolge beschrieben. Die im Text integrierten Nummern basieren auf der<br />

Darstellung am Schluss dieses Kapitels.<br />

1Die betrieblichen Aufwände und Erlöse werden wie gehabt an den Anfang des BAB gestellt. Die Aufwände und Erlöse der<br />

Finanzbuchhaltung werden nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten überprüft. Sind die Aufwände und Erlöse betrieblichobjektiv?<br />

Allfällige Korrekturen werden unter dem Begriff 2"sachliche Abgrenzungen" vorgenommen.<br />

3Das Resultat daraus ist die Kostenartenrechnung, welche die interne, betriebswirtschaftlich richtige Erfolgsrechnung darstellt.<br />

Aus Aufwand wurden Kosten. Zusätzlich wird bereits zwischen Einzel- (direkt dem Produkt/Auftrag zuweisbar) und Gemeinkosten<br />

unterschieden. 4Die Einzelkosten, welche direkt einem Kostenträger zugewiesen werden können, werden dem "ersten"<br />

Kostenträger 1/2-Fabrikate zugewiesen. Dieser Kostenträger kann auch "Angefangene Arbeiten" genannt werden.<br />

4Nun werden die Gemeinkosten, welche NICHT direkt einem Kostenträger zugewiesen werden konnten, den Kostenstellen<br />

zugewiesen (WO sind die Kosten angefallen?).<br />

� An dieser Position wird die Unterteilung in variable und fixe Kosten vorgenommen.<br />

5Anschliessend werden die variablen Kosten der vorgelagerten Kostenstellen auf die anderen Kostenstellen verrechnet.<br />

NIEMALS werden Kosten einer vorgelagerten Kostenstelle einem Kostenträger zugewiesen! Dies hätte eine Lücke bei den<br />

Kalkulationswerten zur Folge. Nach der Umlage der variablen Gemeinkosten der Vor- und Hilfskostenstellen auf die Hauptkostenstellen<br />

befinden sich nun sämtliche variable Gemeinkosten in den Hauptkostenstellen.<br />

� Die FIXkosten bleiben vorläufig in den vorgelagerten Kostenstellen stehen.<br />

6Mit Hilfe der vorhandenen Daten werden nun die variablen Zuschlagssätze (in % von einem Basisbetrag) und die variablen<br />

Kostensätze (CHF-Betrag je Einheit) berechnet. Die Materialstelle wird beispielsweise in % vom Einzelmaterial (bereits auf die<br />

1/2-Fabrikate verbucht) verrechnet. Basis bildet das Gesamttotal des Einzelmaterials, und die Zuteilung wird aufgrund des<br />

jeweiligen Einzelmaterialanteils des Kostenträgers vorgenommen.<br />

Der Kostensatz wird mit Hilfe der Daten der Betriebsdatenerfassung ermittelt. Aufgrund des Rapportwesens ist beispielsweise<br />

bekannt, dass in der Fertigungsstelle 1'000 Std. für das Produkt A und 1'500 Std. für das Produkt B aufgewendet wurden.<br />

Somit werden die variablen Fertigungsgemeinkosten durch die Total-Stundenzahl von 2'500 dividiert, was den variablen<br />

Kostensatz ergibt. Die Zuweisung ans Produkt A berechnet sich somit 1'000 Std. x variabler Kostensatz und fürs Produkt B<br />

1'500 Std. x variabler Kostensatz.<br />

� Die FIXkosten bleiben vorläufig in den vorgelagerten Kostenstellen stehen.<br />

7Als Folge befinden sich ALLE variablen Produktionskosten im Kostenträger "1/2-Fabrikate", was als Total die "variablen<br />

Herstellkosten der Produktion" ergibt. 8Aus der Administration des Fertigwarenlagers erhalten wir nun die Mitteilung, für<br />

wieviel variable Herstellkosten Produkte ins Fertiglager eingegangen sind. Dieser Wert wird als "variable Herstellkosten der<br />

Fertigfabrikate" bezeichnet.<br />

�Der Saldo, welcher sich aus diesen beiden Werten ergibt, ist die Bestandesänderung der Halbfabrikate zu variablen<br />

Kosten. Ist ein höherer Wert im Fertigfabrikatelager eingegangen als während dieser bestimmten Periode produziert wurde,<br />

ergibt dies eine Bestandesabnahme. Sind die Herstellkosten der Produktion höher als die Herstellkosten der eingegangenen<br />

Fertigfabrikate, sprechen wir von einer Bestandeszunahme der Halbfabrikate.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 109/124<br />

9Das Fertigfabrikatelager meldet die Höhe des Fertigprodukteausgangs zu Grenzkosten, was gleichbedeutend mit den<br />

"variablen Herstellkosten der verkauften Produkte" ist. �Der Saldo ergibt die Bestandesänderung an Fertigfabrikaten zu<br />

Grenzkosten. Ist der Ausgang höher als der Eingang, erhalten wir eine Bestandesabnahme, ansonsten eine Bestandeszunahme.<br />

� Eine Rückbuchung in die FIBU wird nicht vorgenommen, da es sich ja nur um die Grenzkosten der Bestandesänderung<br />

handelt!<br />

�Zu den variablen Herstellkosten der verkauften Fabrikate kommen noch die variablen Verwaltungsgemeinkosten hinzu.<br />

Der Saldo des Kontos „verkaufte Fabrikate“ stellt nun die variablen Selbstkosten dieses Kostenträgers dar. �Diese werden nun<br />

dem betriebswirtschaftlich bereinigten Betriebserlös dieses Kostenträgers gegenübergestellt, was den �Deckungsbeitrag<br />

ergibt.<br />

Den Deckungsbeiträgen aller verkauften Fabrikate werden nun die �Fixkosten gegenübergestellt, was den �IST-Betriebserfolg<br />

ergibt.<br />

Sämtliche Kostenstellen wurden vollumfänglich (IST-Grenzkostenrechnung) verrechnet, was zur Folge hat, das die Kostenstellen<br />

keine Deckungsdifferenzen aufweisen.<br />

Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung<br />

Aufwand/ Sachliche Kosten/ Vorgelagerte Material- Fertigungs- Verwaltungs- Halb- Fertig- verkaufte<br />

Ertrag Abgrenzung Ertrag Kostenstellen stelle stelle stelle fabrikate fabrikate Fabrikate<br />

Einzelkosten 1 2 3 4<br />

Gemeinkosten 1 2 3 4 v. f. 4 v. f. 4 v. f. 4 v. f.<br />

Total X X X X X X X X<br />

Uml. var. vorg. St 5 5 5 5<br />

Uml. var. Mat. 6 6<br />

Uml. var. Fert. 6 6<br />

var. HK Produkt. 7<br />

var. HK Fertigfabr 8 8<br />

var. HK verk. Fab. 9 9<br />

Uml. var. Verw. � �<br />

var. Selbstkosten X<br />

Erlös � � � �<br />

Deckungsbeitrag �<br />

Fixkosten Mat. � �<br />

Fixkosten Fertig. � �<br />

Fixkosten Verw. � �<br />

Best.änd. Erzeug. � � �<br />

Erfolg � �<br />

v. = variabel f. = fix<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 110/124<br />

11.12 BAB – NORMAL-Grenzkostenrechnung<br />

Nachfolgend werden die Arbeiten in der zeitlichen Reihenfolge beschrieben. Die im Text integrierten Nummern basieren auf der<br />

Darstellung am Schluss dieses Kapitels.<br />

1Die betrieblichen Aufwände und Erlöse werden wie gehabt an den Anfang des BAB gestellt. Die Aufwände und Erlöse der<br />

Finanzbuchhaltung werden nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten überprüft. Sind die Aufwände und Erlöse betrieblichobjektiv?<br />

Allfällige Korrekturen werden unter dem Begriff 2"sachliche Abgrenzungen" vorgenommen.<br />

3Das Resultat daraus ist die Kostenartenrechnung, welche die interne, betriebswirtschaftlich richtige Erfolgsrechnung darstellt.<br />

Aus Aufwand wurden Kosten. Zusätzlich wird bereits zwischen Einzel- (direkt dem Produkt/Auftrag zuweisbar) und Gemeinkosten<br />

unterschieden. 4Die Einzelkosten, welche direkt einem Kostenträger zugewiesen werden können, werden dem "ersten"<br />

Kostenträger 1/2-Fabrikate zugewiesen. Dieser Kostenträger kann auch "Angefangene Arbeiten" genannt werden.<br />

4Nun werden die Gemeinkosten, welche NICHT direkt einem Kostenträger zugewiesen werden konnten, den Kostenstellen<br />

zugewiesen (WO sind die Kosten angefallen?).<br />

� An dieser Position wird die Unterteilung in variable und fixe Kosten vorgenommen.<br />

HIER BEGINNT DER UNTERSCHIED zur IST-Vollkostenrechnung. Es gibt zwei Möglichkeiten, die vorgelagerten<br />

Kostenstellen zu verrechnen.<br />

1) 5Die Verantwortlichen entscheiden sich dafür, dass die vorgelagerten Kostenstellen zu IST-Kosten auf die übrigen<br />

Kostenstellen verrechnet werden (Identisch zur IST-<strong>Kostenrechnung</strong>).<br />

2) 5Die Verantwortlichen entscheiden sich dafür, auch für die vorgelagerten Kostenstellen einen Zuschlagssatz oder<br />

Kostensatz zu verwenden. Diese Methode hat zur Folge, dass auch die vorgelagerten Kostenstellen einen Saldo<br />

(Deckungsdifferenz) erhalten �.<br />

� Die FIXkosten bleiben vorläufig in den vorgelagerten Kostenstellen stehen.<br />

Nach der Umlage sämtlicher Gemeinkosten der Vor- und Hilfskostenstellen auf die Hauptkostenstellen befinden sich nun<br />

SÄMTLICHE Gemeinkosten in den Hauptkostenstellen. Die FIXkosten bleiben in den vorgelagerten Kostenstellen stehen.<br />

6Die Hauptkostenstellen werden nun mit "normalisierten" Kosten abgerechnet. Bei der Normal-GRENZkostenrechnung sind<br />

dies jedoch nur die variablen Kosten. Wir arbeiten mit denjenigen Zuschlags- und Kostensätzen, welche wir auch in den<br />

Kalkulationen (Vor-, Zwischen- und Nachkalkulation) der Grenzkostenrechnung verwenden.<br />

� Die FIXkosten bleiben vorläufig in den vorgelagerten Kostenstellen stehen.<br />

7Als Folge befinden sich ALLE kalkulierte variablen Produktionskosten im Kostenträger "1/2-Fabrikate", was als Total die<br />

"kalkulierten variablen Herstellkosten der Produktion" ergibt (ohne Verw.-GK). 8Von der Administration des Fertigwarenlagers<br />

erhalten wir nun die Mitteilung, für wie viel variable Herstellkosten Produkte ins Lager eingegangen sind (IST-Menge x<br />

vorkalkulierte variable Herstell-Stückkosten). Dieser Wert wird als "kalkulierte variable Herstellkosten der Fertigfabrikate"<br />

bezeichnet.<br />

�Der Saldo, welcher sich aus diesen beiden Werten ergibt, ist die Bestandesänderung der Halbfabrikate (Vermischung<br />

Mengenabweichung SOLL-IST und Bestandesänderung) zu variablen Kosten. Ist ein höherer Wert im Fertigfabrikatelager<br />

eingegangen als während dieser bestimmten Periode produziert wurde, ergibt dies eine Bestandesabnahme. Sind die<br />

Herstellkosten der Produktion höher als die Herstellkosten der eingegangenen Fertigfabrikate, sprechen wir von einer<br />

Bestandeszunahme der Halbfabrikate.<br />

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9Das Fertigfabrikatelager meldet die Höhe des Fertigprodukteausgangs zu kalkulierten Grenzkosten (IST-Menge x<br />

vorkalkulierte variable Herstell-Stückkosten), was gleichbedeutend mit den "kalkulierten variablen Herstellkosten der<br />

verkauften Produkte" ist. �Der Saldo ergibt die Bestandesänderung an Fertigfabrikaten zu Grenzkosten. Ist der Ausgang<br />

höher als der Eingang, erhalten wir eine Bestandesabnahme, ansonsten eine Bestandeszunahme.<br />

� Eine Rückbuchung in die FIBU wird nicht vorgenommen, da es sich ja nur um die Grenzkosten der Bestandesänderung<br />

handelt!<br />

�Zu den variablen Herstellkosten der verkauften Fabrikate kommen noch die variablen Verwaltungsgemeinkosten hinzu.<br />

Der Saldo des Kontos „verkaufte Fabrikate“ stellt nun die kalkulierten variablen Selbstkosten dieses Kostenträgers dar. �Diese<br />

werden nun dem betriebswirtschaftlich bereinigten Betriebserlös dieses Kostenträgers gegenübergestellt, was den<br />

�kalkulierten Deckungsbeitrag ergibt.<br />

Den Deckungsbeiträgen aller verkauften Fabrikate werden nun die �Fixkosten gegenübergestellt, was den �kalkulierten<br />

Betriebserfolg ergibt.<br />

�Der Saldo der Kostenstellen ergibt wie gehabt die Deckungsdifferenzen. Ist die vollständige (variable und fixe Kosten)<br />

Verrechnung der Kosten grösser als die IST-Kosten, sprechen wir von einer Überdeckung, ansonsten von einer Unterdeckung.<br />

v. = variabel f. = fix<br />

Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung<br />

Aufwand/<br />

Ertrag<br />

Sachliche<br />

Abgrenzung<br />

Kosten/<br />

Ertrag<br />

vorgelagerte<br />

Kostenstellen<br />

Material-<br />

stelle<br />

Fertigungs-<br />

stelle<br />

Verwaltungs-<br />

stelle<br />

Halb-<br />

fabrikate<br />

Fertig-<br />

fabrikate<br />

Einzelkosten 1 2 3 4<br />

Gemeinkosten 1 2 3 4 v. f. 4 v. f. 4 v. f. 4 v. f.<br />

Total X X X X X X X X<br />

Uml. kalk.var.VKS 5 5 5 5<br />

Uml. kalk.var. Mat 6 6<br />

Uml. kalk.var. Fert 6 6<br />

var. HK Produkt. 7<br />

var. HK Fertigfabr 8 8<br />

var. HK verk. Fab. 9 9<br />

Uml. kalk.var.Ver. � �<br />

var. Selbstkosten X<br />

Erlös � � � �<br />

Kalk. Deckungsb. �<br />

kalk.Fixk. Mat. � �<br />

kalk. Fixk. Fertig. � �<br />

kalk. Fixk. Verw. � �<br />

Best.änd. Erzeug. � � �<br />

Deckungsdifferenz � � � �<br />

Erfolg � �<br />

verkaufte<br />

Fabrikate<br />

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12. Weitere <strong>Kostenrechnung</strong>ssysteme<br />

12.1 EINFÜHRUNG Standardkostenrechnung (Plankostenrechnung)<br />

Die Standardkostenrechnung ist stark zukunftsorientiert. Vergangenheitsdaten sind als Entscheidungshilfe wenig dienlich, da<br />

Entscheidungen immer von zukünftigen und nicht von vergangenen Entwicklungen abhängen. Die wichtigen Aufgaben der<br />

<strong>Kostenrechnung</strong> "Wirtschaftlichkeitskontrollen" und "Unternehmenssteuerung" werden durch die Standardkostenrechnung<br />

hervorragend gelöst.<br />

Die Standardkostenrechnung beinhaltet in ihrem System neben den IST-Kosten auch eine vollständige Planungsrechnung. Im<br />

Vergleich zur Normalkostenrechnung sind dies nicht nur die Plankosten, sondern auch Planmengen (Stunden, Material etc.).<br />

Die Standardkostenrechnung baut auf mengen- und wertmässigen Vorgaben auf, welche auf "normalen" Betriebsverhältnissen<br />

basieren. Diese "normalen" Betriebsverhältnisse bilden die "Standards" - woraus sich auch die Bezeichnung "Standardkostenrechnung"<br />

ergibt.<br />

Auf der Kostenplanungsebene werden die Kosten wiederum (siehe Teilkostenrechnung) in die variablen und fixen Bestandteile<br />

zerlegt. Zusätzlich zu diesen Kostenstandards werden die Mengenstandards (Vorgaben) entwickelt, welche auf Rezepturen,<br />

Stücklisten und Operationsplänen basieren. In der <strong>Kostenrechnung</strong> selbst werden die einzelnen Leistungen mit den<br />

Verrechnungspreisen, den Standardkostensätzen und Standardzuschlagssätzen bewertet.<br />

Der Vergleich von den IST- zu den Standardkosten bringt wiederum Deckungsdifferenzen zum Vorschein. Zusätzlich werden<br />

aber auch Mengenabweichungen (z.B. IST-Stunden zu den Standard-Stunden oder IST-Materialverbrauch zu Standard-<br />

Materialverbrauch) präsentiert, welche die Analysemöglichkeiten stark vertiefen.<br />

Die Standardkostenrechnung eignet sich speziell für Serien- und Massenproduktionen, da dort die Mengenstandards mit relativ<br />

geringen Zeitressourcen erarbeitet werden können.<br />

Beispiel Preis- / Mengenabweichung:<br />

Einkauf Rohmaterial: 4'000 kg zum Preis von CHF 4.80/kg<br />

Verbraucht werden während der Abrechnungsperiode total 2200 kg zum Standardpreis von CHF 4.60/kg<br />

Laut Standardkalkulation hätten für die produzierte Menge von Fertigfabrikaten 2'100 kg Rohmaterial verbraucht werden dürfen.<br />

IST-Verbrauch zu IST-Preisen 2'200 kg x 4.80<br />

IST-Verbrauch zu Standard-Preisen 2'200 kg x 4.60<br />

Preisabweichung auf verbrauchtem Material 440<br />

IST-Verbrauch zu Standard-Preisen 2'200 kg x 4.60<br />

Standard-Verbrauch zu Standard-Preisen 2'100 kg x 4.60<br />

Mengenabweichung auf verbrauchtem Material 460<br />

Gesamtabweichung (Deckungsdifferenz) 900<br />

Andere Abweichungsbeispiele:<br />

Erlös: Verkaufspreisabweichung Verkaufsmengenabweichung<br />

Lohnkosten: Lohnsatzabweichung Arbeitszeitabweichung *<br />

* mögliche Ursachen für die Arbeitszeitabweichung:<br />

• Fehlerhafte Vorgabezeiten<br />

• Auftragsbedingte Gründe<br />

• Verfahrensbedingte Gründe<br />

• Materialbedingte Gründe<br />

• Unwirtschaftliche, bzw. ineffiziente Arbeitsweise<br />

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12.2 EINFÜHRUNG Prozesskostenrechnung (Vorgangskostenrechnung)<br />

Es ist eine Tatsache, dass sich die Kostenbestandteile immer weiter in Richtung FIXkosten entwickeln und auch die direkte<br />

Zuweisung (Einzelkosten) auf die Kostenträger immer schwieriger, bzw. immer kleiner wird. Somit wird die Bezugsbasis für<br />

die Gemeinkosten immer kleiner (Verschiebungstendenz von Einzel- zu Gemeinkosten) was dazu führt, dass die Zuschlagssätze<br />

über die 100%-Marke ansteigen.<br />

Die Zunahme der erwähnten Schwachstellen der traditionellen Methode führte zur Entwicklung der Prozesskostenrechnung,<br />

welche zudem durch die Schaffung des prozessorientierten Qualitätsmanagements unterstützt wurde. Ziel der Prozesskostenrechnung<br />

ist es, die Planung, Erfassung, Kontrolle und die Steuerung der Gemeinkosten möglich zu machen und die Grundlagen<br />

für ein effektives und transparentes Gemeinkostenmanagement mit einer verursachungsgerechten Gemeinkostenverteilung<br />

zu schaffen. Die Prozesskostenrechnung wurde in Amerika entwickelt und heisst international „activity-based costing“<br />

(ABC-<strong>Kostenrechnung</strong>). Die Prozesskostenrechnung ist kein Ersatz des traditionellen Systems, sondern eine Weiterentwicklung,<br />

denn zusätzlich zu den Kostenstellen werden Prozesse zwischen die Kostenarten- und die Kostenträgerrechnung<br />

gestellt. Die Prozesskostenrechnung ist eine Vollkostenrechnung und kann als IST-Prozesskostenrechnung, NORMAL-Prozesskostenrechnung<br />

oder sogar als Standard-Prozesskostenrechnung geführt werden. Die Unterschiede dieser drei Systeme<br />

entsprechen der traditionellen Methode.<br />

Die Prozesskostenrechnung macht die repetitiven Prozessabläufe (oft kostenstellenübergreifend) eines Unternehmens mit<br />

Zahlen sichtbar und dementsprechend auch steuerbar. Zudem werden auch qualitative und zeitliche Aspekte in dieses<br />

Controllinginstument integriert. Man spricht in der Prozesskostenrechnung von Prozessen (zusammenhängende Arbeitsschritte<br />

mit einem Input) und Kostentreibern (Quantifizierte Anzahl Prozessdurchführungen - Mengengerüst).<br />

Die Zuweisung der Einzelkosten weicht nicht vom traditionellen System ab und auch die Verrechnung der Gemeinkosten, die<br />

direkt dem Kostenträger verrechnet werden können, erfahren keine Veränderung. Einzig die Gemeinkosten eines Teilprozesses<br />

(innerhalb einer Kostenstelle), welche einem Hauptprozess zugewiesen werden können, erfahren zuerst<br />

diese Zuweisung. Anschliessend wird der Hauptprozess mittels Kostentreiber den Kostenträgern zugewiesen. Die<br />

Gemeinkosten ohne Zuordnung werden wie gehabt mittels Zuschlagssatz auf die Kostenträger verrechnet.<br />

Beispiele von standardisierten Hauptprozessen / Kostentreiber (cost-driver):<br />

• Kundenberatung - Anzahl der Beratungen<br />

• Materialbeschaffung - Anzahl der Bestellungen, Anzahl der Lieferantenkontakte, etc.<br />

• Rücksendungen - Anzahl der Rücksendungen<br />

• Konstruktion - Anzahl der Neuzeichnungen, Anzahl erzeugte Stücklisten, Anzahl Zeichnungsänderungen etc.<br />

Bei der Definition der Hauptprozesse ist darauf zu achten, dass diese möglichst von verschiedenen Kostenträgern beansprucht<br />

und auch eine kostenrechnerische Relevanz (Kostengrösse) aufweisen. Der Kostentreiber (Menge) muss mit der Ressourcenbeanspruchung<br />

(Kosten) korrelieren und unbedingt die Akzeptanz der Verantwortlichen erhalten.<br />

Kostenarten mit direkten<br />

Kostenstellen<br />

mit<br />

ohne *<br />

Hauptprozesse Kostenträger<br />

Bezugsgrössen Teilprozessen Zuordnung<br />

Einzelkosten Einzelkosten<br />

Gemeinkosten<br />

Gemeinkosten Direkte Stellenkosten<br />

Gemeinkosten<br />

Prozess-<br />

Gemeinkosten<br />

Prozess-Gemeinkosten<br />

Gemeinkosten* Gemeinkosten*(Zuschlagssatz)<br />

*Diese Gemeinkosten können keinem Teil- oder Hauptprozess zugeordnet werden. Sie sind mengenneutral (kein Zusammenhang<br />

mit einer Anzahl Einheiten). Diese werden wie bei der traditionellen Methode mittels Zuschlagssatz auf die Kostenträger<br />

verrechnet (z.B. Personalwesen, Buchhaltung, Geschäftsleitung etc.).<br />

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13. <strong>Kostenrechnung</strong> in der Dienstleistungsbranche<br />

13.1 Dienstleistungs-Sektor<br />

Die Schweiz ist bekannt als Land der Dienstleistungsunternehmen. In den letzten Jahren hat sich der Anteil der Dienstleistungsunternehmen<br />

im Verhältnis zu den Produktionsbetrieben nochmals erhöht und diese Tendenz wird wohl anhalten.<br />

Die <strong>Kostenrechnung</strong> wurde anfänglich für den Produktionsbetrieb entwickelt, doch zwingt die Wirtschaftslage auch die Dienstleistungsunternehmen,<br />

Kostentransparenz zu erhalten, um am Markt mittel- und langfristig bestehen zu können. Zusätzlich zur<br />

sehr wichtigen Kostentransparenz ist es für das Unternehmen wichtig zu wissen, in welchen Sparten, in welchen Regionen oder<br />

bei welchem Endverbraucher wie viel Gewinn oder Verlust erwirtschaftet wird. Selbstverständlich ist diese Aufzählung nicht<br />

abschliessend, denn Sie kennen sich ja bereits mit den Möglichkeiten, Kostenträger zu definieren, aufgrund des Studiums eines<br />

anderen Kapitels bestens aus. Wie auch beim Produktionsbetrieb bildet die <strong>Kostenrechnung</strong> die Basis für das Controlling und<br />

ist somit ein wichtiger Datenlieferant für die mittel- und langfristige Festlegung der Unternehmensstrategie.<br />

Es geht auch beim Dienstleistungsbetrieb darum, die Kosten möglichst verursachungsgerecht auf die Kostenstellen und<br />

Kostenträger zu verteilen. Die <strong>Kostenrechnung</strong> eines Dienstleistungsunternehmens ist im Vergleich zum Produktionsbetrieb<br />

einfacher, denn Sie schlagen sich nicht mehr mit dem Rohmaterial und den Fertigfabrikaten herum und müssen sich nicht mehr<br />

um deren Bewertung kümmern. Selbstverständlich kann auch bei einem Dienstleistungsunternehmen Rohmaterial (z.B. CD-<br />

Rom bei einem Softwareunternehmen) anfallen, doch dies nur in relativ unbedeutendem Umfang. Die Halbfabrikate gibt es<br />

auch bei diesen Unternehmen, erhalten jedoch den gebräuchlichen Namen „angefangene Arbeiten“ (nicht abgeschlossene<br />

Projekte/Aufträge).<br />

Bei einem Produktionsbetrieb benötigen Sie den Herstellungsprozess, um eine Kostenstellenrechnung aufzubauen, beim<br />

Dienstleistungsunternehmen kommt die Ablauforganisation ins Spiel. Oft ist bei einem Dienstleistungsbetrieb die Prozesskostenrechnung<br />

sinnvoll, wobei natürlich auch die „traditionelle“ Methode unter Umständen möglich ist. Mit der Frage WO sind<br />

die Kosten WOFÜR angefallen, kommen Sie bei der Definition der Kostenstellen und Kostenträger schon sehr weit. Ein<br />

Phänomen des Dienstleistungsunternehmens ist die Tatsache, dass bei der Anwendung des traditionellen <strong>Kostenrechnung</strong>ssystems<br />

oft die Hauptkostenstellen und die Kostenträger übereinstimmen, bzw. sehr ähnlich sind.<br />

Die nachfolgende Darstellung soll einen Überblick über unsere Dienstleistungsunternehmen geben:<br />

Unternehmen Art der Dienstleistung<br />

Bank Geldverwaltung, Geldanlage, Darlehen, Beratung<br />

Versicherung Übernahme von Risiken aller Art<br />

Behörde / Verwaltung Verwaltung und Unterstützung der Bevölkerung<br />

Schule Anbieter von Aus- und Weiterbildung<br />

Krankenhaus Behandlung körperlicher Leiden<br />

Handel / Laden Verbindung zwischen Produzent und Käufer<br />

Treuhand / Vermögensverwaltung Verwalten/Anlegen von Geldwerten<br />

Sport- / Unterhaltungszentrum Angebote zur Freizeitgestaltung<br />

Nachfolgend werden wir auf die Anwendung einer <strong>Kostenrechnung</strong> in den erwähnten Dienstleistungssektoren eingehen und auf<br />

die möglichen Problemstellen hinweisen.<br />

Die Informationen zu den Dienstleistungsbranchen sind nicht als Vorgabe zu betrachten, denn jedes<br />

Unternehmen benötigt eine auf die eigene Organisation / Logistik zugeschnittene <strong>Kostenrechnung</strong> und kann<br />

somit von unserem Vorschlag abweichen.<br />

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13.2 Bank<br />

Die Banken sind wohl die grössten und bedeutendsten Dienstleistungsunternehmen der Schweiz. Charakteristisch für die<br />

Bankenbranche ist der hohe Anteil indirekter und fixer Kosten und diese sollten nicht nur einer Stelle, sondern hauptsächlich<br />

einem Prozess (Dienstleistung) zugewiesen werden. Die „traditionelle“ Methode der Kostenstellen- und Kostenträgerbildung<br />

funktioniert hier meist nicht zufriedenstellend. Die <strong>Kostenrechnung</strong> einer Bank kann somit meist nur mit einer Prozesskostenrechnung<br />

zufriedenstellend funktionieren. Viele Banken wählen die Prozesskostenrechnung, da diese Methode am besten zu<br />

den angebotenen Dienstleistungen einer Bank passt. Da alle Banken über ein Qualitäts-Managementsystem verfügen und<br />

dieses meist prozessorientiert aufgebaut ist, liegt die Entscheidung für die Prozesskostenrechnung natürlich sehr nahe.<br />

Der traditionellen Methode können grundsätzlich zwei Vorwürfe gemacht werden:<br />

• Das traditionelle System ist meist nicht fähig, die Kosten den Dienstleistungen verursachungsgerecht zuzuweisen.<br />

• Unfähigkeit, nützliche Informationen für die operativen Entscheidungen zu liefern (keine Übereinstimmung von<br />

Kostenstellen und Angebot).<br />

• Das traditionelle System kann den aktuellen Strukturen, bzw. der Organisation der Dienstleistungen nicht angepasst<br />

werden.<br />

Die Prozesskostenrechnung widerspiegelt die operativen Aktivitäten, was die traditionellen <strong>Kostenrechnung</strong>ssysteme<br />

nicht tun. Die Prozesskostenrechnung identifiziert die kostenverursachenden Aktivitäten. Die verursachten Kosten sind dann<br />

den Dienstleistungen zugeordnet, wenn diese die Aktivitäten in Anspruch nehmen - Dienstleistungen generieren Aktivitäten,<br />

welche Ressourcen verbrauchen.<br />

So gibt es zum Beispiel einen Hauptprozess „Hypothek-Abschluss“, welcher die entsprechenden Kosten aufnimmt und<br />

anschliessend an die Kostenträger-Rechnung weitergibt. Eine Einführung in die Prozesskostenrechnung haben Sie bereits<br />

erhalten.<br />

13.3 Versicherung<br />

Neben der Bankbranche ist die Versicherungsbranche der grösste Dienstleistungssektor der Schweiz. Jedes Versicherungsunternehmen<br />

verfolgt laufend das Ziel, die Abläufe im eigenen Bereich und im gesamten Unternehmen permanent zu<br />

verbessern, um auf diese Weise rationeller, also insbesondere kostengünstiger den Versicherungsschutz zu gewähren.<br />

Es ist der Verdienst der Prozesskostenrechnung, bzw. des Prozessmanagements, die Steuerung des Unternehmens über<br />

organisatorische Massnahmen in allen Ablaufbereichen zu thematisieren und damit die Chance zu erhalten, kostengünstige<br />

Ablaufprozesse zu finden.<br />

Die grundsätzliche Organisation eines Versicherungsunternehmens fordert, dass die Produkte (Dienstleistungen) hinsichtlich<br />

des Erfolgs, also im Grunde genommen über Beiträge und Kosten einschliesslich der Schadenaufwendungen optimiert werden.<br />

Die Abläufe müssen so gesteuert werden, dass sie – in ihrer Veränderlichkeit infolge der Abhängigkeit von der Technik und des<br />

Zielgruppenverhaltens – andauernd gut, also effizient und kostengünstig sind. Die Arbeitsbereiche, in denen letztlich die<br />

Abläufe einander ergänzend „produziert“ werden, müssen jeder für sich kostenmässig im Griff gehalten und in ihrer Eigenschaft<br />

verantwortlich geführt werden. Somit erkennt man sofort, dass erstens die zuvor definierten Abläufe sich völlig mit den Zielen<br />

des Prozessmanagements decken und zweitens diese Aufgabe schon so alt ist, dass sie sich über die Funktionsbereiche<br />

schon seit Jahrzehnten in der Rechnungslegung wenn auch grob so doch verankert hat. Intensiviert wird diese Beziehung<br />

dadurch, dass die Zuordnung von Kosten zu Dienstleistungsbereichen (und Kostenträgern) nach objektiven Merkmalen<br />

(Einheiten), also im Wesentlichen Vorgangsmengen- und -zeiten, durchzuführen ist.<br />

Zusammenfassend zeigt sich auch in der Versicherungsbranche (wie auch in der verwandten Bankbranche) die Notwendigkeit,<br />

eine Prozesskostenrechnung zu wählen.<br />

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13.4 Behörde / Verwaltung<br />

Auch die Verwaltungen von Gemeinde, Stadt, Kanton etc. sind bemüht, Ihre Kosten in den Griff zu bekommen und eine<br />

<strong>Kostenrechnung</strong> einzuführen. Das Wirtschaftlichkeitsprinzip beinhaltet die Zielsetzung, das Spannungsverhältnis zwischen<br />

knappen Mitteln und Bedürfnissen abzubauen, dass heisst also, rationale Entscheidungen über die Verwendung knapper Mittel<br />

zum Zweck der Bedürfnisbefriedigung ausgewählter Zielgruppen zu treffen.<br />

Wird eine Verwaltung unter diesem Aspekt betrachtet, so zeigt sich, dass in dieser Verwaltung wirtschaftliche Entscheidungen<br />

getroffen werden, die sich hauptsächlich auf die Beschaffung der Produktionsfaktoren, die Erstellung der Verwaltungsleistungen<br />

durch den Einsatz der Produktionsfaktoren und die Abgabe der Verwaltungsleistungen erstrecken. Durch diese, unter<br />

Beachtung des Wirtschaftlichkeitsprinzips getroffenen Entscheidungen wird bezweckt, dass die Verwaltung selbst oder externe<br />

Adressaten mit gewissen Wirtschaftsgütern oder Dienstleistungen versorgt werden. Somit trägt die Verwaltung zur<br />

Bedürfnisbefriedigung bei und kann als Wirtschaftseinheit oder Betrieb angesehen werden.<br />

Eine regionale Verwaltung kann gut mit den traditionellen <strong>Kostenrechnung</strong>ssystemen bedient werden, da die Prozesse<br />

selten abteilungsübergreifend vollzogen werden. Wie bereits bei der Einführung der Dienstleistungsunternehmen erwähnt,<br />

werden voraussichtlich die Hauptkostenstellen und die Kostenträger weitgehend identisch sein.<br />

13.5 Schule<br />

Die öffentlichen Schulen und privaten Bildungsinstitute sind für die gesamte Bevölkerung von Nutzen und sollten dementsprechend<br />

gut geführt werden. Neben der Qualität des Unterrichts (und Fernstudiums) gilt natürlich auch die Aufmerksamkeit<br />

der Kostentransparenz und der Kostenzuweisung an die angebotenen Produkte. Die öffentlichen Schulen müssen den Trägern<br />

(Gemeinde, Kanton, Bund, Verband etc.) Rechenschaft ablegen und nicht zuletzt aus diesem Grund ist die Einführung einer<br />

<strong>Kostenrechnung</strong> anzuregen. Selbstverständlich werden dem Träger nicht die Daten der <strong>Kostenrechnung</strong> zur Verfügung gestellt,<br />

doch die sowieso zu erfassenden Werte für die Trägerschaft sind perfekt für die Führung einer <strong>Kostenrechnung</strong> geeignet.<br />

Eine Schule wird wohl eine traditionelle <strong>Kostenrechnung</strong> einführen. Der grosse Kostenblock (Löhne der Lehrkräfte) kann<br />

problemlos den verschiedenen Kostenträgern zugewiesen werden.<br />

13.6 Krankenhaus<br />

Viele schweizer Spitäler sind nicht prozessorientiert, sondern nach Abteilungen, Stationen, Ambulanzen etc., d.h. nach<br />

räumlichen Einheiten organisiert. Jede dieser Einheiten (Abteilungen) stellt verrechnungstechnisch eine Kostenstelle dar. Auch<br />

der Erlös, welcher von den Versicherungen oder Privaten eingeht, kann einer Abteilung zugewiesen werden. Diese Tatsache<br />

führt dazu, dass die traditionellen <strong>Kostenrechnung</strong>ssysteme hier zur Anwendung kommen können und normalerweise die<br />

Hauptkostenstellen und Kostenträger wiederum mehrheitlich identisch sind.<br />

Ein Problem des traditionellen Rechnungswesens in den Spitälern ist jedoch der Trend, dass steigende indirekte Kosten<br />

(Verwaltung, Abgaben etc.), die durch die medizinische Leistung weder hervorgerufen werden noch beeinflussbar sind, die<br />

Kosten für bestimmte Leistungen verfälschen können. Auslösendes Moment für die Befürworter der Prozesskostenrechnung<br />

bildet die stetige Zunahme der Gemeinkosten bei gleichzeitiger Abnahme der direkt zurechenbaren<br />

Einzelkosten, mit der Folge, dass die Gemeinkostenzuschläge immer grösser werden und damit die Richtigkeit der für die<br />

einzelnen Produkte festgestellten Kosten nicht mehr gegeben ist. Als Ausweg kann die Prozesskostenrechnung gewählt<br />

werden, die eine Zuordnung der Gestehungskosten zum jeweiligen Produkt sowie eine verurteilungsgerechte Aufteilung der<br />

indirekten Kosten ermöglicht. Es ist durch die Definition von Prozessen möglich, die Kostenentwicklung während der<br />

Dienstleistung zu verfolgen.<br />

Sie haben nun zwei Abschnitte gelesen, welche gegensätzliche Aussagen beinhalten. Diese Tatsache unterstreicht die<br />

Aussage, dass jedes Unternehmen für sich ein individuelles <strong>Kostenrechnung</strong>ssystem erarbeiten muss. Der Entscheid, welches<br />

<strong>Kostenrechnung</strong>ssystem zu wählen ist, basiert auf der bestehenden oder zu überarbeitenden Organisationsstruktur. Sollte das<br />

Krankenhaus ein prozessorientiertes Qualitätsmanagement besitzen, bestehen bereits die notwendigen Informationen für den<br />

Aufbau einer Prozesskostenrechnung.<br />

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Grundsätzlich gilt, sofern möglich, ist eine Prozesskostenrechnung der traditionellen Methode vorzuziehen. Durch die<br />

traditionelle Erfassung der Kosten nach Kostenstellen ist eine verursacherbezogene Zuordnung der Leistungserbringung kaum<br />

möglich. Die Vielfalt der medizinischen Leistungen erschweren die Aufschlüsselung der Ausgaben. Durch die Definition<br />

modellhafter Standardprozesse für die wichtigsten medizinischen Behandlungsformen können diese Prozesse transparent<br />

gemacht und in logische Einzelschritte zerlegt werden. Dies dient nicht nur der Evaluation medizinischer Therapien, sondern<br />

kann auch als Grundgerüst für die Zuordnung der Kosten zu diesem Standardprozess dienen, wobei durch den stufenweisen<br />

Aufbau des Behandlungsprozesses auch eine schrittweise Erfassung der Prozesskosten unabhängig von den verwaltungstechnischen<br />

Kostenstellen möglich wird.<br />

Durch eine solche Prozesskostenrechnung werden die wahren Kosten einer medizinischen Leistung in einer<br />

bestimmten Institution sichtbar und damit die Basis für gezielte Einsparungsmassnahmen, Angebotsplanung und<br />

andere strategische Entscheidungen geschaffen.<br />

13.7 Handel / Laden<br />

Das Handelsunternehmen ist zwar kein typischer Dienstleistungsbetrieb, doch trotzdem möchten wir kurz auf diese Branche<br />

eingehen. Die Aufgabe eines Handelsbetriebes ist es, Waren zu kaufen und während einem möglichst kurzen Zeitraum wieder<br />

zu verkaufen - natürlich mit Gewinn. Die <strong>Kostenrechnung</strong> für einen Handelsbetrieb (inklusive Laden) ist sehr einfach aufgebaut,<br />

da grundsätzlich sehr wenige unterschiedliche Kosten anfallen. Der Grossteil der Kosten bei einem Handelsbetrieb sind die<br />

Einzelkosten (Handelsware), weshalb der Aufbau einer <strong>Kostenrechnung</strong> für Sie als Spezialist eine Kleinigkeit ist. Die <strong>Kostenrechnung</strong><br />

beinhaltet lediglich die Kosten der zu handelnden Ware, die Lagerungs- und Verwaltungsgemeinkosten sowie die<br />

Kosten für den Vertrieb. Als Einsatzmöglichkeiten stehen hier beide <strong>Kostenrechnung</strong>ssysteme (traditionelle <strong>Kostenrechnung</strong> als<br />

auch Prozesskostenrechnung) zur Verfügung. Die Wahl basiert auf der Ablauforganisation des Handelsbetriebs (Stellen- oder<br />

Prozessorientiert).<br />

Wir möchten hier noch einige Fachbegriffe wiederholen. Der Unterschied zwischen dem ein Einstandswert (Einstandspreis plus<br />

Transportkosten) und dem Verkaufspreis wird Bruttogewinn bzw. Marge genannt. Betragsmäßig gibt es keinen Unterschied<br />

zwischen Bruttogewinn und Marge. Sofern dieser Betrag jedoch als Prozentsatz ausgewiesen wird, ist darauf zu achten, dass<br />

die Marge vom Erlös bzw. vom Verkaufspreis aus berechnet wird (Erlös/VP = 100 Prozent). Der Bruttogewinnzuschlag wir vom<br />

Einstandswert aus berechnet (Einstandswert = 100 Prozent). Der Bruttogewinn reduziert sich durch die Gemeinkosten<br />

(Lagerung, Verkaufs- und Vertriebsgemeinkosten) und folglich erhalten Sie den Nettogewinn.<br />

Um zum Verkaufspreis zu gelangen kann heute nicht einfach ein Bruttogewinnzuschlag bzw. eine Marge einkalkuliert werden,<br />

denn der Markt macht den Preis. Das Unternehmen muss somit versuchen, die Gemeinkosten möglichst deutlich unter dem<br />

Bruttogewinn zu halten, damit sich der Handel mit der Ware wirtschaftlich lohnt.<br />

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13.8 Treuhand / Vermögensverwaltung<br />

Das Treuhand-Unternehmen bzw. die Vermögensverwaltung benötigt speziell dann eine <strong>Kostenrechnung</strong>, wenn die auf die<br />

Aufträge (Kunden) rapportierten Arbeitsstunden entsprechend den Kostenträgern zugewiesen werden müssen. Dem Aufbau<br />

der Betriebsdatenerfassung (Rapportwesen) ist grosse Beachtung zu schenken, damit die Zuweisung des grossen<br />

Kostenblocks Einzellöhne verursachungsgerecht funktioniert und damit sowohl die Fakturierung als auch die Nachkalkulation<br />

pro Auftrag, bzw. pro Kostenträger fachlich korrekt funktionieren. Sofern die Aufträge hauptsächlich auf einem Festpreis<br />

basieren, ist diese Rapportierung hauptsächlich für die sehr wichtige Nachkalkulation notwendig.<br />

Für ein Unternehmen in dieser Branche eignet sich die traditionelle <strong>Kostenrechnung</strong> sehr gut. Die Leistungen, welche in<br />

den Haupt-Kostenstellen erbracht werden, fliessen direkt als Einzellöhne in die Kostenträgerrechnung, währenddem die<br />

unproduktiven Lohnanteile per Kosten- oder Zuschlagssatz der Kostenträgerrechnung zugewiesen werden. Die Zuweisungen<br />

der Gemeinkosten aufgrund der Hauptkostenstellen ist in dieser Branche sehr einfach, da sehr häufig die Hauptkostenstellen<br />

und die Kostenträger identisch sind.<br />

Ein Treuhand-Unternehmen sollte im Hinblick auf die Beratungs-Mandate den Vorbildcharakter übernehmen und eine<br />

<strong>Kostenrechnung</strong> führen, um die praxisbezogenen Probleme intern bereits zu erkennen und somit geschulte Berater für diese<br />

Materie bereitzustellen.<br />

13.9 Sport- / Unterhaltungszentrum<br />

Auch in diesem Wirtschaftszweig ist die Wirtschaftlichkeit von hoher Bedeutung, was die Integration einer <strong>Kostenrechnung</strong> in<br />

das Rechnungswesen unumgänglich macht. Das traditionelle <strong>Kostenrechnung</strong>ssystem ist in dieser Branche sehr sinnvoll<br />

anzuwenden, da sich das Angebot hauptsächlich auf die Plätze (wo) konzentriert. Die Zuweisung der Einzel- und<br />

Gemeinkosten dürfte in dieser Branche im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern einfach erscheinen, da selten<br />

Dienstleistungsübergreifende Angebote vorhanden sind.<br />

Diese Branche ist zudem prädestiniert, neueste elektronische Hilfsmittel für die Ertrags-Zuweisung einzusetzen. Die Einnahmen<br />

werden oft durch moderne Erfassungssysteme automatisch vorgenommen (Drehtüre mit Zähler, Billetteinschub für den Eintritt,<br />

etc.).<br />

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Anhang<br />

1) Anlagekartei<br />

• Ermittlung der Kosten<br />

Aufgrund der Daten, welche in der Anlagekartei verfügbar sind, werden folgende Kosten ermittelt: Abschreibungen,<br />

Kapitalzinsen, Unterhaltskosten.<br />

• Kontrollinstrument<br />

In der Anlagekartei werden sämtliche Maschinen, Apparate und Einrichtungsgegenstände geführt. Eine jährliche Kontrolle<br />

über deren "Anwesenheit" informiert über externe oder interne Diebstähle.<br />

• Planungsinstrument<br />

Die Anlagekartei zeigt Ihnen den betriebswirtschaftlichen Wert Ihrer Anlagen auf. Aufgrund des Anschaffungszeitpunkts und<br />

der geplanten Nutzungsdauer können Sie deren Ersatz planen und somit die Liquidität auf einen Termin hin planen.<br />

• Garantieübersicht<br />

Die Anlagekartei bietet einen Überblick darüber, wann bei welcher Anlage die Garantiefrist abläuft. Die Anlage wird vor der<br />

Ablauffrist untersucht und auf mögliche Mängel, welche durch die Garantie behoben werden können, geprüft.<br />

• Versicherungs-Unterlagen<br />

Bei einem Zerstörungsfall (z.B. Brand) werden die Anlagen und voraussichtlich auch die schriftlichen Unterlagen zerstört. Die<br />

Anlagekartei (Datensicherung) zeigt die für den Ersatz (Versicherung) benötigten Daten auf.<br />

• FIBU-Revision<br />

Die Revisionsstelle ist über die Zurverfügungstellung einer Anlagekartei sehr froh, da sie mit deren Hilfe die Gefahr einer<br />

Überbewertung der Aktiven in der FIBU weitgehend unterbinden kann.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 120/124<br />

Aufnahme in die Anlagekartei:<br />

(Beispiel: Kleinbetrieb)<br />

Anschaffungs- minimale<br />

preis minimum Nutzungsdauer<br />

Maschinelle Handwerkzeuge 300 3 Jahre<br />

Mobiliar 500 5 Jahre<br />

Maschinen 1'000 5 Jahre<br />

Maschinelle Einrichtungen 500 10 Jahre<br />

Fahrzeuge alle 4 Jahre<br />

EDV 300 3 Jahre<br />

Anlagendaten<br />

Bezeichnung: ............... Anschaffungspreis: ...............<br />

Anschaffungsjahr: ............... Zubehör: ...............<br />

Baujahr: ............... Fundament: ...............<br />

Maschinen-Nr.: ............... Installation: ...............<br />

Motor-Nr.: ............... Absaugung: ...............<br />

PS/KW: ............... Montage: ...............<br />

Nettogewicht: ............... Differenz<br />

Ladefähigkeit: ............... Wiederbeschaffung: ...............<br />

Total CHF: ...............<br />

Ablauf Garantie: ...............<br />

Abschreibungszeit: ............... Anteil in %: ...............<br />

Abschreibungsleistung: ........... Anteil in %: ...............<br />

Kostenstelle: ...............<br />

Zusätzliche Anschaffungen: .......... Jahr: ........... CHF: ............<br />

Versicherungswert: .......... Police: ........ Jahr: ........ CHF: ............<br />

Abschreibungen / Kapitalzinsen<br />

Jahr Wert 1.1. Abschr.effektiv Wert 31.12. Abschr. Fibu Kap.zins% Kap.zins<br />

....... ............. ...................... ................... .................... ................... ..............<br />

....... ............. ...................... ................... .................... ................... ..............<br />

....... ............. ...................... ................... .................... ................... ..............<br />

....... ............. ...................... ................... .................... ................... ..............<br />

Sämtliche Anlagen mit einem vom Verantwortlichen<br />

vorbestimmten Minimalanschaffungspreis<br />

und einer minimalen Nutzungsdauer<br />

werden in die Anlagekartei aufgenommen.<br />

Achtung: Die Grenze zur Aufnahme in die Anlagekartei<br />

muss NICHT mit derjenigen der Finanzbuchhaltung<br />

übereinstimmen. In der Finanzbuchhaltung<br />

werden oft Anlagen "direkt" abgeschrieben<br />

und über ein Aufwandkonto (z.B. Unterhalt)<br />

"ausgebucht". Trotzdem werden solche Anlagen in<br />

die Anlagekartei aufgenommen.<br />

Dieses Verfahren birgt jedoch die Gefahr einer<br />

doppelten Kostenbelastung in der <strong>Kostenrechnung</strong> in<br />

sich.<br />

Die Erfassung einer Betriebseinrichtung, Maschine<br />

oder Anlage kann so aussehen.<br />

Wichtige Positionen sind:<br />

- Bezeichnung<br />

- Anschaffungsjahr<br />

- Anschaffungswert inkl. dazugehörende Kosten<br />

(evtl. Differenz zur Wiederbeschaffung)<br />

- Abschreibungszeit oder -leistung<br />

- Kostenstelle (WO steht die Maschine)<br />

Diese Daten werden für die Ermittlung der betriebswirtschaftlich<br />

richtigen (kalkulatorischen)<br />

Abschreibung benötigt.<br />

Auf diesem Stammblatt (manuell oder elektronisch)<br />

werden die Abschreibungen und die kalkulatorischen<br />

Kapitalzinsen pro Jahr mitgeführt. Aus Gründen der<br />

Vollständigkeit sind auch die Abschreibungen der<br />

Finanzbuchhaltung integriert.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 121/124<br />

2) Materialbuchhaltung<br />

Betriebsmaterial<br />

Verkaufsware<br />

Ladenware Handelsware Baustellenmaterial Lagermaterial<br />

Lohn Einkauf<br />

Lohn Verkauf<br />

Sozialkosten<br />

Mietkosten<br />

Reinigungskosten<br />

Abschreibungen<br />

Kapitalzinsen<br />

Fahrzeugkosten<br />

Versicherung<br />

Werbung<br />

Verwaltung<br />

Ladenware<br />

Handelsware<br />

Lohn Einkauf<br />

Sozialkosten<br />

Kapitalzinsen<br />

Fahrzeugkosten<br />

Versicherung<br />

Werbung<br />

Verwaltung<br />

Materialbewirtschaftung – Lagerbestand<br />

Nachfrage<br />

Kundenmaterial<br />

Auftragsmaterial<br />

Modellpolitik<br />

Tiefe/Breite Sortiment Verkaufs-/Rabatt-<br />

politik Hersteller<br />

Lieferbereitschaft<br />

Hersteller<br />

Höhe<br />

Lagerkosten Lagerbestand<br />

Installationsmaterial<br />

Baustellenmaterial<br />

Zwischenlagermaterial<br />

Lohn Einkauf<br />

Sozialkosten<br />

evtl. Versicherung<br />

Verwaltung<br />

Lagerdauer<br />

Kurzfristige Eindeckung Bestellkosten<br />

- andere Ware<br />

- anderer Lieferant<br />

Sicherheitsbestand<br />

Einsatz Aktionen<br />

Abverkauf<br />

Lagermaterial<br />

Hilfsmaterial<br />

Lohn Einkauf<br />

Lohn Lager<br />

Sozialkosten<br />

Mietkosten<br />

Reinigungskosten<br />

Abschreibungen<br />

Kapitalzinsen<br />

Fahrzeugkosten<br />

Versicherung<br />

Verwaltung<br />

Die Materialbuchhaltung bzw. die Materialbewirtschaftung<br />

nimmt einen wichtigen Part in der<br />

<strong>Kostenrechnung</strong> ein. Speziell die Unterteilung in<br />

verschiedene Materialarten ist für die spätere<br />

Analyse der Kosten sehr wichtig. Als Beispiel<br />

sehen Sie die Materialstruktur der Elektro-<br />

Branche.<br />

Auftragsmaterial wird erst eingekauft, wenn der<br />

Auftrag erteilt ist. Baustellenmaterial wird direkt<br />

auf die Baustelle geliefert, Zwischenlagermaterial<br />

wird kurz im Unternehmen "zwischengelagert".<br />

Die diversen Materialarten bringen verschiedene<br />

Kosten mit sich, welche in einigen Beispielen dargestellt<br />

sind. Die Höhe der Kosten ist natürlich für<br />

ein Unternehmen von grosser Bedeutung, was<br />

beispielsweise aufzeigt, dass ein Elektrogeschäft<br />

möglichst viel Baustellenmaterial anstatt Lagermaterial<br />

einkaufen sollte.<br />

Selbstverständlich darf man sich nicht NUR auf<br />

die Kosten konzentrieren, sondern muss auch<br />

einen "Sicherheitsbestand" von verschiedenen<br />

Artikeln an Lager haben. Grundsätzlich sind<br />

jedoch heute die Lieferanten bereit, innert 24 h<br />

zu liefern, was die Notwendigkeit zur Führung<br />

eines Lagers auf ein Minimum reduziert.<br />

In der nebenstehenden Grafik sind einige Stich-<br />

worte zur Bestimmung der Lagerhöhe eingetragen.<br />

Grundsätzlich ist ein Lager immer klein zu<br />

halten, um die Kosten möglichst zu minimieren.<br />

Ein Warenlager bringt folgende Kosten mit sich:<br />

- Mietkosten des Lagerraums<br />

- Personalkosten (Löhne und Zusatzkosten)<br />

- Kapitalzinsen (auf diesem gebundenen Kapital!)<br />

- Abschreibungen/Zinsen der Lagereinrichtung<br />

- Reinigung und Unterhalt des Lagers<br />

- Versicherungsgebühr des Warenbestandes<br />

Versuchen Sie, Ihren Lagerbestand so klein wie<br />

möglich zu halten, um die Kosten zu minimieren<br />

und einer Überalterung der Waren vorzubeugen.<br />

Organisieren Sie einen Ausverkauf des überhöhten<br />

Lagerbestandes und stellen Sie somit eine übersichtliche<br />

Organisation sicher. Die Materialbewirtschaftung<br />

und deren Verbuchung wird im Kapitel<br />

"Materialkosten" behandelt.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 122/124<br />

3) Betriebsdatenerfassung<br />

Betriebsdatenerfassung<br />

Personenstunden Maschinenstunden<br />

- Sollzeit<br />

� Präsenzzeit<br />

� Absenzzeit<br />

Die Betriebsdatenerfassung ist notwendig für:<br />

- Faktura<br />

- Nachkalkulation<br />

- Kostensatz<br />

Betriebsdatenerfassung „Personenspezifisch“<br />

Arbeitsstunden Spesen Kilometerleistung<br />

- verrechenbare Stunden<br />

- nicht verrechenbare Stunden<br />

- Absenzen (Ferien, Militär, Krankheit, etc.)<br />

- Weiterbildung<br />

Lohnbuchhaltung <strong>Kostenrechnung</strong><br />

Finanzbuchhaltung<br />

Die Betriebsdatenerfassung verfolgt das Ziel, die<br />

geleisteten Stunden von Mitarbeitern inkl. Spesen und<br />

gefahrene Fahrzeugkilometer zu erfassen. Die<br />

Stundenerfassung teilt sich in die Bereiche<br />

"verrechenbar" , "nicht verrechenbar", Absenzen<br />

und Weiterbildung auf.<br />

Sofern die <strong>Kostenrechnung</strong> auf der Verrechnung von<br />

Maschinenstunden basiert, kommt der Zeiterfassung<br />

eine andere Bedeutung zu. Die Erfassung der Personenstunden<br />

wird dann lediglich für administrative<br />

Zwecke (Überzeitkontrolle, Absenzerfassung, Ferienkontrolle)<br />

durchgeführt.<br />

Zusätzlich werden die Maschinenstunden erfasst, da<br />

diese einerseits für die Berechnung des Kostensatzes<br />

benötigt werden und andererseits die Daten für die<br />

Preisberechnung und Faktura liefern.<br />

Wir konzentrieren wir uns auf die Betriebsdatenerfassung<br />

"Personenspezifisch", da diese deutlich<br />

höhere Anforderungen an ein funktionierendes<br />

System stellt.<br />

Die Betriebsdatenerfassung kann mit einem<br />

personenspezifischen Kostensatz vervollständigt<br />

werden, sofern keine Gesamtlösung die Verknüpfung<br />

mit der Lohnbuchhaltung gewährleistet.<br />

Dieser Kostensatz bzw. die Verbindung mit der<br />

Lohnbuchhaltung ermöglicht die leistungsspezifischen<br />

Kosten für die <strong>Kostenrechnung</strong> und die<br />

Fakturierung zu erfassen.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 123/124<br />

Zweck und Nutzen einer Betriebsdatenerfassung<br />

Kriterium Zweck und Nutzen<br />

Mitarbeiter - Lohn- und Gehaltsabrechnung<br />

- Ferien- und Überzeitkontrolle<br />

- Absenzübersicht<br />

- Produktivitätsübersicht<br />

- Weiterbildungsstundenübersicht<br />

Auftrag - Fakturierung<br />

- Nachkalkulation / Beurteilung<br />

<strong>Kostenrechnung</strong> - Kalkulationsgrundlagen<br />

- Produktivitätsübersicht Total<br />

- Absenzübersicht Total<br />

- Korrektur Überstundenleistung<br />

Zeiterfassungssystem<br />

Manuell Elektronisch<br />

- Tagesrapport - PC-Eingabe<br />

- Wochenrapport - Stempeluhr fix installiert<br />

- Auftragskarte - portable Stempeluhr<br />

- Sammelliste Personal<br />

- Sammelliste Auftrag<br />

Die Betriebsdatenerfassung ist oft das Herzstück<br />

einer <strong>Kostenrechnung</strong>, da die Personalkosten meist<br />

einer der grössten Kostenanteile darstellen. Diese<br />

Tatsache bedeutet, dass die Qualität dieser Daten<br />

sehr wichtig ist.<br />

Die beiliegende Darstellung zeigt die Gründe einer<br />

Betriebsdatenerfassung auf. Dieses Bei spiel zeigt<br />

eine Betriebsdatenerfassung auf Basis<br />

"Personenspezifisch".<br />

- Kalkulationsgrundlagen<br />

Die Betriebsdatenerfassung liefert die "verrechenbaren"<br />

und "nicht verrechenbaren" Arbeitsstunden.<br />

Aufgrund dieser Sammlung werden die Kostensätze<br />

der einzelnen Kostenstellen ermittelt.<br />

- Produktivitätsübersicht Total<br />

Der Vergleich der "verrechenbaren" zu den "nicht<br />

verrechenbaren" Arbeitsstunden sagt einiges über<br />

die Produktivität des Unternehmens aus (Vergleich<br />

zum Vorjahr / anderen Unternehmen / etc.).<br />

- Absenzübersicht Total<br />

Die Absenzübersicht zeigt das Verhältnis der<br />

Präsenz- zu den Absenzstunden auf und lässt sich<br />

gut mit den Vorjahren vergleichen.<br />

- Korrektur Überstundenleistung<br />

In der <strong>Kostenrechnung</strong> werden Überstunden-<br />

leistungen und -kompensationen wie "ausbezahlt"<br />

behandelt und stellen so die Koordination von<br />

Leistung und Kosten sicher.<br />

Die aufgeführte Grafik zeigt die verschiedenen<br />

Erfassungssysteme der Zeiterfassung auf. Während<br />

die manuelle Erfassung nur noch bei Kleinbetrieben<br />

benützt wird, ist die elektronische Datenerfassung<br />

auf dem Vormarsch. Magnetkarten, Barcodeleser,<br />

bearbeitete Schlüsselanhänger und portable Kleingeräte<br />

werden für die Erfassung der Arbeitszeiten<br />

benützt.<br />

Da die Unternehmen, die ein manuelles Zeiter-<br />

fassungssystem anwenden (Kleinbetriebe), selten<br />

eine <strong>Kostenrechnung</strong> führen, konzentrieren wir uns<br />

auf die elektronische Zeiterfassung.<br />

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<strong>Kostenrechnung</strong> www.lern-cd.ch 124/124<br />

Elektronisch<br />

- PC-Eingabe<br />

- Stempeluhr fix installiert<br />

- portable Stempeluhr<br />

Stammdaten variable Daten<br />

- Name, Vorname - Arbeitszeit<br />

- Eintritt - Überzeit<br />

- Sollzeit - Absenzen<br />

- Ferien-Guthaben - Vorholzeit<br />

- etc. - etc.<br />

- Kostenstelle - Kostenstelle<br />

- Kostensatz - Kostenträger<br />

Erläuterungen Arbeitszeiterfassung<br />

Jedes erfolgreiche Zeiterfassungssystem benötigt genaue<br />

Rapportierungsrichtlinien, welche von ALLEN (auch dem<br />

Geschäftsführer) einzuhalten sind.<br />

Auf KST buchen<br />

150 Alle nicht direkt zuweisbaren Arbeiten wie Schema-Zeichnungen<br />

erstellen, Neukonstruktionen entwickeln, verhandeln mit Vertretern,<br />

allenfalls Vorprojekte bearbeiten, deren Auftrag noch nicht gesichert<br />

ist.<br />

160 Nicht zuweisbare Arbeiten in der Spezialmaschinenabteilung wie<br />

Maschinen- und Werkzeugunterhalt, Unterhalt von Pressluft- und<br />

Trocknungsanlagen, Maschinenverbesserungen, Vorrichtungs- und<br />

Lehrenbau<br />

.......<br />

Auf KTR buchen<br />

Alle auftragsbedingten Tätigkeiten in der Arbeitsvorbereitung wie<br />

Massaufnahmen im Bau, Erstellen von Werkzeichnungen, Auszug von<br />

Werkstoff- und Beschlägelisten, Bestellungsauszügen (ohne Offert-<br />

und Abrechnungsarbeiten).<br />

Alle einem Auftrag direkt zuweisbaren Arbeitszeiten an allen<br />

Spezialmaschinen inkl. Einstellzeiten.<br />

Die Software der elektronischen Arbeitszeiter-<br />

fassung beinhaltet pro Mitarbeiter und pro Unter-<br />

nehmen verschiedene Stammdaten. Für die<br />

<strong>Kostenrechnung</strong> relevant sind die Stamm-Kostenstelle<br />

und der Kostensatz jedes einzelnen<br />

Mitarbeiters. Die Stammkostenstelle wird in jenem<br />

Fall angewandt, wo keine auftragsspezifischen<br />

Leistungen erbracht werden. Der gesamte Lohn des<br />

Mitarbeiters wird der entsprechenden Stamm-<br />

Kostenstelle belastet.<br />

Die variablen Daten beinhalten die Stundener-<br />

fassungen und die davon betroffenen Kostenstellen<br />

bzw. Kostenträger. Aufgrund des Kostensatzes<br />

werden die Lohnkosten dementsprechend den<br />

Kostenstellen und Kostenträgern belastet.<br />

Jede Betriebsdatenerfassung benötigt deutliche und<br />

leicht verständliche Richtlinien und Beschreibungen -<br />

ansonsten werden die Mitarbeiter beweisen, dass<br />

das System NICHT funktioniert.<br />

Teilen Sie allen Beteiligten die Notwendigkeit des<br />

Systems mit. Erklären Sie den Zweck für die<br />

<strong>Kostenrechnung</strong> und unterstreichen Sie den Nutzen<br />

für die Sicherheit des Unternehmens für die Zukunft,<br />

damit der Mitarbeiter nicht zuerst das<br />

"KONTROLLORGAN" des Systems sieht.<br />

Dieses Beispiel beschreibt die Rapportierung von<br />

verrechenbaren (KTR = Kostenträger) und nicht<br />

verrechenbaren (KST = Kostenstelle) Arbeitsstunden.<br />

Die deutliche Beschreibung der möglichen<br />

Tätigkeiten vereinfacht den Mitarbeitern anfangs die<br />

Rapportierung wesentlich!<br />

NICHT MESSBAR ist die Qualität der rapportierten<br />

verrechenbaren Arbeitsstunden. Diese Messung<br />

muss auf andere Weise erfolgen.<br />

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