Mehr Glaubwürdigkeit durch Testate? - Institute for Sustainability

Mehr Glaubwürdigkeit durch Testate? - Institute for Sustainability Mehr Glaubwürdigkeit durch Testate? - Institute for Sustainability

4sustainability.de
von 4sustainability.de Mehr von diesem Publisher
08.12.2012 Aufrufe

Endbericht Evaluation des Nutzens von „Testaten“ in Nachhaltigkeitsberichten • Daten und Dokumentation in bestimmten Bereichen systematischer organisiert, • Verbesserung der Berichterstattung (Qualitätssicherung und Verständnis der Indikatoren an jedem Standort) sowie • leichtere Verständlichkeit für LeserInnen. In sieben Fällen erfolgt der Verweis auf eine lange Fassung des Testates, welches in den meisten dieser Fälle für Externe im Internet erhältlich ist. 6.10 Hemmnisse der Testierung Hemmnisse für die weitere Verbreitung von Testierungen liegen in der Vielfalt der angewendeten Verfahren sowie der zugrundeliegenden Standards. Die Vielfalt der Verfahren führt zu unterschiedlichem Nutzen, der darüber hinaus je nach Branche und Unternehmensgröße, u.U. auch abhängig von der Person des Testierers und seiner Erfahrung, variiert. Folglich ist eine Abschätzung des Nutzens im Einzelfall im Vorhinein schwierig. Ein Testierer formuliert: „The biggest obstacle is the lack of understanding, what an assurance process can do to a company.“ Als Folge der Unklarheit des Nutzens entwickeln sich auch Kosten und Aufwand zum Hemmnis, da das Kosten-Nutzen-Verhältnis sich nicht im Vorhinein bestimmen lässt. 37 Ein weiteres Hemmnis liegt in der je nach Nation offenbar unterschiedlichen Wirkung auf die Stakeholder. Je höher diese die Testierung bewerten, desto mehr verschiebt sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis zugunsten einer Entscheidung pro Testierung. Ein ähnlicher Effekt wird berichtet von Unternehmen, die positive, interne Auswirkungen der Testierung auf Management und Nachhaltigkeitsorientierung erleben. Diese können nun eher den zu erwartenden Nutzen einschätzen und entschließen sich vergleichsweise häufig zu einer Ausweitung des Testierungsprogramms. 6.11 Die Zukunft der Testierung Generell wird von keinem der Befragten aus den Unternehmen ein zurückgehen der Testierungsaktivitäten vorhergesagt. Zwei Unternehmen geben an, zukünftige Testierung sei noch unklar. In beiden Fällen besteht hier eine kritische Haltung zu „demotivierenden Zahlenknechten“. Man wünscht sich Testierer mit größerer Erfahrung, und dies nicht nur im Umweltbereich sondern auch dort, wo häufig noch Lücken in Wissen und Erfahrung bestehen: im Sozialen und in der Supply Chain. Ein weiteres Unternehmen schließt sich diesen Kritiken an den Testierern an, ist sich aber trotzdem sicher, auch in Zukunft an der Testierung festhalten zu wollen. Zwei weitere Unternehmen sehen sich die Testierung langsam etablieren und auf dem Weg zu einem normalen Geschäftsprozess. Dabei wird von einem Unternehmen ein Wechsel des Testierers angestrebt, um neue Impulse und frischen Wind ins Unternehmen zu bekommen. Ein Unternehmen mit viel Testierungserfahrung sieht in Zukunft Abhängigkeiten zwischen interner Assurance (z.B. interne Audits) und externer Assurance (z.B. Berichtsverifizierung): “Our understanding and our ability to externalize what is actually happening inside the company will improve. It will decrease the need for external assurance if we provide inter- 37 Ähnlich enthält der FEE Call for Action (2004: 30ff) diverse Punkte, die die Verbreitung von Wissen über Methoden, Standards und Nutzen zum Ziel haben, um so die Anwendung von Assurance zu fördern. 63

Endbericht Evaluation des Nutzens von „Testaten“ in Nachhaltigkeitsberichten nally the assurance.” Zum zweiten erhofft sich das Unternehmen eine weitere Integration von Finanz- und Nachhaltigkeitsmanagement: “The other vision is, that the people providing assurance for the financial will really begin to understand how these issues are part of business and any business decision and that is the way the company is run. You can have people looking at numbers and you can have people looking at management systems and decision making processes and strategy and the more you can have these types together the better.” In ganz ähnlichen Worten drückt dies ein Unternehmen aus Deutschland aus: „Vor allem müssen wir wegkommen von dem Testierungsgedanken, so wie er im traditionellen Accounting und im Finanzaccounting vorherrscht, sondern es geht vielmehr darum Verständnis zu entwickeln, wie Prozesse funktionieren, Instrumente eingesetzt werden. Das erfordert aber auch einen enorm hohen Sachverstand der Situation vor Ort, wo Instrumente oder wie Instrumente eingesetzt werden ...“ Die Testierer selbst betonen andere Entwicklungen in der und Wünsche an die Zukunft. Da gibt es z.B. die deutlich Erkenntnis, dass sich mit dem Sprung vom Umweltschutz in die sozialen Verantwortungen nicht nur einfach weitere Themen an eine ohnehin schon lange Liste anfügen, sondern mit Blick auf die jeweiligen Kontexte u.U. je spezifische Vorgehensweisen entwickelt werden müssen: “We end up with diversity of providers and a diversity of methodologies. And that runs completely contrary to the environmental experience and the accountants experience. From my experience the reason for that is, that in the social sustainability there is no wholy gral, there is no one perfect way of doing it. We are talking about social relationships and social performance which have constantly changing objectives ….Within a social science context it is not possible to come up with an absolute model of assurance. Each company which is looking for assurance in the social areas of sustainability it is going to be contectualized. And that’s the challenge.” Hier werden dann auch Zusammenhänge zu der Zukunft der z.Zt. sehr differenzierten Anbieterstruktur benannt. Eine Vielfalt an Testierungsverfahren erfordert letztlich eine Vielfalt an Anbietern, da die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und auch andere große Anbieter tendenziell standardisierte Verfahren einsetzen. 38 Aber das durch die erwartete weitere Zunahme der Berichterstattung zur Nachhaltigkeit erwartete Marktwachstum auch im Bereich der Assurance gibt nach Ansicht eines Testierers zu Hoffnungen nicht nur für die Big Four sondern auch für die kleinen Anbieter Anlass: “The Big Four will continue to dominate the market for very large companies. As reporting will become normal business practice for not only the very large companies but also the next level down, their will be a healthy market for alternative providers sitting alongside the Big Four. In UK from the FTSE 100 there were 35 companies using assurance by 19 providers. So the market is very fragmented and it will remain fragmented.” Im Sinne der unterschiedlichen Szenarien für Assurance, wie sie AccountAbility (2004) ausmahlt, könnte in der Vielfalt der Verfahren und Anbieter, in der Zielgruppennähe der Vorgehensweise und im Umfang der Marktbereinigung ein kritischer Punkt für die Zukunft der Testierung überhaupt liegen. Ein zu hohes Maß an Standardisierung verbunden mit dem Verschwinden vieler Anbieter vom Markt könnte dazu führen, dass Assurance die für die Zielgruppen letztlich wichtigen Ziele überhaupt nicht erreicht und so letztlich nicht erreicht wird, was Assuarance als Instrument der Umsetzung nachhaltiger Entwicklung in Unternehmen erreichen kann. Die Wirksamkeit von Assurance könnte durchaus von einem hohen Maß an Standardisierung nicht nur gefördert, sondern auch gehemmt werden. Ein Testierer denkt da sehr zielgruppenfokussiert: „Sustainability reporting will move to more target market focus. 150 page reports are of no much use to anybody. Specific reports might 64

Endbericht Evaluation des Nutzens von „<strong>Testate</strong>n“ in Nachhaltigkeitsberichten<br />

• Daten und Dokumentation in bestimmten Bereichen systematischer organisiert,<br />

• Verbesserung der Berichterstattung (Qualitätssicherung und Verständnis der<br />

Indikatoren an jedem Standort) sowie<br />

• leichtere Verständlichkeit für LeserInnen.<br />

In sieben Fällen erfolgt der Verweis auf eine lange Fassung des <strong>Testate</strong>s, welches in den<br />

meisten dieser Fälle für Externe im Internet erhältlich ist.<br />

6.10 Hemmnisse der Testierung<br />

Hemmnisse für die weitere Verbreitung von Testierungen liegen in der Vielfalt der<br />

angewendeten Verfahren sowie der zugrundeliegenden Standards. Die Vielfalt der Verfahren<br />

führt zu unterschiedlichem Nutzen, der darüber hinaus je nach Branche und<br />

Unternehmensgröße, u.U. auch abhängig von der Person des Testierers und seiner<br />

Erfahrung, variiert. Folglich ist eine Abschätzung des Nutzens im Einzelfall im Vorhinein<br />

schwierig. Ein Testierer <strong>for</strong>muliert: „The biggest obstacle is the lack of understanding, what<br />

an assurance process can do to a company.“ Als Folge der Unklarheit des Nutzens<br />

entwickeln sich auch Kosten und Aufwand zum Hemmnis, da das Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />

sich nicht im Vorhinein bestimmen lässt. 37<br />

Ein weiteres Hemmnis liegt in der je nach Nation offenbar unterschiedlichen Wirkung auf die<br />

Stakeholder. Je höher diese die Testierung bewerten, desto mehr verschiebt sich das<br />

Kosten-Nutzen-Verhältnis zugunsten einer Entscheidung pro Testierung.<br />

Ein ähnlicher Effekt wird berichtet von Unternehmen, die positive, interne Auswirkungen der<br />

Testierung auf Management und Nachhaltigkeitsorientierung erleben. Diese können nun<br />

eher den zu erwartenden Nutzen einschätzen und entschließen sich vergleichsweise häufig<br />

zu einer Ausweitung des Testierungsprogramms.<br />

6.11 Die Zukunft der Testierung<br />

Generell wird von keinem der Befragten aus den Unternehmen ein zurückgehen der<br />

Testierungsaktivitäten vorhergesagt. Zwei Unternehmen geben an, zukünftige Testierung sei<br />

noch unklar. In beiden Fällen besteht hier eine kritische Haltung zu „demotivierenden<br />

Zahlenknechten“. Man wünscht sich Testierer mit größerer Erfahrung, und dies nicht nur im<br />

Umweltbereich sondern auch dort, wo häufig noch Lücken in Wissen und Erfahrung<br />

bestehen: im Sozialen und in der Supply Chain.<br />

Ein weiteres Unternehmen schließt sich diesen Kritiken an den Testierern an, ist sich aber<br />

trotzdem sicher, auch in Zukunft an der Testierung festhalten zu wollen.<br />

Zwei weitere Unternehmen sehen sich die Testierung langsam etablieren und auf dem Weg<br />

zu einem normalen Geschäftsprozess. Dabei wird von einem Unternehmen ein Wechsel des<br />

Testierers angestrebt, um neue Impulse und frischen Wind ins Unternehmen zu bekommen.<br />

Ein Unternehmen mit viel Testierungserfahrung sieht in Zukunft Abhängigkeiten zwischen<br />

interner Assurance (z.B. interne Audits) und externer Assurance (z.B. Berichtsverifizierung):<br />

“Our understanding and our ability to externalize what is actually happening inside the<br />

company will improve. It will decrease the need <strong>for</strong> external assurance if we provide inter-<br />

37 Ähnlich enthält der FEE Call <strong>for</strong> Action (2004: 30ff) diverse Punkte, die die Verbreitung von Wissen über<br />

Methoden, Standards und Nutzen zum Ziel haben, um so die Anwendung von Assurance zu fördern.<br />

63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!