Mehr Glaubwürdigkeit durch Testate? - Institute for Sustainability

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Endbericht Evaluation des Nutzens von „Testaten“ in Nachhaltigkeitsberichten Andere Gründe für die Auswahl des Testierers bestehen in der Frage der weltweiten Aktivität oder in der Anwendung bestimmter Standards. Explizit wurde mehrfach das mit dem AA 1000 verbundene Vorgehen als Auswahlkriterium benannt. Aber auch die Expertise von Einzelpersonen spielt manchmal eine Rolle. In einem Markt der vergleichsweise jung ist und stark wächst ist die Zahl der erfahrenen Personen naturgemäß begrenzt. Einige Unternehmen sehen daher die Erfahrung der verantwortlichen Person als Entscheidungskriterium. 6.5 Aufwand und Kosten der Testierung In den Testaten sind nur wenige Informationen zu Preis oder Aufwand verfügbar. Von den Big Four führt nur PricewaterhauseCoopers im Testat der kanadischen Talisman Energy auf, dass 550 Stunden Arbeit aufgewendet worden wären. Bei einem geschätzten Tagessatz von 1.200 € bis 1.500 € ließe dies auf Kosten in Höhe von ca. 80.000 € bis 100.000 € schließen. Die höchsten Kosten dokumentiert British American Tobacco für die Verifizierungsaktivitäten des französischen Bureau Veritas: “The value of the social reporting assurance work carried out by Bureau Veritas for Group companies from July 2003 to May 2004 was approximately £390,000. Separately over the same period it conducted independent inspection activity for the Group to a value of £40,000." The Reassurance Network Ltd. dokumentiert im Assurance Statement im Social and Environmental Report 2003/2004 für British Airways “The assurance process took 30 days over eight weeks." Ashridge im Bericht von Camelot 2003 beschreibt indirekt: "All commercial relations between Ashridge and Camelot amount to less than 0.2 per cent of Ashridges´s total turnover in the period of the reporting cycle." Konkrete Kosten dokumentiert Justassurance im Testat der Co-Operative Financial Services mit 65.000 ₤. Justassurance gibt den Preis für alle vier bisher durchgeführten Testierungen an: Das Testat der United Utilities 2004 kostete 29.000 ₤ und die beiden Testate für das Furniture Resource Center im Jahre 2004 nur 9.500 ₤ sowie im Jahre 2003 mit 9.000 ₤ noch etwas weniger. Einen ähnlichen Anspruch zur Offenlegung der Aufwände hat offensichtlich die Banarra Sustainability and Social Assurance in Australien. Sie dokumentieren für die Testierung der Westpac, ihre erste Verifizierungsaktivität, 279 Stunden. Zur Zeit scheinen die mit der Testierung verbundenen Kosten also noch recht variabel. Die wesentlichen Einflussgrößen liegen in: • der Größe des Unternehmens, welches die Testierung durchführen lässt, • dem Umfang der zu prüfenden Sachverhalte - nicht immer wird der ganze Bericht oder das ganze Unternehmen geprüft, • der gewählten Methode bzw. des gewählten Standards, • dem Grad der Zusicherung (level of assurance), • dem Umfang der Berichtslegung (nur Konzernweit oder mit Einzeltestierung nationaler Einzelberichte), • der Qualität der Berichtsysteme, • der Grundeinstellung des Unternehmens zum Thema Nachhaltigkeit sowie 53

Endbericht Evaluation des Nutzens von „Testaten“ in Nachhaltigkeitsberichten • dem Tagessatz des Testierers. In den Interviews von Testierern und Testierten wurden Summen zwischen 30.000 € und 800.000 € genannt. Die meisten Angaben konzentrieren sich dabei auf den unteren Bereich zwischen 50.000 € und 200.000 €. In den Interviews wurde auch gefragt ob die Kosten der wiederholten Prüfungen sinken würden, da davon ausgegangen wurde, dass nach dem ersten Prüfdurchlauf im Unternehmen Sachverhalte (z.B. das Informationssystem) verbessert werden, die nicht nur den Berichterstellungsprozess sondern auch die Prüfungen erleichtern. Weiter wurde auch vermutet, dass bei wiederholten Prüfungen der Einarbeitungsprozess für den Prüfer entfällt. Grundsätzlich wurden diese Effekte (in der Regel erst auf Nachfrage) bestätigt. Jedoch werden bei den meisten Unternehmen bei wiederholten Prüfungen Umfang oder auch Zusicherungsgrad erweitert, so dass die Kosten insgesamt nicht rückläufig sind. Die Erweiterung des Prüfungsumfanges kann unterschiedliche Ursachen haben. Häufig scheint sich der Übergang von der Umwelt- zur Nachhaltigkeitsberichterstattung niederzuschlagen, auch kann die Hinzunahme weiterer internationaler Standorte ein Grund sein, oder es wurde bei der Erstprüfung bewusst „klein angefangen“, um den Gesamtaufwand in Grenzen zu halten. 6.6 Testierungsstandards aus Sicht der Beteiligten Als Standards dominieren der AA 1000 AS sowie die Beurteilung „in accordance with GRI“. Neben diesen werden, teilweise hierzu ergänzend, eine Reihe von meist nationalen Accountingstandards angewendet. Die folgende Tabelle dokumentiert die Nutzung der speziell auf die Testierung von Nachhaltigkeitsberichten zielenden Standards AA 1000 AS, „in accordance with GRI“ und ISAE 3000 und IDW-PS 820 sowie „andere Accountingstandards“. 29 Berichte nutzen jeweils einen Standard, auf weitere 20 Berichte verteilten sich die Kombinationsanwendungen. 31 von 80 Berichten bezogen sich nicht auf einen Standard. Tabelle 6.4 : Anwendungshäufigkeit der Standards (80 Berichte) Standard Einzelanwendungen In accordance with GRI Kombinationsanwendungen Summ der Anwendungen 9 15 24 AA 1000 AS 8 13 22 ISAE 3000 1 2 3 IDW-PS 820 2 2 4 EMAS 3 0 3 Andere 6 12 14 Gesamtzahl der Anwender Quelle: eigene Darstellung 29 20 49 Die obenstehende Tabelle macht deutlich, dass GRI und AA1000 AS sowohl in der Einzelanwendung als auch in der Kombinationsanwendung am häufigsten vertreten sind. Beide Standards sind der Gruppe der Inhaltsstandards zuzuordnen, wobei (wie in Abschnitt 54

Endbericht Evaluation des Nutzens von „<strong>Testate</strong>n“ in Nachhaltigkeitsberichten<br />

Andere Gründe für die Auswahl des Testierers bestehen in der Frage der weltweiten Aktivität<br />

oder in der Anwendung bestimmter Standards. Explizit wurde mehrfach das mit dem AA<br />

1000 verbundene Vorgehen als Auswahlkriterium benannt. Aber auch die Expertise von<br />

Einzelpersonen spielt manchmal eine Rolle. In einem Markt der vergleichsweise jung ist und<br />

stark wächst ist die Zahl der erfahrenen Personen naturgemäß begrenzt. Einige<br />

Unternehmen sehen daher die Erfahrung der verantwortlichen Person als<br />

Entscheidungskriterium.<br />

6.5 Aufwand und Kosten der Testierung<br />

In den <strong>Testate</strong>n sind nur wenige In<strong>for</strong>mationen zu Preis oder Aufwand verfügbar. Von den<br />

Big Four führt nur PricewaterhauseCoopers im Testat der kanadischen Talisman Energy auf,<br />

dass 550 Stunden Arbeit aufgewendet worden wären. Bei einem geschätzten Tagessatz von<br />

1.200 € bis 1.500 € ließe dies auf Kosten in Höhe von ca. 80.000 € bis 100.000 € schließen.<br />

Die höchsten Kosten dokumentiert British American Tobacco für die Verifizierungsaktivitäten<br />

des französischen Bureau Veritas: “The value of the social reporting assurance work carried<br />

out by Bureau Veritas <strong>for</strong> Group companies from July 2003 to May 2004 was approximately<br />

£390,000. Separately over the same period it conducted independent inspection activity <strong>for</strong><br />

the Group to a value of £40,000."<br />

The Reassurance Network Ltd. dokumentiert im Assurance Statement im Social and Environmental<br />

Report 2003/2004 für British Airways “The assurance process took 30 days over<br />

eight weeks."<br />

Ashridge im Bericht von Camelot 2003 beschreibt indirekt: "All commercial relations between<br />

Ashridge and Camelot amount to less than 0.2 per cent of Ashridges´s total turnover in the<br />

period of the reporting cycle."<br />

Konkrete Kosten dokumentiert Justassurance im Testat der Co-Operative Financial Services<br />

mit 65.000 ₤. Justassurance gibt den Preis für alle vier bisher <strong>durch</strong>geführten Testierungen<br />

an: Das Testat der United Utilities 2004 kostete 29.000 ₤ und die beiden <strong>Testate</strong> für das<br />

Furniture Resource Center im Jahre 2004 nur 9.500 ₤ sowie im Jahre 2003 mit 9.000 ₤ noch<br />

etwas weniger.<br />

Einen ähnlichen Anspruch zur Offenlegung der Aufwände hat offensichtlich die Banarra<br />

<strong>Sustainability</strong> and Social Assurance in Australien. Sie dokumentieren für die Testierung der<br />

Westpac, ihre erste Verifizierungsaktivität, 279 Stunden.<br />

Zur Zeit scheinen die mit der Testierung verbundenen Kosten also noch recht variabel. Die<br />

wesentlichen Einflussgrößen liegen in:<br />

• der Größe des Unternehmens, welches die Testierung <strong>durch</strong>führen lässt,<br />

• dem Umfang der zu prüfenden Sachverhalte - nicht immer wird der ganze Bericht<br />

oder das ganze Unternehmen geprüft,<br />

• der gewählten Methode bzw. des gewählten Standards,<br />

• dem Grad der Zusicherung (level of assurance),<br />

• dem Umfang der Berichtslegung (nur Konzernweit oder mit Einzeltestierung<br />

nationaler Einzelberichte),<br />

• der Qualität der Berichtsysteme,<br />

• der Grundeinstellung des Unternehmens zum Thema Nachhaltigkeit sowie<br />

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