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Mehr Glaubwürdigkeit durch Testate? - Institute for Sustainability

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Endbericht Evaluation des Nutzens von „<strong>Testate</strong>n“ in Nachhaltigkeitsberichten<br />

Hinsichtlich der Erhöhung der <strong>Glaubwürdigkeit</strong> bei externen Stakeholdern gibt es, trotz der<br />

allgemein positiven Nutzenbeurteilung und obwohl „opinion leaders say that verification<br />

improves credibility“ aber Zweifel im Detail. Häufig wird nach Zielgruppen differenziert.<br />

So nehmen die Befragten wahr, das Testat sei für einen Teil der Finanzwelt, z.B. für einige<br />

<strong>Sustainability</strong> Rating Agenturen, von Bedeutung und auch Regierung und Verwaltung<br />

nehmen es nach Angabe vieler Befragter ernst. Auch CSR-Spezialisten und<br />

Geschäftspartner schätzen nach Angaben mehrerer Befragter die Testierung. Die Bedeutung<br />

für einige Ratingagenturen wird auch <strong>durch</strong> die Erfahrung eines befragten Unternehmens<br />

deutlich, das mit der Testierung aussetzte. Prompt folgt die Herunterstufung in einigen SRI-<br />

Bewertungen, wobei bisher die Ratingagenturen nicht auf die Details des<br />

Testierungsprozesses zu schauen scheinen. Ein Wirtschaftsprüfer sieht hier aber auch<br />

schon Anzeichen für steigende Erwartungen an die Testierung: „In the longer term the<br />

analysts will ask: Is it enough to tick the box?”<br />

Aufgrund der Interviewergebnisse wurden zwei deutsche und drei europäische SRI Rater<br />

befragt. Hier zeigte sich überraschender Weise ein anderes, zur Wahrnehmung der<br />

Unternehmen und Testierer widersprüchliches, Bild: Nur bei einem RAter wirkt sich das<br />

Vorhandensein eines Testats positiv auf das Rating aus. Der SRI Analyst begründet dies u.a.<br />

damit, dass der Prüfungsprozess intern zu Verbesserungen im Umgang mit den<br />

Nachhaltigkeitsheraus<strong>for</strong>derungen führt. Weiterhin wären, sofern das Testat und die damit<br />

verbundene Prüfung anspruchsvoll genug waren, bei diesen Unternehmen weniger<br />

Kontrollprüfungen er<strong>for</strong>derlich. Die vier anderen Gesprächspartner messen den <strong>Testate</strong>n<br />

weitaus geringere Bedeutung bei. Sie werden zwar als „vorhanden“ dokumentiert, aber sie<br />

wirken sich nicht positiv auf das Ratingergebnis aus. In den Gesprächen entstand der<br />

Eindruck, dass auch bei den SRI Ratern sehr unterschiedliche Wissensstände zur<br />

Bedeutung von <strong>Testate</strong>n in Nachhaltigkeitsberichten anzutreffen sind.<br />

Im Kontext des Kapitelmarktes stellt sich für einen befragten Testierer auch die<br />

Haftungsfrage. Theoretisch ist denkbar, dass ein Anleger ein Unternehmen wegen einer<br />

falschen Angabe in einem Nachhaltigkeitsbericht verklagt. Angenommen, ein USamerikanischer<br />

Anleger trifft eine Investitionsentscheidung auf Basis einer falschen<br />

Zahlenangabe, z.B. zur Energieeffizienz. Ist nun diese Anlage verlustbringend und stellt sich<br />

heraus, dass die betreffende Angabe falsch war, ist eine Schadenersatzklage denkbar.<br />

Diese kann sich entweder direkt gegen das fehlerhaft berichtende Unternehmen richten oder<br />

gegen die die fehlerhaften Daten nutzende Ratinginstitution. Die Chancen, eine solche Klage<br />

abzuwehren, steigen u.U. dann, wenn nach bestmöglicher fachlicher Praxis die Daten nicht<br />

nur fachgerecht ermittelt und publiziert wurden, sondern wenn diese auch <strong>durch</strong> eine<br />

ausgewiesen fachkompetente Stelle geprüft wurden. Analog käme der Rater u.U. besser<br />

weg, wenn er nicht nur die Ergebnisse seines Ratings publiziert sondern auch über die<br />

Qualität der zugrundeliegenden Daten offen in<strong>for</strong>miert. Gleichzeitig gehen damit auch die<br />

Prüfungsorganisationen ein Haftungsrisiko ein, wenn sie gegen die übliche Berufspraxis<br />

verstoßen.<br />

Im großen Kreis der NGOs und auch der Einzelpersonen (z.B. Endkunden) wird die Wirkung<br />

eher niedrig eingeschätzt. Ein Wirtschaftsprüfer drückt dies plakativ aus: „NGOs don’t give a<br />

stuff weather something is assured or not.” Ein anderer sieht es sogar hinsichtlich der<br />

Testierer selbst an Vertrauen mangeln: “Some community groups totally disbelieve, they do<br />

not believe the Big Four. They think, they only want to make money.” Ein Befragter meint<br />

“Auf Endkunden wirkt das wenig.” Markant ist auch diese Einschätzung: „Wieso soll ich einer<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mehr <strong>Glaubwürdigkeit</strong> schenken als Henkel?“<br />

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