Mehr Glaubwürdigkeit durch Testate? - Institute for Sustainability
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Endbericht Evaluation des Nutzens von „<strong>Testate</strong>n“ in Nachhaltigkeitsberichten<br />
<strong>Glaubwürdigkeit</strong> beitragen, wie die Testierung oder die Kommentierung von kritischen<br />
Stakeholdern im Rahmen eines Challenger-Reports. Am geringsten wirkt sich offensichtlich<br />
die Darstellung externer Stakeholderdialoge aus, wenngleich auch hier noch rund ein Drittel<br />
der Befragten eine positive Wirkung sehen.<br />
Allerdings bestehen nationale Unterschiede, die hier für Deutschland und Großbritannien<br />
sichtbar gemacht wurden: Während die deutschen Teilnehmer an der Befragung den<br />
„Bericht nach Standard“ als mit Abstand am stärksten glaubwürdigkeitserhöhend sehen,<br />
schneidet dieser Einflussfaktor im UK am schlechtesten ab. Hier wird vielmehr die offene<br />
Kommunikation über Defizite und Schwachstellen und die externe Testierung der Berichte<br />
<strong>durch</strong> Wirtschaftsprüfer bevorzugt. Die Suche nach Gründen führt auf die Aktienmärkte. In<br />
Deutschland beträgt die Zahl der Aktionäre (ohne Fondsbesitzer) 4,6 Millionen (DAI 2005), in<br />
Großbritannien die der „individual shareholders“ ca. 12 Millionen (London Stock Exchange<br />
2005). Bezogen auf die Bevölkerung sind das in Deutschland 5,5%, in Großbritannien 24%.<br />
Dies mag der Grund dafür sein, dass die Kenntnisse über Geschäftsberichte und<br />
Prüfvermerke in Großbritannien (und auch international) höher sind als in Deutschland und<br />
damit auch der Grund ihrer höheren Bewertung. Letztlich dürften also die wirklichen Gründe<br />
für die Unterschiede eher in einer anderen Wirtschaftskultur, einer höheren Bedeutung der<br />
Aktienmärkte und auch darin liegen, dass den Briten die Funktion eines <strong>Testate</strong>s bekannter<br />
ist als den Deutschen. 22<br />
Die geringere Wertschätzung von <strong>Testate</strong>n in Deutschland wurde auch in den<br />
Stakeholderbefragungen von Fichter und Loew (1998) sowie Clausen und Loew (2004)<br />
deutlich. Im Jahr 1998 schätzen von 29 Befragten nur 16 „<strong>Testate</strong>“ in Umweltberichten<br />
„grundsätzlich“ oder „unter bestimmten Bedingungen“ als sinnvoll ein. In der Befragung von<br />
2004 hielten wiederum nur etwas mehr als die Hälfte (13 von 22 Befragten) eine externe<br />
Begutachtung für ein hilfreiches Mittel zur Steigerung der <strong>Glaubwürdigkeit</strong>. Ein deutlich<br />
höherer Anteil sieht die Benennung von Defiziten (17 von 22) und konkreter Ziele (18 von 22)<br />
als „sehr starken“ bzw. „starken“ Beitrag zur Steigerung der <strong>Glaubwürdigkeit</strong>. Auch in den im<br />
Rahmen dieses Projektes <strong>durch</strong>geführten Interviews wurde, soweit das Thema<br />
angeschnitten wurde, dieses Bild bestätigt.<br />
5.3 Ursachen für den eingeschränkten <strong>Glaubwürdigkeit</strong>sbeitrag<br />
von <strong>Testate</strong>n<br />
Bei der 1998 <strong>durch</strong>geführten Befragung von Henkelstakeholdern sahen (wie bereits<br />
dargestellt) nur rund die Hälfte der Befragten in <strong>Testate</strong>n einen positiven Beitrag zur<br />
<strong>Glaubwürdigkeit</strong>. Bei der genaueren Betrachtung der damaligen Ergebnisse werden<br />
Unkenntnis, mangelnde Standards und mangelnde Erfahrung mit <strong>Testate</strong>n als Ursachen für<br />
diesen eingeschränkten <strong>Glaubwürdigkeit</strong>sbeitrag deutlich.<br />
22 Das in die Industrie und andere Akteure gesetzte Vertrauen ist in Deutschland und Großbritannien dagegen<br />
gleich klein: jeweils nur 1% der Bevölkerung glaubt den Unternehmen (EORG 2002: 27). Das Vertrauen der<br />
Briten in die Problemlösungsfähigkeit der Industrie zur Lösung von Umweltproblemen ist zwar doppelt so hoch<br />
(6%) wie das der Deutschen (3%), aber beide Werte sind sehr niedrig (EORG 2002: 32). Ein deutlicher<br />
Unterschied findet sich in dieser Untersuchung bestenfalls in der Frage der persönlichen<br />
Handlungsmächtigkeit. 48% der Briten sind der Meinung, dass Umweltprobleme außerhalb ihrer persönlichen<br />
Kontrolle liegen würden (Deutschland 36%) und nur 39% denken, dass es auf ihre persönlichen Handlungen<br />
ankommt (Deutschland 56%) (EORG 2002: 22). Insoweit wäre hier der Gedanke anzuknüpfen, dass für die<br />
Briten ein wirksames Handeln der Wirtschaft bedeutender ist als für die deutschen.<br />
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