Mehr Glaubwürdigkeit durch Testate? - Institute for Sustainability

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08.12.2012 Aufrufe

Endbericht Evaluation des Nutzens von „Testaten“ in Nachhaltigkeitsberichten behaftet sind, aber es durchaus eine nennenswerte große Gruppe gibt, die den Darstellungen wenig Vertrauen schenkt. Wenngleich die Richtigkeit der Inhalte in der Regel offenbar nicht bezweifelt wird, wurde „die Frage dagegen, ob die Inhalte die richtigen bzw. relevanten sind, [...] weitaus kritischer beurteilt“ (ECC 2003: 41). Damit wurden in der ECC Studie Richtigkeit und Relevanz als zwei Faktoren benannt, die zu Glaubwürdigkeit beitragen. Die Studie vertiefte ihre Analyse mit der Frage: „Wie kann Ihrer Meinung nach die Glaubwürdigkeit der Informationen in einem Nachhaltigkeitsbericht am Besten gewährleistet werden?“ Als Antwortoptionen wurden angeboten: • durch die externe Überprüfung der Angaben, z.B. durch einen Wirtschaftsprüfer, • durch die Prüfung und Kommentierung des Berichts durch ein konstruktiv-kritisches Institut („Challenger Report“), • durch die Wiedergabe eines Dialogs mit Stakeholdern (Vertretern der Zielgruppe des Berichts), • durch die Benennung / das Zugeständnis von Defiziten, • durch die Übernahme von Standards zur Berichterstattung an denen NGOs und Unternehmen mitgewirkt haben, z. B. der Global Reporting Initiative (GRI) sowie • durch die Integration des Nachhaltigkeitsberichts in den Geschäftsbericht. Abbildung 5.1: Antworten auf die Frage: „Wie kann Ihrer Meinung nach die Glaubwürdigkeit der Informationen in einem Nachhaltigkeitsbericht am Besten gewährleistet werden?“ Standards (GRI) Challenger-Report Defizite Testierung Stakeholderdialog Quelle: ECC 2003: 39f. 0 20 40 60 Zustimmung in % Deutschland UK Weltweit Zunächst wird deutlich, dass im weltweiten Durchschnitt die Einhaltung „von Standards zur Berichterstattung, an denen NGOs und Unternehmen mitgewirkt haben“ - letztendlich 21 also der GRI-Leitlinie - und das offene Ansprechen von Problemen ähnlich stark zur 21 Die Art und Weise wie die Frage formuliert wurde ist problematisch. Es ist wahrscheinlich, dass das Ergebnis anders ausgefallen wäre, wenn direkt nach GRI gefragt worden wäre. Entweder weil die GRI-Leitlinie kritisch gesehen wird oder auch, weil der Multistakeholderansatz von GRI nicht bekannt ist. Zudem ist GRI im Selbstverständnis kein Standard. 37

Endbericht Evaluation des Nutzens von „Testaten“ in Nachhaltigkeitsberichten Glaubwürdigkeit beitragen, wie die Testierung oder die Kommentierung von kritischen Stakeholdern im Rahmen eines Challenger-Reports. Am geringsten wirkt sich offensichtlich die Darstellung externer Stakeholderdialoge aus, wenngleich auch hier noch rund ein Drittel der Befragten eine positive Wirkung sehen. Allerdings bestehen nationale Unterschiede, die hier für Deutschland und Großbritannien sichtbar gemacht wurden: Während die deutschen Teilnehmer an der Befragung den „Bericht nach Standard“ als mit Abstand am stärksten glaubwürdigkeitserhöhend sehen, schneidet dieser Einflussfaktor im UK am schlechtesten ab. Hier wird vielmehr die offene Kommunikation über Defizite und Schwachstellen und die externe Testierung der Berichte durch Wirtschaftsprüfer bevorzugt. Die Suche nach Gründen führt auf die Aktienmärkte. In Deutschland beträgt die Zahl der Aktionäre (ohne Fondsbesitzer) 4,6 Millionen (DAI 2005), in Großbritannien die der „individual shareholders“ ca. 12 Millionen (London Stock Exchange 2005). Bezogen auf die Bevölkerung sind das in Deutschland 5,5%, in Großbritannien 24%. Dies mag der Grund dafür sein, dass die Kenntnisse über Geschäftsberichte und Prüfvermerke in Großbritannien (und auch international) höher sind als in Deutschland und damit auch der Grund ihrer höheren Bewertung. Letztlich dürften also die wirklichen Gründe für die Unterschiede eher in einer anderen Wirtschaftskultur, einer höheren Bedeutung der Aktienmärkte und auch darin liegen, dass den Briten die Funktion eines Testates bekannter ist als den Deutschen. 22 Die geringere Wertschätzung von Testaten in Deutschland wurde auch in den Stakeholderbefragungen von Fichter und Loew (1998) sowie Clausen und Loew (2004) deutlich. Im Jahr 1998 schätzen von 29 Befragten nur 16 „Testate“ in Umweltberichten „grundsätzlich“ oder „unter bestimmten Bedingungen“ als sinnvoll ein. In der Befragung von 2004 hielten wiederum nur etwas mehr als die Hälfte (13 von 22 Befragten) eine externe Begutachtung für ein hilfreiches Mittel zur Steigerung der Glaubwürdigkeit. Ein deutlich höherer Anteil sieht die Benennung von Defiziten (17 von 22) und konkreter Ziele (18 von 22) als „sehr starken“ bzw. „starken“ Beitrag zur Steigerung der Glaubwürdigkeit. Auch in den im Rahmen dieses Projektes durchgeführten Interviews wurde, soweit das Thema angeschnitten wurde, dieses Bild bestätigt. 5.3 Ursachen für den eingeschränkten Glaubwürdigkeitsbeitrag von Testaten Bei der 1998 durchgeführten Befragung von Henkelstakeholdern sahen (wie bereits dargestellt) nur rund die Hälfte der Befragten in Testaten einen positiven Beitrag zur Glaubwürdigkeit. Bei der genaueren Betrachtung der damaligen Ergebnisse werden Unkenntnis, mangelnde Standards und mangelnde Erfahrung mit Testaten als Ursachen für diesen eingeschränkten Glaubwürdigkeitsbeitrag deutlich. 22 Das in die Industrie und andere Akteure gesetzte Vertrauen ist in Deutschland und Großbritannien dagegen gleich klein: jeweils nur 1% der Bevölkerung glaubt den Unternehmen (EORG 2002: 27). Das Vertrauen der Briten in die Problemlösungsfähigkeit der Industrie zur Lösung von Umweltproblemen ist zwar doppelt so hoch (6%) wie das der Deutschen (3%), aber beide Werte sind sehr niedrig (EORG 2002: 32). Ein deutlicher Unterschied findet sich in dieser Untersuchung bestenfalls in der Frage der persönlichen Handlungsmächtigkeit. 48% der Briten sind der Meinung, dass Umweltprobleme außerhalb ihrer persönlichen Kontrolle liegen würden (Deutschland 36%) und nur 39% denken, dass es auf ihre persönlichen Handlungen ankommt (Deutschland 56%) (EORG 2002: 22). Insoweit wäre hier der Gedanke anzuknüpfen, dass für die Briten ein wirksames Handeln der Wirtschaft bedeutender ist als für die deutschen. 38

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behaftet sind, aber es <strong>durch</strong>aus eine nennenswerte große Gruppe gibt, die den<br />

Darstellungen wenig Vertrauen schenkt.<br />

Wenngleich die Richtigkeit der Inhalte in der Regel offenbar nicht bezweifelt wird, wurde „die<br />

Frage dagegen, ob die Inhalte die richtigen bzw. relevanten sind, [...] weitaus kritischer<br />

beurteilt“ (ECC 2003: 41). Damit wurden in der ECC Studie Richtigkeit und Relevanz als<br />

zwei Faktoren benannt, die zu <strong>Glaubwürdigkeit</strong> beitragen.<br />

Die Studie vertiefte ihre Analyse mit der Frage: „Wie kann Ihrer Meinung nach die<br />

<strong>Glaubwürdigkeit</strong> der In<strong>for</strong>mationen in einem Nachhaltigkeitsbericht am Besten gewährleistet<br />

werden?“ Als Antwortoptionen wurden angeboten:<br />

• <strong>durch</strong> die externe Überprüfung der Angaben, z.B. <strong>durch</strong> einen Wirtschaftsprüfer,<br />

• <strong>durch</strong> die Prüfung und Kommentierung des Berichts <strong>durch</strong> ein konstruktiv-kritisches<br />

Institut („Challenger Report“),<br />

• <strong>durch</strong> die Wiedergabe eines Dialogs mit Stakeholdern (Vertretern der Zielgruppe des<br />

Berichts),<br />

• <strong>durch</strong> die Benennung / das Zugeständnis von Defiziten,<br />

• <strong>durch</strong> die Übernahme von Standards zur Berichterstattung an denen NGOs und<br />

Unternehmen mitgewirkt haben, z. B. der Global Reporting Initiative (GRI) sowie<br />

• <strong>durch</strong> die Integration des Nachhaltigkeitsberichts in den Geschäftsbericht.<br />

Abbildung 5.1: Antworten auf die Frage: „Wie kann Ihrer Meinung nach die <strong>Glaubwürdigkeit</strong><br />

der In<strong>for</strong>mationen in einem Nachhaltigkeitsbericht am Besten gewährleistet<br />

werden?“<br />

Standards (GRI)<br />

Challenger-Report<br />

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Stakeholderdialog<br />

Quelle: ECC 2003: 39f.<br />

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Zunächst wird deutlich, dass im weltweiten Durchschnitt die Einhaltung „von Standards zur<br />

Berichterstattung, an denen NGOs und Unternehmen mitgewirkt haben“ - letztendlich 21 also<br />

der GRI-Leitlinie - und das offene Ansprechen von Problemen ähnlich stark zur<br />

21 Die Art und Weise wie die Frage <strong>for</strong>muliert wurde ist problematisch. Es ist wahrscheinlich, dass das Ergebnis<br />

anders ausgefallen wäre, wenn direkt nach GRI gefragt worden wäre. Entweder weil die GRI-Leitlinie kritisch<br />

gesehen wird oder auch, weil der Multistakeholderansatz von GRI nicht bekannt ist. Zudem ist GRI im<br />

Selbstverständnis kein Standard.<br />

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