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HGB_0616

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96<br />

Kultur/Wirtschaft<br />

schließlich die ganze Familie<br />

gut davon. Ich buche deshalb<br />

ein Seminar für „Selbstoptimierung<br />

und Körperwahrnehmung“<br />

auf Mallorca.<br />

Erwartungsvoll eilte ich in lauwarmer<br />

Luft zur Einführungsstunde.<br />

Eine sanfte Frauenstimme<br />

erklärte, „lass störende<br />

Gedanken vorüberziehen. Beim<br />

Einatmen sagst du ‚ich bin‘ und<br />

beim Ausatmen ,ganz ruhig‘“.<br />

Nach einer gefühlten Ewigkeit<br />

sollte ich dann im Wechsel die<br />

Hände zur Faust ballen und<br />

dabei jeweils von eins bis fünf<br />

zählen und danach rückwärts<br />

von vier nach eins. „Öffne jetzt<br />

die Augen und sprich mir nach:<br />

‚ich bin erfrischt und ganz ruhig‘.“<br />

Donnerwetter, so einfach<br />

kann Selbstoptimierung sein.<br />

Schon oft ballten sich meine<br />

Hände zornig zu Fäusten.<br />

Gestärkt und munter war ich<br />

danach nicht. Aber gut, ich versuche<br />

es.<br />

„Bring bitte zum nächsten Treffen<br />

dein Lieblingskissen mit.<br />

Das halten wir dann auf dem<br />

Schoß und drücken es fest an<br />

den Bauch, als wenn es unser<br />

inneres Kind wäre“, forderte die<br />

Frau mit aufreizend langsamem<br />

Singsang. „Das ‚innere Kind‘<br />

zu lieben, sei außerordentlich<br />

wichtig für die eigene Körperwahrnehmung.“<br />

Schon stehe<br />

ich unter Strom, kann mich<br />

nicht entscheiden, welches Kissen<br />

mein inneres Kind sein darf.<br />

Ich habe sie alle lieb, die Kissen.<br />

Und während mein Mund<br />

sich vor Staunen noch nicht<br />

geschlossen hat, vernehme ich,<br />

wie es in der nächsten Stunde<br />

weitergeht. „Mit einer besonderen<br />

Massagetechnik werden<br />

wir in einem Gebärmutter-Talk<br />

deren liebevoller Stimme lauschen“,<br />

fuhr die sanfte Singstimme<br />

fort.<br />

Nein, dachte, nicht das auch<br />

noch. Meine Gebärmutter hat<br />

mir im Leben schon zu viel gesabbelt<br />

und meine Selbstoptimierung<br />

erheblich behindert.<br />

Meine Wangen röten sich und<br />

mir geht die Sinnhaftigkeit<br />

dieser Spontan-Reise verloren.<br />

Mehr als die Hälfte meiner Ersparnisse<br />

sind futsch. Ganz<br />

Flensburg hätte ich mit Mützen<br />

bestricken können. Plötzlich<br />

überfällt mich die Sehnsucht<br />

nach Lebkuchen und Stollen,<br />

nach raureifer Luft und Glühwein.<br />

Die kleinen Streitigkeiten<br />

waren doch auch immer ganz<br />

nett. Konnte man noch lange<br />

drüber lästern, mindestens<br />

bis Ostern. Weihnachten muss<br />

auch ohne Selbstoptimierung<br />

gehen. Ging doch immer, oder?<br />

Angela Dumrath<br />

(Mail bandari@hotmail.de) n<br />

Spedition Carstensen:<br />

Ein Azubi aus dem<br />

brasilianischen Pomerode<br />

Daniel Heidorn flog im Juli<br />

10.000 Kilometer von Südbrasilien<br />

nach Deutschland<br />

– um einen neuen Lebensabschnitt<br />

zu beginnen. „Jetzt<br />

lebe ich meinen Traum“, sagt<br />

der 26-jährige Brasilianer. Er<br />

wanderte in die Heimat seiner<br />

Vorfahren aus. Im Reisegepäck<br />

lag ein Ausbildungsvertrag mit<br />

der in Altholzkrug ansässigen<br />

Spedition Carstensen. Dieser<br />

Kontrakt bietet die Perspektive,<br />

in Deutschland heimisch zu<br />

werden.<br />

Daniel Heidorn stammt aus Pomerode<br />

im Süden Brasiliens,<br />

wo einst viele deutsche Auswanderer<br />

ihr Glück versuchten.<br />

Rund 90 Prozent der 30.000<br />

Einwohner haben deutsche Ahnen.<br />

Im Januar steigt stets das<br />

Pommernfest, im nur 30 Kilometer<br />

südlich gelegenen Blumenau<br />

hat sich ein Oktoberfest<br />

zum zweitgrößten Volksfest<br />

Brasiliens gemausert. In den<br />

Familien wird Hochdeutsch<br />

und vor allem Platt gesprochen.<br />

Nur bei den Behörden<br />

und in der Schule dominiert<br />

Portugiesisch. „Bis zu meinem<br />

siebten Lebensjahr sprach ich<br />

nur Deutsch, heute ist mein<br />

Portugiesisch besser“, erzählt<br />

der großgewachsene, junge<br />

Mann. Gerade die Umlaute machen<br />

Probleme. Dann wird aus<br />

„Süden“ der „Sieden“.<br />

Nüchtern spricht Daniel Heidorn<br />

über seine bisherige<br />

Heimat. „Das Deutsche“, sag<br />

er, „prägt die Kultur der Stadt,<br />

die Kultur hat sich aber seit<br />

100 Jahren nicht weiterentwickelt.“<br />

Das möchte aber<br />

der junge Mann. Aus Medien<br />

und Erzählungen sowie durch<br />

berufliche Kontakte während<br />

seiner letzten Tätigkeit in der<br />

Kommunikationsbranche reifte<br />

ein Deutschland-Bild, das seit<br />

fünf Jahren den Wunsch befeuerte,<br />

im Herzen Europas<br />

zu leben. Die schlechte wirtschaftliche<br />

Situation Brasiliens<br />

war ein weiterer Impuls für<br />

den abenteuerlich anmutenden<br />

Schritt.<br />

Im Frühjahr setzte sich Daniel<br />

Heidorn an den Computer.<br />

Er schrieb Bewerbungen an<br />

norddeutsche Firmen – weil<br />

seine väterliche Linie in den<br />

Hamburger Raum führt. „Eine<br />

Ausbildung sehe ich als guten<br />

Wir kümmern uns!<br />

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