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HGB_0616

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Chronik<br />

19<br />

sich: „Die Erwachsenen waren<br />

immer begeistert, uns Kindern<br />

ließ mein Großvater leider<br />

nichts anfassen.“ Große Augen<br />

machten sie alle. Karla Bohlander,<br />

die in der Nachbarschaft<br />

aufwuchs, schwärmt noch heute:<br />

„Ab und an durften wir zu<br />

Claus Nissen, was für uns wie<br />

Weihnachten und Neujahr an<br />

einem Tag war. Er hat uns dann<br />

seine wunderschöne Ausstellung<br />

vorgeführt.“<br />

Termine in<br />

der Kommunalpolitik<br />

22. November, 19.30 Uhr:<br />

Hauptausschuss (Gemeindeverwaltung Handewitt)<br />

24. November, 19.30 Uhr:<br />

Rechnungsprüfungsausschuss (Gemeindeverwaltung Handewitt)<br />

29. November, 19.30 Uhr:<br />

Schul- und Sportausschuss (Sport- und Freizeitheim Jarplund)<br />

30. November, 19.30 Uhr:<br />

Planungs- und Umweltausschuss<br />

(Sport- und Freizeitheim Jarplund)<br />

1. Dezember, 19.30 Uhr:<br />

Sozial- und Kulturausschuss (Kindergarten Weding)<br />

6. Dezember, 19.30 Uhr:<br />

Finanz- und Wirtschaftsausschuss (Aula Gemeinschaftsschule)<br />

7. Dezember, 19.30 Uhr:<br />

Gemeinderat<br />

13. Dezember, 19.30 Uhr:<br />

Gemeinderat (Aula Gemeinschaftsschule)<br />

Aktuelle Terminänderungen,<br />

Tagesordnungen und Sitzungsprotokolle<br />

entnehmen Sie der offiziellen<br />

Gemeinde-Homepage www.handewitt.de<br />

Im Gästebuch finden sich Einträge<br />

von Engländern, Franzosen<br />

und Jugoslawen – und<br />

Kommentare vieler Besucher<br />

aus der Region. „Ich bin voller<br />

Bewunderung für so viel Fleiß<br />

und Können“, schrieb einer.<br />

Eine Mutter notierte: „Wir haben<br />

uns gewundert, was für<br />

ruhige Kinder wir plötzlich haben.“<br />

Handewitts damaliger<br />

Bürgermeister Hans Petersen,<br />

ansässig in der Lecker Chaus-<br />

see, unternahm am 6. Juni<br />

1947 mit seiner Familie einen<br />

Ausflug nach Unterlangberg.<br />

„Ein zartes Schmurren der Motorgeräusche,<br />

drehen sich im<br />

Kreis die Tanzfiguren“, dichtete<br />

er. Und ein weitgereister<br />

Bildberichterstatter staunte:<br />

„Ich habe Europa und Teile von<br />

Afrika gesehen, aber noch nicht<br />

so eine entzückende Puppensammlung.“<br />

Bei manchen Einträgen spiegelte<br />

sich die schwere Zeit<br />

des Zweiten Weltkriegs wieder.<br />

„Vier Russland-Kämpfer sahen<br />

dieses Glück“, heißt es an<br />

einer Stelle. Am 7. Mai 1945<br />

protokollierten zwei Flugkapitäne<br />

aus Hamburg: „Heute<br />

wird der Flughafen Flensburg<br />

an den Engländer übergeben“.<br />

Sie blieben sechs Wochen und<br />

halfen bei der Feldarbeit. Als<br />

sogenannter Reichsbahn-Landwirt<br />

hatte Claus Nissen auch<br />

eine Fläche für Ackerwirtschaft.<br />

Als die beiden Kapitäne etliche<br />

Monate später nach Langberg<br />

zurückkehrten, bilanzierten sie<br />

dankbar: „Hier fanden wir den<br />

Weg aus dem militärischen Leben<br />

zurück ins Zivile.“<br />

Kurz nach dem Krieg wurden<br />

Flüchtlinge in der Langberger<br />

Schule einquartiert. Bei einem<br />

Besuch im „Dorfmuseum“ sinnierten<br />

sie über die „verlorene<br />

Heimat Sudetenland“ und verfassten<br />

ein Gedicht über den<br />

Puppenkünstler und seine Wunderwerke.<br />

Als für weitere Ankömmlinge<br />

weiterer Wohnraum<br />

benötigt wurde, wurde auch<br />

Claus Nissen nicht verschont.<br />

Der reagierte mit einem offenen<br />

Brief. Der Titel: „Unerhörte Vergewaltigung<br />

eines Privat-Heimatkunstausstellungraumes“.<br />

Unter anderem schrieb er:<br />

„Alle maßgebenden Behörden<br />

erkannten an, dass dieser kleine<br />

Volksschmuck unbedingt<br />

erhalten bleiben müsste.“ Es<br />

half alles nichts: Die Flüchtlinge<br />

wurden im Schlafzimmer einquartiert,<br />

Claus Nissen verzog<br />

sich vorübergehend in seine<br />

Puppenstube.<br />

Renate Krenz mit den wenigen<br />

Relikten. Foto: Ki<br />

Für 1959 findet sich der letzte<br />

Eintrag im Gästebuch. Dann<br />

setzte wohl die Dämmerung für<br />

das Puppenhaus ein. 1960 verstarb<br />

Claus Nissen mit 81 Jahren.<br />

Das Gebäude blieb zwar im<br />

Besitz der großen Familie, sein<br />

Zustand wurde aber zunehmend<br />

marode. Als sich Renate<br />

Krenz und Ehemann Günther<br />

1976 dafür entschieden, von<br />

der Stadt aufs Land zu ziehen,<br />

ließen sie das alte Haus für einen<br />

Neubau abreißen. Da war<br />

das Puppen-Eldorado bereits<br />

verschwunden. Fast spurlos:<br />

Von ihrer Mutter hatte Renate<br />

Krenz neben dem Gästebuch<br />

drei Figuren erhalten: ein Weihnachtsmann,<br />

ein Zirkusdirektor<br />

und ein Pferdegespann. (ki) n<br />

www. m-m.sh

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