Umweltmedizinisch -humantoxikologische Bewertung
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E.ON Kraftwerke GmbH<br />
<strong>Umweltmedizinisch</strong> - <strong>humantoxikologische</strong> <strong>Bewertung</strong><br />
der Immissionssituation in der Umgebung des<br />
geplanten Kraftwerkblocks (Block 6)<br />
Kraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg am Main<br />
Auftraggeber: E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Ersteller:<br />
Tresckowstraße 5<br />
30457 Hannover<br />
G U K<br />
Gesellschaft für Umwelttoxikologie und Krankenhaushygiene mbH<br />
Am Feldkreuz 16 A<br />
35578 Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einführung ..................................................................................................................... 4<br />
1.1 Aufgabenstellung ..................................................................................................................... 4<br />
2 Vorbelastung und Zusatzbelastung Luft ..................................................................... 5<br />
3 Beurteilungsgrundlagen ............................................................................................... 8<br />
3.1 Darstellung der Alternativen ................................................................................................... 8<br />
3.2 Prognose der gesundheitlichen Wirkungen ............................................................................ 8<br />
3.2.1 Auflistung der Schadstoffe der Vorbelastungsmessungen und Immissionsprognose .... 8<br />
3.3 Gesetzliche Grundlagen, Richtlinien und weitere <strong>Bewertung</strong>skriterien ............................... 10<br />
4 <strong>Bewertung</strong> der Immissionskonzentrationen ............................................................. 20<br />
4.1 Stäube und Anorganische Gase ............................................................................................. 20<br />
4.1.1 Stäube [Schwebstaub, PM10, PM2,5 und Staubniederschlag] ......................................... 21<br />
4.1.2 Stickstoffoxide (NOx) ..................................................................................................... 44<br />
4.1.3 Schwefeldioxid (SO2) ...................................................................................................... 54<br />
4.2 Metalle ................................................................................................................................... 64<br />
4.2.1 Antimon (Sb) .................................................................................................................. 65<br />
4.2.2 Arsen (As) ....................................................................................................................... 74<br />
4.2.3 Blei (Pb) .......................................................................................................................... 86<br />
4.2.4 Cadmium (Cd) ................................................................................................................ 96<br />
4.2.5 Chrom (Cr).................................................................................................................... 107<br />
4.2.6 Cobalt (Co) ................................................................................................................... 117<br />
4.2.7 Kupfer (Cu) ................................................................................................................... 125<br />
4.2.8 Mangan (Mn) ............................................................................................................... 134<br />
4.2.9 Nickel (Ni) ..................................................................................................................... 143<br />
4.2.10 Quecksilber (Hg) .......................................................................................................... 153<br />
4.2.11 Thallium (TI) ................................................................................................................. 160<br />
4.2.12 Vanadium (V) ............................................................................................................... 169<br />
4.2.13 Zinn (Sn) ....................................................................................................................... 177<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
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4.3 Organische Verbindungen ................................................................................................... 186<br />
4.3.1 Polychlorierte Dibenzo-p-Dioxine und Furane (PCDD/PCDF) ...................................... 186<br />
4.3.2 Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK und BaP) .................................. 202<br />
4.4 Zusammenfassende Gefährdungsabschätzung für die Einzelsubstanzen ........................... 216<br />
5 <strong>Bewertung</strong> der zusätzlichen Immissionen durch den Lkw-Verkehr ...................... 225<br />
6 Zusammenfassende <strong>Bewertung</strong>............................................................................... 228<br />
7 Literatur .................................................................................................................... 232<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
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1 Einführung<br />
Die E.ON Kraftwerke GmbH plant, am Standort ihres bestehenden Kraftwerks Staudinger in<br />
Großkrotzenburg einen zusätzlichen Steinkohleblock (Block 6) mit der elektrischen Brutto-<br />
Leistung von 1.100 MW und einem Wirkungsgrad von 46 % zu errichten und zu betreiben.<br />
Es ist vorgesehen, die am Standort vorhandenen älteren Kohleblöcke 1 bis 3, die gerin-<br />
gere Wirkungsgrade von ca. 37 % aufweisen, außer Betrieb zu setzen.<br />
Für den geplanten Kraftwerkblock ist im Vorfeld des Anlagenzulassungsverfahrens nach<br />
§ 16 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) gemäß einer Entscheidung der hessi-<br />
schen Landesregierung zunächst ein Raumordnungsverfahren durchzuführen.<br />
Das Vorhaben der E.ON Kraftwerke GmbH ist rechtlich als wesentliche Änderung der beste-<br />
henden gemeinsamen Anlage nach § 16 BImSchG zu sehen.<br />
Die Anlage wird entsprechend den rechtlichen Anforderungen, unter anderem dem Bundes-<br />
Immissionsschutzgesetz - BImSchG, der Verordnung über Großfeuerungs- und Gasturbi-<br />
nenanlagen - 13. BImSchV sowie der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA<br />
Luft), errichtet und betrieben.<br />
Es soll eine umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong> <strong>Bewertung</strong> erarbeitet werden, die die<br />
Immissionssituation nach der geplanten Errichtung des neuen Kraftwerkblocks (Block 6) be-<br />
trachtet. Es sollen die Schadstoffe bewertet werden, die in der Immissionsprognose darge-<br />
stellt und berechnet wurden, um insbesondere Aussagen der akuten und chronischen Aus-<br />
wirkungen durch die Schadstoffemissionen bzw. -immissionen abzuleiten.<br />
Es handelt sich im Besonderen um die Stoffe Gesamtstaub (PM10 und PM2,5), Schwefeldio-<br />
xid, Stickstoffoxide, Kohlenmonoxid, Quecksilber sowie um die Metalle, die in der<br />
13. BImSchV angegeben sind.<br />
1.1 Aufgabenstellung<br />
Am 01.07.2008 wurde die GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie und Krankenhaushygiene<br />
mbH, Wetzlar, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Eikmann, Direktor des Instituts für Hy-<br />
giene und Umweltmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen, von der E.ON Kraftwerke<br />
GmbH mit der Erstellung einer umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>n <strong>Bewertung</strong> beauf-<br />
tragt.<br />
In der hier vorliegenden umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>n <strong>Bewertung</strong> wird die nach<br />
Errichtung und Inbetriebnahme zu erwartende zusätzliche Exposition der Bevölkerung im<br />
Bereich des neuen steinkohlebefeuerten Kraftwerkblocks (Block 6) unter Berücksichtigung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
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der Immissionsvorbelastung quantifiziert dargestellt und einer fachlichen Beurteilung unter-<br />
zogen.<br />
Die folgenden drei Alternativen des Kraftwerksausbaus sollen untersucht werden:<br />
• Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock),<br />
• Alternative „GuD-Anlage“ (1.100 MW GuD-Kraftwerk als technische Alternative zum<br />
Steinkohle-KW am Standort Staudinger) und<br />
• Alternative „Nullvariante“ (Weiterbetrieb der Blöcke 1 – 3 am Standort Staudinger).<br />
Die vorliegende gutachterliche <strong>Bewertung</strong> ist ein Fachgutachten der Antragsunterlagen, die<br />
die E.ON Kraftwerke GmbH im Rahmen des Raumordungsverfahrens für das o.g. Vorhaben<br />
bereitstellt.<br />
2 Vorbelastung und Zusatzbelastung Luft<br />
Aus dem Gutachten über die Immissionsvorbelastung des TÜV Süd Industrie Service geht<br />
hervor, dass die Immissionsvorbelastungen an 10 verschiedenen Messpunkten gemessen<br />
wurden (TÜV Süd 2008).<br />
Es ist darauf hinzuweisen, dass in der gemessenen Immissionsvorbelastung die vom Kraft-<br />
werk Staudinger, Blöcke 1, 3, 4 und 5, emittierten Luftschadstoffe enthalten sind. Bei der<br />
Berechnung der Immissionszusatzbelastung wurden im Sinne eines konservativen Ansatzes<br />
die Emissionen des Gesamtkraftwerkes Staudinger in der jeweiligen Alternative betrachtet.<br />
Bei der Vorhabensalternative wurden der Betrieb der Blöcke 4, 5, 6 sowie die neuen Hilfs-<br />
kessel, bei der Alternative GuD-Anlage wurden die Blöcke 4, 5, 6 sowie die neuen Hilfskes-<br />
sel und bei der Nullvariante der Betrieb der Blöcke 1 bis 5 mit deutlich höherer Einsatzzeit<br />
als im gegenwärtigen Zustand betrachtet.<br />
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Tabelle 2-1: Messpunkte und deren Charakteristik<br />
Messpunkt<br />
Nr.<br />
Ort Charakteristik<br />
1 Hanau Standort im Bereich der höchsten Zusatzbelastung bei<br />
2 Niederroden-<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
bach<br />
3 Hörstein Hintergrundmessstelle<br />
gleichzeitiger Belastung durch weitere Quellen<br />
Standort im Bereich der höchsten Zusatzbelastung bei<br />
gleichzeitiger Belastung durch weitere Quellen<br />
4 Großauheim Ermittlung der Vorbelastung im Nahbereich zur Bewer-<br />
tung der Zusatzbelastung durch diffuse Quellen bei sen-<br />
sibler Nutzung<br />
5 Aussiedlerhof Ermittlung der Vorbelastung im Nahbereich (nächstgele-<br />
gener Beurteilungspunkt zum Bauvorhaben)<br />
6 Hainburg Standort in benachbartem Gemeindegebiet<br />
7 Großkrotzenburg Standort in benachbartem Gemeindegebiet<br />
8 Alzenau Standort in benachbartem Gemeindegebiet<br />
9 Kahl Standort in benachbartem Gemeindegebiet<br />
10 Obertshausen Standort in benachbartem Gemeindegebiet<br />
Der Übersichtsplan mit den Messstandorten ist dem Gutachten des TÜV Süd zu entnehmen.<br />
An den oben genannten Messstandorten sind vom TÜV Süd Immissionsvorbelastungsmes-<br />
sungen nach TA Luft im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach § 16 BImSchV in ei-<br />
nem Zeitraum von 12 Monaten durchgeführt worden. Die Messungen erfolgten von Mitte<br />
April 2007 bis Mitte April 2008. In der folgenden Tabelle sind die Messkomponenten an den<br />
verschiedenen Messstandorten dargestellt:<br />
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Tabelle 2-2: Messkomponenten an den verschiedenen Messstandorten<br />
Parameter<br />
PM10 und Inhaltsstoffe:<br />
As, Cd, Cr, Co, Cu, Hg,<br />
Mn, Ni, Pb, Sb, Sn, Tl, V<br />
Staubniederschlag und<br />
Inhaltsstoffe: As, Cd, Cr,<br />
Co, Cu, Hg, Mn, Ni, Pb,<br />
Sb, Sn, Tl, V<br />
NO und NO2 kontinuierlich<br />
NO2 passiv<br />
Hg gasförmig<br />
Dioxine und dioxinähnliche<br />
Verbindungen<br />
Deposition Dioxine und<br />
dioxinähnliche Verbindungen<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
MP1 MP2 MP3 MP4 MP5 MP6 MP7 MP8 MP9 MP10<br />
x x x x x x x x x<br />
x x x x x x x x x x<br />
x x x<br />
x x x x x x x<br />
x x x<br />
x x x<br />
x x x<br />
In der Immissionsprognose der Firma Argumet sind die maximalen zusätzlichen Immissions-<br />
belastungen freigesetzt durch den Betrieb des gesamten Kraftwerks Staudinger mit einem<br />
angewandten Simulationsmodell zur Ausbreitungsrechnung (Modell Austal2000) im Ver-<br />
gleich der verschiedenen Alternativen (Vorhaben, Alternative GuD-Anlage und Nullvariante)<br />
flächendeckend berechnet (Argumet 2008).<br />
Auf Basis dieser Daten lässt sich die Gesamtbelastung an allen Messpunkten berechnen. In<br />
der vorliegenden umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>n <strong>Bewertung</strong> werden diese Daten<br />
zugrunde gelegt und anhand der einschlägigen Kriterien beurteilt.<br />
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3 Beurteilungsgrundlagen<br />
3.1 Darstellung der Alternativen<br />
Voraussetzung für eine Prognose gesundheitlicher Auswirkungen durch die drei Alternativen<br />
• Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock),<br />
• Alternative „GuD-Anlage“,<br />
• Alternative „Nullvariante“.<br />
ist die Identifizierung und Festlegung der aktuellen gesundheitsrelevanten Immissionen so-<br />
wie der Zusatzbelastungen durch das beantragte Kraftwerk in dem Beurteilungsgebiet.<br />
Die Beurteilungsgrundlagen für die umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong> <strong>Bewertung</strong> er-<br />
geben sich aus den Emissionsdaten der am Standort bestehenden Kraftwerksblöcke 1, 2, 3,<br />
4 und 5 sowie des geplanten Steinkohleblocks 6 (Vorhaben), der Alternative „GuD-Anlage“-<br />
bzw. der Alternative „Nullvariante“, den Immissionsdaten, die vom TÜV Süd gemessen wur-<br />
den, sowie der von Argumet berechneten Immissionsprognose.<br />
3.2 Prognose der gesundheitlichen Wirkungen<br />
Als erster Schritt im Rahmen der „Prognose der gesundheitlichen Wirkungen" wird ein Über-<br />
blick über das Vorkommen der Substanzen bzw. Substanzgruppen in den verschiedenen<br />
Umweltmedien gegeben, danach die charakteristischen toxischen Eigenschaften dargestellt<br />
und die erforderliche Toxizitätsanalyse vorgenommen. Zum Schluss erfolgt dann die Einstu-<br />
fung der Vor- und Zusatzbelastung (Gesamtbelastung) hinsichtlich ihres gesundheitsgefähr-<br />
denden Potentials durch die Verknüpfung der Expositions- und Toxizitätsanalyse als soge-<br />
nannte Risikobetrachtung bzw. Risikoanalyse.<br />
3.2.1 Auflistung der Schadstoffe der Vorbelastungsmessungen und<br />
Immissionsprognose<br />
Stoffe, für die in Nr. 4.2, 4.3, 4.4 und 4.5 der TA Luft vom 24.Juli 2002 Immissionswerte ge-<br />
nannt bzw. in der 13. BImSchV (20.Juli 2004) Emissionsgrenzwerte festgelegt sind:<br />
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Immissionswerte nach TA Luft<br />
Schutz der menschlichen Gesundheit<br />
Immissionswerte<br />
• Stickstoffdioxid (NO2)<br />
• Schwefeldioxid (SO2)<br />
• Schwebstaub (PM10)<br />
Schutz vor erheblichen Belästigungen oder erheblichen Nachteilen<br />
durch Staubniederschlag der menschlichen Gesundheit<br />
Immissionswert für Staubniederschlag<br />
• Staubniederschlag (nicht gefährdender Staub) (StN)<br />
Schutz vor erheblichen Nachteilen, insbesondere der Vegetation und von<br />
Ökosystemen<br />
Immissionswerte für Schwefeldioxid und Stickstoffoxide<br />
• Schwefeldioxid (SO2)<br />
• Stickstoffoxide angegeben als Stickstoffdioxid (NO2)<br />
Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Schadstoffdepositionen<br />
Immissionswerte für Schadstoffdepositionen<br />
• Arsen (As)<br />
• Blei (Pb)<br />
• Cadmium (Cd)<br />
• Nickel (Ni)<br />
• Quecksilber (Hg)<br />
• Thallium (Tl)<br />
Emissionswerte nach 13. BImSchV<br />
Metalle, für die in § 3 der 13. BImSchV ein Summenwert als Emissionsgrenzwert<br />
genannt ist (Anmerkung: Nach § 3 Absatz 2 der 13. BImSchV gelten diese<br />
Emissionsgrenzwerte nicht für den Einsatz von Kohle)<br />
• Antimon (Sb)<br />
• Arsen (As)<br />
• Blei (Pb)<br />
• Cadmium (Cd)<br />
• Chrom (Cr)<br />
• Cobalt (Co)<br />
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• Kupfer (Cu)<br />
• Mangan (Mn)<br />
• Nickel (Ni)<br />
• Thallium (Tl)<br />
• Vanadium (V)<br />
• Zinn (Sn)<br />
Sonstige Stoffe bzw. Stoffgruppen<br />
• Polychlorierte Dibenzodioxine/Furane (Dioxine&Furane, PCDD/PCDF)<br />
• Benzo(a)pyren (BaP)<br />
Insgesamt sind die hier aufgeführten Substanzen aus Sicht des Gutachters als voll ausrei-<br />
chend für die vorliegende Gefährdungsabschätzung einzustufen.<br />
3.3 Gesetzliche Grundlagen, Richtlinien und weitere <strong>Bewertung</strong>skriterien<br />
Für die Gefährdungsabschätzung werden die Grenzwerte der EG-Richtlinien, die Immissi-<br />
onswerte der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft), die Immissionswerte<br />
der 22. BImSchV, die AGW-Werte (früher Maximale Arbeitsplatzkonzentrationen der Deut-<br />
schen Forschungsgemeinschaft, MAK-Werte der DFG), die Maximalen Immissionskonzen-<br />
trationen (MIK-Werte) der Kommission zur Reinhaltung der Luft (KRdL) im VDI und DIN, die<br />
Richtwerte der World Health Organization (WHO), sowie die Orientierungswerte für krebser-<br />
zeugende (cancerogene) Luftschadstoffe des Länderausschusses für Immissionsschutz<br />
(LAI) herangezogen. Es erfolgt eine Auseinandersetzung mit den von Kühling & Peters<br />
(1994) vorgeschlagenen Vorsorgewerten sowie auch im Einzelfall mit Daten zum Human-<br />
Biomonitoring. Weiterhin werden die TRD-Werte (Tolerierbare Resorbierte Dosis) (Kalberlah<br />
et al. 1999) zur <strong>Bewertung</strong> herangezogen.<br />
EU-Rahmenrichtlinie<br />
Mit der Verabschiedung der Luftqualitäts-Rahmenrichtlinie (Richtlinie 96/62/EG des Rates<br />
vom 27. September 1996 über die Beurteilung und die Kontrolle der Luftqualität, Luftquali-<br />
täts-Rahmenrichtlinie, ABl. EG L 296 S. 55) hat die Europäische Gemeinschaft den Rahmen<br />
für die künftige Rechtsentwicklung im Bereich der Luftqualität geschaffen. Die Ziele und<br />
Prinzipien werden in sogenannten Tochterrichtlinien konkretisiert. Durch diese Tochter-<br />
richtlinien wurden europaweit neue Immissionswerte zum Schutz der menschlichen Gesund-<br />
heit und der Umwelt eingeführt, die deutlich anspruchsvoller sind als die bis dahin in<br />
Deutschland gültigen Werte für dieselben Stoffe.<br />
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1. Tochterrichtlinie<br />
Als sog. 1. Tochterrichtlinie ist am 19. Juli 1999 die Richtlinie 1999/30/EG des Rates vom<br />
22.04.1999 über Grenzwerte für Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Stickstoffoxide, Partikel<br />
und Blei in der Luft, die im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 163/41 vom 29.<br />
Juni 1999 veröffentlicht worden war, in Kraft getreten. Diese Richtlinie ist der erste Teil eines<br />
integrierten Maßnahmenpakets der Europäischen Gemeinschaft zur Luftreinhaltung.<br />
2. und 3. Tochterrichtlinie<br />
Auch die 2. Tochterrichtlinie 2000/69/EG des Rates vom 16. November 2000 über Grenz-<br />
werte für Benzol und Kohlenmonoxid in der Luft sowie die 3. Tochterrichtlinie 2002/3/EG<br />
vom 12. Februar 2002, in der die Luftqualitätsziele für Ozon festgelegt sind, sind bereits in<br />
Kraft.<br />
Die Bundesregierung hat am 12.12.2001 beschlossen, die beiden ersten Luftqualitäts-<br />
Rahmenrichtlinien in nationales Recht umzusetzen. Dabei handelt es sich um das Gesetz<br />
zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, die Novelle der Verordnung über Im-<br />
missionswerte (22. BImSchV), die neue Verwaltungsvorschrift zur Kraftstoffqualitäts-<br />
Verordnung sowie die Neufassung der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA-<br />
Luft). Gemäß den Regelungen der Tochterrichtlinien lösen damit neue Grenzwerte die bisher<br />
geltenden Immissionswerte ab. Bei den Partikeln ersetzen neue Grenzwerte für Feinstaub<br />
(PM10) die bestehenden Immissionswerte für Schwebstaub. Die neuen Immissionsgrenzwer-<br />
te sind deutlich strenger als die bisherigen und müssen ab dem Jahr 2005 bzw. 2010 einge-<br />
halten werden.<br />
Die 3. Tochterrichtlinie sowie die EU-Richtlinie 2001/81/EG über die nationalen Emissions-<br />
höchstmengen für bestimmte Luftschadstoffe wurden mit der 33. BImSchV vom 13. Juli 2004<br />
in nationales Recht umgesetzt.<br />
4. Tochterrichtlinie<br />
In der 4. Tochterrichtlinie (2004/107/EG) hat die EU zur Konkretisierung der EG-Richtlinie<br />
über die Beurteilung der Luftqualität (Rahmenrichtlinie 96/62/EG) Vorschriften für die Metalle<br />
Arsen, Cadmium, Quecksilber, Nickel sowie für polyzyklische aromatische Kohlenwassers-<br />
toffe (PAK) erlassen. Es wurden Zielwerte an Stelle von verbindlichen Grenzwerten aufge-<br />
führt.<br />
Der Zielwert der 4. Tochterrichtlinie zur Luftqualitätsrahmenrichtlinie der EU wird wie folgt<br />
definiert: „Zielwert ist die nach Möglichkeit in einem bestimmten Zeitraum zu erreichende<br />
Immissionskonzentration, die mit dem Ziel festgelegt wird, die schädlichen Einflüsse auf die<br />
menschliche Gesundheit und die Umwelt insgesamt zu vermeiden, zu verhindern oder zu<br />
verringern“.<br />
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Für betroffene Betriebsanlagen sind vor allem die Bestimmungen in Artikel 3 von Bedeutung:<br />
Die Mitgliedstaaten dürfen danach zur Erreichung der Zielwerte nur solche Maßnahmen vor-<br />
schreiben, die erforderlich und verhältnismäßig (im Sinne eines Kosten/Nutzenprinzips) sind.<br />
Besonders relevant ist, dass Anlagen, die den besten verfügbaren Techniken ("BAT" oder<br />
"BVT= Beste verfügbare Technik", gem. Definition der RL 96/61/EG der sogenannten IVU-<br />
Richtlinie bzw. IPPC-Richtlinie (IPPC=Integrated Pollution, Praevention and Control) ent-<br />
sprechen, nicht weiter zu Sanierungsmaßnahmen aus dieser Richtlinie herangezogen wer-<br />
den dürfen.<br />
Die Richtlinie, die seit Anfang des Jahres 2005 in Kraft ist, enthält Zielwerte für den Jahres-<br />
durchschnitt der Luftbelastung durch Arsen, Cadmium, Quecksilber, Nickel und Ben-<br />
zo(a)pyren, die ab 31.12.2012 nicht mehr überschritten werden dürfen. Sie sind mit der Neu-<br />
fassung der 22. BImSchV vom 04.06.2007 in nationales Recht umgesetzt worden (s.u.). Da-<br />
bei wurden die Substanzen als Bestandteile des Feinstaubs (PM10) berücksichtigt.<br />
Für Quecksilber ist in dieser Richtlinie kein Zielwert, sondern lediglich ein Monitoring vorge-<br />
sehen (allerdings ist für Quecksilber von der Kommission zwischenzeitlich eine umfassende<br />
Strategie mit Maßnahmen zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt in Ar-<br />
beit). Die Mitgliedstaaten müssen die Öffentlichkeit in geeigneter Weise über die Ergebnisse<br />
dieser Messungen informieren. In der Neufassung der 22. BImSchV ist für Quecksilber kein<br />
Wert festgelegt worden.<br />
TA Luft<br />
Die TA Luft, die erste allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutz-<br />
gesetz (BImSchG), die seit dem 1. Oktober 2002 in Kraft ist, löst die aus dem Jahre 1986<br />
stammende TA Luft ab. Sie dient dem Schutz der Allgemeinheit und der Nachbarschaft vor<br />
schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen sowie der Vorsorge gegen<br />
schädliche Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, um ein hohes Schutzniveau für<br />
die Umwelt insgesamt zu erreichen. Die TA Luft von 2002 enthält Anforderungen zum Schutz<br />
vor und zur Vorsorge gegen schädliche Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen,<br />
ausgenommen zum Schutz gegen Gerüche. Das Konzept der Immissionswerte zur Beurtei-<br />
lung schädlicher Umwelteinwirkungen wird beibehalten.<br />
In der „neuen“ TA Luft wurde der Zahlenwert für die irrelevante Zusatzbelastung von einem<br />
Prozent auf drei Prozent angehoben. Diese Erhöhung ist deshalb zulässig, weil die Immissi-<br />
onswerte deutlich verschärft wurden und durch den Übergang von der grundsätzlich flächen-<br />
bezogenen Beurteilung der Schadstoffbelastung (TA Luft 1986) auf die punktbezogene Beur-<br />
teilung der Schadstoffbelastung an dem Ort der mutmaßlich höchsten relevanten Belastung<br />
(TA Luft 2002) eine Erhöhung bis zum dreifachen verbunden sein kann. Konkrete Belege für<br />
diese Annahme werden in der Begründung zur TA Luft nicht gegeben. Anhand von Berech-<br />
nungen lässt sich nachweisen, dass die neue TA Luft mit der angehobenen Irrelevanz-<br />
schwelle zu wesentlich höheren Emissionsmassenströmen führen kann.<br />
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Die gesundheitsrelevanten Immissionswerte in der EG-Rahmenrichtlinie sind unverändert in<br />
die „neue“ TA Luft übernommen worden. Stoffe mit einem besonderen Gefährdungspotenzial<br />
für Mensch und Umwelt werden schärfer begrenzt als weniger „gefährliche“ Stoffe. Die<br />
schärfsten Anforderungen gelten für Dioxine und Furane gefolgt von krebserzeugenden,<br />
erbgutverändernden und reproduktionstoxischen Stoffen sowie den staubförmigen anorgani-<br />
schen Stoffen (insbesondere toxische Schwermetalle). Innerhalb von Stoffkategorien sind die<br />
Stoffe jeweils unter Beachtung des Wirkungspotenzials der Stoffe in Klassen eingeteilt, de-<br />
nen unter Berücksichtigung von Emissionsminderungsmaßnahmen nach dem Stand der<br />
Technik Emissionswerte zugeordnet sind. Darüber hinaus gilt für die besonders gefährlichen<br />
Stoffe das Emissionsminimierungsgebot.<br />
22. BImSchV<br />
Wie oben gesagt, bilden die Luftqualitäts-Rahmenrichtlinie (Richtlinie 96/62/EG von 1996)<br />
und deren Tochterrichtlinien die Grundlage der neuen europäischen Luftreinhaltestrategie. In<br />
den schadstoffspezifischen Tochterrichtlinien sind Durchführungsbestimmungen und Grenz-<br />
werte bzw. Zielwerte für die einheitliche Erfassung, Beurteilung und Kontrolle der Luftqualität<br />
festgelegt.<br />
Dieses Regelwerk wurde durch die Novellierung der 22. BImSchV (Verordnung über Immis-<br />
sionswerte für Schadstoffe in der Luft vom 11. September 2002) in nationales Recht umge-<br />
setzt. Es werden Immissionsgrenzwerte und Toleranzmargen für Schwefeldioxid, Stickstoff-<br />
dioxid, Partikel und Blei sowie Benzol und Kohlenmonoxid in der Luft festgelegt. Um die Aus-<br />
lösung bestimmter Maßnahmen in dem Zeitraum bis zur vorgeschriebenen Erreichung des<br />
verbindlichen Grenzwertes zu ermöglichen, sieht die 22. BImSchV sogenannte "Toleranz-<br />
margen" für die einzelnen Schadstoffe vor. Diese geben einen Prozentsatz des jeweiligen<br />
Grenzwertes an, um den dieser innerhalb festgesetzter Fristen überschritten werden darf,<br />
ohne die Erstellung von Luftreinhalteplänen zu bedingen. Die Toleranzmarge gilt ab Inkraft-<br />
treten der Richtlinie und wird jährlich linear um einen definierten Prozentsatz reduziert. Zum<br />
Zeitpunkt, ab dem der jeweilige Grenzwert einzuhalten ist, entfällt die Toleranzmarge.<br />
Seit dem 03. April 2006 liegt die Erste Verordnung zur Änderung der 22. BImSchV (Neufas-<br />
sung vom 04.06.2007) vor, die der Umsetzung der 4.Tochterrichtlinie (Richtlinie<br />
2004/107/EG) vom 14.12.2004 dient. Sie sieht u.a. Zielwerte für Arsen, Cadmium, Nickel<br />
und Benzo(a)pyren in der PM10-Fraktion vor. Die Werte der 22. BImSchV sind nicht vorha-<br />
bensbezogen sicherzustellen.<br />
AGW-Werte (MAK-Werte)<br />
Fast ein Jahr nach Inkrafttreten der novellierten Gefahrstoffverordnung (GefahrStoffV) am<br />
01.01.2005 hat der Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) in seiner Sitzung vom 30.11.2005 eine<br />
neue Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 900 „Arbeitsplatzgrenzwerte“ (AGW) mit<br />
umfangreichen Änderungen beschlossen. Die Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS)<br />
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geben den Stand der Technik, Arbeitsmedizin und Arbeitshygiene sowie sonstige gesicherte<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen, einschließlich deren Einstu-<br />
fung und Kennzeichnung, wieder. Sie werden vom Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) auf-<br />
gestellt und von ihm der Entwicklung entsprechend angepasst. Die TRGS werden vom Bun-<br />
desminister für Arbeit und Soziales (BMAS) im Bundesarbeitsblatt (BArbBl) bekannt gege-<br />
ben.<br />
Der Arbeitsplatzgrenzwert (AGW-Wert) ist der Grenzwert für die zeitlich gewichtete durch-<br />
schnittliche Konzentration eines Stoffes in der Luft am Arbeitsplatz in Bezug auf einen gege-<br />
benen Referenzzeitraum. Er gibt an, bei welcher Konzentration eines Stoffes akute oder<br />
chronische schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit im Allgemeinen nicht zu erwarten<br />
sind (§ 3 Abs. 6 GefStoffV).<br />
Die AGW entsprechen im Wesentlichen den MAK-Werten. Bis die AGW in die Technischen<br />
Regeln eingearbeitet sind, können die bisherigen MAK-Werte für die Beurteilung der Gefähr-<br />
dung am Arbeitsplatz weiterhin herangezogen werden, daher werden im Folgenden die<br />
MAK-Werte angegeben.<br />
Die Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (MAK-Kommission) hat kürzlich die Mitteilung 44 mit der neuen<br />
MAK- und BAT-Werte-Liste 2008 vorgelegt. Gegenüber dem Stand 2007 ergeben sich – wie<br />
in jedem Jahr – eine Reihe von Änderungen bzw. Neuaufnahmen (DFG 2008).<br />
Der MAK-Wert (maximale Arbeitsplatz-Konzentration) ist die höchstzulässige Konzentration<br />
eines Arbeitsstoffes als Gas, Dampf- oder Schwebstoff in der Luft am Arbeitsplatz, die nach<br />
dem gegenwärtigen Stand der Kenntnis auch bei wiederholter und langfristiger, in der Regel<br />
täglich achtstündiger Exposition, jedoch bei Einhaltung einer durchschnittlichen Wochenar-<br />
beitszeit von 40 Stunden im allgemeinen die Gesundheit der Beschäftigten nicht beeinträch-<br />
tigt und diese nicht unangemessen belästigt. Darüber hinaus werden die Arbeitsstoffe in der<br />
MAK-Werte-Liste entsprechend ihrer krebserzeugenden, keimzellmutagenen, fortpflan-<br />
zungsgefährdenden, sensibilisierenden und hautresorptiven Wirkung klassifiziert.<br />
Die MAK-Werte dienen dem Schutz der Gesundheit am Arbeitsplatz. Sie geben für die Beur-<br />
teilung der Bedenklichkeit oder Unbedenklichkeit der am Arbeitsplatz vorhandenen Konzent-<br />
rationen eine Urteilsgrundlage ab. Der MAK-Wert ist nicht geeignet, mögliche Gesundheits-<br />
gefährdung durch langdauernde Einwirkung von Verunreinigungen der freien Atmosphäre,<br />
z.B. in der Nachbarschaft von Industrieunternehmen, anhand konstanter Umrechnungsfakto-<br />
ren abzuleiten. Auf der Grundlage fortgeschrittener Erkenntnisse zu Wirkungsmechanismen<br />
und Wirkungsstärke krebserzeugender Substanzen wird seit 1998 ein erweitertes Schema<br />
zur Einstufung dieser Substanzen eingeführt. Es werden Krebs-Kategorien von 1 bis 5 einge-<br />
führt (DFG 2008):<br />
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Mit Inkrafttreten der Novelle der GefahrStoffV vom 01.01.2005 sind die Technischen Richt-<br />
konzentrationen (TRK) entfallen. Diese vor allem für krebserzeugende Stoffe festgesetzten<br />
TRK-Werte orientierten sich an den technischen Möglichkeiten der Ergreifung von Schutz-<br />
maßnahmen.<br />
Luftqualitätsleitwerte<br />
Die Luftqualitätsleitwerte (Air Quality Guidelines) der WHO (World Health Organization)<br />
wurden 1987 vom europäischen Regionalbüro der WHO erstmals veröffentlicht. Diese Werte<br />
sollen auf der Basis des WHO-Konzeptes für Gesundheitsschutz den Regierungen der Regi-<br />
on toxikologische Hintergrundinformationen als Basis für gesetzliche Regelungen zur Verfü-<br />
gung stellen. Die Luftqualitätsleitwerte repräsentieren den Stand der wissenschaftlichen Er-<br />
kenntnisse; bei Unterschreitung der angegebenen Schadstoffkonzentrationen in der Atemluft<br />
und der zugrunde gelegten Expositionszeiten ist das Auftreten von gesundheitsschädlichen<br />
Wirkungen bei der Bevölkerung nicht zu erwarten. Allerdings sind Risikogruppen durch die<br />
Richtwerte nicht unbedingt geschützt; Kombinationseffekte mehrerer Schadstoffe und ver-<br />
schiedener Aufnahmepfade für denselben Schadstoff sind bei der Ableitung der Werte nicht<br />
berücksichtigt. Für cancerogene Luftschadstoffe wird das „unit risk“ angegeben; die Festle-<br />
gung eines akzeptablen Risikos wird aber den nationalen Regierungen überlassen (Kappos<br />
1995).<br />
In den Jahren 1994 und 1995 wurden „Updates and Revisions of the Air Quality Guidelines<br />
for Europe“ (WHO 1994 und 1995) für verschiedene Luftschadstoffe erarbeitet. Für einen<br />
großen Teil der beschriebenen Substanzen wurden die Luftqualitätsleitwerte beibehalten, für<br />
einige Schadstoffe sind sie jedoch verschärft worden. Für Schwebstaub wurden keine Werte<br />
mehr genannt. Auch in der zweiten Ausgabe der „Updates and Revisions of the Air Quality<br />
Guidelines for Europe“ (WHO 1997) bzw. in der Second Edition der Air Quality Guidelines for<br />
Europe“ (WHO 2000) wurde der größte Teil der Luftqualitätsleitwerte beibehalten. Für die<br />
Umweltschadstoffe Dioxine/Furane sowie PCB (Polychlorierte Biphenyle) wurden jedoch<br />
keine Leitwerte mehr festgelegt. Für einige cancerogene Substanzen wurden veränderte<br />
bzw. neue „unit risks“ angegeben.<br />
Im Oktober 2006 wurde von der WHO die „Summary of risk assessment“ veröffentlicht (WHO<br />
Air Quality Guidelines for particulate matter, ozone, nitrogen dioxide and sulfur dioxide, Glo-<br />
bal update 2005). Bisher ist nur die Kurzfassung dieses Berichtes erschienen, in der getrenn-<br />
te Leitwerte für PM2,5 und PM10 vorgeschlagen werden (WHO 2006, WHO 2008).<br />
Beurteilungsmaßstäbe, Ziel- und Orientierungswerte des LAI<br />
Im Jahr 2004 hat der Länderausschuss für Immissionsschutz (LAI) eine Neubewertung<br />
cancerogener Luftschadstoffe vorgenommen und beschlossen, dass die Empfehlungen<br />
des Berichtes „<strong>Bewertung</strong> von Schadstoffen, für die keine Immissionswerte festgelegt sind“<br />
des Unterausschusses Wirkungsfragen mit seinen Vorschlägen für Beurteilungs- und Ziel-<br />
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werte bei <strong>Bewertung</strong>en zugrunde gelegt werden. Es wurden „Orientierungswerte für die<br />
Sonderfallprüfung und für die Anlagenüberwachung sowie Zielwerte für die langfristige Luft-<br />
reinhalteplanung unter besonderer Berücksichtigung der Beurteilung krebserzeugender Luft-<br />
schadstoffe“ vorgelegt. Weiterhin wurde beschlossen, dass damit die bisherigen Beurtei-<br />
lungsmaßstäbe („Beurteilungsmaßstäbe zur Begrenzung des Krebsrisikos durch Luftverun-<br />
reinigungen“, LAI 1992) bzw. Orientierungswerte ihre Gültigkeit verlieren. Das bedeutet, dass<br />
das neue Modell die bisherige Beurteilungssystematik, die der LAI seinerzeit in den früheren<br />
Veröffentlichungen präzisiert hat, ersetzt (LAI 2004).<br />
Nach Angaben des LAI lässt sich die Beurteilung cancerogener Luftschadstoffe durch das<br />
Minimierungsgebot leiten. Orientierungswerte stellen daher keine statischen Grenzwerte dar,<br />
sondern müssen von Zeit zu Zeit einer Überprüfung unterzogen werden, die die mit neueren<br />
fachwissenschaftlichen Erkenntnissen und der technischen Machbarkeit verbundenen<br />
Reichweite des Minimierungsgebotes für den jeweiligen cancerogenen Stoff im konkreten<br />
Fall neu beurteilt. Mittelfristig sind daher über die mit den neuen Orientierungswerten ver-<br />
bundenen hinzunehmenden Risiken hinaus weitere Reduzierungen erforderlich (LAI<br />
2004).<br />
Obwohl die Beurteilungsmaßstäbe von 1992 außer Kraft gesetzt wurden, werden im vorlie-<br />
genden Gutachten aufgrund der Vergleichbarkeit und bisherigen guten Erfahrungen als Be-<br />
urteilungsgrundlage die „alten“ Beurteilungsmaßstäbe des LAI den „neuen“ Werten gegen-<br />
übergestellt.<br />
Das unit risk gilt als relatives Maß für die Cancerogenität einer Substanz; es gibt an, wel-<br />
ches Krebsrisiko durch lebenslange (70 Jahre) Exposition z.B. gegenüber 1 µg eines cance-<br />
rogenen Luftschadstoffes pro 1 m³ Atemluft entsteht. Hierbei wird in der Regel der „upper-<br />
bound risk value“ angegeben, d.h., das tatsächliche Risiko liegt mit einer Wahrscheinlichkeit<br />
von 95 % unterhalb des angegebenen unit risks.<br />
Für die Beurteilung wird weiterhin die „virtually safe dose“ (VSD) herangezogen. Sie stellt<br />
gemäß ihrer toxikologischen Definition die täglich lebenslang zugeführte Dosis (für cancero-<br />
gene Substanzen) dar, die über das Hintergrundrisiko hinaus zu einem theoretischen Extra-<br />
Risiko in akzeptierbarer Höhe führt (Klaasen & Eaton 1991). Die Überschreitung der VSD ist<br />
(nach Auffassung der US-EPA) nicht unmittelbar mit Handlungskonsequenzen verbunden;<br />
sie liegt für jede einzelne Substanz bei 1 x 10 -6 .<br />
In Deutschland gibt es keine (von entsprechenden Fachgremien festgelegte) konstante und<br />
von konkreten Entscheidungszusammenhängen losgelöste Grenze für die „Akzeptabilität“<br />
oder „Zumutbarkeit“ von Risiken. Von den Gesundheitsressorts der Länder wird es jedoch im<br />
Einzelfall für sinnvoll gehalten, z.B. Krebsrisiken möglichst quantitativ anzugeben und da-<br />
nach Prioritäten für weitere Maßnahmen unter Abwägung der jeweils vorhandenen Rahmen-<br />
bedingungen zu setzen (vgl. Beschluss der GMK v. 17./18.11.1994).<br />
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Luftqualitätsstandards nach Kühling & Peters<br />
Kühling & Peters (1994) haben Vorsorgewerte (Luftqualitätsstandards zur Umweltvorsor-<br />
ge) für verschiedene umweltrelevante Substanzen empfohlen, wobei sie bei den einzelnen<br />
Substanzen zwischen toxischen und cancerogenen Wirkungen unterscheiden. Bei der Fest-<br />
legung der Luftqualitätsstandards für Substanzen mit toxischer Wirkung wurde von den je-<br />
weils in der Literatur verwendeten Sicherheitsfaktoren ausgegangen, wobei die Ableitungen<br />
der Zielniveaus von Calabrese & Kenyon (1991) in der Regel angewendet wurden. Wenn<br />
nicht genügend Hinweise über toxikologische Begründungen vorlagen, wurden von den Au-<br />
toren verschiedene eigene Zusatzfaktoren herangezogen.<br />
Aufgrund der in einigen Fällen sehr unterschiedlichen Datenlage und Wertableitung ver-<br />
schiedener Autoren werden für die einzelnen Substanzen verschiedene Vorsorgeniveaus<br />
angegeben. Begriffliche Grundlage für die vorgeschlagenen Werte ist zunächst ein „Zielni-<br />
veau“ zur Vorsorge vor toxischen Wirkungen. Wenn möglicherweise mit dem angegebenen<br />
Wert nur eine unzureichende Vorsorge verwirklicht werden kann, wird der vorgeschlagene<br />
Wert mit dem Begriff „Mindestniveau“ belegt. Bei mangelnder Datenlage oder unzureichen-<br />
den Kenntnissen über Wirkungen wird der Begriff „Anhaltswert“ verwendet.<br />
Für die krebserzeugenden Luftschadstoffe, für die im Gegensatz zu den nicht-gentoxisch<br />
wirkenden Substanzen eine Wirkungsschwelle nicht angegeben werden kann, werden nach<br />
Kühling & Peters sogenannte Beurteilungsniveaus festgelegt; das zu tolerierende Risiko, die<br />
Bagatellschwelle bzw. VSD (virtually safe dose = nahezu sichere Dosis) befindet sich dabei<br />
auf dem Niveau von 10 -6 . Die so errechneten Vorsorgewerte liegen in der Regel in einem<br />
sehr niedrigen Konzentrationsbereich, oft deutlich unterhalb der normalen Hintergrundwerte<br />
für ländliche Areale und sind daher im Allgemeinen eher als Zielkonzentrationen für weitere<br />
Immissions-Minderungsmaßnahmen einzustufen. Ein up-date der Werte wurde trotz des frü-<br />
hen Erscheinungsdatums von 1994 nicht vorgenommen.<br />
Kombinationswirkungen<br />
Kombinationswirkungen sind immer dann anzunehmen, wenn mehrere gleichzeitig vor-<br />
kommende Substanzen vergleichbare Wirkmechanismen aufweisen und auf bestimmte Or-<br />
gane oder biochemische Funktionen des Organismus einwirken. Das Vorkommen einer<br />
Kombinationswirkung kann zu unterschiedlichen Effekten führen (Schneider et al. 2004):<br />
• Interaktionen auf der toxikokinetischen Ebene: Verstärkung oder Hemmung von Auf-<br />
nahme, Metabolismus und/oder Ausscheidung mit der Konsequenz einer veränderten<br />
Zielgewebskonzentration.<br />
• Wirkungsbeeinflussung durch unterschiedliche Mechanismen, z.B. durch Depletion<br />
(Minderung) von Reservekapazitäten durch Stoff 1, die zur Neutralisierung negativer<br />
Effekte durch Stoff 2 notwendig sind.<br />
• Wirkungsbeeinflussung bei gleichartigen Mechanismen oder Zielgewebstoxizitäten.<br />
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Eine einfache Einteilung erfolgt in der folgenden Tabelle:<br />
Tabelle 3.2-1: Begrifflichkeit bei Kombinationswirkungen (Schneider et al. 2004; WHO 2000)<br />
Begriff Definition<br />
Additivität Der kombinierte Effekt ist gleich der Summe der Effekte; zu<br />
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erwarten bei gleichem Rezeptor.<br />
Überadditivität (Synergismus) Der kombinierte Effekt ist größer als die Summe der Effekte der<br />
Einzelstoffe.<br />
Wirkung bei verschiedenen Mechanismen und gleicher Wir-<br />
kung; selten.<br />
Unteradditivität (Antagonismus) Der kombinierte Effekt ist kleiner als die Summe der Effekte der<br />
Einzelstoffe.<br />
Mögliche Wechselwirkungen auf Basis unterschiedlicher Mechanismen sind vielfältig und<br />
ohne experimentelle Untersuchungen kaum vorhersagbar. Konkrete Ansätze zur Berücksich-<br />
tigung von Kombinationswirkungen im Rahmen der Risikoabschätzung beschränken sich<br />
derzeit auf die Betrachtung von Stoffen mit gleichartigem Wirkmechanismus. Für Dioxi-<br />
ne&Furane wurden im Rahmen der EU-Verordnung (EG) Nr. 2375/2001 Höchstgehalte be-<br />
schlossen, die die additive Wirkung dieser Stoffe durch so genannte Äquivalenzfaktoren be-<br />
rücksichtigen. Vorschläge für eine „kumulative Risikoabschätzung“ existieren auch für ande-<br />
re Stoffe (Schneider et al. 2004).<br />
Nach Neubert (2004) ist jedoch die Datenbasis auf dem Gebiet der Kanzerogenese und<br />
möglicher Immuntoxizität im Fall der Dioxine&Furane nicht ausreichend, das Problem der<br />
Speziesunterschiede ist weitgehend ungeklärt. Wirkungen verschiedener Substanzen am<br />
gleichen Rezeptor entfalten nur im niedrigen Dosisbereich additive Wirkungen, in höheren<br />
Dosen kommt es zu antagonistischen Wirkungen. Das TE-Konzept überschätzt dann die<br />
wirksame Potenz der Mischung.<br />
Daher beschränken sich die Ansätze zur Berücksichtigung von Kombinationswirkungen auf<br />
additive Effekte bei kumulativ wirkenden Stoffgemischen. Weitergehende systematische An-<br />
sätze, die auch überadditive Wirkungen einschließen, sind mittelfristig nicht erkennbar. Die<br />
Gefahr derartiger Wirkungen innerhalb der duldbaren Aufnahmemengen der Einzelstoffe<br />
wird allerdings als nicht groß eingeschätzt (Schneider et al. 2004).<br />
TRD-Werte<br />
Das BMU (Bundesministerium für Umwelt) beauftragte das Forschungs- und Beratungsinsti-<br />
tut Gefahrstoffe (FoBiG) mit der Zusammenstellung von Basisdaten zur Toxikologie der alt-<br />
lastenrelevanten Stoffe und mit der Ausarbeitung von Vorschlägen für tolerable Körperdo-<br />
sen, die zur Gefahrenbeurteilung bei der Altlastenbewertung herangezogen werden können.<br />
Inzwischen wurden sogenannte TRD-Werte (Tolerierbare Resorbierte Dosis) für eine Viel-<br />
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zahl von altlastrelevanten Stoffen berechnet. TRD-Werte sind täglich resorbierte Körperdo-<br />
sen eines Gefahrstoffes, bei denen mit hinreichender Wahrscheinlichkeit bei Einzelstoffbe-<br />
trachtung nach dem gegenwärtigen Stand der Kenntnis keine nachteiligen Effekte auf die<br />
menschliche Gesundheit erwartet werden bzw. bei denen nur ein geringes Risiko für Erkran-<br />
kungen angenommen wird. Der TRD-Wert bezeichnet dabei die pfadspezifische resorbierte<br />
Körperdosis, also die täglich ausschließlich über den betrachteten Pfad resultierende innere<br />
Belastung, die gerade noch zu tolerieren ist. Bei Auslastung des pfadspezifischen TRD-<br />
Wertes wird unterstellt, dass keine zusätzliche Belastung durch andere Aufnahmepfade er-<br />
folgt. TRD-Werte werden für den inhalativen und den oralen Pfad, in seltenen Fällen auch für<br />
dermale Gefahrstoffaufnahme ermittelt (FoBiG 1996, Kalberlah et al. 1999).<br />
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4 <strong>Bewertung</strong> der Immissionskonzentrationen<br />
Vorgehensweise<br />
Die umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong> Gefährdungsabschätzung stützt sich – wie<br />
oben dargestellt - im Wesentlichen auf die Immissionsprognose der Firma Argumet. Wie im<br />
Kapitel 2 dargelegt, wurde die Zusatzbelastung u.a. für die drei verschiedenen Alternativen<br />
(Vorhaben, Alternative GuD-Anlage und Alternative Nullvariante) berechnet, die Ergebnisse<br />
dieser Berechnungen sowie die umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong> <strong>Bewertung</strong> werden<br />
unter Punkt 4.4 dargestellt. Weiterhin dienen die in der Umgebung des Standorts vom TÜV<br />
Süd gemessenen Immissionsvorbelastungsmessungen als Grundlage.<br />
Eine umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong> Gefährdungsabschätzung kann nur auf der<br />
Basis von gemessenen bzw. abgeschätzten Immissionskonzentrationen durchgeführt wer-<br />
den, die dann anhand vorliegender Grenzwerte oder anderer entsprechender Werte (siehe<br />
oben) einer Beurteilung unterzogen werden. Weiterhin wird die zur Zeit vorliegende Literatur<br />
über die gesundheitlichen Beeinträchtigungen der hier infrage stehenden Schadstoffe heran-<br />
gezogen. Zusätzlich ist die Zugrundelegung entsprechender Richtlinien und Erlasse bzw.<br />
anderer Vorgaben im Hinblick auf die Schadstoffe, denen die betroffenen Personengruppen<br />
ausgesetzt sind, notwendig.<br />
Wenn für einzelne Stoffe oder Stoffgruppen (z.B. bei krebserzeugenden Substanzen) solche<br />
Werte nicht vorliegen, können auch die üblicherweise vorkommenden Immissionskonzentra-<br />
tionen zur Beurteilung mit herangezogen werden. Daher werden Hintergrunddaten aus ver-<br />
schiedenen Gebieten Deutschlands aufgeführt. Weiterhin werden in Einzelfällen - wenn kei-<br />
ne Grenz- bzw. Orientierungs- oder andere Werte vorliegen - eigene Vorsorgewerte nach<br />
toxikologischen Kriterien abgeleitet.<br />
4.1 Stäube und Anorganische Gase<br />
Allgemeines<br />
Im Folgenden werden für Schwebstaub (PM10, PM2,5) und Staubniederschlag sowie für Stick-<br />
stoffdioxid (NO2), Schwefeldioxid (SO2) und Kohlenmonoxid (CO) jeweils die Stoffbeschrei-<br />
bung, das Vorkommen in der Umwelt, die für den Menschen relevanten Wirkungen sowie die<br />
vorliegenden Grenz- und Orientierungswerte dargestellt. Die beschriebenen toxischen Wir-<br />
kungen auf den Menschen werden allerdings in der Regel durch hohe kontinuierliche Exposi-<br />
tionen hervorgerufen, sie sind nicht in den vorliegenden Konzentrationsbereichen zu erwar-<br />
ten.<br />
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Anschließend wird die Gefährdungsabschätzung für die einzelnen Substanzen, die als re-<br />
präsentativ für die jetzige bzw. zukünftige Immissionsbelastung der drei Alternativen im Beur-<br />
teilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger des gelten, vorgenommen. Die Konzentrationen<br />
der einzelnen Schadstoffe sowie die berechnete Zusatzbelastung werden umweltmedizi-<br />
nisch-humantoxikologisch bewertet sowie die Auswirkung auf die im Beurteilungsgebiet<br />
wohnende bzw. sich aufhaltende Bevölkerung beurteilt.<br />
In Hanau-Mitte wurde von dem zuständigen Hessischen Landesamt für Umwelt und Geolo-<br />
gie (HLUG) eine Messstation eingerichtet, deren Ergebnisse als Vorbelastungsmessungen<br />
ebenfalls zur Beurteilung herangezogen werden können. Der Standortcharakter der Station<br />
Hanau-Mitte wird mit Innenstadt, Industrie angegeben.<br />
4.1.1 Stäube [Schwebstaub, PM10, PM2,5 und Staubniederschlag]<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Schwebstaub, PM10 und PM2,5<br />
Stäube werden definiert als disperse Verteilung von festen Stoffen, die in beliebiger Form,<br />
Struktur und Dichte mit Teilchengrößen bis zu einigen 100 µm (aerodynamischer Durchmes-<br />
ser) in Gasen vorliegen. Sie entstehen entweder durch Aufwirbelung oder durch mechani-<br />
sche Prozesse. Zusammen mit Rauch und Nebel gehören Stäube (Partikel) zu den Aeroso-<br />
len.<br />
Zur Beurteilung der Gesundheitsgefährdungen durch Stäube ist neben der chemischen Zu-<br />
sammensetzung, der Konzentration und der Expositionszeit vor allem die Partikelgröße zu<br />
berücksichtigen. Dies unterscheidet Stäube wesentlich von Gasen und Dämpfen. Die Zufuhr<br />
von Stäuben erfolgt vorwiegend über die Atmung. Transport und Ablagerung des Staubes in<br />
den Atemwegen werden weitgehend durch das Verhalten von Partikeln in strömenden Ga-<br />
sen bestimmt. Funktionsbestimmende Größe ist der aerodynamische Durchmesser (dae)<br />
eines Teilchens. Als aerodynamischer Durchmesser eines Teilchens beliebiger Form und<br />
Dichte wird der Durchmesser einer Kugel mit der Dichte 1 (1 g/cm 3 ) bezeichnet, die die glei-<br />
che Sinkgeschwindigkeit in ruhender oder laminar strömender Luft besitzt.<br />
Partikelförmige Luftverunreinigungen (Stäube) sind ein Gemisch verschiedenster chemischer<br />
Substanzen, die jede für sich oder in Kombination untereinander vielfältige Wirkungen haben<br />
können. Sie entstammen sowohl natürlichen als auch anthropogenen Quellen. Natürliche<br />
Emissionen sind Aufwirbelungen vom Boden, Brände, Vulkanausbrüche, Pollen usw., wäh-<br />
rend anthropogene Emissionen vor allem Feuerungsanlagen, Hütten-, Metall- und Zement-<br />
werken, kohleverarbeitenden Anlagen und Biokompostierungsanlagen sowie dem Kfz- bzw.<br />
LKW-Verkehr entstammen. Schwebstaubemissionen führen zu Immissionsbelastungen im<br />
Nahbereich von Emittenten und durch Ferntransport auch allgemein zu einer Erhöhung der<br />
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Staubbelastung. Insgesamt hat die Staubbelastung in Industriegebieten in Deutschland in<br />
den letzten Jahren stetig abgenommen.<br />
Als Schwebstaub bezeichnet man feste oder flüssige Schwebstoffe, die in Gasen suspen-<br />
diert sind. Es werden folgende Definitionen verwendet (KRdL im VDI/DIN 2003):<br />
• Der Schwebstaub (total suspended particulates, TSP) ist die Aerosolkomponente<br />
der in der Luft vorhandenen Partikel bis zu einem oberen aerodynamischen Durch-<br />
messer von rund 30 µm (VDI 2463, Bl.1).<br />
• Der thorakale Schwebstaub (thoracic particulates, PM10) umfasst Partikel, die einen<br />
in der ISO 7708 definierten größenselektierten Lufteinlass passieren, der für einen<br />
aerodynamischen Durchmesser von 10 µm eine Abscheidewirksamkeit von 50 %<br />
aufweist.<br />
• Der alveolengängige Schwebstaub (respirable particulates, PM2,5) umfasst Partikel,<br />
die einen in der ISO 7708 definierten größenselektierenden Lufteinlass passieren, der<br />
für einen aerodynamischen Durchmesser von 2,5 µm eine Abscheidewirksamkeit von<br />
50 % aufweist. Er wird auch als Feinstaub (FP) bezeichnet.<br />
• Die ultrafeinen Partikel (UP) umfassen Teilchen < 0,1 µm thermodynamischer<br />
Durchmesser.<br />
Bis in die 90iger Jahre wurden Partikel zusammen mit SO2 untersucht und Minderungsmaß-<br />
nahmen unterworfen. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Industrie- und Hausfeuerung von<br />
Kohle und anderen fossilen Brennstoffen mit hohem Schwefelgehalt, die gleichzeitig zu ho-<br />
hen Konzentrationen beider Schadstoffe führten. Partikel wurden in der Regel entweder nach<br />
der Black-Smoke-Methode gemessen, die auf der Schwärzung der Partikel beruht, oder<br />
nach der TSP-Methode (Total Suspended Particulate). Dabei werden Partikel vieler Größen<br />
erfasst, auch solche, die für die Inhalation zu groß sind.<br />
In den letzten Jahren hat sich das Interesse vermehrt auf die Wirkungen von Partikel allein<br />
gerichtet, dabei wurden neue Messverfahren entwickelt. Das verbreitetste Verfahren ist die<br />
PM10-Methode, bei der die Masse der Partikel mit einem Durchmesser von 10 µm und darun-<br />
ter erfasst wird. Diese Partikel sind so klein, dass sie lungengängig sind. In einer Anzahl<br />
neuerer Studien wurde die PM2,5-Methode verwendet, bei der die Masse der Partikel mit<br />
einem Durchmesser von 2,5 µm und darunter gemessen wird. Diese Partikel können am<br />
weitesten in die Lunge vordringen.<br />
Umfangreiche technische Verbesserungen der Effizienz und die Einführung von leistungsfä-<br />
higen Filtersystemen der Industrieanlagen und besonders der mit Dieselmotor betriebenen<br />
Kraftfahrzeuge führten zu einem starken Rückgang der Gesamtstaubemissionen. Dadurch<br />
verbesserte sich die Immissionssituation der Bevölkerung.<br />
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Es zeigte sich jedoch, dass durch die technischen Verbesserungen lediglich die gröberen<br />
Staubfraktionen (> PM10) effizient reduziert wurden. Während solche Partikel, die nur in die<br />
oberen Bronchien gelangen, deutlich abnahmen, konnte bei lungengängigen Partikeln (PM2,5<br />
und PM0,1) ein viel geringerer Rückgang verzeichnet werden. Ultrafeine Partikel (PM0,1) ha-<br />
ben in ihrer Konzentration in der Atemluft sogar eher zugenommen. Mittlerweile ist es mög-<br />
lich, mittels sensitiver Messverfahren die verkehrs- und wetterlagenabhängig schwankende<br />
Partikel-Belastung der Atmosphäre aufzuzeichnen, um so Auswirkungen feiner und ultrafei-<br />
ner Partikel auf die menschliche Gesundheit genauer untersuchen zu können.<br />
In der folgenden Tabelle 4.1.1-1 sind die (Gesamt-)Schwebstaub-Immissions-<br />
Konzentrationen bzw. die PM10- und PM2,5-Konzentrationen in verschiedenen Gebieten von<br />
Deutschland aufgeführt.<br />
Tabelle 4.1.1-1: Gesamtschwebstaub-, PM10- und einige PM2,5-Immissionskonzentrationen in<br />
verschiedenen Bereichen Deutschlands (µg/m³)<br />
Messstation<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
Mannheim<br />
Heidelberg<br />
Odenwald<br />
Schwarzwald-<br />
Süd<br />
NRW<br />
Rhein-Ruhr-<br />
Gebiet<br />
Düsseldorf<br />
Simmerath (Eifel)<br />
Bielefeld-Ost<br />
Hessen<br />
Gießen<br />
Wiesbaden<br />
Bad Arolsen<br />
Kassel-Nord<br />
Witzenhausen<br />
Wiesbaden<br />
Hanau-Mitte<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Mainz<br />
Ludwigshafen<br />
In der Tabelle 4.1.1-2 sind PM10-Konzentrationen als Jahresmittel bzw. als Tagesmittel in<br />
verschiedenen typischen Bereichen dargestellt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Gesamtstaub(Jahresmittel)<br />
37 (2002)<br />
PM10<br />
(Jahresmittel)<br />
22-28 (2007)<br />
23-33 (2006)<br />
22 (2007)<br />
14 (2007)<br />
11 (2006)<br />
41 (2004)<br />
15 (2004)<br />
24 (2005)<br />
19 (2005)<br />
33 (2002)<br />
29 (2002)<br />
21 (2002)<br />
25 (2005)<br />
14 (2005)<br />
25-28 (2007)<br />
22 (2007)<br />
Seite 23 von 238<br />
PM2,5<br />
(Jahresmittel)<br />
16-17 (2007)<br />
18-22 (2006)<br />
8 (2006)<br />
15-18 (2005-<br />
2007)<br />
20-25 (2007)<br />
Feinstaub<br />
PM10<br />
(98 %til)<br />
92 (2002)<br />
86 (2002)<br />
66 (2002)<br />
Literatur<br />
LUBW (2008)<br />
LUBW (2007)<br />
LUBW (2007)<br />
LUBW (2007)<br />
LUBW (2007)<br />
LUA 2006<br />
LUA 2005<br />
LUA 2005<br />
UBA 2006<br />
UBA 2006<br />
HLUG 2003<br />
HLUG 2005<br />
HLUG 2008<br />
HLUG 2008<br />
ZIMEN 2008<br />
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Tabelle 4.1.1-2: Typische Konzentrationsbereiche von PM10 im Jahr 2001 an deutschen<br />
Messstationen (Wichmann 2004 nach KRdL im VDI/DIN 2003) 1<br />
Stationskategorie ländlich städtischer Hintergrund<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 24 von 238<br />
verkehrsnah Nähe Schwerindustrie<br />
(mit diffusen<br />
Quellen)<br />
Jahresmittel [µg/m³] 10 - 18 20 - 30 30 - 45 30 - 40<br />
Anzahl der Tage mit<br />
Tagesmittel > 50 µg/m³<br />
0 - 5 5 - 20 15 - 100 50 - 90<br />
Spitzenwerte, Tagesmittel<br />
[µg/m³]<br />
50 - 70 60 - 100 70 - 150 100 - 200<br />
In Tabelle 4.1.1-3 sind PM2,5-Konzentrationen als Jahresmittel bzw. als Tagesmittel im Jahr<br />
2001 in an deutschen Messstationen dargestellt.<br />
Tabelle 4.1.1-3: Typische Konzentrationsbereiche von PM2,5 (µg/m³) im Jahr 2001 an deutschen<br />
Messstationen (Wichmann 2004 nach KRdL im VDI/DIN 2003) 2<br />
Stationskategorie<br />
ländlich städtischer Hinter-<br />
grund<br />
verkehrsnah Industriell beeinflusst<br />
Jahresmittel 10 - 15 15 – 20 25 – 30 15 – 25<br />
Spitzenwerte, Tagesmittel 40 - 70 50 – 70 70 – 150 50 – 80<br />
Verhältnis PM2,5/PM10<br />
(Jahresmittel)<br />
0,9 0,9 0,75 – 0,9 0,7 – 0,9<br />
Die Messbasis für PM2,5 ist wesentlich schmaler als für PM10 und stützt sich derzeit auf ca. 20<br />
Messstationen in Deutschland.<br />
Im Zeitraum vom 01.10.2001 bis 30.07.2002 wurden an insgesamt 234 Tagen die Staubkon-<br />
zentration von PM10 und PM2,5 gravimetrisch bestimmt. Einen Überblick über den Zeitverlauf<br />
der Partikelkonzentrationen gilbt die folgende Abbildung (Frey 2006).<br />
1 Internet-Angebote der Messnetze der deutschen Bundesländer<br />
2 Internet-Angebote der Messnetze der deutschen Bundesländer<br />
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Abbildung 4.1.1-1: Zeitverläufe der Partikelkonzentration von PM10 und PM2,5 am Standort<br />
Neuperlach/München (gravimetrische Mittelwerte 9 – 21 Uhr), Konzentrationen in µg/m³<br />
Für die Staubfraktion PM10 ergab sich ein Mittelwert von 21,5 µg/m³ (Min. 1,8 µg/m³; Max.<br />
102,9 µg/m³), für PM2,5 von 16,4 µg/m³ (Min. 0,4 µg/m³; Max. 94,2 µg/m³). Wie aus Abbildung<br />
4.1.1-3 ersichtlich, waren im Winterhalbjahr die Staubkonzentrationen beider Partikelgrößen<br />
am höchsten (Maximum am 10.01.2002). Der Verlauf der beiden Staubfraktionen war sehr<br />
ähnlich. Eine Erhöhung der PM10-Konzentration ging immer mit einer Erhöhung der PM2,5-<br />
Konzentration einher und umgekehrt. Die Korrelation zwischen den beiden Fraktionen ist mit<br />
einem Korrelationskoeffizienten von r = 0,95 sehr gut. Es ergibt sich ein mittlerer PM2,5 -Anteil<br />
an PM10 von 71%. Der Zusammenhang beider Fraktionen ist somit sehr eng (Frey 2006).<br />
In Verkehrsnähe, z.B. an verkehrsreichen Straßen und Plätzen, aber auch in Wohngebieten<br />
im Nahbereich der Schwerindustrie kommt es zu Grenzwertüberschreitungen, vor allem zu<br />
Überschreitungen der zulässigen Anzahl der Tagesmittel, die über dem vorgegebenen Wert<br />
von 50 µg/m³ liegen. Die Höhe der PM10-Belastung kann dabei kleinräumig stark variieren<br />
und hängt z.B. bei verkehrsnahen Messstellen neben dem Verkehrsaufkommen und dem<br />
Anteil des Schwerlastverkehrs ganz wesentlich auch von der Bebauung und damit den Aus-<br />
breitungsverhältnissen ab (z.B. Enge und Orientierung der Straßenschlucht zur Hauptwind-<br />
richtung). Einzelmessungen lassen vermuten, dass bei besonders ungünstigen Verhältnis-<br />
sen (z.B. engen Straßenschluchten) die PM10-Belastung lokal noch über die in Tabelle<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
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4.1.1-2 angegebenen typischen Bereiche hinausgehen kann. Die kleinräumige Struktur der<br />
PM10-Konzentrationen in Straßennähe erschwert eine belastbare Abschätzung der Expositi-<br />
on (Wichmann 2004; KRdL im VDI/DIN 2003).<br />
Nach Angaben des UBA (2006) liegen die PM10-JahresmitteIwerte meist zwischen 20 und 35<br />
µg/m³ und damit unterhalb des neuen EU-Grenzwertes von 40 µg/m³. Die folgende Abbil-<br />
dung zeigt die räumliche Verteilung für das Jahr 2003.<br />
Abbildung 4.1.1-2: Jahresmittelwerte der PM10-Konzentration für das Jahr 2003 (UBA 2006)<br />
Aus dieser Abbildung ist zu erkennen, dass im Raum Hanau die PM10-Konzentrationen flä-<br />
chenhaft im Bereich von 25 - 35 µg/m³ liegen.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 26 von 238<br />
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In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung der PM10-Belastung in den Jahren 2001 bis<br />
2005 an verschiedenen Messstationen in Deutschland abgebildet (UBA 2006). Es werden<br />
städtische, vom Verkehr beeinflusste Stationen sowie Stationen mit ländlichem bzw. städti-<br />
schem Hintergrund betrachtet.<br />
Abbildung 4.1.1-3: Entwicklung der PM10-Konzentrationen in verschieden belasteten<br />
Bereichen von Deutschland (UBA 2006)<br />
Es wurden folgende Messstationen betrachtet (UBA 2006):<br />
Vom Verkehr beeinflusst städtische Hintergrund- ländliche Hintergrund-<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
stationen stationen<br />
Leipzig Lützener Straße Potsdam-Zentrum Welzheimer Wald<br />
Erfurt Bergstraße Neukölln/Nansenstraße Riedstadt<br />
Augsburg Königsplatz Mannheim-Mitte Bad Arolsen<br />
München Stachus Stuttgart-Bad Cannstatt Gülzow<br />
Wiesbaden Ringkirche München Lothstraße Solling/Dassel<br />
Darmstadt Hügelstraße Bremen Mitte Eifel<br />
Düsseldorf Corneliusstraße Frankfurt/M-Ost Westpfalz Waldmoor<br />
Mainz Parcusstraße Hamburg Sternschanze Altendeich<br />
Halle/Verkehr Zartau<br />
Stuttgart Mitte Straße Falkenberg<br />
FFM Friedberger Landstraße<br />
Seite 27 von 238<br />
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Aus den Abbildungen ist ersichtlich, dass die PM10-Konzentrationen sich in den ländlichen<br />
und städtischen Bereichen nach einem Zwischenhoch im Jahr 2003 in den Jahren 2004 und<br />
2005 praktisch nicht verändert haben.<br />
In der nachstehenden Abbildung ist die Entwicklung der Feinstaubkonzentration über zwei<br />
Jahrzehnte zu sehen; die vor dem Jahr 2000 erhaltenen Gesamtschwebstaubwerte wurden<br />
nachträglich auf PM10-Konzentrationen umgerechnet. Dargestellt sind die PM10-<br />
Jahresmittelwerte an der Luftmessstation Hanau (Hessen), die stellvertretend für einen im<br />
Ballungsraum liegenden Standort in Deutschland mit langjähriger Staubmessung steht<br />
(http://atlas.umwelt.hessen.de/servlet/Frame/atlas/luft/ik/qualitaet/pm10/pm10.htm HLUG<br />
2005).<br />
Abbildung 4.1.1-4: PM10-Immissionen in Hanau (Jahresmittelwerte)<br />
Man erkennt in dieser Zeitreihe sofort einen deutlichen Rückgang der Staubbelastung um<br />
mehr als die Hälfte in den letzten 20 Jahren, wobei die Hauptabnahme der Staubimmissi-<br />
onswerte bereits in den 80er Jahren erfolgt ist. Daneben zeigt die Abbildung auch, dass zwi-<br />
schen einzelnen Messjahren relativ große Schwankungen auftreten können, die hauptsäch-<br />
lich mit unterschiedlichen meteorologischen Bedingungen zu erklären sind.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
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Staubniederschlag<br />
Die Abscheidung von Partikeln aus der Luft erfolgt überwiegend durch Sedimentation und<br />
durch Auswaschung (Regen, Nebel, Schnee), die Sedimentationsgeschwindigkeit nimmt<br />
naturgemäß mit der Korngröße zu. Da der größte Teil des Staubes abgelagert wird, können<br />
die Inhaltsstoffe zu einer zunehmenden Belastung von Boden, Wasser, Nahrungsmitteln und<br />
schließlich des Menschen führen.<br />
Die Hauptbestandteile des atmosphärischen Staubes sind Sulfate, Carbonate, Nitrate, Halo-<br />
genide, Silikate, Salze und Oxide von Calcium, Eisen, Kalium, Natrium, Aluminium und Mag-<br />
nesium sowie organische Substanzen. Zu den Bestandteilen mit toxischem Potential zählen<br />
u.a. Schwermetalle, Arsen, Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und chlo-<br />
rierte Kohlenwasserstoffe.<br />
Die mittlere Jahresbelastung durch Staubniederschlag in Nordrhein-Westfalen und Hessen<br />
ist in den Tabellen 4.1.1-4 und 4.1.1-5 dargestellt.<br />
Tabelle 4.1.1-4: Jahresmittelwert der Staubniederschlags-Immissionen für einige Städte in<br />
NRW nach Angaben der LUA NRW für das Jahr 2004 (mg/m²x d)<br />
Untersuchungsgebiet<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Staubniederschlag<br />
Bocholt 154 (79 – 198)<br />
Datteln 135 (66 – 232)<br />
Düsseldorf 234 (96 – 544)<br />
Siegen 96 (41 – 218)<br />
Aus dieser Tabelle geht hervor, dass die Konzentrationen an Staubniederschlag in Nord-<br />
rhein-Westfalen sehr unterschiedlich sind. Der Grenzwert von 350 mg/(m² x d) als Jahresmit-<br />
telwert nach TA Luft für Staubniederschlag wird in keinem Fall überschritten.<br />
Tabelle 4.1.1-5: Staubniederschlagsraten in hessischen Messgebieten im Jahr 2001 (mg/m²<br />
x d)<br />
Messgebiet<br />
Minimum<br />
Jahresmittelwert<br />
Gebietsmittelwert<br />
Untermain 51 90 159<br />
Wiesbaden 45 83 165<br />
Kassel 46 69 115<br />
Wetzlar 51 102 149<br />
Gießen 55 71 92<br />
Hünfelden * 62 86 142<br />
*emissionsferner Standort (Vergleichsmessgebiet)<br />
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Maximum<br />
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In den hessischen Untersuchungsgebieten betrugen die Gebietsmittelwerte 2001 etwa 70 -<br />
100 mg/(m 2 xd), wobei das Messgebiet Wetzlar die höchste und Kassel bzw. Gießen die<br />
niedrigste mittlere Staubniederschlagsrate zeigte.<br />
Die Staubniederschlagsraten in den hessischen Messgebieten für 2007 sind in der folgenden<br />
Tabelle dargestellt.<br />
Tabelle 4.1.1-6: Staubniederschlagsraten in den hessischen Messgebieten im Jahr 2007<br />
(mg/m² x d) (HLUG 2008)<br />
Messgebiet<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Minimum<br />
Jahresmittelwert<br />
Gebietsmittelwert<br />
Untermain 33 75 288<br />
Wiesbaden 39 93 227<br />
Kassel 39 80 155<br />
Wetzlar 38 98 202<br />
Gießen 52 134 232<br />
Hünfelden * 44 90 260<br />
*emissionsferner Standort (Vergleichsmessgebiet)<br />
Seite 30 von 238<br />
Maximum<br />
Die Staubniederschlagsraten sind in den hessischen Messgebieten im Jahr 2007 deutlich<br />
höher als im Jahr 2001.<br />
Die folgende Abbildung zeigt stellvertretend für industrienahe Messstationen in Deutschland<br />
die Entwicklung der Staubniederschlagsraten für das Messgebiet Wetzlar (Hessen), in dem<br />
aufgrund gravierender Staubemissionen im Industriebereich früher die mit Abstand höchsten<br />
Staubniederschlagsbelastungen in Hessen aufgetreten sind. In der Abbildung werden Ge-<br />
bietsmittelwerte dargestellt, d. h. über die einzelnen Rasterflächen eines Messgebietes ge-<br />
mittelte Jahresmittelwerte (http://atlas.umwelt.hessen.de/servlet/Frame/atlas/luft/ik/qualitaet/<br />
staubniederschlag/staubniederschl.htm, HLUG 2006).<br />
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Abbildung 4.1.1-5: Staubniederschlagsraten in einem 12 km 2 großen Teilgebiet des Messgebiets<br />
Wetzlar (Jahresmittelwerte) (HLUG 2006)<br />
In der Abbildung fällt zunächst auf, dass die Staubniederschlagsraten teilweise große Unter-<br />
schiede zwischen den einzelnen Jahren aufweisen, was typisch für diese Messgröße ist,<br />
denn die Höhe des Staubniederschlags wird stark von den meteorologischen Gegebenheiten<br />
des jeweiligen Messjahrs bestimmt. So können beispielsweise in Jahren mit langen Tro-<br />
ckenperioden deutlich höhere Werte auftreten, die nicht auf eine Zunahme anthropogener<br />
Emissionen zurückgehen, sondern auf großräumige Verwirbelung und Verlagerung von tro-<br />
ckenem Bodenstaub.<br />
Daneben ist in dieser Abbildung der bemerkenswerte Rückgang der Staubniederschlagswer-<br />
te sichtbar. Die stärkste Abnahme fand in den 70er Jahren statt; danach fielen die Werte<br />
(nach zwischenzeitlichem Wiederanstieg) nur noch langsam ab und lassen nun seit vielen<br />
Jahren keinen Trend mehr erkennen.<br />
Der Vergleich der Staubniederschlagswerte vom Beginn der 70er Jahre mit denen des Mess-<br />
jahrs 2001 ergibt Folgendes: Im Messgebiet Wetzlar und Wiesbaden ist die mittlere Staub-<br />
niederschlagsbelastung auf weniger als ein Drittel, im Messgebiet Untermain und Kassel auf<br />
weniger als die Hälfte der Ausgangswerte zurückgegangen (HLUG 2006).<br />
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Seite 31 von 238<br />
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Aufnahme und Wirkungen von Schwebstaub bzw. PM10 und PM2,5<br />
Ein großer Teil der gesamten Wirkungen der Luftverschmutzung ist der Staubbelastung zu-<br />
zuschreiben. In den vergangenen Jahren gab es immer mehr Hinweise darauf, dass es - im<br />
Gegensatz zu früheren Annahmen – für Schwebstaub keine Schwelle gibt, unterhalb derer<br />
beim Menschen keine schädigende Wirkung mehr auftritt. Das bedeutet, dass unerwünschte<br />
Wirkungen zwar vermindert, aber nicht völlig verhindert werden können. Diese Wirkungen<br />
reichen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medi-<br />
kamentenbedarf bei Asthmatikern bis zu vermehrten Krankenhausaufnahmen sowie einer<br />
Zunahme der Mortalität wegen Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Symptomen<br />
(UBA 2006, Künzli 2005).<br />
Untersuchungen, deren Ergebnisse die WHO zusammengestellt hat, haben deutliche Zu-<br />
sammenhänge zwischen Atemwegs- und Herz-/Kreislauferkrankungen und der Feinstaubbe-<br />
lastung aufgezeigt. Je kleiner sie sind, desto weiter können sie in die Atemwege vordringen<br />
(Herman und Weißenmayer 2006).<br />
In Abhängigkeit von ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften sowie der Einwir-<br />
kungszeit können Stäube u.a. morphologische Schäden, Veränderungen der Lungenfunktion<br />
oder der Empfindlichkeit gegenüber Infektionen verursachen. Der Wirkort von Stäuben im<br />
Respirationstrakt hängt wesentlich von der Partikelgröße ab. Partikel mit > 10 µm Durch-<br />
messer erreichen nur den Nasen-Rachen-Raum, gelangen nicht bis in die mittleren und tie-<br />
fen Atemwegsabschnitte, sie können aufgrund des Reinigungsmechanismus in den Ver-<br />
dauungstrakt übertreten. Der Tracheo-Bronchialstaub ist der Staubanteil, der sich im Bereich<br />
des mukoziliären Reinigungsapparates des Tracheo-Bronchialbaumes ablagert und eben-<br />
falls in den Verdauungstrakt übertreten kann. Alveolarstaub ist der Staubanteil, der sich in<br />
den Alveolen sowie im Bereich der Bronchiolen ohne mukoziliäre Reinigung ablagert. Er<br />
kann über den Tracheo-Bronchialbaum sowohl in den Verdauungstrakt als auch in das Zwi-<br />
schengewebe der Lunge gelangen.<br />
Die Effektivität der Lungenreinigung hängt wesentlich von einer intakten Bronchialschleim-<br />
haut ab. Die Geschwindigkeit des Staubtransports kann durch Medikamente oder durch toxi-<br />
sche Stoffe nachteilig beeinflusst werden. Auch von gasförmigen Stoffen wie SO2 und NO2 ist<br />
eine Beeinflussung der Ziliartätigkeit und der mukoziliären Clearance bekannt. Stäube kön-<br />
nen sowohl zu den akuten Wirkungen z.B. bei Smog-Episoden beitragen als auch chroni-<br />
sche Effekte verursachen.<br />
Bei akuter Belastung mit staubförmigen Luftverunreinigungen sind gesundheitliche Auswir-<br />
kungen durch experimentelle und epidemiologische Wirkungsforschung eindeutig nachge-<br />
wiesen. Bei Staubwirkung in höherem Konzentrationsbereich, z.B. bei Smog-Episoden, steht<br />
zunächst mehr die Beanspruchung des Reinigungsmechanismus des respiratorischen<br />
Systems und die Irritation der Bronchialschleimhaut im Vordergrund. Die niedrigsten Staub-<br />
Konzentrationen, bei denen sich noch ein Effekt auf die Mortalität (leichte, aber signifikante<br />
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Übersterblichkeit) nachweisen lässt, liegen in einem Bereich von ≅ 0,15 mg/m 3 , in diesem<br />
Konzentrationsbereich kann ebenfalls eine Beeinflussung der Morbidität nachgewiesen wer-<br />
den (akute Beschwerden von Asthmatikern). Erste Veränderungen der Lungenfunktion von<br />
Kindern, die im Durchschnitt nur ca. 0,05 mg Schwebstaub/m 3 ausgesetzt waren, wurden<br />
nach Tagen mit bis zu 0,15 mg/m 3 gemessen (Pope et al. 1991, Hoek & Brunekreef 1992,<br />
Schwartz et al. 1993, Schwartz 1994).<br />
Bei längerfristiger Einwirkung sind auch zytotoxische Wirkungen und Gewebeschädigungen<br />
zu beobachten. Erste Effekte werden dabei bei einer mittleren Jahreskonzentration von<br />
Schwebstaub oberhalb von 0,09 - 0,15 mg/m 3 beobachtet. Untersuchungen von Chestnut<br />
(1991) zeigen, dass unterhalb einer Schwelle von etwa 0,06 mg Schwebstaub/m 3 (Quartals-<br />
Mittelwert) ein Zusammenhang mit der von ihm untersuchten Lungenfunktion nicht mehr ge-<br />
geben ist.<br />
Wichmann und Heyder (1996) bestimmten in einer epidemiologischen Studie ultrafeine Par-<br />
tikel im Bereich zwischen 0,01 und 2,5 µm im Hinblick auf Anzahl und Massenkonzentration.<br />
Die Analysen ergaben, dass von allen Teilchenfraktionen die ultrafeinen Partikel (0,01 - 0,1<br />
µm) sowohl mit dem Abfall des PEF (Atemstoß) als auch mit der Zunahme von Atemwegs-<br />
symptomen am stärksten korrelierten. Ferner zeigte sich ein stärkerer Zusammenhang mit<br />
der Zahl der Partikel als mit deren Masse. Diese Untersuchung gibt einen ersten Hinweis<br />
darauf, dass die Anzahl ultrafeiner Partikel für die beobachteten Gesundheitseffekte (Ent-<br />
zündungsreaktionen der Lunge) verantwortlich sein könnte.<br />
Nach Angaben von Heinrich (1998) können schwerlösliche Feinstäube (alveolengängige<br />
Staubfraktion) und Ultrafeinstäube (Durchmesser ≤ 0,1 µm) nach Aufnahme in die Lunge<br />
sowohl beim Versuchstier als auch beim Menschen konzentrationsabhängig toxische bzw.<br />
gesundheitliche Effekte bis hin zu neoplastischen Läsionen auslösen. Hier sind nicht nur<br />
mineralische Faserstäube und Quarz zu nennen, sondern auch Rußpartikel (Dieselruß). In<br />
der Rattenlunge wurde diese Wirkung auch mit früher als „inert“ bezeichneten Stäuben wie<br />
Kohlenstoff-Partikel (reiner Ruß) bzw. Titandioxid-Partikel beobachtet. Darüber hinaus wei-<br />
sen zahlreiche umweltepidemiologische Studien auf eine erhöhte akute und chronische Mor-<br />
bidität und Mortalität im Zusammenhang mit einer erhöhten Feinstaubkonzentration im Parti-<br />
kelgrößenbereich < 10 µm und < 2,5 µm hin. Ultrafeinstäube in der Stadtluft korrelieren am<br />
häufigsten mit der Anfallshäufigkeit bei Asthmatikern.<br />
Kappos und Mitarbeiter (Arbeitsgruppe „Wirkungen von Feinstaub auf die menschliche Ge-<br />
sundheit“ der Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN 2003) beschreiben in einer<br />
Übersichtsarbeit Kohortenstudien, die eindeutige Assoziationen zwischen verschiedenen<br />
Gesundheitsindikatoren und PM10 und PM2,5 ergaben, wobei die Assoziation mit den feinen<br />
Partikeln stärker war als mit den gröberen. Zeitreihenuntersuchungen zeigten signifikante<br />
Assoziationen zwischen Partikel-Exposition einerseits und der Mortalität und Morbidität der<br />
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exponierten Bevölkerung andererseits, wobei kardiovaskuläre und respiratorische Erkran-<br />
kungen im Vordergrund standen.<br />
Der PM2,5-Anteil an PM10 von 71% (Frey 2006) verdeutlicht den engen Zusammenhang bei-<br />
der Fraktionen. Eine Erhöhung der PM10-Konzentration ging mit einer Erhöhung der PM2,5-<br />
Konzentration einher und umgekehrt. Somit wäre die Erfassung nur einer der beiden Mess-<br />
größen absolut ausreichend. Dies geht auch mit den Ergebnissen der VDI/DIN-<br />
Arbeitsgruppe „Wirkung von Feinstaub auf die menschliche Gesundheit“ konform, weshalb<br />
sie keine Notwendigkeit in der Erlassung spezieller PM2,5-Grenzwerte sieht (Kappos et al.,<br />
2003).<br />
Aus den epidemiologischen Studien lässt sich kein Wirkungsschwellenwert ableiten (Kappos<br />
et al. 2003). Die Arbeitsgruppe kommt zu dem Schluss, dass eine weitere Absenkung der<br />
Grenzwerte zu einer relevanten Minderung des gesundheitlichen Risikos führt.<br />
Auch Wichmann (2005) sieht in den vorliegenden epidemiologischen Studien keine Hinweise<br />
auf eine Schwelle bei den Expositions-Wirkungs-Beziehungen zwischen Feinstaubbelastung<br />
und Mortalität, das bedeutet jedoch nicht, dass auf der individuellen Ebene kein Schwellen-<br />
wert besteht.<br />
Die großen internationalen Studien z.B. der WHO, der US-EPA oder die APHEA-Studie stel-<br />
len eindeutige Zusammenhänge zwischen der Belastung der Außenluft durch feine Partikel<br />
mit gesundheitlichen Auswirkungen bei Personen dar, die bereits Vorerkrankungen im Herz-<br />
Kreislauf-System oder den Atemwegen haben. Die tägliche Sterblichkeit während Perioden<br />
mit erhöhter Partikelkonzentration nimmt nach diesen Studien ebenso zu wie Krankenhaus-<br />
aufnahmen aufgrund der genannten Vorerkrankungen. Darüber hinaus werden Verschlech-<br />
terungen von Symptomen bei Asthmatikern und eine Zunahme des Medikamentenver-<br />
brauchs bei diesen Patienten beobachtet (Kappos et al. 2003, Wichmann 2005).<br />
Die Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und auch auf das autonome Nervensystem<br />
sind möglicherweise extrem relevant für Personen mit derartigen Vorerkrankungen. Lang-<br />
zeitstudien zu feinen Partikeln deuten darüber hinaus an, dass eine Exposition gegenüber<br />
höheren Konzentrationen zu einer Verkürzung der Lebenserwartung um mehrere Monate<br />
führen kann (Wichmann 2005, Künzli 2005, Herman und Weißenmayer 2006).<br />
Es liegen zahlreiche epidemiologische Kohorten- und Fall-Kontroll-Studien zum Lungen-<br />
krebsrisiko von Dieselmotoremissionen vor (SRU 2002). Da sich Dieselmotoremissionen im<br />
Tierversuch als krebserzeugend erwiesen haben, werden sie durch die MAK-Kommission<br />
der DFG in die Kategorie 2 (eindeutig krebserregend im Tierversuch) eingestuft. Diese Ein-<br />
stufung wird anhand der neu hinzugekommenen epidemiologischen Daten überprüft (DFG<br />
2008).<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 34 von 238<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Bei den verkehrsbedingten krebserzeugenden Luftschadstoffen steht der Dieselruß derzeit<br />
im Mittelpunkt des Interesses (Wichmann 2005). Neuerdings werden anhand von umweltepi-<br />
demiologischen Studien für Partikel im Allgemeinen und nicht ausschließlich nur für Diesel-<br />
ruß toxische bzw. krebserzeugende Wirkungen vermutet. Die gesundheitlichen Effekte sollen<br />
dabei mit der inhalierten Anzahl an Feinstpartikeln korrelieren. Ausgehend von Tierversu-<br />
chen mit verschiedenen Nagetierarten, die mit Dieselruß, Titandioxid, Kohlenstaub (ohne<br />
anhaftende PAK) bei vergleichbaren Inhalationskonzentrationen durchgeführt wurden, konn-<br />
te übereinstimmend in den USA und auch in Europa festgestellt werden, dass ein dieselruß-<br />
spezifischer Effekt für eine Erhöhung der Lungenkrebsrate unwahrscheinlich ist, vielmehr<br />
handelt es sich anscheinend um partikelspezifische Wirkungen (Heinrich et al. 1995, Spallek<br />
und Sorsche 2002). Die Dieselrußdiskussion kann insofern nicht losgelöst von der allgemei-<br />
nen Schweb- bzw. Feinstaubdiskussion betrachtet werden (Spallek & Sorsche 2002, Herr et<br />
al. 2003).<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat in der MAK-Werte-Liste 1998 die Staub-<br />
grenzwerte (für den Arbeitsplatzbereich) neu definiert. Als Allgemeiner Staubgrenzwert wird<br />
eine Konzentration des alveolengängigen Anteils (A) von 1,5 mg/m³ und eine Konzentration<br />
des einatembaren Anteils (E) von 4 mg/m³ festgesetzt. Nach Angaben der DFG soll der All-<br />
gemeine Staubgrenzwert unspezifische Wirkungen auf die Atemorgane verhindern. Er ist<br />
anzuwenden für schwerlösliche oder unlösliche Stäube, die nicht anderweitig reguliert sind,<br />
oder für Mischstäube. Der Geltungsbereich erstreckt sich nicht auf lösliche Partikel und ultra-<br />
feine und grobdisperse Partikelfraktionen. Bei Einhaltung des Allgemeinen Staubgrenzwertes<br />
ist mit einer Gesundheitsgefährdung nur dann nicht zu rechnen, wenn sichergestellt ist, dass<br />
genotoxische, krebserzeugende, fibrogene, allergisierende oder sonstige toxische Wirkun-<br />
gen des Staubes nicht zu erwarten sind (DFG 1998).<br />
In der Tabelle 4.1.1-7 sind die für Staub vorliegenden Grenz- und Orientierungswerte dar-<br />
gestellt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 35 von 238<br />
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Tabelle 4.1.1-7: Grenz- und Orientierungswerte für Schwebstaub (PM10) und Staubniederschlag<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV<br />
13 .BImSchV<br />
EU-RL 2001/80/EG > 100 MW<br />
Großfeuerungsanlagen *<br />
DFG (2008) (allgemeiner Staubgrenzwert)<br />
MAK-Wert<br />
22. BImSchV (2002)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/Orientierungswerte Expositionsdauer<br />
10 mg/m³<br />
30 mg/m³<br />
20 mg/m³<br />
30 mg/m³<br />
1.500 µg/m³<br />
(A= alveolengängig)<br />
4.000 µg/m³ (E = einatembar)<br />
40 µg/m³ (PM10) 1<br />
50 µg/m³ (PM10) 1<br />
TA Luft (2002) 40 µg/m³ (PM10) 2<br />
TA Luft (2002)<br />
50 µg/m³ (PM10) 2<br />
0,35 g/m² . d (Staubniederschlag)<br />
WHO 2006 3 20 µg/m³ PM10<br />
50 µg/m³ PM10<br />
10 µg/m³ PM2,5<br />
25 µg/m³ PM2,5<br />
Richtlinie 1999/30/EG<br />
20 µg/m³ (PM10)<br />
v. 22.05.1999<br />
2. Stufe, gültig ab 01.01.2010<br />
50 µg/m³ (PM10) 4<br />
EU Richtlinie vom 14.04.2008 40 µg/m³ (PM10)<br />
EU-Richtlinie vom 14.04.2008<br />
50 µg/m³ (PM10) 4<br />
25 µg/m³ (PM2,5)<br />
20 µg/m³ (PM2,5)<br />
US-EPA (2006) 50 µg/m³ (PM10)<br />
150 µg/m³ (PM10)<br />
15 µg/m³ (PM2,5)<br />
65 µg/m³ (PM2,5)<br />
vorgeschlagen (2006)<br />
70 µg/m³ (PM10-2,5)<br />
35 µg/m³ (PM2,5)<br />
Kühling-Peters, Vorsorgewerte<br />
< 50 µg/m³<br />
(Zielniveau)<br />
70 µg/m³<br />
Hintergrundwerte<br />
ländlich<br />
städtisch<br />
industrienah<br />
10 – 18 µg/m³<br />
30 – 45 µg/m³<br />
30 – 40 µg/m³<br />
Seite 36 von 238<br />
Gesamtstaub Tagesmittelwert<br />
Gesamtstaub Halbstundenmittelwert<br />
Gesamtstaub Tagesmittelwert<br />
8-h-Exposition/40-h-Woche<br />
8-h-Exposition/40-h-Woche<br />
Kalenderjahr<br />
24 Stunden. Zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
im Jahr: 35<br />
Jahr (Mittelungszeitraum)<br />
24 Stunden. Zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
im Jahr: 35<br />
Jahr (Mittelungszeitraum)<br />
Jahresmittelwert (Zielwert)<br />
24 Stunden-Wert<br />
Jahresmittelwert<br />
24 Stunden-Wert<br />
Kalenderjahr<br />
24 Stunden. Zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
im Jahr 7<br />
Kalenderjahr, verbindlich ab 2008 **<br />
24 Stunden. Zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
im Jahr:35<br />
Verbindlich ab 2008 **<br />
Kalenderjahr, städtischer Hintergrund Zielwert<br />
für 2010 **<br />
Verbindlich ab 2015 **<br />
Nationales 3-Jahresmittel, verbindlich für<br />
2013/14/15, danach Überprüfung<br />
Jahresmittelwert<br />
24 Stunden-Wert<br />
Jahresmittelwert<br />
24 Stunden-Wert<br />
Jahresmittelwert<br />
24-Stunden-Wert<br />
VDI 2003<br />
* Bruckmann (LANUV NRW) 2007;<br />
** Fristverlängerung um bis zu 3 Jahre, wenn „alle zweckdienlichen Maßnahmen zur Reduktion ergriffen<br />
werden“<br />
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1,2<br />
Schutzziel: menschliche Gesundheit<br />
3 WHO Guidelines for Air Quality for Europe (1997, global update 2006)<br />
4 Der Wert der 2. Stuf wird derzeit überprüft; es ist zu erwarten, dass die 1. Stufe unverändert bleibt, die<br />
2. Stufe jedoch gestrichen wird (Bruckmann 2008)<br />
Gefährdungsabschätzung für Schwebstaub (PM10 und PM2,5) und Staubniederschlag<br />
im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
PM10 und PM2,5<br />
Die mittlere PM10-Immissionsbelastung an verschiedenen Messstationen der HLUG für das<br />
Jahr 2007 ist in der folgenden Tabelle dargestellt (HLUG 2007):<br />
Tabelle 4.1.1-8: PM10: Immissionsbelastung an verschiedenen Landesmessstationen in Hessen<br />
(µg/m³) (HLUG 2007)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Station 2007<br />
Hanau – Mitte * 22<br />
Frankfurt – Mitte * 23<br />
Darmstadt * 21<br />
Linden-Leihgestern ** 19<br />
Kleiner Feldberg ** 10<br />
Wiesbaden- Ringkirche *** 27<br />
* in Städten ** im ländlichen Raum ***am Verkehrsknotenpunkt<br />
Diese hier angegebenen PM10-Konzentrationen liegen an allen Messstellen unterhalb des<br />
Grenzwertes der TA Luft von 40 µg/m³ bzw. des Immissionswertes der 22. BImSchV.<br />
Für die Kurzzeitbelastung durch PM10 stellt der Tagesmittelwert von 50 µg/m³ ein empfindli-<br />
ches Maß dar, das überwacht werden muss. In der folgenden Tabelle sind die Überschrei-<br />
tungen in den Jahren 2006 und 2007 dargestellt. Die zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
liegt nach der 22. BImSchV bei 35 pro Jahr.<br />
Seite 37 von 238<br />
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Tabelle 4.1.1-9: PM10: Überschreitungshäufigkeit an verschiedenen Landesmessstationen<br />
(Anzahl Werte > 50) (HLUG 2006)<br />
Die Überschreitungen liegen im Jahr 2007 mit 13 an der Messstation Hanau bei 37 % der<br />
zulässigen Grenze; an der Messstation Frankfurt Friedberger Landstraße ist die zulässige<br />
Grenze im Jahr 2006 überschritten, im Jahr 2007 dagegen liegt sie unterhalb der zulässigen<br />
Grenze.<br />
Station 2006 2007 zulässig<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
pro Jahr<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Beurteilunggebiet des Vorhabens die PM10-<br />
Kenngrößen der vom TÜV Süd gemessenen Immissionsvorbelastung als Jahresmittelwerte<br />
an den Messstellen MP 1 – MP 10 (außer MP 5) dargestellt. Weiterhin werden die für das<br />
Gesamtkraftwerk rechnerisch ermittelten Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Mess-<br />
punkten 1 bis 10 aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das<br />
Verhältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Seite 38 von 238<br />
Zulässige Über-<br />
schreitungen in %<br />
2006 2007<br />
Bad Arolsen 7 2 35 20,0 5,7<br />
Ffm–Friedb.<br />
Landstr.<br />
55 33 35 157,1 94,3<br />
Hanau 15 13 35 42,8 37,1<br />
Wetzlar 25 22 35 71,7 62,9<br />
Wiesbaden-<br />
Ringkirche<br />
32 20 35 91,4 57,1<br />
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Tabelle 4.1.1-10: Vorhaben, PM10: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in µg/m³, Verhältnis<br />
von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und TA Luft-<br />
Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 39 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
TA Luft: 40 µg/m³<br />
MP 1 22 0,040 22,040 0,18 0,10<br />
MP 2 17 0,048 17,048 0,28 0,12<br />
MP 3 16 0,017 16,017 0,11 0,04<br />
MP 4 20 0,025 20,025 0,13 0,06<br />
MP 5 - 0,010 - - 0,025<br />
MP 6 21 0,010 21,010 0,05 0,03<br />
MP 7 20 0,020 20,020 0,10 0,05<br />
MP 8 18 0,021 18,021 0,12 0,05<br />
MP 9 23 0,022 23,022 0,10 0,06<br />
MP 10 20 0,017 20,017 0,09 0,04<br />
Tabelle 4.1.1-11: Alternative GuD-Anlage, PM10: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in<br />
µg/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und<br />
TA Luft-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
TA Luft: 40 µg/m³<br />
MP 1 22 0,023 22,023 0,104 0,058<br />
MP 2 17 0,033 17,033 0,194 0,083<br />
MP 3 16 0,0091 16,0091 0,057 0,023<br />
MP 4 20 0,0080 20,008 0,040 0,020<br />
MP 5 - 0,010 - - 0,025<br />
MP 6 21 0,0063 21,0063 0,029 0,016<br />
MP 7 20 0,015 20,015 0,075 0,038<br />
MP 8 18 0,012 18,012 0,067 0,030<br />
MP 9 23 0,015 23,015 0,065 0,038<br />
MP 10 20 0,0085 20,0085 0,043 0,021<br />
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Tabelle 4.1.1-12: Nullvariante, PM10: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in µg/m³, Verhältnis<br />
von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und TA Luft-<br />
Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 40 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
TA Luft: 40 µg/m³<br />
MP 1 22 0,095 22,095 0.432 0,238<br />
MP 2 17 0,10 17,10 0,588 0,250<br />
MP 3 16 0,034 16,034 0,213 0,085<br />
MP 4 20 0,018 20,018 0,090 0,045<br />
MP 5 - 0,019 - - 0,048<br />
MP 6 21 0,027 21,027 0,129 0,068<br />
MP 7 20 0,045 20,045 0,225 0,113<br />
MP 8 18 0,052 18,052 0,289 0,130<br />
MP 9 23 0,052 23,052 0,226 0,13<br />
MP 10 20 0,031 20,031 0,155 0,078<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.1.1-13: Vergleich der drei Alternativen: PM10-Fraktion (µg/m³)<br />
Max. Vorbelastung<br />
Max. Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis<br />
max.Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 23,0 (MP 9) 0,048 (MP 2) 23,022 (MP 9) 0,120<br />
GuD-Anlage 23,0 (MP 9) 0,033 (MP 2) 23,015 (MP 9) 0,083<br />
Nullvariante 23,0 (MP 9) 0,100 (MP 2) 23,052 (MP 9) 0,250<br />
Die berechneten Zusatzbelastungen liegen für alle drei Alternativen deutlich unterhalb der<br />
Irrelevanzschwelle nach TA Luft.<br />
Wie oben ausgeführt, besteht ein enger Zusammenhang zwischen PM10- und PM2,5-<br />
Immissionskonzentrationen. Nach Angaben aus der Literatur liegt der PM2,5-Anteil an PM10<br />
bei 71 % nach Frey (2006). Auch Bruckmann (2008) geht davon aus, dass das Verhältnis<br />
von PM10 zu PM2,5 bei 0,7 liegt. Nach Auskunft des HLUG (2008) wird von einem PM2,5-Anteil<br />
an PM10 von 60 bis 80 % ausgegangen. Seit Anfang des Jahres 2008 werden in Hessen an<br />
drei verschiedenen Standorten (Wiesbaden-Süd, Frankfurt-Ost und Kassel) die PM2,5-<br />
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Immissions-konzentrationen gemessen. Nach Auskunft der HLUG liegen zur Zeit noch keine<br />
geprüften Daten vor (HLUG 2008).<br />
Nach weiteren Angaben kann man einen PM2,5-Anteil im Feinstaub von bis zu 80 % anset-<br />
zen (siehe Gutachten der Firma Argumet).<br />
In der vorliegenden Abschätzung wird für den PM2,5-Anteil von 60 bzw. 80 % der PM10-<br />
Immissionskonzentration ausgegangen). In der folgenden Tabelle sind die Maximalgehalte<br />
der PM2,5 Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung dargestellt.<br />
Tabelle 4.1.1-14: PM2,5: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in µg/m³, Verhältnis von Zusatz-<br />
und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und EU-Beurteilungswert in % am<br />
Messpunkt MP 1 (maximale Vorbelastung) und dem Punkt mit der maximalen Zusatzbelastung<br />
(Annahme: PM2,5 = 60 % bzw. 80 % vom PM10-Anteil)<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
MP 1 (Hanau)<br />
80 %<br />
MP 1 (Hanau)<br />
60 %<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
17,8<br />
80 %<br />
13,2<br />
(60 %)<br />
Zusatzbelastung<br />
0,11<br />
(MP max,<br />
Nullvariante)<br />
0,096<br />
(MP max,<br />
Nullvariante)<br />
Gesamtbelatung<br />
Seite 41 von 238<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
EU Zielwert:<br />
25 µg/m³<br />
17,91 0,618 0,44<br />
13,296 0,727 0,38<br />
Die berechnete PM2,5-Zusatzbelastung liegt bei maximal 0,11 µg/m³, das sind 0,44 % des<br />
Zielwertes der EU, der ab 2015 gelten soll. Die zusätzliche PM2,5-Immissionsbelastung liegt<br />
deutlich unterhalb der Irrelevanzschwelle von 0,75 µg/m³ nach TA Luft.<br />
Die Gesamtbelastungen an PM10 und auch an PM2,5 liegen für die in der Umgebung des<br />
geplanten Kraftwerkblocks 6 wohnende Bevölkerung in einem Bereich, wie sie übli-<br />
cherweise in städtischen Gebieten in Deutschland anzutreffen sind. Auch die Über-<br />
schreitungshäufigkeit ist in den verkehrsbelasteten Gebieten als üblicherweise vor-<br />
kommend zu betrachten. Die Gesamtbelastung bleibt durch das geplante Vorhaben<br />
(1.100 MW Steinkohleblock) und bei den Alternativen (GuD-Anlage bzw. Nullvariante)<br />
praktisch gleich. Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht verändern die<br />
zusätzlichen PM10- bzw. PM2,5-Konzentrationen das vorhandene Gesundheitsrisiko der<br />
Bevölkerung durch Feinstaub praktisch nicht.<br />
Aus präventivmedizinischer Sicht sollte jedoch dafür Sorge getragen werden, dass die<br />
vorwiegend aus dem Verkehr und dem Hausbrand stammende PM10- und PM2,5-<br />
Vorbelastung reduziert wird.<br />
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Staubniederschlag<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für<br />
die Alternative GuD-Anlage und die Alternative Nullvariante die Kenngrößen der vom<br />
TÜV Süd gemessenen Immissionsvorbelastung an Staubniederschlag als Jahresmittelwerte<br />
an den verschiedenen Messstellen dargestellt. Weiterhin werden die Zusatz- und die Ge-<br />
samtbelastungen an den Messpunkten 1 bis 10 aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz-<br />
und Vorbelastung und das Verhältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.1.1-15: Vorhaben, Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in<br />
mg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und TA Luft-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 42 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
TA Luft: 350 mg/(m²xd)<br />
MP 1 61 0,052 61,052 0,085 0,015<br />
MP 2 42 0,049 42,049 0,117 0,014<br />
MP 3 37 0,020 37,020 0,054 0,006<br />
MP 4 37 0,018 37,018 0,049 0,005<br />
MP 5 44 0,017 44,017 0,039 0,005<br />
MP 6 39 0,014 39,014 0,039 0,004<br />
MP 7 39 0,023 39,023 0,059 0,007<br />
MP 8 26 0,028 26,028 0,108 0,008<br />
MP 9 32 0,020 32,020 0,063 0,006<br />
MP 10 53 0,026 53,026 0,049 0,007<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.1.1-16: Alternative GuD-Anlage, Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in mg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und TA Luft-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 43 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
TA Luft: 350 mg/(m²xd)<br />
MP 1 61 0,034 61,034 0,056 0,010<br />
MP 2 42 0,032 42,032 0,076 0,009<br />
MP 3 37 0,007 37,007 0,019 0,002<br />
MP 4 37 0,008 37,008 0,022 0,002<br />
MP 5 44 0,011 44,011 0,025 0,003<br />
MP 6 39 0,008 39,008 0,021 0,002<br />
MP 7 39 0,014 39,014 0,036 0,004<br />
MP 8 26 0,012 26,012 0,046 0,004<br />
MP 9 32 0,012 32,012 0,038 0,004<br />
MP 10 53 0,017 53,017 0,032 0,005<br />
Tabelle 4.1.1-17: Nullvariante, Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in<br />
mg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und TA Luft-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
TA Luft: 350 mg/(m²xd)<br />
MP 1 61 0,097 61,097 0,159 0,028<br />
MP 2 42 0,089 42,089 0,212 0,025<br />
MP 3 37 0,037 37,037 0,100 0,011<br />
MP 4 37 0,022 37,022 0,059 0,006<br />
MP 5 44 0,021 44,021 0,047 0,006<br />
MP 6 39 0,027 39,027 0,069 0,008<br />
MP 7 39 0,050 39,050 0,128 0,014<br />
MP 8 26 0,045 26,045 0,173 0,013<br />
MP 9 32 0,048 32,048 0,150 0,014<br />
MP 10 53 0,040 53,040 0,075 0,011<br />
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<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen an<br />
Staubniederschlag sowie das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei<br />
Alternativen vergleichend dargestellt.<br />
Tabelle 4.1.1-18: Vergleich der drei Alternativen: Staubniederschlag [mg/(m²xd)]<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung<br />
Max. Zusatzbelastung<br />
Seite 44 von 238<br />
Max Gesamtbelastung<br />
Verhältnis<br />
max.Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 61 (MP 1) 0,052 (MP 1) 61,052 (MP 1) 0,0145<br />
GuD-Anlage 61 (MP 1) 0,034 (MP 1) 61,034 (MP 1) 0,0100<br />
Nullvariante 61 (MP 1) 0,097 (MP 1) 61,097 (MP 1) 0,0277<br />
Die berechneten Zusatzbelastungen liegen für alle drei Alternativen deutlich unterhalb der<br />
Irrelevanzschwelle nach TA Luft.<br />
Die Gesamtbelastungen an Staubniederschlag liegen für die in der Umgebung des<br />
geplanten Vorhabens wohnende Bevölkerung in einem Bereich, wie sie heutzutage<br />
üblicherweise in städtischen Gebieten in Deutschland vorkommen. Durch das geplan-<br />
te Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie durch die beiden Alternativen GuD-<br />
Anlage und Nullvariante bleiben die Gesamtbelastungen an allen Messpunkten prak-<br />
tisch gleich. Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht verändert der zu-<br />
sätzliche Staubniederschlag das vorhandene Gesundheitsrisiko der Bevölkerung<br />
praktisch nicht.<br />
4.1.2 Stickstoffoxide (NOx)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Als Bestandteil von Luftverunreinigungen sind die beiden Stickstoffoxide NO und NO2 von<br />
Bedeutung. Sie entstehen hauptsächlich bei der Verbrennung durch Oxidation des in der Luft<br />
enthaltenen Stickstoffs. Die im Hinblick auf die menschliche Gesundheit als Luftschadstoff<br />
wichtigste Stickstoffverbindung ist das Stickstoffdioxid (NO2). Für die Summe dieser beiden<br />
Gase wird oft die Bezeichnung NOX (häufig gerechnet oder gemessen als NO2) verwendet.<br />
Das in atmosphärischer Luft meist natürlicherweise ebenfalls auftretende Distickstoffoxid<br />
(N2O) spielt lufthygienisch keine Rolle.<br />
Stickstoffmonoxid (NO) ist ein farbloses, in Wasser wenig lösliches Gas, Stickstoffdioxid<br />
(NO2) dagegen ist ein rotbraunes Gas, das in Wasser und alkalischen Flüssigkeiten gut lös-<br />
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lich ist und dabei Nitrat und Nitrit bildet, es hat Säureeigenschaften und wirkt oxidierend. Ge-<br />
sundheitsgefährdungen gehen praktisch nur von NO2 und seinen Reaktionsprodukten aus;<br />
NO gilt als Reservoir für die Bildung weiteren Stickstoffdioxids.<br />
Die lufthygienisch bedeutungsvollste Eigenschaft der Stickoxide, insbesondere des Stick-<br />
stoffdioxids, ist die maßgebliche Beteiligung an photochemischen Reaktionen. NO2 kann<br />
schon in sehr niedrigen Konzentrationen mit Kohlenwasserstoffen unter dem Einfluss des<br />
Sonnenlichts zu Stoffen reagieren, die wesentlich aggressiver als die Ausgangssubstanzen<br />
sind. Es entstehen u.a. Ozon, Peroxide, Aldehyde sowie Peroxiacetylnitrat (PAN). Stickoxide<br />
sind Mitverursacher des photochemischen Smog, der - im Gegensatz zu dem durch SO2<br />
charakterisierten reduzierenden Smog - oxidierend wirkt.<br />
Die anthropogenen NOX-Emissionen entstammen zu über 95% aus Verbrennungsprozessen<br />
in Motoren (KFZ- und Flugverkehr) und Feuerungsanlagen der Kraftwerke und der Industrie.<br />
Sie werden überwiegend zunächst als NO emittiert und in der Atmosphäre - in Abhängigkeit<br />
von Verweilzeit, Konzentration und meteorologischen Bedingungen - zu NO2 oxidiert. Im Ge-<br />
gensatz zu den meisten anderen luftverunreinigenden Substanzen zeigen die Emissionen<br />
der Stickstoffoxide - vor allem wegen des zunehmenden Kraftfahrzeugverkehrs - eine stei-<br />
gende bzw. stagnierende Tendenz. Der Einfluss des KFZ-Verkehrs bestimmt überwiegend<br />
die Luftbelastung durch NO2 vor allem in den städtischen Ballungsräumen. NO2 kann damit<br />
als eine wichtige Luftschadstoffkomponente für die Gesundheit eines Großteils der Bevölke-<br />
rung angesehen werden. Dies ist u.a. auf die ungünstigen Ausbreitungsbedingungen (sehr<br />
niedrige Quellhöhe und teils enge Straßenschluchten) zurückzuführen.<br />
In den beiden folgenden Tabellen sind die Stickstoffdioxid-Konzentrationen in verschiedenen<br />
Gebieten von Deutschland von verschiedenen Autoren bzw. Institutionen zur Orientierung<br />
dargestellt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 45 von 238<br />
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Tabelle 4.1.2-1: NO2-Immissionskonzentrationen (µg/m³) in verschiedenen Gebieten<br />
Deutschlands<br />
Messstation NO2 (Jahresmittel) NO2 (98 %til)<br />
Baden Württemberg<br />
Mannheim<br />
Odenwald *<br />
Hessen<br />
Gießen<br />
Wiesbaden<br />
Bad Arolsen*<br />
Kassel<br />
Witzenhausen*<br />
Wiesbaden Ringkirche<br />
Wiesbaden-Süd<br />
Hanau<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Mainz<br />
Ludwigshafen<br />
Koblenz<br />
Hunsrück *<br />
* Vergleichsgebiet<br />
In Tabelle 4.1.2-2 ist die Entwicklung der Stickstoffdioxidkonzentrationen von 1981 bis 2002<br />
in verschiedenen Gebieten zusammengestellt.<br />
Tabelle: 4.1.2-2: NO2-Immissionskonzentrationen (µg/m³) in verschiedenen Gebieten von<br />
1981 bis 2002<br />
Station/Jahr 2002<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
28 – 35 (2006 bis 2007)<br />
10 (2006 bis 2007)<br />
41 (2002)<br />
35 (2002)<br />
11 (2007)<br />
51 (2007)<br />
7 (2007)<br />
65 (2006)<br />
61 (2007)<br />
30 (2006)<br />
37 (2007)<br />
29 – 56 (2007)<br />
30 – 50 (2007)<br />
40 – 48 (2007)<br />
10 (2007)<br />
84 (2002)<br />
78 (2002)<br />
48 (2002)<br />
97 (2006)<br />
97 (2006)<br />
2001 1997 1995 1990 1981<br />
MW 98%til MW 98%til MW 98%til MW 98%til MW 98%til MW 98%til<br />
Rhein-<br />
Ruhrgebiet<br />
30 69 30 68 34 81 33 75 36 87 49 122<br />
Verkehrsstationen<br />
50 107<br />
Wald/Eifel 15 43 10 39 11 44 12 45 14 47<br />
MW = Jahresmittelwert. Landesumweltamt NRW: Jahreskenngrößen der Luftqualität in Nordrhein-<br />
Westfalen 2002 (Internet 2006), LUQS Jahreskenngrößen 2001<br />
In Abbildung 4.1.2-1 ist die Langzeit-Entwicklung der Stickstoffoxid-Immissionen stellvertre-<br />
tend für städtische bzw. industrienahe Bereiche in Deutschland im Ballungsgebiet Frankfurt<br />
Seite 46 von 238<br />
Literatur<br />
LUBW 2008<br />
HLUG 2003, 2005,<br />
2006, 2007, 2008<br />
LUWG/ZIMEN<br />
2007<br />
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über vier Jahrzehnte hinweg dargestellt. Bei den Werten handelt es sich um Jahresmittelwer-<br />
te von der UBA-Messstation Westend (1962 bis 1994) sowie der HLUG-Messstation Höchst<br />
(ab 1981). http://atlas.umwelt.hessen.de/servlet/Frame/atlas/luft/ik/ik_ueberwachung_txt.htm<br />
(HLUG 2006).<br />
Abbildung 4.1.2-1: NOx-Immissionen in Frankfurt (Jahresmittelwert) (NOx = NO + NO2)<br />
Wie der Abbildung zu entnehmen ist, fand ab 1962 bis zur Mitte der 70er Jahre ein Anstieg<br />
der Stickstoffoxid-Konzentrationen von 10 ppb auf bis zu 90 ppb statt. In den folgenden Jah-<br />
ren lagen die meisten Mittelwerte zwischen 60 und 80 ppb; in den letzten zehn Jahren haben<br />
sich die Werte überwiegend im Bereich von 50 - 60 ppb eingependelt. (Anmerkung: Da das<br />
Messgerät an der Station Westend NO und NO2 zunächst nur gemeinsam erfasst hat, kann<br />
im obigen Diagramm nur die Summe beider Stickstoffoxide angegeben werden und muss die<br />
Konzentrationsangabe in ppb erfolgen. Für NO gilt 1 ppb = 1,34 µg/m 3 und für NO2 1 ppb =<br />
2,05 µg/m 3 (HLUG 2006).<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 47 von 238<br />
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Aufnahme und Wirkungen<br />
Stickstoffmonoxid besitzt ein ungepaartes Elektron und ist deshalb ein Radikal mit außer-<br />
ordentlicher Reaktivität. In biologischen Systemen dienen in erster Linie eisen- und schwe-<br />
felhaltige Proteine und Sauerstoff als Reaktionspartner. Mit Sauerstoff geht NO eine stabile<br />
Verbindung unter Bildung von Stickstoffdioxid (NO2) ein.<br />
Die Bildung von Stickstoffmonoxid wurde in verschiedensten Geweben und Zellen wie Hirn,<br />
Leber, Makrophagen, Epithelzellen der Blutgefäße nachgewiesen und die entsprechenden<br />
NO-Syntheasen isoliert. In geringen Konzentrationen wirkt NO als Signalüberträger für viele<br />
verschiedene physiologische Wirkungen wie in seiner Funktion als Neurotransmitter oder als<br />
Faktor in der Regulation des Blutdrucks. Hohe Konzentrationen an NO, z.B. in Makrophagen,<br />
wirken cytotoxisch und sind deshalb als Bestandteil des körpereigenen Abwehrsystems an-<br />
zusehen. Als wichtigste physiologische Funktionen des NO gelten die gefäßerweiternde Wir-<br />
kung, die Wirkung als Neurotransmitter und die cytotoxischen Wirkungen auf die Makropha-<br />
gen.<br />
Im Gegensatz zu Stickstoffmonoxid wirkt Stickstoffdioxid als starkes Reizgas, nach Inhala-<br />
tion werden die Schleimhäute des Atemtraktes angegriffen. Es reagiert aufgrund seiner<br />
chemischen Aggressivität bei Kontakt unmittelbar mit der Feuchtigkeit von Schleimhäuten<br />
bzw. Alveolaroberflächen. Wahrscheinlich erreicht es nicht die Lungenkapillaren. Die Lun-<br />
genfunktion wird jedoch beeinträchtigt. Nach Einatmung wird NO2 zu 80 - 90% im Atemtrakt<br />
absorbiert. Die Absorption erfolgt möglicherweise durch Bildung von salpetriger Säure bzw.<br />
Salpetersäure oder deren Salzen, wie es der Nachweis von Nitrit bzw. Nitrat im Urin und<br />
auch im Blut nach NO2-Inhalation anzudeuten scheint. Kurzzeitexpositionen zu vergleichs-<br />
weise hohen Konzentrationen sind gesundheitlich bedeutsamer einzustufen als langfristige<br />
Belastungen mit niedrigen Konzentrationen.<br />
Die Geruchsschwelle für das stechend riechende Gas wird mit 200 - 400 µg/m 3 angegeben.<br />
Bei langsamer Konzentrationserhöhung wird der Geruch infolge Gewöhnung nicht mehr<br />
wahrgenommen. Morphologische Veränderungen von Zellstrukturen beginnen schon im<br />
Konzentrationsbereich unter 1.880 µg/m 3 , sie sind in ihrer Ausprägung konzentrations- und<br />
zeitabhängig und im Gegensatz zu den Wirkungen von SO2 nicht reversibel.<br />
NO2 kann schon in relativ niedrigen Konzentrationen (beginnend ab etwa 380 µg/m 3 ) nach-<br />
weisbare biochemische Veränderungen hervorrufen, die frühe Hinweise auf Zellschäden sein<br />
können. Diese werden erst bei höheren Konzentrationen oder längerer Exposition manifest.<br />
Eine nachteilige Wirkung auf die Lungenfunktion von Asthmatikern bei intermittierender kör-<br />
perlicher Aktivität kann bei einer Konzentration von 560 µg/m 3 nachgewiesen werden. Die<br />
Ergebnisse über eine Wirkung von 190 µg NO2/m 3 auf die Lungenfunktion von Asthmatikern<br />
(bei nachträglicher Gabe eines Bronchokonstriktors) sind allerdings widersprüchlich.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 48 von 238<br />
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Die Wirkung von Stickstoffdioxid auf die Vegetation wurde lange Zeit wenig kritisch betrach-<br />
tet, insbesondere im Vergleich zur Wirkung dieses Gases auf die menschliche Gesundheit.<br />
Auch an der Schädigung von Materialien (Baustoffen, Metallen, Kunststoffen, Farben) durch<br />
Luftverunreinigungen ist NO2 zweifellos beteiligt. Es wird zu den Mitverursachern des „Sau-<br />
ren Regens" (Wirkungen auf Vegetation, Böden, Gewässer, Materialien) gezählt, wenn auch<br />
nicht in demselben Ausmaß wie Schwefeldioxid.<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
In der Tabelle 4.1.2-3 sind die für Stickstoffdioxid festgesetzten Grenz- und Orientierungs-<br />
werte aufgeführt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 49 von 238<br />
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Tabelle 4.1.2-3: Grenz- und Orientierungswerte für NO2 in µg/m 3<br />
Emissionsgrenzwert<br />
nach 17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
Entwurf 12/07<br />
Entwurf 37. BImSchV<br />
DFG (2008)<br />
MAK-Wert<br />
22. BImSchV (2002)<br />
(Zeitpunkt, bis zu dem der Grenzwert<br />
zu erreichen ist: 01.01.2010)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/Orientierungswerte<br />
200 mg/m³<br />
400 mg/m³<br />
200 mg/m³<br />
100 mg/m³<br />
100 mg/m³<br />
Seite 50 von 238<br />
Expositionsdauer<br />
Tagesmittelwert<br />
Halbstundenmittelwert<br />
Tagesmittelwert<br />
Jahresmittelwert (ab 2013)<br />
Jahresmittelwert (gültig ab 31.12.2013)<br />
- Krebserzeugend Kategorie 3B<br />
40 (NO2) 1<br />
200 (NO2) 1<br />
400 (NO2) 1<br />
30 (NO2) 2<br />
TA Luft (2002) 40 1<br />
Richtlinie 1999/30/EG<br />
v. 22.05.1999<br />
Richtlinie 1999/30/EG<br />
v. 22.05.1999<br />
VDI 2310 Blatt 12 (2004)<br />
200 1<br />
30 2<br />
40 2 (NO2)<br />
Kalenderjahr<br />
1 Stunde. Zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
im Jahr: 18<br />
Alarmschwelle<br />
Kalenderjahr<br />
Jahr<br />
1 Stunde (zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
im Jahr: 18)<br />
Jahr<br />
Kalenderjahr<br />
200 2 (NO2) 1-Stunden-Grenzwert (zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
im Jahr: 18)<br />
30 3 (NOx) Kalenderjahr<br />
50 (NO2)<br />
20 (NO2)<br />
WHO (2006) 4 40 (NO2)<br />
24-h-Mittelwert<br />
Jahresmittelwert<br />
Jahresmittelwert<br />
200 (NO2)<br />
1 Stunden-Grenzwert<br />
US-EPA (2006) 100 (NO2) Jahresmittelwert<br />
KÜHLING-PETERS (Vorsorgewert)<br />
Zielniveau<br />
< 20<br />
24-Stunden Mittel<br />
1<br />
Krebskategorie 3B, es liegen Anhaltspunkte für eine krebserzeugende Wirkung vor, die jedoch zur Einordnung<br />
in eine andere Kategorie nicht ausreichen. Weitere Untersuchungen erforderlich<br />
2<br />
Schutzziel: menschliche Gesundheit<br />
3 Immissionswert zum Schutz der Vegetation<br />
4 WHO Guidelines for Air Quality Geneva 2006<br />
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Gefährdungsabschätzung für Stickstoffdioxid (NO2) im Beurteilungsgebiet des Kraft-<br />
werks Staudinger<br />
Die NO2-Immissionsvorbelastung wurde vom TÜV Süd an den Messpunkten MP 1, MP 2 und<br />
MP 6 kontinuierlich, an den weiteren Messpunkten mit Passivsammlern als Monatsmittelwer-<br />
te gemessen. Weiterhin liegt der HLUG-Messwert von Hanau vor. Die zusätzlichen Immis-<br />
sionen wurden von Argumet für die drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für<br />
die Alternative GuD-Anlage und die Alternative Nullvariante die NO2-Kenngrößen der<br />
vom TÜV Süd gemessenen Immissionsvorbelastung als Jahresmittelwerte an den verschie-<br />
denen Messstellen dargestellt. Die genauen Messparameter sind dem Gutachten des TÜV<br />
zu entnehmen. Weiterhin werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunk-<br />
ten 1 bis 10 aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhält-<br />
nis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.1.2-4: Vorhaben, NO2: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in µg/m³, Verhältnis<br />
von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und TA Luft-<br />
Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 51 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteil<br />
ungswert in %<br />
TA Luft: 40 µg/m³<br />
MP 1 28 p 0,31 28,31 1,107 0,775<br />
MP 2 24 k 0,31 24,31 1,292 0,775<br />
MP 3 20 p 0,15 20,15 0,750 0,375<br />
MP 4 25 p 0,22 25,22 0,88 0,550<br />
MP 5 - 0,13 - - 0,325<br />
MP 6 26 k 0,10 26,10 0,385 0,250<br />
MP 7 25 p 0,16 25,16 0,696 0,400<br />
MP 8 23 p 0,23 23,23 1,000 0,575<br />
MP 9 23 p 0,18 23,18 0,783 0,450<br />
MP 10 31 p 0,21 31,21 0,677 0,525<br />
p = Passivsammler, k = kontinuierliche Messungen<br />
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Tabelle 4.1.2-5: Alternative GuD-Anlage, NO2: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in<br />
µg/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und<br />
TA Luft-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 52 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
TA Luft: 40 µg/m³<br />
MP 1 28 p 0,61 28,61 2,179 1,525<br />
MP 2 24 k 0,75 24,75 3,125 1,875<br />
MP 3 20 p 0,48 20,48 2,400 1,20<br />
MP 4 25 p 0,28 25,28 1,120 0,700<br />
MP 5 - 0,31 - - 0,755<br />
MP 6 26 k 0,28 26,28 1,077 0,700<br />
MP 7 25 p 0,56 25,56 2,240 1,400<br />
MP 8 23 p 0,57 23,57 2,478 1,425<br />
MP 9 23 p 0,48 23,48 2,087 1,200<br />
MP 10 31 p 0,32 31,32 1,032 0,800<br />
p = Passivsammler, k = kontinuierliche Messungen<br />
Tabelle 4.1.2-6: Nullvariante, NO2: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in µg/m³, Verhältnis<br />
von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und TA Luft-<br />
Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
TA Luft: 40 µg/m³<br />
MP 1 28 p 0,58 28,58 2,071 1,450<br />
MP 2 24 k 0,63 24,63 2,635 1,575<br />
MP 3 20 p 0,31 20,31 1,550 0,775<br />
MP 4 25 p 0,19 25,29 0,760 0,475<br />
MP 5 - 0,22 - - 0,550<br />
MP 6 26 k 0,21 26,21 0,808 0,525<br />
MP 7 25 p 0,32 25,56 1,280 0,800<br />
MP 8 23 p 0,53 23,53 2,304 1,325<br />
MP 9 23 p 0,39 23,39 1,696 0,975<br />
MP 10 31 p 0,33 31,33 1,065 0,825<br />
p = Passivsammler, k = kontinuierliche Messungen<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.1.2-7: Vergleich der drei Alternativen: NO2 (µg/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung<br />
Vorhaben 31 (MP 10)<br />
GuD-Anlage 31 (MP 10)<br />
Nullvariante 31 (MP 10)<br />
Max. Zusatzbelastung<br />
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Gesamtbelastung<br />
0,31 (MP 1, MP 2) 31,21 (MP 10)<br />
Verhältnis max.<br />
Zusatzbel./ Beurteilungswert<br />
in %<br />
0,775<br />
0,75 (MP 2) 31,32 (MP 10) 1,875<br />
0,63 (MP 2) 31,33 (MP 10) 1,575<br />
Die Vorbelastung am Messpunkt der HLUG Hanau beträgt 37 µg/m².<br />
Die berechneten Zusatzbelastungen liegen für alle drei Alternativen unterhalb der Irrelevanz-<br />
schwelle nach TA Luft, die Zusatzbelastung der Alternative GuD-Anlage liegt im Vergleich<br />
mit den beiden anderen Alternativen am höchsten.<br />
Die bei dem Vorhaben festgestellten NO2-Gesamt-Konzentrationen betragen 50,4 (MP 3) bis<br />
93 % (MP HLUG-Messpunkt) des Immissionswertes der TA Luft von 40 µg/m³.<br />
Die bei der Alternative GuD-Anlage festgestellten NO2-Gesamt-Konzentrationen betragen<br />
51,2 (MP 3) bis 94 % (MP HLUG-Messpunkt) des Immissionswertes der TA Luft von 40<br />
µg/m³.<br />
Die bei der Nullvariante festgestellten NO2-Gesamt-Konzentrationen betragen 50,8 (MP 3)<br />
bis 94,0 % (MP HLUG-Messpunkt) des Immissionswertes der TA Luft von 40 µg/m³.<br />
Die Gesamtbelastung an NO2 liegt für die in der Umgebung des geplanten Kraftwerk-<br />
blocks 6 wohnende Bevölkerung in einem Bereich, wie sie üblicherweise in städti-<br />
schen Gebieten in Deutschland anzutreffen ist. Die Gesamtbelastung bleibt durch das<br />
geplante Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie durch die beiden Alternativen<br />
GuD-Anlage und Nullvariante im Wesentlichen gleich. Aus umweltmedizinisch-<br />
<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht verändert sich das vorhandene gesundheitliche Risiko<br />
durch die NO2-Konzentrationen praktisch nicht.<br />
Die Gesamtkonzentrationen liegen zwar unterhalb des NO2-Grenzwertes der TA Luft,<br />
es sollte jedoch dafür Sorge getragen werden, dass die vorwiegend aus dem Verkehr<br />
stammende NO2-Vorbelastung reduziert wird.<br />
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4.1.3 Schwefeldioxid (SO2)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Schwefeldioxid (SO2) ist ein farbloses Gas von stechendem Geruch und Geschmack; als<br />
Anhydrid der schwefligen Säure ist es in Wasser gut löslich, es hat die Eigenschaften einer<br />
Säure und wirkt reduzierend.<br />
SO2 ist auch heute noch die nach Stickstoffdioxid und Kohlenmonoxid mengenmäßig domi-<br />
nierende Luftverunreinigung in städtischen Gebieten; es entsteht als unerwünschtes Ne-<br />
benprodukt bei der Verbrennung fossiler schwefelhaltiger Energieträger (Kohle, Erdöl). Wei-<br />
tere Emissionsquellen sind die chemische und Metallindustrie.<br />
Unter den Verkehrsträgern hat der Schiffsverkehr aufgrund der verwendeten Kraftstoffe mit<br />
einem höheren Schwefelanteil einen vergleichsweise hohen Anteil an SO2-Immissionen.<br />
Durch die zunehmende Anwendung der Rauchgasentschwefelung in Kraftwerken und den<br />
vermehrten Einsatz schwefelarmer Brennstoffe sind die SO2-Emissionen in den letzten Jah-<br />
ren in Deutschland rückläufig.<br />
Die Verweilzeit von SO2 in der Atmosphäre wird durch verschiedene Oxidationsprozesse und<br />
die vorzugsweise trockene Deposition bestimmt. Hohe Schornsteine und stabile Luftströ-<br />
mungen begünstigen den weiträumigen Transport. Unter atmosphärischen Bedingungen<br />
laufen eine Reihe von Umwandlungsprozessen ab, welche hauptsächlich zur Bildung von<br />
schwefliger Säure und Schwefelsäure führen, nach Neutralisierung durch basische Kompo-<br />
nenten wie z.B. Ammoniak weiter zu Sulfiten, Hydrogensulfiten usw. Auch diese atmosphäri-<br />
schen Umsetzungsprodukte des SO2 sind wirkungs- bzw. umweltrelevant.<br />
In der folgenden Tabelle sind die Schwefeldioxid-Konzentrationen in Baden-Württemberg,<br />
Hessen und Rheinland Pfalz von den jeweiligen Landesämtern zur Orientierung dargestellt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
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Tabelle 4.1.3-1: Schwefeldioxid-Immissionskonzentrationen (µg/m³) in verschiedenen Bundesländern<br />
Messstation SO2 (Jahresmittel) SO2 (98 %til)<br />
Baden Württemberg<br />
Mannheim<br />
Odenwald*<br />
Hessen<br />
Gießen<br />
Frankfurt/M-Ost<br />
Zierenberg<br />
Bebra<br />
Kassel-Nord<br />
Witzenhausen*<br />
Wiesbaden-Süd<br />
Hanau<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Mainz<br />
Ludwigshafen<br />
Koblenz<br />
Hunsrück*<br />
* Vergleichsgebiet<br />
Wie überall in Deutschland sind die SO2-Jahresmittelwerte in den letzten Jahren deutlich<br />
gesunken. Sie bewegen sich ganz allgemein auf einem sehr niedrigen Niveau.<br />
Die folgende Abbildung zeigt die SO2-Situation im Ballungsraum Frankfurt in den Jahren<br />
1963 bis 2003. http://atlas.umwelt.hessen.de/servlet/Frame/atlas/luft/ik/ik_ueber<br />
wachung_txt.htm (HLUG 2006).<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
7 (2006)<br />
6 (2007)<br />
3 (2006/2007)<br />
3 (2002)<br />
5 (2002)<br />
3 (2002)<br />
3 (2007)<br />
3 (2007)<br />
3 (2007)<br />
4 (2005, 2006 und 2007)<br />
4 (2007)<br />
3 – 4 (2007)<br />
4 - 6 (2007)<br />
4 (2007)<br />
2 (2007)<br />
Seite 55 von 238<br />
11 (2002)<br />
20 (2002)<br />
6 (2002)<br />
Literatur<br />
LUBW 2008<br />
HLUG 2003<br />
2004,2005,2006,<br />
2007<br />
ZIMEN 2008<br />
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Abbildung 4.1.3-1: SO2-Immissionen in Frankfurt (Jahresmittelwerte)<br />
In dieser Abbildung kommt deutlich zum Ausdruck, dass das Niveau der SO2-Immissionen im<br />
Ballungsraum Frankfurt in den letzten Jahrzehnten erheblich gesunken ist. Die Daten der bis<br />
1994 reichenden Langzeit-Messreihe im Stadtteil Westend stammen vom Umweltbundes-<br />
amt, die Angaben ab 1980 zum Standort Höchst von der dortigen HLUG-Messstation. Seit<br />
1963 fand eine nachhaltige Abnahme der SO2-Konzentrationen statt: Betrug der Mittelwert<br />
im Jahr 1963 noch 225 µg/m 3 , so lag er 2004 nur noch bei 5 µg/m 3 (HLUG 2006).<br />
http://atlas.umwelt.hessen.de/servlet/Frame/atlas/luft/ik/ikueberwachung_txt.htm.<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
Schwefeldioxid ist ein Reizgas, das aufgrund seiner leichten Löslichkeit in Wasser zu mehr<br />
als 90 % im Nasen-Rachen-Raum abgefangen wird. Bei sehr hohen Konzentrationen und bei<br />
Adsorption an Staubpartikel sowie bei ausgeprägter Mundatmung gelangt SO2 in die tieferen<br />
Atemwege; Partikel können dabei die Entstehung von SO3 katalytisch fördern. Vom Respira-<br />
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tionstrakt wird SO2 in das Blut absorbiert; nach der Biotransformation zu Sulfat wird es über-<br />
wiegend mit dem Urin ausgeschieden.<br />
Hohe SO2-Konzentrationen (> 10.000 µg/m³) können zu Bronchokonstriktion, Bronchitis und<br />
Tracheitis führen. Konzentrationen im Bereich von 2.600 - 2.700 µg/m 3 können bei Asthmati-<br />
kern Bronchospasmen hervorrufen. Wiederholte kurzzeitige Expositionen gegenüber hohen<br />
Konzentrationen in Kombination mit langdauernden niedrigen Konzentrationen (wie sie am<br />
Arbeitsplatz vorkommen) können ein erhöhtes Auftreten von chronischer Bronchitis, insbe-<br />
sondere auch bei Zigarettenrauchern, bewirken. Aus epidemiologischen Untersuchungen<br />
wird geschlossen, dass bei chronischer Einwirkung von Schwefeldioxid Entzündungen der<br />
Nasen-Nebenhöhlen, Atemwegserkrankungen und Emphyseme vermehrt auftreten.<br />
Bei epidemiologischen Untersuchungen wurden die SO2-Immissionswerte häufig als Indika-<br />
tor für die Luftbeschaffenheit herangezogen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind<br />
aber oft nicht spezifisch für die Wirkung von SO2, da andere Schadstoffe in ähnlicher Weise<br />
als Immissionen in erhöhten Konzentrationen vorkommen. Insbesondere ist beim Menschen<br />
praktisch immer eine Kombinationswirkung mit gleichzeitig auftretenden partikelförmigen<br />
Luftverunreinigungen anzunehmen.<br />
Epidemiologische Untersuchungen zur Wirkung von SO2 auf die Gesundheit wurden an<br />
chronisch exponierten Bevölkerungsgruppen in Belastungsgebieten und während Smog-<br />
Episoden durchgeführt, in denen die Schadstoffkonzentrationen (vor allem SO2 und Staub)<br />
kurzfristig extrem erhöht waren. Hier zeigte sich, dass es bei einer mehrtägigen Exposition<br />
zu einer vermehrten Sterblichkeit älterer Menschen mit chronischen obstruktiven Lungener-<br />
krankungen sowie älterer Herzkranker kommen kann, wenn die mittlere 24-h-Konzentration<br />
für SO2 etwa 700 µg/m 3 und für Schwebstoffe gleichzeitig 250 bis 350 µg/m 3 erreicht. Es kam<br />
zu vermehrten Krankenhausaufnahmen wegen Atemwegserkrankungen, wenn während ei-<br />
nes Tages die Konzentrationen bei SO2 auf 500 µg/m 3 und bei Schwebstoffen gleichzeitig auf<br />
500 µg/m 3 stiegen.<br />
Bei Kindern führte die langfristige chronische Exposition gegenüber 181 - 275 µg SO2/m 3<br />
und 230 - 310 µg Schwebstaub/m 3 zu einer erhöhten Häufigkeit von Erkrankungen der tiefe-<br />
ren Atemwege im Vergleich zu Kindern aus einem Kontrollgebiet mit geringerer Luftbelas-<br />
tung. Auch in anderen Studien mit Kindern aus unterschiedlich belasteten Gebieten ergab<br />
sich eine Korrelation zwischen der Häufigkeit von Erkrankungen der tieferen Atemwege und<br />
dem Grad der Luftverunreinigung.<br />
Bei der Ableitung von Grenzwerten ergeben sich aus Expositionsversuchen mit Freiwilligen<br />
Hinweise auf Wirkungsschwellen für kurzzeitige Inhalation von reinem SO2. Bei der komple-<br />
xeren Außenluftexposition muss vor allem die Kombinationswirkung von SO2 und Staub be-<br />
rücksichtigt werden. Es wird die Möglichkeit einer besonderen Bedeutung des Staubes in<br />
Bezug auf die beobachtete Übersterblichkeit und Morbiditätshäufigkeit diskutiert; dies zeigt<br />
sich vor allem deshalb, weil trotz gleichbleibender SO2-Konzentration bei abnehmender<br />
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Staubkonzentration auch die Mortalitäts- und Morbiditätshäufigkeit geringer wird. Kurzzeitige<br />
Konzentrationsschwankungen mit hohen Spitzenbelastungen sind kritisch zu bewerten. Die<br />
WHO legt allerdings in ihren Guidelines for Air Quality keine mit Schwebstaub (SPM, sus-<br />
pended particulate matter) korrespondierenden Werte mehr fest (WHO 2000).<br />
Für SO2 ist ein 1-Jahresmittelwert medizinisch als fragwürdig anzusehen, da angenommen<br />
werden muss, dass Schadeffekte vor allem von den auftretenden Spitzenkonzentrationen<br />
abhängig sind.<br />
Für die Risikoabschätzung ist es von großer Relevanz, wie groß der Kreis der Betroffenen<br />
bzw. der möglicherweise Gefährdeten bei unterschiedlichen Immissionskonzentrationen ist,<br />
bzw. welche Relevanz den zu erwartenden Störungen zukommt. Mortalitätseffekte werden in<br />
der Regel erst bei hohen SO2-Immissionen (über 500 µg/m 3 ) als Tagesmittelwert, bzw. bei<br />
Spitzenkonzentrationen über 1.000 µg/m 3 beobachtet. Diese Konzentrationen sind aufgrund<br />
des Rückgangs der SO2-Immissionen kaum zu erwarten. Daher stellen in erster Linie Morbi-<br />
ditätseffekte das zu berücksichtigende Risiko hoher SO2-Konzentrationen dar. Die in ver-<br />
schiedenen Studien beschriebenen kritischen Konzentrationsbereiche liegen bei 200 µg/m 3<br />
(Tagesmittel, Expositionsdauer einige Tage). Die meteorologische Situation ist dabei eben-<br />
falls von Bedeutung, insbesondere führen niedrige Außentemperaturen zu Verstärkungsef-<br />
fekten.<br />
Bei dem zahlenmäßig kleinen, andererseits gesundheitlich besonders gefährdeten Kollektiv<br />
„Personen mit Asthma" kommt es in solchen Belastungssituationen vermehrt zu Asthma-<br />
Anfällen. Dabei trägt das Hauptrisiko die Gruppe der Kranken mit chronischer Bronchitis mit<br />
oder ohne Obstruktion. Bei solchen Patienten steht bei einer Langzeit-Exposition zwischen<br />
100 - 200 µg/m 3 neben Lungenfunktionseinbußen die Zunahme der klinischen Beschwerden<br />
im Vordergrund.<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
In der Tabelle 4.1.3-2 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte aufgeführt, die für<br />
Schwefeldioxid festgeschrieben bzw. vorgeschlagen sind.<br />
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Tabelle 4.1.3-2: Grenz- und Orientierungswerte für SO2 in µg/m 3<br />
Emissionsgrenzwert<br />
nach 17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
DFG (2008)<br />
MAK-Wert<br />
22. BImSchV (2002)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/ Orientierungswerte<br />
50 mg/m³<br />
200 mg/m³<br />
200 mg/m³<br />
Seite 59 von 238<br />
Expositionsdauer<br />
Tagesmittelwert<br />
Halbstundenmittelwert<br />
Tagesmittelwert<br />
1.300 Schwangerschaftsgruppe C 1<br />
24 Stunden, zulässige Überschrei-<br />
tungshäufigkeit im Kalenderjahr: 3<br />
350 2 1 Stunde. Zulässige Überschreitungs-<br />
häufigkeit im Kalenderjahr: 24<br />
125 2<br />
20 3 Kalenderjahr, Winterhalbjahr<br />
500 Alarmschwelle, über eine volle Stunde<br />
gemittelt<br />
TA Luft (2002) 50 Jahr<br />
125 24 Stunden. Zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
im Jahr: 3<br />
350 1 Stunde. Zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
im Jahr: 24<br />
WHO 2006 4<br />
20 24-h-Maximum<br />
500 10-Min-Maximum<br />
WHO 2000 5 125 24-h-Maximum<br />
US-EPA (2006) 0,03 ppm (=78 µg/m³)<br />
0,14 ppm (=364 µg/m³)<br />
WHO 1996 30<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Richtlinie 1999/30/EG des<br />
125<br />
Rates v. 22.05.1999<br />
Grenzwerte für den Schutz<br />
350<br />
der menschlichen Gesundheit<br />
500<br />
Richtlinie 1999/30/EG des<br />
Rates v. 22.05.1999<br />
Kühling-Peters, Vorsorgewerte<br />
(Zielniveau)<br />
Jahresmittelwert<br />
24-Stunden: zulässige Überschreitung pro<br />
Jahr: 1<br />
Kulturpflanzen<br />
Wälder/Natürliche Vegetation)<br />
empfindl. Wälder / natürl. Vegetation<br />
Flechten<br />
24 Stunden. Zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
im Jahr: 3<br />
1 Stunde. Zulässige Überschreitungshäufigkeit<br />
im Jahr: 24<br />
Alarmstufe, drei aufeinander folgende<br />
Stunden<br />
20 Kalenderjahr und Winter, Grenzwert für den<br />
Schutz von Ökosystemen<br />
< 50<br />
Jahresmittelwert<br />
100<br />
24 Stunden-Wert<br />
1<br />
Schwangerschaftsgruppe C: Ein Risiko der Fruchtschädigung braucht bei Einhaltung des MAK-Wertes nicht<br />
befürchtet zu werden<br />
2<br />
Immissionsgrenzwert zum Schutz der menschlichen Gesundheit; die bis zum 31.12.2004 gültigen Immissionsgrenzwerte<br />
werden hier nicht mehr aufgeführt<br />
3<br />
Zum Schutz von Ökosystemen, dieser Immissionswert muss ab dem Inkrafttreten der VO eingehalten werden<br />
4 WHO Air quality guidelines Geneva 2006<br />
5 WHO Air quality guidelines Geneva 2000<br />
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Gefährdungsabschätzung für Schwefeldioxid (SO2) im Beurteilungsgebiet des Kraft-<br />
werks Staudinger<br />
Die SO2-Immissionsvorbelastung wurde vom TÜV Süd nicht gemessen. Es liegt der HLUG-<br />
Messwert von Hanau vor, dieser Wert wird als Vorbelastung in der Umgebung des geplanten<br />
Kraftwerkblocks 6 zugrundegelegt. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für<br />
die drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für<br />
die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die SO2-Kenngröße der HLUG-Messstelle<br />
Hanau dargestellt sowie die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1 bis<br />
10 aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.1.3-3: Vorhaben, SO2: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in µg/m³, Verhältnis<br />
von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und TA Luft-<br />
Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 60 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft: 50 µg/m³<br />
MP 1 4 0,51 4,51 12,75 1,02<br />
MP 2 4 0,57 4,57 14,25 1,14<br />
MP 3 4 0,19 4,19 4,75 0,38<br />
MP 4 4 0,31 4,31 7,75 0,62<br />
MP 5 4 0,14 4,14 3,50 0,28<br />
MP 6 4 0,11 4,11 2,75 0,22<br />
MP 7 4 0,25 4,25 6,25 0,50<br />
MP 8 4 0,28 4,28 7,00 0,56<br />
MP 9 4 0,25 4,25 6,25 0,50<br />
MP 10 4 0,23 4,23 5,75 0,46<br />
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Tabelle 4.1.3-4: Alternative GuD-Anlage, SO2: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in µg/m³,<br />
Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und TA Luft-<br />
Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 61 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft: 50 µg/m³<br />
MP 1 4 0,46 4,46 11,50 0,92<br />
MP 2 4 0,64 4,64 16,00 1,28<br />
MP 3 4 0,19 4,19 4,75 0,38<br />
MP 4 4 0,14 4,14 3,50 0,28<br />
MP 5 4 0,19 4,19 4,85 0,38<br />
MP 6 4 0,12 4,12 3,00 0,24<br />
MP 7 4 0,30 4,30 7,50 0,60<br />
MP 8 4 0,25 4,25 6,25 0,50<br />
MP 9 4 0,29 4,29 7,25 0,58<br />
MP 10 4 0,18 4,18 4,50 0,36<br />
Tabelle 4.1.3-5: Nullvariante, SO2: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in µg/m³, Verhältnis<br />
von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und TA Luft-<br />
Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft: 50 µg/m³<br />
MP 1 4 1,2 5,2 30,00 2,40<br />
MP 2 4 1,3 5,3 32,50 2,60<br />
MP 3 4 0,43 4,43 10,75 0,86<br />
MP 4 4 0,23 4,23 5,75 0,46<br />
MP 5 4 0,27 4,27 6,75 0,54<br />
MP 6 4 0,33 4,33 8,25 0,66<br />
MP 7 4 0,55 4,55 13,75 1,10<br />
MP 8 4 0,68 4,68 17,00 1,36<br />
MP 9 4 0,67 4,67 16,75 1,34<br />
MP 10 4 0,44 4,44 11,00 0,88<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
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Tabelle 4.1.3-6: Vergleich der drei Alternativen SO2 (µg/m³) [MP 1 – MP10]<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung<br />
Max. Zusatzbelastung<br />
Seite 62 von 238<br />
Gesamtbelastung<br />
(µg/m³)<br />
Verhältnis max.<br />
Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 4 0,57 (MP 2) 4,57 (MP 2) 1,14<br />
GuD-Anlage 4 0,64 (MP 2) 4,64 (MP 2) 1,28<br />
Nullvariante 4 1,3 (MP 2) 5,30 (MP 2) 2,60<br />
Die berechneten Zusatzbelastungen liegen an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 für das<br />
Vorhaben und die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante unterhalb der Irrele-<br />
vanzschwelle nach TA Luft.<br />
In der folgenden Tabelle wird der Messpunkt mit der maximal errechneten Zusatzbelastung<br />
im Vergleich der drei Alternativen dargestellt.<br />
Tabelle 4.1.3-7: Vergleich der drei Alternativen SO2 (µg/m³) [MP max]<br />
Max. Vorbelastung<br />
Max. Zusatzbelastung<br />
Gesamtbelastung<br />
(µg/m³)<br />
Verhältnis max.<br />
Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 4 0,85 4,85 1,7<br />
GuD-Anlage 4 0,78 4,78 1,56<br />
Nullvariante 4 1,70 5,70 3,4<br />
Am Punkt mit der maximalen zusätzlichen Immissionsbelastung ergibt sich für die Nullvarian-<br />
te mit 3,4 % eine geringfügige Überschreitung (1,7 µg/m³) des Irrelevanzkriteriums (1,5<br />
µg/m³). Die Zusatzbelastung bei der Nullvariante liegt im Vergleich mit den beiden anderen<br />
Alternativen am höchsten.<br />
Die bei dem Vorhaben festgestellten SO2-Gesamt-Konzentrationen betragen 8,22 (MP 6) bis<br />
9,14 % (MP 2) des Immissionswertes der TA Luft von 50 µg/m³. Die bei der Alternative GuD-<br />
Anlage festgestellten SO2-Gesamt-Konzentrationen betragen 8,24 (MP 6) bis 9,28 % (MP 2)<br />
des Immissionswertes der TA Luft von 50 µg/m³. Die bei der Nullvariante festgestellten SO2-<br />
Gesamt-Konzentrationen betragen 8,46 (MP 4) bis 10,6 % (MP 2) des Immissionswertes der<br />
TA Luft von 50 µg/m³. Am MP max beträgt die SO2-Gesamt-Konzentration 11,6 % des Im-<br />
missionswertes der TA Luft von 50 µg/m³.<br />
Die SO2-Gesamt-Konzentrationen sind insgesamt als niedrig einzustufen, sie liegen deutlich<br />
unterhalb des Immissionswertes der TA Luft von 50 µg/m³ (Schutz der Gesundheit) und auch<br />
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unterhalb des Immissionswertes der 22. BImSchV, der zum Schutz von Ökosystemen mit 20<br />
µg/m³ angegeben ist.<br />
Die Gesamtbelastung an SO2 liegt für die im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks woh-<br />
nende Bevölkerung in einem Bereich, wie sie in den letzten Jahren üblicherweise in<br />
städtischen bzw. ländlich/städtischen Gebieten in Deutschland anzutreffen ist; sie ist<br />
als sehr niedrig einzustufen. Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht sind<br />
die SO2-Zusatzkonzentrationen des geplanten Vorhabens sowie der beiden Alternati-<br />
ven GuD-Anlage und Nullvariante als vernachlässigbar einzustufen.<br />
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4.2 Metalle<br />
Allgemeines<br />
Als natürliche Bestandteile der Erdkruste kommen Metalle ubiquitär vor. In geringen Kon-<br />
zentrationen sind einige Metalle ernährungsphysiologisch notwendig (essentiell) für den<br />
Menschen, andere dagegen (z.B. Blei, Cadmium, Quecksilber) haben für den menschlichen<br />
Organismus keine ernährungsphysiologische Bedeutung, einige von ihnen haben eine can-<br />
cerogene Wirkung beim Menschen.<br />
Bei Verbrennungsprozessen werden Metalle in den Abgasen freigesetzt, darüber hinaus<br />
tragen KFZ-Verkehr und metallverarbeitende Betriebe zur Gesamtbelastung der Umwelt bei.<br />
Vor allem Blei, Cadmium und Quecksilber sind wegen der erhöhten Grundbelastung der<br />
Umwelt von Bedeutung. Im Allgemeinen werden Metalle (außer Quecksilber) partikulär ge-<br />
bunden emittiert, eine Emissionsminderung lässt sich daher durch eine wirksame Abgasrei-<br />
nigung erreichen.<br />
Bei der umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>n <strong>Bewertung</strong> der Metallemissionen spielen<br />
weniger momentane Belastungsspitzen eine Rolle, sondern die über einen längeren Zeit-<br />
raum emittierten mittleren Konzentrationen. Mit akut toxisch wirkenden Konzentrationen ist<br />
im Allgemeinen nicht zu rechnen, jedoch können chronische Wirkungen eine Rolle spielen.<br />
Auch essentielle Metalle entfalten ihre biologisch erwünschte Wirksamkeit nur in sehr engen<br />
Dosisbereichen, Unterschreitungen wie auch Überschreitungen der essentiellen Konzentra-<br />
tionen können Gesundheitsstörungen zur Folge haben.<br />
Zur biologischen Verfügbarkeit eines Metalls trägt der Aufnahmeweg entscheidend bei. Die<br />
Hauptmenge an Metallen wird dem Organismus über die Nahrungskette zugeführt. Da je-<br />
doch im Allgemeinen die verschiedenen Metalle über die Atemwege vergleichsweise gut<br />
resorbiert werden, ist es notwendig, diesen (inhalativen) Aufnahmepfad zu berücksichtigen.<br />
Die Absorptionsraten von verschiedenen mit der Nahrung aufgenommenen Metallen variie-<br />
ren sehr stark: für Cadmium wird eine Absorptionsrate von weniger als 5 %, für Quecksilber<br />
5 - 15 %, für Blei 5 - 10 % (Erwachsene) und bis zu 50 % (Kinder) angegeben. Aus der<br />
Atemluft werden die Metalle dagegen relativ gut aufgenommen (Blei 35 %, Cadmium 10 - 50<br />
%, Quecksilberdampf 80 %).<br />
Im Folgenden werden - wie schon bei den Partikeln und den anorganischen Gasen - Stoff-<br />
beschreibung, Vorkommen, die für den Menschen relevanten Wirkungen sowie die vorlie-<br />
genden Grenz- und Orientierungswerte für die Metalle dargestellt, die von Verbrennungsan-<br />
lagen emittiert werden. Die beschriebenen toxischen Wirkungen auf den Menschen werden<br />
allerdings zumeist durch hohe und kontinuierliche Expositionen hervorgerufen, sie sind nicht<br />
in den vorliegenden Konzentrationsbereichen zu erwarten.<br />
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Weiterhin wird die Gefährdungsabschätzung für die einzelnen Metalle für die anwohnende<br />
Bevölkerung im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger vorgenommen.<br />
Es wird im Einzelnen auf die im Gutachten des TÜV Süd („Immissionsvorbelastungsmes-<br />
sungen Kraftwerk Staudinger“) gemessene Vorbelastung der Metalle in der PM10-Fraktion<br />
und im Staubniederschlag zugrundegelegt. Weiterhin wird auf die in der Immissionsprognose<br />
der Firma Argumet („Immissionsprognose mit Alternativenvergleich“) berechnete Zusatzbe-<br />
lastung für die drei Alternativen an den verschiedenen Messpunkten eingegangen.<br />
4.2.1 Antimon (Sb)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Antimon (Sb) ist ein silberweißes, glänzendes, sprödes, ubiquitär in geringen Konzentratio-<br />
nen vorkommendes Halbmetall, das an der Luft beständig und auch sonst sehr korrosions-<br />
fest ist. Die wichtigsten Verbindungen (Sb2O3 und Sb2S3) sind schwerlöslich in Wasser und<br />
schwerflüchtig. In der Erdkruste findet man generell etwa 0,2 - 0,3 mg/kg, meist als Bestand-<br />
teil sulfidischer und oxidischer Mineralien in der Verbindung mit Eruptivgestein, gelegentlich<br />
auch in gediegener Form (Gebel 1999).<br />
Metallisches Antimon ist Bestandteil verschiedener Metalllegierungen (z.B. mit Zinn und<br />
Blei). Weiterhin wird es in der Halbleitertechnik verwendet. Antimonverbindungen werden in<br />
der Plastik-, Papier-, Farb- und Textilindustrie als Flammschutzmittel sowie als Pigment ein-<br />
gesetzt. Anorganische Antimon-Verbindungen spielen in der analytischen und präparativen<br />
Chemie eine Rolle. Organische Verbindungen werden in der Industrie u.a. als Katalysatoren<br />
eingesetzt und in der Medizin als antiparasitäre Präparate.<br />
Antimon wird in der Umwelt beinahe ausschließlich durch menschliche Aktivität verbreitet,<br />
und zwar vorwiegend als Antimontrioxid. Emissionsquellen sind wie bei allen Metallen Hüt-<br />
tenwerke (Gewinnung von Metallen aus Erzen), Feuerungsanlagen, Verbrennungsanlagen<br />
sowie Düngemittelfabriken. In den beiden folgenden Tabellen sind die Immissionskonzentra-<br />
tionen im Schwebstaub und Staubniederschlag dargestellt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
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Tabelle 4.2.1-1: Antimon-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub in<br />
verschiedenen Gebieten (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
Ländlich 2 Kühling & Peters 1994<br />
Städtisch 0,6 - 32<br />
Industrie 40 - 85<br />
Städtisch 0,4 – 4 Schneider/Kalberlah 2000<br />
Tabelle 4.2.1-2: Antimon-Konzentrationen im Staubniederschlag [µg/(m² x d)]<br />
in verschiedene Gebieten<br />
Jahresmittel<br />
Seite 66 von 238<br />
Quelle<br />
Land 0,8 Kühling & Peters 1994<br />
Stadt<br />
Industrie<br />
Bayern<br />
2 – 18<br />
10 – 1.100<br />
0,5 – 2 (2004)<br />
LFU Bayern 2005<br />
In Böden ist Antimon in einem Konzentrationsbereich zwischen 50 und 1.500 µg/kg enthal-<br />
ten. Bestimmte Pflanzen können offenbar Antimon anreichern, im Mittel werden etwa 10 µg<br />
Sb/kg nachgewiesen; Tabakpflanzen enthalten etwa 100 µg/kg Trockengewicht; mit dem<br />
Rauch einer Zigarette werden ungefähr 20 % des Antimongehaltes eingeatmet.<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
Antimon wird hauptsächlich mit der Nahrung aufgenommen. Die Absorption erfolgt im Ma-<br />
gen-Darm-Kanal nur in geringem Maße (15 % bei Antimon(III)kaliumtartrat). Innerhalb von<br />
1 - 3 Tagen wird der größte Teil über Urin und Faeces wieder ausgeschieden; die Ausschei-<br />
dungsrate hängt beim Menschen auch von der Antimon-Verbindung ab. Ein kleiner Teil des<br />
aufgenommenen Antimons wird im Organismus retiniert - hauptsächlich in der Lunge - und<br />
mit einer längeren biologischen Halbwertszeit (36 bis 100 Tage) eliminiert.<br />
Bei inhalativer Aufnahme (Arbeitsplatz, Rauchen) gelangt Antimon relativ rasch in das Blut,<br />
lagert sich an Erythrocyten an und blockiert durch die Bindung an SH-Gruppen verschiedene<br />
Enzymaktivitäten. So werden u.a. der Protein- und Kohlenhydratstoffwechsel sowie die Gly-<br />
kogenbildung in der Leber gestört.<br />
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Die toxische Wirkung von Antimon ist mit der von Arsen und Bismut vergleichbar, sie hängt<br />
jedoch stark von der Art und der Wertigkeit der Verbindung ab; die dreiwertigen Sb-<br />
Verbindungen weisen eine höhere Toxizität als die fünfwertigen auf.<br />
Nach oraler Aufnahme erfolgt zunächst eine Reizung der Darmschleimhaut; weiterhin kommt<br />
es zu Erbrechen, Durchfall, Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen. Die zu Erbrechen füh-<br />
rende Dosis liegt im Bereich zwischen 30 und 60 mg. Durch den Kontakt mit Antimon-<br />
haltigen Stäuben und Rauchen können Dermatitis, Keratitis, Konjunktivitis und Nasenschei-<br />
dewandperforationen auftreten.<br />
Bei industriellen Expositionen wurden Reizungen des Atemtrakts wie Rhinitis, Nasenbluten,<br />
Rauigkeit in der Nase und Entzündungen in Rachen, Luftröhre und Lunge beobachtet. Anti-<br />
mon wird bei gewerblich exponierten Personen im Laufe des Arbeitslebens in der Lunge an-<br />
gereichert. So entwickeln ca. 20 % der Antimon-exponierten Arbeiter röntgenologisch eine<br />
Pneumokoniose (Staublunge) mit massiver Beeinträchtigung der Lungenfunktion.<br />
Andauernde Belastungen mit Antimon(III)oxid und Antimonsulfiden können ebenso wie anti-<br />
parasitäre Behandlung mit Antimonpräparaten zu Kreislauf- und Herzerkrankungen führen.<br />
Es wird von lokalen Schädigungen der Hautdrüsen, der Magen-Darm-Schleimhaut und des<br />
Knochenmarks berichtet. Antimonwasserstoff (Stibin) schädigt das Nervensystem und die<br />
roten Blutkörperchen und verursacht Hämolyse bei Mensch und Tier.<br />
Organische Antimonverbindungen werden therapeutisch bei Spirochäten- und Trypanoso-<br />
menkrankheiten eingesetzt. Es liegt eine Reihe von Untersuchungen über Nebenwirkungen<br />
Antimon-haltiger Chemotherapeutika vor. Über Risiken im Umweltbereich ist kaum etwas<br />
bekannt.<br />
Bei Frauen wurden nach Antimon-Belastung Reproduktionsstörungen und ein verlangsamtes<br />
Wachstum der Säuglinge beobachtet.<br />
Cancerogene Effekte beim Menschen konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Jedoch<br />
besteht bei Antimon(III)oxid der Verdacht einer krebserregenden Wirkung; so konnte bei In-<br />
halationsversuchen mit Antimontrioxid bei Ratten bei einer Konzentration von 1,6 mg Sb/m³<br />
eine erhöhte Rate von Lungentumoren nachgewiesen werden.<br />
Grenz- und Orientierungswerte für Antimon<br />
Da Antimontrioxid im Verdacht steht, krebserregend zu sein, wurde es von der MAK-<br />
Kommission als krebserzeugend in die Kategorie 2 eingestuft (Stoffe, die als krebserzeu-<br />
gend für den Menschen anzusehen sind, weil durch hinreichende Ergebnisse aus Langzeit-<br />
Tierversuchen oder Hinweise aus Tierversuchen davon auszugehen ist, dass sie einen nen-<br />
nenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leisten), d.h. es wurde kein MAK-Wert für Antimon und<br />
seine anorganischen Verbindungen festgelegt. Seit dem Jahr 2006 ist es in die Keimzellmu-<br />
tagen-Kategorie 3B eingestuft (DFG 2008).<br />
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In Tabelle 4.2.1-3 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte dargestellt, die für Anti-<br />
mon festgelegt bzw. vorgeschlagen sind.<br />
Tabelle 4.2.1-3: Grenz- und Orientierungswerte für Antimon<br />
Emissionsgrenzwert 1<br />
17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
DFG (2008) MAK-Wert<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/<br />
Orientierungswerte<br />
Seite 68 von 238<br />
Bemerkungen<br />
TA Luft (2002)<br />
0,5 mg/m³<br />
0,5 mg/m³<br />
-<br />
Antimon und seine anorg. Verbindungen<br />
(einatembare Fraktion)<br />
mit Ausnahme von Antimonwasserstoff<br />
- -<br />
VDI MIK-Wert - -<br />
WHO - -<br />
TrinkwV (2001) 0,005 mg/L<br />
Kühling & Peters, Vorsorgewerte<br />
0,03 ng/m³ Jahresmittelwert<br />
2 µg/(m² x d) Jahresmittelwert<br />
TRD Wert 2 25 µg/m³<br />
Hintergrundwerte<br />
Städte 2<br />
Ländlich 3<br />
Städtisch 3<br />
Ländlich 3<br />
Städtisch 3<br />
unit risk 4<br />
0,08 µg/m³ (= 80 ng/m³)<br />
0,4 – 4 ng/m³, max. bis 63 ng/m³<br />
2 ng/m³<br />
0,6 -32 ng/m³<br />
0,8 µg/(m² x d)<br />
2 – 18 µg/(m² x d)<br />
3,3 x 10-2<br />
Krebskategorie 2<br />
Keimzellmutagen-Kategorie 3B<br />
Beurteilungsniveau für das cancerogene<br />
Risiko 10-6<br />
Mittlere Depositionsrate als Anhaltswert<br />
zur Begrenzung unerwünschter<br />
Anreicherungen in nicht<br />
vorbelasteten Böden<br />
kurzfristige Aufnahme<br />
langfristige Aufnahme, Referenzkonzentration<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
Staubniederschlag<br />
Staubniederschlag<br />
Qualität: nicht geeignet<br />
1<br />
17. BImSchV § 5 (1) 3 b) Die Verbrennungsanlagen sind so zu errichten und zu betreiben, dass kein<br />
Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet:<br />
Antimon, Arsen, Blei, Chrom, Cobalt, Kupfer, Mangan, Nickel, Vanadium und Zinn.<br />
13. BImSchV § 3 (1): Die Feuerungsanlagen sind so zu erreichten und zu betreiben,..,dass kein Mittelwert,<br />
der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Antimon,<br />
Arsen, Blei, Chrom, Cobalt, Kupfer, Mangan, Nickel, Vanadium und Zinn.<br />
2<br />
Schneider & Kalberlah (2000)<br />
3<br />
nach Kühling & Peters (1994)<br />
4<br />
Schneider & Kalberlah (2000), der unit risk-Wert wurde von Calabrese & Kenyon (1991) abgeleitet<br />
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Gefährdungsabschätzung für Antimon (Sb) in der PM10-Fraktion und im Staubnieder-<br />
schlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Antimon-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer<br />
MP 5) vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die<br />
drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für<br />
die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene Antimon-<br />
Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 (außer MP 5) sowie die von Argumet be-<br />
rechnete Zusatzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maxima-<br />
len zusätzlichen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Mess-<br />
punkte zugrundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den ver-<br />
schiedenen Messpunkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und<br />
das Verhältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.1-4: Vorhaben, Antimon in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 69 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %. Eigener<br />
Vorsorge- bzw. RK-<br />
Wert: 80 ng/m³<br />
MP 1 2,9 0,036 2,936 1,24 0,045<br />
MP 2 1,8 0,036 1,836 2,00 0,045<br />
MP 3 1,4 0,036 1,436 2,57 0,045<br />
MP 4 1,6 0,036 1,636 2,25 0,045<br />
MP 6 2,4 0,036 2,436 1,50 0,045<br />
MP 7 2,3 0,036 2,336 1,57 0,045<br />
MP 8 1,4 0,036 1,436 2,57 0,045<br />
MP 9 3,1 0,036 3,136 1,16 0,045<br />
MP 10 3,1 0,036 3,136 1,16 0,045<br />
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Tabelle 4.2.1-5: Alternative GuD-Anlage, Antimon in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 70 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %. Eigener<br />
Vorsorge- bzw. RK-<br />
Wert: 80 ng/m³<br />
MP 1 2,9 0,022 2,922 0,76 0,028<br />
MP 2 1,8 0,022 1,822 1,22 0,028<br />
MP 3 1,4 0,022 1,422 1,57 0,028<br />
MP 4 1,6 0,022 1,622 1,38 0,028<br />
MP 6 2,4 0,022 2,422 0,92 0,028<br />
MP 7 2,3 0,022 2,322 0,97 0,028<br />
MP 8 1,4 0,022 1,422 1,57 0,028<br />
MP 9 3,1 0,022 3,122 0,71 0,028<br />
MP 10 3,1 0,022 3,122 0,71 0,028<br />
Tabelle 4.2.1-6: Nullvariante, Antimon in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %. Eigener<br />
Vorsorge- bzw. RK-<br />
Wert: 80 ng/m³<br />
MP 1 2,9 0,070 2,970 2,41 0,088<br />
MP 2 1,8 0,070 1,870 3,89 0,088<br />
MP 3 1,4 0,070 1,470 5,00 0,088<br />
MP 4 1,6 0,070 1,670 4,38 0,088<br />
MP 6 2,4 0,070 2,470 2,92 0,088<br />
MP 7 2,3 0,070 2,370 3,04 0,088<br />
MP 8 1,4 0,070 1,470 5,00 0,088<br />
MP 9 3,1 0,070 3,170 2,26 0,088<br />
MP 10 3,1 0,070 3,170 2,26 0,088<br />
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<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.1-7: Vergleich der drei Alternativen: Antimon in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung<br />
Max. Zusatzbelastung<br />
Seite 71 von 238<br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 3,1 0,036 3,136 0,045<br />
GuD-Anlage 3,1 0,022 3,122 0,028<br />
Nullvariante 3,1 0,070 3,170 0,088<br />
Immissionsgrenz- bzw. Orientierungswerte sind für Antimon weder in der TA Luft noch in den<br />
WHO Air Quality Guidelines bzw. vom VDI festgelegt worden. Angaben über Sb-Immissions-<br />
Konzentrationen liegen in einem sehr großen Bereich (siehe Tabelle 4.2.1-1). Im Rahmen<br />
der großen Streubreite dieser Angaben können die Immissionskonzentrationen im Einzugs-<br />
bereich des geplanten Kraftwerkblocks 6 als im unteren Konzentrationsbereich liegend ein-<br />
gestuft werden. Die errechneten Zusatzbelastungen sind bei allen drei Alternativen als irrele-<br />
vant nach TA Luft einzustufen.<br />
Da Antimontrioxid im Verdacht steht, krebserzeugend zu sein, kann normalerweise kein<br />
Schwellenwert für Wirkungen festgelegt werden, da keine Konzentration angegeben werden<br />
kann, die als gesundheitlich unbedenklich anzusehen ist. Um trotzdem eine Gefährdungsab-<br />
schätzung vornehmen zu können, wird - ausgehend von einem tierexperimentell (Ratte) ab-<br />
geleiteten NOAEC (No Observed Adverse Effect Concentration) von 8 µg Sb/m³ bei langfris-<br />
tiger inhalativer Exposition und unter der Annahme, dass Antimon nicht cancerogen wirkt -<br />
versucht, eine Abschätzung des gesundheitlichen Risikos vorzunehmen. Unter Anwendung<br />
eines Unsicherheitsfaktors von 100 (Faktor 10 zur Übertragung von Tier auf Mensch, Faktor<br />
10 zum Schutz empfindlicher Personengruppen) ergibt sich ein Vorsorgewert von 80 ng/m³.<br />
Diese Konzentration würde mit sehr hoher Sicherheit keine toxischen Wirkungen an der<br />
Lunge von exponierten Menschen hervorrufen. Die maximale Gesamtbelastung (Vorhaben)<br />
von Sb in PM10 von 3,136 ng/m³ beträgt demnach 3,92% des hier abgeleiteten Vorsorgewer-<br />
tes. Die Zusatzbelastung liegt bei maximal 0,045 % dieses Beurteilungswertes, sie ist damit<br />
als irrelevant nach TA Luft einzustufen.<br />
Auch die Referenzkonzentration (RK-Wert) nach Schneider & Kalberlah (2000) für die lang-<br />
fristige Aufnahme beträgt 80 ng/m³. Da das unit risk als qualitativ nicht ausreichend verläss-<br />
lich eingestuft wird, wird es hier nicht berücksichtigt.<br />
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Die Antimon-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP<br />
10 vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Antimon im Staubnieder-<br />
schlag wurden für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für<br />
die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene Sb-<br />
Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete Zusatz-<br />
belastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen<br />
Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrunde-<br />
gelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1 bis 10<br />
aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung berechnet.<br />
Tabelle 4.2.1-8: Vorhaben, Antimon im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung in % an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
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Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 72 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Vorbelastung<br />
in %<br />
MP 1 1,2 0,055 1,255 4,58<br />
MP 2 0,5 0,055 0,555 11,00<br />
MP 3 0,4 0,055 0,455 13,75<br />
MP 4 0,4 0,055 0,455 13,75<br />
MP 5 0,3 0,055 0,355 18,33<br />
MP 6 0,4 0,055 0,455 13,75<br />
MP 7 0,4 0,055 0,455 13,75<br />
MP 8 0,3 0,055 0,355 18,33<br />
MP 9 0,4 0,055 0,455 13,75<br />
MP 10 0,3 0,055 0,355 18,33<br />
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und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.1-9: Alternative GuD-Anlage, Antimon im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz-<br />
und Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung in % an den<br />
verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 73 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Vorbelastung<br />
in %<br />
MP 1 1,2 0,050 1,250 4,17<br />
MP 2 0,5 0,050 0,550 10,00<br />
MP 3 0,4 0,050 0,450 12,50<br />
MP 4 0,4 0,050 0,450 2,50<br />
MP 5 0,3 0,050 0,350 16,66<br />
MP 6 0,4 0,050 0,450 12,50<br />
MP 7 0,4 0,050 0,450 12,50<br />
MP 8 0,3 0,050 0,350 16,66<br />
MP 9 0,4 0,050 0,450 12,50<br />
MP 10 0,3 0,050 0,350 16,66<br />
Tabelle 4.2.1-10: Nullvariante, Antimon im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung in % an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Vorbelastung<br />
in %<br />
MP 1 1,2 0,080 1,208 6,67<br />
MP 2 0,5 0,080 0,508 16,00<br />
MP 3 0,4 0,080 0,408 20,00<br />
MP 4 0,4 0,080 0,408 20,00<br />
MP 5 0,3 0,080 0,308 26,67<br />
MP 6 0,4 0,080 0,408 20,00<br />
MP 7 0,4 0,080 0,408 20,00<br />
MP 8 0,3 0,080 0,308 26,67<br />
MP 9 0,4 0,080 0,408 20,00<br />
MP 1o 0,3 0,080 0,308 26,67<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Vorbelastung bei allen drei Alternativen vergleichend dar-<br />
gestellt.<br />
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Tabelle 4.2.1-11: Vergleich der drei Alternativen: Antimon im Staubniederschlag [µg/(m²xd)]<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vor-<br />
belastung <br />
Zusatz-<br />
belastung<br />
Seite 74 von 238<br />
Gesamt-<br />
belastung<br />
Vorhaben 1,2 0,055 1,255<br />
GuD-Anlage 1,2 0,050 1,250<br />
Nullvariante 1,2 0,080 1,280<br />
Insgesamt kann die Aussage getroffen werden, dass sowohl die Vorbelastung als auch die<br />
errechneten Zusatzbelastungen von Antimon im Staubniederschlag als sehr niedrig einzustu-<br />
fen sind.<br />
Gesamt-<strong>Bewertung</strong> von Antimon<br />
Die Vorbelastung im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger und die berechnete Zu-<br />
satzbelastung durch Antimon sowohl in der PM10-Fraktion wie auch im Staubniederschlag<br />
liegen sowohl bezogen auf die sonst üblicherweise anzutreffenden Immissionskonzentratio-<br />
nen als auch im Hinblick auf die vorliegenden Toxizitätsdaten in einem Konzentrationsbe-<br />
reich, der eine über das üblicherweise vorhandene Risiko hinausgehende Gefährdung der<br />
Bevölkerung mit großer Sicherheit ausschließt.<br />
Beim geplanten Vorhaben sowie bei den beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullva-<br />
riante ändert sich die Antimon-Gesamtbelastung praktisch nicht. Aus umweltmedizi-<br />
nisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung in der PM10-Fraktion und<br />
im Staubniederschlag für die im Beurteilungsgebiet wohnende Bevölkerung als uner-<br />
heblich zu beurteilen, die Zusatzbelastung ist praktisch nicht nachweisbar und damit<br />
als bedeutungslos einzustufen.<br />
4.2.2 Arsen (As)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Arsen ist in der ganzen Erdkruste in Spuren verteilt, z.B. in Steinkohle, Eruptiv- und Sedi-<br />
mentgesteinen. Im Boden sind Spuren in der Regel nachweisbar. Metalle, die aus sulfidi-<br />
schen Erzen hergestellt wurden, enthalten fast immer Spuren von Arsen.<br />
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Arsen wird in die Atmosphäre sowohl durch natürliche als auch durch anthropogene Emitten-<br />
ten freigesetzt. Die stärkste natürliche Emission erfolgt durch Vulkanausbrüche, die stärksten<br />
anthropogenen Emittenten sind Metallhütten (insbesondere Kupferhütten). Weiterhin ist die<br />
Kohleverbrennung hinsichtlich der globalen Emission von Arsen bedeutsam. Mineralische<br />
Rohstoffe und Brennstoffe enthalten Arsen im Allgemeinen nur in Konzentrationen z. B. von<br />
2 - 50 mg/kg in Steinkohle bzw. von 0,2 - 10 mg/kg in Braunkohle.<br />
Arsen wird heute als Legierungsbestandteil und in der Halbleiterherstellung verwendet. Ar-<br />
senhaltige Schädlingsbekämpfungsmittel und Pigmente spielen heute keine Rolle mehr.<br />
Beim Einsatz von Nichteisenmetall-Erzen in Hochtemperaturprozessen und Feuerungsanla-<br />
gen geht ein Teil des Arsens gasförmig in das Abgas über, um bei dessen Kühlung auf die<br />
üblichen Temperaturen von 100 - 200° C größtenteils wieder zu kondensieren. Dabei reichert<br />
sich Arsen im Flugstaub an, die Anreicherungsneigung ist jedoch geringer als bei den Metal-<br />
len Cadmium, Blei oder Nickel.<br />
Emissionsquellen sind Feuerungsanlagen, Nicht-Eisenmetallerzeugung, Eisen- und Stahl-<br />
Erzeugung, Steine/Erden-Verarbeitung einschließlich Glaserzeugung sowie Verbrennungs-<br />
anlagen.<br />
Die Arsen-Immissionskonzentrationen in verschiedenen Gebieten Deutschlands sind in den<br />
folgenden Tabellen dargestellt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 75 von 238<br />
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Tabelle 4.2.2-1: Arsen-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub und in der PM10-<br />
Fraktion in verschiedenen Gebieten (ng/m³)<br />
NRW<br />
Rhein/Ruhrgebiet SSt<br />
Rhein/Ruhrgebiet PM10<br />
Eifel (Simmerath) SSt<br />
Eifel (Simmerath) PM10 (2004)<br />
Bielefeld-Ost<br />
Hessen<br />
Kassel<br />
Wiesbaden-Süd<br />
Hanau-Mitte<br />
Wetzlar<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
1,3 – 8,1<br />
1,0 – 4,4<br />
0,5<br />
0,6<br />
1,0 (2004)<br />
0,6 (2007)<br />
1,3 (2007)<br />
0,6 (2007)<br />
1,2 (2007)<br />
Seite 76 von 238<br />
LUA NRW 2003<br />
LUA NRW 2003<br />
LUA NRW 2003<br />
LUA NRW 2005<br />
LUA NRW 2006<br />
HLUG Lufthyg. Jahresbeicht 2007<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Mainz Rheinallee<br />
Baden-Württemberg<br />
1,9<br />
LUWG/ZIMEN 2008<br />
Mannheim<br />
0,6 – 0,9 Baden-Württemberg Ministerium<br />
Heidelberg<br />
0,9<br />
Umwelt & Verkehr 2003<br />
Wilhelmsfeld<br />
0,3<br />
Ländlich 0,2 – 10 Hassauer/Kalberlah 1999<br />
Städtische u. Ballungsgebiete 10 – 750 Hassauer/Kalberlah 1999<br />
Industrie<br />
Hintergrund Ballungsräume<br />
10 – 30 Kühling & Peters 1994<br />
NRW<br />
2,0<br />
LAI 2004<br />
Bayern<br />
0,6 – 1,0<br />
LAI 2004<br />
Tabelle 4.2.2-2: Arsen-Konzentrationen im Staubniederschlag in verschiedenen Gebieten<br />
von Deutschland [µg/(m² x d)]<br />
Ruhrgebiet-Ost<br />
Wuppertal<br />
Bielefeld<br />
Kassel<br />
Wiesbaden Süd<br />
Untermain<br />
Wetzlar<br />
Ländlich<br />
Städtische u. Ballungsgebiete<br />
Industrie<br />
Bayern<br />
Jahresmittel Quelle<br />
0,8 – 1,2<br />
0,6 – 3,6<br />
< 0,15<br />
0,6<br />
0,8<br />
0,5<br />
0,6<br />
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schen 1 und 20 µg/L und (Mosel)Wein bis zu 0,5 mg/L (durch den früheren Eintrag von Ar-<br />
sen-haltigen Insektiziden in den Boden). Meeresfrüchte enthalten deutlich höhere Arsen-<br />
Konzentrationen (1 - 10 mg/kg) von überwiegend organischen Verbindungen.<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
Arsen wird vom Menschen überwiegend oral mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser sowie<br />
inhalativ aufgenommen, wobei der Umfang der Aufnahme von der Bindungsform abhängig<br />
ist; Arsen kann aber auch durch die Haut absorbiert werden. Organische Arsen-<br />
Verbindungen werden besonders beim Verzehr von Fischen, Muscheln und Krustentieren<br />
aufgenommen. Hier handelt es sich meist um Arsenbetain, Arsencholin und Trimethylarso-<br />
niumlactat und dessen Derivate.<br />
Arsen wird über das Blut sehr rasch im Körper transportiert. Es verteilt sich im menschlichen<br />
Gewebe in unterschiedlichen Konzentrationen. Anreicherungen finden sich in der Haut, den<br />
Hautanhangsgebilden, der Lunge, den Knochen und im Gehirn. Anorganische Arsenverbin-<br />
dungen werden im menschlichen Körper größtenteils methyliert (zu Dimethylarsinsäure, we-<br />
niger zu Methylarsonsäure). Diese methylierten Verbindungen werden nicht nur schneller mit<br />
dem Urin ausgeschieden, sie sind auch weniger toxisch.<br />
Die toxische Wirkung des Arsens beruht vor allem auf seiner Fähigkeit, kovalente Bindungen<br />
mit Thiol(SH)gruppen einzugehen. Verschiedene Enzyme wie die Monooxidase, Urease,<br />
Glucoseoxidase, Cholinoxidase u.a. können durch Arsen gehemmt werden.<br />
Akute Effekte sind nur bei hohen Dosen vorzugsweise am Gastrointestinaltrakt zu erwarten;<br />
eine Dosis von 70 bis 180 mg Arsentrioxid ist tödlich für den Menschen. Symptome einer<br />
Intoxikation sind vor allem Schluckbeschwerden, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen,<br />
Brustschmerzen und wässriger Durchfall. Anorganische Arsenverbindungen, besonders<br />
dreiwertige Oxide und Chloride, reizen Lunge und Haut.<br />
Chronische Arsen-Intoxikationen äußern sich in Störungen des peripheren und zentralen<br />
Nervensystems, in unregelmäßigen, dunklen Pigmentierungen der Haut (Melanose und Leu-<br />
kodermie), dem Auftreten von diagonalgestreiften weißen Fingernägeln (Mees'sche Streifen)<br />
und Warzen. Schäden an den Schleimhäuten zeigen sich hauptsächlich durch Konjunktiviti-<br />
den, Nasopharyngealkatarrhe, Nasenseptumperforationen, Bronchitiden, Diarrhoen und<br />
Obstipation sowie Bauchkrämpfe.<br />
Wirkungen auf das periphere Nervensystem zeigen sich in Paraesthesien, motorischen Aus-<br />
fällen und Verringerung der Nervenleitgeschwindigkeit. Mattigkeit und Apathie, selten Ence-<br />
phalopathien weisen auf Schädigungen des zentralen Nervensystems hin. Auch die Sehner-<br />
ven und das Gleichgewichtsorgan können betroffen sein. Die Leber kann Entzündungen,<br />
morphologische Veränderungen im Sinne einer Zirrhose bzw. eines Carcinoms aufweisen.<br />
Darüber hinaus sind herzschädigende Wirkungen (EKG-Veränderungen), Störungen der<br />
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Seite 77 von 238<br />
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Hämatopoese (Anämien und Agranulozytosen), allergische Kontaktdermatitiden und Durch-<br />
blutungsstörungen in den Extremitäten bis hin zu Gangrän (Blackfoot Disease) im Zusam-<br />
menhang mit Arsen-Expositionen beobachtet worden.<br />
Anzeichen für langandauernde berufliche oder umweltbedingte Expositionen sind hämatolo-<br />
gische und neurologische Symptome. Als kritische Schwellendosis für die tägliche Arsen-<br />
Zufuhr wird von verschiedenen Autoren 400 µg/Tag angegeben. Als Folge der Inhalation von<br />
Arsen wurde eine Zunahme folgender Krebsarten festgestellt: Lungen-, Haut- und Lebercar-<br />
cinome, Tumoren des Gehirns und des Nervensystems. Nach oraler Belastung sind vor al-<br />
lem Hautcarcinome zu erwarten.<br />
Wenige positive Befunde in Mutagenitätstests deuten auf eine kovalente Bindung mit DNA<br />
hin. Chromosomenveränderungen in Lymphozyten wurden beobachtet. Dagegen fehlen An-<br />
haltspunkte für mutagene Wirkungen auf Keimzellen. Insgesamt sprechen die Befunde für<br />
schwache mutagene Wirkungen in einigen Testsystemen. Arsen wirkt teratogen (fruchtschä-<br />
digend), es ist in der Lage, bei Tieren und auch beim Menschen die Plazenta zu passieren.<br />
Die beim Menschen cancerogene Wirkung auf Haut, Lunge und selten Leber durch anorga-<br />
nisches Arsen ist epidemiologisch belegt, sie wird mit der Hemmung von Reparaturprozes-<br />
sen erklärt; möglicherweise wird in den Nukleotiden der Phosphatrest durch Arsenat ersetzt,<br />
da beide Ionen in ihrer Struktur ähnlich sind. Organische Arsen-Verbindungen scheinen nicht<br />
cancerogen zu wirken. Die erhobenen Daten erlauben zum Teil die Ableitung von Dosis-<br />
Wirkungsbeziehungen bezüglich der durch Inhalation bedingten malignen Erkrankungen der<br />
Lunge und der durch orale Aufnahme verursachten malignen Hauterkrankungen.<br />
Vom Länderausschuss für Immissionsschutz (LAI 2004) wird ein unit risk (geschätztes<br />
Krebsrisiko eines Menschen nach konstanter Exposition über 70 Jahre gegenüber einer<br />
Konzentration von 1 µg Schadstoff je m³ Atemluft) für Arsen mit 4 x 10 -3 angegeben.<br />
Grenz- und Orientierungswerte für Arsen<br />
In der MAK-Liste werden Arsen und anorganische Arsenverbindungen als krebserzeugend,<br />
Kategoie 1 eingestuft, d.h. als Stoffe, die beim Menschen Krebs erzeugen und bei denen<br />
davon auszugehen ist, dass sie einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leisten, es<br />
wird kein MAK-Wert festgelegt, es ist in die Keimzellmutagen-Kategorie 3A eingestuft (DFG<br />
2008). Wie oben bereits dargestellt, sind mit Inkrafttreten der novellierten Gefahrstoffverord-<br />
nung (GefahrStoffV) am 01.01.2005 in der MAK- und BAT-Werte-Liste keine TRK-<br />
(Technische Richtkonzentration)-Werte mehr aufgeführt.<br />
In Tabelle 4.2.2-3 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte dargestellt, die für Ar-<br />
sen festgelegt sind.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 78 von 238<br />
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Tabelle 4.2.2-3: Grenz- und Orientierungswerte für Arsen<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV (14.08.2003)<br />
13. BImSchV (20.07.2004)<br />
DFG (2008) MAK-Wert 1<br />
TA Luft (2002) 2<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-<br />
/Orientierungswerte<br />
0,5 mg/m³ *<br />
0,05 mg/m³ **<br />
0,5 mg/m³ *<br />
0,05 mg/m³ **<br />
-<br />
Seite 79 von 238<br />
Bemerkungen<br />
Krebskategorie 1, Arsen und anorganische<br />
As-Verbindungen<br />
Keimzellmutagen-Kategorie 3A<br />
4 µg/(m² x d) Mittelungszeitraum: Jahr, Deposition<br />
EU Richtlinie 2004/107/EG<br />
15.12.2004<br />
6,0 ng/m³ Zielwert<br />
22. BImSchV (neugefasst 04.<br />
Juni 2007)<br />
6,0 ng/m³ Zielwert, gültig ab 31.12.2012<br />
VDI MIK-Wert -<br />
WHO<br />
- cancerogen, ein „sicherer“ Wert kann nicht<br />
angegeben werden<br />
LAI (1992)<br />
5 ng/m³<br />
LAI (2004)<br />
6 ng/m³<br />
TrinkwV (2001)<br />
0,01 mg/L<br />
Kühling/Peters (Vorsorgewerte)<br />
Schwebstaub<br />
Staubniederschlag<br />
< 1 ng/m³<br />
5 µg/(m² x d)<br />
TRD Wert 3 Hintergrundwerte<br />
60 ng/kgxd<br />
100 ng/m³; 10 ng/(kgxd)<br />
Land<br />
Stadt<br />
0,2 – 10 ng/m³<br />
10 – 750 ng/m³<br />
Land<br />
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Gefährdungsabschätzung für Arsen (As) in der PM10-Fraktion und im Staubnieder-<br />
schlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Arsen-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer MP<br />
5) vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die drei<br />
Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für<br />
die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene As-<br />
Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 (außer MP 5) sowie die von Argumet be-<br />
rechnete Zusatzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maxima-<br />
len zusätzlichen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Mess-<br />
punkte zugrundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den ver-<br />
schiedenen Messpunkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und<br />
das Verhältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.2-4: Vorhaben, Arsen in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 80 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
LAI: 6 ng/m³<br />
MP 1 0,8 0,11 0,91 13,75 1,83<br />
MP 2 0,7 0,11 0,81 15,71 1,83<br />
MP 3 0,7 0,11 0,81 15,71 1,83<br />
MP 4 0,5 0,11 0,61 22,00 1,83<br />
MP 6 0,9 0,11 1,01 12,22 1,83<br />
MP 7 0,8 0,11 0,91 13,75 1,83<br />
MP 8 0,7 0,11 0,81 15,71 1,83<br />
MP 9 0,8 0,11 0,91 13,75 1,83<br />
MP 10 0,9 0,11 1,01 12,22 1,83<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.2-5: Alternative GuD-Anlage, Arsen in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 81 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
LAI: 6 ng/m³<br />
MP 1 0,8 0,065 0,865 8,13 1,08<br />
MP 2 0,7 0,065 0,765 9,29 1,08<br />
MP 3 0,7 0,065 0,765 9,29 1,08<br />
MP 4 0,5 0,065 0,565 13,00 1,08<br />
MP 6 0,9 0,065 0,965 7,22 1,08<br />
MP 7 0,8 0,065 0,865 8,13 1,08<br />
MP 8 0,7 0,065 0,765 9,29 1,08<br />
MP 9 0,8 0,065 0,865 8,13 1,08<br />
MP 10 0,9 0,065 0,965 7,22 1,08<br />
Tabelle 4.2.2-6: Nullvariante, Arsen in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
LAI: 6 ng/m³<br />
MP 1 0,8 0,21 1,01 26,25 3,5<br />
MP 2 0,7 0,21 0,91 30,00 3,5<br />
MP 3 0,7 0,21 0,91 30,00 3,5<br />
MP 4 0,5 0,21 0,71 42,00 3,5<br />
MP 6 0,9 0,21 1,11 23,33 3,5<br />
MP 7 0,8 0,21 1,01 26,25 3,5<br />
MP 8 0,7 0,21 0,91 30,00 3,5<br />
MP 9 0,8 0,21 1,01 26,25 3,5<br />
MP 10 0,9 0,21 1,11 23,33 3,5<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
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Tabelle 4.2.2-7: Vergleich der drei Alternativen: Arsen in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung<br />
Max. Zusatzbelastung<br />
Seite 82 von 238<br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 0,9 0,11 1,01 1,83<br />
GuD-Anlage 0,9 0,065 0,965 1,08<br />
Nullvariante 0,9 0,21 1,11 3,50<br />
Immissionsgrenzwerte sind für Arsen weder in der TA Luft noch vom VDI bzw. in den WHO<br />
Air Quality Guidelines festgelegt worden. Der LAI gibt einen Orientierungswert von 6 ng/m³<br />
an. Die 4. Tochter-Richtlinie sieht ebenfalls einen Immissionswert von 6 ng/m³ vor.<br />
Die hier festgestellten Arsen-Gesamt-Konzentrationen von maximal 1,11 ng/m³ (Nullvariante,<br />
MP 6 und MP 10) liegen deutlich unter dem vorgeschlagenen Immissionswert von 6 ng/m³,<br />
sie betragen maximal 18,5 % dieses Wertes. Die errechnete Zusatzbelastung liegt bei 1,83<br />
% (Vorhaben 1.100 MW Steinkohleblock) bzw. 1,1 % (Alternative GuD-Anlage) dieses Beur-<br />
teilungswertes, sie ist damit für diese beiden Alternativen als irrelevant nach TA Luft einzu-<br />
stufen.<br />
Die errechnete Zusatzbelastung bei der Nullvariante liegt bei 3,5 % dieses Beurteilungswer-<br />
tes, sie ist damit als nicht irrelevant nach TA Luft einzustufen.<br />
Bei Anwendung des vom LAI festgesetzten unit risk von 4 x 10 -3 pro 1 µg As/m³ können fol-<br />
gende Krebsrisiken vergleichend für die drei Alternativen errechnet werden:<br />
Tabelle 4.2.2-8: Vergleich der drei Alternativen: Errechnete Krebsrisiken<br />
Krebsrisiko<br />
Gesamtbelastung<br />
(max)<br />
Krebsrisiko<br />
Zusatzbelastung<br />
(max)<br />
Vorhaben 4,0 x10 -6 4,4 x10 -7<br />
GuD-Anlage 3,86 x10 -6 2,6 x10 -7<br />
Nullvariante 4,4 x10 -6 8,4 x10 -7<br />
Das maximale errechnete zusätzliche Krebsrisiko beträgt 8,4 x10 -7 (Nullvariante), das sind 8<br />
bis 9 Krebsfälle pro 10 Millionen Menschen.<br />
Das durch die Zusatzbelastung entstehende (geschätzte) zusätzliche gesundheitliche<br />
Risiko für die Bevölkerung ist beim geplanten Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock)<br />
sowie bei den beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante damit so gering, dass<br />
es als praktisch nicht mehr nachweisbar ("virtually safe dose") einzustufen ist.<br />
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und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Arsen im Staubniederschlag<br />
Die Arsen-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10<br />
vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Arsen im Staubniederschlag<br />
wurden für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für<br />
die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene As-<br />
Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete Zusatz-<br />
belastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen<br />
Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrunde-<br />
gelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1 bis 10<br />
aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis von Zu-<br />
satzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.2-9: Vorhaben, Arsen im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 83 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft (Boden)<br />
4 [µg/(m²xd)]<br />
MP 1 0,7 0,17 0,87 24,29 4,25<br />
MP 2 0,4 0,17 0,57 42,50 4,25<br />
MP 3 0,4 0,17 0,57 42,50 4,25<br />
MP 4 0,4 0,17 0,57 42,50 4,25<br />
MP 5 1,2 0,17 1,37 14,17 4,25<br />
MP 6 0,4 0,17 0,57 42,50 4,25<br />
MP 7 0,4 0,17 0,57 42,50 4,25<br />
MP 8 0,4 0,17 0,57 42,50 4,25<br />
MP 9 0,3 0,17 0,47 56,67 4,25<br />
MP 10 0,2 0,17 0,27 85,00 4,25<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.2-10: Alternative GuD-Anlage, Arsen im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung<br />
zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 84 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft (Boden)<br />
4 [µg/(m²xd)]<br />
MP 1 0,7 0,15 0,85 21,43 3,75<br />
MP 2 0,4 0,15 0,55 37,50 3,75<br />
MP 3 0,4 0,15 0,55 37,50 3,75<br />
MP 4 0,4 0,15 0,55 37,50 3,75<br />
MP 5 1,2 0,15 1,35 12,5 3,75<br />
MP 6 0,4 0,15 0,55 37,50 3,75<br />
MP 7 0,4 0,15 0,55 37,50 3,75<br />
MP 8 0,4 0,15 0,55 37,50 3,75<br />
MP 9 0,3 0,15 0,45 50,00 3,75<br />
MP 10 0,2 0,15 0,25 75,00 3,75<br />
Tabelle 4.2.2-11: Nullvariante, Arsen im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft (Boden)<br />
4 [µg/(m²xd)]<br />
MP 1 0,7 0,24 0,94 34,29 6,0<br />
MP 2 0,4 0,24 0,64 60,00 6,0<br />
MP 3 0,4 0,24 0,64 60,00 6,0<br />
MP 4 0,4 0,24 0,64 60,00 6,0<br />
MP 5 1,2 0,24 1,44 20,00 6,0<br />
MP 6 0,4 0,24 0,64 60,00 6,0<br />
MP 7 0,4 0,24 0,64 60,00 6,0<br />
MP 8 0,4 0,24 0,64 60,00 6,0<br />
MP 9 0,3 0,24 0,54 80,00 6,0<br />
MP 10 0,2 0,24 0,44 120,00 6,0<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
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Tabelle 4.2.2-12: Vergleich der drei Alternativen: Arsen im Staubniederschlag [µg/(m²xd)]<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelas-<br />
tung<br />
Max. Zusatz-<br />
belastung<br />
Seite 85 von 238<br />
Gesamtbelas-<br />
tung<br />
Verhältnis Zu-<br />
satzbel./Beur-<br />
teilungswert in %<br />
Vorhaben 1,2 0,17 1,37 4,25<br />
GuD-Anlage 1,2 0,15 1,35 3,75<br />
Nullvariante 1,2 0,24 1,44 6,00<br />
Die Vorbelastung an Arsen im Staubniederschlag ist üblicherweise vorkommend, die errech-<br />
neten Zusatzbelastungen dagegen sind vergleichsweise hoch einzustufen. Die errechnete<br />
Zusatzbelastung bei der Nullvariante ist als nicht irrelevant zu beurteilen.<br />
Kühling & Peters geben als häufige Belastung von Arsen im Staubniederschlag in ländlichen<br />
Bereichen von weniger als 3 µg/(m²xd) an. Als Anhaltswert (mittlere Deposition zur Begren-<br />
zung unerwünschter Anreicherungen in nicht vorbelasteten Böden) schlagen die Autoren<br />
eine As-Konzentration von 5 µg/(m² x d) vor. Die hier berechnete Gesamtbelastung liegt bei<br />
48 % dieses Wertes. Der Anhaltswert ist nicht toxikologisch abgeleitet.<br />
Die Immissionsbelastung an Arsen in der PM10-Fraktion und auch im Staubniederschlag liegt<br />
im Einzugsbereich des geplanten Kraftwerkblock 6 sowohl bezogen auf die sonst üblicher-<br />
weise anzutreffenden Immissionskonzentrationen als auch im Hinblick auf die vorliegenden<br />
Toxizitätsdaten in einem Konzentrationsbereich, der eine über das üblicherweise vorhande-<br />
ne Risiko hinausgehende Gefährdung der Bevölkerung mit großer Sicherheit ausschließt.<br />
Die Gesamtbelastung im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger durch Arsen<br />
in der PM10-Fraktion sowie im Staubniederschlag liegt im Hinblick auf die vorliegenden<br />
Toxizitätsdaten in einem Konzentrationsbereich, der eine über das üblicherweise vor-<br />
handene (Krebs)-Risiko hinausgehende Gefährdung der Bevölkerung mit großer Si-<br />
cherheit ausschließt.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Zusatzbelastung von Arsen<br />
in der PM10-Fraktion und im Staubniederschlag durch das geplante Vorhaben<br />
(1.100 MW Steinkohleblock) und die Alternative GuD-Anlage als irrelevant nach TA<br />
Luft einzustufen, sie ist praktisch nicht nachweisbar und als vernachlässigbar bewerten.<br />
Die errechnete Zusatzbelastung in der PM10-Fraktion und im Staubniederschlag<br />
durch die Alternative Nullvariante ist als nicht irrelevant nach TA Luft zu bewerten.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist jedoch die Gesamtbelastung<br />
von Arsen sowohl in der PM10-Fraktion als auch im Staubniederschlag für die im Beur-<br />
teilungsgebiet wohnende Bevölkerung durch das geplante Vorhaben (1.100 MW Stein-<br />
kohleblock) sowie durch die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante an allen<br />
hier betrachteten Messpunkten als unerheblich zu beurteilen.<br />
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4.2.3 Blei (Pb)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Das Schwermetall Blei kommt in der Umwelt ubiquitär vor, es wird bei der Gewinnung von<br />
Erzen und bei vielfältigen Verarbeitungen von Metallen (Bleihütten, Batteriefabriken usw.)<br />
emittiert. Weitere Emissionsquellen sind auch hier Feuerungsanlagen, Verbrennungsanlagen<br />
usw.. Blei wurde bis in die siebziger Jahre in besonderem Maße mit den Abgasen des Kraft-<br />
verkehrs emittiert. Seitdem bleifreies Benzin Verwendung findet, sind die Blei-Immis-<br />
sionskonzentrationen in Deutschland deutlich gesunken.<br />
In den beiden folgenden Tabellen sind die Blei-Konzentrationen in verschiedenen Gebieten<br />
Deutschlands im Schwebstaub, in der PM10-Fraktion und im Staubniederschlag dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.3-1: Blei-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub und in der PM10-Fraktion in<br />
verschiedenen Gebieten (ng/m³)<br />
NRW<br />
Ruhrgebiet Schwebstaub<br />
Rhein-Ruhrgebiet PM10<br />
Eifel (Simmerath) Gesamt-<br />
schwebstaub<br />
Bielefeld-Ost PM10<br />
Hessen<br />
städtisch<br />
ländlich<br />
Darmstadt PM10<br />
Wetzlar PM10<br />
Kl. Feldberg PM10<br />
Kassel-Nord<br />
Hanau-Mitte<br />
Baden-Württemberg<br />
Mannheim<br />
Heidelberg<br />
Wilhelmsfeld<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Mainz Rheinallee<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
20 - 40<br />
10 - 110<br />
40<br />
10<br />
9 – 24<br />
5 – 6<br />
6 (2007)<br />
25 (2007)<br />
4 (2007)<br />
6 (2007)<br />
8 (2007)<br />
13 - 20<br />
11<br />
8<br />
9,8<br />
Seite 86 von 238<br />
LUA NRW 2001 LUQS<br />
LUA NRW 2002<br />
LUA NRW 2001 LUQS<br />
LUA 2006<br />
HLUG Lufthygienischer Jahresbericht<br />
2002<br />
HLUG Lufthygienischer Jahresbericht<br />
2002 HLUG 2007<br />
Baden-Württemberg Ministerium<br />
Umwelt & Verkehr 2003<br />
LUWG/ZIMEN 2008<br />
Städtische u. Ballungsgebiete 100 – 400 Kühling & Peters 1994<br />
Ländlich 50 – 100 Kühling & Peters 1994<br />
Industrie 1.000 oder mehr Kühling & Peters 1994<br />
Stadt/Land (Durchschnitt) 1.000 Kalberlah 1999<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
In der folgenden Tabelle sind die Blei-Konzentrationen im Staubniederschlag in verschiede-<br />
nen Gebieten Deutschlands aus den frühen neunziger Jahren sowie aus den Jahren 2004<br />
und 2007 dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.3-2: Blei-Konzentrationen im Staubniederschlag [µg/(m² x d)] in verschiedenen<br />
Gebieten<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel<br />
Seite 87 von 238<br />
Quelle<br />
Land K.A. Kühling & Peters 1994<br />
Stadt<br />
Industrie<br />
Bayern<br />
Hessen<br />
Wiesbaden-Süd<br />
Untermain<br />
Wetzlar<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
40 - 1.000<br />
60 - 5.000<br />
1,8 – 14,4 (2004)<br />
7,0 (2007<br />
6,9 (2007)<br />
4,9 (2007)<br />
LfU Bayern 2005<br />
HLUG Lufthyg. Jahresbericht 2007<br />
Die Bleiaufnahme aus Lebensmitteln unterliegt großen Streuungen. Als Zufuhr an Blei über<br />
Lebensmittel wird eine Größenordnung um 50 µg/d für Kinder angegeben, für Erwachsene<br />
100 µg/d (WHO 1987, Wilhelm und Ewers 1993, Kalberlah 1999). Andere Angaben aus<br />
Nordrhein-Westfalen geben für Jungen 0,8 µg/kgxd an, für Mädchen 0,64 µg/kgxd (Wilhelm<br />
und Ewers, 1993, Ewers 1993). Die Gesamtzufuhr von Blei bei Kindern wird auf ca. 160 µg/d<br />
(10 - 16 µg/kg x d bei 10 – 15 kg Körpergewicht) abgeschätzt. Bei nicht beruflich exponierten<br />
Erwachsenen wird eine Zufuhr von ca. 150 – 160 µg/d angenommen (Wilhelm und Ewers<br />
1993).<br />
Hiervon werden im Verdauungstrakt bei den Erwachsenen ca. 5 bis 10 % absorbiert; bei den<br />
Kleinkindern liegt die Absorptionsrate mit ca. 50 % deutlich höher (Kalberlah 1999).<br />
Blei wird vorwiegend oral und inhalativ aufgenommen. Die Absorption ist abhängig von der<br />
Löslichkeit der Bleiverbindungen und der Zusammensetzung der Nahrung. Calcium- und<br />
Vitamin D-Mangel verstärken die Absorption. Die Belastung des Organismus durch Inhalati-<br />
on bleihaltigen Staubes wird durch Deposition, Elimination und Absorption der inhalierten<br />
Staubpartikel bestimmt. Es wird davon ausgegangen, dass der absorbierte Anteil an inhalativ<br />
aufgenommenem Blei bei ca. 90% liegt.<br />
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Das absorbierte Blei gelangt zunächst in das Blut und verteilt sich auf die verschiedenen<br />
Organe und Gewebe. Etwa 90 % des im Blut befindlichen Bleis ist an Bestandteile der<br />
Erythrozyten gebunden. Durch Hemmung verschiedener Enzyme beeinflusst Blei die Häm-<br />
synthese auf mehreren Stufen. Einige Vorstufen des Häm treten vermehrt im Blut auf und<br />
werden mit dem Urin ausgeschieden (z.B. die δ-Aminolävulinsäure und das Coproporphino-<br />
gen-III). Weiterhin sind Wirkungen von Blei auf die Erythrozytenmembran und eine Vermin-<br />
derung der Lebensdauer von Erythrozyten beschrieben worden.<br />
Blei wird vorwiegend im Knochen gespeichert. Es kann die Plazenta passieren und damit in<br />
den fetalen Blutkreislauf gelangen. Weiterhin ist Blei in geringem Umfang in der Lage, die<br />
Blut-Hirnschranke zu durchdringen. Dies ist besonders für Kinder relevant, bei denen diese<br />
noch nicht vollständig ausgebildet ist. Die Ausscheidung von Blei erfolgt über die Faeces und<br />
die Nieren, ein geringer Teil wird in Haaren und Nägeln eliminiert.<br />
Akute Intoxikationen sind selten, da die meisten Bleiverbindungen schwerlöslich sind. Es<br />
treten Symptome auf wie Erbrechen, Darmkoliken, Verstopfung und akutes Nierenversagen.<br />
Gelegentlich wird eine Blei-Encephalopathie festgestellt, die sich in Erbrechen, Apathie,<br />
Schwindelgefühl und Koordinationsstörungen, Überaktivität und anderen Erscheinungen<br />
zeigt.<br />
Die bekanntesten Effekte bei chronischen Bleiintoxikationen sind Schwächegefühl, Appetitlosigkeit,<br />
Nervosität, Obstipation, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Zittern, Encephalopathien<br />
und Koliken. Im Wesentlichen lassen sich folgende Symptome feststellen:<br />
Blässe, Gewichtsabnahme, Anämien, erhöhte Ausscheidung an δ-Aminolävulinsäure im<br />
Urin, erhöhter Blutbleispiegel, basophil getüpfelte Erythrozyten, Tremor und Bleisaum an den<br />
Zähnen.<br />
Es liegen zahlreiche Untersuchungsergebnisse über Schädigungen des zentralen und des<br />
peripheren Nervensystems als Folge beruflicher oder umweltbedingter Bleiexposition vor.<br />
Offensichtlich besteht ein Zusammenhang zwischen erhöhter vorgeburtlicher und/oder frühkindlicher<br />
Bleibelastung und neuropsychologischen Auffälligkeiten wie Hyperaktivität und<br />
Störungen der Feinmotorik, Intelligenzminderung und Minderung der Lernleistung.<br />
Angaben zur Cancerogenität sind widersprüchlich. Während einige Autoren keine Hinweise<br />
für cancerogene oder cocancerogene Wirkungen beim Menschen sehen, ist bei Tieren dagegen<br />
die Entstehung von Krebs nach hohen Gaben beobachtet worden. Andere Autoren<br />
gehen von einer möglichen cancerogenen Wirkung beim Menschen aus, während keine ausreichenden<br />
Beweise im Tierexperiment vorliegen.<br />
Mutagene Wirkungen (Chromosomenaberrationen) sind bei Blei-Intoxikationen bekannt. Abgesehen<br />
von seiner toxischen Wirkung auf den Fetus gibt es keinen Hinweis für die Teratogenität<br />
von Blei.<br />
Die Blei-Exposition von Einzelpersonen lässt sich am besten anhand der Blei-Konzentration<br />
im Vollblut als sogenannte innere Blei-Belastung charakterisieren. Die Blei-Konzentrationen<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 88 von 238<br />
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im Blut der Normalbevölkerung in Deutschland liegen derzeit im Mittel zwischen 6 bis 7<br />
µg/100 ml; Blei-Konzentrationen oberhalb von 15 µg/100 ml werden nur noch bei weniger als<br />
1 % der Bevölkerung beobachtet. Die WHO fordert (für Europa), dass 98 % der Normalbevölkerung<br />
(Erwachsene und Kinder) eine Blei-Konzentration von weniger als 20 µg/100 ml<br />
Blut haben sollten.<br />
Grenz- und Orientierungswerte für Blei<br />
Die Kommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(MAK-Kommission) hat Blei und seine Verbindungen (atembare Fraktion)<br />
im Jahr 2006 erstmalig in die (Krebs)-Kategorie 2 eingestuft (Stoffe, die als krebserzeugend<br />
für den Menschen anzusehen sind, weil durch hinreichende Ergebnisse aus Langzeit-<br />
Tierversuchen oder Hinweise aus Tierversuchen und epidemiologischen Untersuchungen<br />
davon auszugehen ist, dass sie einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leisten). Ein<br />
MAK-Wert wird seit 2004 nicht mehr festgelegt (DFG 2008).<br />
In Tabelle 4.2.3-3 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte dargestellt, die für Blei<br />
festgelegt sind.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 89 von 238<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.3-3: Grenz- und Orientierungswerte für Blei<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV *<br />
13. BImSchV<br />
DFG (2008) MAK-Wert 1<br />
TA Luft (2002)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/Orientierungswerte<br />
0,5 mg/m³ *<br />
0,5 mg/m³<br />
-<br />
0,5 µg/m³<br />
100 µg/(m² x d) 2<br />
VDI MIK-Wert 1,5 µg/m³<br />
WHO 3<br />
22.BImSchV (2002)<br />
Immissionsgrenzwert<br />
0,5 µg/m³<br />
TrinkwV (2001) 0,01 mg/L<br />
DFG 4 BAT-Werte<br />
(BLW Biologischer Leit-Wert)<br />
WaBoLu 5 BAT I<br />
BAT II<br />
BAT I<br />
BAT II<br />
Seite 90 von 238<br />
Bemerkungen<br />
Krebskategorie 2<br />
Keimzellmutagen-Kategorie 3A<br />
Mittelungszeitraum: Jahr<br />
Deposition, Mittelungszeitraum: Jahr<br />
Jahresmittelwert<br />
3 µg/m³<br />
Mittelwert über 24 Stunden<br />
0,5 µg/m³ Jahresmittelwert<br />
400 µg/L Vollblut<br />
100 µg/L Vollblut<br />
100 µg/L Vollblut<br />
150 µg/L Vollblut<br />
150 µg/L Vollblut<br />
250 µg/L Vollblut<br />
TRD Wert 6 1 µg/kg x d<br />
Kühling & Peters,<br />
Vorsorgewerte<br />
Hintergrundwerte<br />
Durchschnitt Stadt/Land<br />
Land<br />
Stadt<br />
Land<br />
Stadt<br />
< 0,5 µg/m³ 7<br />
20 µg/(m² x d) 8<br />
1 µg/m³<br />
0,05 - 0,1 µg/m³<br />
0,1 – 0,4 µg/m³<br />
20 – 80 µg/(m²xd)<br />
40 – 1.000 µg/(m²xd)<br />
Jahresmittelwert<br />
Frauen jünger als 45 Jahre<br />
Risikogruppen<br />
Risikogruppen<br />
übrige Personen<br />
übrige Personen<br />
langfristige Aufnahme<br />
Jahresmittel, Mindestniveau<br />
Jahresmittel, mittlere Depositionsrate<br />
als Anhaltswert zur Begrenzung<br />
unerwünschter Anreicherungen in<br />
nicht vorbelasteten Böden<br />
Schwebstaub (Kalberlah 1999)<br />
Schwebstaub (Kühling & Peters 1994)<br />
Schwebstaub (Kühling & Peters 1994)<br />
Staubniederschlag (Kühling & Peters 1994)<br />
Staubniederschlag (Kühling & Peters 1994)<br />
* 17. BImSchV § 5 (1) 3 b) / 13. BImSchV § 4(1) 3. b): Die Verbrennungsanlagen/ Feuerungsanlagen sind<br />
so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet<br />
ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Antimon, Arsen, Blei, Chrom, Cobalt, Kupfer, Mangan, Nickel,<br />
Vanadium und Zinn.<br />
1 Krebs-Kategorie 2: Stoffe, die als krebserzeugend für den Menschen anzusehen sind, weil durch hinreichende<br />
Ergebnisse aus Langzeit-Tierversuchen oder Hinweise aus Tierversuchen und epidemiologischen<br />
Untersuchungen davon auszugehen ist, dass sie einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko<br />
leisten. Ein MAK-Wert wird seit 2004 nicht mehr festgelegt.<br />
2 Immissionswerte für Schadstoffdepositionen zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen<br />
3<br />
4<br />
Luftqualitätsleitwert (WHO 2000)<br />
Biologische Arbeitsstofftoleranzwerte (zum Schutz der Gesundheit von Beschäftigten am Arbeitsplatz)<br />
5 Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Umweltbundesamtes: HBM: Human-Biomonitoring-<br />
6<br />
Werte (Anonym 1996)<br />
Kalberlah (1999)<br />
7<br />
nach Kühling & Peters, Mindestniveau, sofern die Grundbelastung geringer ist, sollte der gefundene<br />
Wert angesetzt werden.<br />
8<br />
nach Kühling & Peters, mittlere Depositionsrate zum Erhalt der Nahrungsmittelqualität für relativ<br />
unbelastete Böden<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Gefährdungsabschätzung für Blei (Pb) in der PM10-Fraktion und im Staubniederschlag<br />
im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Blei-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer MP 5)<br />
vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die drei<br />
Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für<br />
die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene Pb-<br />
Vorbelastung an den verschiedenen Messstellen sowie die von Argumet berechnete Zusatz-<br />
belastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen<br />
Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrunde-<br />
gelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den verschiedenen Mess-<br />
punkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis<br />
von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.3-4: Vorhaben, Blei in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in<br />
ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und<br />
Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 91 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
TA Luft: 500 ng/m³<br />
MP 1 7,2 0,36 7,56 5,00 0,072<br />
MP 2 6,2 0,36 6,56 5,81 0,072<br />
MP 3 5,9 0,36 6,26 6,10 0,072<br />
MP 4 4,8 0,36 5,16 7,50 0,072<br />
MP 6 9,2 0,36 9,56 3,91 0,072<br />
MP 7 6,4 0,36 6,76 5,63 0,072<br />
MP 8 5,3 0,36 5,66 6,79 0,072<br />
MP 9 6,9 0,36 7,26 5,22 0,072<br />
MP 10 8,0 0,36 8,36 4,50 0,072<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.3-5: Alternative GuD-Anlage, Blei in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 92 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
TA Luft: 500 ng/m³<br />
MP 1 7,2 0,22 7,42 3,06 0,044<br />
MP 2 6,2 0,22 6,42 3,55 0,044<br />
MP 3 5,9 0,22 6,12 3,73 0,044<br />
MP 4 4,8 0,22 5,02 4,58 0,044<br />
MP 6 9,2 0,22 9,42 2,39 0,044<br />
MP 7 6,4 0,22 6,62 3,43 0,044<br />
MP 8 5,3 0,22 5,52 4,15 0,044<br />
MP 9 6,9 0,22 7,12 3,19 0,044<br />
MP 10 8,0 0,22 8,22 2,75 0,044<br />
Tabelle 4.2.3-6: Nullvariante, Blei in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
TA Luft: 500 ng/m³³<br />
MP 1 7,2 0,70 7,90 9,72 0,14<br />
MP 2 6,2 0,70 6,90 11,29 0,14<br />
MP 3 5,9 0,70 6,60 11,86 0,14<br />
MP 4 4,8 0,70 5,50 14,58 0,14<br />
MP 6 9,2 0,70 9,90 7,61 0,14<br />
MP 7 6,4 0,70 7,10 10,94 0,14<br />
MP 8 5,3 0,70 6,00 13,21 0,14<br />
MP 9 6,9 0,70 7,60 10,14 0,14<br />
MP 10 8,0 0,70 8,70 8,75 0,14<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.3-7: Vergleich der drei Alternativen: Blei in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung<br />
Max. Zusatzbelastung<br />
Seite 93 von 238<br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 9,2 0,36 9,56 0,072<br />
GuD-Anlage 9,2 0,22 9,42 0,044<br />
Nullvariante 9,2 0,70 9,90 0,140<br />
Der Immissionswert der TA Luft ist mit 0,5 µg/m³ (= 500 ng/m³) festgelegt, d.h. die maximale<br />
Gesamtbelastung von 9,90 ng/m³ beträgt 1,98 % des TA Luft-Immissionswertes. Die errechnete<br />
maximale Zusatzbelastung von 0,7 ng/m³ liegt bei 0,14 % dieses Immissionswertes, sie<br />
ist für das Vorhaben und die beiden Alternativen als irrelevant nach TA Luft einzustufen.<br />
Die Blei-Immissionskonzentrationen in städtischen Bereichen in Nordrhein-Westfalen liegen<br />
in den letzten Jahren bei 10 bis 40, max. bis 110 ng Pb/m³, in städtischen Gebieten in Hessen<br />
bei 9 bis 24 ng/m³, die Messwerte an der HLUG-Messstelle Hanau-Mitte lagen im Jahr<br />
2007 bei 9 ng/m³. Die hier betrachteten Konzentrationen von maximal 9,9 ng/m³ liegen im<br />
Bereich der heutigen Hintergrundbelastung von städtischen Gebieten.<br />
Blei im Staubniederschlag<br />
Die Blei-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10<br />
vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Blei im Staubniederschlag wur-<br />
den für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für<br />
die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene Blei-<br />
Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete Zusatz-<br />
belastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen<br />
Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrunde-<br />
gelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1 bis 10<br />
aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis von Zu-<br />
satzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.3-8: Vorhaben, Blei im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 94 von 238<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/Vorbelas<br />
tung in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft (Boden) 100<br />
[µg/(m²xd)]<br />
MP 1 2,6 0,55 3,15 21,15 0,55<br />
MP 2 2,7 0,55 3,25 20,37 0,55<br />
MP 3 3,1 0,55 3,65 17,74 0,55<br />
MP 4 2,7 0,55 3,25 20,37 0,55<br />
MP 5 3,2 0,55 3,75 17,19 0,55<br />
MP 6 3,3 0,55 3,85 16,67 0,55<br />
MP 7 2,4 0,55 2,95 22,92 0,55<br />
MP 8 8,0 0,55 8,55 6,88 0,55<br />
MP 9 2,5 0,55 3,05 22,00 0,55<br />
MP 10 2,1 0,55 2,65 26,19 0,55<br />
Tabelle 4.2.3-9: Alternative GuD-Anlage, Blei im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung<br />
zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft (Boden)<br />
100 [µg/(m²xd)]<br />
MP 1 2,6 0,5 3,10 19,23 0,5<br />
MP 2 2,7 0,5 3,20 18,52 0,5<br />
MP 3 3,1 0,5 3,60 16,13 0,5<br />
MP 4 2,7 0,5 3,20 18,50 0,5<br />
MP 5 3,2 0,5 3,70 15,63 0,5<br />
MP 6 3,3 0,5 3,80 15,15 0,5<br />
MP 7 2,4 0,5 2,90 20,83 0,5<br />
MP 8 8,0 0,5 8, 50 6,25 0,5<br />
MP 9 2,5 0,5 3,00 20,00 0,5<br />
MP 10 2,1 0,5 2,60 23,81 0,5<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.3-10: Nullvariante, Blei im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 95 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %, TA<br />
Luft (Boden)<br />
100 [µg/(m²xd)]<br />
MP 1 2,6 0,8 3,40 30,77 0,8<br />
MP 2 2,7 0,8 3,50 29,63 0,8<br />
MP 3 3,1 0,8 3,90 25,81 0,8<br />
MP 4 2,7 0,8 3,50 29,63 0,8<br />
MP 5 3,2 0,8 4,00 25,00 0,8<br />
MP 6 3,3 0,8 4,10 24,24 0,8<br />
MP 7 2,4 0,8 3,20 33,33 0,8<br />
MP 8 8,0 0,8 8,80 10,00 0,8<br />
MP 9 2,5 0,8 3,30 32,00 0,8<br />
MP 10 2,1 0,8 2,90 38,09 0,8<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.3-11: Vergleich der drei Alternativen: Blei im Staubniederschlag [µg/(m²xd)]<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelas-<br />
tung<br />
Max. Zusatz-<br />
belastung<br />
Seite 96 von 238<br />
Gesamtbelas-<br />
tung<br />
Verhältnis Zu-<br />
satzbelas-<br />
tung/Beurtei-<br />
lungswert in %<br />
Vorhaben 8,0 0,55 8,55 0,55<br />
GuD-Anlage 8,0 0,50 8,50 0,50<br />
Nullvariante 8,0 0,80 8,80 0,80<br />
Die TA Luft hat einen Immissionswert für Schadstoffdepositionen zum Schutz vor schädli-<br />
chen Umwelteinwirkungen von 100 µg Blei/(m² x d) festgelegt. Die Gesamtbelastung liegt mit<br />
maximal 8,80 µg/(m²xd) deutlich unter dem Immissionswert der TA Luft. Die Zusatzbelastung<br />
liegt bei maximal 0,8 % des Immissionswertes, sie ist bei allen drei Alternativen als irrelevant<br />
nach TA Luft einzustufen.<br />
Kühling & Peters geben als häufige Belastung für Blei im Staubniederschlag im ländlichen<br />
Bereich Konzentrationen von 10 bis 1.000 µg/(m²xd) an. Als Anhaltswert (mittlere Deposition<br />
zur Begrenzung unerwünschter Anreicherungen in nicht vorbelasteten Böden) schlagen die<br />
Autoren eine Pb-Konzentration von 20 µg/(m² x d) vor. Die hier berechnete Gesamtbelastung<br />
liegt unter diesem Wert. Der Anhaltswert ist nicht toxikologisch abgeleitet.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung an Blei<br />
sowohl in der PM10-Fraktion als auch im Staubniederschlag als heutzutage üblicher-<br />
weise vorkommend einzustufen, sie ist als unerheblich zu beurteilen. Die Zusatzbelas-<br />
tung durch das geplante Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie durch die bei-<br />
den Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante ist praktisch nicht nachweisbar und<br />
damit für die im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks wohnende Bevölkerung als ver-<br />
nachlässigbar einzustufen.<br />
4.2.4 Cadmium (Cd)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Das Schwermetall Cadmium (Cd) kommt ubiquitär vor; der Cadmiumgehalt mineralischer<br />
Rohstoffe beträgt im Allgemeinen nur wenige Milligramm pro Kilogramm, eine Ausnahme<br />
bilden Nichteisenmetall(NE)-Erze mit Cadmiumgehalten bis zu 1 %. Cadmium wird haupt-<br />
sächlich in folgenden Anwendungsbereichen benötigt: Stabilisatoren für Kunststoffe, Pig-<br />
mente, Cadmieren (Galvanisches Beschichten von Stahl) und Ni/Cd - Akkus. Nach der Ge-<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
fahrstoffverordnung Anhang IV, Nr. 17, ist die Verwendung von Cadmium und Cadmiumver-<br />
bindungen für die genannten Anwendungszwecke seit 1993 stark eingeschränkt und zum<br />
Teil verboten. Als Folge davon sind die Herstellung und der Verbrauch von Cadmium und<br />
Cadmiumverbindungen stark zurückgegangen. Der Einsatz von Cadmium für die Herstellung<br />
von Nickel/Cadmium–Batterien ist dagegen seit 1993 angestiegen (Kommission „Human-<br />
biomonitoring“ 2003).<br />
Mit der 4. Tochterrichtlinie hat der EU Ministerrat eine Richtlinie im Dezember 2004 verab-<br />
schiedet, deren Ziel es u.a. ist, die technische Nutzung von Cadmium zu reduzieren. Vorbe-<br />
haltlich der Zustimmung des EU-Parlaments sollen die Mitgliedsstaaten innerhalb von zwei<br />
Jahren durch nationale Gesetze zunächst Nickel-Cadmium-Akkus verbieten.<br />
Quellen der Cadmium-Emission sind die Nichteisenmetallerzeugung, die Eisen- und Stahler-<br />
zeugung, Steine/-Erden-Verarbeitung (einschl. Glaserzeugung), Feuerungsanlagen und Ab-<br />
fallverbrennung. Cadmium gehört zu den Metallen, die sich in Flugstäuben besonders stark<br />
(bis zu 1000-fach) gegenüber dem Ausgangsmaterial anreichern. Auch über die Verwendung<br />
von Cadmium-haltigen Phosphat-Düngemitteln und Klärschlämmen in der Landwirtschaft<br />
kommt es zur Kontamination von Luft, Wasser, Boden und Lebensmitteln. In der Luft kommt<br />
Cadmium als Bestandteil des atmosphärischen Schwebstaubs vor; die höchsten Cadmium-<br />
Konzentrationen sind in der Partikelfraktion < 5 µm zu finden.<br />
In der Tabelle 4.2.4-1 sind die Cadmium-Immissionskonzentrationen der Luft in verschiede-<br />
nen Gebieten Deutschlands aufgeführt:<br />
Tabelle 4.2.4-1: Cadmium-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub (SSt) und in<br />
der PM10-Fraktion in verschiedenen Gebieten von Deutschland (ng/m³)<br />
NRW<br />
Ruhrgebiet SSt<br />
Rhein/Ruhrgebiet PM10<br />
Eifel (Simmerath) SSt<br />
Rhein/Ruhrgebiet<br />
Bielefeld-Ost<br />
Hessen<br />
Wiesbaden-Süd<br />
Hanau-Mitte<br />
Kleiner Feldberg<br />
Wetzlar<br />
Baden-Württemberg<br />
Mannheim<br />
Heidelberg<br />
Wilhelmsfeld<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Mainz Rheinallee<br />
Hintergrund Ballungsräume NRW<br />
Bayern<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
20 - 40<br />
0,4 – 0,7<br />
4,4<br />
0,5 – 25,5<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,8<br />
0,3<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
1,0<br />
0,2 – 0,5<br />
Seite 97 von 238<br />
LUA NRW 2001 LUQS<br />
LUA NRW 2002<br />
LUA NRW 2001 LUQS<br />
LUA NRW 2002<br />
LUA NRW 2006<br />
HLUG Lufthyg. Jahresbericht<br />
2007<br />
Baden-Württemberg Ministerium<br />
Umwelt & Verkehr 2003<br />
LUWG/ZIMEN 2008<br />
LAI 2004<br />
LAI 2004<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
In der folgenden Tabelle sind die Cadmium-Konzentrationen im Staubniederschlag in ver-<br />
schiedenen Gebieten Deutschlands dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.4-2: Cadmium-Konzentrationen im Staubniederschlag in verschiedenen<br />
Gebieten von Deutschland [µg/(m² x d)]<br />
NRW<br />
Ruhrgebiet-Ost<br />
Ruhrgebiet<br />
Rhein/Ruhrgebiet<br />
Bayern (2004)<br />
München<br />
Ingolstadt<br />
Augsburg<br />
Bayern allgemein<br />
Hessen<br />
Wiesbaden-Süd<br />
Untermain<br />
Wetzlar<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
0,8<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,04 - 0,14<br />
0,04<br />
0,05 – 0,11<br />
0,03 – 0,26 (2004)<br />
0,2<br />
0,3<br />
0,3<br />
Seite 98 von 238<br />
LIS 1994<br />
LIS 1994<br />
LIS 1994<br />
LfU Bayern 2005<br />
LfU Bayern 2005<br />
LfU Bayern 2005<br />
LfU Bayern 2005<br />
HLUG Lufthyg. Jahresbericht<br />
2007<br />
Cadmium wird sowohl oral als auch inhalativ in den Organismus aufgenommen, die cutane<br />
Aufnahme hat demgegenüber praktisch keine Bedeutung. Die Cadmium-Belastung der Be-<br />
völkerung in der Bundesrepublik Deutschland erfolgt hauptsächlich über die Nahrung. Die<br />
durchschnittliche tägliche orale Zufuhr von Cadmium, vor allem über die Nahrung, beläuft<br />
sich auf ca. 30 – 35 µg/d (Ewers 1990), nach anderen Angaben auf 10 – 40 µg/d (WHO<br />
1992). Das Rauchen von 20 Zigaretten pro Tag führt nach Schäfer et al. (2004) zu einer zu-<br />
sätzlichen Aufnahme von 1 bis 2 µg Cadmium pro Tag.<br />
Die WHO hält für den normalgewichtigen Erwachsenen eine Cadmium-Aufnahme von 0,52<br />
mg pro Woche (entsprechend 74 µg pro Tag) für duldbar.<br />
Die Wirkungen von Cadmium werden maßgeblich durch die in den Blutkreislauf absorbierte<br />
Cadmium-Menge bestimmt. Die Absorptionsrate im Magen-Darm-Trakt beträgt üblicherweise<br />
etwa 2 - 8%; sie kann bei Eisenmangel-Syndromen erhöht sein. Das inhalativ in den alveolä-<br />
ren Bereich der Lunge aufgenommene Cadmium wird im Vergleich dazu praktisch vollstän-<br />
dig absorbiert.<br />
Bei akuten Cadmium-Intoxikationen können bereits innerhalb von 30 Minuten nach oraler<br />
Aufnahme Übelkeit, Erbrechen, Leibschmerzen und Durchfall, im weiteren Verlauf auch<br />
Krämpfe auftreten. Durch Blutdruckabfall kann es zum Kollaps kommen, später können Le-<br />
ber- und Nierenfunktion bedroht sein.<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Chronische Wirkungen können durch Inhalation und orale Aufnahme von Cadmium verursacht<br />
werden. Cadmium gehört zu den Substanzen, die eine ausgeprägte Tendenz zur Akkumulation<br />
im menschlichen Organismus aufweisen; als Hauptspeicherorgane sind die Niere<br />
und Leber einzustufen. Aufgrund des Akkumulationsprozesses steigen die Cadmium-<br />
Konzentrationen in Leber und Niere, aber auch im Blut und Urin mit zunehmendem Lebensalter<br />
an. Als wichtigster Einflussfaktor ist dabei das Zigarettenrauchen anzusehen. So weisen<br />
Raucher 3 bis 5 mal höhere Cadmium-Konzentrationen im Blut im Vergleich zu den Nichtrauchern<br />
auf. Die Cadmium-Konzentrationen in der Nierenrinde sind bei Rauchern ebenfalls<br />
ca. 2-fach höher als bei Nichtrauchern.<br />
Aufgrund der Akkumulation von Cadmium in der Niere kann es zu einer Schädigung der Tubuluszellen<br />
mit nachfolgender Proteinurie kommen. Als Frühsymptom einer durch Cadmium<br />
verursachten Nierenfunktionsstörung ist die erhöhte Ausscheidung von niedermolekularen<br />
Proteinen im Urin als Folge der Störung von Reabsorptionsmechanismen anzusehen.<br />
Tierexperimentelle Studien deuten darauf hin, dass nicht nur die Niere, sondern auch das<br />
Gefäßsystem und Herz Cadmium-sensible Organe darstellen könnten. Hier zeigten sich neben<br />
der Erhöhung des Blutdrucks am Herzen Schäden im Sinne einer Myopathie, ohne dass<br />
gleichzeitig Schädigungszeichen an der Niere festzustellen waren. Entsprechende Erfahrungen<br />
am Menschen existieren zur Zeit nicht. Weiterhin kommen Lungen- und Leberschädigungen,<br />
auch Anämien sowie Veränderungen im Mineralhaushalt der Knochen vor (Itai-Itai-<br />
Krankheit).<br />
Über teratogene Effekte beim Menschen ist nichts bekannt; dies ist wahrscheinlich auf die<br />
geringe Durchlässigkeit der Plazenta für Cadmium zurückzuführen. Zur Mutagenität nach<br />
beruflicher Exposition oder durch Umwelteinflüsse liegen widersprüchliche Ergebnisse vor,<br />
obwohl an menschlichen und tierischen Zellen genotoxische Veränderungen durch Cadmiumsalze<br />
hervorgerufen werden konnten.<br />
Heute gilt als sicher, dass eine Reihe von Cadmium-Verbindungen eine cancerogene Potenz<br />
nach inhalativer Aufnahme aufweisen. Oral zugeführtes Cadmium zeigt dagegen nach dem<br />
derzeitigen Kenntnisstand keine cancerogenen Wirkungen.<br />
Vom Länderausschuss für Immissionsschutz (LAI) wird ein unit risk für Cadmium mit 1,2 x<br />
10 -2 angegeben.<br />
Grenz- und Orientierungswerte für Cadmium<br />
Die Kommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(MAK-Kommission) hat Cadmium und seine Verbindungen, Cadmiumchlorid,<br />
Cadmiumoxid, Cadmiumsulfat, Cadmiumsulfid und andere bioverfügbare Verbindungen<br />
(atembare Fraktion) in die (Krebs)-Kategorie 1 eingestuft, d.h. als Stoffe, die beim<br />
Menschen Krebs erzeugen und bei denen davon auszugehen ist, dass sie einen nennenswerten<br />
Beitrag zum Krebsrisiko leisten, es wird kein MAK-Wert festgelegt, es ist in die Keimzellmutagen-Kategorie<br />
3A eingestuft (DFG 2008). Seit dem Jahr 2005 werden in der MAK-<br />
und BAT-Werte-Liste keine TRK-(Technische Richtkonzentration) Werte mehr aufgeführt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 99 von 238<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
In Tabelle 4.2.4-3 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte dargestellt, die für<br />
Cadmium festgelegt sind.<br />
Tabelle 4.2.4-3: Grenz- und Orientierungswerte für Cadmium<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
DFG (2008) MAK-Wert 1<br />
TA Luft (2002) PM10<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/Orientierungswerte<br />
0,05 mg/m³ *<br />
0,05 mg/m³ **<br />
0,05 mg/m³ *<br />
0,05 mg/m³ **<br />
-<br />
5,0 ng/m³<br />
2 µg/(m² x d) 2<br />
22. BImschV Neufassung 04.06.2007 5,0 ng/m³<br />
Seite 100 von 238<br />
Bemerkungen<br />
Krebskategorie 1<br />
Keimzellmutagen-Kategorie 3A<br />
H Gefahr der Hautresorption<br />
Mittelungszeitraum: Jahr<br />
Deposition, Mittelungszeitraum: Jahr<br />
Zielwert, gültig ab 31.12.2012<br />
EU Richtlinie 2004/107/EG<br />
15.12.2004<br />
5,0 ng/m³ Zielwert, gültig ab 31.12.2012<br />
VDI MIK-Wert 0,05 µg/m³<br />
Mittelwert über 24 Stunden<br />
WHO 3<br />
5 ng/m³<br />
LAI (1992) 4<br />
LAI (2004) 4<br />
1,7 ng/m³<br />
5 ng/m³<br />
TrinkwV (2001) 0,005 mg/L<br />
TRD Wert 5 35 ng/m³<br />
Kühling & Peters, Vorsorgewert<br />
Schwebstaub 6<br />
Staubniederschlag 7<br />
Hintergrundkonzentration<br />
Ländlich<br />
Städtisch<br />
350 ng/m³<br />
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
7<br />
Kühling & Peters, Schutzgut Pflanzen, ein Depositionswert sollte in Abhängigkeit von den örtlichen<br />
Verhältnissen ermittelt werden.<br />
8<br />
WHO Guidelines for Air Quality, Genf 2000<br />
Gefährdungsabschätzung für Cadmium (Cd) in der PM10-Fraktion und im Staubnieder-<br />
schlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Cadmium-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer<br />
MP 5) vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die<br />
drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für<br />
die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene Cd-<br />
Vorbelastung an den verschiedenen Messstellen sowie die von Argumet berechnete Zusatz-<br />
belastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen<br />
Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrunde-<br />
gelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den verschiedenen Mess-<br />
punkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis<br />
von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.4-4: Vorhaben, Cadmium in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 101 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
LAI: 5 ng/m³<br />
MP 1 0,23 0,059 0,289 25,65 1,18<br />
MP 2 0,20 0,059 0,259 29,50 1,18<br />
MP 3 0,21 0,059 0,269 28,09 1,18<br />
MP 4 0,18 0,059 0,239 32,78 1,18<br />
MP 6 0,24 0,059 0,299 24,17 1,18<br />
MP 7 0,21 0,059 0,269 28,09 1,18<br />
MP 8 0,17 0,059 0,229 34,71 1,18<br />
MP 9 0,24 0,059 0,299 24,58 1,18<br />
MP 10 0,21 0,059 0,269 28,09 1,18<br />
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und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.4-5: Alternative GuD-Anlage, Cadmium in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 102 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
LAI: 5 ng/m³<br />
MP 1 0,23 0,035 0,265 15,22 0,70<br />
MP 2 0,20 0,035 0,235 17,50 0,70<br />
MP 3 0,21 0,035 0,245 16,67 0,70<br />
MP 4 0,18 0,035 0,215 19,44 0,70<br />
MP 6 0,24 0,035 0,275 14,58 0,70<br />
MP 7 0,21 0,035 0,245 16,67 0,70<br />
MP 8 0,17 0,035 0,205 20,59 0,70<br />
MP 9 0,24 0,035 0,275 14,58 0,70<br />
MP 10 0,21 0,035 0,245 16,67 0,70<br />
Tabelle 4.2.4-6: Nullvariante, Cadmium in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
LAI: 5 ng/m³<br />
MP 1 0,23 0,11 0,34 47,83 2,2<br />
MP 2 0,20 0,11 0,31 55,00 2,2<br />
MP 3 0,21 0,11 0,32 52,38 2,2<br />
MP 4 0,18 0,11 0,29 61,11 2,2<br />
MP 6 0,24 0,11 0,35 45,83 2,2<br />
MP 7 0,21 0,11 0,32 52,38 2,2<br />
MP 8 0,17 0,11 0,28 64,71 2,2<br />
MP 9 0,24 0,11 0,34 45,83 2,2<br />
MP 10 0,21 0,11 0,32 52,38 2,2<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.4-7: Vergleich der drei Alternativen: Cadmium in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung<br />
Max. Zusatzbelastung<br />
Seite 103 von 238<br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 0,24 0,059 0,299 1,18<br />
GuD-Anlage 0,24 0,035 0,275 0,70<br />
Nullvariante 0,24 0,110 0,350 2,2<br />
Der Immissionswert der TA Luft wurde mit 20 ng/m³ festgelegt, dieser Wert sollte solange<br />
gelten, bis der Zielwert der EU-Richtlinie von 5 ng/m³ in Kraft tritt. Inzwischen wurde mit der<br />
Novellierung der 22. BImSchV vom 04.06.2007 dieser Zielwert auch in deutsches Recht um-<br />
gesetzt, d.h. der Cadmium-Immissionswert nach TA Luft beträgt ebenfalls 5 ng/m³. Auch der<br />
LAI-Wert liegt bei 5 ng/m³. Die Zusatzbelastung mit maximal 2,2 % des LAI-Wertes (Nullva-<br />
riante) ist als irrelevant nach TA Luft einzustufen.<br />
In Nordrhein-Westfalen wurden in ländlichen und städtischen Bereichen im Jahre 2002 Cd-<br />
Immissionskonzentrationen in einem sehr großen Bereich (0,4 bis 25 ng/m³ in städtischen<br />
Gebieten, 4,4 ng/m³ in ländlichen Gebieten, 1 ng/m³ Hintergrundkonzentrationen [LAI, 2004])<br />
gemessen. Im Rahmen der großen Streubreite dieser Angaben können die Immissionskon-<br />
zentrationen im Einzugsbereich des geplanten Kraftwerkblocks 6 als im unteren Konzentrati-<br />
onsbereich liegend eingestuft werden.<br />
Bei Anwendung des vom LAI (2004) festgesetzten und als „geeignet“ eingestuften unit risk<br />
von 1,2 x 10 -2 pro 1 µg Cd/m³ können folgende Krebsrisiken vergleichend für die drei Alterna-<br />
tiven errechnet werden:<br />
Tabelle 4.2.4-8: Vergleich der drei Alternativen: Errechnete Krebsrisiken<br />
Krebsrisiko<br />
Gesamtbelastung<br />
(max)<br />
Krebsrisiko<br />
Zusatzbelastung<br />
(max)<br />
Vorhaben 3,6 x10 -6 7,1 x10 -7<br />
GuD-Anlage 3,3 x10 -6 4,2 x10 -7<br />
Nullvariante 4,2 x10 -6 13,2 x10 -7<br />
Das maximale errechnete zusätzliche Krebsrisiko beträgt 13,2 x10 -7 (Nullvariante), das sind<br />
13 Krebsfälle pro 10 Millionen Menschen.<br />
Das durch die Zusatzbelastung entstehende (geschätzte) zusätzliche gesundheitliche<br />
Risiko für die Bevölkerung ist bei allen drei Alternativen (Vorhaben [1.100 MW Stein-<br />
kohleblock], Alternative GuD-Anlage und Nullvariante) so gering, dass es als praktisch<br />
nicht mehr nachweisbar ("virtually safe dose") einzustufen ist. Das zusätzliche Krebs-<br />
risiko für die Nullvariante ist – bezogen auf die beiden anderen Alternativen - als ge-<br />
ringfügig höher zu beurteilen.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Cadmium im Staubniederschlag<br />
Die Cadmium-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis<br />
MP 10 vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Cadmium im Staubnie-<br />
derschlag wurden für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berech-<br />
net.<br />
In den folgenden drei Tabellen für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für die Alter-<br />
nativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene Cd-Vorbelastung an<br />
den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete Zusatzbelastung an MP<br />
max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen Immissionen der<br />
Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrundegelegt). Es werden<br />
die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1 bis 10 aufgeführt sowie das<br />
Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis von Zusatzbelastung zum Beur-<br />
teilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.4-9: Vorhaben, Cadmium im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 104 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft (Boden)<br />
2 [µg/(m²xd)]<br />
MP 1 0,2 0,089 0,289 44,50 4,45<br />
MP 2 0,1 0,089 0,189 89,00 4,45<br />
MP 3 0,1 0,089 0,189 89,00 4,45<br />
MP 4 0,1 0,089 0,189 89,00 4,45<br />
MP 5 0,3 0,089 0,389 29,67 4,45<br />
MP 6 0,1 0,089 0,189 89,00 4,45<br />
MP 7 0,2 0,089 0,289 44,50 4,45<br />
MP 8 0,1 0,089 0,188 89,00 4,45<br />
MP 9 0,2 0,089 0,288 44,50 4,45<br />
MP 10 0,1 0,089 0,188 89,00 4,45<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.4-10: Alternative GuD-Anlage, Cadmium im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz-<br />
und Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung<br />
zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 105 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft (Boden)<br />
2 [µg/(m²xd)]<br />
MP 1 0,2 0,081 0,281 40,50 4,05<br />
MP 2 0,1 0,081 0,181 81,00 4,05<br />
MP 3 0,1 0,081 0,181 81,00 4,05<br />
MP 4 0,1 0,081 0,181 81,00 4,05<br />
MP 5 0,3 0,081 0,381 27,00 4,05<br />
MP 6 0,1 0,081 0,181 81,00 4,05<br />
MP 7 0,2 0,081 0,281 40,50 4,05<br />
MP 8 0,1 0,081 0,181 81,00 4,05<br />
MP 9 0,2 0,081 0,281 40,50 4,05<br />
MP 10 0,1 0,081 0,181 81,00 4,05<br />
Tabelle 4.2.4-11: Nullvariante, Cadmium im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu<br />
Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft (Boden)<br />
2 [µg/(m²xd)]<br />
MP 1 0,2 0,13 0,33 65,00 6,5<br />
MP 2 0,1 0,13 0,23 130,00 6,5<br />
MP 3 0,1 0,13 0,23 130,00 6,5<br />
MP 4 0,1 0,13 0,23 130,00 6,5<br />
MP 5 0,3 0,13 0,43 43,33 6,5<br />
MP 6 0,1 0,13 0,23 130,00 6,5<br />
MP 7 0,2 0,13 0,33 65,00 6,5<br />
MP 8 0,1 0,13 0,23 130,00 6,5<br />
MP 9 0,2 0,13 0,33 65,00 6,5<br />
MP 10 0,1 0,13 0,23 130,00 6,5<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.4-12: Vergleich der drei Alternativen: Cadmium im Staubniederschlag [µg/(m²xd)]<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelas-<br />
tung<br />
Max. Zusatz-<br />
belastung<br />
Seite 106 von 238<br />
Gesamtbelas-<br />
tung<br />
Verhältnis Zu-<br />
satzbel./Beur-<br />
teilungswert in %<br />
Vorhaben 0,3 0,089 0,389 4,45<br />
GuD-Anlage 0,3 0,081 0,381 4,05<br />
Nullvariante 0,3 0,130 0,430 6,50<br />
Die TA Luft hat einen Immissionswert für Schadstoffdepositionen zum Schutz vor schädlichen<br />
Umwelteinwirkungen von 2 µg Cd/(m² x d) festgelegt. Die maximale Gesamtbelastung<br />
an den hier betrachteten Messpunkten liegt mit 21,5 % demnach deutlich unter dem Immissionswert<br />
der TA Luft. Die Zusatzbelastung ist bei den beiden Alternativen „Vorhaben“ und<br />
GuD-Anlage nach TA-Luft als irrelevant einzustufen, die berechnete Zusatzbelastung bei der<br />
Nullvariante ist als nicht irrelevant nach TA Luft zu beurteilen. Sie liegt an einigen Messpunkten<br />
oberhalb der gemessenen Vorbelastung.<br />
Die Gesamtbelastung an Cadmium in der PM10-Fraktion und auch im Staubniederschlag liegt<br />
im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger sowohl bezogen auf die sonst üblicherweise<br />
anzutreffenden Immissionskonzentrationen als auch im Hinblick auf die vorliegenden Toxizitätsdaten<br />
in einem niedrigen Konzentrationsbereich, der eine über das üblicherweise vorhandene<br />
(Krebs)-Risiko hinausgehende Gefährdung der Bevölkerung mit großer Sicherheit<br />
ausschließt.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Zusatzbelastung in der<br />
PM10-Fraktion von Cadmium durch das geplante Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock)<br />
sowie durch die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante praktisch nicht<br />
nachweisbar und als vernachlässigbar zu bewerten. Die errechnete Zusatzbelastung<br />
von Cadmium im Staubniederschlag ist durch das geplante Vorhaben (1.100 MW<br />
Steinkohleblock) und die Alternative GuD-Anlage als irrelevant nach TA Luft und damit<br />
als vernachlässigbar einzustufen. Die errechnete Zusatzbelastung im Staubniederschlag<br />
durch die Alternative Nullvariante ist als nicht irrelevant nach TA Luft zu<br />
bewerten.<br />
Die Gesamtbelastung von Cadmium ist sowohl in der PM10-Fraktion als auch im<br />
Staubniederschlag für alle drei Alternativen (geplantes Vorhaben [1.100 MW Steinkohleblock]<br />
sowie durch die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante) für die im<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Beurteilungsgebiet wohnende Bevölkerung an allen hier betrachteten Messpunkten<br />
aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht als unerheblich zu beurteilen.<br />
4.2.5 Chrom (Cr)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Chrom, das normalerweise in der Natur in dreiwertiger Form vorliegt, kommt in der Umwelt<br />
ubiquitär vor. In der Umwelt auftretende Chrom(VI)–Verbindungen sind weitestgehend<br />
anthropogenen Ursprungs.<br />
Verwendung finden Chrom(III)-Verbindungen in der Lederindustrie und als Oberflächenbe-<br />
schichtungsmittel als hitze- und korrosionsbeständige Stoffe. Chrom(IV)-Oxid wird wegen<br />
seiner ferromagnetischen Eigenschaften als Beschichtung von Video- und Audiomagnetbän-<br />
dern benutzt. Chrom(VI) wird in der Oberflächenveredelung, zur Lederverarbeitung, als<br />
Farbpigment und Rostschutz-Primer sowie als Oxidationsmittel in der chemischen Industrie<br />
und zur Herstellung von Chrom(III)-Verbindungen verwendet.<br />
Chrom und seine Verbindungen werden bei der Gewinnung von Erzen und bei vielfältigen<br />
Verarbeitungen von Metallen emittiert. Weitere Emissionsquellen sind auch hier Feuerungs-<br />
anlagen, Verbrennungsanlagen usw.<br />
In den Tabellen 4.2.5-1 und 4.2.5-2 sind die Chrom-Gehalte der Luft (im Schwebstaub) so-<br />
wie im Staubniederschlag in unterschiedlichen Gebieten dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.5-1: Chrom-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub und in der PM10-<br />
Fraktion in verschiedenen Gebieten (ng/m³)<br />
Ruhrgebiet SSt<br />
Rhein/Ruhrgebiet SSt<br />
Eifel (Simmerath) SSt<br />
Wiesbaden Süd<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
6,7 – 81,2<br />
2,3 – 72,0<br />
1,5<br />
1,7 (2007)<br />
Seite 107 von 238<br />
LUA NRW 2001 LUQS<br />
LUA NRW 2002<br />
LUA NRW 2002<br />
HLUG 2008<br />
Ländlich < 5 Kühling & Peters 1994<br />
Städtische u. Ballungsgebiete 5 – 15<br />
Industrie<br />
10 – 30<br />
Land<br />
0,3 ges.Cr<br />
Stadt<br />
4 – 70 ges.Cr<br />
Kalberlah 1999<br />
Industrie<br />
5 – 200 ges.Cr<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.5-2: Chrom-Konzentrationen im Staubniederschlag in verschiedenen Gebieten<br />
[µg/(m² x d)]<br />
Bayern<br />
Nürnberg/Erlangen<br />
München<br />
Bayern allgemein<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
1,8 - 3,8<br />
1,3 - 18,3<br />
< 0,3 – 46,6 (2004)<br />
Seite 108 von 238<br />
LfU Bayern 1996a<br />
LfU Bayern 1996a<br />
LfU Bayern 2005<br />
Ländlich 1,9 - 2,2 Kühling & Peters 1994<br />
Städtische u. Ballungsgebiete 5 – 90<br />
Land<br />
0,3<br />
Kalberlah 1999<br />
Stadt<br />
4 - 70<br />
(Gesamtchrom)<br />
Industrie<br />
5 - 200<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
Chrom und seine Verbindungen werden vom Menschen vor allem oral und inhalativ aufgenommen.<br />
Die Hauptmenge der oralen Aufnahme von Chrom - das in dreiwertiger Form für<br />
den Menschen ein essentielles Element ist - erfolgt über die Nahrung, ein geringerer Anteil<br />
über das Trinkwasser. Im Allgemeinen liegt die orale Aufnahme über Nahrungsmittel im Bereich<br />
von 50 - 280 µg/Tag und über das Wasser bei ca. 4 µg/Tag. Die inhalative Aufnahme<br />
beträgt in urbanen Bereichen ca. 1,0 - 1,4 µg/Tag, berechnet auf der Basis einer Chrom-<br />
Konzentration in der Luft von 0,05 - 0,07 µg/m³, in ländlichen Gebieten ist die inhalative<br />
Chrom-Aufnahme deutlich geringer.<br />
Bei der inhalativen Aufnahme von Chrom-Verbindungen muss mit einer hohen Absorptionsrate<br />
gerechnet werden. Ein Teil des inhalierten Chroms wird aber offensichtlich in unlöslicher<br />
Form im Lungengewebe abgelagert. Dreiwertiges Chrom wird nur geringfügig (< 1 %) im<br />
Magen-Darm-Trakt absorbiert; bei sechswertigem Chrom ist diese Rate mit ca. 2 % nur wenig<br />
höher.<br />
Die Verteilung des Chroms im Organismus ist abhängig von der Art der Chrom-Verbindung.<br />
Dreiwertige Verbindungen werden schneller als die sechswertigen ausgeschieden. Absorbiertes<br />
Chrom wird zu über 50 % über die Niere und nur zu 5 % über die Faeces eliminiert.<br />
Organe mit einer hohen Anreicherung von Chrom sind das retikuloendotheliale System, die<br />
Leber, das Gehirn und das Knochenmark. Im Tierexperiment konnte nachgewiesen werden,<br />
dass es zu einem Übergang von Chrom-Verbindungen in die Plazenta kommen kann.<br />
Lösliche Chromate sind gering toxisch bei oraler Aufnahme, mäßig toxisch bei dermalem<br />
Kontakt und stark toxisch nach Injektion. Hohe Dosen von Chromat schädigen nach Injektion<br />
oder Aufnahme über Haut und Schleimhaut die Nieren bei Menschen und Versuchstieren.<br />
Nach Inhalation von Chromsäuredämpfen wurden bei Kaninchen Hyperämien und Lungenentzündungen<br />
beobachtet.<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Während chronische Expositionen nach oraler und inhalativer Aufnahme von<br />
Chrom(III)Verbindungen keine nachteiligen gesundheitlichen Effekte zeigt, verursacht die<br />
Inhalation von Chrom(VI)Verbindungen Läsionen im Atemtrakt und andere toxische Wirkungen<br />
wie z.B. allergische Kontaktdermatitis, Hautulcerationen, Entzündungen und Ulcerationen<br />
der Nasenscheidewand, Perforationen (auch des Trommelfells), Rhinitis, Nasenbluten<br />
sowie Leberschäden.<br />
Bei beruflich Exponierten kann es neben Dermatitis zu Ulcerationen und Perforationen des<br />
Nasenseptums kommen. Durch Chrom(VI)-Verbindungen können auch nicht am Arbeitsplatz<br />
belastete Personen dermale Überempfindlichkeiten entwickeln.<br />
Teratogene Effekte wurden bei Hühner- und Hamsterembryonen beobachtet. Verschiedene<br />
Chromate wirken mutagen auf Bakterien; Calciumchromat induziert Transformationen in<br />
Zellkulturen.<br />
Die carcinogene Wirkung von Chrom(VI) ist vor allem bei beruflicher Exposition bekannt.<br />
Hohe Lungenkrebsraten sind in der Chromat- und Pigmentindustrie beschrieben. Zur quantitativen<br />
Abschätzung des Krebsrisikos durch Chrom(VI) liegen eine Reihe Lebenszeitrisiko-<br />
Berechnungen auf der Basis großer epidemiologischer Studien vor. Als zur Zeit beste Schätzung<br />
muss das unit risk der WHO von 4 x 10 -2 eingestuft werden, die US-EPA geht demgegenüber<br />
von einem unit risk von 1,2 x 10 -2 aus (Kalberlah 1999).<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
In der MAK-Liste werden Chrom(VI)Verbindungen (in Form von Stäuben und Aerosolen,<br />
ausgenommen die in Wasser praktisch unlöslichen), als krebserzeugend in die Kategorie 2<br />
eingestuft; es wurden für diese Chrom-Verbindungen keine MAK-Werte abgeleitet.<br />
In Tabelle 4.2.5-3 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte dargestellt, die für<br />
Chrom festgelegt bzw. vorgeschlagen sind.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 109 von 238<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.5-3: Grenz- und Orientierungswerte für Chrom<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV<br />
13. BImschV<br />
DFG (2008) MAK-Wert 1<br />
TA Luft (2002)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/Orieniertungswerte<br />
0,5 mg/m³ *<br />
0,05 mg/m³ **<br />
0,5 mg/m³ *<br />
0,05 mg/m³ **<br />
-<br />
Seite 110 von 238<br />
Bemerkungen<br />
Krebskategorie 2<br />
(Chrom(VI)Verbindungen)<br />
Sh Gefahr der Hautsensibilisierung<br />
Cr(III) und Cr(VI)<br />
- -<br />
VDI MIK-Wert - -<br />
WHO<br />
TrinkwV (2001) 0,05 mg/L<br />
LAI (2004) 1,7 ng/m³ (Cr VI)<br />
17 ng/m³ Cr gesamt<br />
Kühling & Peters, Vorsorgewert 0,2 ng/m³ Jahresmittelwert<br />
TRD Wert 2 50 ng/m³<br />
Hintergrundwerte<br />
Land 2<br />
Stadt 2<br />
Industrie 2<br />
Stadt 3<br />
unit risk [für Cr(VI]<br />
- -<br />
14 ng/kgxd<br />
0,3 ng/m³<br />
4 – 70 ng/m³<br />
5 – 200 ng/m³<br />
5 – 90 [µg/(m² x d]<br />
1,2 x 10-² (EPA; LAI 2004)<br />
4 x 10-² (WHO, 2000)<br />
(1,1 – 13) x 10-2 (WHO 2000) 4<br />
Orientierungswert für die Sonderfallprüfung<br />
nach TA Luft<br />
Beurteilungsniveau für Gesamtchrom<br />
bei Beachtung des cancerogenen<br />
Risikos für ChromVI<br />
kurzfristige inhalative Exposition<br />
langfristige inhalative Exposition<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
Staubniederschlag<br />
Qualität: geeignet<br />
* 17. BImSchV § 5 (1) 3.b) / 13. BImSchV § 4(1) 3. b): Die Verbrennungsanlagen / die Feuerungsanlagen<br />
sind so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet<br />
ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Antimon, Arsen, Blei, Chrom, Cobalt, Kupfer, Mangan,<br />
Nickel, Vanadium und Zinn.<br />
** 17. BImSchV § 5 (1) 3 c) / 13. BImSchV § 4(1) 3.c): Die Verbrennungsanlagen / die Feuerungsanlagen<br />
sind so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit ge-<br />
1<br />
bildet ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Arsen, BaP, Cadmium, Cobalt und Chrom.<br />
Krebskategorie 2: Stoffe, die als krebserzeugend für den Menschen anzusehen sind, weil durch hinreichende<br />
Ergebnisse aus Langzeit-Tierversuchen oder Hinweise aus Tierversuchen davon auszugehen<br />
ist, dass sie einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leisten<br />
2<br />
Kalberlah (1999)<br />
3<br />
Kühling & Peters 1994)<br />
4<br />
WHO Guidelines for Air Quality Geneva 2000<br />
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Gefährdungsabschätzung für Chrom (Cr) in der PM10-Fraktion und im Staubnieder-<br />
schlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Chrom-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer MP<br />
5) vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden Argumet für die drei Al-<br />
ternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Cr-Vorbelastung an den verschiedenen Messstellen sowie die von Argumet berechnete Zu-<br />
satzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzli-<br />
chen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zu-<br />
grundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den verschiedenen<br />
Messpunkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Ver-<br />
hältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.5-4: Vorhaben, Chrom in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 111 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %. LAI-Wert: 17 ng<br />
Crges./m³<br />
MP 1 2,4 0,10 2,5 4,17 0,588<br />
MP 2 1,9 0,10 2,0 5,26 0,588<br />
MP 3 1,8 0,10 1,9 5,56 0,588<br />
MP 4 1,6 0,10 1,7 6,25 0,588<br />
MP 6 2,3 0,10 2,4 4,35 0,588<br />
MP 7 1,7 0,10 1,8 5,88 0,588<br />
MP 8 1,6 0,10 1,7 6,25 0,588<br />
MP 9 2,3 0,10 2,4 4,35 0,588<br />
MP 10 2,2 0,10 2,3 4,55 0,588<br />
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Tabelle 4.2.5-5: Alternative GuD-Anlage, Chrom in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 112 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %. LAI-Wert: 17 ng<br />
Crges./m³<br />
MP 1 2,4 0,06 2,46 2,50 0,35<br />
MP 2 1,9 0,06 1,96 3,16 0,35<br />
MP 3 1,8 0,06 1,86 3,33 0,35<br />
MP 4 1,6 0,06 1,66 3,75 0,35<br />
MP 6 2,3 0,06 2,36 2,61 0,35<br />
MP 7 1,7 0,06 1,76 3,53 0,35<br />
MP 8 1,6 0,06 1,66 3,75 0,35<br />
MP 9 2,3 0,06 2,36 2,61 0,35<br />
MP 10 2,2 0,06 2,26 2,73 0,35<br />
Tabelle 4.2.5-6: Nullvariante, Chrom in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %. LAI-Wert: 17 ng<br />
Crges./m³<br />
MP 1 2,4 0,20 2,6 8,33 1,176<br />
MP 2 1,9 0,20 2,1 10,53 1,176<br />
MP 3 1,8 0,20 2,0 11,11 1,176<br />
MP 4 1,6 0,20 1,8 12,50 1,176<br />
MP 6 2,3 0,20 2,5 8,70 1,176<br />
MP 7 1,7 0,20 1,9 11,76 1,176<br />
MP 8 1,6 0,20 1,8 12,50 1,176<br />
MP 9 2,3 0,20 2,5 8,70 1,176<br />
MP 10 2,2 0,20 2,4 9,09 1,176<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.5-7: Vergleich der drei Alternativen: Chrom in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung<br />
Max. Zusatzbelastung<br />
Seite 113 von 238<br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 2,4 0,10 2,50 0,588<br />
GuD-Anlage 2,4 0,06 2,46 0,350<br />
Nullvariante 2,4 0,20 2,60 1,176<br />
Die Zusatzbelastungen sind bei allen drei Alternativen als irrelevant nach TA Luft einzustu-<br />
fen, die Nullvariante weist den höchsten Prozentsatz auf. Die Chrom-Gesamtbelastungen in<br />
der PM10-Fraktion sind als niedrig zu beurteilen.<br />
Immissions- bzw. Orientierungswerte sind für Chrom weder in der TA Luft, in den WHO Air<br />
Quality Guidelines noch vom VDI festgelegt worden. Der LAI (2004) schlägt als Orientie-<br />
rungswert für die Sonderfallprüfung nach TA Luft den Wert von 17 ng Chromges./m³ vor.<br />
Nach Angaben des LAI (2004) wird der (cancerogene) Chrom-VI-Anteil am Gesamtchrom<br />
mit 10 % geschätzt. Bei Anwendung des vom LAI festgelegten unit risk für sechswertiges<br />
Chrom von 1,2 x 10 -2 pro 1 µg Cr/m³ ergeben sich folgende Krebsrisiken:<br />
Tabelle 4.2.5-8: Vergleich der drei Alternativen: Errechnete Krebsrisiken<br />
Gesamtbelastung<br />
Cr-VI<br />
Krebsrisiko<br />
Gesamtbelastung<br />
(max)<br />
Krebsrisiko<br />
Zusatzbelastung (max)<br />
Vorhaben 0,250 3,0 x10 -6 1,2 x10 -7<br />
GuD-Anlage 0,246 2,9 x10 -6 0,7 x10 -7<br />
Nullvariante 0,260 3,1 x10 -6 2,4 x10 -7<br />
Das maximale errechnete zusätzliche Krebsrisiko beträgt 2,4 x10 -7 (Nullvariante), das sind 2-<br />
3 Krebsfälle pro 10 Millionen Menschen.<br />
Das durch die Zusatzbelastung entstehende (geschätzte) zusätzliche gesundheitliche<br />
Risiko für die Bevölkerung ist für alle drei Alternativen so gering, dass es als prak-<br />
tisch nicht mehr nachweisbar ("virtually safe dose") einzustufen ist.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Chrom im Staubniederschlag<br />
Die Chrom-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP<br />
10 vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Chrom im Staubnieder-<br />
schlag wurden für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Cr-Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete Zu-<br />
satzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzli-<br />
chen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zu-<br />
grundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1<br />
bis 10 aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.5-9: Vorhaben, Chrom im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 114 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
BBodSchV<br />
82 [µg/(m²xd)]*<br />
MP 1 2,3 0,15 2,45 6,52 0,18<br />
MP 2 1,6 0,15 1,75 9,38 0,18<br />
MP 3 1,7 0,15 1,85 8,82 0,18<br />
MP 4 1,7 0,15 1,85 8,82 0,18<br />
MP 5 2,1 0,15 2,25 7,14 0,18<br />
MP 6 2,2 0,15 2,35 6,82 0,18<br />
MP 7 2,1 0,15 2,25 7,14 0,18<br />
MP 8 1,5 0,15 1,65 10,00 0,18<br />
MP 9 2,0 0,15 2,15 7,50 0,18<br />
MP 10 1,4 0,15 1,55 10,71 0,18<br />
* siehe Gutachten des TÜV Süd<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.4-10: Alternative GuD-Anlage, Chrom im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung<br />
zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 115 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
BBodSchV<br />
82 [µg/(m²xd)]*<br />
MP 1 2,3 0,14 2,44 6,09 0,17<br />
MP 2 1,6 0,14 1,74 8,75 0,17<br />
MP 3 1,7 0,14 1,84 8,24 0,17<br />
MP 4 1,7 0,14 1,84 8,24 0,17<br />
MP 5 2,1 0,14 2,24 6,67 0,17<br />
MP 6 2,2 0,14 2,34 6,36 0,17<br />
MP 7 2,1 0,14 2,24 6,67 0,17<br />
MP 8 1,5 0,14 1,64 9,33 0,17<br />
MP 9 2,0 0,14 2,14 7,00 0,17<br />
MP 10 1,4 0,14 1,54 10,00 0,17<br />
* siehe Gutachten des TÜV Süd<br />
Tabelle 4.2.4-11: Nullvariante, Chrom im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
BBodSchV<br />
82 [µg/(m²xd)]*<br />
MP 1 2,3 0,22 2,52 9,56 0,268<br />
MP 2 1,6 0,22 1,82 13,75 0,268<br />
MP 3 1,7 0,22 1,92 12,94 0,268<br />
MP 4 1,7 0,22 1,92 12,94 0,268<br />
MP 5 2,1 0,22 2,32 10,48 0,268<br />
MP 6 2,2 0,22 2,42 10,00 0,268<br />
MP 7 2,1 0,22 2,32 10,48 0,268<br />
MP 8 1,5 0,22 1,72 14,67 0,268<br />
MP 9 2,0 0,22 2,22 11,00 0,268<br />
MP 10 1,4 0,22 1,62 15,71 0,268<br />
* siehe Gutachten des TÜV Süd<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.4-12: Vergleich der drei Alternativen: Chrom im Staubniederschlag [µg/(m²xd)]<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vor-<br />
belastung<br />
Max. Zusatz-<br />
belastung<br />
(µg/m²xd)<br />
Seite 116 von 238<br />
Gesamtbelas-<br />
tung<br />
(µg/m²xd)<br />
Verhältnis Zu-<br />
satzbel./Beur-<br />
teilungswert in %<br />
Vorhaben 2,3 0,15 2,45 0,18<br />
GuD-Anlage 2,3 0,14 2,44 0,17<br />
Nullvariante 2,3 0,22 2,52 0,27<br />
Nach Angaben des TÜV Süd kann als Beurteilungswert der Wert für die jährliche Fracht<br />
nach der BBodSchV herangezogen werden (82 [µg/(m²xd)]. Die maximale Gesamtbelastung<br />
an den hier betrachteten Messpunkten liegt mit 2,52 µg/m²xd demnach deutlich unter diesem<br />
Wert. Die Zusatzbelastungen sind bei allen drei Alternativen als irrelevant einzustufen.<br />
Die Gesamtbelastung an Chrom in der PM10-Fraktion und auch im Staubniederschlag liegt<br />
im Beurteilungsgebiet sowohl bezogen auf die sonst üblicherweise anzutreffenden Immissi-<br />
onskonzentrationen als auch im Hinblick auf die vorliegenden Toxizitätsdaten in einem nied-<br />
rigen Konzentrationsbereich, der eine über das üblicherweise vorhandene (Krebs)-Risiko<br />
hinausgehende Gefährdung der Bevölkerung mit großer Sicherheit ausschließt.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung von<br />
Chrom sowohl in der PM10-Fraktion als auch im Staubniederschlag für die im Beurtei-<br />
lungsgebiet des Kraftwerks wohnende Bevölkerung an allen hier betrachteten Mess-<br />
punkten als unerheblich zu beurteilen, die Zusatzbelastung durch das geplante Vor-<br />
haben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie durch die beiden Alternativen GuD-Anlage<br />
und Nullvariante ist praktisch nicht nachweisbar und damit als vernachlässigbar ein-<br />
zustufen.<br />
Ein cancerogenes Risiko durch sechswertiges Chrom über sedimentierenden Staub im Bo-<br />
den kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Sechs-<br />
wertiges Chrom wird im Boden zu dreiwertigem reduziert, d.h. es stellt damit kein cancero-<br />
genes Potential mehr - z.B. für Kleinkinder nach oraler Aufnahme - dar.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
4.2.6 Cobalt (Co)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Als verhältnismäßig seltenes Element kommt Cobalt vor allem zusammen mit anderen Erzen<br />
vor. Weltweit werden ca. 15.000 Mg jährlich gewonnen. Cobalt wird zur Herstellung von ver-<br />
schiedenen Legierungen, vor allem für Dauermagnete, für Hart- und Schneidmetalle, in der<br />
chemischen Industrie als Katalysator bei verschiedenen Synthesen und Hydrierungen, zur<br />
Oxidation von Autoabgasen, bei elektronischen Anlagen sowie in der Pigmentindustrie ver-<br />
wendet.<br />
In Böden liegt der Cobalt-Gehalt bei 1.000 - 40.000 µg/kg, in Trinkwasser zwischen 0,1 und<br />
10 µg/L, in sauren Böden wird Cobalt vom Regen ausgewaschen. Pflanzen enthalten je nach<br />
Cobalt-Gehalt des Bodens 30 - 5.000 µg/kg, Fisch und Gemüse 30 - 50 µg/kg, Fleisch etwa<br />
10 µg/kg. Tabak enthält 300 - 500 µg Co/kg TS, im Hauptstrom der Zigarette werden 0,5%<br />
wiedergefunden.<br />
Die Emissionsquellen für Cobalt sind die genannten Anwendungs- und Produktionsanlagen.<br />
Weiterhin wird es bei der Gewinnung von Erzen, Feuerungsanlagen und Abfallverbren-<br />
nungsanlagen frei.<br />
Tabelle 4.2.6-1: Cobalt-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub in verschiedenen Gebieten<br />
(ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
Städtisch < 1 Kühling & Peters 1994<br />
Industrie 2 - 3<br />
Ländliche, städtische und Ballungsgebiete<br />
1 ng/m³ Hassauer/Schneider 2001<br />
Industrie bis 10 µg/m³ Hassauer/Schneider 2001<br />
Tabelle 4.2.6-2: Cobalt-Konzentrationen im Staubniederschlag [µg/(m²xd)] in verschiedenen<br />
Gebieten<br />
Jahresmittel Quelle<br />
Land 0,6 - 0,7 Kühling & Peters 1994<br />
Stadt<br />
Industrie<br />
0,9 – 70<br />
k.A.<br />
Bayern 0,1 – 1,0 (2004) LfU Bayern 2005<br />
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GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
Cobalt ist für Mensch und Tier ein essentielles Element, es tritt als Zentralatom des Cobala-<br />
min (Vitamin B12) in Coenzymen verschiedener Enzyme (z.B. Reduktasen, Methyltransfera-<br />
sen) auf.<br />
Die Zufuhr erfolgt hauptsächlich mit der Nahrung über den Darm. Dabei handelt es sich im<br />
Wesentlichen um anorganisches Cobalt, nur ein kleiner Teil ist im Vitamin B12 gebunden. Der<br />
Bedarf des Menschen an Vitamin B12 liegt bei etwa 3 µg/Tag (entsprechend 0,012 µg Co).<br />
Niedrige Dosen werden fast vollständig absorbiert, höhere Dosen weniger vollständig, was-<br />
serlösliche Verbindungen besser als wasserunlösliche.<br />
In welcher Form Cobalt in den Organen vorliegt, ist unbekannt. Es wird in Fettgewebe, Le-<br />
ber, Herz, Niere, Nebennieren, Schilddrüse und Haaren retiniert, die Angaben über die Höhe<br />
der Konzentration in einzelnen Organen schwanken. Bei Cobalt-exponierten Menschen fan-<br />
den sich nach Inhalation die höchsten Konzentrationen in Leber und Niere.<br />
Die Ausscheidung des inhalativ bzw. oral aufgenommenen Cobalts erfolgt zum größten Teil<br />
rasch über den Urin, nur zu einem geringen Anteil mit den Faeces. Der Urin spiegelt die ak-<br />
tuelle Belastung wider.<br />
Erst bei einer relativ hohen Dosierung von ca. 25 mg pro Tag ist eine toxische Wirkung am<br />
Menschen zu beobachten. Betroffen ist hauptsächlich die Schilddrüsenfunktion, in der Folge<br />
kann eine Kropfbildung eintreten. Neben der Erhöhung der Erythrozytenzahl können eine<br />
zeitweise Erweiterung der Blutgefäße und eine Beeinflussung des Nervensystems vorkom-<br />
men.<br />
Cobalt stört die Protein- und Nukleinsäuresynthese; die Bildung von Hydroxyradikalen, die<br />
u.a. die DNA schädigen können, wird katalysiert. Bei chronischer Exposition am Arbeitsplatz<br />
erlitten Arbeiter durch Inhalation Cobalt-haltigen Staubes chronisch progressive Lungenfibro-<br />
sen, interstitielle Pneumonien mit Lungeninsuffizienz und in Einzelfällen Herzmuskelschä-<br />
den. Klinisch traten Bronchitiden und Emphyseme auf.<br />
Weiterhin wurden allergische Reaktionen (Kontaktdermatitis) durch Cobalt bei Arbeitern in<br />
der Hartmetallindustrie, bei Druckern und Zementarbeitern beobachtet. Selten sind dagegen<br />
allergische Reaktionen durch cobalthaltige Materialien, die auf der Haut getragen werden<br />
(Armbanduhr etc.).<br />
An Versuchstieren konnten cancerogene Wirkungen durch metallisches Cobalt und einige<br />
seiner schwerlöslichen Verbindungen nachgewiesen werden. Einzelne Berichte über bron-<br />
chiale Adenomatosen durch Co-Metall-Staub und erhöhte Tumorraten in Gebieten mit Co-<br />
balterzabbau weisen auf ein cancerogenes Potential von Cobalt auf den Menschen hin. Die<br />
Evidenz einer tumorerzeugenden Wirkung von Cobalt auf den Menschen ist allerdings als<br />
nicht ausreichend einzustufen.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
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Grenz- und Orientierungswerte<br />
In der MAK-Liste wird Cobalt und seine bioverfügbaren Verbindungen (in Form atembarer<br />
Stäube/Aerosole) als krebserzeugend in die Kategorie 2 und in die Keimzellmutagen-<br />
Kategorie 3A eingestuft. Im Jahr 2008 erhielt Cobalt in der MAK-Liste den Warnhinweis „H“,<br />
für Stoffe, die auch in größeren Mengen über die Haut aufgenommen werden können. Cobalt,<br />
seine Legierungen und wasserlösliche Verbindungen gelten als sensibilierende Arbeitsstoffe.<br />
Es wurde kein MAK-Wert festgelegt.<br />
Tabelle 4.2.6-3: Grenz- und Orientierungswerte für Cobalt<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
DFG (2008) MAK-Wert 1<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/Orientierungswerte Bemerkungen<br />
0,5 mg/m³ *<br />
0,05 mg/m³ **<br />
0,5 mg/m³ *<br />
0,05 mg/m³ **<br />
-<br />
Seite 119 von 238<br />
Krebskategorie 2<br />
Keimzellmutagen-Kategorie 3A<br />
H Gefahr der Hautresorption<br />
Sah Gefahr der Sensibilisierung der<br />
Atemwege und Haut<br />
TA Luft (2002) - -<br />
VDI MIK-Wert - -<br />
WHO 1995, 2000 - -<br />
RK-Wert 2 0,1 µg/m³ langfristige inhalative Aufnahme<br />
TrinkwV (2001) -<br />
Kühling & Peters, Vorsorgewert<br />
-<br />
16 µg/(m²xd) 4<br />
keine Angabe für Schwebstaub<br />
Jahresmittelwert<br />
Hintergrundwerte<br />
Land 3<br />
Stadt / Ballungsräume 3<br />
Land 2<br />
Stadt / Ballungsräume 3<br />
Städte 4<br />
Industrie 4<br />
< 1 ng/m³<br />
2 -3 ng/m³<br />
0,01 – 0,23 [µg/(m²xd]<br />
1 - 2 [µg/(m²xd]<br />
1 ng/m³<br />
Bis 10 µg/m³<br />
unit risk 4 3,9-6,2 x 10-³<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
Staubniederschlag<br />
Staubniederschlag<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
* 17. BImSchV § 5 (1) 3.b) / 13. BImSchV § 4(1) 3. b): Die Verbrennungsanlagen / die Feuerungsanlagen<br />
sind so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet<br />
ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Antimon, Arsen, Blei, Chrom, Cobalt, Kupfer, Mangan, Nickel,<br />
Vanadium und Zinn.<br />
** 17. BImSchV § 5 (1) 3 c) / 13. BImSchV § 4(1) 3.c): Die Verbrennungsanlagen / die Feuerungsanlagen<br />
sind so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet<br />
ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Arsen, BaP, Cadmium, Cobalt und Chrom.<br />
1 Krebskategorie 2: Stoffe, die als krebserzeugend für den Menschen anzusehen sind, weil durch hinreichende<br />
Ergebnisse aus Langzeit-Tierversuchen oder Hinweise aus Tierversuchen davon auszugehen ist,<br />
dass sie einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leisten<br />
2 RK = Referenzkonzentration (Hassauer/Schneider (2001))<br />
3 Kühling & Peters (1994)<br />
4 Hassauer & Schneider (2001)<br />
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Gefährdungsabschätzung für Cobalt (Co) in der PM10-Fraktion und im Staubnieder-<br />
schlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Cobalt-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer MP<br />
5) vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die drei<br />
Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Co-Vorbelastung an den verschiedenen Messstellen sowie die von Argumet berechnete Zu-<br />
satzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzli-<br />
chen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zu-<br />
grundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den verschiedenen<br />
Messpunkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Ver-<br />
hältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.6-4: Vorhaben, Cobalt in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelastung/Vorbelastung<br />
in %<br />
Seite 120 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
RK-Wert:<br />
100 ng/m³<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
HLUG-Wert:<br />
20 ng/m³<br />
MP 1 0,3 0,014 0,314 4,67 0,014 0,07<br />
MP 2 0,1 0,014 0,114 14,00 0,014 0,07<br />
MP 3 0,1 0,014 0,114 14,00 0,014 0,07<br />
MP 4 0,1 0,014 0,114 14,00 0,014 0,07<br />
MP 6 0,2 0,014 0,214 7,00 0,014 0,07<br />
MP 7 0,1 0,014 0,114 14,00 0,014 0,07<br />
MP 8 0,1 0,014 0,114 14,00 0,014 0,07<br />
MP 9 0,2 0,014 0,214 7,00 0,014 0,07<br />
MP 10 0,2 0,014 0,214 7,00 0,014 0,07<br />
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Tabelle 4.2.6-5: Alternative GuD-Anlage, Cobalt in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelas<br />
tung/Vorbelastung<br />
in %<br />
Seite 121 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
RK-Wert:<br />
100 ng/m³<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
HLUG-Wert:<br />
20 ng/m³<br />
MP 1 0,3 0,0086 0,3086 2,87 0,0086 0,043<br />
MP 2 0,1 0,0086 0,1086 8,60 0,0086 0,043<br />
MP 3 0,1 0,0086 0,1086 8,60 0,0086 0,043<br />
MP 4 0,1 0,0086 0,1086 8,60 0,0086 0,043<br />
MP 6 0,2 0,0086 0,2086 4,30 0,0086 0,043<br />
MP 7 0,1 0,0086 0,1086 8,60 0,0086 0,043<br />
MP 8 0,1 0,0086 0,1086 8,60 0,0086 0,043<br />
MP 9 0,2 0,0086 0,2086 4,30 0,0086 0,043<br />
MP 10 0,2 0,0086 0,2086 4,30 0,0086 0,043<br />
Tabelle 4.2.6-6: Nullvariante, Cobalt in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis<br />
Zusatzbelas<br />
tung/Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
RK-Wert:<br />
100 ng/m³<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
HLUG-Wert:<br />
20 ng/m³<br />
MP 1 0,3 0,028 0,328 9,33 0,028 0,14<br />
MP 2 0,1 0,028 0,128 28,00 0,028 0,14<br />
MP 3 0,1 0,028 0,128 28,00 0,028 0,14<br />
MP 4 0,1 0,028 0,128 28,00 0,028 0,14<br />
MP 6 0,2 0,028 0,228 14,00 0,028 0,14<br />
MP 7 0,1 0,028 0,128 28,00 0,028 0,14<br />
MP 8 0,1 0,028 0,128 28,00 0,028 0,14<br />
MP 9 0,2 0,028 0,228 14,00 0,028 0,14<br />
MP 10 0,2 0,028 0,228 14,00 0,028 0,14<br />
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<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.6-7: Vergleich der drei Alternativen: Cobalt in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung<br />
Max. Gesamtbelastung<br />
Seite 122 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
RK-Wert:<br />
100 ng/m³<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
HLUG-Wert:<br />
20 ng/m³<br />
Vorhaben 0,3 0,014 0,314 0,014 0,070<br />
GuD-Anlage 0,3 0,0086 0,3086 0,0086 0,043<br />
Nullvariante 0,3 0,028 0,328 0,028 0,014<br />
Die Referenzkonzentration (RK-Wert) wird mit 100 ng/m³ angegeben. Die maximale Ge-<br />
samtbelastung beträgt 0,33 %, die maximale Zusatzbelastung 0,03 % dieses Wertes. Vom<br />
HLUG werden als Immissionsvergleichswert 20 ng/m³ angegeben, die maximale Gesamtbe-<br />
lastung beträgt 1,64 %, die maximale Zusatzbelastung 0,14 % dieses Wertes. Die Cobalt-<br />
Zusatzbelastung ist bei allen drei Alternativen als irrelevant einzustufen.<br />
Bei Anwendung des von Hassauer & Schneider (2001) vorgeschlagenen unit risk für Cobalt<br />
von 3,9 bis 6,2 x 10 -3 pro 1 µg Co/m³ können folgende Krebsrisiken vergleichend für die drei<br />
Alternativen errechnet werden:<br />
Tabelle 4.2.6-8: Vergleich der drei Alternativen: Errechnete Krebsrisiken<br />
Krebsrisiko<br />
Gesamtbelastung<br />
(max)<br />
Krebsrisiko<br />
Zusatzbelastung<br />
(max)<br />
Vorhaben 1,22 – 1,95 x 10 -7 5,46 – 8,68 x10 -8<br />
GuD-Anlage 1,20 – 1,91 x 10 -7 3,35 - 5,33 x10 -8<br />
Nullvariante 1,28 - 2,03 x 10 -7 1,09 – 1,74 x10 -7<br />
Bei einer Zusatzbelastung von maximal 0,028 ng/m³ (Nullvariante) errechnet sich ein zusätz-<br />
liches Krebsrisiko von 1,09 – 1,74 x10 -7 , d.h. 1 - 2 zusätzliche Krebsfälle auf 10 Millionen<br />
Personen. Das durch die Zusatz- wie auch die Gesamtbelastung (geschätzte) gesundheitli-<br />
che Risiko für die Bevölkerung ist damit so gering, dass es als praktisch nicht mehr nach-<br />
weisbar (virtually safe dose) einzustufen ist.<br />
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Die Gesamtbelastung im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger durch Cobalt liegt<br />
sowohl bezogen auf die sonst üblicherweise anzutreffenden Immissionskonzentrationen als<br />
auch im Hinblick auf die vorliegenden Toxizitätsdaten in einem Konzentrationsbereich, der<br />
eine über das üblicherweise vorhandene (Krebs)-Risiko hinausgehende Gefährdung der Be-<br />
völkerung mit großer Sicherheit ausschließt.<br />
Cobalt im Staubniederschlag<br />
Die Cobalt-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP<br />
10 vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Cobalt im Staubniederschlag<br />
wurden für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock), für<br />
die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene Co-<br />
Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete Zusatz-<br />
belastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen<br />
Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrunde-<br />
gelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1 bis 10<br />
aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis von Zu-<br />
satzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.6-9: Vorhaben, Cobalt im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 123 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
5 µg/(m³xd)<br />
(HLUG)<br />
MP 1 0,5 0,022 0,522 4,4 0,44<br />
MP 2 0,2 0,022 0,222 11,0 0,44<br />
MP 3 0,8 0,022 0,822 2,75 0,44<br />
MP 4 0,2 0,022 0,222 11,0 0,44<br />
MP 5 0,3 0,022 0,322 7,3 0,44<br />
MP 6 0,3 0,022 0,322 7,3 0,44<br />
MP 7 0,4 0,022 0,422 5,5 0,44<br />
MP 8 0,3 0,022 0,322 7,3 0,44<br />
MP 9 0,8 0,022 0,822 2,75 0,44<br />
MP 10 0,2 0,022 0,222 11,0 0,44<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.6-10: Alternative GuD-Anlage, Cobalt im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung<br />
zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 124 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
5 µg/(m³xd)<br />
(HLUG)<br />
MP 1 0,5 0,020 0,520 4,0 0,40<br />
MP 2 0,2 0,020 0,220 10,0 0,40<br />
MP 3 0,8 0,020 0,820 2,5 0,40<br />
MP 4 0,2 0,020 0,220 10,0 0,40<br />
MP 5 0,3 0,020 0,320 6,67 0,40<br />
MP 6 0,3 0,020 0,320 6,67 0,40<br />
MP 7 0,4 0,020 0,420 5,0 0,40<br />
MP 8 0,3 0,020 0,320 6,67 0,40<br />
MP 9 0,8 0,020 0,820 2,5 0,40<br />
MP 10 0,2 0,020 0,220 10,0 0,40<br />
Tabelle 4.2.6-11: Nullvariante, Cobalt im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
5 µg/(m³xd)<br />
(HLUG)<br />
MP 1 0,5 0,032 0,532 6,4 0,64<br />
MP 2 0,2 0,032 0,232 16,0 0,64<br />
MP 3 0,8 0,032 0,832 4,0 0,64<br />
MP 4 0,2 0,032 0,232 16,0 0,64<br />
MP 5 0,3 0,032 0,332 10,7 0,64<br />
MP 6 0,3 0,032 0,332 10,7 0,64<br />
MP 7 0,4 0,032 0,432 8,0 0,64<br />
MP 8 0,3 0,032 0,332 10,7 0,64<br />
MP 9 0,8 0,032 0,832 4,0 0,64<br />
MP 10 0,2 0,032 0,232 16,0 0,64<br />
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<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.4-12: Vergleich der drei Alternativen: Cobalt im Staubniederschlag [µg/(m²xd)]<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vor-<br />
belastung<br />
Max. Zusatz-<br />
belastung<br />
Seite 125 von 238<br />
Gesamtbelas-<br />
tung<br />
Verhältnis Zu-<br />
satzbel./Beur-<br />
teilungswert in %<br />
Vorhaben 0,8 0,022 0,822 0,44<br />
GuD-Anlage 0,8 0,020 0,820 0,40<br />
Nullvariante 0,8 0,032 0,832 0,64<br />
Der Immissionsvergleichswert der HLUG beträgt 5 µg/(m²xd). Die Gesamtbelastung an den<br />
hier betrachteten Messpunkten liegt mit maximal 0,832 µg/(m²xd) deutlich unter diesem<br />
Wert. Die maximale Zusatzbelastung liegt bei 0,64 % dieses Beurteilungswertes, sie ist da-<br />
mit als irrelevant nach TA Luft einzustufen.<br />
Die Gesamtbelastung im Einzugsbereich des Kraftwerks durch Cobalt in der PM10-<br />
Fraktion sowie im Staubniederschlag liegt im Hinblick auf die vorliegenden Toxizitäts-<br />
daten in einem Konzentrationsbereich, der eine über das üblicherweise vorhandene<br />
(Krebs)-Risiko hinausgehende Gefährdung der Bevölkerung mit großer Sicherheit<br />
ausschließt.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung an Co-<br />
balt sowohl in der PM10-Fraktion als auch im Staubniederschlag für die im Beurtei-<br />
lungsgebiet des Kraftwerks wohnende Bevölkerung als unerheblich, die errechnete<br />
Zusatzbelastung durch das geplante Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
durch die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante ist praktisch nicht nach-<br />
weisbar und daher als vernachlässigbar einzustufen.<br />
4.2.7 Kupfer (Cu)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Kupfer - ein Halbedelmetall - kommt gediegen oder als Mineral vor. Verwendung findet Kup-<br />
fer vor allem zur Herstellung von Kupferlegierungen (Messing, Bronze). Wegen der guten<br />
elektrischen Leitfähigkeit und der thermischen Eigenschaften wird es häufig auch als Metall<br />
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eingesetzt. Aufgrund der bakteriziden und algiziden Wirkungen werden Kupfersalze bzw.<br />
organische Kupferverbindungen als Pflanzen- bzw. Holzschutzmittel verwendet.<br />
Je nach Art des Gesteins bzw. des Bodens kommt Kupfer in Konzentrationen von 20 bis<br />
90 mg/kg Boden vor. In sauren Böden wird Kupfer relativ leicht ausgewaschen, dadurch wird<br />
die Bioverfügbarkeit erhöht.<br />
Im Meerwasser werden Cu-Konzentrationen um 1 - 5 µg/L, mit Höchstwerten bis zu 100 µg/L<br />
gemessen. Der Gehalt im Trinkwasser variiert je nach Wasserhärte, pH-Wert und Material<br />
der Wasserleitung. Pflanzen enthalten 4 - 20 µg/kg TG, Fleisch ca. 10 mg/kg. Fleisch, Inne-<br />
reien, Fisch und grüne Gemüse sind die Hauptlieferanten des Menschen für Kupfer. Das<br />
natürliche Vorkommen von Kupfer in der Luft ist größtenteils bedingt durch Windverwehun-<br />
gen von metallhaltigem Boden und Vulkanasche.<br />
Weitere Quellen sind Aerosole von Meerwasser und der Rauch von Waldbränden. Umwelt-<br />
kontaminationen durch Kupfer finden über den Ferntransport von Feinstäuben oder Aeroso-<br />
len aus Kupfer verarbeitenden Industrien, aus Feuerungsanlagen, Verbrennungsanlagen,<br />
Zementwerken usw. statt.<br />
In den beiden folgenden Tabellen sind die Kupfer-Konzentrationen im Schwebstaub und im<br />
Staubniederschlag in verschiedenen Gebieten dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.7-1: Kupfer-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub (SSt) und in der PM10-<br />
Fraktion in verschiedenen Gebieten von Deutschland (ng/m³)<br />
Ruhrgebiet Ost/Hamm<br />
Wuppertal<br />
Ruhrgebiet<br />
Rheinschiene<br />
Wiesbaden-Süd<br />
Land<br />
Stadt<br />
Industrie<br />
ländlich<br />
städtisch<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
10<br />
10 - 50<br />
20<br />
20<br />
14,6<br />
10 – 20<br />
20 – 60<br />
60 – 100<br />
3 - 280<br />
13 – 2.760<br />
Seite 126 von 238<br />
MURL 1995<br />
MURL 1996<br />
MURL 1997<br />
LUA 1996<br />
HLUG 2008<br />
Kühling & Peters 1994<br />
Schneider/Kalberlah 1999<br />
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Tabelle 4.2.7-2: Kupfer-Konzentrationen im Staubniederschlag in verschiedenen Gebieten<br />
von Deutschland [µg/(m² x d)]<br />
Nürnberg/Erlangen<br />
München<br />
Bayern allgemein<br />
Städtisch<br />
Industrie<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
5,2 - 19,9<br />
9,3 - 116,3<br />
3,0 – 263 (2004)<br />
10 – 50<br />
30 – 900<br />
Seite 127 von 238<br />
LfU Bayern 1996a<br />
LfU Bayern 2005<br />
Kühling & Peters 1994<br />
Kupfer gehört zu den essentiellen Elementen; es spielt eine wichtige Rolle bei der Hämoglo-<br />
binbildung und beim Zellwachstum und wird in viele Enzyme eingebaut.<br />
Es kann sowohl oral als auch inhalativ aufgenommen werden, die cutane Aufnahme hat kei-<br />
ne Bedeutung. Die Exposition zu Kupfer erfolgt vor allem über Trinkwasser, mit Lebensmit-<br />
teln und über die Außenluft.<br />
Kupfer ist in seinen ein- und zweiwertigen Verbindungen bioverfügbar. Aus der Nahrung ab-<br />
sorbiert der Mensch ca. 50 % über den Gastro-Intestinal-Trakt, der Rest wird über Galle und<br />
Faeces ausgeschieden. Die Exkretion mit dem Urin ist sehr gering.<br />
Die physiologische Wirkung von Kupfer beruht auf seiner Bedeutung für zahlreiche Enzym-<br />
aktivitäten. Es greift in den Eisenstoffwechsel durch Oxidation von Eisen(II) und Beeinflus-<br />
sung der Eisenspeicher in der Leber ein. Es besteht ein Antagonismus zwischen Kupfer und<br />
Molybdän sowie zwischen Kupfer und Zink.<br />
Der Mechanismus der toxischen Wirkungen ist bis heute nicht geklärt. Akut toxische Wirkun-<br />
gen, die erst nach extrem hohen oralen Gaben eintreten, verursachen zunächst einen metal-<br />
lischen Geschmack. Erbrechen und Brennen im Magen, Durchfall, Gelbsucht sowie Blut im<br />
Urin sind weitere klinische Symptome. In der Folge können Krämpfe, Koma und Tod eintre-<br />
ten. Hautkontakt mit Kupfersalzen kann juckende Ekzeme erzeugen. Die Inhalation von<br />
Rauch oder Staub von Kupferverbindungen kann zu Stauungen in Nasen- und anderen<br />
Schleimhäuten, in Einzelfällen auch zur Perforation der Nasenschleimhaut führen. Metalli-<br />
scher Kupferrauch kann Brechreiz, Magenbeschwerden und Durchfall verursachen.<br />
Chronische Einwirkung kann zur Beeinträchtigung der Leber-, Milz- und Nierenfunktionen<br />
sowie zu Anaemie führen. Das Risiko ist für die Normalbevölkerung gering; ausgenommen<br />
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sind Personen mit genetischen Defekten, bei denen die Menke'sche oder Wilson'sche<br />
Krankheit auftritt oder die stark einseitige Diäten einhalten.<br />
In den letzten Jahren wird die Entstehung der frühkindlichen Leberzirrhose durch die Auf-<br />
nahme von Kupfer über saures Wasser aus kupferhaltigen Trinkwasserrohren diskutiert.<br />
Cancerogene, mutagene und teratogene Wirkungen beim Menschen sind nicht bekannt,<br />
lediglich an Hamstern konnte für Kupfercitrat eine teratogene Wirkung nachgewiesen wer-<br />
den.<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
In Tabelle 4.2.7-3 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte aufgeführt, die für Kup-<br />
fer festgelegt bzw. vorgeschlagen sind.<br />
Tabelle 4.2.7-3: Grenz- und Orientierungswerte für Kupfer<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
DFG (2008) MAK-Wert 1<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/Orientierungswerte Bemerkungen<br />
0,5 mg/m³ *<br />
0,5 mg/m³ *<br />
0,1 mg/m³ E 1<br />
Seite 128 von 238<br />
Kupfer und seine anorganischen<br />
Verbindungen<br />
Schwangerschaftsgruppe C<br />
TA Luft (2002) - -<br />
VDI MIK-Wert - -<br />
WHO 2 - -<br />
22. BImSchV (2002)<br />
Immissionsgrenzwert<br />
TrinkwV (2001) 2 mg/L<br />
- -<br />
TRD Wert 3 nicht abgeleitet -<br />
Kühling & Peters<br />
Hintergrundwerte 4<br />
Land<br />
Stadt<br />
Stadt<br />
20 µg/m³<br />
10 - 20 ng/m³<br />
20 – 60 ng/m³<br />
10 – 50 µg/(m²xd)<br />
Anhaltswert (8 Std. Mittel)<br />
ein Depositionswert ist nicht festgelegt<br />
worden<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
Staubniederschlag<br />
*<br />
17. BImSchV § 5 (1) 3.b) / 13. BImSchV § 4(1) 3. b): Die Verbrennungsanlagen / die Feuerungsanlagen<br />
sind so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet<br />
ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Antimon, Arsen, Blei, Chrom, Cobalt, Kupfer, Mangan,<br />
Nickel, Vanadium und Zinn.<br />
1<br />
2<br />
Kupfer als einatembarer Anteil (E),<br />
Luftqualitätsleitwert (WHO 1995, 2000)<br />
3<br />
Schneider & Kalberlah 1999<br />
4<br />
Kühling & Peters 1994<br />
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Gefährdungsabschätzung für Kupfer (Cu) in der PM10-Fraktion und im Staubnieder-<br />
schlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Kupfer-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer MP<br />
5) vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die drei<br />
Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Cu-Vorbelastung an den verschiedenen Messstellen sowie die von Argumet berechnete Zu-<br />
satzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzli-<br />
chen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zu-<br />
grundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den verschiedenen<br />
Messpunkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Ver-<br />
hältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.7-4: Vorhaben, Kupfer in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Mess-<br />
punkt <br />
Vor-<br />
belastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatz-<br />
belastung <br />
Gesamt-<br />
belastung<br />
Seite 129 von 238<br />
Verhältnis Zu-<br />
satzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelas-<br />
tung/Beurtei-lungswert<br />
in %, MAK/100:<br />
1.000 ng/m³<br />
MP 1 15,4 0,72 16,12 4,68 0,072<br />
MP 2 9,0 0,72 9,72 8,00 0,072<br />
MP 3 7,5 0,72 8,22 9,60 0,072<br />
MP 4 8,2 0,72 8,92 8,78 0,072<br />
MP 6 12,3 0,72 13,02 5,85 0,072<br />
MP 7 11,4 0,72 12,12 6,32 0,072<br />
MP 8 6,9 0,72 7,62 10,43 0,072<br />
MP 9 13,1 0,72 13,82 5,50 0,072<br />
MP 10 16,7 0,72 17,42 4,31 0,072<br />
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Tabelle 4.2.7-5: Alternative GuD-Anlage, Kupfer in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 130 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurtei-lungswert<br />
in %, MAK/100:<br />
1.000 ng/m³<br />
MP 1 15,4 0,43 15,83 2,79 0,043<br />
MP 1 9,0 0,43 9, 43 4,78 0,043<br />
MP 2 9,0 0,43 7,93 5,73 0,043<br />
MP 3 7,5 0,43 8,63 5,24 0,043<br />
MP 4 8,2 0, 43 12,73 3,50 0,043<br />
MP 6 12,3 0,43 11,83 3,77 0,043<br />
MP 7 6,9 0,43 7,33 6,23 0,043<br />
MP 8 6,9 0,43 13,53 3,28 0,043<br />
MP 9 13,1 0,43 17,13 2,57 0,043<br />
Tabelle 4.2.7-6: Nullvariante, Kupfer in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurtei-lungswert<br />
in %, MAK/100:<br />
1.000 ng/m³<br />
MP 1 15,4 1,40 16,80 9,09 0,14<br />
MP 2 9,0 1,40 10,40 15,56 0,14<br />
MP 3 7,5 1,40 8,90 18,67 0,14<br />
MP 4 8,2 1,40 9,60 17,07 0,14<br />
MP 6 12,3 1,40 13,70 11,38 0,14<br />
MP 7 11,4 1,40 12,80 12,28 0,14<br />
MP 8 6,9 1,40 7,40 20,29 0,14<br />
MP 9 13,1 1,40 14,50 10,69 0,14<br />
MP 10 16,7 1,40 18,10 8,38 0,14<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
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Tabelle 4.2.7-7: Vergleich der drei Alternativen: Kupfer in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung<br />
Seite 131 von 238<br />
Max. Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 16,7 0,72 17,42 0,072<br />
GuD-Anlage 16,7 0,43 17,13 0,043<br />
Nullvariante 16,7 1,4 18,10 0,140<br />
Immissionsgrenz- bzw. Orientierungswerte sind für Kupfer weder in der TA Luft, in den WHO<br />
Air Quality Guidelines, noch vom VDI bzw. LAI festgelegt worden. Kühling & Peters schlagen<br />
einen Anhaltswert für Kupfer im Schwebstaub von 20.000 ng/m³ als 8-Stunden-Mittel vor.<br />
Wenn man hilfsweise den MAK/100 (entsprechend 1.000 ng/m³) als Beurteilungswert zu-<br />
grunde legt, so beträgt die maximale Gesamtbelastung 1,81 %, die maximale Zusatzbelas-<br />
tung 0,14 % dieses Wertes.<br />
Die Cu-Immissionskonzentrationen im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger liegen<br />
im Bereich der Immissionskonzentrationen, wie sie für ländliche Gebiete in Deutschland üb-<br />
lich sind. Die Zusatzbelastung ist als irrelevant nach TA Luft einzustufen.<br />
Kupfer im Staubniederschlag<br />
Die Kupfer-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP<br />
10 vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Kupfer im Staubnieder-<br />
schlag wurden für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Cu-Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete Zu-<br />
satzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzli-<br />
chen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zu-<br />
grundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1<br />
bis 10 aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.7-8: Vorhaben, Kupfer im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 132 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
99 µg/(m²xd)<br />
BBodSchV<br />
MP 1 10,0 1,10 11,10 11,00 1,11<br />
MP 2 6,7 1,10 7,80 16,42 1,11<br />
MP 3 8,7 1,10 9,80 12,64 1,11<br />
MP 4 7,2 1,10 8,30 15,28 1,11<br />
MP 5 6,9 1,10 8,00 15,64 1,11<br />
MP 6 8,1 1,10 9,20 15,49 1,11<br />
MP 7 7,6 1,10 8,70 14,47 1,11<br />
MP 8 6,5 1,10 7,60 16,92 1,11<br />
MP 9 8,2 1,10 9,30 13,41 1,11<br />
MP 10 7,3 1,10 8,40 15,07 1,11<br />
Tabelle 4.2.7-9: Alternative GuD-Anlage, Kupfer im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung<br />
zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
99 µg/(m²xd)<br />
BBodSchV<br />
MP 1 10,0 0,99 10,99 9,90 1,00<br />
MP 2 6,7 0,99 6,63 14,78 1,00<br />
MP 3 8,7 0,99 9,69 11,68 1,00<br />
MP 4 7,2 0,99 8,19 13,75 1,00<br />
MP 5 6,9 0,99 7,89 14,35 1,00<br />
MP 6 8,1 0,99 9,09 12,22 1,00<br />
MP 7 7,6 0,99 8,59 13,03 1,00<br />
MP 8 6,5 0,99 7,49 15,23 1,00<br />
MP 9 8,2 0,99 9,19 12,07 1,00<br />
MP 10 7,3 0,99 8,29 13,56 1,00<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.7-10: Nullvariante, Kupfer im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 133 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
99 µg/(m²xd)<br />
BBodSchV<br />
MP 1 10,0 1,60 11,60 16,00 1,62<br />
MP 2 6,7 1,60 8,30 23,88 1,62<br />
MP 3 8,7 1,60 10,30 18,39 1,62<br />
MP 4 7,2 1,60 8,80 22,22 1,62<br />
MP 5 6,9 1,60 8,50 23,19 1,62<br />
MP 6 8,1 1,60 9,70 19,75 1,62<br />
MP 7 7,6 1,60 8,60 21,85 1,62<br />
MP 8 6,5 1,60 8,10 24,62 1,62<br />
MP 9 8,2 1,60 9,80 10,51 1,62<br />
MP 10 7,3 1,60 8,90 21,92 1,62<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und die maximalen Gesamt-<br />
belastungen sowie das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alter-<br />
nativen vergleichend dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.4-11: Vergleich der drei Alternativen: Kupfer im Staubniederschlag [µg/(m²xd)]<br />
Max. Vorbelas-<br />
tung<br />
Max. Zusatz-<br />
belastung <br />
Gesamtbelas-<br />
tung<br />
Verhältnis Zu-<br />
satzbel./Beur<br />
teilungswert in %<br />
Vorhaben 10,0 1,10 11,00 1,11<br />
GuD-Anlage 10,0 0,99 10,99 1,00<br />
Nullvariante 10,0 1,60 11,60 1,62<br />
In der BBodSchV wird für Kupfer als ein Maßnahmewert für die jährliche Fracht von 99<br />
µg/(m²xd) angegeben. Die maximale Gesamtbelastung beträgt 11,72 %, die maximale Zusatzbelastung<br />
1,62 % dieses Wertes, sie ist als irrelevant einzustufen.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung an<br />
Kupfer sowohl in der PM10-Fraktion als auch im Staubniederschlag für die im Beurteilungsgebiet<br />
des Kraftwerks Staudinger wohnende Bevölkerung als unerheblich, die<br />
errechnete Zusatzbelastung durch das geplante Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock)<br />
sowie durch die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante ist praktisch nicht<br />
nachweisbar und daher als vernachlässigbar einzustufen.<br />
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4.2.8 Mangan (Mn)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Mangan gehört zu den unedlen, häufig vorkommenden Schwermetallen und ist ubiquitär in<br />
allen Böden zu finden. In der Natur kommt es ausschließlich nichtelementar vor, zumeist als<br />
Oxid (Braunstein), aber auch in vielen verschiedenen Mineralien. Die jährliche Förderung<br />
beträgt mehr als 20 Mio Mg. Der größte Teil des gewonnenen Mangans wird in der Eisen-<br />
und Stahlherstellung und in Nickel- und Kupferschmelzen zur Desoxidation und Entschwefe-<br />
lung verwendet. In Legierungen wird es zur Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit von Alu-<br />
minium und Magnesium eingesetzt. Weiterhin wird es zur Herstellung von Farbpigmenten<br />
und Magnetbändern benötigt. In größerem Umfang wird Manganoxid für die Fertigung von<br />
Trockenbatterien verwendet. Organische Manganverbindungen spielen als Antiklopfmittel<br />
und Verbrennungsförderer für Heizöl eine Rolle.<br />
In Böden liegt der Mangan-Gehalt je nach der geologischen Beschaffenheit bei 600 - 900<br />
mg/kg Boden. In Trinkwasser findet sich im Mittel meist weniger als 100 µg/L, mit einer gro-<br />
ßen Variationsbreite von wenigen Mikrogramm bis mehreren Milligramm. Auch Pflanzen<br />
enthalten sehr unterschiedliche Mn-Konzentrationen je nach dem Mangan-Gehalt des Bo-<br />
dens. Weizen und Reis können 10 - 100 mg/kg enthalten, Milch und Fleisch dagegen meist<br />
weniger als 1 mg/kg.<br />
Die Emissionsquellen für Mangan sind die genannten Anwendungs- und Produktionsanla-<br />
gen. Weiterhin wird es frei bei der Gewinnung von Erzen, Feuerungs- und Abfallverbren-<br />
nungsanlagen. Manganoxide können in der Luft mit SO2 zu Mangansulfaten reagieren und<br />
die Bildung von SO3 und Schwefelsäure katalysieren.<br />
Etwa 80 % des emittierten Mangans ist in der Staubfraktion < 5 µm gebunden und daher<br />
lungengängig, etwa 50 % sind < 2 µm und erreichen damit die Alveolen.<br />
In den beiden folgenden Tabellen sind die Mangan-Konzentrationen im Schwebstaub und im<br />
Staubniederschlag in verschiedenen Gebieten dargestellt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 134 von 238<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.8-1: Mangan-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub in verschiedenen<br />
Gebieten (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
Ländlich 10 - 30 Kühling & Peters 1994<br />
Städtisch 10 - 70<br />
Industrie 200 - 300<br />
Tabelle 4.2.8-2: Mangan-Konzentrationen im Staubniederschlag in verschiedenen Gebieten<br />
von Deutschland [µg/(m²xd)]<br />
Nürnberg/Erlangen<br />
München<br />
Bayern (allgemein)<br />
Ländlich<br />
Städtisch<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
Jahresmittel Quelle<br />
22,6 - 32,1<br />
20 - 1.250<br />
< 30 – 92 (2004)<br />
10 - 30<br />
10 – 50<br />
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LfU Bayern 1996a<br />
LfU Bayern 2005<br />
Kühling & Peters 1994<br />
Mangan ist ein essentielles, in üblicherweise vorkommenden Konzentrationen kaum toxisch<br />
wirkendes Element. Die Aufnahme von Mangan durch den Menschen erfolgt praktisch aus-<br />
schließlich über die Nahrung; Hauptquelle sind pflanzliche Nahrungsmittel wie Getreide,<br />
Nüsse und Tee. Die Mangan-Aufnahme Erwachsener wird mit 2-12 mg Mn/Tag angegeben,<br />
die von Kindern mit 1-2 mg/Tag. Die notwendige Mangankonzentration für den Erwachsenen<br />
wird auf 2 - 3 mg/Tag geschätzt. Die Absorptionsrate von Mangan variiert zwischen 1 %<br />
und 3,5 %.<br />
Mangan wird im Blut an Proteine gebunden transportiert und im Organismus verteilt. Die<br />
Plazenta- sowie die Blut-Hirn-Schranke werden überschritten. Besonders in Leber, Niere,<br />
Hypophyse und Pankreas wird Mangan festgestellt, die Ausscheidung erfolgt fast aus-<br />
schließlich mit den Faeces.<br />
Mangan wird nicht akkumuliert; Ausscheidung und Aufnahme werden durch homöostatische<br />
Mechanismen kontrolliert; die Halbwertszeit der Ausscheidung richtet sich nach der Gesamt-<br />
konzentration von Mangan im Körper, im Mittel liegt sie bei 35 Tagen. Wenn Zufuhr, Auf-<br />
nahme und Ausscheidung von Mangan durch Kontrollmechnismen im Gleichgewicht gehal-<br />
ten werden, kommt es nicht zu toxischen Wirkungen von Mangan.<br />
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Im Vergleich zu anderen Metallen ist Mangan wenig toxisch. Jedoch sind bei Arbeitern bei<br />
Herstellung und Verarbeitung nach akuter Inhalation von Mangan-Stäuben örtliche Reizer-<br />
scheinungen an den Atemwegen (Metallfieber) bis zur Pneumonie (sog. Mangan-<br />
Pneumonie) beobachtet worden.<br />
Die kritischen Organe einer chronischen Manganintoxikation sind Nervensystem und Lunge.<br />
Durch chronische Exposition kann es nach monate- bis jahrelanger inhalativer Aufnahme<br />
hoher Konzentrationen zu einem mit „Manganismus" bezeichneten Krankheitsbild kommen.<br />
Dabei kann es nach einem kurzen psychotischen Zustand zu Zittern der Hände, verstärktem<br />
Muskeltonus, Bewegungsstarre des Gesichts und typischem Gangbild (ähnlich der Parkin-<br />
son'schen Krankheit) kommen. Weiterhin werden Leberparenchymschäden, Blutbildverände-<br />
rungen und Morbus Basedow festgestellt. Nach Ende der Einwirkung zeigt sich ohne beson-<br />
dere Behandlung keine erkennbare Besserung der Symptomatik.<br />
Neuere Untersuchungen ergaben bei Mangan-Exposition Anzeichen einer Leistungsminde-<br />
rung, die als subklinische frühe Anzeichen zentralnervöser Störungen gedeutet wurden. Bei<br />
niedrigen Konzentrationen treten Wirkungen an den Atemwegen in den Vordergrund.<br />
Epidemiologische Untersuchungen an der Bevölkerung in der Umgebung von Mangan ver-<br />
arbeitenden Betrieben erbrachten eine deutliche Erhöhung der Mortalität an Pneumonie und<br />
eine Erhöhung der Morbidität. Es ist jedoch nicht geklärt, ob die erhöhten Morbiditätsraten<br />
nur auf einer direkten Manganwirkung beruhen, oder auf einer durch Manganexposition be-<br />
dingten erhöhten Infektanfälligkeit.<br />
Mutagene, teratogene und cancerogene Wirkungen von Mangan sind nicht bekannt. Gesi-<br />
cherte Hinweise auf Reproduktionstoxizität liegen nicht vor. Nach chronischer Manganintoxi-<br />
kation ist über Impotenz und über eine Zunahme der spontanen Abortrate berichtet worden.<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
In Tabelle 4.2.8-3 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte aufgeführt, die für Man-<br />
gan festgelegt sind.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 136 von 238<br />
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Tabelle 4.2.8-3: Grenz- und Orientierungswerte für Mangan<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/Orientierungswerte Bemerkungen<br />
0,5 mg/m³*<br />
0,5 mg/m³ *<br />
DFG (2008) MAK-Wert 1 0,5 mg/m³ E 1 Schwangerschaftsgruppe C<br />
TA Luft (2002) - -<br />
VDI MIK-Wert - -<br />
WHO (2000) ² 0,15 µg/m³ Jahresmittelwert<br />
22. BImSchV (2002)<br />
Immissionsgrenzwert<br />
TrinkwV (2001) -<br />
- -<br />
TRD Wert - -<br />
Kühling & Peters<br />
Hintergrundwerte<br />
Land 3<br />
Stadt<br />
Land<br />
Stadt<br />
Stadt (München) 4<br />
0,5 µg/m³ Anhaltswert<br />
10 - 30 ng/m³<br />
10 - 70 ng/m³<br />
10 - 30 µg/(m²xd)<br />
20 - 1.250 µg/(m²xd)<br />
20 - 85 µg/(m²xd)<br />
Seite 137 von 238<br />
ein Depositionswert ist nicht festgelegt<br />
worden<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
Staubniederschlag<br />
Staubniederschlag<br />
Staubniederschlag<br />
*<br />
17. BImSchV § 5 (1) 3.b) / 13. BImSchV § 4(1) 3. b): Die Verbrennungsanlagen / die Feuerungsanlagen<br />
sind so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet<br />
ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Antimon, Arsen, Blei, Chrom, Cobalt, Kupfer, Mangan,<br />
Nickel, Vanadium und Zinn.<br />
1<br />
einatembarer Anteil E für Mangan und seine anorganischen Verbindungen<br />
2<br />
3<br />
Luftqualitätsleitwert (WHO 1995)<br />
Kühling & Peters 1994<br />
4 LFU Bayern 1996<br />
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Gefährdungsabschätzung für Mangan (Mn) in der PM10-Fraktion und im Staubnieder-<br />
schlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Mangan-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer<br />
MP 5) vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die<br />
drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Mn-Vorbelastung an den verschiedenen Messstellen sowie die von Argumet berechnete Zu-<br />
satzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzli-<br />
chen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zu-<br />
grundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den verschiedenen<br />
Messpunkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Ver-<br />
hältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.8-4: Vorhaben, Mangan in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 138 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
WHO-Wert 150 ng/m³<br />
MP 1 7,8 0,18 7,98 2,37 0,12<br />
MP 2 6,5 0,18 6,68 2,77 0,12<br />
MP 3 5,8 0,18 5,98 3,10 0,12<br />
MP 4 5,6 0,18 5,78 3,21 0,12<br />
MP 6 7,8 0,18 7,98 2,31 0,12<br />
MP 7 7,5 0,18 7,68 2,40 0,12<br />
MP 8 4,8 0,18 4,98 3,75 0,12<br />
MP 9 6,1 0,18 6,28 2,95 0,12<br />
MP 10 8,1 0,18 8,28 2,22 0,12<br />
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Tabelle 4.2.8-5: Alternative GuD-Anlage, Mangan in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 139 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %, WHO-Wert 150 ng/m³<br />
MP 1 7,8 0,11 7,91 1,41 0,07<br />
MP 2 6,5 0,11 6,61 1,69 0,07<br />
MP 3 5,8 0,11 5,91 1,90 0,07<br />
MP 4 5,6 0,11 5,71 1,96 0,07<br />
MP 6 7,8 0,11 7,91 1,41 0,07<br />
MP 7 7,5 0,11 7,61 1,47 0,07<br />
MP 8 4,8 0,11 4,91 2,29 0,07<br />
MP 9 6,1 0,11 6,21 1,80 0,07<br />
MP 10 8,1 0,11 8,21 1,36 0,07<br />
Tabelle 4.2.8-6: Nullvariante, Mangan in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %, WHO-Wert 150 ng/m³<br />
MP 1 7,8 0,35 8,15 4,49 0,23<br />
MP 2 6,5 0,35 6,85 5,38 0,23<br />
MP 3 5,8 0,35 6,15 6,03 0,23<br />
MP 4 5,6 0,35 5,95 6,25 0,23<br />
MP 6 7,8 0,35 8,15 4,87 0,23<br />
MP 7 7,5 0,35 7,85 4,67 0,23<br />
MP 8 4,8 0,35 5,15 7,29 0,23<br />
MP 9 6,1 0,35 6,45 5,74 0,23<br />
MP 10 8,1 0,35 8,45 4,32 0,23<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.8-7: Vergleich der drei Alternativen: Mangan in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung<br />
Seite 140 von 238<br />
Max. Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 8,1 0,18 8,28 0,12<br />
GuD-Anlage 8,1 0,11 8,21 0,07<br />
Nullvariante 8,1 0,35 8,45 0,23<br />
Die Mn-Immissionskonzentrationen im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger liegen<br />
im Bereich der Immissionskonzentrationen, wie sie für ländliche Gebiete in Deutschland üblich<br />
sind. Die Zusatzbelastung ist als irrelevant einzustufen.<br />
Immissionsgrenz- bzw. Orientierungswerte sind für Mangan weder in der TA Luft noch vom<br />
VDI festgelegt worden. Von der WHO (2000) wird aufgrund von neurotoxischen Wirkungen<br />
von Mangan ein Leitwert von 0,15 µg Mn/m³ (= 150 ng Mn/m³) im Jahr vorgeschlagen. Die<br />
Gesamtbelastung von maximal 8,45 ng/m³ beträgt 5,6 % dieses Wertes.<br />
Nach den z.Z. vorliegenden Daten wird ein LOAEL mit 7.000 ng/m³ angenommen. Bei An-<br />
wendung dieses LOAEL und eines Unsicherheitsfaktors von 100 (10 zur Extrapolation auf<br />
den NOAEL, 10 für Kombinationswirkungen und sonstige Unsicherheiten) wird ein Vorsor-<br />
gewert von 70 ng/m³ festgesetzt. Die maximale Gesamtbelastung (8,45 ng/m³) wird im Beur-<br />
teilungsgebiet deutlich unterhalb dieses Vorsorgewertes liegen (12,1 %), die maximale Zu-<br />
satzbelastung liegt bei 0,5 % dieses Wertes.<br />
Mangan im Staubniederschlag<br />
Die Mangan-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP<br />
10 vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Mangan im Staubnieder-<br />
schlag wurden für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene Mn-<br />
Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete Zusatz-<br />
belastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen<br />
Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrunde-<br />
gelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1 bis 10<br />
aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung berechnet.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.8-8: Vorhaben, Mangan im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung (%) an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 141 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Vorbelastung<br />
in %<br />
MP 1 12,8 0,28 13,08 2,19<br />
MP 2 11,3 0,28 11,58 2,48<br />
MP 3 13,5 0,28 13,78 2,07<br />
MP 4 10,0 0,28 10,28 2,80<br />
MP 5 15,5 0,28 15,78 1,81<br />
MP 6 12,7 0,28 12,98 2,20<br />
MP 7 12,8 0,28 13,08 2,19<br />
MP 8 15,8 0,28 16,08 1,77<br />
MP 9 11,6 0,28 11,88 2,41<br />
MP 10 12,2 0,28 12,48 2,30<br />
Tabelle 4.2.8-9: Alternative GuD-Anlage, Mangan im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung (%) an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Vorbelastung<br />
in %<br />
MP 1 12,8 0,25 13,05 1,95<br />
MP 2 11,3 0,25 11,55 2,21<br />
MP 3 13,5 0,25 13,75 1,85<br />
MP 4 10,0 0,25 10,25 2,50<br />
MP 5 15,5 0,25 15,75 1,61<br />
MP 6 12,7 0,25 12,95 1,97<br />
MP 7 12,8 0,25 13.05 1,95<br />
MP 8 15,8 0,25 16,05 1,58<br />
MP 9 11,6 0,25 11,85 2,16<br />
MP 10 12,2 0,25 12,45 2,05<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.8-10: Nullvariante, Mangan im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung (%) an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 142 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Vorbelastung<br />
in %<br />
MP 1 12,8 0,40 13,20 3,13<br />
MP 2 11,3 0,40 11,70 3,54<br />
MP 3 13,5 0,40 13,90 2,96<br />
MP 4 10,0 0,40 10,40 4,00<br />
MP 5 15,5 0,40 15,90 2,58<br />
MP 6 12,7 0,40 13,10 3,15<br />
MP 7 12,8 0,40 13,20 3,13<br />
MP 8 15,8 0,40 16,20 2,53<br />
MP 9 11,6 0,40 12,00 3,45<br />
MP 10 12,2 0,40 12,60 3,28<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen 1bei<br />
allen drei Alternativen vergleichend dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.8-11: Vergleich der drei Alternativen: Mangan im Staubniederschlag [µg/(m²xd)]<br />
Max. Vorbelastung<br />
Zusatz<br />
belastung<br />
Gesamt<br />
belastung<br />
Vorhaben 15,8 0,28 16,08<br />
GuD-Anlage 15,8 0,25 16,05<br />
Nullvariante 15,8 0,40 16,20<br />
Für Mangan im Staubniederschlag liegen keine Beurteilungswerte vor. Daher werden folgende<br />
Vergleichswerte angeführt: In ländlichen Gebieten betragen die Mangan-<br />
Konzentrationen im Staubniederschlag 10 bis 30 µg/(m²xd), in städtischen Gebieten werden<br />
50 bis 300 µg/(m²xd) angegeben. Die maximale Gesamtbelastung liegt im Bereich der für<br />
ländliche Bereiche angegebenen Konzentrationen, die Zusatzbelastung ist als irrelevant einzustufen.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung an<br />
Mangan für alle drei Alternativen sowohl in der PM10-Fraktion als auch im Staubniederschlag<br />
für die im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger wohnende Bevölkerung<br />
als unerheblich, die errechnete Zusatzbelastung durch das geplante Vorhaben<br />
(1.100 MW Steinkohleblock) sowie durch die beiden Alternativen GuD-Anlage und<br />
Nullvariante ist praktisch nicht nachweisbar und daher als vernachlässigbar einzustufen.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
4.2.9 Nickel (Ni)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Nickel kommt hauptsächlich in sulfidischen Mineralien vor, die Jahresproduktion beträgt<br />
weltweit etwa 900.000 Mg. In erster Linie wird Nickel bei der Herstellung von Nickellegierun-<br />
gen und rostfreiem Stahl, in Akkumulatoren und als Katalysator verwendet, reines Nickel<br />
wird als Anode in der Galvanisierung eingesetzt. Nickel und seine Verbindungen werden in<br />
zunehmendem Maße für zahlreiche Anwendungsbereiche verwendet wie z.B. Ni/Cd-<br />
Batterien, magnetische Werkstoffe, Tafelbesteck, Modeschmuck usw.<br />
Die natürliche Verbreitung von Nickel in der Umwelt ist oft nur schwer von zusätzlichen,<br />
anthropogen bedingten Konzentrationserhöhungen zu unterscheiden. Bei der Nickelproduk-<br />
tion und -verarbeitung entstehen nickelhaltige Emissionen. Der größte Teil des in der Luft<br />
vorhandenen Nickels stammt aus Autoabgasen sowie aus Rückständen von Brennstoffen.<br />
Als weitere Emissionsquelle für Nickel muss der Tabakrauch angesehen werden.<br />
Nickel kann in allen Lebensmitteln nachgewiesen werden, aus dem Boden und dem Wasser<br />
wird es von Pflanzen und Mikroorganismen absorbiert und kann auf diesem Wege in die<br />
Nahrungskette gelangen. Der Nickelgehalt des Grundwassers liegt normalerweise unter 20<br />
µg/L. Kohle und Erdöl enthalten Nickel in einer von der geographischen Lage abhängigen<br />
Konzentration.<br />
In den folgenden Tabellen sind die Nickel-Konzentrationen in verschiedenen Gebieten<br />
Deutschlands im Schwebstaub und im Staubniederschlag dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.9-1: Nickel-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub und in der PM10-<br />
Fraktion in verschiedenen Gebieten (ng/m³)<br />
Rhein/Ruhrgebiet PM10<br />
Eifel (Simmerath) SSt<br />
Rhein/Ruhrgebiet SSt<br />
Wiesbaden-Süd<br />
Hanau Mitte<br />
Mainz Rheinallee<br />
Hintergrund Ballungsräume<br />
NRW<br />
Bayern<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
2,5 -7,5<br />
1,6<br />
3,3 – 27,8<br />
1,1 (2007)<br />
4,6 (2007)<br />
2,2<br />
4,0<br />
0,5 – 1,0<br />
Seite 143 von 238<br />
LUA NRW 2003<br />
LUA NRW 2001<br />
LUA NRW 2001<br />
HLUG Lufthygienischer Jahresbericht<br />
2007<br />
LUWG/ZIMEN 2008<br />
LAI 2004<br />
LAI 2004<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.9-2: Nickel-Konzentrationen im Staubniederschlag [µg/(m² x d)] in verschiedenen<br />
Bereichen von Deutschland<br />
Nürnberg/Erlangen<br />
München<br />
Bayern allgemein<br />
Wiesbaden-Süd<br />
Ludwigshafen<br />
Mannheim<br />
Untermain<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
1,2 - 2,4<br />
1,2 - 10,7<br />
< 2 - 27,1 (2004)<br />
3,0<br />
2,4<br />
1,7 – 3,2<br />
2,7<br />
Seite 144 von 238<br />
LfU Bayern 1996a<br />
LfU Bayern 2005<br />
HLUG 2008<br />
Iuta 2003<br />
LUBW 2007<br />
HLUG Lufthyg. Jahresbericht 2007<br />
Abgelegen k.A. Kühling & Peters 1994<br />
Land 2 - 20<br />
Stadt 10 - 50<br />
Industrie 30 - 170<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
Nickel und seine Verbindungen können oral, inhalativ oder cutan aufgenommen werden. Die<br />
gastrointestinale Absorptionsrate liegt zwischen 1 und 5 %, während inhalativ aufgenomme-<br />
ne Nickel-haltige Stäube zu 30 - 50 % und Nickel-Dämpfe bis zu 80 % absorbiert werden.<br />
Die tägliche Nickelaufnahme über die Nahrungsmittel beträgt bis ca. 300 µg/Person, über<br />
Trinkwasser bis ca. 10 µg/Person, die inhalative Aufnahme über die Außenluft wird in städti-<br />
schen mit ca. 0,4 und in ländlichen Gebieten mit 0,2 µg/Person angegeben. Ein Raucher von<br />
20 Zigaretten inhaliert täglich bis zu 7 µg Nickel.<br />
Absorbiertes Nickel wird über das Blut transportiert und gleichmäßig über den gesamten<br />
Organismus verteilt. Nach inhalativer Exposition kommt es zu einer Kumulation in der Lunge.<br />
Inhaliertes Nickeltetracarbonyl führt zu hohen Konzentrationen in Lunge, Gehirn, Leber, Nie-<br />
ren und Nebennieren.<br />
Die Ausscheidung von Nickel hängt von seiner chemischen Form und von der Art der Auf-<br />
nahme ab. Nicht absorbiertes, mit der Nahrung aufgenommenes Nickel wird über die Fae-<br />
ces, absorbiertes Nickel in der Regel über den Urin ausgeschieden. Die normalen Urin-<br />
Konzentrationen betragen zwischen 2 und 4 µg Ni/L Urin, diese Werte können bei exponier-<br />
ten Berufsgruppen deutlich überschritten werden.<br />
Akute Intoxikationen durch Nickel und seine Verbindungen sind fast ausschließlich durch<br />
Nickeltetracarbonyl aufgetreten. Hier ist die Lunge das Zielorgan der Intoxikation - unabhän-<br />
gig von der Art der Aufnahme.<br />
Die akut toxischen Wirkungen durch andere Nickel-Verbindungen scheinen im wesentlichen<br />
durch die Hemmung wichtiger Zellenzyme (vor allem Phosphatasen und Decarboxylasen)<br />
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zustande zu kommen. Nickel geht dabei eine Bindung mit Carboxyl-, Imidazol- und Aminog-<br />
ruppen ein. Nach inhalativer Aufnahme von Nickelcarbonyl, Nickelsulfid und Nickeloxid sind<br />
folgende akuten Wirkungen beschrieben worden: Nach unspezifischen Symptomen wie<br />
Schwindel und Übelkeit treten Pneumonien, pulmonale Ödeme und Hämorrhagien, hepati-<br />
sche Degeneration und Kongestionen in Gehirn und Nieren auf.<br />
Chronische Wirkungen dieser Nickel-Verbindungen können nach inhalativer Aufnahme zu<br />
Eosinophilie und Asthma führen. Eine bedeutende Folge des Hautkontaktes vor allem mit<br />
metallischem Nickel ist die Entwicklung einer allergischen Dermatitis. Weiterhin können nach<br />
Hautkontakt Hautirritationen und Ekzeme auftreten. Nicht nur im beruflichen, sondern auch<br />
im privaten Bereich (Kontakt mit Buntmetall und Modeschmuck) spielen Nickel-induzierte<br />
Kontaktekzeme eine wesentliche Rolle.<br />
Im Gegensatz zu Versuchstieren sind beim Menschen keine mutagenen, teratogenen und<br />
fetotoxischen Wirkungen bekannt. Aufgrund von tierexperimentellen und epidemiologischen<br />
Studien muss Nickel in einigen Verbindungen als eindeutig cancerogen nach Inhalation an-<br />
genommen werden. Epidemiologische Untersuchungen belegten bei „Nickelraffineriestaub"<br />
Exponierten Lungencarcinome und Nasennebenhöhlenmalignome. Es bestehen erhebliche<br />
Unterschiede in der cancerogenen Potenz einzelner Nickelverbindungen, das Nickelsulfid<br />
Ni3S2 scheint die im Tierversuch stärkste cancerogene Wirkung zu besitzen.<br />
Die WHO hat in ihren Guidelines for Air Quality (2000) ein unit risk von 3,8 x 10 -4 vorge-<br />
schlagen, die US-EPA geht von einem unit risk von 3 x 10 -4 aus. Der LAI (2004) hat das unit<br />
risk von 2,4 – 7 x 10 -4 festgelegt.<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
In der MAK-Liste werden Nickel und Nickelverbindungen (einatembare Fraktion, Nickelme-<br />
tall, Nickelacetat und vergleichbare lösliche Salze) als krebserzeugend in die Kategorie 1<br />
eingestuft, d.h. als Stoffe, die beim Menschen Krebs erzeugen und bei denen davon auszu-<br />
gehen ist, dass sie einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leisten. Es wurden keine<br />
MAK-Werte festgelegt. Nickel, seine Legierungen und wasserlöslichen Salze gehören zu den<br />
sensibilisierenden Arbeitsstoffen.<br />
In Tabelle 4.2.9-3 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte aufgeführt, die für<br />
Nickel festgelegt sind.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 145 von 238<br />
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Tabelle 4.2.9-3 Grenz- und Orientierungswerte für Nickel<br />
Emissionsgrenzwert *<br />
17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz- /Orientierungswerte Bemerkungen<br />
0,5 mg/m³ *<br />
0,5 mg/m³ *<br />
DFG (2008) MAK-Wert -<br />
Nickel und Verbindungen<br />
Krebskategorie 1 1<br />
Sah Gefahr der Sensibilisierung der Atemwege<br />
und der Haut<br />
TA Luft (2002) 15 µg/(m²xd) 2 Mittelungszeitraum: Jahr<br />
Deposition<br />
EU Richtlinie 2004/107/EG 20 ng/m³ Zielwert<br />
22. BImSchV (neugefasst 04.<br />
Juni 2007)<br />
20 ng/m³ Zielwert, gültig ab 31.12.2012<br />
VDI MIK-Wert - -<br />
WHO - cancerogen, ein „sicherer“ Wert kann nicht<br />
angegeben werden<br />
TrinkwV (2001) 0,02 mg/L<br />
LAI 2004 4 20 ng/m³<br />
Jahresmittelwert<br />
Orientierungswert für die Sonderfallprüfung<br />
Kühling & Peters, Vorsorgewerte<br />
< 2,5 ng/m³ Jahresmittelwert<br />
6 µg/(m² x d) Jahresmittelwert<br />
TRD Wert 5 10 ng/m³<br />
100 ng/m³<br />
Hintergrundwerte<br />
Stadt 5<br />
Land 5<br />
Stadt 6<br />
Land 6<br />
Emittentennähe 6<br />
Stadt 6<br />
Land 6<br />
Bayern 7<br />
Emittentennähe 8<br />
unit risk<br />
errechnetes Risiko<br />
bis 100 ng/m³<br />
6 ng/m³<br />
5 – 10 ng/m³<br />
1 – 5 ng/m³<br />
10 – 50 ng/m³<br />
5 – 50 µg/(m²xd)<br />
2 – 20 µg/(m²xd)<br />
2 – 27 µg/(m²xd)<br />
30 – 170 µg/(m²xd)<br />
3,8 x10- 4<br />
2,4 – 7 x10- 4<br />
4,8 – 14 x 10- 6 (bei 20 ng/m³)<br />
Seite 146 von 238<br />
Beurteilungsniveau für Gesamtnickel bei<br />
Beachtung des cancerogenen Risikos<br />
Mittlere Depositionsrate als Anhaltswert zur<br />
Begrenzung unerwünschter Anreicherungen<br />
in nicht vorbelasteten Böden<br />
langfristige Aufnahme<br />
kurzfristige Aufnahme<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
Schwebstaub<br />
Staubniederschlag<br />
Staubniederschlag<br />
Staubniederschlag<br />
Staubniederschlag<br />
WHO 2000<br />
LAI 2004<br />
LAI 2004<br />
* 17. BImSchV § 5 (1) 3 b) / 13. BImSchV § 4(1) 3. b): Die Verbrennungsanlagen/ Feuerungsanlagen sind<br />
so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet<br />
ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Antimon, Arsen, Blei, Chrom, Cobalt, Kupfer, Mangan,<br />
Nickel, Vanadium und Zinn.<br />
1<br />
Krebskategorie 1: Stoffe, die als krebserzeugend für den Menschen anzusehen sind, weil sie einen<br />
2<br />
nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leisten<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen, Immissionswerte für Schadstoffdepositionen<br />
Beurteilungsmaßstab für luftverunreinigende Immissionen (LAI 1998)<br />
Ableitung nicht auf der Basis der cancerogenen Wirkung<br />
Schneider/Kalberlah (1999)<br />
Kühling/Peters 1994<br />
7<br />
8<br />
LfU Bayern 2005<br />
WHO Guidelines for Air Quality Geneva 2000<br />
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Gefährdungsabschätzung für Nickel (Ni) in der PM10-Fraktion und im Staub-<br />
niederschlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Nickel-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer MP<br />
5) vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die drei<br />
Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene Ni-<br />
Vorbelastung an den verschiedenen Messstellen sowie die von Argumet berechnete Zusatz-<br />
belastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen<br />
Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrunde-<br />
gelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den verschiedenen Mess-<br />
punkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis<br />
von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet. 1<br />
Tabelle 4.2.9-4: Vorhaben, Nickel in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 147 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
LAI: 20 ng/m³<br />
MP 1 1,7 0,50 2,20 29,4 2,50<br />
MP 2 1,5 0,50 2,00 33,3 2,50<br />
MP 3 1,3 0,50 1,80 38,5 2,50<br />
MP 4 1,0 0,50 1,50 50,0 2,50<br />
MP 6 1,2 0,50 1,70 41,7 2,50<br />
MP 7 1,3 0,50 1,80 38,5 2,50<br />
MP 8 1,0 0,50 1,50 50,0 2,50<br />
MP 9 1,1 0,50 1,60 45,5 2,50<br />
MP 10 1,2 0,50 1,70 41,7 2,50<br />
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Tabelle 4.2.9-5: Alternative GuD-Anlage, Nickel in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 148 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in<br />
%<br />
LAI: 20 ng/m³<br />
MP 1 1,7 0,30 2,00 17,6 1,50<br />
MP 2 1,5 0,30 1,80 20,0 1,50<br />
MP 3 1,3 0,30 1,60 23,1 1,50<br />
MP 4 1,0 0,30 1,30 30,0 1,50<br />
MP 6 1,2 0,30 1,50 25,0 1,50<br />
MP 7 1,3 0,30 1,60 23,1 1,50<br />
MP 8 1,0 0,30 1,30 30,0 1,50<br />
MP 9 1,1 0,30 1,40 2,73 1,50<br />
MP 10 1,2 0,30 1,50 25,0 1,50<br />
Tabelle 4.2.9-6: Nullvariante, Nickel in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
LAI: 20 ng/m³<br />
MP 1 1,7 0,98 2,68 57,6 4,9<br />
MP 2 1,5 0,98 2,48 65,3 4,9<br />
MP 3 1,3 0,98 2,28 75,4 4,9<br />
MP 4 1,0 0,98 1,98 98,0 4,9<br />
MP 6 1,2 0,98 2,18 81,7 4,9<br />
MP 7 1,3 0,98 2,28 75,4 4,9<br />
MP 8 1,0 0,98 1,98 98,0 4,9<br />
MP 9 1,1 0,98 2,08 89,1 4,9<br />
MP 10 1,2 0,98 2,18 81,7 4,9<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
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Tabelle 4.2.9-7: Vergleich der drei Alternativen: Nickel in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung<br />
Seite 149 von 238<br />
Max. Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 1,7 0,50 2,20 2,50<br />
GuD-Anlage 1,7 0,30 2,00 1,50<br />
Nullvariante 1,7 0,98 2,68 4,90<br />
Immissionsgrenzwerte sind für Nickel weder in der TA Luft, vom VDI noch in den WHO Air<br />
Quality Guidelines festgelegt worden. Der LAI gibt einen Zielwert von 20 ng/m³ an. Die<br />
4.Tochter-Richtlinie sieht ebenfalls einen Immissionswert von 20 ng/m³ vor. Der Hinter-<br />
grundwert für NRW wird mit 4,0 ng/m³ angegeben (LAI 2004).<br />
Die hier festgestellten Nickel-Gesamt-Konzentrationen liegen deutlich unter dem vorgeschla-<br />
genen Immissionswert von 20 ng/m³, sie betragen maximal 13,4 % dieses Wertes (Nullva-<br />
riante). Die Zusatzbelastung liegt für das Vorhaben sowie für die Alternative GuD-Anlage bei<br />
2,5 bzw. 1,5 % dieses Beurteilungswertes, sie ist als irrelevant nach TA Luft einzustufen. Die<br />
Zusatzbelastung für die Nullvariante ist mit 4,9 % des Beurteilungswertes als nicht irrelvant<br />
nach TA Luft zu bewerten.<br />
Bei Anwendung des vom LAI (2004) festgesetzten unit risk von 2,4 – 7 x 10 -4 pro 1 µg Ni/m³<br />
können folgende Krebsrisiken vergleichend für die drei Alternativen errechnet werden:<br />
Tabelle 4.2.9-8: Vergleich der drei Alternativen: Errechnete Krebsrisiken<br />
Krebsrisiko<br />
Gesamtbelastung<br />
(max)<br />
Krebsrisiko<br />
Zusatzbelastung<br />
Vorhaben 5,3 – 15,4 x10 -7 1,2 – 3,5 x10 -7<br />
GuD-Anlage 4,8 – 14,0 x10 -7 0,7 – 2,1 x10 -7<br />
Nullvariante 6,4 – 18,8 x10 -7 2,4 – 6,9 x10 -7<br />
Das maximale errechnete zusätzliche Krebsrisiko beträgt 6,9 x 10 -7 (Nullvariante), das sind 6<br />
bis 7 Krebsfälle pro 10 Millionen Menschen.<br />
Das durch die Zusatzbelastung entstehende (geschätzte) zusätzliche gesundheitliche<br />
Risiko für die Bevölkerung ist bei allen drei Alternativen so gering, dass es als prak-<br />
tisch nicht mehr nachweisbar ("virtually safe dose") einzustufen ist.<br />
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Nickel im Staubniederschlag<br />
Die Nickel-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10<br />
vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Nickel im Staubniederschlag<br />
wurden für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie für die<br />
Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene Nickel-<br />
Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete Zusatz-<br />
belastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen<br />
Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrunde-<br />
gelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1 bis 10<br />
aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis von Zu-<br />
satzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.9-9: Vorhaben, Nickel im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 150 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
TA Luft (Boden)<br />
15 µg/(m²xd)<br />
MP 1 5,5 0,77 6,27 14,0 5,13<br />
MP 2 1,1 0,77 1,87 70,0 5,13<br />
MP 3 1,5 0,77 2,27 51,3 5,13<br />
MP 4 1,5 0,77 2,27 51,3 5,13<br />
MP 5 1,7 0,77 2,47 45,3 5,13<br />
MP 6 1,7 0,77 2,47 45,3 5,13<br />
MP 7 1,9 0,77 2,67 40,5 5,13<br />
MP 8 1,4 0,77 2,17 55,0 5,13<br />
MP 9 1,5 0,77 2,27 51,3 5,13<br />
MP 10 1,1 0,77 1,87 70,0 5,13<br />
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Tabelle 4.2.9-10: Alternative GuD-Anlage, Nickel im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung<br />
zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 151 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
TA Luft (Boden)<br />
15 µg/(m²xd)<br />
MP 1 5,5 0,69 6,19 12,5 4,60<br />
MP 2 1,1 0,69 1,79 62,7 4,60<br />
MP 3 1,5 0,69 2,19 46,0 4,60<br />
MP 4 1,5 0,69 2,19 46,0 4,60<br />
MP 5 1,7 0,69 2,39 40,6 4,60<br />
MP 6 1,7 0,69 2,39 40,6 4,60<br />
MP 7 1,9 0,69 2,59 36,3 4,60<br />
MP 8 1,4 0,69 2,09 49,3 4,60<br />
MP 9 1,5 0,69 2,19 46,0 4,60<br />
MP 10 1,1 0,69 1,79 62,7 4,60<br />
Tabelle 4.2.9-11: Nullvariante, Nickel im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
TA Luft (Boden)<br />
15 µg/(m²xd)<br />
MP 1 5,5 1,10 6,60 7,33<br />
MP 2 1,1 1,10 2,20 100 7,33<br />
MP 3 1,5 1,10 2,60 73,3 7,33<br />
MP 4 1,5 1,10 2,60 73,3 7,33<br />
MP 5 1,7 1,10 3,80 64,7 7,33<br />
MP 6 1,7 1,10 3,80 64,7 7,33<br />
MP 7 1,9 1,10 3,00 57,9 7,33<br />
MP 8 1,4 1,10 2,50 78,6 7,33<br />
MP 9 1,5 1,10 2,60 73,3 7,33<br />
MP 10 1,1 1,10 2,20 100 7,33<br />
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<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.9-12: Vergleich der drei Alternativen: Nickel im Staubniederschlag [µg/(m²xd)]<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelas-<br />
tung<br />
Max. Zusatz-<br />
belastung<br />
Seite 152 von 238<br />
Gesamtbelas-<br />
tung<br />
Verhältnis Zusatzbe-<br />
lastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
Vorhaben 5,5 0,77 6,27 5,13<br />
GuD-Anlage 5,5 0,69 6,19 4,60<br />
Nullvariante 5,5 1,10 6,60 7,33<br />
Die TA Luft hat einen Immissionswert für Schadstoffdepositionen zum Schutz vor schädli-<br />
chen Umwelteinwirkungen von 15 µg/(m²xd) festgelegt. Die Gesamtbelastung an den hier<br />
betrachteten Messpunkten liegt mit maximal 44 % unter dem Immissionswert der TA Luft.<br />
Die maximale Zusatzbelastung (Nullvariante) liegt bei 7,3 % dieses Beurteilungswertes. Die<br />
errechnete Zusatzbelastung durch das Vorhaben liegt geringfügig über der Irrelevanzgrenze,<br />
die Zusatzbelastung durch die Alternative Nullvariante ist als nicht irrelevant einzustufen,<br />
während die Zusatzbelastung durch die Alternative GuD-Anlage als irrelevant nach TA Luft<br />
zu bewerten ist.<br />
Kühling & Peters nennen einen Vorsorgewert für Nickel im Staubniederschlag von<br />
6 µg/(m²xd) [mittlere Depositionsrate als Anhaltswert zur Begrenzung unerwünschter Anrei-<br />
cherungen in nicht vorbelasteten Böden]. Die maximale Gesamtbelastung von 6,6 µg/(m²xd)<br />
liegt über diesem Anhaltswert.<br />
Die Gesamtbelastung durch Nickel liegt in der PM10-Fraktion sowie im Staubnieder-<br />
schlag für alle drei Alternativen im Hinblick auf die vorliegenden Toxizitätsdaten in<br />
einem Konzentrationsbereich, der eine über das üblicherweise vorhandene (Krebs)-<br />
Risiko hinausgehende Gefährdung der Bevölkerung mit großer Sicherheit ausschließt.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung an<br />
Nickel bei allen drei Alternativen sowohl in der PM10-Fraktion als auch im Staubnieder-<br />
schlag für die im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger wohnende Bevölke-<br />
rung als üblicherweise vorkommend einzustufen.<br />
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4.2.10 Quecksilber (Hg)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
In der Natur kommt Quecksilber hauptsächlich in Form des Sulfids (Zinnober, HgS) vor. Es<br />
ist die wichtigste durch Bergbau geförderte Quecksilber-Verbindung. Die jährliche Weltpro-<br />
duktion beträgt etwa 10.000 Mg. Quecksilber wird im Boden vorwiegend an organische Be-<br />
standteile, besonders an Huminstoffe mit einem hohen Anteil von SH- und SS-Gruppen ge-<br />
bunden.<br />
Für die technische Quecksilber-Gewinnung geht man fast ausschließlich vom Zinnober-Erz<br />
aus. Es findet Verwendung bei der Herstellung von Thermometern, Barometern, Manome-<br />
tern usw., in der Elektroindustrie zur Fabrikation von Lampen, Schaltern, Gleichrichtern und<br />
Trockenzellbatterien. Weiterhin wird Quecksilber in der Chloralkali-Industrie sowie bei der<br />
Herstellung von Amalgam benötigt. Auch in einigen Saatgutbeizmitteln ist Quecksilber<br />
enthalten, der Gebrauch als Fungizid ist in der Bundesrepublik Deutschland seit 1974 verbo-<br />
ten. In der pharmazeutischen Industrie werden quecksilberhaltige Antiseptika oder bakterizi-<br />
de Konservierungsstoffe hergestellt. Als wichtige Quecksilber-Verbindungen gelten die Oxi-<br />
de, die zur Entschwefelung organischer Stoffe und in der Farbenfabrikation bei Öl- und La-<br />
texfarben verwendet werden.<br />
Bei der Gewinnung aus Erzen, bei der Anwendung, aber vor allem bei der Herstellung der<br />
verschiedenen Präparate gelangt Quecksilber in Luft und Abwässer, aber auch direkt in den<br />
Boden. Der Quecksilbergehalt im Süßwasser beträgt normalerweise unter 0,1 µg/L, in Meer-<br />
wasser etwa 0,03 µg/L, die Quecksilberkonzentrationen im Boden betragen etwa 0,1 bis 0,5<br />
mg/kg. Erhöhte Gehalte werden in Überschwemmungsgebieten gefunden. Im Boden und in<br />
Gewässern findet in beträchtlichem Ausmaß eine Methylierung von anorganischen Quecksil-<br />
ber-Verbindungen durch Mikroorganismen und chemische Prozesse statt. Methylquecksilber<br />
akkumuliert in aquatischen Systemen. In Raubfischen werden hohe organische Quecksilber-<br />
Gehalte festgestellt.<br />
Die Hg-Konzentrationen in der Atmosphäre liegen normalerweise in sehr niedrigen Konzen-<br />
trationen vor. Die höchsten Konzentrationen finden sich über der Bodenoberfläche, was auf<br />
die Ausdampfung von elementarem Hg oder flüchtigen Hg-Verbindungen aus dem Boden<br />
zurückzuführen ist. Emissionsquellen für Quecksilber sind vor allem die Elektro- und die<br />
Chloralkali-Industrie sowie die Verbrennung von Öl und Kohle. Weiterhin wird es frei bei der<br />
Gewinnung von Erzen und auch in Abfallverbrennungsanlagen. Quecksilber kann - wie auch<br />
Arsen und Selen - dampfförmig im Rauchgas auftreten.<br />
In der folgenden Tabelle ist die Quecksilber-Konzentration im Schwebstaub in verschiedenen<br />
Gebieten dargestellt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 153 von 238<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.10-1: Quecksilber-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub in verschiede-<br />
nen Gebieten (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
Ländlich < 2 - 4 Kühling & Peters 1994<br />
Städtisch 4 - 13<br />
Industrie k.A.<br />
Nördl. Hemisphäre<br />
städtisch<br />
2 – 3<br />
10 - 27<br />
Duisburg 0,5 – 0,6 (partikelförmig)<br />
5,6 – 7,1 (gasförmig)<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
Seite 154 von 238<br />
Kalberlah 1999<br />
LRP 1993<br />
Während eine Belastung mit anorganischem Quecksilber - außer am Arbeitsplatz - praktisch<br />
nicht vorkommt, kann eine relevante Aufnahme zumeist organisch-gebundenen Quecksilbers<br />
oral mit der Nahrung (Methylquecksilber vor allem über Meerestiere) erfolgen. Da Quecksil-<br />
ber aus Amalgamfüllungen in geringen Mengen freigesetzt wird, ist Dentalamalgam neben<br />
dem Fischverzehr die Hauptquelle für die Quecksilberaufnahme beim Menschen.<br />
Die Zufuhr über Trinkwasser ist im Allgemeinen ohne Bedeutung. Dagegen werden über<br />
Inhalation vor allem in der Nähe entsprechender Emittenten metallische Quecksilber-<br />
Dämpfe, in Einzelfällen auch flüchtige organische Verbindungen aufgenommen. Dermale<br />
Kontaminationen kommen - mit Ausnahme bestimmter Arbeitsbereiche - nicht vor.<br />
Inhalierter Quecksilber-Dampf wird zu 80 % über die Lunge in den Körper aufgenommen.<br />
Die Absorption anorganischer Verbindungen aus der Nahrung beträgt etwa 7 % der aufge-<br />
nommenen Menge. Dagegen erfolgt die Magen-Darm-Absorption von Methylquecksilber und<br />
anderen organischen Verbindungen nahezu vollständig. Im Blut liegen organische Hg-<br />
Verbindungen überwiegend an Plasmaproteine gebunden vor, anorganische Verbindungen<br />
reichern sich stärker in den roten Blutkörperchen an. Quecksilber-Verbindungen werden<br />
vorwiegend mit dem Urin und den Faeces ausgeschieden. Organisches Quecksilber wird<br />
offensichtlich fast ausschließlich über die Faeces ausgeschieden.<br />
Akute Vergiftungen werden zumeist durch lösliche anorganische Salze ausgelöst. Erste An-<br />
zeichen sind Pharyngitis, Schluckbeschwerden, Bauchschmerzen mit Übelkeit und Erbre-<br />
chen, blutiger Durchfall und Schockzustand. Weitere Symptome sind Schwellungen der<br />
Speicheldrüsen, Stomatitiden und Zahnausfall, manchmal auch Gelbsucht. Die Schädigun-<br />
gen des Intestinaltraktes und der Leber können zum Tod führen.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Chronische Vergiftungen kommen wegen der kumulativen Eigenschaften elementaren<br />
Quecksilbers und seiner Salze häufiger vor als akute Intoxikationen. Das klassische Syn-<br />
drom beginnt mit psychischen und emotionalen Störungen sowie Depressionen, Kopf-<br />
schmerzen und Müdigkeit. Gedächtnisverlust und Schlaflosigkeit sind weitere Symptome, die<br />
später zu Parästhesien und Neuralgien führen. Außerdem kann der Atemtrakt betroffen<br />
sein. Bei Intoxikationen mit Quecksilbersalzen ist das Bild ähnlich, jedoch steht hier die<br />
Schädigung der Leber im Vordergrund; sie kann im Einzelfall zum Tode führen. Neuere Un-<br />
tersuchungen zeigen, dass Wirkungen auf das Immunsystem bei niedrigen Konzentrationen<br />
nicht ausgeschlossen werden können. Nach Angaben der WHO (1995) sollten die „norma-<br />
len“ städtischen Hintergrundkonzentrationen von 5 - 10 ng/m³ nicht überschritten werden.<br />
Methylquecksilber und andere Alkylverbindungen sind Auslöser für die „Minamata-Krankheit"<br />
mit allgemeinen Sensitivitätsstörungen, die bis zum Verlust des Gleichgewichtssinnes, zu<br />
Tremor und Koordinationsstörungen führen können.<br />
Obwohl Quecksilber die Plazentaschranke passiert und entsprechende Symptome beim Fe-<br />
tus verursachen kann, ist es im Gegensatz zu Versuchstieren beim Menschen nicht terato-<br />
gen. Zur mutagenen Wirkung ist lediglich bekannt, dass Methylquecksilber Chromosomen-<br />
aberrationen auslöst. Cancerogene Wirkungen von Quecksilber beim Menschen sind nicht<br />
bekannt.<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
In Tabelle 4.2.10-2 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte aufgeführt, die für<br />
Quecksilber festgelegt bzw. vorgeschlagen sind.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 155 von 238<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.10-2: Grenz- und Orientierungswerte für Quecksilber<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
MAK-Wert 1 DFG (2008)<br />
MAK-Wert DFG (2008)<br />
TA Luft (2002)<br />
WHO (2000)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-<br />
/Orientierungswerte<br />
0,05 mg/m³ *<br />
0,03 mg/m³ **<br />
-<br />
0,1 mg/m³ (Hg und<br />
anorg. Verb.<br />
- (organische Verbindungen)<br />
Seite 156 von 238<br />
Bemerkungen<br />
Krebskategorie 3B<br />
Sh Gefahr der Sensibiliserung der Haut<br />
Krebskategorie 3B<br />
1 µg/(m²xd) Mittelungszeitraum: Jahr<br />
Deposition<br />
1 µg/ m³ (anorganisches<br />
Hg)<br />
TrinkwV (2001) 0,001 mg/L<br />
4.Tochterrichtlinie (2004) ²<br />
LAI Unterausschuss 3<br />
„Wirkungsfragen“<br />
Jahr<br />
- Zielwert, nicht festgelegt<br />
50 ng/m³<br />
1 µg/(m²xd)<br />
22. BImSchV Neugefasst 04.06.2007 -<br />
Richtwerte für die Innenraumluft<br />
(Innenraumlufthygienekommission,<br />
1999) 4<br />
Kühling & Peters,<br />
Vorsorgewerte<br />
0,035 µg/m³<br />
0,35 µg/m³<br />
< 0,1 µg/m³ als Hgges<br />
0,05 µg/(m²xd) Jahresmittelwert<br />
Jahresmittelwert/Mensch<br />
Jahresmittelwert/Mensch/Tier/Pflanze<br />
RW I<br />
RW II<br />
Zielniveau für Gesamtquecksilber<br />
arithmetisches Jahresmittel<br />
Mittlere Depositionsrate als Anhaltswert zur<br />
Begrenzung unerwünschter Anreicherungen<br />
in nicht vorbelasteten Böden<br />
TRD Wert 5 nicht abgeleitet langfristige Aufnahme<br />
kurzfristige Aufnahme<br />
Hintergrundwerte 6<br />
Land<br />
Stadt<br />
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Gefährdungsabschätzung für Quecksilber (Hg) im Staubniederschlag im Beurtei-<br />
lungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Quecksilber-Immissionsvorbelastung in der PM10-Fraktion wurde an drei Messpunkten<br />
(MP 2, MP 3 und MP 6), die Hg-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an allen Mess-<br />
punkten vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen in der PM10-Fraktion wur-<br />
den von Argumet für die drei Alternativen nicht berechnet, es wurde lediglich der zusätzliche<br />
Hg-Gehalt im Staubniederschlag prognostiziert. Daher wird bei der folgenden umweltmedizi-<br />
nischen <strong>Bewertung</strong> nur die Quecksilberbelastung im Staubniederschlag betrachtet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Hg-Vorbelastung im Staubniederschlag an allen Messpunkten sowie die von Argumet be-<br />
rechnete Zusatzbelastung an allen Messpunkten dargestellt (zusätzlich wurde von Argumet<br />
die maximalen zusätzlichen Immissionen von Quecksilber im Staubniederschlag [MP max]<br />
für alle drei Alternativen berechnet). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an<br />
den verschiedenen Messpunkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelas-<br />
tung und das Verhältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.10-3: Vorhaben, Quecksilber im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 157 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft:<br />
1 µg/(m²xd)<br />
MP 1 0,05 0,028 0,078 56,00 2,8<br />
MP 2 0,23 0,036 0,266 15,65 3,6<br />
MP 3 0,12 0,012 0,132 10,00 1,2<br />
MP 4 0,09 0,020 0,110 22,20 2,0<br />
MP 5 0,09 0,0072 0,0972 8,00 0,72<br />
MP 6 0,07 0,0074 0,0974 10,57 0,74<br />
MP 7 0,05 0,011 0,061 22,00 1,1<br />
MP 8 0,29 0,014 0,304 48,28 1,4<br />
MP 9 0,10 0,018 0,188 18,00 1,8<br />
MP 10 0,05 0,010 0,060 20,00 1,0<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.10-4: Alternative GuD-Anlage, Quecksilber im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz-<br />
und Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung<br />
zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 158 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft:<br />
1 µg/(m²xd)<br />
MP 1 0,05 0,017 0,067 34,00 1,7<br />
MP 2 0,23 0,026 0,256 11,30 2,6<br />
MP 3 0,12 0,0073 0,1273 6,08 0,73<br />
MP 4 0,09 0,0066 0,0966 7,33 0,66<br />
MP 5 0,09 0,010 0,100 11,11 1,0<br />
MP 6 0,07 0,0028 0,0728 4,00 0,28<br />
MP 7 0,05 0,012 0,062 24,00 1,2<br />
MP 8 0,29 0,010 0,300 3,45 1,0<br />
MP 9 0,10 0,011 0,111 11,00 1,1<br />
MP 10 0,05 0,0071 0,0571 14,20 0,71<br />
Tabelle 4.2.10-5: Nullvariante, Quecksilber im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung<br />
zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft:<br />
1 µg/(m²xd)<br />
MP 1 0,05 0,065 0,115 130,00 6,5<br />
MP 2 0,23 0,070 0,300 30,43 7,0<br />
MP 3 0,12 0,024 0,144 20,00 2,4<br />
MP 4 0,09 0,013 0,103 14,44 1,3<br />
MP 5 0,09 0,012 0,102 13,33 1,2<br />
MP 6 0,07 0,012 0,082 17,14 1,2<br />
MP 7 0,05 0,025 0,075 50,00 2.5<br />
MP 8 0,29 0,033 0,323 11,38 3.3<br />
MP 9 0,10 0,033 0,133 33,00 3.3<br />
MP 10 0,05 0,019 0,069 38,00 1,9<br />
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<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt. Es werden die Zusatzbelastungen an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 betrach-<br />
tet.<br />
Tabelle 4.2.10-6: Vergleich der drei Alternativen: Quecksilber im Staubniederschlag (MP 1<br />
bis MP 10) [µg/(m²xd)]<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelas-<br />
tung<br />
(MP 2)<br />
Max. Zusatzbe-<br />
lastung<br />
(MP 2)<br />
Seite 159 von 238<br />
Gesamtbelas-<br />
tung<br />
Verhältnis Zusatzbe-<br />
lastung/<br />
Beurteilungswert in %<br />
Vorhaben 0,23 0,036 0,266 3,6<br />
GuD-Anlage 0,23 0,026 0,256 2,6<br />
Nullvariante 0,23 0,070 0,300 7,0<br />
Die Vorbelastung an Quecksilber im Staubniederschlag ist als üblicherweise vorkommend,<br />
die errechneten Zusatzbelastungen dagegen sind zum Teil (bei der Nullvariante) als ver-<br />
gleichsweise hoch einzustufen. Die TA Luft hat einen Immissionswert für Schadstoffdeposi-<br />
tionen zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen von 1 µg Hg/(m²xd) festgelegt. Die<br />
Zusatzbelastung an den hier betrachteten Messpunkten liegt bei 3,6 % (Vorhaben) bzw.<br />
7,0% (Nullvariante) dieses Wertes, d.h. sie ist bei der Alternative Nullvariante als nicht irre-<br />
levant nach TA Luft einzustufen.<br />
In der folgenden Tabelle wird der Messpunkt mit der maximal errechneten Zusatzbelastung<br />
im Vergleich der drei Alternativen dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.10-7: Vergleich der drei Alternativen: Quecksilber im Staubniederschlag (MP<br />
max) [µg/(m²xd)]<br />
Max. Vorbelas-<br />
tung<br />
(MP 2)<br />
Max. Zusatzbe-<br />
lastung<br />
(MP max)<br />
Gesamtbelas-<br />
tung<br />
Verhältnis Zu-<br />
satzbelastung/<br />
Beurteilungswert<br />
Vorhaben 0,23 0,054 0,344 5,4<br />
GuD-Anlage 0,23 0,038 0,328 3,8<br />
in %<br />
Nullvariante 0,23 0,100 0,390 10,0<br />
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Wenn man die maximalen berechneten Zusatzbelastungen betrachtet, so ergibt sich für das<br />
Vorhaben (MP max = 0,054 µg/(m²xd) mit 5,4 % eine geringfügige und für die Nullvariante<br />
eine deutliche Überschreitung der Irrelevanzgrenze.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Zusatzbelastung an<br />
Quecksilber im Staubniederschlag für die Bevölkerung im Beurteilungsgebiet des<br />
Kraftwerks zum Teil als nicht irrelevant nach TA Luft einzustufen. Es sollte dafür Sor-<br />
ge getragen werden, dass vor allem die Hg-Zusatzbelastung (Nullvariante) reduziert<br />
wird. Die Gesamtbelastung ist bei allen drei Alternativen als üblicherweise vorkom-<br />
mend bzw. als niedrig zu bewerten, aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r<br />
Sicht ist sie als unerheblich einzustufen.<br />
Über die Zusatzbelastung in der PM10-Fraktion im Beurteilungsgebiet liegen keine An-<br />
gaben vor, daher können keine Aussagen über die Gesamtbelastung gemacht werden.<br />
4.2.11 Thallium (TI)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Thallium kommt nahezu ubiquitär, jedoch in sehr geringen Konzentrationen, in Boden und<br />
Wasser vor. Es ist als Begleiter von sulfidischen Schwermetallerzen wie Kupfer-, Zink-, Ei-<br />
sen- und Bleierzen sowie in alkalihaltigen Silikaten und Kalisalzen zu finden.<br />
Verwendung findet Thallium (Thalliumsulfat) auch heute noch als Rodentizid (als Mittel ge-<br />
gen schädliche Nagetiere); weiterhin wird es im Bereich der Elektronik, der Photoelektronik,<br />
in photoelektrischen Zellen oder Szintillationszählern benötigt; in optischen Systemen wird es<br />
zur Glasfärbung und in der chemischen Industrie als Katalysator für organische Synthesen<br />
verwendet.<br />
Die anthropogen verursachte Verbreitung findet weniger bei der Gewinnung statt, vielmehr<br />
werden bei der Röstung von Pyriten und Kiesen thalliumhaltige Flugstäube freigesetzt. Bei<br />
der Verhüttung von Blei- und Zinkerz sowie bei der Gewinnung von Cadmium kann Thallium<br />
gasförmig an die Luft abgegeben werden. Auch mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraft-<br />
werke tragen zur Emissionsbelastung mit Thallium bei.<br />
Das natürliche Vorkommen in der Luft beträgt ca. 0,04 ng/m³, Untersuchungen in den USA<br />
ergaben Thallium-Konzentrationen von 0,04 bis 0,48 ng/m³. Messungen der Depositionsrate<br />
von Thallium aus der Luft erbrachten für ländliche (unbelastete) Gebiete in England im Jahr<br />
1982 0,08 mg/(m² x a), während in der Nähe einer Bleischmelze 0,26 mg/(m² x a) gemessen<br />
wurden (Fischer & Eikmann 2002). In Bayern wurden im Jahr 2004 0,004 µg/(m²xd) bis<br />
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Seite 160 von 238<br />
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0,019 µg/(m²xd) gemessen (LfU Bayern 2005). In Trink- und Oberflächenwasser liegen die<br />
Thallium-Konzentrationen normalerweise unter 1 µg/L.<br />
In den beiden folgenden Tabellen sind die Thallium-Konzentrationen im Schwebstaub und im<br />
Staubniederschlag in verschiedenen Gebieten dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.11-1: Thallium-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub in verschiedenen<br />
Gebieten von Deutschland (ng/m³)<br />
NRW<br />
Ruhrgebiet-Ost<br />
Ruhrgebiet<br />
Rhein-Ruhrgebiet<br />
Hintergrundwerte allgemein<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
0,17<br />
0,30<br />
0,24<br />
0,04 – 0,48<br />
Seite 161 von 238<br />
LIS 1994<br />
LIS 1994<br />
LIS 1994<br />
Hassauer/Kalberlah/Griem 2002<br />
Tabelle 4.2.11-2: Thallium-Konzentrationen im Staubniederschlag in verschiedenen Gebieten<br />
[µg/(m² x d)]<br />
Ländlich<br />
Emittentennahbereich<br />
Jahresmittel Quelle<br />
0,3<br />
1 – 50<br />
Kühling & Peters 1994<br />
Bayern allgemein 0,004 – 0,019 (2004) LfU 2005<br />
Wiesbaden < 0,05 – 0,44 (2006) HLUG 2008<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
Thallium wird überwiegend oral mit der Nahrung aufgenommen. Expositionen durch inhalative<br />
Aufnahme von an Staub gebundenem Thallium sind selten zu beobachten.<br />
Die Absorption von Thalliumverbindungen erfolgt nach Aufnahme außerordentlich rasch.<br />
Nach der Absorption verteilt sich das Thallium sehr schnell in alle Körperorgane. Die Ausscheidung<br />
erfolgt über die Nieren und den Intestinaltrakt. Thallium kann die Plazentaschranke<br />
überwinden. Zur Erfassung der Thallium-Belastung der Bevölkerung erscheint die Messung<br />
der Urinkonzentration besonders geeignet.<br />
Zielorgane für toxische Wirkungen am Menschen sind das zentrale und periphere Nervensystem,<br />
Herzmuskel, Leber und Niere sowie die glatte Muskulatur (Magen und Darm). Thal-<br />
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lium wird bevorzugt in Knochen, Niere und Leber sowie in Haaren und Fingernägeln abgelagert<br />
und kann dort auch lange nach der Aufnahme nachgewiesen werden.<br />
Symptome der akuten Intoxikation nach oraler Aufnahme sind Übelkeit, Erbrechen und<br />
Durchfall. Nach zwei bis drei symptomfreien Tagen treten Koliken, Erbrechen und Durchfall<br />
auf. Nach weiteren zwei bis zehn Tagen werden degenerative Nervenkrankheiten mit Sensibilitätsstörungen<br />
der unteren, später auch der oberen Extremitäten beobachtet; Hirnnerven<br />
sind jedoch selten betroffen. Charakteristisch sind dunkle Pigmenteinlagerungen in den<br />
Haarwurzeln ab dem vierten Tag und ab dem dreizehnten Tag reversibler Haarausfall der<br />
Kopfhaare und der lateralen Augenbrauen, später auch der übrigen Körperhaare. Nach drei<br />
bis vier Wochen klingt das klinische Bild ab, es können jedoch Lähmungen peripherer Nerven<br />
und psychische Ausfälle sowie Merkfähigkeits- und Orientierungsstörungen bestehen<br />
bleiben.<br />
Chronische Exposition zu Thallium kommt selten vor und beschränkt sich fast ausschließlich<br />
auf den Arbeitsplatz. Häufigste Beschwerden sind hier erhöhte Reizbarkeit, Müdigkeit, periodisch<br />
auftretende Kopfschmerzen, übermäßige Transpiration, Schlaflosigkeit, Gliederschmerzen<br />
und Schmerzen in der Herzgegend.<br />
Aufgrund von tierexperimentellen Hinweisen scheint das Reproduktionssystem besonders<br />
empfindlich auf Thallium zu reagieren. Auch beim Menschen wird die höchste Thallium-<br />
Konzentration nach einer Intoxikation in den Hoden beobachtet.<br />
Mit Ausnahme eines nicht eindeutig geklärten Falles konnte bisher kein Hinweis auf eine<br />
cancerogene Wirkung von Thallium erbracht werden. Die mutagene Wirkung von Thallium<br />
und seinen Verbindungen ist bei Tieren und Mikroorganismen umstritten, für den Menschen<br />
wird sie nach allen Erfahrungen ausgeschlossen. Auch ein teratogenes Potential konnte in<br />
keinem Fall nachgewiesen werden.<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
In Tabelle 4.2.11-3 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte aufgeführt, die für<br />
Thallium festgelegt sind.<br />
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Tabelle 4.2.11-3: Grenz- und Orientierungswerte für Thallium<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV *<br />
13. BImSchV *<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenzwerte<br />
0,05 mg/m³<br />
0,05 mg/m³<br />
Seite 163 von 238<br />
Bemerkungen<br />
MAK-Wert 1 (DFG 2008) -<br />
TA Luft (2002)<br />
2 µg/(m²xd) 2 Mittelungszeitraum: Jahr<br />
Deposition<br />
VDI MIK-Wert -<br />
WHO -<br />
TrinkwV (2001) -<br />
LAI Unterausschuss<br />
„Wirkungsfragen“<br />
-<br />
Kühling & Peters, Vorsorgewert < 0,1 µg/m³ Anhaltswert für die Aufnahme von Thallium,<br />
ein Wert für die Deposition wurde<br />
nicht festgelegt<br />
TRD Wert 3 1,5 µg/kgxd<br />
kurzfristige Aufnahme<br />
langfristige Aufnahme: nicht abgeleitet<br />
Hintergrundwerte 3 0,04 – 0,48 ng/m³<br />
* 17. BImSchV § 5 (1) 3 a) / 13. BImSchV §4 (1) 3 a): Die Verbrennungsanlagen / Feuerungsanlagen sind<br />
so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet<br />
ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Cadmium und Thallium, insgesamt<br />
1 Thalliumverbindungen, löslich, gehört zu den Stoffen, für die nach Angaben der MAK-Werte-Kommission<br />
derzeit keine MAK-Werte aufgestellt werden können<br />
2 Immissionswerte für Schadstoffdepositionen zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen<br />
3 Hassauer/Kalberlah/Griem (2002)<br />
Gefährdungsabschätzung für Thallium (Tl) in der PM10-Fraktion und im Staubnieder-<br />
schlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Thallium-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer<br />
MP 5) vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die<br />
drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Thallium-Vorbelastung an den verschiedenen Messstellen sowie die von Argumet berechne-<br />
te Zusatzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen<br />
zusätzlichen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunk-<br />
te zugrundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den verschiede-<br />
nen Messpunkten aufgeführt sowie das das Verhältnis von Zusatzbelastung zum Beurtei-<br />
lungswert berechnet.<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.11-4: Vorhaben, Thallium in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatzbelastung und Beurteilungswert in % an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 164 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
Eigener Wert: 14 ng/m³<br />
MP 1 < 0,1 0,028 0,128 0,20<br />
MP 2 < 0,1 0,028 0,128 0,20<br />
MP 3 < 0,1 0,028 0,128 0,20<br />
MP 4 < 0,1 0,028 0,128 0,20<br />
MP 6 < 0,1 0,028 0,128 0,20<br />
MP 7 < 0,1 0,028 0,128 0,20<br />
MP 8 < 0,1 0,028 0,128 0,20<br />
MP 9 < 0,1 0,028 0,128 0,20<br />
MP 10 < 0,1 0,028 0,128 0,20<br />
Tabelle 4.2.11-5: Alternative GuD-Anlage, Thallium in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in ng/m³, Verhältnis von Zusatzbelastung und Beurteilungswert in % an<br />
den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
Eigener Wert: 14 ng/m³<br />
MP 1 < 0,1 0,017 0,117 0,12<br />
MP 2 < 0,1 0,017 0,117 0,12<br />
MP 3 < 0,1 0,017 0,117 0,12<br />
MP 4 < 0,1 0,017 0,117 0,12<br />
MP 6 < 0,1 0,017 0,117 0,12<br />
MP 7 < 0,1 0,017 0,117 0,12<br />
MP 8 < 0,1 0,017 0,117 0,12<br />
MP 9 < 0,1 0,017 0,117 0,12<br />
MP 10 < 0,1 0,017 0,117 0,12<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.11-6: Nullvariante, Thallium in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatzbelastung und Beurteilungswert in % an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 165 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
Eigener Wert: 14 ng/m³<br />
MP 1 < 0,1 0,05 0,15 0,36<br />
MP 2 < 0,1 0,05 0,15 0,36<br />
MP 3 < 0,1 0,05 0,15 0,36<br />
MP 4 < 0,1 0,05 0,15 0,36<br />
MP 6 < 0,1 0,05 0,15 0,36<br />
MP 7 < 0,1 0,05 0,15 0,36<br />
MP 8 < 0,1 0,05 0,15 0,36<br />
MP 9 < 0,1 0,05 0,15 0,36<br />
MP 10 < 0,1 0,05 0,15 0,36<br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.11-7: Vergleich der drei Alternativen: Thallium in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
Max. Vorbelastung<br />
Max. Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in % (14 ng/m³,<br />
eigener Wert)<br />
Verhältnis Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
(280 ng/m³, FoBiG)<br />
Vorhaben < 0,1 0,028 0,128 0,20 0,01<br />
GuD-Anlage < 0,1 0,017 0,117 0,12 0,006<br />
Nullvariante < 0,1 0,05 0,15 0,36 0,018<br />
Für Thallium im Schwebstaub sind Immissionsgrenz- bzw. Orientierungswerte weder in der<br />
TA Luft noch vom VDI oder in den Air Quality Guidelines angegeben.<br />
Auf der Basis des LOAEL-Wertes für Ratten von 0,08 mg Tl/kg KG/d errechnet sich bei An-<br />
wendung eines Unsicherheitsfaktors von 1.000 (Faktor 10 zur Extrapolation von LOAEL auf<br />
NOAEL, Faktor 10 zur Übertragung von Tier auf Mensch, Faktor 10 zum Schutz empfindli-<br />
cher Personengruppen) eine tägliche duldbare Aufnahme (TDI) von 80 ng Tl/(kg KG x d).<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Die Aufnahme mit der Atemluft beträgt ca. 5 % der oral aufgenommenen Konzentration. Für<br />
eine maximale inhalative Aufnahme von 20 m³/d bei einer angenommenen Absorption von<br />
100 % wird daraus ein Vorsorgewert von 14 ng Thallium/m³ abgeleitet (TDI = 80 ng Tl/(kg<br />
KGxd); 5 % inhalative Aufnahme; 20 m³ Atemvolumen pro Tag, 70 kg Körpergewicht pro<br />
Person).<br />
Andere Autoren schlagen einen vorläufigen Orientierungswert von 280 ng/m³ für die langfris-<br />
tige inhalative Aufnahme vor (FoBiG 1995). Demnach beträgt die maximale Zusatzbelastung<br />
von 0,05 ng/m³ im vorliegenden Fall 0,018 % dieses Orientierungswertes.<br />
Nach Hassauer et al. (2002) wird ein vorläufiger TRD-Wert für die kurzfristige inhalative Ex-<br />
position von 1,5 µg/kgxd vorgeschlagen, dieser Wert würde bei einer angenommenen Re-<br />
sorptionsrate von 50 % einer Luftkonzentration von ca. 10 µg/m³ entsprechen.<br />
Die Zusatzbelastung liegt bei allen drei Alternativen deutlich unterhalb des FoBiG-<br />
Beurteilungswertes und des eigenen Beurteilungswertes.<br />
Thallium im Staubniederschlag<br />
Die Thallium-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP<br />
10 vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Thallium im Staubnieder-<br />
schlag wurden für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Thallium-Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete<br />
Zusatzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zu-<br />
sätzlichen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte<br />
zugrundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1<br />
bis 10 aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berech-<br />
net.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 166 von 238<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.11-8: Vorhaben, Thallium im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatzbelastung zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung<br />
Seite 167 von 238<br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft: 2 µg/(m²xd)<br />
MP 1 0,1 0,043 0,143 2,15<br />
MP 2 0,1 0,043 0,143 2,15<br />
MP 3 0,1 0,043 0,143 2,15<br />
MP 4 0,1 0,043 0,143 2,15<br />
MP 5 0,1 0,043 0,143 2,15<br />
MP 6 0,1 0,043 0,143 2,15<br />
MP 7 0,1 0,043 0,143 2,15<br />
MP 8 0,1 0,043 0,143 2,15<br />
MP 9 0,1 0,043 0,143 2,15<br />
MP 10 0,1 0,043 0,143 2,15<br />
Tabelle 4.2.11-9: Alternative GuD-Anlage, Thallium im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz-<br />
und Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatzbelastung zu Beurteilungswert (%)<br />
an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft:<br />
2 µg/(m²xd)<br />
MP 1 0,1 0,038 0,138 1,90<br />
MP 2 0,1 0,038 0,138 1,90<br />
MP 3 0,1 0,038 0,138 1,90<br />
MP 4 0,1 0,038 0,138 1,90<br />
MP 5 0,1 0,038 0,138 1,90<br />
MP 6 0,1 0,038 0,138 1,90<br />
MP 7 0,1 0,038 0,138 1,90<br />
MP 8 0,1 0,038 0,138 1,90<br />
MP 9 0,1 0,038 0,138 1,90<br />
MP 10 0,1 0,038 0,138 1,90<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.11-10: Nullvariante, Thallium im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatzbelastung zu Beurteilungswert (%) an den<br />
verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung<br />
Seite 168 von 238<br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %,<br />
TA Luft: 2 µg/(m²xd)<br />
MP 1 0,1 0,062 0,162 3,1<br />
MP 2 0,1 0,062 0,162 3,1<br />
MP 3 0,1 0,062 0,162 3,1<br />
MP 4 0,1 0,062 0,162 3,1<br />
MP 5 0,1 0,062 0,162 3,1<br />
MP 6 0,1 0,062 0,162 3,1<br />
MP 7 0,1 0,062 0,162 3,1<br />
MP 8 0,1 0,062 0,162 3,1<br />
MP 9 0,1 0,062 0,162 3,1<br />
MP 10 0,1 0,062 0,162 3,1<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis von Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen verglei-<br />
chend dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.11-11: Vergleich der drei Alternativen: Thallium im Staubniederschlag [µg/(m²xd)]<br />
Max. Vorbelas-<br />
tung<br />
Max. Zusatz-<br />
belastung<br />
(µg/m²xd)<br />
Gesamtbelas-<br />
tung<br />
(µg/m²xd)<br />
Verhältnis Zu-<br />
satzbel./Beur-<br />
teilungswert in %<br />
Vorhaben 0,1 0,043 0,143 2,15<br />
GuD-Anlage 0,1 0,038 0,138 1,90<br />
Nullvariante 0,1 0,062 0,162 3,10<br />
Die TA Luft hat einen Immissionswert für Schadstoffdepositionen zum Schutz vor schädli-<br />
chen Umwelteinwirkungen von 2 µg Tl/(m²xd) festgelegt. Die Zusatzbelastung beträgt 1,90<br />
bis 3,10 % des Beurteilungswertes. Die Zusatzbelastung für Thallium ist an allen Messpunk-<br />
ten für alle betrachteten Alternativen als irrelevant einzustufen.<br />
Die Vorbelastung an Thallium in der PM10-Fraktion liegt unterhalb der Nachweisgrenze.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die errechnete Zusatzbelas-<br />
tung an Thallium im Schwebstaub (PM10) durch das geplante Vorhaben für die Bevöl-<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
kerung im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks praktisch nicht nachweisbar und daher<br />
als vernachlässigbar einzustufen.<br />
Die Vorbelastung an Thallium im Staubniederschlag ist als üblicherweise vorkom-<br />
mend zu betrachten. Die Zusatzbelastung ist bei allen drei Alternativen als irrelevant<br />
nach TA Luft einzustufen. Die Gesamtbelastungen liegen ebenfalls deutlich unterhalb<br />
des Beurteilungswertes, sie betragen 1,90 bis bei 3,10 % dieses Wertes. Aus umwelt-<br />
medizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung an Thallium sowohl<br />
in der PM10-Fraktion als auch im Staubniederschlag für die im Beurteilungsgebiet des<br />
Kraftwerks wohnende Bevölkerung als unerheblich zu beurteilen.<br />
4.2.12 Vanadium (V)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Vanadium kommt in der Umwelt - wenn auch in relativ geringen Konzentrationen - ubiquitär,<br />
vor allem vergesellschaftet mit anderen Erzen, vor. In feiner Verteilung ist es in Kohle und<br />
Erdöl vorhanden. Es wird hauptsächlich als Legierungsbestandteil bei der Stahlherstellung<br />
verwendet. Weiterhin ist es ein wichtiger Bestandteil der Titanlegierungen. In Form verschie-<br />
dener Verbindungen wird es bei chemischen Prozessen als Katalysator eingesetzt.<br />
Im Meerwasser liegt der Vanadiumgehalt bei 2 - 29 µg/L. In verschiedenen Grund- und Ober-<br />
flächenwässern einschließlich Trinkwasser wurden Vanadium-Konzentrationen von 0,3 - 200<br />
µg/L festgestellt. Aufgrund seines ubiquitären Vorkommens ist Vanadium auch in pflanzli-<br />
chen und tierischen Lebensmitteln zu finden.<br />
Bei der Gewinnung von Erzen und bei vielfältigen Verarbeitungen von Metallen wird Vana-<br />
dium in die Luft emittiert. Weitere Emissionsquellen sind auch hier vor allem Verfeuerung<br />
fossiler Brennstoffe. Bei der Verbrennung entsteht hauptsächlich Vanadiumpentoxid, das zu<br />
80 % in der Flugasche mit einem aerodynamischen Durchmesser < 0,5 µm enthalten ist.<br />
In den beiden folgenden Tabellen sind die Vanadium-Konzentrationen im Schwebstaub und<br />
im Staubniederschlag in verschiedenen Gebieten dargestellt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 169 von 238<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.12-1: Vanadium-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub in verschiedenen<br />
Gebieten (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
Ländlich 0,001 – 3 Kühling & Peters 1994<br />
Städtisch 7 – 200<br />
Industrie 10 – 79<br />
Hintergrund<br />
Städtisch<br />
< 2<br />
50 – 200<br />
Seite 170 von 238<br />
Hassauer/Kalberlah/<br />
Griem 2003<br />
Tabelle 4.2.12-2: Vanadium-Konzentrationen im Staubniederschlag [µg/(m² x d)] in verschiedenen<br />
Gebieten<br />
Ländl. Gebiete<br />
Grundbelastung<br />
Jahresmittel Quelle<br />
8 Kühling & Peters 1994<br />
Bayern allgemein 0,4 – 2,4 (2004) LfU Bayern 2005<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
Für verschiedene Wirbeltiere (Ratten und Hühner) ist Vanadium als essentiell nachgewiesen.<br />
Aufgrund seiner Verteilung im Körper wird auch für den Menschen eine essentielle Wirkung<br />
angenommen, obwohl keine Vanadium-Mangelkrankheiten bekannt sind.<br />
anadium wird überwiegend oral aufgenommen. Je nach Wasserlöslichkeit und Art der chemischen<br />
Verbindung wird die Absorptionsquote beeinflusst. Inhalativ aufgenommenes Vanadium<br />
wird durch den mucociliaren Transport eliminiert, teilweise - je nach Löslichkeit und<br />
Partikelgröße - absorbiert. Zum Teil wird es auch in der Lunge kumuliert. Absorbiertes Vanadium<br />
wird im Blutplasma an Transferrin gebunden transportiert und rasch in alle Organe verteilt.<br />
Vanadium wird hauptsächlich in Leber, Niere, Milz, Testes und Knochen aufgenommen.<br />
Die Ausscheidung des Vanadiums erfolgt vor allem über die Niere, nur zu einem geringen<br />
Teil über die Faeces.<br />
Vanadium-Verbindungen vermindern die Synthese von Coenzym-A in der Leber, das an einer<br />
Vielzahl von Reaktionen beteiligt ist und u.a. den Cholesterin- und Fettsäurehaushalt des<br />
Körpers beeinflusst. Bei Kindern konnte mit zunehmender Vanadium-Konzentration im<br />
Trinkwasser ein positiver Effekt auf die Kariesanfälligkeit beobachtet werden.<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Intoxikationen durch orale Aufnahme von Vanadium oder seinen Verbindungen sind in der<br />
Regel nicht mit gesundheitsschädlichen Wirkungen verbunden, da sie kaum im Darmtrakt<br />
absorbiert werden. Dagegen wird Vanadium oder Vanadium-haltiger Staub in der Lunge gut<br />
absorbiert; hierdurch hervorgerufene Gesundheitsschäden (lokale Reizwirkungen auf die<br />
Schleimhäute wie Konjunktivitis, Rhinitis, Heiserkeit, Husten) beschränken sich jedoch fast<br />
ausschließlich auf den beruflichen Umgang. Nach Verlassen des belasteten Arbeitsplatzes<br />
verschwinden auch die Krankheitssymptome. Systemische Wirkungen sind dagegen nicht<br />
nachweisbar.<br />
Vanadium und seine anorganischen Verbindungen stehen im Verdacht, krebserregend zu<br />
sein, deshalb wurde Vanadium von der MAK-Kommission als krebserzeugend in die Kategorie<br />
2 eingestuft (Stoffe, die als krebserzeugend für den Menschen anzusehen sind, weil<br />
durch hinreichende Ergebnisse aus Langzeit-Tierversuchen oder Hinweise aus Tierversuchen<br />
davon auszugehen ist, dass sie einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leisten),<br />
d.h. es wurde kein MAK-Wert für Vanadium und seine anorganischen Verbindungen festgelegt<br />
(DFG 2008). Seit dem Jahr 2006 ist es in die Keimzellmutagen-Kategorie 3B eingestuft<br />
Vanadiumpentoxid ist nach § 4a GefStoffV (EU) als mutagen und als fruchtschädigend eingestuft<br />
(Hassauer u.a. 2003).<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
In Tabelle 4.2.12-3 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte aufgeführt, die für Vanadium<br />
festgelegt bzw. vorgeschlagen sind.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 171 von 238<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.12-3: Grenz- und Orientierungswerte für Vanadium<br />
Emissionsgrenzwert *<br />
17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
MAK-Wert 1 (DFG 2008)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/Orientierungswerte Bemerkungen<br />
0,5 mg/m³<br />
0,5 mg/m³<br />
- Krebskategorie 2<br />
Keimzellmutagen-Kategorie 2<br />
TA Luft (2002) -<br />
VDI MIK-Wert -<br />
WHO (2000) 2 1 µg/m³ 24 h<br />
TrinkwV (2001) -<br />
LAI Unterausschuss 3<br />
„Wirkungsfragen“<br />
20 ng/m³ Vanadium<br />
40 ng/m³ V2O5<br />
Seite 172 von 238<br />
Jahresmittelwert/Mensch<br />
Jahresmittelwert/Mensch<br />
TRD-Wert 4 1 µg/m³ Vanadium als V2O5 langfristige Aufnahme und<br />
kurzfristige Aufnahme<br />
Kühling & Peters, Vorsorgewert 0,2 µg/m³<br />
0,5 µg/m³<br />
7 µg/(m²xd)<br />
Hintergrundwerte 5<br />
Land 5<br />
Stadt 5<br />
Ländlich 4<br />
Städtisch 4<br />
0,001 – 3 ng/m³<br />
7 – 200 ng/m³<br />
< 2 ng/m³<br />
50 – 200 ng/m³<br />
Jahresmittelwert Zielniveau für V2O5<br />
8-h-Mittel<br />
Jahresmittelwert, mittlere Depositionsrateals<br />
Anhaltswert zur Begrenzung unerwünschter<br />
Anreicherungen in nicht vorbelasteten Böden<br />
* 17. BImSchV §5 (1) 3 b) / 13. BImSchV § 3 (1): Die Verbrennungsanlagen / die Feuerungsanlagen sind<br />
so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet<br />
ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Antimon, Arsen, Blei, Chrom, Cobalt, Kupfer, Mangan, Nickel,<br />
Vanadium und Zinn, insgesamt<br />
1<br />
alveolengängiger Anteil A<br />
2<br />
Luftqualitätsleitwert<br />
3<br />
Beurteilungswerte für luftverunreinigende Immissionen (LAI 1998)<br />
4<br />
Hassauer/Kalberlah/Griem 2003<br />
5 Kühling/Peters 1994<br />
Gefährdungsabschätzung für Vanadium (V) in der PM10-Fraktion und im Staubnieder-<br />
schlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Vanadium-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer<br />
MP 5) vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die<br />
drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Vorbelastung an den verschiedenen Messstellen sowie die von Argumet berechnete Zusatz-<br />
belastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen<br />
Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrunde-<br />
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gelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den verschiedenen Mess-<br />
punkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis<br />
von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.12-4: Vorhaben, Vanadium in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 173 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
LAI: 20 ng/m³<br />
MP 1 0,6 0,26 0,86 43,33 1,30<br />
MP 2 0,5 0,26 0,76 52,00 1,30<br />
MP 3 0,5 0,26 0,76 52,00 1,30<br />
MP 4 0,3 0,26 0,56 86,67 1,30<br />
MP 6 0,5 0,26 0,76 52,00 1,30<br />
MP 7 0,7 0,26 0,96 37,14 1,30<br />
MP 8 0,5 0,26 0,76 52,00 1,30<br />
MP 9 0,5 0,26 0,76 52,00 1,30<br />
MP 10 0,3 0,26 0,56 86,67 1,30<br />
Tabelle 4.2.12-5: Alternative GuD-Anlage, Vanadium in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz-<br />
und Gesamtbelastung in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis<br />
von Zusatzbelastung und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
LAI: 20 ng/m³<br />
MP 1 0,6 0,15 0,75 25,00 0,75<br />
MP 2 0,5 0,15 0,65 30,00 0,75<br />
MP 3 0,5 0,15 0,65 30,00 0,75<br />
MP 4 0,3 0,15 0,45 50,00 0,75<br />
MP 6 0,5 0,15 0,65 30,00 0,75<br />
MP 7 0,7 0,15 0,85 21,43 0,75<br />
MP 8 0,5 0,15 0,65 30,00 0,75<br />
MP 9 0,5 0,15 0,65 30,00 0,75<br />
MP 10 0,3 0,15 0,45 50,00 0,75<br />
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Tabelle 4.2.12-6: Nullvariante, Vanadium in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und LAI-Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 174 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
LAI: 20 ng/m³<br />
MP 1 0,6 0,50 1,10 83,33 2,50<br />
MP 2 0,5 0,50 1,00 100 2,50<br />
MP 3 0,5 0,50 1,00 100 2,50<br />
MP 4 0,3 0,50 0,80 167 2,50<br />
MP 6 0,5 0,50 1,00 100 2,50<br />
MP 7 0,7 0,50 1,20 71,43 2,50<br />
MP 8 0,5 0,50 1,00 100 2,50<br />
MP 9 0,5 0,50 1,00 100 2,50<br />
MP 10 0,3 0,50 0,80 167 2,50<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.12-7: Vergleich der drei Alternativen: Vanadium in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
Max. Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung<br />
Max. Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 0,7 0,26 0,96 1,30<br />
GuD-Anlage 0,7 0,15 0,85 0,75<br />
Nullvariante 0,7 0,50 1,20 2,50<br />
Die Vanadium-Immissionskonzentrationen im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks liegen im<br />
Bereich der Immissionskonzentrationen, wie sie für ländliche Gebiete in Deutschland üblich<br />
sind. Die Zusatzbelastung ist für alle drei Alternativen als irrelevant einzustufen.<br />
Immissionsgrenz- bzw. Orientierungswerte sind für Vanadium in der TA Luft nicht festgelegt<br />
worden, die WHO Air Quality Guidelines haben einen Luftqualitätsleitwert von 1 µg/m³ für 24<br />
Stunden vorgeschlagen. Der LAI-Beurteilungswert für Vanadium wird mit 20 ng/m³ empfoh-<br />
len. Die maximale Gesamtbelastung beträgt 6 % des LAI-Beurteilungswertes, die Zusatzbe-<br />
lastung maximal 2,5 % des LAI-Wertes von 20 ng/m³.<br />
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Vanadium im Staubniederschlag<br />
Die Vanadium-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis<br />
MP 10 vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Vanadium im Staubnie-<br />
derschlag wurden für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berech-<br />
net.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene V-<br />
Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete Zusatz-<br />
belastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzlichen<br />
Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zugrunde-<br />
gelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1 bis 10<br />
aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis von Zu-<br />
satzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.12-8: Vorhaben, Vanadium im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung zu Beurteilungswert<br />
(%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 175 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
HLUG -Wert:<br />
100 µg/(m²xd)<br />
MP 1 1,0 0,40 1,40 40,00 0,40<br />
MP 2 0,9 0,40 1,30 44,44 0,40<br />
MP 3 1,1 0,40 1,50 36,36 0,40<br />
MP 4 1,1 0,40 1,50 36,36 0,40<br />
MP 5 2,2 0,40 2,60 11,81 0,40<br />
MP 6 1,5 0,40 1,90 26,67 0,40<br />
MP 7 1,3 0,40 1,70 30,77 0,40<br />
MP 8 1,5 0,40 1,90 26,67 0,40<br />
MP 9 1,0 0,40 1,40 40,00 0,40<br />
MP 10 0,6 0,40 1,00 66,67 0,40<br />
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Tabelle 4.2.12-9: Alternative GuD-Anlage, Vanadium im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz-<br />
und Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung<br />
zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 176 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
HLUG -Wert:<br />
100 µg/(m²xd)<br />
MP 1 1,0 0,36 1,36 36,00 0,36<br />
MP 2 0,9 0,36 1,26 40,00 0,36<br />
MP 3 1,1 0,36 1,46 32,73 0,36<br />
MP 4 1,1 0,36 1,46 32,73 0,36<br />
MP 5 2,2 0,36 2,56 16,36 0,36<br />
MP 6 1,5 0,36 1,86 24,00 0,36<br />
MP 7 1,3 0,36 1,66 27,69 0,36<br />
MP 8 1,5 0,36 1,86 24,00 0,36<br />
MP 9 1,0 0,36 1,36 36,00 0,36<br />
MP 10 0,6 0,36 0,96 60,00 0,36<br />
Tabelle 4.2.12-10: Nullvariante, Vanadium im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung bzw. Zusatzbelastung<br />
zu Beurteilungswert (%) an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
HLUG -Wert:<br />
100 µg/(m²xd)<br />
MP 1 1,0 0,58 1,58 58,00 0,58<br />
MP 2 0,9 0,58 1,48 64,44 0,58<br />
MP 3 1,1 0,58 1,68 52,73 0,58<br />
MP 4 1,1 0,58 1,68 52,73 0,58<br />
MP 5 2,2 0,58 2,78 36,36 0,58<br />
MP 6 1,5 0,58 2,08 44,62 0,58<br />
MP 7 1,3 0,58 1,88 38,67 0,58<br />
MP 8 1,5 0,58 2,08 44,62 0,58<br />
MP 9 1,0 0,58 1,58 58,00 0,58<br />
MP 10 0,6 0,58 1,18 96,67 0,58<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.12-11: Vergleich der drei Alternativen: Vanadium im Staubniederschlag<br />
[µg/(m²xd)]<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vor-<br />
belastung <br />
Zusatz-<br />
belastung<br />
Seite 177 von 238<br />
Max. Gesamtbe-<br />
lastung<br />
Verhältnis Zu-<br />
satzbel./Beur-<br />
teilungswert in %<br />
Vorhaben 2,2 0,40 2,60 0,40<br />
GuD-Anlage 2,2 0,36 2,56 0,36<br />
Nullvariante 2,2 0,58 2,78 0,58<br />
Der Immissionsvergleichswert der HLUG beträgt 100 µg/(m²xd) [siehe Gutachten TÜV-Süd].<br />
Die Gesamtbelastung an den hier betrachteten Messpunkten liegt mit maximal 2,8 % deut-<br />
lich unter diesem Wert. Die maximale Zusatzbelastung liegt bei 0,6 % dieses Beurteilungs-<br />
wertes, sie ist damit als irrelevant einzustufen.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung an Va-<br />
nadium sowohl in der PM10-Fraktion als auch im Staubniederschlag für die im Beurtei-<br />
lungsgebiet wohnende Bevölkerung als unerheblich, die errechnete Zusatzbelastung<br />
durch das geplante Vorhaben sowie durch die beiden Alternativen GuD-Anlage und<br />
Nullvariante ist praktisch nicht nachweisbar und daher als vernachlässigbar einzustu-<br />
fen.<br />
4.2.13 Zinn (Sn)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Zinn (Sn) wird zu mehreren 100.000 Mg pro Jahr vor allem aus Erzen und Metallschrott her-<br />
gestellt. Die wichtigste Verwendung ist die Herstellung von feuerverzinntem und mit Zinn<br />
galvanisiertem Stahl. Weiterhin wird es für die Herstellung von Lot (Zinnlegierungen, die Blei,<br />
Antimon, Silber, Zink oder Indium enthalten), Lagermetallen, Messing und Bronzen, Hart-<br />
zinnwaren, Amalgamen sowie Halbleiter benötigt. Zinnorganische Verbindungen werden für<br />
Desinfektionsmittel, Biozide, Fungizide und Stabilisatoren für Kunststoffe, zur Oberflächen-<br />
behandlung von Glas und Textilien sowie als Katalysatoren verwendet.<br />
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In Böden kommt Zinn normalerweise in sehr geringen Konzentrationen (< 10 - 20 mg/kg) vor,<br />
Ausnahmen bilden Gebiete mit Zinn-haltigen Mineralien oder Böden, die mit Klärschlamm<br />
behandelt sind. In der Natur liegt in der Regel nur anorganisches Zinn vor. Organische Zinn-<br />
verbindungen, die als Biozide in Böden gelangen, werden bereits im Boden bio- oder photo-<br />
chemisch abgebaut. Organische Zinnverbindungen in mit Zinn-haltigen Bioziden behandel-<br />
ten Nahrungsmitteln werden bei der Zubereitung zu anorganischem Zinn metabolisiert.<br />
Im Meer- sowie im Süßwasser liegt der Zinn-Gehalt unter 1 µg/L. In Nahrungsmitteln tritt<br />
Zinn normalerweise nur in sehr niedrigen Konzentrationen auf; Nahrungsmittel, die in Weiß-<br />
blechdosen konserviert werden, können jedoch Zinn-Konzentrationen von 100 - 500 mg/kg<br />
enthalten. Um die Zinnauslaugung zu verhindern, werden die Weißblechdosen von innen<br />
lackiert.<br />
Die Luft enthält im Allgemeinen Konzentrationen um 0,01 µg/m³, in der Nähe von industriel-<br />
len Emissionsquellen wurden Konzentrationen zwischen 3,8 und 4,4 µg/m³ gemessen. Im<br />
Staubniederschlag wurden in Bayern < 1 bis 2,95 µg/(m²xd) festgestellt. Zinn-Emissionen<br />
kommen im Umfeld von Produktions- und Verarbeitungsstätten vor.<br />
Aufnahme und Wirkungen<br />
Die Zufuhr von Zinn erfolgt hauptsächlich mit der Nahrung über den Darm. Dabei handelt es<br />
sich im Wesentlichen um anorganische Verbindungen. Anorganisches Zinn wird im Vergleich<br />
zu organischem Zinn im Magen-Darm-Trakt nur in geringem Ausmaß absorbiert. Als Be-<br />
standteil eines vom Magen produzierten Enzyms (Gastrin) ist es wahrscheinlich zu den es-<br />
sentiellen Elementen zu rechnen. Bisher konnte allerdings eine Essentialität von Zinn nur im<br />
Tierversuch nachgewiesen werden. Die tägliche Zinn-Aufnahme des Menschen wird mit 0,2 -<br />
1 mg angenommen. Ein täglicher Bedarfswert für Zinn ist bisher nicht angegeben worden,<br />
auch sind Mangelsymptome beim Menschen unbekannt.<br />
Absorbiertes Zinn wird über die Blutbahn in alle Organe verteilt. Vor allem in Knochen, Niere,<br />
Leber und Lunge wird es gespeichert. Die Hauptmenge des oral zugeführten Zinns wird mit<br />
den Faeces wieder ausgeschieden.<br />
Metallisches Zinn und die natürlich vorkommenden anorganischen Zinn-Verbindungen wei-<br />
sen eine geringe Toxizität auf.<br />
Intoxikationen durch natürlicherweise vorkommendes Zinn sind weder bei Menschen, noch<br />
bei Tieren und Pflanzen bekannt. Nach Einnahme von Zinn-haltigen sauren Fruchtsäften<br />
traten akute gastrointestinale Symptome (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall) bei Probanden auf.<br />
Von den organischen Zinn-Verbindungen sind vor allem die Trialkyl-Verbindungen toxisch<br />
relevant. Sie werden an den Mitochondrien gebunden und stören die oxidative Phosphorylie-<br />
rung (Zellatmung). Es können Muskelschwäche, Lähmungen, Atemversagen, Tremor und<br />
Übererregbarkeit auftreten. Viele organische Zinn-Verbindungen wirken hautreizend.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 178 von 238<br />
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Nach chronischer Einwirkung zeigte sich bei Arbeitern der zinnverarbeitenden Industrie, die<br />
Zinnoxide inhaliert hatten, eine gutartige Pneumokoniose ohne Beeinträchtigung der Lungen-<br />
funktion. Die organischen Zinn-Verbindungen weisen sehr unterschiedliche chronische Toxi-<br />
zität auf. Für die Belastung der Bevölkerung über die Luft spielen die organischen Zinn-<br />
Verbindungen keine Rolle.<br />
Für mutagene oder teratogene Wirkungen von anorganischen oder organischen Zinn-<br />
Verbindungen liegen keine Hinweise vor.<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
In Tabelle 4.2.13-1 sind verschiedene Grenz- und Orientierungswerte aufgeführt, die für Zinn<br />
festgelegt bzw. vorgeschlagen sind.<br />
Tabelle 4.2.13-1: Grenz- und Orientierungswerte für Zinn<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV *<br />
13. BImSchV *<br />
MAK-Wert (DFG 2008)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/<br />
Orientierungswerte<br />
0,5 mg/m³<br />
0,5 mg/m³<br />
- 1<br />
0,1 2 E mg/m³<br />
TA Luft (2002) -<br />
VDI MIK-Wert -<br />
WHO -<br />
TrinkwV (2001) -<br />
LAI Unterausschuss<br />
„Wirkungsfragen“<br />
-<br />
TRD-Wert -<br />
Kühling & Peters, Vorsorgewert 1 µg/m³<br />
20 µg/m³<br />
15 µg/(m²xd)<br />
Seite 179 von 238<br />
Bemerkungen<br />
Anorganische Verbindungen<br />
Organische Zinnverbindungen<br />
org. Verbindungen, arithm. Jahresmittel,<br />
Anhaltswert<br />
anorg. Verbindungen, arithm. Jahresmittel,<br />
Anhaltswert<br />
Jahresmittelwert, mittlere Depositionsrate als<br />
Anhaltswert zur Begrenzung unerwünschter<br />
Anreicherungen in nicht vorbelasteten Böden<br />
* 17. BImSchV §5 (1) 3 b) / 13. BImSchV § 3 (1): Die Verbrennungsanlagen / die Feuerungsanlagen sind<br />
so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittelwert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet<br />
ist, den Emissionsgrenzwert überschreitet: Antimon, Arsen, Blei, Chrom, Cobalt, Kupfer, Mangan, Nickel,<br />
Vanadium und Zinn, insgesamt<br />
1 Zinn und seine anorganischen Verbindungen, gehören zu den Stoffen, für die nach Angaben der MAK-<br />
Werte-Kommission derzeit keine MAK-Werte aufgestellt werden können<br />
2 organische Zinn-Verbindungen, einatembarer Anteil E<br />
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Gefährdungsabschätzung für Zinn (Sn) in der PM10-Fraktion und im Staubniederschlag<br />
im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Zinn-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10 (außer MP 5)<br />
vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die drei<br />
Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Sn-Vorbelastung an den verschiedenen Messstellen sowie die von Argumet berechnete Zu-<br />
satzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzli-<br />
chen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zu-<br />
grundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den verschiedenen<br />
Messpunkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Ver-<br />
hältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.13-2: Vorhaben, Zinn in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 180 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
5.000 ng/m³<br />
MP 1 3,0 0,094 3,094 3,13 0,00188<br />
MP 2 2,0 0,094 2,094 4,70 0,00188<br />
MP 3 1,9 0,094 1,994 4,95 0,00188<br />
MP 4 1,8 0,094 1,894 5,22 0,00188<br />
MP 6 2,7 0,094 2,794 3,48 0,00188<br />
MP 7 2,4 0,094 2,494 3,92 0,00188<br />
MP 8 1,5 0,094 1,594 6,27 0,00188<br />
MP 9 3,0 0,094 3,094 3,13 0,00188<br />
MP 10 4,0 0,094 4,094 2,35 0,00188<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.2.13-3: Alternative GuD-Anlage, Zinn in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 181 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
5.000 ng/m³<br />
MP 1 3,0 0,056 3,056 1,87 0,00112<br />
MP 2 2,0 0,056 2,56 2,80 0,00112<br />
MP 3 1,9 0,056 1,956 2,95 0,00112<br />
MP 4 1,8 0,056 1,856 3,11 0,00112<br />
MP 6 2,7 0,056 2,756 2,07 0,00112<br />
MP 7 2,4 0,056 2,456 2,33 0,00112<br />
MP 8 1,5 0,056 1,556 3,73 0,00112<br />
MP 9 3,0 0,056 3,056 1,87 0,00112<br />
MP 10 4,0 0,056 4,056 1,40 0,00112<br />
Tabelle 4.2.13-4: Nullvariante, Zinn in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in % an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurtei-lungswert<br />
in %<br />
5.000 ng/m³<br />
MP 1 3,0 0,18 3,18 6,00 0,0036<br />
MP 2 2,0 0,18 2,18 9,00 0,0036<br />
MP 3 1,9 0,18 2,08 9,47 0,0036<br />
MP 4 1,8 0,18 1,98 10,00 0,0036<br />
MP 6 2,7 0,18 2,88 6,67 0,0036<br />
MP 7 2,4 0,18 2,58 7,50 0,0036<br />
MP 8 1,5 0,18 1,68 12,00 0,0036<br />
MP 9 3,0 0,18 3,18 6,00 0,0036<br />
MP 10 4,0 0,18 4,18 4,50 0,0036<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
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Tabelle 4.2.13-5: Vergleich der drei Alternativen: Zinn in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung<br />
Seite 182 von 238<br />
Max. Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 4,0 0,094 4,094 0,00188<br />
GuD-Anlage 4,0 0,056 4,056 0,00112<br />
Nullvariante 4,0 0,180 4,180 0,0036<br />
Die Zinn-Immissionskonzentrationen im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks liegen im Bereich<br />
der Immissionskonzentrationen, wie sie für ländliche Gebiete in Deutschland üblich sind. Die<br />
Zusatzbelastung ist für alle drei Alternativen als irrelevant einzustufen.<br />
Immissionsgrenzwerte sind für Zinn weder in der TA Luft noch vom VDI oder in den WHO Air<br />
Quality Guidelines festgelegt worden. Nach Ansicht der MAK-Wert-Kommission gehört Zinn<br />
zu den Stoffen, für die derzeit keine MAK-Werte aufgestellt werden können (DFG 2008).<br />
(1991) geben als tolerable maximale tägliche Aufnahme (ADI) 5 mg Zinn pro Person an. Die<br />
Aufnahme mit der Atemluft sollte nicht mehr als 5 % dieser Konzentration betragen. Für eine<br />
maximale inhalative Aufnahme von 20 m³ pro Tag bei einer angenommenen Absorption von<br />
100 % wird daraus ein Vorsorgewert von 12.500 ng Sn/m³ abgeleitet (TDI = 5.000.000<br />
ng/Person x d; 5 % inhalative Aufnahme; 20 m³ Atemvolumen pro Tag). Die Gesamtbelas-<br />
tung von maximal 4,18 ng/m³ füllt diesen Vorsorgewert zu 0,03 % aus.<br />
Untersuchungen an Ratten haben einen LOAEL-Wert von 0,5 mg/m³ ergeben (Bulten & Mei-<br />
nema 1991). Bei Anwendung eines Unsicherheitsfaktors von 100 (Faktor 10 zur Extrapolati-<br />
on von LOAEL auf NOAEL, Faktor 10 zur Übertragung von Tier auf Mensch, auf einen weite-<br />
ren Faktor für besonders sensible Personengruppen kann aufgrund der vorliegenden Toxizi-<br />
tätsdaten für Zinn verzichtet werden) ergibt sich daraus ein Vorsorgewert von 5.000 ng/m³.<br />
Die Gesamt-Zinn-Belastung (4,18 ng Sn/m³) füllt diesen errechneten Vorsorgewert mit 0,08%<br />
aus.<br />
Zinn im Staubniederschlag<br />
Die Zinn-Vorbelastung im Staubniederschlag wurde an den Messpunkten MP 1 bis MP 10<br />
vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen von Zinn im Staubniederschlag<br />
wurden für den Messpunkt MP max von Argumet für alle drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock) sowie<br />
für die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemessene<br />
Sn-Vorbelastung an den Messstellen MP 1 – MP 10 sowie die von Argumet berechnete Zu-<br />
satzbelastung an MP max dargestellt (von Argumet wurden lediglich die maximalen zusätzli-<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
chen Immissionen der Metalle [MP max] berechnet, diese werden für alle Messpunkte zu-<br />
grundegelegt). Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den Messpunkten 1<br />
bis 10 aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Verhältnis von<br />
Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.2.13-6: Vorhaben, Zinn im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung (%) an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 183 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung in %<br />
MP 1 2,2 0,14 2,34 6,36<br />
MP 2 1,7 0,14 1,84 8,24<br />
MP 3 1,4 0,14 1,54 10,00<br />
MP 4 1,1 0,14 1,24 12,73<br />
MP 5 1,5 0,14 1,64 9,33<br />
MP 6 1,5 0,14 1,64 9,33<br />
MP 7 1,5 0,14 1,64 9,33<br />
MP 8 1,3 0,14 1,44 10,77<br />
MP 9 1,7 0,14 1,84 8,24<br />
MP 10 1,4 0,14 1,54 10,00<br />
Tabelle 4.2.13-7: Alternative GuD-Anlage, Zinn im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und<br />
Gesamtbelastung in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung (%) an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung in %<br />
MP 1 2,2 0,13 2,33 5,91<br />
MP 2 1,7 0,13 1,83 7,65<br />
MP 3 1,4 0,13 1,53 9,29<br />
MP 4 1,1 0,13 1,23 11,82<br />
MP 5 1,5 0,13 1,63 8,67<br />
MP 6 1,5 0,13 1,63 8,67<br />
MP 7 1,5 0,13 1,63 8,67<br />
MP 8 1,3 0,13 1,43 10,00<br />
MP 9 1,7 0,13 1,83 7,65<br />
MP 10 1,4 0,13 1,53 9,29<br />
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Tabelle 4.2.13-8: Nullvariante, Zinn im Staubniederschlag: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in µg/(m²xd), Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung (%) an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 184 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung in %<br />
MP 1 2,2 0,21 2,41 9,55<br />
MP 2 1,7 0,21 1,91 12,35<br />
MP 3 1,4 0,21 1,61 15,00<br />
MP 4 1,1 0,21 1,31 19,09<br />
MP 5 1,5 0,21 1,71 14,00<br />
MP 6 1,5 0,21 1,71 14,00<br />
MP 7 1,5 0,21 1,71 14,00<br />
MP 8 1,3 0,21 1,51 16,15<br />
MP 9 1,7 0,21 1,91 12,35<br />
MP 10 1,4 0,21 1,61 15,00<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.13-9: Vergleich der drei Alternativen: Zinn im Staubniederschlag [µg/(m²xd)]<br />
Max. Vorbelas-<br />
tung <br />
Zusatzbelas-<br />
tung<br />
Max. Gesamt-<br />
belastung<br />
Vorhaben 2,2 0,14 2,34<br />
GuD-Anlage 2,2 0,13 2,33<br />
Nullvariante 2,2 0,21 2,41<br />
Für Zinn im Staubniederschlag liegen keine Beurteilungswerte vor. Die hier vorliegenden<br />
Zinn-Konzentrationen im Staubniederschlag liegen in dem Bereich, wie sie in Bayern ge-<br />
messen wurden [1 – 2,95 µg/(m²xd)].<br />
Kühling & Peters (1994) haben als Anhaltswert die Konzentration von 15 µg/(m²xd) für die<br />
mittlere Depostionsrate zur Begrenzung unerwünschter Anreicherungen in nicht vorbelaste-<br />
ten Böden vorgeschlagen. Die maximale Gesamtbelastung von 2,41 µg/(m² x d) füllt diesen<br />
Wert zum Schutz des Bodens zu 16,1 % aus, die Zusatzbelastung beträgt maximal 1,4 %<br />
dieses Wertes.<br />
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Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung an Zinn<br />
sowohl in der PM10-Fraktion als auch im Staubniederschlag für die im Beurteilungsge-<br />
biet wohnende Bevölkerung als unerheblich, die errechnete Zusatzbelastung durch<br />
das geplante Vorhaben ist praktisch nicht nachweisbar und daher als vernachlässig-<br />
bar einzustufen.<br />
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Seite 185 von 238<br />
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4.3 Organische Verbindungen<br />
Allgemeines<br />
Im Folgenden werden - wie schon bei den Stäuben und anorganischen Gasen sowie den<br />
Metallen - Stoffbeschreibung, Vorkommen, die für den Menschen relevanten Wirkungen so-<br />
wie die vorliegenden Grenz- und Orientierungswerte für die organischen Substanzen darge-<br />
stellt, die von Kraftwerken emittiert werden. Die geschilderten Wirkungen werden allerdings<br />
zumeist durch hohe und kontinuierliche Exposition hervorgerufen, sie sind nicht in den hier<br />
vorliegenden Konzentrationsbereichen zu erwarten.<br />
Es wird im Einzelnen die im Gutachten des TÜV Süd („Immissionsvorbelastungsmessungen<br />
Kraftwerk Staudinger“) an drei Messstellen gemessene Vorbelastung der Dioxine/Furane in<br />
der PM10-Fraktion und im Staubniederschlag zugrundegelegt. Da keine Vorbelastungsmes-<br />
sungen von Polycyclischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (Leitparameter Ben-<br />
zo(a)pyren) durchgeführt wurden, werden Messungen an bestehenden Messstationen der<br />
auf Landesebene (Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie - HLUG) installierten<br />
Immissionsmessnetze zur <strong>Bewertung</strong> herangezogen.<br />
Weiterhin wird auf die in der Immissionsprognose Argumet („Immissionsprognose mit Alternati-<br />
venvergleich im Rahmen des Raumordnungsverfahrens für den Neubau von Block 6 im Kraftwerk<br />
Staudinger“) berechnete Zusatzbelastung für die drei Alternativen an den verschiedenen<br />
Messpunkten eingegangen.<br />
Anschließend wird die Gefährdungsabschätzung für die organischen Substanzen für die an-<br />
wohnende Bevölkerung des geplanten Kraftwerkblocks 6 vorgenommen. Es wird die Auswir-<br />
kung der Gesamtbelastung auf die im Beurteilungsgebiet wohnenden bzw. sich aufhaltenden<br />
Menschen aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht bewertet.<br />
4.3.1 Polychlorierte Dibenzo-p-Dioxine und Furane (PCDD/PCDF)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und Polychlorierte Dibenzofurane (PCDF) sind<br />
zwei Gruppen von tricyclischen, nahezu planar gebauten, aromatischen Verbindungen mit<br />
ähnlichen physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften. Je nach Chlorie-<br />
rungsgrad ergibt sich eine bestimmte Anzahl von Kongeneren. Insgesamt beträgt die theore-<br />
tisch mögliche Zahl an Einzelverbindungen (Kongenere) bei den PCDD 75 und bei den<br />
PCDF 135. Keines der Kongenere wurde jemals außer für analytische Standards industriell<br />
hergestellt. PCDD/PCDF entstehen ausschließlich ungewollt als Nebenprodukte bei chemi-<br />
schen und thermischen Prozessen und gelangen über verschiedene Quellen in die Umwelt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 186 von 238<br />
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Toxikologisch am relevantesten und am besten untersucht ist das Kongener 2,3,7,8-<br />
Tetrachlordibenzo-p-Dioxin (TCDD).<br />
Für den Eintrag in die Luft waren früher Metallgewinnung und Abfallverbrennungsanlagen die<br />
wichtigsten Quellen. Aufgrund von anspruchsvollen Grenzwerten und Technik konnte der<br />
Dioxin&Furan-Ausstoß drastisch gesenkt werden.<br />
Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht über die Emissionsquellen in Deutschland und die<br />
Menge an emittierten Dioxinen&Furanen.<br />
In den folgenden Tabellen und Abbildungen sind Immissionskonzentrationen von Dioxinen<br />
und Furanen in verschiedenen Gebieten Deutschlands dargestellt.<br />
Tabelle 4.3.1-2: Dioxin&Furan- bzw. 2,3,7,8-TCDD-Immissionskonzentrationen im<br />
Schwebstaub in verschiedenen Gebieten (fg/m³)<br />
Dortmund<br />
Duisburg<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
35 fg I-TEQ/m³<br />
28 - 37 fg I-TEQ/m³<br />
Seite 187 von 238<br />
LUQS Jahreskenngrößen 2001<br />
Hintergrund (Bayern) 12 – 18 fg PCDD/F/m³ Mündl. Mitt. 2003<br />
Hintergrund 4 fg TCDD/m³<br />
ca 70 fg WHO TEQ/m³<br />
LAI 2004 (NRW und Bayern)<br />
LAI 2004 (NRW und Bayern)<br />
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung der Dioxin/Furan-Konzentrationen an ausge-<br />
wählten Standorten der Bundesländer Hessen und Thüringen, dargestellt anhand der Jah-<br />
resmittelwerte, Auswertungszeitraum 1990 – 1999 (UBA 4. Bericht der Bund/Länder-<br />
Arbeitsgruppe Dioxine).<br />
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Abbildung 4.3.1-1: Entwicklung der Dioxin/Furan-Konzentrationen an ausgewählten Standorten<br />
der Bundesländer Hessen und Thüringen, Jahresmittelwerte, 1990 – 1999<br />
Trotz dieser sehr unterschiedlichen Standortcharakteristiken ist der Rückgang der Dioxin-<br />
Belastung an allen vier Standorten ähnlich ausgeprägt und erreicht z.B. an der Station Hün-<br />
felden-Kirberg einen Rückgang von über 50 %. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Dioxin-<br />
Belastung nicht nur in den Belastungsschwerpunkten – also dort, wo emissionsmindernde<br />
Maßnahmen an einzelnen Anlagen umgesetzt wurden – gesunken ist, sondern auch allge-<br />
mein im Bereich der Hintergrundbelastung.<br />
Im Land Nordrhein-Westfalen wurden die in Tabelle 4.3.1-3 gegenübergestellten Konzentra-<br />
tionen gemessen, innerhalb der angegebenen Zeit sind sie um bis zu 90 % gesunken.<br />
Tabelle 4.3.1-3: PCDD/PCDF-Konzentrationen in der Luft in Nordrhein-Westfalen. Vergleich<br />
der Daten von 1987/88 mit denen von 1993/94 bzw. 2001<br />
Ort Konzentration in fg I-TEQ/m³ Reduktion<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
1987/88 1993/94 2001 %<br />
Köln-Riehl 130 40 - 69<br />
Duisburg-Meiderich 332 124 36 90<br />
Essen 204 76 31 85<br />
Dortmund (Stadt) 224 120 35 85<br />
Seite 188 von 238<br />
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In der folgenden Abbildung sind saisonale Schwankungen und der zeitliche Trend der Dio-<br />
xin/Furan-Konzentrationen im Schwebstaub aus Proben ohne besondere Belastungssituati-<br />
on dargestellt (UBA 5. Bericht des Bundes und der Länder Dioxine, 2007).<br />
Abbildung 4.3.1-2: Schwankungen und zeitlicher Trend der Dioxin/Furan-Konzentrationen im<br />
Schwebstaub aus Proben ohne besondere Belastungssituation (Winter 1989/90 bis Winter<br />
2004)<br />
Wie in der Abbildung zu erkennen ist, liegen die Durchschnittskonzentrationen für Dioxi-<br />
ne/Furan im Winterhalbjahr jeweils signifikant höher als im Sommerhalbjahr. Während in den<br />
Winterhalbjahren Mediane bis zu 0,12 pg TEQ/m³ (1989/90) ermittelt wurden, liegt der höch-<br />
ste Mittelwert der Sommermonate bei 0,03 pg TEQ/m³ (1990). Die Mediane unterscheiden<br />
sich um eine Faktor von über 3 (Sommer = 0,013 pg TEQ/m³, Winter = 0,039 pg TEQ/m³.)<br />
Zusätzlich ist deutlich der zeitliche Trend mit einer Abnahme der Gesamtkonzentration zu<br />
erkennen.<br />
In der folgenden Tabelle sind die Dioxin&Furan-Immissionskonzentrationen im Staubnie-<br />
derschlag dargestellt.<br />
Tabelle 4.3.1-4: Dioxin&Furan-Immissionskonzentrationen im Staubniederschlag in verschiedenen<br />
Gebieten [pg/(m²xd)]<br />
Sommer (allgemein)<br />
Winter (allgemein)<br />
Winter, städtisch<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
< 10 pg/(m²xd)<br />
< 20 pg/(m²xd)<br />
bis 43 pg/(m²xd)<br />
Seite 189 von 238<br />
UBA 2005, Dioxin-<br />
Datenbank des Bundes und<br />
der Länder<br />
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Die Abbildung 4.3.1-3 zeigt die saisonalen Schwankungen und den zeitlichen Trend der Dio-<br />
xin/Furan-Konzentrationen im Staubniederschlag aus Proben ohne besondere Belastungssi-<br />
tuation dargestellt (UBA 5. Bericht des Bundes und der Länder Dioxine, 2007).<br />
Abbildung 4.3.1-3: Saisonale Schwankungen und zeitlicher Trend der Dioxin/Furan-<br />
Konzentrationen im Staubniederschlag aus Proben ohne besondere Belastungssituation<br />
(Winter 1989/90 bis Winter 2004) (I-TEQ-A =mit Nachweisgrenze, I-TEQ-B ohne Nachweisgrenze)<br />
Auch hier ist gut zu erkennen, dass die Durchschnittskonzentrationen für Dioxine/Furane<br />
im Winterhalbjahr jeweils signifikant höher als im Sommerhalbjahr liegen. Während der<br />
mittlere I-TEQ im Sommer bei 2,48 (ohne Nachweisgrenze) bzw. bei 3,56 (mit Nachweis-<br />
grenze) pg I-TEQ (m²xd) liegt, wurde im Winterhalbjahr eine mittlere Konzentration von<br />
4,34 (ohne Nachweisgrenze) bzw. 5,36 (mit Nachweisgrenze) pg I-TEQ (m²xd) ermittelt.<br />
Dioxine&Furane werden auch im Industrieabwasser, Deponiesickerwasser, Oberflächen-<br />
wasser und im Grundwasser gefunden. Im Roh- und Grundwasser zur Trinkwassergewin-<br />
nung sind PCDD/F nur vereinzelt in geringen Konzentrationen nachzuweisen. In Sedimenten<br />
und Klärschlämmen können hohe Kontaminationen an PCDD/F auftreten. Wegen der großen<br />
Einzugsbereiche der Gewässersysteme können Belastungen der Sedimente auch in erhebli-<br />
chen Entfernungen von den verursachenden Einleitern festgestellt werden.<br />
Dioxine&Furane reichern sich in Lebewesen vor allem in Fettgewebe an und bauen sich nur<br />
langsam ab. Die Aufnahme von Dioxinen&Furanen durch Pflanzen aus dem Boden ist ge-<br />
ring. Als lipophile Substanzen neigen PCDD/F zur Bioakkumulation. Das Kongenerenmuster<br />
der PCDD/F in Lebensmitteln zeigt vorwiegend 2,3,7,8-substituierte Verbindungen auf. Fisch<br />
und Fischprodukte können hoch mit Dioxinen und Furanen (bis zu 50 ng TEQ/kg bezogen<br />
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Seite 190 von 238<br />
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auf den Fettgehalt) kontaminiert sein. Die Halbwertzeit des toxischsten Dioxins (2,3,7,8<br />
TCDD) beträgt im Körperfett des Menschen etwa 7 Jahre, das sich am langsamsten ab-<br />
bauende 2,3,4,7,8 Pentachlordibenzofuran ist erst nach fast 20 Jahren zur Hälfte eliminiert.<br />
Die folgende Tabelle zeigt die durchschnittliche Dioxinkonzentration von Nahrungsmitteln<br />
(2000-2003) in Deutschland.<br />
Tabelle 4.3.1-5: Durchschnittliche Dioxinkonzentrationen in Nahrungsmitteln (2000-2003) in<br />
Deutschland (Mathar, Bundesinstitut für Risikobewertung, 2003)<br />
Fleisch<br />
Schwein<br />
Rind<br />
Geflügel<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Bezug der<br />
Konzentration<br />
Fett<br />
Fett<br />
Fett<br />
Dioxine&<br />
Furane<br />
WHO-TEQ-Konzentrationen<br />
Seite 191 von 238<br />
Dioxinähnliche<br />
PCB<br />
pg/g Lebensmittel (Fett/Frischgewicht)<br />
0,20<br />
0,60<br />
0,60<br />
Summe EU-Höchstgehalte<br />
Dioxine&Furane<br />
Milch Fett 0,50 1,20 1,70 3<br />
Eier Fett 0,90 1,20 2,10 3<br />
Pflanzl. Fette Fett 0,20 0,20 0,40 0,75<br />
Fisch Frischgewicht 0,30 0,90 1,20 4<br />
Obst/Gemüse Frischgewicht 0,01 0,01 0,02 keiner<br />
Dioxin&Furan-Toxizitätsäquivalente<br />
Wegen ihrer Persistenz, ihrer Anreicherung in der Nahrungskette, ihres ubiquitären Vor-<br />
kommens und der ausgeprägten Toxizität einiger Kongenere dieser beiden Stoffgruppen<br />
0,10<br />
1,50<br />
0,60<br />
0,30<br />
2,10<br />
1,20<br />
können sie eine gesundheitliche Gefährdung für den Menschen darstellen.<br />
Für die meisten der toxikologisch relevanten PCDD- und PCDF-Kongenere sind keine aus-<br />
reichenden Daten für eine quantitative Abschätzung des Risikos einer Exposition verfügbar.<br />
2,3,7,8-Tetrachlor-Dibenzo-p-dioxin (TCDD = „Sevesodioxin") ist die biologisch wirksamste<br />
Verbindung aus der Gruppe der PCDD, sie kommt nicht isoliert vor, sondern ist zusammen<br />
mit PCDD/PCDF-Gemischen in unterschiedlichster Zusammensetzung nachweisbar.<br />
Man geht davon aus, dass die verschiedenen Dioxine&Furane die gleichen toxischen Wir-<br />
kungsmechanismen haben und sich nur in der Stärke ihrer Wirkung unterscheiden. Diese<br />
unterschiedliche Wirkungsstärke wird mit einem Faktor, dem Toxizitätsäquivalenzfaktor<br />
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1<br />
3<br />
2
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(TEF) berücksichtigt. Dabei bewertet man die relative Toxizität der einzelnen Verbindungen<br />
im Vergleich zu dem hochtoxischen 2,3,7,8 TCDD. Dieses hat den Faktor 1. Die toxische<br />
Wirkung wird dann über die Gehalte der Einzelverbindungen und dem zugehörigen Faktor<br />
als sogenanntes Toxizitätsäquivalent (TEQ) errechnet und addiert. Der TEQ-Wert entspricht<br />
dann der toxischen Wirkung einer vergleichbaren Menge des 2,3,7,8 TCDD.<br />
Die Toxizitätsäquivalenzfaktoren (TEF) werden anhand unterschiedlicher Studien ermittelt<br />
und bei neueren Erkenntnissen aktualisiert. Daher gibt es verschiedene Listen dieser Fakto-<br />
ren, was beim Vergleich von Daten berücksichtigt werden muss. Am häufigsten wird noch<br />
bei rechtlichen Regelungen im Umweltbereich die I-TEF-Liste von 1988 zur Ermittlung eines<br />
I-TEQ verwendet (I-TEF auch TEF nach NATO/CCMS). Eine Fortentwicklung dieser Liste<br />
stellen die von der WHO 1998 aufgestellten TEF-Werte dar. Hier werden auch die 12 copla-<br />
naren polychlorierten Biphenyle (PCB) in den TEQ-Wert mit einbezogen, da sie durch ihre<br />
dioxinähnliche chemische Struktur auch eine dioxinähnliche toxische Wirkung zeigen und<br />
damit zur Gesamtbelastung durch Dioxine und dioxinähnliche Verbindungen beitragen.<br />
Nach Untersuchungen von Johnke et al. (2001) tragen aufgrund des sehr niedrigen PCDD/F-<br />
Emissionsniveaus aus Abfallverbrennungsanlagen die zusätzlichen 12 WHO-PCBs und die<br />
Anwendung der WHO-TEFs zu keiner relevanten Erhöhung bei der <strong>Bewertung</strong>/Berechnung<br />
der tatsächlichen Emissionswerte bei und führen damit auch zu keiner Überschreitung des<br />
Dioxin(I-TEQ)-Grenzwertes der 17. BImSchV.<br />
Die TEQ sind nicht geeignet, das potentielle Krebsrisiko einer Exposition gegenüber PCDD<br />
und PCDF abzuschätzen. Aussagen über eine mögliche Gefährdung der Bevölkerung hin-<br />
sichtlich anderer Wirkungen lassen sich nur mit erheblichen Vorbehalten treffen, insbesonde-<br />
re bei Langzeitexposition gegenüber sehr niedrigen Konzentrationen.<br />
In der Tabelle 4.3.1-6 sind die für Dioxine&Furane heute meist angewendeten Toxizitäts-<br />
äquivalenzfaktoren aufgelistet (UBA 2005).<br />
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Tabelle 4.3.1-6: Internationale toxische Äquivalenzfaktoren nach NATO-CCMS1) (I-TEF,<br />
1988) und der Weltgesundheitsorganisation2) (WHO-TEF, 1998) [UBA 2005]<br />
Polychlorierte<br />
Dibenzodioxine<br />
(PCDD)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
I-TEF WHO-TEF Polychlorierte<br />
Dibenzofurane<br />
(PCDF)<br />
Seite 193 von 238<br />
I-TEF WHO-TEF<br />
2,3,7,8-TCDD 1 1 2,3,7,8-TCDF 0,1 0,1<br />
1,2,3,7,8-<br />
PeCDD<br />
1,2,3,4,7,8-<br />
HxCDD<br />
1,2,3,6,7,8<br />
HxCDD<br />
1,2,3,7,8,9,-<br />
HxCDD<br />
1,2,3,4,6,7,8-<br />
HpCDD<br />
0,5 1 1,2,3,7,8-<br />
PeCDF<br />
0,05 0,05<br />
0,1 0,1 2,3,4,7,8-PCDF 0,5 0,5<br />
0,1 0,1 1,2,3,4,7,8<br />
HxCDF<br />
0,1 0,1 1,2,3,6,7,8<br />
HxCDDF<br />
0,01 0,01 1,2,3,7,8,9,-<br />
HxCDF<br />
OCDD 0,001 0,0001 2,3,4,6,7,8-<br />
HxCDF<br />
1,2,3,4,6,7,8-<br />
HpCDF<br />
1,2,3,4,7,8,9-<br />
HpCDF<br />
0,5 0,5<br />
0,1 0,1<br />
0,1 0,1<br />
0,1 0,1<br />
0,01 0,01<br />
0,01 0,01<br />
OCDF 0,001 0,0001<br />
Unterschiedliche Faktoren von WHO und NATO-CCMS sind in der Tabelle grau hinterlegt.<br />
Quellen: 1) North Atlantic Treaty Organization, Committee on Challenges of modern Society<br />
(NATO/CCMS) International toxicity equivalency factor (TEF) method of risk assessment for completely<br />
mixtures of dioxins and related compounds. Pilot study on international information exchange on<br />
dioxins and related compounds, Report no. 176, 1988; 2) Van den Berg et al.: Toxic Equivalency<br />
Factors (TEFs) for PCBs, PCDDs, PCDFs for Humans and Wildlife. Environmental Health Perspectives<br />
Vol 106, No 12, 1998<br />
Zufuhr zum Menschen<br />
Die PCDD und PCDF in der Umwelt sind fast ausschließlich an Feinstaub gebunden und<br />
können so inhalativ aufgenommen werden. An der Gesamtaufnahme ist die inhalative Zufuhr<br />
normalerweise mit weniger als 5 % beteiligt.<br />
Der überwiegende Anteil der täglichen Zufuhr an PCDD und PCDF bei der Allgemeinbevöl-<br />
kerung stammt aus Nahrungsmitteln tierischer Herkunft. Die durchschnittliche tägliche Auf-<br />
nahme eines Erwachsenen wurde vom BGA-UBA (1993) auf ca. 2 pg I-TEQ/kg KG (Körper-<br />
gewicht) geschätzt. Seit den 90iger Jahren ist die orale Aufnahme von Dioxinen stark gesun-<br />
ken, sie liegt heutzutage bei weniger als 1 pg I-TEQ/kg KG (SCOOP Report 2000).<br />
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Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass ein erwachsener Mensch in Deutschland<br />
durchschnittlich etwa 0,7 pg WHO-TEQ pro kg Körpergewicht aufnimmt (berechnet aus den<br />
Daten von 2000 bis 2003). Einschließlich der dioxinähnlichen polychlorierten Biphenyle<br />
(PCB) mit 1,3 pg WHO-TEQ-pro kg KG und Tag kommt es zu einer täglichen Aufnahme von<br />
durchschnittlich 2 pg/WHO-TEQ pro kg Körpergewicht (UBA 2005).<br />
Die Dioxinaufnahme vor und nach der Geburt ist - je nach der mütterlichen Belastung - sehr<br />
hoch. Studien zeigen, dass über die Plazenta eine Belastung des Kindes mit Dioxin entsteht,<br />
die etwa der Hälfte der mütterlichen Fettkonzentration entspricht. Über die Muttermilch wer-<br />
den ebenfalls Schadstoffe an den Säugling weitergegeben. So lag z.B. 1998 die Dioxinauf-<br />
nahme bei einem Säugling, der in den ersten 4 Monaten gestillt wird, bei täglich durchschnitt-<br />
lich 57 pg I-TEQ pro kg Körpergewicht. Noch im Alter von 11 Jahren hatten bei Untersu-<br />
chungen in Baden Württemberg gestillte Kinder etwa 20 % mehr Dioxin im Blut als nicht ge-<br />
stillte Kinder (BMU 2002).<br />
Das Essverhalten von Kleinkindern unterscheidet sich von dem der Erwachsenen. Kinder<br />
essen mehr im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht als Erwachsene und nehmen mehr Milch-<br />
produkte zu sich, die über die tierischen Fette mit organischen Schadstoffen belastet sind.<br />
Studien zeigen, dass Kleinkinder zwei- bis dreimal mehr Dioxine&Furane mit der Nahrung<br />
aufnehmen als Erwachsene. Bei Berücksichtigung der unterschiedlichen Verzehrgewohnhei-<br />
ten lässt sich für vier- bis neunjährige Kinder eine durchschnittliche Aufnahme von 2 - 3 pg I-<br />
TEQ/kg KG ableiten. Für einjährige Kinder ist im Durchschnitt mit einer täglichen Aufnahme<br />
von ca. 4 pg I-TEQ/kg KG zu rechnen. Die tägliche Zufuhr über die Muttermilch wird für ei-<br />
nen im Verlauf der Stillperiode (6 Monate) durchschnittlich 10 kg schweren Säugling (800 ml<br />
Milch, 3% Fettgehalt) auf 24 bis 70 pg TEQ/kg KG (SCOOP Report 2000) geschätzt. Trotz<br />
dieser relativ hohen Aufnahme empfehlen BGA-UBA im Einklang mit der WHO weiterhin, 4-6<br />
Monate voll zu stillen.<br />
Die gastrointestinale Absorption von Dioxinen&Furanen aus Lebensmitteln wird mit 100 %<br />
angenommen, die Aufnahme über das Trinkwasser ist gering.<br />
Wirkungen<br />
2,3,7,8-TCDD wird schnell im Organismus verteilt und schädigt systemisch verschiedene<br />
Organe. Es beeinflusst den Lipidstoffwechsel, den Vitamin A-Haushalt sowie die Schilddrü-<br />
senfunktion. Einige oder mehrere dieser Störungen verlaufen über die Bindung an den Ah-<br />
Rezeptor und die daraus resultierende Induktion verschiedener Enzymsysteme (Cicryt<br />
1995).<br />
Als Metaboliten werden verschiedene Glucuronid- und Sulfatkonjugate nachgewiesen. Der<br />
Metabolismus erfolgt über P450-abhängige Enzyme. Der Anteil an nicht-metabolisiertem<br />
2,3,7,8-TCDD ist hoch. Die Placentaschranke wird überwunden. Dioxine&Furane akkumulie-<br />
ren im Fettgewebe und werden bei stillenden Müttern über die Muttermilch mobilisiert.<br />
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Die PCDD/PCDF werden hauptsächlich über die Faeces und Galle eliminiert. Bei Säugetie-<br />
ren ist die Laktation ein weiterer effektiver Weg der Dioxinelimination Nach Tierversuchen<br />
und nach Erfahrungen beim Menschen nimmt die Ausscheidung mit zunehmendem Chlorie-<br />
rungsgrad ab. Der Ausscheidungsmechanismus beim Menschen ist nicht bekannt. Die<br />
Halbwertszeit von PCDD/PCDF beträgt beim Menschen 5 - 10 Jahre, bei der Ratte nur we-<br />
nige Wochen (Schulz 2005, Koss et al. 2004).<br />
Die akute bzw. subchronische Intoxikation durch TCDD-haltige Gemische von PCDD ist an<br />
einer Vielzahl von Organmanifestationen zu erkennen. Die Haut und die Leber sind durch<br />
Störung des Porphyrin- und Fettstoffwechsels und durch Induktion mischfunktioneller Oxida-<br />
sen besonders betroffen. Weiterhin können das periphere und zentrale Nervensystem sowie<br />
das Immunsystem geschädigt werden. Bei direktem Kontakt können Läsionen der Haut auf-<br />
treten. Im Vergleich zu den Polychlorierten Biphenylen (PCB) weist TCDD eine starke akute<br />
Toxizität auf. Nach akuter Exposition treten zunächst Reizerscheinungen an den Augen und<br />
im Bereich des äußeren Atemtraktes auf, die von Schwindelgefühl, Übelkeit und Erbrechen<br />
begleitet sein können. Im weiteren Verlauf kommt es zur Rötung und zum Anschwellen der<br />
betroffenen Hautpartien. Es entwickeln sich die typischen Hautläsionen, die als „Chlorakne"<br />
bezeichnet werden (Eikmann et al. 1996).<br />
Im Folgenden sind die Wirkungen auf den Menschen nach Exposition von Dioxin&Furan-<br />
haltigen Gemischen aufgeführt:<br />
• Neurotoxische Wirkungen<br />
• Hepatotoxische Wirkungen<br />
• Immuntoxische Wirkungen<br />
• Läsionen der Haut<br />
• Schwindel<br />
• Augenreizungen<br />
• Reizungen des oberen Atemtraktes<br />
• Übelkeit/Erbrechen.<br />
Diese Effekte sind unter Umweltbedingungen jedoch von geringer Bedeutung (LUA NRW<br />
2006).<br />
Bei Personen, die in Vietnam 2,3,7,8-TCDD-haltigen Herbiziden oder in Seveso 2,3,7,8-<br />
TCDD exponiert waren, wurde keine Häufung chromosomaler Schäden festgestellt. Aus um-<br />
fangreichen epidemiologischen Studien in den USA, in Schweden, Kanada und Neuseeland<br />
lassen sich bei Anwendern TCDD- bzw. PCDD-verunreinigter Herbizide keine begründeten<br />
Hinweise auf cancerogene Wirkungen ableiten. Dagegen wurde bei exponierten Arbeitern<br />
über eine erhöhte Inzidenz von Magencarcinomen berichtet. Neuere Untersuchungen an<br />
diesem Kollektiv ergaben eine geringe Erhöhung der standardisierten Mortalitätsrate, aber<br />
keinen statistisch signifikanten Anstieg der Tumorinzidenz insgesamt. Fall-Kontroll-Studien<br />
bei Arbeitern, die über Jahre mit 2,3,7,8-TCDD-haltigen Herbiziden umgingen, weisen auf ein<br />
gehäuftes Auftreten seltener Weichteilsarkome hin. Die cancerogene Wirkung von 2,3,7,8-<br />
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TCDD wird wegen der anscheinend fehlenden mutagenen Wirkung und aufgrund der Befun-<br />
de im Mehrstufen-Test an der Mäusehaut mit einer tumorpromovierenden Wirkung erklärt,<br />
deren Wirkungsmechanismus bisher nicht bekannt ist. Nach den verfügbaren Daten zur<br />
Cancerogenität wird wegen der fehlenden Genotoxizität von einer ausgeprägten „promovie-<br />
renden" Wirkung ausgegangen. Daher ist eine Wirkungsschwelle anzunehmen. Bei 2,3,7,8-<br />
TCDD handelt es sich also nicht um einen Tumor-„Initiator" (Schneider & Kalberlah 1999,<br />
Koss et al. 2004).<br />
In der folgenden Tabelle sind die toxikologischen Eigenschaften der Dioxine zusammenge-<br />
fasst.<br />
Tabelle 4.3.1-7: Toxikologische Eigenschaften der Dioxine (nach Koss et al. 2004, Schulz<br />
2005)<br />
Reproduktionstoxizität<br />
• Tierexperimentell nachgewiesen, v.a. fetotoxische Eigenschaften bei Labortieren<br />
• Erniedrigung der weiblichen Fertilität und der Wurfgröße<br />
Cancerogenität<br />
• In Experimenten mit Ratten, Mäusen, Hamstern und Fischen erwiesen<br />
• Potenter Tumorpromotor, sehr schwacher Tumorinitiator<br />
• Für den Menschen sehr kontrovers diskutiert, durch International Agency für Research<br />
on Cancer (Krebsforschungsagentur der WHO) Einstufung des 2,3,7,8-TCDD als humancancerogen<br />
Immuntoxizität<br />
• Im Tierexperiment: erhöhte Anfälligkeit gegenüber infektiösen und neoplastischen Erkrankungen,<br />
beim Menschen unklar<br />
Neurotoxizität<br />
• Signifikante TCDD-Expositionen: u.U. psychische Symptome<br />
Richtwerte für die Zufuhr<br />
Von nationalen und internationalen Behörden wurden wegen fehlender Hinweise auf eine<br />
genotoxische Wirkung und unter der Annahme einer Schwellenkonzentration für den promo-<br />
vierenden Effekt TDI- Werte (TDI = Tolerable Daily-Intake) abgeleitet. Alle Ableitungen beru-<br />
hen auf dem NOAEL (No Observed Adverse Effect Level) von 1 ng 2,3,7,8-TCDD/kg KG und<br />
Tag.<br />
Die tolerierbare tägliche Aufnahme (TDI) gibt an, wie hoch die tägliche Aufnahme lebenslang<br />
sein kann, ohne dass es vermutlich zu schädlichen Auswirkungen kommt. Die WHO hat als<br />
tägliche tolerierbare Aufnahme eine Spanne von 1 bis 4 pg WHO-TEQ pro Kilogramm Kör-<br />
pergewicht ermittelt, betont aber, dass aus Vorsorgegründen ein Wert unter 1 pg WHO-TEQ<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
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pro Kilogramm Körpergewicht und Tag angestrebt werden soll. Dies entspricht auch der<br />
deutschen Position. Das Scientific Committee on Food (SCF) hat für die Aufnahme von Dio-<br />
xin und dioxinähnlichen PCB innerhalb weniger Monate seinen ursprünglich im November<br />
2000 abgeleiteten Wert von 7 pg WHO-TEQ pro Kilogramm Körpergewicht in der Woche im<br />
Mai 2001 auf 14 pg WHO-TEQ pro Kilogramm Körpergewicht in der Woche korrigiert, was<br />
einer täglichen tolerierbaren Aufnahme von 2 pg entspricht (UBA 2005).<br />
Wenn man vorsorglich das Fehlen einer Wirkungsschwelle annimmt, lässt sich aus Tierver-<br />
suchen mit oraler Applikation von 2,3,7,8-TCDD ein unit risk von 1,4 für die inhalative Belas-<br />
tung rechnerisch abschätzen. Dieses fiktive unit risk dient lediglich zur Abschätzung des<br />
möglichen Krebsrisikos durch die in der Außenluft vorhandenen, um den Faktor 10 7 bis 10 6<br />
niedrigeren 2,3,7,8-TCDD-Konzentrationen. Kombinationseffekte mit anderen PCDD wurden<br />
dabei nicht einbezogen.<br />
Die Annahme der EPA (Environmental Protection Agency), dass bei den durch Dioxi-<br />
ne&Furane verursachten Gesundheitsschäden wie Krebserkrankungen von einer linearen<br />
Dosis-Wirkungs-Beziehung auszugehen ist, steht zur Zeit zur Diskussion. Auf der Basis die-<br />
ser Annahme gäbe es keinen Schwellenwert, unterhalb dessen diese Substanzen für den<br />
Menschen ungefährlich sind. Diese These wird inzwischen von der NAS (National Academy<br />
of Sciences) als nicht wissenschaftlich angezweifelt (NAS Report 11.07.2006).<br />
Der LAI hat in seinem Bericht „<strong>Bewertung</strong> von Schadstoffen, für die keine Immissionswerte<br />
festgelegt sind“ seine immissionsbezogene Dioxinbewertung an die Neubewertung der WHO<br />
angepasst. Daraus ergibt sich ein Beurteilungswert für die Summe der Dioxine, Furane und<br />
coplanaren PCB von 150 fg WHO-TEQ/m³. Dieser Wert trägt auch dem cancerogenen Po-<br />
tenzial einzelner Kongenere Rechnung. Nach Angaben des LAI erübrigt sich die getrennte<br />
<strong>Bewertung</strong> von 2,3,7,8-TCDD (LAI 2004).<br />
Grenz- und Orientierungswerte<br />
In der MAK-Wert-Liste ist 2,3,7,8-TCDD in die (Krebs)-Kategorie 4 eingestuft, als ein Stoff<br />
mit krebserzeugender Wirkung, bei denen genotoxische Effekte keine oder nur eine unter-<br />
geordnete Rolle spielen. Bei Einhaltung des MAK- und BAT-Wertes ist kein nennenswerter<br />
Beitrag zum Krebsrisiko für den Menschen zu erwarten. Seit 2002 ist ein MAK-Wert festge-<br />
legt (DFG 2008).<br />
In der folgenden Tabelle sind die Grenz- und Orientierungswerte für 2,3,7,8-TCDD und für<br />
Dioxine und Furane dargestellt.<br />
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Tabelle 4.3.1-8: Grenz- und Orientierungswerte sowie Hintergrundwerte für Dioxine/Furane<br />
Emissionsgrenzwert *<br />
17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
DFG (2008) MAK-Wert<br />
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Grenz-/Orientierungswerte<br />
Seite 198 von 238<br />
Bemerkungen<br />
0,1 ng Dioxine/Furane/m³<br />
0,1 ng Dioxine/Furane/m³<br />
1 x 10 -8 mg/m³ E (2,3,7,8-TCDD) Krebskategorie 4<br />
Schwangerschaftsgruppe C<br />
H Gefahr der Haupresorption<br />
TA Luft (2002) - -<br />
VDI MIK-Wert - -<br />
WHO 1 0,1 pg TEQ/m³ städtische Gebiete<br />
LAI (2004)<br />
150 fg WHO-TEQ/m³<br />
4 pg WHO-TEQ /(m²xd)<br />
Zielwerte für die langfristige Luftreinhalteplanung<br />
TRD-Werte 2 - nicht abgeleitet<br />
KÜHLING-PETERS, Vorsorge- 1,5 fg/m³ (Jahresmittel) Beurteilungsniveau für das canwertcerogene<br />
Risiko 10<br />
2 fg I-TE/m³ (Jahresmittel)<br />
-6<br />
Hintergrundwerte (LAI 2004)<br />
Zielniveau zur Begrenzung der<br />
Aufnahme durch Säuglinge<br />
PCDD/F<br />
70 fg WHO-TEQ/m³<br />
TCDD/PCDD<br />
4 fg/m³<br />
unit risk (LAI 1992)<br />
1,4 bei 1 µg/m³ (TCCD/PCDD)<br />
(LAI 2004)<br />
-<br />
(US-EPA)<br />
3,3 x 10 -5 (pg/m³)<br />
* Die Verbrennungsanlagen/Feuerungsanlagen sind so zu errichten und zu betreiben, dass kein Mittel-<br />
wert, der über die jeweilige Probenahmezeit gebildet ist, den Emissionswert für die Dioxine und Furane -<br />
angegeben als Summenwert – überschreitet.<br />
1 Luftqualitätsleitwert (WHO 1995)<br />
2 Schneider & Kalberlah 1999<br />
Gefährdungsabschätzung für Dioxine und Furane (PCDD/PCDF) in der PM10-Fraktion<br />
und im Staubniederschlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Die Dioxin/Furan-Immissionsvorbelastung wurde an den Messpunkten MP 1, MP 2 und MP 6<br />
vom TÜV Süd gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die drei<br />
Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen werden für das für das Vorhaben (1.100 MW Steinkohle-<br />
block) sowie für die Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante die vom TÜV Süd gemes-<br />
sene Dioxin/Furan-Vorbelastung sowie die von Argumet berechnete Zusatzbelastung an MP<br />
max dargestellt. Es werden die Zusatz- und die Gesamtbelastungen an den verschiedenen<br />
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Messpunkten aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung und das Ver-<br />
hältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
Tabelle 4.3.1-9: Vorhaben, Dioxine/Furane (einschließlich dioxinähnliche Verbindungen) in<br />
der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in fg/m³, Verhältnis von Zusatz- und<br />
Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und Beurteilungswert in % an den verschiedenen<br />
Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 199 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %. LAI-Wert:<br />
150 fg I-TEQ/m³<br />
MP 1 29 0,72 29,72 2,489 0,480<br />
MP 2 24 0,72 24,72 3,000 0,480<br />
MP 6 31 0,72 31,72 2,323 0,480<br />
Tabelle 4.3.1-10: Alternative GuD-Anlage, Dioxine/Furane (einschließlich dioxinähnliche<br />
Verbindungen) in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in fg/m³, Verhältnis<br />
von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und Beurteilungswert in<br />
% an den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %. LAI-Wert:<br />
150 fg I-TEQ/m³<br />
MP 1 29 0,29 29,29 1,000 0,193<br />
MP 2 24 0,29 24,29 1,208 0,193<br />
MP 6 31 0,29 31,29 0,935 0,193<br />
Tabelle 4.3.1-11: Nullvariante, Dioxine/Furane (einschließlich dioxinähnliche Verbindungen)<br />
in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in fg/m³, Verhältnis von Zusatz-<br />
und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und Beurteilungswert in % an<br />
den verschiedenen Messpunkten<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung <br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %. LAI-Wert:<br />
150 fg I-TEQ/m³<br />
MP 1 29 0,93 29,93 3,207 0,620<br />
MP 2 24 0,93 24,93 3,875 0,620<br />
MP 6 31 0,93 31,93 3,000 0,620<br />
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<strong>Bewertung</strong><br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 4.2.1-12: Vergleich der drei Alternativen: Dioxine/Furane in der PM10-Fraktion<br />
(fg/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Max. Vorbelastung <br />
Zusatzbelastung<br />
Seite 200 von 238<br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 31 0,72 31,72 0,480<br />
GuD-Anlage 31 0,29 31,29 0,193<br />
Nullvariante 31 0,93 31,93 0,620<br />
Im Jahr 2004 wurde vom LAI ein Beurteilungswert für die Summe der Dioxine, Furane und<br />
coplanare PCB von 150 fg WHO-TEQ/m³ festgelegt. Die maximale Gesamtbelastung von<br />
31,93 fg TEQ/m³ beträgt 21,3 % dieses Wertes, die Zusatzbelastung von 0,93 fg TEQ/m³ füllt<br />
diesen Beurteilungswert zu 0,62 % aus und liegt damit deutlich unterhalb der Irrelevanz-<br />
schwelle (irrelevante Zusatzbelastung = 3 % des Beurteilungswertes des LAI, entsprechend<br />
4,5 fg I-TEQ/m³).<br />
Der TDI-Wert (Tolerable-Daily-Intake) der WHO-Europa (1998) beträgt 1 – 4 pg I-TEQ/kg KG<br />
x d. Die aktuelle durchschnittliche tägliche Aufnahme bzw. Belastung in der Allgemeinbevöl-<br />
kerung beträgt heute – wie oben ausgeführt – 2 pg/kg KG für Erwachsene. Bei Berücksichti-<br />
gung der unterschiedlichen Verzehrgewohnheiten lässt sich für die vier- bis neunjährigen<br />
Kinder eine durchschnittliche Aufnahme von 2 - 3 pg I-TEQ/(kg KG x d) ableiten. Für einjäh-<br />
rige Kinder ist im Durchschnitt mit einer täglichen Aufnahme von ca. 4 pg I-TEQ/kg KG x d zu<br />
rechnen.<br />
Auf der Basis des TDI-Wertes von 1 pg I-TEQ/kg KG und Tag errechnet sich für Kinder als<br />
sensibelste Gruppe (3 Jahre, 15 kg KG) eine duldbare tägliche Aufnahme von 15 pg I-TEQ.<br />
Legt man 5% für die inhalative tägliche Aufnahme zugrunde, so ergibt sich bei einem Atem-<br />
volumen von 10 m³/Tag und 50%iger Deposition sowie 100% Absorption eine tolerable Kon-<br />
zentration von 150 fg WHO-TEQ/m³ Luft (Vorsorgewert).<br />
Die aus der Gesamtbelastung von 31,93 fg TEQ/m³ errechnete tägliche inhalative Aufnahme<br />
für Erwachsene beträgt 4,5 fg TEQ/kg KG, für Kinder (15 kg) 10,5 fg TEQ/kg KG bei einer<br />
angenommenen 50 %igen Deposition und 100 %igen Absorption. Diese inhalative Aufnahme<br />
ist im Vergleich zu der geschätzten oralen Zufuhr sehr gering und beträgt 0,4 % des ange-<br />
strebten TDI-Wertes von 1 pg/TEQ/(kg KG x d) für die Gesamtzufuhr für Erwachsene und<br />
0,9 % für Kinder (s. Tabelle 4.3.1-10).<br />
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Tabelle 4.3.1-13: Maximale inhalative Dioxin&Furan-Aufnahme (inklusive coplanare PCB) im<br />
Bereich des Kraftwerks (Nullvariante)<br />
Belastung<br />
31,93 fg<br />
I-TEQ/m³<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Erw. (70 kg)<br />
Inhalative Aufnahme<br />
4,5 fg I-TEQ/kg<br />
KG x d<br />
Anteil am TDI<br />
in %<br />
Seite 201 von 238<br />
Kinder (15 kg)<br />
Inhalative Aufnahme<br />
0,47 10,5 fg I-TEQ/kg<br />
KG x d<br />
Anteil am TDI in %<br />
Durch die Errichtung des geplanten Kraftwerkblocks kommt es somit zu keiner messbaren<br />
Erhöhung der Körperdosis.<br />
Der LAI hat in seinem Bericht aus dem Jahr 2004 („<strong>Bewertung</strong> von Schadstoffen, für die kei-<br />
ne Immissionswerte festgelegt sind“) keine unit risk-Werte für PCDD/F bzw. 2,3,7,8-TCDD<br />
angegeben. Bei Anwendung des Im Jahr 1992 vom LAI festgesetzten unit risk von 1,4 pro<br />
1 µg 2,3,7,8-TCDD/m³ - wenn man als worst case die Dioxin&Furan-Belastungen mit dem<br />
Gehalt an 2,3,7,8-TCDD gleichsetzt – ergeben sich folgende Krebsrisiken:<br />
Tabelle 4.3.1-14: Errechnetes Krebsrisiko der Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
Belastung<br />
Max. Gesamtbelastung<br />
(Nullvariante)<br />
31,93 fg 2,3,7,8-TCDD/m³<br />
Max. Zusatzbelastung (Nullvariante)<br />
0,93 fg 2,3,7,8-TCDD/m³<br />
Errechnetes<br />
Krebsrisiko<br />
Bemerkung<br />
1,05<br />
4,5 x 10 -8 4-5 Krebsfälle auf 100 Millionen Menschen<br />
1,3 x10 -9 1-2 zusätzliche Krebsfälle auf 1 Milliarde<br />
Menschen<br />
Aus dieser Tabelle geht hervor, dass das durch die Zusatzbelastung und auch durch die Ge-<br />
samtbelastung entstehende (geschätzte) gesundheitliche Krebsrisiko für die Bevölkerung so<br />
gering ist, dass es als praktisch nicht mehr nachweisbar (virtually safe dose) einzustufen ist.<br />
Die Gesamt-Immissionsbelastung im Einzugsbereich des Kraftwerks durch PCDD/F<br />
liegt sowohl bezogen auf die sonst üblicherweise anzutreffenden Immissionskonzen-<br />
trationen als auch im Hinblick auf die vorliegenden Toxizitätsdaten in einem Konzen-<br />
trationsbereich, der eine über das üblicherweise vorhandene (Krebs)-Risiko hinaus-<br />
gehende Gefährdung der Bevölkerung mit großer Sicherheit ausschließt. Das zusätzli-<br />
che Krebsrisiko mit 1 bis 2 Krebsfällen auf 1 Milliarde Menschen ist als sehr niedrig<br />
einzustufen.<br />
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Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung an Dio-<br />
xinen&Furanen (inklusive coplanare PCB) in der PM10-Fraktion für die anwohnende<br />
Bevölkerung im Beurteilungsgebiet als üblicherweise vorkommend und als unerheb-<br />
lich, die Zusatzbelastung in der PM10-Fraktion durch das geplante Vorhaben sowie<br />
durch die beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante ist als praktisch nicht<br />
nachweisbar und damit als vernachlässigbar einzustufen.<br />
Die Dioxin/Furan-Deposition wurde an den drei Messpunkten MP 1, MP 2 und MP 6 vom<br />
TÜV Süd im Sommerhalbjahr gemessen. Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet<br />
für die drei Alternativen nicht berechnet, daher kann hier keine Aussage über die zusätzliche<br />
Dioxin/Furan-Belastung im Staubniederschlag getroffen werden. Die Vorbelastung an den<br />
drei Messstellen liegt mit maximal 2,3 pg/(m²xd) (MP 1) geringfügig niedriger als die vom<br />
UBA genannten Konzentrationen (siehe Dioxin Datenbank des Bundes und der Länder, UBA<br />
2008). Diese Konzentration liegt bei 57,5 % des LAI-Beurteilungswertes von 4 pg WHO-<br />
TEQ/(m²xd).<br />
4.3.2 Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK und BaP)<br />
Stoffbeschreibung und Vorkommen<br />
Die Polycyclischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (Polycyclic Aromatic Hydrocarbons,<br />
PAK) kommen ubiquitär in der Umwelt vor. Umweltrelevante PAK bestehen aus zwei bis sie-<br />
ben Ringverbindungen. Sie werden pyrolytisch bei allen unvollständigen Verbrennungsvor-<br />
gängen bzw. bei Verschwelung von organischem Material gebildet. Über die Emissionen der<br />
Abgase von industriellen und gewerblichen Anlagen (wie z. B. Feuerungsanlagen, insbeson-<br />
dere Einzelfeuerungsanlagen mit Kohle), von KFZ-Verkehr, hier im Besonderen Abgase aus<br />
Dieselmotoren, aber auch von Kokereien, Asphalt- und Bitumenverarbeitung sowie beim<br />
Grillen, Räuchern und Braten von Nahrungsmitteln, über Staub und Ruß sowie über Reifen-<br />
und Teerabrieb von Straßen und über Tabakrauch können sie an die Umwelt abgegeben<br />
werden. Bei der Pyrolyse können über 100 verschiedene PAK entstehen, von denen in der<br />
Regel sechs bis 15 routinemäßig bei Überwachungsprozessen analysiert werden. Der weit-<br />
aus größte Anteil der PAK ist an Feinstaub und Ruß-Partikel gebunden.<br />
Die Mengenverhältnisse der zahlreichen PAK zu einander, die sogenannte PAK-Profile,<br />
hängen im Wesentlichen vom Ausmaß der Erhitzung ab. Bei der Pyrolyse unterschiedlicher<br />
organischer Materialien sind die bei einer bestimmten Temperatur entstehenden PAK-Profile<br />
einander sehr ähnlich. Daraus wird die Berechtigung abgeleitet, für die Abschätzung des<br />
krebserzeugenden (cancerogenen) Risikos durch PAK in der Außenluft von dem Idealfall<br />
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auszugehen, dass die PAK-Profile identisch sind und dass die BaP-Konzentration als reprä-<br />
sentativer Maßstab für die cancerogene Potenz der gesamten Gruppe verwendbar ist.<br />
Man bezieht sich daher bei der <strong>Bewertung</strong> von PAK-Konzentrationen in der Luft im Allge-<br />
meinen auf den Leitparameter Benzo(a)pyren (BaP). Dies begründet sich auch daraus, dass<br />
über diese Verbindung im Vergleich zu den übrigen PAK die meisten toxikologischen Daten<br />
vorliegen. PAK-Verbindungen mit vier bis sechs Ringen sind toxikologisch besonders rele-<br />
vant, da eine Reihe von ihnen cancerogene Effekte zeigen. BaP besteht aus fünf Ringen, es<br />
gilt als Leitsubstanz für eine cancerogene Umweltbelastung durch die PAK-Gruppe. Diben-<br />
zo[a,h]anthracen besitzt eine dem Benzo(a)pyren vergleichbare cancerogene Potenz, kommt<br />
aber in der Umwelt in deutlich geringeren Konzentrationen vor. Das cancerogene Potential<br />
der anderen PAK ist nach dem jetzigen Stand der Kenntnisse um das 10 bis 1000-fache ge-<br />
ringer (Hellmeier & Huhmann 2001).<br />
Die BaP-Konzentration (als Surrogat für PAK) ist nicht geeignet, die cancerogene Potenz<br />
von Zigarettenrauch oder Dieselmotoremissionen (DME) darzustellen. Hier liegen noch eine<br />
Reihe anderer cancerogener Substanzen vor, die noch eine weitaus größere Bedeutung<br />
bezüglich des cancerogenen Risikos haben als die PAK alleine (Pott & Heinrich, 1992).<br />
In der Tabelle 4.3.2-1 werden BaP-Immissionswerte aus unterschiedlich belasteten Arealen<br />
in Deutschland dargestellt. Die BaP-Konzentrationen sind dabei in ländlichen Gebieten im<br />
Allgemeinen wesentlich niedriger als in den Ballungsgebieten. Es ist auffallend, dass insbe-<br />
sondere im Nahbereich von Kokereien (LAI 1992) vergleichsweise sehr hohe Immissions-<br />
konzentrationen auftreten können.<br />
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Tabelle 4.3.2-1: BaP-Immissionskonzentrationen im Schwebstaub in verschiedenen Gebieten<br />
(ng/m³)<br />
NRW<br />
Ruhrgebiet 1992<br />
Ruhrgebiet 1994<br />
Rhein/Ruhrgebiet (2001)<br />
Eifel (Simmerath) 2002<br />
Rhein/Ruhrgebiet 2002 (PM10)<br />
Bottrop-Welheim 2003<br />
Baden-Württemberg<br />
Sachsen-Anhalt<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Jahresmittel Quelle<br />
2,30<br />
1,41<br />
0,38 – 11,04<br />
0,07<br />
0,1<br />
0,2 – 9,7<br />
2,6<br />
0,6 - 1,6<br />
3,4 - 6,9<br />
Seite 204 von 238<br />
LIS 1994<br />
LUA NRW 1996<br />
LUA NRW 2002<br />
LUA NRW 2002<br />
LUA NRW 2003<br />
LUA NRW 2003<br />
LUA NRW 2003<br />
UMEG 1995<br />
Hessen 0,04 – 0,54 HLUG 2007<br />
Bayern<br />
Nürnberg (1993 – 1994)<br />
0,7 – 1,5<br />
LGA 2003<br />
Ländlich 0,5 – 1 Kühling & Peters 1994<br />
Städtische u. Ballungsgebiete,<br />
ohne Berlin<br />
Berlin<br />
Industrie (Kokereien)<br />
KFZ- Bereich<br />
1 – 3<br />
3 – 6<br />
10 – 50 (BaP)<br />
3 – 6 (BaP)<br />
LAI 1992<br />
Hintergrundwert (allgemein) 2003 0,5 LAI „Wirkungsfragen“ 2003<br />
Hintergrund Ballungsräume<br />
NRW<br />
Bayern<br />
0,5<br />
0,3 – 0,5<br />
LAI 2004<br />
LAI 2004<br />
Die BaP-Konzentrationen in der Luft in Deutschland sind in den letzten Jahren durch ver-<br />
schiedenste emissionsmindernde Maßnahmen deutlich gesunken (s. Tab. 4.3.2-2 und Abb.<br />
4.3.2-1). Diese Reduktion der Immissionskonzentrationen ist in erster Linie auf die Umstel-<br />
lung von Zimmeröfen auf Zentralheizungen sowie von Kohle auf Öl oder Gas zurückzufüh-<br />
ren.<br />
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Tabelle 4.3.2-2: Trend der Gebietsmittelwerte der BaP-Immissionskonzentrationen im Ruhr-<br />
und Rhein-Ruhrgebiet von 1985 bis 1993 (LIS 1994), im Jahr 2001 (LUA NRW 2003) sowie<br />
in den Jahren 2003 bis 2005 (LUA NRW 2006) in ng/m³<br />
östl. Ruhrgebiet<br />
mittl. Ruhrgebiet<br />
westl. Ruhrgebiet<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
1985 1987 1989 1991 1992 1993 1994 1 2000 2001² 2002 2003 2004<br />
6,28<br />
5,07<br />
4,46<br />
3,46<br />
4,32<br />
3,65<br />
3,41<br />
3,51<br />
2,96<br />
2,14<br />
2,16<br />
1,89<br />
1,60<br />
1,98<br />
1,88<br />
1,41<br />
2,01<br />
1,57<br />
Seite 205 von 238<br />
0,95<br />
1,21<br />
1,05<br />
Ruhrgebiet 5,30 3,90 3,29 2,05 1,83 1,68 0,60<br />
Region Düsseldorf<br />
Region Köln-Bonn<br />
2,81<br />
2,46<br />
2,10<br />
2,02<br />
1,76<br />
1,76<br />
1,22<br />
1,29<br />
1,30<br />
1,24<br />
0,84<br />
0,93<br />
Rheinschiene 2,56 2,14 1,76 1,27 1,26 0,90<br />
0,60<br />
0,55<br />
Rhein-Ruhr-Gebiet³ 4,13 3,36 2,83 1,82 1,67 1,44 0,48<br />
Bielefeld-Ost 0,5 0,4 0,3<br />
1 LUA NRW, LIMES-Jahresbericht 1994, Essen 1996<br />
² LUA NRW 2003<br />
³ für das Rhein-Ruhr-Gebiet können für die Jahre 2001 und 2002 keine Vergleichsdaten angegeben wer-<br />
den, da das Messnetz aufgrund neuer Anforderungen der Europäischen Gemeinschaft verändert wurde<br />
(Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen 2004)<br />
In der folgenden Abbildung ist der Trend der Jahresmittelwerte von Benzo(a)pyren im Rhein-<br />
Ruhrgebiet, an Verkehrsstationen sowie an Waldstationen in den Jahren 1985 bis 2000 dar-<br />
gestellt.<br />
0,36<br />
0,31<br />
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Abbildung 4.3.2-1: Trend der Jahresmittelwerte von Benzo(a)pyren im Rhein-Ruhrgebiet, in<br />
Verkehrsstationen und als Vergleich in Waldstationen von 1985 bis 2000 in ng/m³ (LUA<br />
NRW, LUQS-Jahresbericht 2001, 2005)<br />
Aus dieser Abbildung ist ersichtlich, dass die BaP-Immissionskonzentrationen in den 80er<br />
und 90er Jahren deutlich zurückgegangen sind, dieser Trend hat sich in den Folgejahren<br />
noch fortgesetzt.<br />
Es gibt nur wenige Angaben über BaP-Konzentrationen in Innenräumen. Im Jahr 1982 wur-<br />
den in den USA 0,1 - 1,8 ng/m³ im Innenraum gemessen. In der Innenraumluft von Restau-<br />
rants wurden vor 1983 0,25 bis 10 ng/m³ nachgewiesen. Mit Tabakrauch belastete Räume<br />
enthielten vor 1983 22 ng/m³ (IARC 1983). Seifert gibt für denselben Zeitraum (1982) eine<br />
Innenraumkonzentration von 5 ng BaP/m³ in Innenräumen ohne Tabakrauch an. Für Innen-<br />
räume mit Tabakrauch wird von ihm ein Konzentrationsbereich zwischen 10 und 30 ng<br />
BaP/m³ benannt, bei korrespondierenden Außenluftwerten zwischen 1 bis 50 ng BaP/m³. In<br />
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der Innenraumluft in China wurden 1984 bei stark rauchender Kohle 9.000 bis 15.000 ng<br />
BaP/m³ gemessen (Rippen 1993).<br />
In der zweiten Hälfte der 90er Jahre wurden in Wohnungen von 1955/56 errichteten ehema-<br />
ligen US-Housings in Frankfurt/Main hohe Belastungen des Hausstaubes mit Polycyclischen<br />
Aromatischen Kohlenwasserstoffen und Benzo(a)pyren (bis zu 2.618 mg PAK/kg bzw. 179<br />
mg BaP/kg) festgestellt. Als Ursache dieser hohen Hausstaubbelastungen konnte der Par-<br />
kettkleber identifiziert werden, der einen Gehalt von 20.284 mg PAK/kg und 1.200 mg<br />
BaP/kg Material aufwies. Kleber und Hausstaub wiesen ein ähnliches Verteilungsmuster auf.<br />
Im atembaren Staub (Schwebstaub) wurden keine auffälligen PAK-Belastungen gefunden<br />
(Heudorf & Angerer 1998).<br />
Das Innen/Außenverhältnis der PAK liegt nach Angaben von Seifert (1982) bei 0,5 (ohne<br />
Tabakrauch innen) bzw. > 1 (mit Tabakrauch innen). Nach Ando et al. (1991) gibt es - unter<br />
Berücksichtigung der Partikelgröße - eine gute Abhängigkeit zwischen den Innenraum- und<br />
Außenluftkonzentrationen der PAK; dies gilt vor allem für Partikel unter 2 µm aerodynami-<br />
scher Durchmesser, die auch relativ höhere PAK-Gehalte im Vergleich zu den anderen, grö-<br />
ßeren Partikelfraktionen aufweisen.<br />
Außer in der Außenluft wurden die PAK in zahlreichen pflanzlichen und tierischen Lebens-<br />
mitteln nachgewiesen. Besonders hohe BaP-Konzentrationen finden sich in gebratenen bzw.<br />
gegrillten Produkten. Geräucherte Wurst enthielt bis zu 6 µg BaP/kg, dunkel geräucherte<br />
Schinken zwischen 0,1 und 15 µg BaP/kg, in gegrillten Wurst- und Fleischwaren waren 0,1 –<br />
86 µg/kg enthalten (Pott & Heinrich 1992). Auch verschiedene Nutzpflanzen wie z.B. Grün-<br />
kohl, Kopfsalat, Möhren, Spinat, einige Getreidearten etc. enthalten z. T. hohe Konzentratio-<br />
nen an PAK.<br />
Stoffspezifische Regelungen für Teeröle oder PAK in Bedarfsgegenständen oder Produkten<br />
existieren nicht. Die Chemikalienverbotsverordnung sieht ein Anwendungsverbot für Teeröle<br />
in Holzschutzmitteln und Erzeugnissen aus Holz und Holzwerkstoffen vor, sofern diese nicht<br />
ausschließlich gewerblich oder industriell genutzt werden. Ferner dürfen Weichmacheröle<br />
nicht für die Herstellung von Reifen oder Reifenbestandteilen in den Verkehr gebracht und<br />
verwendet werden, wenn sie mehr als 1 mg BaP pro kg enthalten oder der Gehalt aller auf-<br />
geführten PAK zusammen mehr als 10 mg/kg beträgt (Richtlinie 2005/69/EG). Die Aromen-<br />
verordnung enthält einen Grenzwert für BaP von 1 µg pro kg geräuchertem Fleischerzeug-<br />
nis. Höchstmengen in verschiedenen Lebensmitteln liegen bei 1 bis 10 µg pro kg Feuchtge-<br />
wicht (Richtlinie EC 208/2005) [BfR 2006].<br />
Aufnahme<br />
BaP wird inhalativ und oral sehr gut in den menschlichen Organismus aufgenommen, die<br />
Zufuhr über den dermalen Pfad in den Säugetierorganismus kann als gut eingestuft werden.<br />
Die Aufnahme hängt stark davon ab, ob BaP an Partikel gebunden ist oder frei vorkommt.<br />
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Quantitativ zuverlässige Angaben für die dermale Zufuhr beim Menschen sind allerdings<br />
nicht verfügbar (UBA 1993).<br />
Die Zufuhr von PAK in den menschlichen Organismus erfolgt vorwiegend auf oralem Weg<br />
über die Nahrung. Die Sektion Toxikologie der Deutschen Gesellschaft für experimentelle<br />
und klinische Pharmakologie und Toxikologie (DGPT) schätzt die tägliche Aufnahme von<br />
BaP (als Referenzverbindung für PAK-Gemische) wie folgt ein: Aufnahme mit der Atemluft 1<br />
– 100 ng (Außenluft) und 5 bis 450 ng (Innenraumluft), mit der Nahrung 200 bis 500 ng so-<br />
wie durch Tabakrauchen 400 ng. Die WHO nennt eine durchschnittliche tägliche Aufnahme<br />
für die allgemeine Bevölkerung von 0,001 bis 0,005 µg/kg Körpergewicht, das Scientific<br />
Committee on Food (SCF) eine maximale tägliche Aufnahme von 0,42 µg/Person, was in<br />
etwa 0,006 µg/kg Körpergewicht entspricht (BfR 2006).<br />
Die Aufnahme der PAK über das Trinkwasser ist gegenüber dem Nahrungspfad vernachläs-<br />
sigbar gering; nach Angaben der ATSDR (1990) ist sie in den USA im Durchschnitt auf 1,1<br />
ng BaP/d einzuschätzen. Die cutane Aufnahme spielt im Umweltbereich normalerweise kei-<br />
ne Rolle.<br />
Die orale Zufuhr von BaP ist zwar mengenmäßig größer als die inhalative, jedoch hat die<br />
inhalative Aufnahme wegen der Adsorption an Partikel im Hinblick auf das cancerogene Ri-<br />
siko eine wesentlich größere Bedeutung. Hier muss in der Risikobewertung die lokale Wir-<br />
kung (mit metabolischer Aktivierung) auf den Respirationstrakt und auf die Haut ohne syste-<br />
mische Verteilung stärker beachtet werden, d.h. die Umrechnung der inhalativen Zufuhr auf<br />
eine Körperdosis (siehe unten) sollte kritisch betrachtet werden (Norpoth 1990).<br />
Nach Frijus-Plessen und Kalberlah (1999) ist bei der inhalativen BaP-Aufnahme von einer<br />
Absorption von 80 - 100 % der deponierten Menge in den Atemwegen auszugehen. Unter<br />
der Annahme einer 50%igen Deposition in der Lunge und einer 100%igen Absorption (worst<br />
case) werden täglich pro Person (70 kg Körpergewicht, 20 m³ Atemvolumen) bei einer übli-<br />
chen Hintergrundkonzentration von 1 ng BaP/m³ 10 ng BaP über die Lunge absorbiert. Ta-<br />
bakrauch ist in diese Kalkulation nicht mit eingeschlossen. Quantitative Angaben über die<br />
Inhalation von BaP- bzw. PAK-haltigen Partikeln im Zigarettenrauch liegen nicht vor.<br />
Wirkungen<br />
Nach der Aufnahme in den Organismus wird BaP relativ rasch in den verschiedenen Gewe-<br />
ben verteilt; die Placentaschranke wird dabei überwunden. Die Metabolisierung erfolgt<br />
hauptsächlich im Cytochrom P450-System der Mikrosomen in der Leber. Es werden mehr als<br />
20 Metaboliten gebildet, darunter BaP-7,8-diol-9,10-epoxid, das wegen seiner Bindung an<br />
die DNA und Proteine (Hämoglobin, Albumin) als ultimales Cancerogen anzusehen ist. Die<br />
Metaboliten zirkulieren im enterohepatischen Kreislauf, aufgrund der Lipophilie können sie<br />
sich in den fettreichen Geweben anreichern. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über<br />
die Faeces in Form verschiedener Konjugate. Nur zu einem sehr geringen Teil werden die<br />
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PAK-Metaboliten bzw. die unveränderten PAK über den Urin ausgeschieden (Pott & Heinrich<br />
1992; UBA 1995).<br />
Das Auftreten von akuten toxischen Wirkungen von PAK nach entsprechender Exposition ist<br />
kaum zu erwarten. Klinische Zeichen einer Intoxikation (v.a. Hautreizungen, vaskuläre Schä-<br />
den) treten erst nach vergleichsweise hohen Dosen auf. Es gibt keine Hinweise auf das Vor-<br />
liegen von nicht-cancerogenen Effekten nach akuter inhalativer Exposition. Gentoxische Wir-<br />
kung und Cancerogenität nach BaP-Exposition sind allerdings schon nach einmaliger (hoher)<br />
Exposition belegt (UBA 1995). Bei langfristiger dermaler Exposition gibt es beim Menschen<br />
Hinweise auf eine reversible Warzenbildung. Alle anderen nachgewiesenen Effekte beziehen<br />
sich auf die cancerogenen Eigenschaften des BaP (Pott & Heinrich 1992).<br />
Die mutagenen, gentoxischen Wirkungen einiger PAK wurden in zahlreichen Testsystemen<br />
nachgewiesen. Es besteht eine gute Korrelation zwischen den Ergebnissen von in-vitro-<br />
Mutagenitätstests und der cancerogenen Wirkung. BaP wirkt bei Ratten und Mäusen emb-<br />
ryotoxisch, eine Beeinträchtigung der Fertilität wurde bei Mäusen beschrieben. Neben der<br />
Reproduktionstoxizität und Fruchtschädigung gibt es Hinweise auf eine immuntoxische Wir-<br />
kung des BaP auch beim Menschen (LAI 1992; UBA 1995).<br />
Die cancerogenen Wirkungen der PAK beim Menschen sind seit langem bekannt (Yamagiwa<br />
& Ichikawa 1915). Aus Arbeitsplatzuntersuchungen liegen insbesondere Ergebnisse für<br />
Schornsteinfeger, Kokereiarbeiter, Gaswerksarbeiter, Aluminiumschmelzer, Gießereiarbeiter<br />
und Teerarbeiter vor. Es wurden Krebserkrankungen des Respirations-, des Verdauungs-<br />
und des Urogenitaltrakts sowie der Haut festgestellt. Bei Labortieren ist die cancerogene<br />
Wirkung von der Art der Applikation unabhängig, es konnten auch systemische Tumore in<br />
anderen Geweben beobachtet werden (Pott & Heinrich 1992).<br />
Trotz dieser Befunde ist bis heute für BaP bzw. PAK allgemein umstritten, ob es sich um<br />
lokale (am Applikationsort) oder systemisch wirkende Cancerogene handelt. So entstehen<br />
nach inhalativer Exposition im Tierversuch hauptsächlich Tumoren im Respirationstrakt und<br />
im oberen Verdauungstrakt, bei oraler Zufuhr im Vormagen, der Speiseröhre und dem Kehl-<br />
kopf und nach dermaler Applikation Hautkrebs (UBA 1995, Frijus-Plessen & Kalberlah 1999).<br />
Die bisher vorgenommenen Risikobetrachtungen für inhalative und orale Expositionen sind<br />
relativ schlecht vergleichbar, weil zur inhalativen Zufuhr im wesentlichen nur Ergebnisse aus<br />
Expositionen von Menschen zu PAK-Gemischen vorliegen, für die orale Exposition fast aus-<br />
schließlich Tierversuchsergebnisse zugrunde liegen. Ergebnisse aus epidemiologischen Un-<br />
tersuchungen sind darüber hinaus kritisch zu werten, weil bei den industriellen Expositionen<br />
neben PAK immer noch andere Verbindungen vorhanden waren (UBA 1995).<br />
Nach Schneider et al. (2000) steht die cancerogene Wirkung von PAK-Gemischen nach<br />
dermaler, respiratorischer und oraler Verabreichung an Labortiere in Relation zu ihrem BaP-<br />
Gehalt. Man nimmt an, dass die cancerogene Wirkung der PAK-Gemische mit steigender<br />
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BaP-Konzentration zunimmt. Daher ist die BaP-Konzentration des Gemisches eine geeigne-<br />
te Bezugsgröße für die cancerogene Potenz von PAK-Gemischen für alle drei Applikations-<br />
pfade.<br />
Der Risikoabschätzung des LAI (1992) liegt ein unit risk (auf der Basis von epidemiologi-<br />
schen Studien, inhalativer Zufuhr, BaP für Gesamt-PAK) von 7 x 10 –5 (pro ng/m³) zugrunde,<br />
während der LAI im Jahr 2004 von einem unit risk-Wert von 8,7 x 10 –5 ausgeht. Unit risk-<br />
Werte anderer Organisationen für den inhalativen Pfad weichen z.T. von diesem Wert ab,<br />
sind aber nach Ansicht des UBA weniger gut begründet (EPA 1991 = 0,17 x 10 -5 [für BaP<br />
allein]; RIVM-NL 1989 =10 x 10 -5 ; WHO = 8,7 x 10 -5 ).<br />
Grenz- und Orientierungswerte für PAK bzw. BaP<br />
In der MAK-Wert-Liste ist BaP (wie auch andere Pyrolyseprodukte aus organischem Materi-<br />
al) in die (Krebs-)Kategorie 2 eingestuft, als ein Stoff, der als krebserzeugend für den Men-<br />
schen anzusehen ist, weil durch hinreichende Ergebnisse aus Langzeit-Tierversuchen oder<br />
Hinweise aus Tierversuchen und epidemiologischen Untersuchungen davon auszugehen ist,<br />
dass er einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leistet. Es wurde kein MAK-Wert fest-<br />
gelegt (DFG 2008).<br />
In der folgenden Tabelle 4.3.2-3 werden die relevanten Orientierungswerte für BaP bzw.<br />
PAK dargestellt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 210 von 238<br />
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und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.3.2-3: Grenz- und Orientierungswerte für BaP bzw. PAK<br />
Emissionsgrenzwert<br />
17. BImSchV<br />
13. BImSchV<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Grenz-/<br />
Orientierungswert<br />
-<br />
0,05 *<br />
DFG (2008) MAK-Wert - (Pyrolyseprodukte aus<br />
organischem Material)<br />
TA Luft (2002) -<br />
VDI MIK-Wert -<br />
WHO 1 -<br />
LAI (1992)<br />
LAI (2004)<br />
EU Richtlinie 2004/107/EG<br />
22. BImSchV (Neufassung<br />
04.06.2007)<br />
1,3 ng/m³ (BaP)<br />
1,0 ng/m³ (BaP)<br />
MURL 1,3 ng/m³ (BaP)<br />
3,0 ng/m³ (BaP)<br />
TrinkwV (2001) 0,00001 mg/L (=10 ng/L) (BaP)<br />
0,0001 mg/L (=100 ng/L)<br />
(4 PAK)<br />
Seite 211 von 238<br />
Bemerkungen<br />
Krebskategorie 2<br />
Keimzellmutagen Kategorie 2<br />
H Gefahr der Hautresorption<br />
Jahresmittelwert<br />
Beurteilungsmaßstab<br />
1,0 ng/m³ (BaP) Zielwert (Gesamtgehalt in der PM10-Fraktion als<br />
Durchschnitt des Kalenderjahres), Einhaltung<br />
des Zielwertes ab 31.12.2012<br />
1 ng/m³ Zielwert , gültig ab 31.12.2012<br />
Zielwert 2<br />
Orientierungswert für krebserzeugende Stoffe 3<br />
Grenzwert<br />
TRD nicht abgeleitet Frijus-Plessen/Kalberlah (1999)<br />
Kühling Peters < 0,6 ng/m³ (Jahresmittel)<br />
Hintergrundwerte<br />
Land<br />
Stadt (üblich)<br />
NRW<br />
Bayern<br />
Grundbelastung Staubniederschlag<br />
Unit risk 6 (LAI 1992)<br />
(LAI 2004)<br />
(WHO 2000)<br />
(EPA 1991)<br />
(EPA 1995)<br />
0,2 µg/(m²xd) Jahresmittel<br />
0,5 – 1 ng/m³ (BaP)<br />
1,9 ng/m³<br />
0,5 ng/m³ (BaP)<br />
0,3 – 0,5 ng/m³ (BaP)<br />
0,3 – 3 µg/(m²xd)<br />
7 x 10 -2 (BaP für gesamt PAK)<br />
8,7 x 10 -2 (BaP)<br />
8,7 x 10 -2<br />
0,17 x 10 -5 (BaP)<br />
-<br />
Beurteilungsniveau für das cancerogene Risiko<br />
10 -6 , sofern die Grundbelastung geringer ist,<br />
sollte der gefundene Wert angesetzt werden.<br />
BaP: Mittlere Depositionsrate als Anhalts-wert<br />
zur Begrenzung unerwünschter Anreicherungen<br />
in nicht vorbelasteten Böden<br />
Kühling/Peters (1994)<br />
Frijus-Plessen/Kalberlah (1999)<br />
LAI 2004<br />
LAI 2004<br />
Kühling/Peters 1994<br />
pro 1 µg BaP/m ³<br />
In der neuen <strong>Bewertung</strong> nicht übernommen<br />
* Arsen, BaP, Cadmium, Cobalt, Chrom, insgesamt<br />
1<br />
Luftqualitätsleitwert (WHO 1995)<br />
2<br />
MURL, Niederschrift (21.01.1997) über die 64. Sitzung des Landesbeirats für Immissionsschutz am<br />
05.12.1996 Düsseldorf. Zielwert für die Luftreinhalteplanung, Konzentrationswert als Jahresmittelwert<br />
3<br />
MURL, Niederschrift (21.01.1997) über die 64. Sitzung des Landesbeirats für Immissionsschutz am<br />
05.12.1996 Düsseldorf. Orientierungswert für krebserzeugende Stoffe, Konzentrationswert als Jahresmittelwert<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Gefährdungsabschätzung für Benzo(a)pyren (BaP) als Leitsubstanz der Polycycli-<br />
schen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) in der PM10-Fraktion und im Staubnie-<br />
derschlag im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
Für Benzo(a)pyren (BaP) liegen Vorbelastungsmessungen vom TÜV Süd nicht vor. Der LAI<br />
(2004) gibt als Hintergrundkonzentration 0,5 ng/m³ für Nordrhein-Westfalen bzw. 0,3 – 0,5<br />
ng/m³ für Bayern an. Im Jahr 2007 wurden an neun Standorten in Hessen PAK- bzw. BaP-<br />
Immissionskonzentration-Messungen vom Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie<br />
(HLUG) durchgeführt.<br />
In der folgenden Tabelle sind die Jahresmittelwerte an diesen Standorten für das Jahr 2007<br />
angegeben (HLUG 2007).<br />
Tabelle 4.3.2-4: BaP: Jahresmittelwerte an verschiedenen Messstationen in Hessen [ng/m³]<br />
Station BaP<br />
Ffm-Höhenstraße *<br />
Ffm-Palmengarten **<br />
Fulda-Petersberger-Straße *<br />
Heppenheim-Lehrstraße *<br />
Kassel-Fünffensterstraße *<br />
Kleiner Feldberg ***<br />
Raunheim *<br />
Wetzlar *<br />
Wi-Ringkirche **<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
0,53<br />
0,24<br />
0,43<br />
0,54<br />
0,37<br />
0,04<br />
0,38<br />
0,40<br />
0,39<br />
* am Verkehrsschwerpunkt ** in Städten *** im ländlichen Raum<br />
Seite 212 von 238<br />
Literatur<br />
HLUG 2007<br />
Die zusätzlichen Immissionen wurden von Argumet für die drei Alternativen berechnet.<br />
In den folgenden drei Tabellen wird für das Vorhaben sowie für die Alternativen GuD-<br />
Anlage und Nullvariante der Jahresmittelwert von 0,38 ng/m³ (Raunheim) als Immissions-<br />
vorbelastung für die Umgebung des geplanten Kraftwerkblocks zugrunde gelegt. Weiterhin<br />
wird die von Argumet berechnete Zusatzbelastung an MP max dargestellt. Es werden die<br />
Zusatz- und die Gesamtbelastungen aufgeführt sowie das Verhältnis von Zusatz- und Vorbe-<br />
lastung und das Verhältnis von Zusatzbelastung zum Beurteilungswert berechnet.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.3.2-5: Vorhaben, BaP in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung in<br />
ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung und<br />
Beurteilungswert in %<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
(Raunheim)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Zusatzbelastung<br />
MP max 0,38 0,036<br />
Gesamtbelastung<br />
Seite 213 von 238<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
LAI-Wert: 1 ng/m³<br />
0,416 9,47 3,6<br />
Tabelle 4.3.2-6: Alternative GuD-Anlage, BaP in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in %<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
(Raunheim)<br />
Zusatzbelastung<br />
MP max 0,38 0,022<br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
LAI-Wert: 1 ng/m³<br />
0,402 5,79 2,2<br />
Tabelle 4.3.2-7: Nullvariante, BaP in der PM10-Fraktion: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung<br />
in ng/m³, Verhältnis von Zusatz- und Vorbelastung sowie Verhältnis von Zusatzbelastung<br />
und Beurteilungswert in %<br />
Messpunkt <br />
Vorbelastung<br />
(Raunheim)<br />
Zusatzbelastung<br />
MP max 0,38 0,070<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Vorbelastung<br />
in %<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
LAI-Wert: 1 ng/m³<br />
0,450 18,42 7,0<br />
In der folgenden Tabelle werden die maximalen Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastungen sowie<br />
das Verhältnis Zusatzbelastung zu Beurteilungswert bei allen drei Alternativen vergleichend<br />
dargestellt.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.3.2-7: Vergleich der drei Alternativen: BaP in der PM10-Fraktion (ng/m³)<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Vorbelastung<br />
(Raunheim)<br />
Zusatzbelastung<br />
Seite 214 von 238<br />
Gesamtbelastung<br />
Verhältnis Zusatzbel./Beurteilungswert<br />
in %<br />
Vorhaben 0,38 0,036 0,416 3,6<br />
GuD-Anlage 0,38 0,022 0,402 2,2<br />
Nullvariante 0,38 0,070 0,450 7,0<br />
Die BaP-Immissionszusatzbelastung liegt bei der Nullvariante bei 7,0 % des Beurteilungs-<br />
wertes des LAI von 2004, sie liegt deutlich über der 3%-Irrelevanzschwelle. Die Zusatzbelas-<br />
tung des Vorhabens liegt mit 3,6 % geringfügig über der Irrelevanzschwelle; bei der Alterna-<br />
tive GuD-Anlage liegt die Zusatzbelastung mit 2,2 % des Beurteilungswertes unterhalb der<br />
Irrelevanzschwelle.<br />
Nicht nur BaP, sondern eine Reihe von PAK besitzen eine cancerogene Wirkung. Da jedoch<br />
die PAK-Profile an verschiedenen Messstellen vergleichbar sind, wird für die Abschätzung<br />
des Krebsrisikos die Konzentration von BaP als Leitparameter herangezogen. Das Risiko für<br />
die Allgemeinbevölkerung, durch PAK an Lungenkrebs zu erkranken, wird zwar auf die Kon-<br />
zentration von BaP bezogen, berücksichtigt werden allerdings die Wirkungen der gesamten<br />
Inhaltsstoffe, wie sie beispielsweise in einem Kokereigas vorhanden sind.<br />
Bei Anwendung des vom LAI (2004) festgesetzten unit risk von 8,7 x 10 -2 pro 1 µg BaP/m ³<br />
können folgende Krebsrisiken vergleichend für die drei Alternativen errechnet werden:<br />
Tabelle 4.3.2-8: Vergleich der drei Alternativen: Errechnete Krebsrisiken<br />
Krebsrisiko<br />
Gesamtbelastung<br />
(max)<br />
Krebsrisiko<br />
Zusatzbelastung<br />
Vorhaben 3,6 x10 -5 3,1 x 10 -6<br />
GuD-Anlage 3,5 x10 -5 1,9 x 10 -6<br />
Nullvariante 3,9 x10 -5 6,1 x 10 -6<br />
Das maximale errechnete zusätzliche Krebsrisiko beträgt 6,1x 10 -6 (Nullvariante), das sind 6 -<br />
7 Krebsfälle pro 1 Million Menschen.<br />
Das durch die Zusatzbelastung entstehende (geschätzte) zusätzliche gesundheitliche<br />
Risiko für die Bevölkerung ist bei allen drei Alternativen gering, es liegt im Bereich der<br />
„virtually safe dose“.<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Im Hinblick auf die vorliegenden Toxizitätsdaten kann eine über das üblicherweise vorhan-<br />
dene (Krebs)-Risiko (übliche Hintergrundexposition) hinausgehende Gefährdung der Bevöl-<br />
kerung durch die Gesamtbelastung an BaP mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden.<br />
Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht ist die Gesamtbelastung an PAH<br />
bzw. BaP in der PM10-Fraktion für die anwohnende Bevölkerung im Beurteilungsgebiet<br />
als unerheblich, die Zusatzbelastung durch das geplante Vorhaben sowie durch die<br />
beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante als hinnehmbar zu beurteilen. Aus<br />
präventivmedizinischer Sicht sollte dafür Sorge getragen werden, dass die Zusatzbe-<br />
lastung so gering wie möglich gehalten wird.<br />
Messungen der Immissionskonzentration von BaP im Staubniederschlag wurden nicht<br />
durchgeführt. Auch an den Messstellen des zuständigen Landesamtes wurde die BaP-<br />
Deposition nicht bestimmt. Zusatzbelastungen von BaP im Staubniederschlag wurden jedoch<br />
berechnet. Da keine Vorbelastungsmessungen aus dem hier zu beurteilenden Gebiet vorlie-<br />
gen und auch keine Daten aus vergleichbaren Bereichen zur Verfügung stehen, kann hier<br />
keine Aussage über die Gesamtbelastung getroffen und daher auch keine <strong>Bewertung</strong> aus<br />
umweltmedizinischer Sicht vorgenommen werden.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 215 von 238<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
4.4 Zusammenfassende Gefährdungsabschätzung für die Einzelsubstanzen<br />
Beurteilungsgrundlagen<br />
Die umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong> Gefährdungsabschätzung stützt sich im We-<br />
sentlichen auf die Immissionsprognose der Argumet. In diesem Gutachten sind die zusätzli-<br />
chen Immissionsbelastungen im Vergleich der verschiedenen Alternativen (Vorhaben, Alter-<br />
native GuD-Anlage und Alternative Nullvariante) dargestellt. Weiterhin werden die zusätzli-<br />
chen Immissionen von den Schadstoffen NO2, SO2, PM10, Staubniederschlag und Quecksil-<br />
ber an 10 Monitorpunkten berechnet.<br />
Aus dem Gutachten über die Immissionsvorbelastung des TÜV Süd Industrie Service (Im-<br />
missionsvorbelastungsmessungen Kraftwerk Staudinger) geht hervor, dass die Immissions-<br />
vorbelastungen an 10 verschiedenen Messstandorten gemessen wurden.<br />
Die Beurteilung der erwarteten Emissionen des Kraftwerks Staudinger erfolgt hier auf der<br />
Grundlage der in der Immissionsprognose dokumentierten Emissionsbegrenzungen.<br />
Eine umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong> Gefährdungsabschätzung kann nur auf der<br />
Basis von (gemessenen, errechneten bzw. abgeschätzten) Immissionskonzentrationen<br />
durchgeführt werden. Die (errechneten) Immissionskonzentrationen müssen anhand vorlie-<br />
gender Grenzwerte oder anderer entsprechender Werte (s.a. Kapitel 3.2, dieses Gutachten)<br />
einer Beurteilung unterzogen werden. Darüber hinaus können u.U. auch Expositions- und<br />
Risikoabschätzungen erforderlich werden.<br />
Wenn für einzelne Stoffe oder Stoffgruppen (z.B. bei krebserzeugenden Substanzen) solche<br />
Werte nicht vorliegen, können auch die üblicherweise vorkommenden Immissionskonzentra-<br />
tionen zur Beurteilung mit herangezogen werden. Daher wurden Hintergrunddaten aus ver-<br />
schiedenen Gebieten Deutschlands bzw. der Europäischen Gemeinschaft, sowie - soweit<br />
vorhanden - aus den einzelnen Bundesländern aufgeführt. Weiterhin werden in Einzelfällen -<br />
wenn keine Grenz- bzw. Orientierungs- oder andere Werte vorliegen - eigene Vorsorgewerte<br />
nach toxikologischen Kriterien abgeleitet.<br />
Von den vorliegenden Daten der Immissionsvorbelastung wurde die jeweilige Konzentration<br />
an den einzelnen Messpunkten zur Beurteilung herangezogen. Zur <strong>Bewertung</strong> der zusätzli-<br />
chen Immissionsbelastung wurden die von Argumet berechneten Schadstoff-Konzen-<br />
trationen für die drei Alternativen einzeln verwendet. Die Berechnung der Gesamtbelastung<br />
erfolgt durch Addition der Vorbelastung und der Zusatzbelastung an den jeweiligen Mess-<br />
punkten.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 216 von 238<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
In den folgenden Tabellen (Tabellen 4.4-1 bis 4.4-3) sind als Beurteilungsgrundlagen folgen-<br />
de Daten (je nach Substanz) im Überblick dargestellt:<br />
• Immissionsvorbelastung<br />
• Immissionszusatzbelastung<br />
• Errechnete Gesamtbelastung<br />
• Verhältnis von Gesamtbelastung und Beurteilungswerten in %<br />
• Verhältnis von Zusatzbelastung und Beurteilungswerten in %<br />
• Immissionswerte nach TA Luft<br />
• Immissionswerte nach 22. BImSchV<br />
• LAI-Orientierungswerte<br />
• Grenzwert EG-Kommission (EU-Tochterrichtlinie)<br />
• WHO Air Quality Guidelines (2000)<br />
• MIK-Werte der VDI Kommission Reinhaltung der Luft<br />
• Vorsorgewerte nach Kühling & Peters<br />
• Immissions-Hintergrundkonzentrationen in ländlichen und städtischen Gebieten<br />
<strong>Bewertung</strong><br />
Unter Punkt 4.1 bis 4.3 dieses Gutachtens (Beurteilung der Immissionskonzentrationen<br />
[Anorganische Gase und Stäube, Metalle und Organische Verbindungen]) wird die Gefähr-<br />
dungsabschätzung der durch den Betrieb des Gesamtkraftwerks (Kraftwerksblöcke) zu er-<br />
wartenden Gesamtbelastungen der verschiedenen Schadstoffe ausführlich beschrieben und<br />
in den Tabellen 4.4-1 bis 4.4-3 für alle drei Alternativen im Vergleich mit verschiedenen<br />
Grenz-, Richt- und Orientierungswerten wie auch Hintergrundwerten in Deutschland zusam-<br />
menfassend dargestellt.<br />
Aus den hier genannten Darstellungen ist ersichtlich, dass die errechneten zusätzlichen Im-<br />
missionsbeiträge von fast allen Schadstoffen durch das Gesamtkraftwerk (Vorhaben sowie<br />
die beiden Alternativen) als irrelevant (siehe Irrelevanzkriterien der TA Luft) und aus um-<br />
weltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht als vernachlässigbar einzustufen sind.<br />
Die errechnete zusätzliche SO2-Konzentration (MP max, Nullvariante), die errechneten zu-<br />
sätzlichen BaP-Konzentrationen in der PM10-Fraktion (Vorhaben und Nullvariante), die er-<br />
rechnete zusätzliche Arsen-Konzentrationen in der PM10-Fraktion und Arsendeposition (Null-<br />
variante), die errechnete zusätzliche Nickel-Konzentration in der PM10-Fraktion (Nullvariante)<br />
und die Nickel-Deposition im Staubniederschlag (Vorhaben und Nullvariante), die zusätzli-<br />
chen Quecksilber-Deposition im Staubniederschlag (MP max, Vorhaben und Nullvariante)<br />
sowie die zusätzliche Cadmium-Deposition im Staubniederschlag (Nullvariante) sind als<br />
nicht irrelevant nach TA Luft einzustufen (siehe unten, Tabelle 6.1).<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 217 von 238<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Die Gesamtbelastungen der hier betrachteten Substanzen liegen aber in einem niedrigen<br />
bzw. üblicherweise vorkommenden Bereich. Die Immissions-Konzentrationen der Metalle<br />
und der organischen Substanzen liegen ausnahmslos in Bereichen, die aus umweltmedizi-<br />
nisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht für die im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks Staudinger<br />
wohnende Bevölkerung an allen hier betrachteten Messpunkten als hinnehmbar bzw. ver-<br />
nachlässigbar zu beurteilen sind.<br />
Auch die Immissionskonzentrationen (Gesamtbelastungen) der anorganischen Gase und<br />
Stäube liegen für die im Beurteilungsgebiet wohnende Bevölkerung in einem Bereich, wie sie<br />
heutzutage in ländlichen, städtischen bzw. verkehrsnahen Gebieten in Deutschland übli-<br />
cherweise vorkommen. Aus umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht sind sie auch für<br />
Risikopersonen als unerheblich bzw. als tolerabel einzustufen.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Seite 218 von 238<br />
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<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.4-1: Anorganische Gase: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung im Vergleich mit verschiedenen<br />
Grenz- und Orientierungswerten sowie mit Hintergrundkonzentrationen in ländlichen und städtischen<br />
Gebieten<br />
Immissionsvorbelastung<br />
min - max<br />
Immissionsprognose 1)<br />
MP max<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Gesamtbelastung max<br />
MP1 - MP10<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Gesamtbelastung/Beurteilungswert<br />
MP1 bis MP10<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
MP1 bis MP10<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Immissionswerte<br />
nach TA Luft<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
SSt/PM10 /PM2,5<br />
µg/m³<br />
StN<br />
mg/(m²xd)<br />
Seite 219 von 238<br />
NO2<br />
µg/m³<br />
SO2<br />
µg/m³<br />
17 - 23 26 -61 20 - 31 4<br />
0,072<br />
0,043<br />
0,140<br />
23,022<br />
23,015<br />
23,052<br />
%<br />
57,555<br />
57,538<br />
57,630<br />
%<br />
0,120<br />
0,083<br />
0,250<br />
40/50 2) PM10<br />
25 PM2,5 3)<br />
(EU-Wert)<br />
0,11<br />
0,099<br />
0,16<br />
61,053<br />
61,034<br />
61,097<br />
%<br />
17,444<br />
17,526<br />
17,456<br />
%<br />
0,0145<br />
0,0100<br />
0,0277<br />
0,44<br />
0,93<br />
0,77<br />
31,21<br />
31,32<br />
31,33<br />
%<br />
78,025<br />
78,300<br />
78,325<br />
%<br />
1,100<br />
2,325<br />
1,925<br />
0,85<br />
0,78<br />
1,70<br />
4,57<br />
4,64<br />
5,30<br />
%<br />
9,14<br />
9,28<br />
10,6<br />
%<br />
1,14<br />
1,28<br />
2,60<br />
350 3) 40/200 4) 50/125/350 5)<br />
Immissionswerte<br />
nach 22. BImSchV<br />
40/50 2) PM10<br />
-<br />
4)<br />
40/200<br />
5)<br />
20/125/350<br />
EG-Richtinie 40/50 2) PM10 - 40/200 4) 125/350 6)<br />
WHO-Air-Quality Guidelines<br />
20/50 PM10 2)<br />
10 PM2,5 2)<br />
MIK-Werte (VDI) 75 (Jahr)<br />
Vorsorgewerte nach<br />
Kühling & Peters<br />
Konzentrationen: Land<br />
Stadt<br />
Verkehr<br />
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.4-2a: Metalle: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung im Vergleich mit verschiedenen Grenz-<br />
und Orientierungswerten sowie mit Hintergrundkonzentrationen in ländlichen und städtischen Gebieten<br />
Immissionsvorbelastung<br />
MP 1 bis MP 10, min-max<br />
Immissionsprognose max<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Gesamtbelastung max<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Gesamtbelastung/Beurteilungswert<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Immissionswerte<br />
nach TA Luft<br />
Weitere Beurteilungswerte<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Antimon<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
1,4-3,1<br />
0,036<br />
0,022<br />
0,070<br />
3,136<br />
3,122<br />
3,170<br />
%<br />
3,92<br />
3,90<br />
3,96<br />
%<br />
0,045<br />
0,028<br />
0,088<br />
-<br />
80 [RK-<br />
Wert]<br />
Antimon<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
0,3-1,2<br />
0,055<br />
0,050<br />
0,080<br />
1,255<br />
1,250<br />
1,280<br />
%<br />
-<br />
-<br />
-<br />
%<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Seite 220 von 238<br />
Arsen<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
Arsen<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
Blei<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
Blei<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
0,5-0,9 0,2-1,2 5,3-9,2 2,1-8,0<br />
0,11<br />
0,065<br />
0,21<br />
1,01<br />
0,965<br />
1,11<br />
%<br />
16,83<br />
16,08<br />
18,50<br />
%<br />
1,83<br />
1,08<br />
3,50<br />
-<br />
0,17<br />
0,15<br />
0,24<br />
1,37<br />
1,35<br />
1,44<br />
%<br />
34,25<br />
33,75<br />
36,00<br />
%<br />
4,25<br />
3,75<br />
6,00<br />
0,36<br />
0,22<br />
0,70<br />
9,56<br />
9,42<br />
9,90<br />
%<br />
1,91<br />
1,88<br />
1,98<br />
%<br />
0,072<br />
0,044<br />
0,140<br />
4 5) 500<br />
0,55<br />
0,50<br />
0,80<br />
8,55<br />
8,50<br />
8,80<br />
%<br />
8,55<br />
8,50<br />
8,80<br />
%<br />
0,55<br />
0,50<br />
0,80<br />
100 5)<br />
- 6 - - -<br />
Immissionswerte nach<br />
22. BImSchV<br />
- - 6,0 - 500<br />
LAI-Werte - - 6 - - -<br />
WHO-Air-Quality Guidelines - - - - 500 (Jahr) 0,5 (Jahr)<br />
MIK-Werte (VDI) - - - - 1.500 (Jahr)<br />
3.000 (24h)<br />
Vorsorgewerte nach Kühling<br />
& Peters<br />
0,03 (Jahr) 2 (Jahr)
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.4-2b: Metalle: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung im Vergleich mit verschiedenen Grenz-<br />
und Orientierungswerten sowie mit Hintergrundkonzentrationen in ländlichen und städtischen Gebieten<br />
Immissionsvorbelastung<br />
MP 1 bis MP 10, min-max<br />
Immissionsprognose max<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Gesamtbelastung max<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Gesamtbelastung/Beurteilungswert<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Immissionswerte<br />
nach TA Luft<br />
Weitere Beurteilungswerte<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Cadmium<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
Cadmium<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
Seite 221 von 238<br />
Chrom<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
Chrom<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
Cobalt<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
Cobalt<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
0,17-0,24 0,1-0,3 1,6-2,4 1,4-2,3 0,1-0,3 0,2-0,8<br />
0,059<br />
0,035<br />
0,110<br />
0,299<br />
0,275<br />
0,350<br />
%<br />
5,98<br />
5,50<br />
7,00<br />
%<br />
1,18<br />
0,70<br />
2,20<br />
5<br />
0,089<br />
0,081<br />
0,130<br />
0,389<br />
0,381<br />
0,430<br />
%<br />
19,45<br />
19,05<br />
21,50<br />
%<br />
4,45<br />
4,05<br />
6,50<br />
2<br />
0,10<br />
0,06<br />
0,20<br />
2,50<br />
2,46<br />
2,60<br />
%<br />
14,71<br />
14,47<br />
15,29<br />
%<br />
0,59<br />
0,35<br />
1,18<br />
0,15<br />
0,14<br />
0,22<br />
2,45<br />
2,44<br />
2,52<br />
%<br />
2,99<br />
2,98<br />
3,07<br />
%<br />
0,18<br />
0,17<br />
0,27<br />
5 - - 82<br />
(BBodSch<br />
V)-<br />
0,014<br />
0,0086<br />
0,028<br />
0,314<br />
0,3086<br />
0,328<br />
%<br />
0,314 / 1,57<br />
0,3086 / 1,54<br />
0,328 / 1,64<br />
%<br />
0,014 / 0,07<br />
0,0086 /0,043<br />
0,028 / 0,14<br />
0,022<br />
0,020<br />
0,032<br />
0,822<br />
0,820<br />
0,832<br />
%<br />
16,44<br />
16,40<br />
16,64<br />
%<br />
0,44<br />
0,40<br />
0,64<br />
- - -<br />
100 (RK-<br />
Wert)/<br />
20 (HLUG)<br />
5 (HLUG)<br />
Immissionswerte nach<br />
22. BImSchV<br />
5 - - - -<br />
LAI-Werte 5 - 17 Crges. - - -<br />
WHO-Air-Quality Guidelines 5 (Jahr) -<br />
1,7 Cr VI<br />
- - 500 (Jahr) -<br />
MIK-Werte (VDI) 50 (24 h) - - - 1.500 (Jahr)<br />
3.000 (24h)<br />
-<br />
Vorsorgewerte nach Kühling<br />
& Peters<br />
0,5 (Jahr)
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.4-2c: Metalle: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung im Vergleich mit verschiedenen Grenzund<br />
Orientierungswerten sowie mit Hintergrundkonzentrationen in ländlichen und städtischen Gebieten<br />
Immissionsvorbelastung<br />
MP 1 bis MP 10, min-max<br />
Immissionsprognose max<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Gesamtbelastung max<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Gesamtbelastung/<br />
Beurteilungswert<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/<br />
Beurteilungswert<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Immissionswerte<br />
nach TA Luft<br />
Weitere Beurteilungswerte<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Kupfer<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
Kupfer<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
Seite 222 von 238<br />
Mangan<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
Mangan<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
Nickel<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
Nickel<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
6,9-16,7 6,5-10 4,8-8,1 10,0-15,8 1,0-1,7 1,1-5,5<br />
0,72<br />
0,43<br />
1,40<br />
17,42<br />
17,13<br />
18,10<br />
%<br />
1,74<br />
1,71<br />
1,81<br />
%<br />
0,072<br />
0,043<br />
1,440<br />
1,1<br />
0,99<br />
1,6<br />
11,10<br />
10,99<br />
11,60<br />
%<br />
11,20<br />
11,10<br />
11,70<br />
%<br />
1,11<br />
1,00<br />
1,62<br />
0,18<br />
0,11<br />
0,35<br />
8,28<br />
8,21<br />
8,45<br />
%<br />
5,52<br />
5,47<br />
5,63<br />
%<br />
0,12<br />
0,07<br />
0,23<br />
0,28<br />
0,25<br />
0,40<br />
16,08<br />
16,05<br />
16,20<br />
%<br />
-<br />
-<br />
-<br />
%<br />
-<br />
-<br />
-<br />
0,50<br />
0,30<br />
0,98<br />
2,20<br />
2,00<br />
2,68<br />
%<br />
11,00<br />
10,00<br />
13,40<br />
%<br />
2,50<br />
1,50<br />
4,90<br />
0,77<br />
0,69<br />
1,10<br />
6,27<br />
6,19<br />
6,60<br />
%<br />
41,80<br />
41,30<br />
44,00<br />
%<br />
5,13<br />
4,60<br />
7,33<br />
- - - - - 15<br />
1.000<br />
[MAK/100]<br />
99<br />
(BBodSchV)<br />
- - 20<br />
(4.Tochterrichtlinie)<br />
Immissionswerte nach<br />
22. BImSchV<br />
- - - - 20 -<br />
LAI-Werte - - - - 20 -<br />
WHO-Air-Quality Guidelines - - 150 (Jahr) - - -<br />
MIK-Werte (VDI) - - - - - -<br />
Vorsorgewerte nach Kühling<br />
& Peters<br />
Geschätztes zusätzliches<br />
Krebsrisiko<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Konzentrationen: Land<br />
Stadt<br />
StN Staubniederschlag<br />
20.000 (8 h-<br />
Mittel)<br />
-<br />
3-280<br />
13-2.760<br />
14,6 (HLUG<br />
2007)<br />
- - 2,5 (Jahr) 6<br />
- - -<br />
3,0-263<br />
(Bayern<br />
2004)<br />
10-30<br />
10-70<br />
< 30 – 92<br />
(Bayern<br />
2004)<br />
1,2-3,5 x 10 -8<br />
0,7-2,1 x 10 -8<br />
2,2-6,9 x 10 -8<br />
4,0 (NRW<br />
2004)<br />
0,5 – 1,0<br />
(Bayern)<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar<br />
-<br />
-<br />
1,7 – 4,9<br />
(Hessen,<br />
HLUG 2007))
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.4-2d: Metalle: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung im Vergleich mit verschiedenen Grenz-<br />
und Orientierungswerten sowie mit Hintergrundkonzentrationen in ländlichen und städtischen Gebieten<br />
Immissionsvorbelastung<br />
MP 1 bis MP 10, min-max<br />
Immissionsprognose max<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Gesamtbelastung max<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Gesamtbelastung/Beurteilungswert<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Immissionswerte<br />
nach TA Luft<br />
Weitere Beurteilungswerte<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
Quecksilber<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
Thallium<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
Thallium<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
Seite 223 von 238<br />
Vanadium<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
Vanadium<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
Zinn<br />
PM10<br />
ng/m³)<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar<br />
Zinn<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
0,05-0,29 < 0,1 0,1 0,3-0,7 0,6-2,2 1,5-4,0 1,1-2,2<br />
0,054<br />
0,038<br />
0,100<br />
0,344<br />
0,328<br />
0,390<br />
%<br />
34,40<br />
32,80<br />
39,00<br />
%<br />
5,40<br />
3,80<br />
10,00<br />
0,028<br />
0,017<br />
0,05<br />
0,128<br />
0,117<br />
0,150<br />
%<br />
0,046/0,20<br />
0,042/0,12<br />
0,054/0,36<br />
%<br />
0,010/0,20<br />
0,006/0,12<br />
0,018/0,36<br />
0,043<br />
0,038<br />
0,062<br />
0,143<br />
0,138<br />
0,162<br />
%<br />
7,15<br />
6,90<br />
8,10<br />
%<br />
2,15<br />
1,90<br />
3,10<br />
0,26<br />
0,15<br />
0,50<br />
0,96<br />
0,85<br />
1,20<br />
%<br />
4,80<br />
4,25<br />
6,00<br />
%<br />
1,30<br />
0,75<br />
2,50<br />
0,40<br />
0,36<br />
0,58<br />
2,60<br />
2,56<br />
2,78<br />
%<br />
2,60<br />
2,56<br />
2,78<br />
%<br />
0,40<br />
0,36<br />
0,58<br />
0,094<br />
0,056<br />
0,180<br />
4,094<br />
4,056<br />
4,180<br />
%<br />
20,47<br />
20,28<br />
20,90<br />
%<br />
0,00188<br />
0,00112<br />
0,0036<br />
1 - 2 - - - -<br />
- 280<br />
[FoBiG]/<br />
14 (eigener<br />
Wert)<br />
- - 100<br />
(HLUG<br />
Vergleich)<br />
5.000<br />
(eigener<br />
Wert)<br />
Immissionswerte nach<br />
22. BImSchV<br />
- - - - - - -<br />
LAI-Werte 1 - - 20 - - -<br />
WHO-Air-Quality Guidelines 1 - - 1.000 (24h) - - -<br />
Vorsorgewerte nach Kühling<br />
& Peters<br />
Konzentrationen: Land<br />
Stadt<br />
0,05<br />
(Jahr)<br />
100 (Jahr)- - 200 (Jahr) 7 1.000 1)<br />
< 0,1<br />
0,04-0,48<br />
(2002)<br />
0,004-<br />
0,019<br />
(Bayern<br />
2004)<br />
< 2 (2003)<br />
50-200<br />
(2003)<br />
0,4-2,4<br />
(Bayern<br />
2004)<br />
20.000 2)<br />
20-30<br />
1) zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen 2) anorganische Verbindungen StN Staubniederschlag<br />
0,14<br />
0,13<br />
0,21<br />
2,34<br />
2,33<br />
2,41<br />
-<br />
-<br />
-<br />
15<br />
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
Tabelle 4.4-3: Organische Substanzen: Vor-, Zusatz- und Gesamtbelastung im Vergleich mit verschiedenen<br />
Grenz- und Orientierungswerten sowie mit Hintergrundkonzentrationen in ländlichen und<br />
städtischen bzw. verkehrsreichen Gebieten<br />
Immissionsvorbelastung<br />
Min-max<br />
Immissionsprognose 2) max<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Gesamtbelastung max<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Gesamtbelastung/Beurteilungswert<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Verhältnis Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Immissionswerte nach<br />
22. BImSchV<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
PCDD/F<br />
PM10<br />
fg TEQ/m³<br />
PCDD/F<br />
StN<br />
pg TEQ/(m²xd)<br />
Seite 224 von 238<br />
BaP<br />
PM10<br />
ng/m³<br />
BaP<br />
StN<br />
µg/(m²xd)<br />
24-31 1,2-2,3 0,38 -<br />
0,72<br />
0,29<br />
0,93<br />
31,72<br />
31,29<br />
31,93<br />
%<br />
21,15<br />
20,86<br />
21,29<br />
%<br />
0,480<br />
0,193<br />
0,620<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
%<br />
-<br />
-<br />
-<br />
%<br />
-<br />
-<br />
-<br />
0,036<br />
0,022<br />
0,070<br />
0,416<br />
0,402<br />
0,450<br />
%<br />
41,6<br />
40,2<br />
45,0<br />
%<br />
3,6<br />
2,2<br />
7,0<br />
0,055<br />
0,050<br />
0,080<br />
- - 1 -<br />
LAI-Werte 150 4 1,0 -<br />
WHO-Air-Quality Guidelines 100 - - -<br />
Geschätztes zusätzliches<br />
Krebsrisiko<br />
Vorhaben<br />
Alternative GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
Vorsorgewerte nach Kühling<br />
& Peters<br />
Konzentrationen: Land<br />
Stadt<br />
StN Staubniederschlag<br />
1,0 x 10 -9<br />
4,1 x 10 -10<br />
1,3 x 10 -9<br />
-<br />
3,1 x 10<br />
-<br />
-<br />
-6<br />
1,9 x 10 -6<br />
6,1x 10 -6<br />
-<br />
-<br />
-<br />
2 < 0,6 0,2<br />
12-18 (Bayern<br />
2003)<br />
28-37 (NRW<br />
2001)<br />
< 10 (Sommer)<br />
< 20 (Winter)<br />
bis 43 (Winter<br />
städtisch)<br />
(UBA 2005)<br />
0,04<br />
0,24 – 0,39<br />
-<br />
-<br />
-<br />
%<br />
-<br />
-<br />
-<br />
%<br />
GUK Gesellschaft für Umwelttoxikologie<br />
und Krankenhaushygiene mbH Wetzlar<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-
<strong>Umweltmedizinisch</strong>-<strong>humantoxikologische</strong>s Gutachten 22.10.2008<br />
5 <strong>Bewertung</strong> der zusätzlichen Immissionen durch den Lkw-Verkehr<br />
Im Rahmen des Raumordnungsverfahrens für die Planung von Block 6 des Kraftwerks Stau-<br />
dinger sind die zusätzlichen Immissionen durch den Lkw-Verkehr durch den betrieblichen<br />
Verkehr und für den Verkehr während der Bauphase über eine Ausbreitungsrechnung von<br />
der Firma Argumet abgeschätzt worden (siehe Gutachten „Abschätzung der Immissionen<br />
durch den Lkw-Verkehr im Rahmen des Neubaus von Block 6 am Standort Staudinger“,<br />
04. Juli 2008).<br />
Es wurden folgende Alternativen betrachtet:<br />
• Alternative A: Vorhabenvariante 1.100 MW Steinkohleblock<br />
• Alternative B: Alternative 1.100 MW GuD-Anlage<br />
• Alternative C: Alternative Nullvariante<br />
Die Berechnungen wurden nur für die maximalen Lkw-Verkehre aus der Betriebs- und Bau-<br />
phase für den Zeithorizont 2010 durchgeführt. Für die Betriebsphase wurde außerdem der<br />
Zeithorizont 2020 betrachtet, da im Rahmen der EG-Gesetzgebung die Kfz-Emissionen wei-<br />
ter abnehmen. Nach Darstellung von Argumet werden die ersten Jahre nach Inbetriebnahme<br />
die Werte eher im Bereich des Zeithorizonts 2010 liegen und später in Richtung der Werte<br />
des Zeithorizonts 2020 abnehmen.<br />
Es wurden drei Messpunkte (MP 3, MP 4, MP 5, siehe Gutachten Argumet) ausgewählt, um<br />
die höchsten anteiligen Immissionen für die Betriebs- und die Bauzeit außerhalb des unmit-<br />
telbaren Straßenraumes zu berechnen. Es wurden die Schadstoffe NO2, PM10, Ruß und<br />
Benzol betrachtet. Für NO2, PM10 und Benzol werden die Beurteilungswerte der 22. BImSchV<br />
zur <strong>Bewertung</strong> zugrunde gelegt. Für Ruß werden der Orientierungswert (4 µg/m³) bzw. der<br />
Zielwert (1,5 µg/m³) nach LAI (1992) als „Anhaltswerte“ zugrunde gelegt.<br />
In den folgenden Tabellen sind die zusätzlichen Immissionsbelastungen der Schadstoffe<br />
NO2, PM10 und Benzol an den drei Messpunkten während der Betriebsphase 2010 und 2020,<br />
bzw. während der Bauphase 2010 aufgeführt.<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
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Tabelle 5-1: Zusätzliche Immissionskonzentrationen in µg/m³ während der Betriebsphase<br />
(2010) für die ungünstigste Alternative (Nullvariante) im Vergleich mit den jeweiligen Beurteilungswerten<br />
in % (in Klammern Beurteilungswerte in µg/m³)<br />
Zusatzbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
MP 3 MP 4<br />
Zusatzbelas<br />
tung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
Zusatzbelastung<br />
µg/m³<br />
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Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
Zusatzbelastung<br />
MP 5<br />
Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
NO2 (40) 0,76 1,9 0,63 1,58 0,52 1,30<br />
PM10 (40) 0,063 0,158 0,046 0,115 0,040 0,10<br />
Ruß (4/1,5) 0,021 0,525 / 1,4 0,015 0,375 / 1,0 0,013 0,325 / 0,87<br />
Benzol (5) 0,0019 0,038 0,0015 0,030 0,0013 0,026<br />
Tabelle 5-2: Zusätzliche Immissionskonzentrationen in µg/m³ während der Bauphase (2010)<br />
für die ungünstigste Alternative (Vorhaben) im Vergleich mit den jeweiligen Beurteilungswerten<br />
in % (in Klammern Beurteilungswerte in µg/m³)<br />
Zusatzbelastung<br />
MP 3 MP 4<br />
Zusatzbelas<br />
tung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
Zusatzbelastung <br />
Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
Zusatzbelastung<br />
MP 5<br />
Zusatzbelastung/Beurteil<br />
ungswert<br />
in %<br />
NO2 (40) 1,8 4,50 0,19 0,475 0,56 1,40<br />
PM10 (40) 0,34 0,85 0,028 0,07 0,071 0,178<br />
Ruß (4/1,5) 0,10 2,5 / 6,67 0,0086 0,215 / 0,57 0,022 0,55 / 1,47<br />
Benzol (5) 0,0045 0,09 0,00046 0,0092 0,0016 0,032<br />
Tabelle 5-3: Zusätzliche Immissionskonzentrationen in µg/m³ während der Betriebsphase<br />
(2020) für ungünstigste Alternative (Nullvariante) im Vergleich mit den jeweiligen Beurteilungswerten<br />
in % (in Klammern Beurteilungswerte in µg/m³)<br />
Zusatzbelastung<br />
MP 3 MP 4<br />
Zusatzbelastung/<br />
Beurtei<br />
lungswert<br />
in %<br />
Zusatzbelastung <br />
Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
Zusatzbelastung<br />
MP 5<br />
Zusatzbelastung/Beurteilungswert<br />
in %<br />
NO2 (40) 0,42 1,05 0,35 0,875 0,29 0,725<br />
PM10 (40) 0,055 0,138 0,040 0,10 0,035 0,0875<br />
Ruß (4/1,5) 0,018 0,45 / 1,25 0,013 0,325 / 0,87 0,011 0,275 / 0,73<br />
Benzol (5) 0,0019 0,038 0,0015 0,03 0,0013 0,026<br />
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Aus diesen Tabellen ist ersichtlich, dass die Zusatzbelastungen durch den Lkw-Verkehr wäh-<br />
rend der Betriebsphasen sowohl 2010 als auch 2020 an allen Messpunkten deutlich unter-<br />
halb der jeweiligen Beurteilungswerte liegen, sie sind als irrelevant nach TA Luft einzustufen.<br />
Lediglich während der Bauphase 2010 sind am Messpunkt MP 3 die Zusatzbelastungen für<br />
NO2 und Ruß nicht als irrelevant nach TA Luft einzustufen. Diese nicht irrelevanten zusätzli-<br />
chen NO2- und Rußimmissionen werden nach Angaben von Argumet nur während der Bau-<br />
phase auf der Zufahrt zur Baustelle im Norden des Kraftwerkstandortes auftreten.<br />
Die errechneten Zusatzbelastungen in der Betriebsphase 2020 sind im Vergleich mit der<br />
Zusatzbelastung der Betriebsphase 2010 niedriger, d.h. dass sich für die Vorhabenvariante<br />
die Immissionen in der Betriebsphase 2020 gegenüber der Nullvariante verbessern.<br />
Insgesamt kann die Aussage getroffen werden, dass sich die Gesamtbelastungen<br />
durch den Lkw-Verkehr während der Betriebsphasen 2010 und 2020 wesentlich ver-<br />
ringern werden. Das Vorhaben führt in der Betriebsphase gegenüber der Nullvariante<br />
zu einer Reduzierung der Lkw-bedingten Immissionsbelastungen. Während der Bau-<br />
phase hat das Vorhaben die höchsten Lkw-bedingten Immissionsbelastungen. Aus<br />
umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>r Sicht sind die Zusatzbelastungen als prak-<br />
tisch nicht nachweisbar und damit als vernachlässigbar einzustufen.<br />
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6 Zusammenfassende <strong>Bewertung</strong><br />
Dem hier erstellten umweltmedizinisch-<strong>humantoxikologische</strong>n Gutachten für die drei Alterna-<br />
tiven<br />
• Vorhaben (1.100 MW Steinkohleblock),<br />
• Alternative „GuD-Anlage“ (1.100 MW GuD-Kraftwerk),<br />
• Alternative „Nullvariante“ (Weiterbetrieb der Blöcke 1 – 3 am Standort Staudinger)<br />
liegen als <strong>Bewertung</strong>sgrundlagen folgende Unterlagen zugrunde:<br />
• Die vom TÜV Süd Industrie Service gemessenen Immissionskonzentrationen von anor-<br />
ganischen und organischen Schadstoffen sowie von Metallen im Beurteilungsgebiet des<br />
Kraftwerks Staudinger (siehe Gutachten: Immissionsvorbelastungsmessungen Kraftwerk<br />
Staudinger, 2008). Wenn für einzelne Substanzen keine Vorbelastungsmessungen<br />
durchgeführt wurden, wurden die Immissionsmessungen des zuständigen Landesamtes<br />
zur <strong>Bewertung</strong> herangezogen.<br />
• Die auf der Basis der Emissionsdaten errechneten zusätzlichen Immissionskonzentratio-<br />
nen der verschiedenen Schadstoffe (siehe Gutachten von Argumet, 2008).<br />
Die Datenbasis aller aufgeführten Substanzen, die aus Sicht des Gutachters als voll ausrei-<br />
chend für die vorliegende Gefährdungsabschätzung anzusehen ist, erlaubt eine ausreichend<br />
genaue Beurteilung der Vor- und Zusatzbelastung (und damit auch der zu erwartenden Ge-<br />
samtbelastung) der anwohnenden Bevölkerung durch diese Schadstoffe im Beurteilungsge-<br />
biet des Kraftwerks.<br />
Die berechneten Zusatzbelastungen von einigen Metallen (Arsen, Cadmium, Quecksilber<br />
und Nickel) und auch von Benzo(a)pyren weisen zum Teil sowohl in der PM10-Fraktion als<br />
auch im Staubniederschlag bei den verschiedenen Alternativen eine rechnerische Über-<br />
schreitung der Irrelevanzgrenzwerte nach TA Luft auf. Das gleiche gilt für die SO2- Immissi-<br />
onszusatzbelastung hinsichtlich der Nullvariante. Die Gesamtbelastungen (die Summe der<br />
berechneten Zusatzbelastungen und die Vorbelastungen) liegen jedoch auch bei diesen<br />
Substanzen deutlich unterhalb der jeweiligen Beurteilungswerte. Eine nachteilige Wirkung<br />
auf die Gesundheit der Bevölkerung durch sie kann damit ausgeschlossen werden.<br />
In der folgenden Tabelle werden die errechneten zusätzlichen Immissionskonzentrationen<br />
der nach TA Luft nicht irrelevanten Schadstoffe für die verschiedenen Alternativen zusam-<br />
mengestellt.<br />
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Tabelle 6-1: Nach TA Luft nicht irrelevante Zusatzbelastungen (+) im Vergleich der drei Al-<br />
ternativen<br />
Vorhaben<br />
Alternative<br />
GuD-Anlage<br />
Nullvariante<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
SO2 Arsen<br />
+<br />
(MP<br />
max)<br />
PM10 StN<br />
Cadmium<br />
PM10 StN<br />
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Quecksilber<br />
PM10 StN<br />
+<br />
(MP<br />
max)<br />
+ + + +<br />
(MP1<br />
MP2<br />
MPmax)<br />
Nickel<br />
PM10 StN<br />
+ +<br />
+ + +<br />
Benzo(a)<br />
pyren<br />
PM10 StN<br />
Die Nullvariante zeigt die höchste Anzahl an nicht irrelevanten Zusatzbelastungen. Das ge-<br />
plante Vorhaben weist drei „Nicht-Irrelevanzen“ auf (Quecksilber und Nickel im Staubnieder-<br />
schlag sowie BaP in der PM10 –Fraktion). Die Alternative GuD-Anlage weist für keinen der<br />
betrachteten Luftschadstoffe eine Überschreitung des Irrelevanzkriteriums auf.<br />
Auch wenn die berechneten Zusatzbelastungen z.T. eine rechnerische Überschreitung der<br />
Irrelevanzgrenzwerte nach TA Luft aufweisen, so kann jedoch die Aussage getroffen werden,<br />
dass die Gesamtbelastungen der hier betrachteten Substanzen im Beurteilungsgebiet als<br />
üblicherweise vorkommend bzw. als niedrig einzustufen sind; sie liegen ausnahmslos deut-<br />
lich unterhalb der jeweiligen Beurteilungswerte. Eine nachteilige Wirkung auf die Gesundheit<br />
der Bevölkerung durch sie kann damit ausgeschlossen werden.<br />
Da die krebserzeugenden Substanzen (wegen ihrer fehlenden Wirkungsschwelle) gesund-<br />
heitlich als besonders bedeutsam anzusehen sind, werden in Tabelle 6-2 noch einmal zu-<br />
sammenhängend die Krebsrisiken für die Bevölkerung dargestellt, die aufgrund der Zusatz-<br />
belastung durch das Vorhaben emittierten cancerogenen Stoffe (theoretisch) entstehen kön-<br />
nen. Hier wird lediglich die Vorhaben-Alternative betrachtet, die Krebsrisiken unterscheiden<br />
sich bei den beiden anderen Alternativen (Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante) nicht<br />
wesentlich.<br />
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Tabelle 6-2: Geschätzte zusätzliche Krebsrisiken durch die von dem geplanten Kraftwerkblock<br />
6 emittierten cancerogenen Stoffe bei lebenslanger Exposition [Vorhaben 1.100 MW<br />
Steinkohleblock]<br />
Substanz Maximale Zusatzbelastung<br />
E.ON Kraftwerke GmbH<br />
ng/m³<br />
Seite 230 von 238<br />
unit risk<br />
pro 1 µg/m³<br />
geschätztes zusätzliches<br />
Risiko<br />
Arsen As 0,11 4 x 10 -3 4,4 x 10 -7<br />
Cadmium Cd 0,059 1,2 x 10 -2 7,1 x 10 -7<br />
Chrom VI CrVI* 0,01 1,2 x 10 -2 1,2 x 10 -7<br />
Cobalt Co 0,014 3,9 bis 6,2 x 10 -3 5,5 bis 8,7 x 10 -8<br />
Nickel Ni 0,5 2,4 bis 7 x 10 -4 1,2 bis 3,5 x 10 -7<br />
2,3,7,8-TCDD<br />
(= Dioxine&Furane)<br />
0,72 fg/m³ 1,4 1,0 x 10 -9<br />
Benzo(a)pyren 0,036 8,7 x 10 -2 3,1 x 10 -6<br />
* bei Annahme von 10% Chrom VI an Gesamtchrom<br />
Die hier dargestellten Daten dokumentieren, dass die geschätzten zusätzlichen Krebsrisiken<br />
(verursacht durch die Emissionen/Immissionen aus dem Vorhaben) bei allen Einzelsubstan-<br />
zen ausnahmslos im Bereich bzw. deutlich unter der sogenannten VSD (virtually safe dose)<br />
liegen. Wie oben dargestellt (siehe Punkt 3.2 dieses Gutachtens) stellt die VSD gemäß ihrer<br />
toxikologischen Definition die täglich lebenslang zugeführte Dosis (für cancerogene Subs-<br />
tanzen) dar, die über das Hintergrundrisiko hinaus zu einem theoretischen Extra-Risiko in<br />
akzeptierbarer Höhe führt. Es errechnet sich für alle hier betrachteten krebserzeugenden<br />
Substanzen ein theoretisches zusätzliches lebenslanges Krebsrisiko von 4,4 bis 4,5 pro 1<br />
Million Einwohner, wobei Benzo(a)pyren für einen wesentlichen Anteil des zusätzlichen<br />
Krebsrisikos verantwortlich ist.<br />
Auf der Gesamtbasis der dargestellten <strong>Bewertung</strong>sgrundlagen ergibt sich - unter Berücksich-<br />
tigung aller vorgenommenen Einzelbeurteilungen -, dass die prognostizierte Zusatzbelastung<br />
im Beurteilungsgebiet des Kraftwerks für die Gesundheit der dort wohnenden bzw. sich im<br />
Beurteilungsgebiet aufhaltende Bevölkerung (einschließlich der Risikogruppen, wie Kinder,<br />
Schwangere sowie alte und kranke Menschen) als vernachlässigbar gering einzustufen ist,<br />
wobei die drei Alternativen sich nicht wesentlich unterscheiden. Bei der Nullvariante ist die<br />
vergleichsweise höchste Zusatzbelastung zu verzeichnen.<br />
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Zusammenfassend können somit auf der Basis aller vorgenommenen Einzelbeurtei-<br />
lungen der verschiedenen aufgeführten Substanzen und der anderen vorgenommenen<br />
<strong>Bewertung</strong>en folgende Aussagen getroffen werden:<br />
• Die Schadstoff-Vorbelastungen liegen für die im Beurteilungsgebiet des Kraftwer-<br />
kes Staudinger wohnende Bevölkerung in einem Bereich, wie sie üblicherweise in<br />
städtischen Gebieten in Deutschland anzutreffen sind.<br />
• Die Zusatzbelastungen durch das Vorhaben und die beiden Alternativen liegen alle<br />
(bis auf wenige Ausnahmen) unterhalb der Irrelevanzschwelle nach TA Luft, sie<br />
sind damit praktisch nicht nachweisbar und daher als vernachlässigbar einzustu-<br />
fen.<br />
• Die Gesamtbelastungen an allen Messpunkten liegen für alle bewerteten Substan-<br />
zen ausnahmslos deutlich unterhalb der jeweiligen Beurteilungswerte. Eine nach-<br />
teilige Wirkung auf die Gesundheit der Bevölkerung durch sie kann ausgeschlos-<br />
sen werden.<br />
• Die jetzt schon vorhandenen Gesamtbelastungen werden praktisch gleichbleiben.<br />
Auch die Gesamtbelastungen durch den Lkw-Verkehr während der Betriebsphasen<br />
und auch der Bauphase werden sich praktisch nicht ändern.<br />
• Eine Änderung bzw. Erhöhung des vorhandenen Krebsrisikos der Bevölkerung<br />
durch das geplante Vorhaben sowie der beiden Alternativen GuD-Anlage und Null-<br />
variante ist nicht zu erwarten.<br />
• Es sind keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen für die im Beurteilungsgebiet<br />
des Kraftwerks Staudinger wohnende Bevölkerung durch das geplante Vorhaben<br />
sowie der beiden Alternativen GuD-Anlage und Nullvariante anzunehmen.<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Eikmann<br />
Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin<br />
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Seite 231 von 238<br />
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Heinzow/Konietzka (Hrsg.). Gefährdungsabschätzung von Umweltschadstoffen. Ergänzbares Handbuch<br />
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