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Download - Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH

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14<br />

Leben & wohnen<br />

Farbspiele<br />

Architektin Angela Pohl verleiht Farben neue<br />

Ausdruckskraft<br />

Gäbe es eine Wichtigkeitsskala für Farben, so<br />

würden sie einen Platz ganz vorn einnehmen.<br />

Dessen ist sich Angela Pohl sicher. Doch das<br />

allein reicht nicht aus. „Farben wirken immer<br />

erst in der Kombination, etwa mit der Form<br />

oder der Menge.“ Und sie nennt ein Beispiel:<br />

Gelb ist eine sehr dominante Farbe. Eine langgestreckte<br />

Forsythienhecke beispielsweise<br />

kann mit ihrem leuchtenden Gelb die Wirkung<br />

einer ansonsten gelungenen Gartengestaltung<br />

komplett zur Seite drängen.“ Dabei gibt es<br />

keine hässliche Farbe. Selbst ein schmutziger<br />

Grauton kann im Zusammenspiel mit einer<br />

intensiven Farbe zum Strahlen kommen, so<br />

die Expertin.<br />

Angela Pohl ist auf Farben spezialisiert. Die<br />

Diplom-Ingenieurin hat als Architektin bei<br />

der Planungsgesellschaft für Bauwesen Sahlmann<br />

& Partner (S & P) in Leutzsch im Auftrag<br />

der LWB die Farbkompositionen im sanierten<br />

Dunckerviertel in Lindenau sowie für Innenräume<br />

der Mozart- <strong>und</strong> Simsonstraße nahe dem<br />

Reichsgericht entworfen.<br />

Wir sprachen mit Angela Pohl im Büro von S & P<br />

in der Rathenaustraße 19:<br />

wohnzeit: Sie sagen, Farben wirken nie allein?<br />

Angela Pohl: Ja, denn das ist äußerst selten.<br />

Es gehören immer Flächen, Akzente, Abstände<br />

oder Materialien dazu. Unscheinbare Farben<br />

werden so zum Glühen gebracht, andere<br />

verlieren durch eine falsche Kombination an<br />

Wirkung.<br />

Wie sind Sie darauf gekommen, sich mit Farben<br />

auseinander zu setzen?<br />

Ich habe schon von jeher ein Gespür für Farbgestaltung.<br />

Das ist auch davon abhängig, welche<br />

Stimmungen herrschen. Damit meine ich nicht<br />

die persönliche Befindlichkeit, sondern zeitliche<br />

Stimmungsabschnitte. Meine allererste<br />

Arbeit zum Beispiel, das liegt fast zwanzig Jahre<br />

zurück, war ein Auftrag in Holland. Ich sollte<br />

alle Farben für die Innen- <strong>und</strong> Außengestaltung<br />

eines Ministeriums bestimmen. Das war eine<br />

Riesenaufgabe, <strong>und</strong> ich habe sehr viel gelernt<br />

über Farben, was geht <strong>und</strong> was nicht.<br />

Wie ist das in Ihrem Alltag? Fallen Ihnen dann<br />

permanent Farben ins Auge, etwa die einer<br />

Stadt?<br />

Immer. Ich kann keine Stadt mehr anders sehen.<br />

Das liegt auch daran, dass ich mir bestimmte<br />

Details merke, die mir gefallen oder<br />

auch nicht. Aus diesem F<strong>und</strong>us schöpfe ich<br />

neue Ideen <strong>und</strong> Anregungen. Farben spielen<br />

einfach immer eine Rolle.<br />

Und in Ihrem ganz persönlichen Zuhause?<br />

Auch. Ich habe nahezu in allen Stilen mal gewohnt,<br />

in der Gründerzeit, im 50er-Jahre-Haus,<br />

im 70er-Jahre-Haus. Jetzt wohne ich mit meiner<br />

Familie in einem selbst entworfenen Haus. Dort<br />

favorisiere ich den Minimalismus. Das heißt, ich<br />

reduziere alle Dinge auf das Wichtigste.<br />

Die Treppenhäuser im Dunckerviertel sind in<br />

ihrer Farbgestaltung außergewöhnlich. Wie<br />

entstand die Idee?<br />

Diese Gestaltung ist durchaus üblich. Große<br />

Zahlen auf dem Boden vor der Aufzugstür<br />

kennzeichnen den Flur, auf dem ich mich befinde.<br />

Für die Farbe Rot habe ich mich dort in<br />

Anlehnung des verarbeiteten Steins Porphyr<br />

entschieden, der typisch für Leipzig ist. Und<br />

dank des Geschäftsstellenleiters Herrn Hochtritt,<br />

der offen für Neues ist, zeigt auch die Sanierung<br />

der Mozart-/Simsonstraße bestimmte<br />

Farbspiele.<br />

Welche Farben wählen Sie aus?<br />

Dort, wo sich ein Haus verändert, darf man<br />

nicht nur die historischen Elemente im Auge<br />

haben, sondern muss moderne Architektur<br />

Architektin Angela Pohl. Foto: ves<br />

einbringen. Wir leben jetzt <strong>und</strong> heute, das<br />

Haus spiegelt das wider. Die städtebauliche<br />

Weiterentwicklung, das ist letztendlich unser<br />

Anspruch, sicherlich im Einklang mit den Forderungen<br />

des Denkmalschutzes.<br />

Wie kombinieren Sie die Stilelemente vergangener<br />

Zeiten mit den heutigen?<br />

Indem ich durch die Stadt gehe <strong>und</strong> mir Gebäude<br />

aus den betreffenden Jahren anschaue,<br />

fotografiere, Farbbilder entwerfe, die übrigens<br />

morgens anders wirken als beim Abendlicht.<br />

Farben vertragen kein grelles Licht.<br />

Wie gelingt es, einem grauen Treppenhaus<br />

Leben einzuhauchen?<br />

Der Eingangsbereich oder das Treppenhaus<br />

besteht aus vielen Elementen, alles im gleichen<br />

Farbton wird kaum wahrgenommen.<br />

Ich versuche diese Elemente voneinander<br />

abzusetzen, hervorzuheben oder in den Hintergr<strong>und</strong><br />

zu rücken. So bekommt ein Bereich<br />

einen Rhythmus, einen Spannungsbogen.<br />

Ein weiteres Beispiel?<br />

Ein anderes Phänomen haben <strong>Wohnungs</strong>türen.<br />

Mieter versuchen oft mit persönlichen<br />

Dingen ihren Zugang zur Wohnung aufzuwerten,<br />

ihm eine persönliche Note zu geben.<br />

In der Mozart-/Simsonstraße arbeiten wir mit<br />

einem farbigen Vlies, das die Tür optisch verbreitert,<br />

sie wirkt nicht mehr verloren in den<br />

relativ großzügigen Freiräumen in den Etagen<br />

<strong>und</strong> hat außerdem was Besonderes. Übrigens<br />

auch in Silber. Das Ganze hat auch einen praktischen<br />

Nutzen. Es schützt den Türbereich vor<br />

Abnutzungen. Farbige Paneele im Erdgeschoss<br />

spiegeln alle Farben wieder, die am <strong>und</strong> im<br />

Haus verwendet werden, wie Ocker, Gelb,<br />

Weiß, Silber, Eierschale <strong>und</strong> Rot. s<br />

Frau Pohl, vielen Dank für das Gespräch.<br />

eS f r A g t e: Ve r o N iK A Sc H L i eB e<br />

wohnzeit 5 / 2008

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