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Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...

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Hier spricht das panische Ich, dem das rationale Wissen und Beurteilungsvermögen<br />

fehlt (vgl. Bsp. 28) das "du" an (215). Tina animiert die Rede des panischen Ich<br />

durch sehr schnelles, lautes Sprechen. Durch die erhöhte Sprechgeschwindigkeit<br />

wird Hektik und Panik prosodisch inszeniert. Laute Stimme und fallende<br />

Intonationskontur kontextualisieren in Z. 215 die subjektive Gewissheit des<br />

panischen Ich zu sterben.<br />

Während in den vorherigen Beispielen "die Spaltung in zwei simultan vorhandene<br />

'Ichs' und den damit verwobenen Wirklichkeitsbereichen mittels eines inneren<br />

Dialogs überbrückt wird" (Günthner 2006: 15), hat das Ich in Beispiel 34 die<br />

Beziehung zum "Wirklichkeitsbereich des Alltags" (Günthner 2006: 15) über sein<br />

rationales Ich, verloren. Es ist <strong>der</strong> Panik schutzlos ausgeliefert, weil die<br />

Bewusstseins- und Wissenszweiheit nicht mehr kompensiert wird.<br />

In den vorliegenden Gesprächen fällt in Bezug auf die Ich-Konstruktion auf, dass<br />

alle Sprecher einen mit ihrer Panik zusammenhängenden Kontrollverlust<br />

thematisieren bzw. problematisieren und deutlich relevant setzen (vgl. Kap.6.1).<br />

Kontrollverlust und Unkontrollierbarkeit betreffen "sowohl die (äußere)<br />

angstauslösende Situation als auch die eigene Reaktion auf sie und die Angstgefühle<br />

selbst" (Deppermann 2004b).<br />

6 Das Panikkonzept<br />

Die bildhafte Sprache bietet Möglichkeiten und Wege, Formulierungs- und Vermitt-<br />

lungsprobleme im Darstellungsprozess zu überwinden. Darüber hinaus<br />

transportieren diese Bil<strong>der</strong> subjektive Theorien und Konzepte, die Aufschluss über<br />

das subjektive Erleben von Panik geben. Während es in Kap. 4.2.1 darum geht, die<br />

interaktive Funktion und die veranschaulichende Wirkung von Vergleichen zu<br />

untersuchen, interessieren nun Metaphernsysteme in <strong>der</strong> bildhaften Sprache<br />

insgesamt. Daher werden nun formale Unterscheidungen zwischen Metapher,<br />

Allegorie und Vergleich zu Gunsten einer kognitiv orientierten Betrachtungsweise 92<br />

aufgegeben und <strong>der</strong> Blick nicht nur auf einzelne, kreative son<strong>der</strong>n auch auf<br />

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