Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
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187 Pa .hh hab ich direkt natürlich ABgewimmelt;<br />
188 und gesagt-<br />
189 ,<br />
Die Diagnose tastet Pascals Identität, sein Ich an. In <strong>der</strong> Äußerung "ICH und<br />
psychisch krAnk", fungiert "und" nicht als additive Konjunktion, son<strong>der</strong>n wird<br />
adversativ verwandt. Es handelt sich um eine "Incredulity Response Construction"<br />
(Akmajian 1984; Fillmore et al. 1988: 511), bzw. einen "Mad Magazine Sentence"<br />
(Lambrecht 1990); eine emphatische Konstruktion zur Negation o<strong>der</strong> Infragestellung<br />
einer Proposition. Auch prosodisch wird markiert, dass das Leiden an einer<br />
psychischen Erkrankung nicht mit Pascals Ich-Verständnis vereinbar ist. Dieser<br />
Vorstellung verleiht Pascal an an<strong>der</strong>er Stelle mit Hilfe einer adversativen Struktur<br />
Ausdruck:<br />
Bsp. (22) Pascal (CD ab 05:58)<br />
210 Pa also jE<strong>der</strong> kann doch psychisch krAnk sein-<br />
211 aber doch nIcht <strong>der</strong> (eigener Name),<br />
212 ,<br />
In diesen <strong>bei</strong>den Beispielen wird deutlich, dass die Diagnose soziale und psychologi-<br />
sche Dimensionen für die Betroffenen hat. Sie bringt das Selbstbild <strong>der</strong> Bestroffenen<br />
ins Wanken und "psychisch krAnk" (Pascal: 189 und 210) wird offenbar mit<br />
Stigmatisierung und Diskriminierung verbunden.<br />
5.2 Die Angsterkrankung als identitätsstiftende Kategorie<br />
Die Diagnose "Angsterkrankung" muss von den <strong>Patienten</strong> in das eigene<br />
Selbstverständnis, die eigene Identitätsstruktur integriert werden <strong>–</strong> die Identität<br />
muss <strong>der</strong> Diagnose angepasst werden. Pascal meint "DIE erkenntnis" müsse man<br />
"rEInkriegen" und erkennen: "so BIN ich, es IS=n tEIl von mir" (Pascal: 1527-<br />
1533) 85 . Im Zuge diesen Erkenntnis-Prozesses wird die Diagnose bzw. die<br />
85<br />
Goffmann (1963/1967) weist in seiner Ar<strong>bei</strong>t zu "Techniken <strong>der</strong> Bewältigung beschädigter<br />
Identität" analog dazu darauf hin, dass "das stigmatisierte Individuum zu <strong>der</strong> Einstellung<br />
gelangen kann, dass es über Täuschen hinaus sein sollte, dass es wenn es sich akzeptiert<br />
und respektiert, kein Bedürfnis spüren wird, seinen Fehler zu verheimlichen. […] An dieser<br />
Stelle gehört freiwillige Enthüllung in den moralischen Werdegang, als ein Zeichen einer<br />
seiner Phasen. Es sollte hinzugefügt werden, dass diese Phase […] typischerweise als die<br />
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