Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
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443 das ich halt WIRKlich dachte ich hab irgend ne<br />
KRANKheit und STERBE;<br />
444 <br />
Das "SCHLIMMste" ist "dieses UNgewisse" (441), nicht zu wissen, was "LOS is"<br />
(442), sagt Jana. Die Sprecher verlieren das Vertrauen in die Ärzte und in sich<br />
selbst.<br />
Der erste akute Angstanfall hat weitreichende Konsequenzen: Die Folgezeit ist<br />
zumeist durch eine Vielzahl weiterer Anfälle und die Entwicklung des typischen<br />
Vermeidungsverhaltens geprägt. Diese Zeitspanne fassen die Sprecher häufig durch<br />
Raffung summarisch zusammen:<br />
Bsp. (20) Tina II (CD ab 26:58)<br />
766 Ti und SO GINGS dann,<br />
767 ich hab denn WEIter an DEM teilgenommen,<br />
768 und ÜBERall wo ich nen panikanfall hatte,<br />
769 da bin ich nich mehr REINgegangen;<br />
[…]<br />
790 Ti und so ging dit SCHRITT für SCHRITT;<br />
791 das heißt NICH mehr EINkaufen gehen,<br />
792 ,<br />
793 ,<br />
794 ,<br />
795 ,<br />
796 ,<br />
797 .<br />
798 SO und DA blieb ich.<br />
HALbes jahr lang.<br />
800 (1.25)<br />
Tina präsentiert sich selbst in <strong>der</strong> passiven Rolle als Teilnehmerin (767) an einem<br />
Leben, das mehr und mehr durch die Panik eingeschränkt wird. Die Zeit nach dem<br />
ersten Panikanfall fasst sie durch die Auflistung seiner Folgen raffend zusammen<br />
(791-797). Durch das rhetorische <strong>Verfahren</strong> <strong>der</strong> anaphorischen Listung verdeutlicht<br />
Tina die weitreichenden Folgen des ersten Anfalls, <strong>der</strong> ihr ganzes Alltagsleben<br />
durcheinan<strong>der</strong> bringt. Die Wirkung wird im vorliegenden Beispiel durch die<br />
rhytmische Intonation verstärkt. Relevanz und Ernst werden prosodisch durch<br />
leiseres und langsameres Sprechen markiert. Die untypische sechsglie<strong>der</strong>ige<br />
Struktur <strong>der</strong> Liste betont das Ausmaß und die persönliche Relevanz des<br />
Dargestellten. Tina reiht negierte Infinitivkonstruktionen aneinan<strong>der</strong> (791-795). Es<br />
sind syntaktische, wie auch prosodische Parallelismen, <strong>bei</strong> denen es sich um<br />
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