Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
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Sprecher-Ich vs. Panik-Ich<br />
Alltag vs. Panik<br />
Normalität vs. Anomalie<br />
Alltagswirklichkeit/Realität vs. Panik-Wirklichkeit<br />
Als Ergebnis lässt sich Folgendes festhalten:<br />
• Kontrastierungen dienen in Panikdarstellungen <strong>der</strong> näheren Bestimmung,<br />
Charakterisierung und Bewertung <strong>der</strong> eigenen Person, des eigenen<br />
Verhaltens o<strong>der</strong> des (Angst)Empfindens. Panik o<strong>der</strong> Paniksituationen<br />
betreffend werden diese Aspekte prinzipiell in Opposition zur "Normalität"<br />
bzw. <strong>der</strong> alltagsweltlichen Vorstellung davon päsentiert und die<br />
Panikerfahrung zur Extremerfahrung erklärt.<br />
• Die explizite Thematisierung <strong>der</strong> eigenen "Anomalie", die eine Bewertung aus<br />
<strong>der</strong> Perspektive des objektiven Beobachters darstellt, impliziert zugleich das<br />
Gegenteil: Normalität und Rationalität außerhalb des Panikempfindens. Das<br />
wird wie<strong>der</strong>um zusätzlich durch Kontrastierungen zwischen Alltag und Panik<br />
betont, die ebenfalls als oppositäre Bereiche präsentiert werden.<br />
• Die explizite Differenzierung zwischen Panik(-Ich) und Alltags(-Ich) verweist<br />
auf eine Doppelverankerung <strong>der</strong> Sprecher in unterschiedlichen Wirklichkeits-<br />
bereichen. Durch die Betonung <strong>der</strong> entsprechenden Unterschiede und<br />
Divergenzen wird diese Doppelverankerung als Verstehensgrundlage<br />
relevant gesetzt. Der Rezipient ist aufgefor<strong>der</strong>t sein Verstehen, seine<br />
Wertungen, Maßstäbe und Interpretationen an einer grundsätzlichen<br />
Unterscheidung zwischen Panik(-Ich) und Alltags(-Ich) zu orientieren.<br />
5 Identitäts-Konstruktion in Gesprächen mit<br />
Panikpatienten<br />
Es zeigt sich, dass die Informanten im Gespräch explizit auf Fragen <strong>der</strong> eigenen<br />
Identität Bezug nehmen und sie im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Erkrankung deutlich<br />
relevant setzen. In allen Gesprächen fällt eine sehr ausgeprägte Ich- o<strong>der</strong><br />
Selbstdarstellung auf.<br />
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