Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
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Empfängerin <strong>der</strong> metaphorischen Warnung präsentiert und durch das phorisch-<br />
deiktische Adverb "da" rückwirkend auch zur Protagonistin <strong>der</strong> zuvor konstruierten<br />
Situation. Es folgt ein abschließendes Fazit, das den Rückbezug des Szenarios zu <strong>der</strong><br />
Ursprungsfrage "Was ist Panik" herstellt und damit typisch für verständnissichernde<br />
Szenarios von Experten ist (vgl. Brünner/Gülich 2002: 36):<br />
755 Pa .hh und das problEm dann <strong>bei</strong> dieser KRANKhaften angst<br />
is ja dann halt,<br />
756 äh dass SOLche energIEn .hh AUCH vom körper bereit<br />
gestellt werden,<br />
757 .h aber sie kÖnnen nich-<br />
758 sie wErden nicht ↑ABgerufen;<br />
759 weil ja EIgentlich überhAUpt keine eigentliche gefahr<br />
VORliegt ne,<br />
Pascal stellt in seinem Fazit die krankhafte Angst (755) <strong>der</strong> veranschaulichten<br />
"normAlen Angst" (716) kontrastiv gegenüber und benennt die Spezifik<br />
dahingehend, dass in einer Paniksituation "überhAUpt keine eigentliche gefahr<br />
VORliegt" (759).<br />
Pascal unternimmt den Exkurs in die Medizin, bevor er selbstinitiiert eine<br />
ausgebaute Beispielerzählung von seiner schlimmsten Panikattacke anschließt<br />
(Pascal: 834-898). Damit zeigt sich, dass die medizinisch-analytische Perspektive auf<br />
die eigene Krankheit, die subjektive Darstellung lediglich vorbereitet, jedoch nicht<br />
ersetzt. Auf <strong>der</strong> Grundlage einer gemeinsamen und interaktiv etablierten<br />
Wissensbasis kann jedoch offenbar leichter eine konkrete Anfallsrekonstruktion<br />
erfolgen. Diese veranschaulicht ihrerseits die in <strong>der</strong> Expertenrolle vermittelten<br />
faktischen Informationen, indem sie ihre Spezifik und Relevanz aus <strong>der</strong> subjektiven<br />
Pespektive beleuchtet (Normativität/Objektivität vs. Subjektivität).<br />
Es zeigt sich, dass <strong>der</strong> Rekurs auf medizinisches Expertenwissen für Angstpatienten<br />
eine zusätzliche Formulierungsressource im Kontext informeller Interaktion darstellt.<br />
Die Beschreibbarkeitsproblematik ergibt sich auch aus einer Schwierigkeit, Auftreten<br />
und Enstehung <strong>der</strong> per se irrationalen Panikreaktion und Symptomatik zu erklären.<br />
Die Aufklärung des Gesprächspartners durch die Vermittlung biologischer und<br />
medizinischer Sachverhalte kann dieses Defizit aufheben und zur "Herstellung einer<br />
gemeinsamen Wissensbasis" (Brünner/Gülich 2002: 82) dienen.<br />
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