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Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...

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mögliche Situation handelt, wird durch den metadiskursiven Kommentar "sach ich<br />

mal" in Z. 144 und die Verwendung des Konjunktivs II in Z. 145 angezeigt. Thomas<br />

präsentiert die Szene zusätzlich im Präsens und markiert damit ebenfalls, dass es<br />

sich um einen imaginierten Entwurf handelt. Damit kann hier von einem Szenario,<br />

dem "verbale(n) Entwurf einer vorgestellten, kontrafaktischen Situation"<br />

(Brünner/Gülich 2002: 23) gesprochen werden 64 . Durch das als Beispiel<br />

angekündigte Szenario wird nicht wie zuvor ein weiterer problematischer Situ-<br />

ationstyp einfach benannt, son<strong>der</strong>n "durch die Angabe von konkretisierenden<br />

Details" ausgemalt (Brünner/Gülich 2002: 36). Thomas wählt eine Szene, die <strong>der</strong><br />

Alltagserfahrung zugänglich ist, und die Rezipientin signalisiert ihr Verstehen und<br />

ihre eigenen Vorstellungsaktivitäten auch in Z. 147 durch das zustimmende "oh ja".<br />

Thomas baut das Szenario daraufhin zunächst weiter aus:<br />

149 Tho ne, und dann kommse RUN↑ter ins PUBlikum-<br />

150 und holn sich die leute auf die BÜHne;<br />

151 Ju Oh ja FURCHTba(ha)r hehe-<br />

152 Tho vor SOLchen situationen;<br />

153 Ju ja<br />

154 Tho deswegen .h deswegen MEID ich so was.<br />

Thomas präsentiert die Szene weiterhin konsequent im Präsens. Weitere Details<br />

werden angeführt, die die Situation im Hotel <strong>bei</strong>m Abendprogramm<br />

veranschaulichen. Der Rückversicherungspartikel in Z. 149 markiert deutlichen<br />

Adressatenbezug. Thomas orientiert sich offenbar direkt an seiner Rezipientin, die in<br />

Z. 151 das Gelingen seiner Veranschaulichungsaktivitäten durch "oh ja<br />

FURCHTba(ha)r hehe" signalisiert. In <strong>der</strong> sich anschließenden Äußerung von<br />

Thomas " vor SOLchen situationen;" (152) ist ein deutliches Bemühen um<br />

Ernsthaftigkeit erkennbar. Prosodisch wird dies durch lauteres Sprechen und die<br />

"bestimmte" Stimmmodulation markiert. Die auffällige Akzentuierung markiert<br />

Emphase 65 und dient in Kombination mit <strong>der</strong> lexikalischen Intensivierung ("RICHtig")<br />

64 Das klassische Szenario involviert den Adressaten als Handlungsträger o<strong>der</strong> gar als<br />

Protagonisten in das imaginierte Geschehen. Auch in Panikdarstellungen wird auf diese<br />

Darstellungsform rekurriert, wie Günthner (2006) feststellt. In den von mir analysierten<br />

Gesprächen ist dies jedoch nicht immer <strong>der</strong> Fall.<br />

65 Zur prosodischen Emphasemarkierung s. Selting (1994).<br />

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