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Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...

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567 Ti dass AUF <strong>der</strong> brille OBEN,<br />

568 .h äh ein SCHILD is,<br />

569 dit RUNterklappt und it DUNkel macht.<br />

570 Ju achso<br />

571 Ti DIEset gefühl HABE ick;<br />

572 ick KANNS nich beschreiben,<br />

573 aber SO kommt mir das VOR,<br />

Tina, die hier in einem Gespräch im Februar 2004, ihren ersten Panikanfall schil<strong>der</strong>t,<br />

unterbricht die Beschreibung ihres Gefühls zunächst durch den eingeschobenen<br />

metadiskursiven Kommentar zur Unbeschreibbarkeit (563). An den folgenden<br />

Vergleich schließt sich erneut ein metadiskursiver Kommentar ("ich KANNS nich<br />

beschreiben") an, <strong>der</strong> dann aber durch die Äußerung "aber SO kommt mir das VOR"<br />

ergänzt wird. Der vorangestellte Vergleich wird also in Z. 573 dennoch als treffend<br />

gewertet.<br />

Bsp. (6) Tina II (CD ab 35:50)<br />

1034 Ti ich KANNS nich beschreiben;<br />

1035 also ich ich MACH das mal SO;<br />

1036 stEll dir das mal SO vor;<br />

1037 ich hab ne brIlle auf,<br />

1038 und auf <strong>der</strong> brIlle Oben-<br />

1039 is ein DACH;<br />

1040 Ju hmhm<br />

1041 Ti und dAnn wird es IMmer DUNkler-<br />

1042 und dann hAt man das gefÜhl als wenn dieses DACH<br />

RUNterfällt,<br />

1043 und fÄllt auf deine AUgen;<br />

1044 und dAnn wird=s dunkel.<br />

1045 dIEses gefühl is da;<br />

In dieser Sequenz nutzt Tina fast zwei Jahre später zur Beschreibung ihrer<br />

Anfallswahrnehmung exakt die gleiche Bildlichkeit: die Brille, das Dach bzw. Schild<br />

und die Dunkelheit. Dieses Bild ist offenbar Bestandteil ihrer "Formulierungsroutine"<br />

(geworden) (vgl. Gülich/Furchner 2002: 170 und Brünner/Gülich 2002: 62) und wird<br />

in Z. 1045 auch erneut für angemessen befunden. Dennoch leitet wie<strong>der</strong> ein<br />

metadiskursiver Kommentar zur Unbeschreibbarkeit die Äußerung ein.<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass metadiskursive Kommentare zur<br />

Unbeschreibbarkeit, je nachdem ob sie im Kontext von Formulierungsroutine o<strong>der</strong><br />

Formulierungsanstrengung stehen, unterschiedlich kontextualisiert werden (Gülich<br />

2005b: 228). Sie etablieren Unbeschreibbarkeit zum einen interaktiv als eine dem<br />

Panikanfall inhärente und immanente Eigenschaft und können zum an<strong>der</strong>en als<br />

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