Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
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Formen und Muster auf, die in einer zweiten Ar<strong>bei</strong>tsphase genauer in den Blick<br />
gerieten, fallübergreifend analysiert, verglichen und geprüft wurden.<br />
Die Analyse rhetorischer <strong>Verfahren</strong> in Panikdarstellungen nimmt spezifische Darstel-<br />
lungsverfahren und ihre Varianten in den Blick und untersucht anhand<br />
exemplarischer Analysen des vorliegenden Korpus, was sie im Zusammenhang <strong>der</strong><br />
Panikkommunikation leisten 51 .<br />
4.1 Panik und Unbeschreibbarkeit: Die Inszenierung von<br />
Formulierungsproblemen<br />
Bsp. (1) Tina I (CD ab 18:03)<br />
571 Ti DIEset gefühl HAbe ick;<br />
572 ick KANNS nich beschreiben,<br />
573 aber SO kommt mir das VOR,<br />
Das Erleben von Panik bedeutet eine Extremerfahrung (vgl. Günthner 2006): Der<br />
Körper zeigt alarmierende Symptome; je<strong>der</strong> Panikanfall geht mit äußerst subjektiven<br />
teilweise wi<strong>der</strong>sprüchlichen Empfindungen, Gefühlen und Gedanken einher und dies<br />
alles geschieht gleichzeitig, plötzlich und unerwartet.<br />
Ein solches Erleben zu versprachlichen und davon zu <strong>erzählen</strong>, bedeutet eine<br />
kommunikative Herausfor<strong>der</strong>ung, wenn nicht gar ein Kommunikationsproblem bis<br />
hin zu einem "Kommunikationshin<strong>der</strong>nis" (Gülich 2005b: 231). Das "hinterlässt<br />
Spuren im Äußerungsprozess" (Gülich 2005b: 223 52 ).<br />
Im Datenkorpus finden sich vielfach Hinweise auf die Beschreibbarkeitsproblematik<br />
von Panikerfahrungen 53 . Teilweise leisten die Sprecher über mehrere Sequenzen<br />
hinweg Formulierungsar<strong>bei</strong>t und zeigen sich bemüht, das offenbar nahezu<br />
Unbeschreibliche und Unerklärliche doch in Worte zu fassen. Unbeschreibbarkeit<br />
manifestiert sich implizit durch Reformulierungen, Verzögerungen, Korrekturen,<br />
51 Die einzelnen <strong>Verfahren</strong> und Strategien, die hier vorgestellt werden, weil sie im Kontext<br />
<strong>der</strong> Panikdarstellung relevant sind, werden nicht exklusiv für Panikerzählungen<br />
angenommen. Sie zeigen jedoch Tendenzen auf. Außerdem ist diese Studie nicht<br />
repräsentativ und erhebt nicht den Anspruch auf die Allgemeingültigkeit ihrer Ergebnisse.<br />
52 Das Zitat ist die Übersetzung eines Titels <strong>der</strong> französischen Zeitschrift LINX: "L’indicible et<br />
ses marques dans l’énonciation".<br />
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