Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
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ihre Wahrnehmungs- und Interaktionsmuster immer auch selbst an <strong>der</strong> (Re-) Produktion<br />
ihrer Ängste beteiligt (sind). (Egbert/Bergmann 2004: 10; kursiv im Orig.) 50<br />
Insgesamt sprechen die Ergebnisse, die die konversationsanalytische Ar<strong>bei</strong>t an<br />
umfangreichen Gesprächskorpora aus dem klinischen Kontext hervorbrachte, dafür<br />
dass die linguistische Analyse, im Zusammenhang mit Angstdarstellungen überaus<br />
gewinnbringend und erkenntnisför<strong>der</strong>nd ist:<br />
Diese ersten Ergebnisse, die noch an größeren Gruppen von <strong>Patienten</strong> überprüft und<br />
weiter differenziert werden müssen, lassen es als erfor<strong>der</strong>lich erscheinen, die kommunikative<br />
Darstellung von Angst <strong>bei</strong> Diagnose und Therapie von Anfalls- und Angsterkrankungen<br />
wesentlich stärker als bisher zu gewichten und die linguistische Analyse<br />
von Arzt-Patient-Gesprächen als notwendiges Element einer multidimensionalen Diagnostik<br />
zu konzipieren. (Angst, Anfall und Dissoziation. Abschlusstagung <strong>der</strong> ZIF: Kooperationsgruppe<br />
2004; s. Fußnote 45 dieser Ar<strong>bei</strong>t)<br />
Die Ar<strong>bei</strong>t von Günthner (2006) eröffnet eine weitere Perspektive. Sie untersucht<br />
die "Kommunikation von Angst in informellen Gesprächskontexten". Günthners<br />
Ar<strong>bei</strong>t ist da<strong>bei</strong> in größerem Ausmaß als die bisher vorgestellten, (traditionell)<br />
linguistisch ausgerichtet. Ihr dezidiertes gesprächsanalytisches Vorgehen zur<br />
Rekonstruktion <strong>der</strong> rhetorischen <strong>Verfahren</strong> in Angstdarstellungen ergänzt daher die<br />
bisher vorgestellten Ar<strong>bei</strong>ten um wesentliche Aspekte. Günthner weist u.a. auf<br />
deutliche Parallelen zur Darstellung an<strong>der</strong>er Extremerfahrungen (z.B. Nahtod) und<br />
auf die auffällige Vielfalt an Appräsentations- und Vermittlungsstrategien hin.<br />
Der folgende empirisch-analytische Teil dieser Ar<strong>bei</strong>t, schließt an die vorgestellten<br />
Untersuchungen an und soll die Erkenntnisse, die bisher gewonnen werden konnten<br />
vertiefen und erweitern. Es geht darum, wie Angstpatienten sich in <strong>der</strong> (informellen)<br />
Interaktion mitteilen, wie Panikanfälle dargestellt und konzeptualisiert werden und<br />
welche Ich-Konzepte zum Ausdruck gebracht werden.<br />
4 Rhetorische <strong>Verfahren</strong> in Panikdarstellungen<br />
In <strong>der</strong> ersten Phase <strong>der</strong> Forschungsar<strong>bei</strong>t wurde das vorliegende Material unter<br />
Verzicht auf fixe Analysekriterien und Kategorien gesichtet. Da<strong>bei</strong> fielen rekurrente<br />
50<br />
Vgl. hierzu auch die Fallanalyse von Lindemann (2005), die die Bedeutung <strong>der</strong><br />
interaktionellen Analyse für eine umfassende Phänomenologie von Angst hervorhebt.<br />
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