Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
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In dem Projekt konnten spezifische <strong>Verfahren</strong> zur Kommunikation von Panik<br />
erar<strong>bei</strong>tet werden, die sich von den Darstellungen "normaler Angst" o<strong>der</strong><br />
epileptischer Angstauren unterscheiden. Generell zeigten sich eine<br />
"Entsubjektivierung des Berichts", "Steigerungsformen und Extremformulierungen",<br />
die "Kumulation von berichteten situativen Details" und <strong>der</strong> Rückgriff auf<br />
"vorgeformte Ausdrücke" (Zwischenbericht 2004; s. Fußnote 45 dieser Ar<strong>bei</strong>t).<br />
Außerdem konnte festgestellt werden, dass Angstpatienten (vgl. zum Folgenden<br />
Gülich/Schöndienst/Wörmann 2005)<br />
• Angsterzählungen häufig selbstinitiiert anbringen und kaum Schwierigkeiten<br />
da<strong>bei</strong> haben, die eigene Panik zu thematisieren. Sie neigen in <strong>der</strong><br />
Darstellung zu Relevanzhochstufungen 48 ;<br />
• kaum explizit zwischen Panik und Alltagsängsten differenzieren ("they describe<br />
episodes in which there is a gradual transition between both") 49 ;<br />
• ihre Panik als objektbezogene, gerichtete Angst konzeptualisieren;<br />
• zur Beschreibung ihrer Angst häufig vorgeformte Ausdrücke nutzen;<br />
• zur Listenbildung von Ängsten und angstbesetzten Situationen neigen;<br />
• den Gegensatz von Hilflosigkeit im Panikanfall einerseits und alltäglicher<br />
Souveränität/Autonomie betonen.<br />
Außerdem stellte sich in Interaktionsanalysen heraus, wie sich Ängste und<br />
Angsterleben in Paradoxien <strong>der</strong> interaktionalen Handlungsweise manifestieren und<br />
verfestigen, und Angstpatienten<br />
durch ihre subjektive Wahrnehmung und ihr Interaktionsverhalten selbst einen zentralen<br />
Beitrag zur Erhaltung ihrer angsterfüllten Lebenssituation leisten […] und […] über<br />
angststörungsspezifische Diskursmuster identifizieren und ggf. differentialdiagnostisch<br />
nutzen?') über ein hirn- (patho-) funktionelles Interesse ('Lassen sich bestimmte Formen <strong>der</strong><br />
Vergegenwärtigung von Angstaktivierungen bestimmten Hirnarealen zuordnen?'), bis hin zu<br />
einem klinisch-therapeutischen Anliegen ('Lassen sich aus <strong>der</strong> Art und Weise, wie <strong>Patienten</strong><br />
ihre Ängste kommunizieren, Ansätze ableiten für differentielle therapeutische <strong>Verfahren</strong>?')."<br />
48<br />
Zu Relevanzmarkierungen in Angstdarstellung vgl. auch Sator (2005).<br />
49<br />
Zu Methoden <strong>der</strong> Differenzierung von Angstformen im Gespräch vgl. Gülich/Couper-<br />
Kuhlen (2005) und Schwabe (2005 und 2004: 257-288), die sich mit subjektiven<br />
Differenzierungen anfallskranker Kin<strong>der</strong> beschäftigt.<br />
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