08.12.2012 Aufrufe

Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...

Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...

Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gespräche zwischen Arzt und Patient wichtige Grundlagen <strong>der</strong> Anamnese, <strong>der</strong><br />

Diagnosestellung und <strong>der</strong> weiteren Behandlung 39 . Ärzte vermitteln in <strong>der</strong> Arzt-<br />

<strong>Patienten</strong>-Kommunikation beratend, aufklärend o<strong>der</strong> versorgend ihr medizinisches<br />

Fachwissen an die <strong>Patienten</strong>, so dass <strong>bei</strong> diesem Kommunikationstyp von einer<br />

"naturgemäßen Asymmetrie" (Pichowiak 1983: 678) zwischen den Interaktanten<br />

gesprochen wird. Umgekehrt entwickeln und vermitteln aber auch die <strong>Patienten</strong> ein<br />

bestimmtes fachliches Wissen über ihre Erkrankung sowie "subjektive<br />

Krankheitstheorien", also<br />

ein System krankheitsbezogener Vorstellungen, Überzeugungen und Bewertungen.<br />

[…] Kernstücke des Konzepts sind Vorstellungen über die Verursachung einer Krankheit<br />

und über die Beeinflussbarkeit. (Wüstner 2001: 309) 40<br />

Mit den unterschiedlichen Bereichen, die Gesundheitskommunikation 41 umfasst, sind<br />

also ebenso spezifische Handlungsziele, Kommunikationsaufgaben und Lösungsver-<br />

fahren verbunden. Aus gesprächsanalytischer Perspektive lässt sich daher fragen,<br />

wie solche Mittel und <strong>Verfahren</strong> eingesetzt werden, welchen Zwecken sie im Einzelnen<br />

dienen, was sie für die Gesprächspartner in bestimmten Zusammenhängen leisten und<br />

was sie zum Verstehen von Krankheit <strong>bei</strong>tragen […]. (Brünner/Gülich 2002: 8)<br />

Linguistische Ar<strong>bei</strong>ten zur Gesundheitskommunikation sind idealerweise<br />

anwendungsorientiert und interdisziplinär ausgerichtet. Gesprächsanalytische<br />

Ar<strong>bei</strong>ten können spezifische Probleme, <strong>Verfahren</strong> und Zwecke in <strong>der</strong> Kommunikation<br />

zwischen Arzt/Therapeut und Patient untersuchen und gegebenenfalls<br />

Optimierungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Experten-Laien-Kommunikation erar<strong>bei</strong>ten 42 . Ebenso<br />

39<br />

Für einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Gesprächstypen in <strong>der</strong> Medizin<br />

s. Löning (2001).<br />

40<br />

Die Relevanz "subjektiver Theorien" für die ärztliche Praxis weist z.B. Flick (1998) nach.<br />

Birkner (2005) setzt sich aus einer gesprächsanalytischen Perspektive mit <strong>der</strong> interaktiven<br />

Bear<strong>bei</strong>tung und Aushandlung "subjektive Krankheitstheorien" und ihrer Typisierung<br />

auseinan<strong>der</strong>.<br />

41<br />

In dieser Ar<strong>bei</strong>t geht es nicht um Gespräche im medizinisch-institutionellen Kontext. Ich<br />

verwende daher den Begriff "Gesundheitskommunikation" (vs. Arzt-<strong>Patienten</strong>-<br />

Kommunikation o.ä.), weil er die o.g. Vielfalt reflektiert und außerdem anwendungs- bzw.<br />

optimierungsorientiert konnotiert ist (vs. Kommunikation über Krankheit).<br />

42<br />

Exemplarisch sei auf die Ar<strong>bei</strong>ten von Lörcher (1983) sowie die Aufsatzsammlung<br />

Ehlich/Koerfer/Red<strong>der</strong> (1990) verwiesen. Zu Veranschaulichungsverfahren in <strong>der</strong> Experten-<br />

Laien-Kommunikation s. Brünner/Gülich (2002).<br />

32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!