Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
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Das Erleben von Angst gehört zum Wesen des Menschen <strong>–</strong> je<strong>der</strong> Mensch kennt das<br />
Gefühl von Angst. (Hippius 1999: Vorwort)<br />
In ihrer uns geläufigen Ausprägung hat Angst sogar eine lebensnotwendige und<br />
überlebenssichernde Funktion. Sie stellt "eine elementare, zum Überleben<br />
notwendige Alarmreaktion" dar (Strian 2003: 7), die den Körper in eine Art<br />
Aktionsbereitschaft versetzt, seine Reaktionsgeschwindigkeit steigert und den<br />
schnellen, weil automatischen Ablauf von Handlungen ermöglicht (vgl. Morschitzky<br />
1998: 1). Durch die Angstreaktion kann also eine reale Bedrohung als solche<br />
erkannt und schnelles Handeln ermöglicht werden.<br />
In an<strong>der</strong>en Kontexten steht das Empfinden von Angst sogar im Zusammenhang mit<br />
Lust und Nervenkitzel. Das Lesen eines Krimis etwa o<strong>der</strong> die Fahrt in einer<br />
Achterbahn rufen "eine Art Lustspannung" (Schmidt-Traub 2005: 6) hervor, die auf<br />
die Empfindung von "Angst in mildem Ausmaß" (Schmidt-Traub 2005: 6)<br />
zurückgeht.<br />
Pathologische Angst hingegen ist eine "eskalierte, verselbstständigte" Angst (Strian<br />
2003: 9) 23 . Sie steht "entwe<strong>der</strong> in Diskrepanz zur aktuellen Bedrohungssituation<br />
o<strong>der</strong> (tritt) überhaupt losgelöst von äußeren Bedingungen" auf und unterscheidet<br />
sich "durch ihre Intensität, Dauer und 'Unangemessenheit' zum situativen Kontext"<br />
von normaler Angst (Strian 2003: 10).<br />
In internationalem Konsens werden <strong>der</strong>zeit sieben Angststörungen diagnostiziert<br />
(vgl. Schmidt-Traub 2005: 12). Zu den häufigsten zählen spezifische Phobien, die<br />
soziale Phobie und <strong>Agoraphobie</strong>.<br />
In dieser Ar<strong>bei</strong>t werden Gespräche mit <strong>Agoraphobie</strong>-<strong>Patienten</strong> untersucht.<br />
<strong>Agoraphobie</strong> bezeichnet eine<br />
relativ gut definierte Gruppe von Phobien, mit Befürchtungen das Haus zu verlassen,<br />
Geschäfte zu betreten, in Menschenmengen und auf öffentlichen Plätzen zu sein, alleine<br />
mit Bahn, Bus o<strong>der</strong> Flugzeug zu reisen. Eine Panikstörung kommt als häufiges<br />
Merkmal <strong>bei</strong> gegenwärtigen o<strong>der</strong> zurückliegenden Episoden vor. Depressive und<br />
zwanghafte Symptome sowie soziale Phobien sind als zusätzliche Merkmale gleichfalls<br />
häufig vorhanden. Die Vermeidung <strong>der</strong> phobischen Situation steht oft im Vor<strong>der</strong>grund,<br />
23<br />
Meine Ausführungen müssen sich hier auf wesentliche und relevante Grundlagen<br />
beschränken. Eine ausführlichere Bear<strong>bei</strong>tung <strong>der</strong> Thematik Angst und Angsterkrankung<br />
leistet z.B. Strian (2003). Zur Einführung eignet sich z.B. Schmidt-Traub (2005).<br />
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