Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2.4 Datenkorpus<br />
Das Datenkorpus besteht aus den Aufnahmen von fünf Telefongesprächen 19 <strong>–</strong><br />
(modifizierten) narrativen Interviews <strong>–</strong> zwischen <strong>der</strong> Autorin und den <strong>Agoraphobie</strong>-<br />
<strong>Patienten</strong> Thomas, Tina, Jana und Pascal. Die Namen <strong>der</strong> <strong>Patienten</strong> 20 sowie<br />
persönliche Angaben (Wohnort etc.) wurden in den Transkripten anonymisiert.<br />
Die durchschnittlich einstündigen Gespräche wurden im Zeitraum 2004 bis 2006<br />
aufgezeichnet. Mit Tina wurde fast zwei Jahre nach <strong>der</strong> ersten Aufnahme ein<br />
zweites Gespräch geführt und ebenfalls aufgenommen 21 .<br />
Die Gespräche entstammen keinem institutionellen Kontext. Die Kontakte kamen<br />
über Internetforen für Angstpatienten zustande, in denen gezielt nach <strong>Agoraphobie</strong>-<br />
<strong>Patienten</strong> gesucht wurde, die zu einem längeren Gespräch bereit waren. Thomas,<br />
Tina, Jana und Pascal stimmten einem solchen Gespräch sowie seiner Aufzeichnung<br />
zu. Es handelt sich nicht um Erstgespräche. Alle Sprecher wurden in Vorgesprächen<br />
vorbereitet und über die inhaltliche Ausrichtung <strong>der</strong> Gespräche aufgeklärt. In vielen<br />
Fällen entstand ein beson<strong>der</strong>es Vertrauensverhältnis, das die Kommunikationsform<br />
prägte und u.a. die "Du"-Anrede erklärt.<br />
In dieser Studie sind verschiedene Altergruppen und unterschiedliche Krankheitsver-<br />
läufe von jeweils <strong>bei</strong>den Geschlechtern vertreten 22 :<br />
Diagnose <strong>Agoraphobie</strong>,<br />
Sozialphobie<br />
Thomas Tina I Tina II Jana Pascal<br />
<strong>Agoraphobie</strong> Agoraph<br />
o-bie,<br />
Zwangshandlungen<br />
<strong>Agoraphobie</strong>,<br />
(Herzphobie)<br />
19<br />
Zugegebenermaßen ist die Kommunikation von Panik, sowie von Emotionen insgesamt<br />
eine "holistische" Angelegenheit, in <strong>der</strong> auch gestische und mimische Aspekte relevant sind.<br />
Diese können hier auf Grund <strong>der</strong> telefonischen Datengrundlage nicht berücksichtigt werden.<br />
Den Sprechern stehen in <strong>der</strong> telefonischen Kommunikationssituation we<strong>der</strong> gestische, noch<br />
mimische Ressourcen zur Verfügung. Sie sehen sich allein auf ihre sprachlichen und<br />
erzählerischen Kompetenzen zurückgeworfen, so dass die Rekonstruktion und Analyse <strong>der</strong><br />
sprachlichen <strong>Verfahren</strong> in Panikdarstellungen hier beson<strong>der</strong>e Ergiebigkeit verspricht.<br />
20<br />
Eine Ausnahme stellt Tina dar, <strong>der</strong>en namentliche Nennung vereinbart wurde.<br />
21<br />
Die Daten aus dem Jahre 2004 wurden im Rahmen eines Seminars zu dem Thema<br />
"Sprache und Emotion" erhoben und stellten die Grundlage für eine Hausar<strong>bei</strong>t dar.<br />
22<br />
Angaben zur Diagnose, sowie zu Krankheits- und Therapieverläufen entnehme ich<br />
ausschließlich den Aussagen <strong>der</strong> Befragten. Alle Angaben beziehen sich auf den Zeitpunkt<br />
des Gesprächs. Altersangaben werden auf Wunsch einiger Personen nicht gemacht.<br />
19