Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
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Narrative Interviews stehen in <strong>der</strong> Sozialforschung häufig im Kontext <strong>der</strong> Biografie-<br />
forschung und stellen hier vor allem die empirische Grundlage zur "Rekonstruktion<br />
narrativer Identität" dar (vgl. Lucius-Hoene/Deppermann 2004).<br />
Die beson<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> Interviewführung sieht die Elizitierung einer<br />
Stegreiferzählung durch eine erzählgenerierende Eröffnungsfrage vor (vgl. Hopf<br />
2004: 355f.). Auf die autonom entwickelte Erzählung durch den Befragten folgt ein<br />
"Nachfragen-Teil" durch den Interviewer (Hopf 2004: 355f.).<br />
Die vorliegende Ar<strong>bei</strong>t orientierte sich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Datenerhebung an dieser Technik: Die<br />
freie und zurückhaltende Form <strong>der</strong> Interviewführung wurde <strong>bei</strong>behalten, sah jedoch<br />
die (narrative) Bear<strong>bei</strong>tungen einer bestimmten Thematik vor. Ziel <strong>der</strong><br />
Gesprächsführung war die Elizitierung von Erzählungen, die die <strong>Agoraphobie</strong> <strong>der</strong><br />
Sprecher, etwaige Panikanfälle und damit verbundene Erlebnisse thematisieren und<br />
narrativ bear<strong>bei</strong>ten.<br />
Da<strong>bei</strong> erwies sich stellenweise die Orientierung an einem flexibel eingesetzen Ge-<br />
sprächsleitfaden als nützlich. So konnten Fragen nach dem ersten, letzten o<strong>der</strong><br />
schlimmsten Panikanfall den Interviewten Orientierungshilfen bieten.<br />
Damit handelt es sich damit nicht um narrative Interviews im klassischen Sinne.<br />
Vielmehr wurde eine Gesprächssituation angestrebt, die die narrative Bear<strong>bei</strong>tung<br />
und Rekonstruktion von Angst und Panik för<strong>der</strong>n sollte. Dazu wurden in Anlehnung<br />
an die Technik narrativer Interviews möglichst günstige<br />
Kommunikationsbedingungen geschaffen, die sich sowohl auf den Erzähler, als auch<br />
auf die Erkenntnisoptionen positiv auswirken: Den Informanten galt jeweils das<br />
vornehmliche Re<strong>der</strong>echt. Sie bestimmten den Gesprächsverlauf maßgeblich und<br />
konnten Erzählungen ungehin<strong>der</strong>t und frei entfalten. Abgesehen von diversen<br />
Vorgesprächen waren sich die <strong>bei</strong>den Interaktanten fremd und es gab grundsätzlich<br />
keine zeitlichen Beschränkungen o<strong>der</strong> Vorgaben. Das regte die Vollständigkeit <strong>der</strong><br />
Darstellungen und die Kohärenzherstellung an. Alle Gespräche wurden am Telefon<br />
geführt, so dass die Erzähler ihre Anonymität gewahrt sehen konnten, was in<br />
Hinsicht auf die hier behandelte Thematik entscheidend ist.<br />
So entstand das Gesprächskorpus, das die Datenbasis für die hier angestrebte<br />
Analyse von Panikdarstellungen darstellt.<br />
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